| Titel: | Ueber die Theorie der einfach wirkenden Cornwall'schen Dampfmaschinen, die Bedingungen, unter welchen sie den größten Nuzeffect liefern, und die Anwendung dieser Theorie; von de Pambour. | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. CVII., S. 402 | 
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                        CVII.
                        Ueber die Theorie der einfach wirkenden
                           								Cornwall'schen Dampfmaschinen, die Bedingungen, unter welchen sie den groͤßten
                           								Nuzeffect liefern, und die Anwendung dieser Theorie; von de Pambour.
                        Aus den Comptes rendus, Dec. 1842, Nr. 26; Jan. 1843, Nr.
                              									2, 3 u. 4.
                        de Pambour, uͤber die Theorie der einfachwirkenden
                           								Cornwall'schen Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           In einem der (Pariser) Akademie der Wissenschaften am 24. Dec. 1838 überreichten
                              									Aufsaze und später in der ersten Auflage meiner Theorie der Dampfmaschine habe ich
                              									den Grund zu einer Theorie der einfach wirkenden Cornwall'schen MaschineUeber ihre Construction findet man das Nähere im polytechn. Journal Bd. LXXXV. S. 81. A. d. R. zu legen versucht. Neue Untersuchungen über diese Frage führten mich zu
                              									weiteren Resultaten, die ich in Folgendem darlegen werde.
                           Es ist bekannt, daß bei den einfach wirkenden Cornwall'schen Maschinen der Dampf
                              									zuerst über den Kolben tritt, während unter demselben das Vacuum bewerkstelligt
                              									wird, d.h. während der untere Theil des Cylinders mit dem Condensator in
                              									Communication steht. Der Dampf beginnt nun den Kolben niederzudrüken, indem er
                              									zugleich ein bedeutendes, am entgegengesezten Ende des Balanciers angebrachtes
                              									Gegengewicht in die Höhe hebt. Nachdem der Dampf eine gewisse Zeit lang in den
                              									Cylinder eingeströmt ist, schließt sich das Einlaßventil, und der Kolben sezt jezt
                              									seine Bewegung nur noch in Folge der Expansion des in dem Cylinder abgesperrten
                              									Dampfes fort, und zwar mit abnehmender Geschwindigkeit. Sobald er sich dem Ende
                              									seines Hubes nähert, wird der Condensator abgesperrt und das sogenannte
                              									Gleichgewichtsventil mit beiden durch den Kolben getrennten Theilen des Cylinders in
                              									Verbindung gesezt. Der Dampf verbreitet sich nun über und unter dem Kolben und drükt
                              									folglich auf dessen beide Flächen gleich stark. Von diesem Momente an ist die
                              									bewegende Kraft wirkungslos, und da das vorher durch den Dampfdruk gehobene
                              									Gegengewicht fortwährend den gleichen Widerstand darbietet, so folgt, daß der Kolben
                              									schnell, aber ohne Stoß, in Stillstand gebracht wird.
                           Jezt beginnt der rükgängige oder aufsteigende Hub. Nachdem der Dampfdruk über dem
                              									Kolben ganz aufgehört hat, sinkt das am Ende des Balanciers angebrachte Gegengewicht wieder herab,
                              									zieht dadurch den Kolben in die Höhe und sezt zugleich die zur Entwässerung des
                              									Schachtes dienlichen Drukpumpen in Thätigkeit. Wenn der Kolben bald am Ende seines
                              									Hubes angelangt ist, so schließt sich das Gleichgewichtsventil, und der somit auf
                              									den oberen Theil des Cylinders beschränkte Dampf wird mehr und mehr comprimirt, bis
                              									der Kolben still steht. Aber auch bei dieser Wirkung ist weder ein Stoß noch ein
                              									Kraftverlust bemerkbar, weil der auf diese Weise comprimirte Dampf, indem er sich
                              									mit dem aus dem Kessel nachströmenden Dampfe vereinigt, zu dem nun wieder abwärts
                              									erfolgenden Hube selbst beiträgt.
                           Aus dieser Erläuterung läßt sich abnehmen, daß die in Rede stehenden Maschinen in
                              									ihrer Bewegung drei wesentlichen Bedingungen unterworfen sind, von denen die beiden
                              									ersten darin bestehen, daß der Kolben am Ende eines jeden Hubes ohne Verlust an
                              									lebendiger Kraft in Ruhe kommt, und daß die Momente der Kraft und des Widerstandes
                              									bei jedem Kolbenhube unter sich gleich sind; die dritte darin, daß die Wassermasse,
                              									welche dem in dem Cylinder verbrauchten Dampf entspricht, der in dem Dampfkessel
                              									verdampften Wassermasse gleich ist. Nach Voranschikung dieser drei wesentlichen
                              									Punkte wollen wir jezt die zur Bestimmung des Effectes oder der Verhältnisse dieser
                              									Maschinen geeigneten Gleichungen entwikeln.
                           Um mit der abwärtsgehenden Kolbenbewegung zu beginnen, werden wir die erste gesuchte
                              									Relation zwischen den gegebenen und unbekannten Größen des Problems ermitteln, indem
                              									wir festsezen, daß während dieser Bewegung die durch die Kraft und den Widerstand
                              									entwikelten Arbeitsgrößen unter sich gleich sind.
                           Es bezeichne demnach P den absoluten Druk des Dampfes in
                              									dem Dampfkessel, P' den absoluten mittleren und
                              									unbekannten Druk des Dampfes während seines Einströmens in den Cylinder; a den Querschnitt des Cylinders, l die Länge des Kolbenhubes; l' denjenigen
                              									Theil des Kolbenhubes, welchen der Kolben in dem Momente zurüklegt, wo der
                              									Dampfzutritt abgesperrt wird; c den freien Cylinderraum,
                              									welchen der Kolben nicht durchläuft, der aber bei jedem Spiele nothwendig mit Dampf
                              									sich füllt. Man denke sich den Kolben in dem Momente, wo er irgend einen Theil λ seines Hubes durchlaufen hat, nehme an, der
                              									Dampf habe während seiner Expansion irgend eine Spannung ῶ erlangt, und durchlaufe nun noch ein Raumelement dλ, so wird der während dieser Bewegung
                              									hervorgebrachte Effect ῶadλ seyn; zugleich
                              									wird aber auch das von dem Dampfe vor seiner Expansion eingenommene Volumen a (l' + c) in a (λ + c) übergegangen seyn. Oder wenn, dem allgemeinen Geseze
                              									zufolge, welches ich in
                              									einer früheren Abhandlung (Comptes rendus vom 22. Jan.,
                              									26. März und 19. Nov. 1838) dargelegt habe, ein und dasselbe Volumen Wasser S sich in der Maschine zuerst in Dampf von der Spannung
                              										P', darauf in solchen von der Spannung ῶ verwandelt, so sind beide auf einander folgende
                              									Dampfvolumina beziehungsweise durch die Ausdrüke
                           mS/(n + P') und mS/(n + ῶ)
                           dargestellt, worin m und n Constanten sind, deren Werth ich zwar unter einer
                              									verschiedenen Form entwikelt habe, aber unter einer Form, die sich leicht auf die
                              									gegenwärtige zurükführen läßt. Berüksichtigt man also, daß hier die respectiven
                              									Volumina einerseits a (l' +
                                 										c), andererseits a (λ + c) sind, so erhält man
                           a (l' + c) = mS/(n + P') und a (λ + c) = mS/(n + ῶ)
                           Dividirt man beide Gleichungen durch einander, so ergibt sich zwischen den
                              									successiven Spannungen P' und ῶ einer und derselben Dampfmenge die Relation
                           (c)     ῶ = (n + P') (l' + c)/(λ + c) – n.
                           Würde man n = 0 sezen, so ginge
                              									unter Anwendung des Mariotte'schen Gesezes auf die Dämpfe, dieser Ausdruk in die
                              									gewöhnlich aufgestellte Relation
                           ῶ = P' (l' + c)/(λ + c)
                           über, welche andeutet daß sich die Spannungen umgekehrt wie
                              									die Dampfvolumina verhalten.
                           Multiplicirt man nun beide Ausdrüke der Gleichung (c) mit
                              										adλ und integrirt dieselbe zwischen den
                              									Gränzen l' und l, so ergibt
                              									sich als Totaleffect des Dampfes vom Momente seiner Absperrung an bis zum Ende des
                              									Hubes
                           a (l' +
                              										c) (n + P') log (l + c)/(l' + c) – na (l – l');
                           und wenn man P' al für die Arbeit
                              									des Dampfes vor seiner Expansion hinzufügt, so erhält man den Totaleffect des
                              									Dampfes während des ganzen Kolbenhubes
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 403
                              
                           Auf der anderen Seite besteht der Widerstand der Maschine
                              									während dieses Kolbenlaufes aus dem Gegengewichte π, dem in Betracht der
                              									unvollkommenen Dampfcondensation stattfindenden Druk p
                              									unter dem Kolben, der Ladung ϱ der Saugpumpe,
                              									welche das Wasser aus der Tiefe des Schachtes in das Reservoir der Drukpumpe hebt, aus der Reibung f' der während dieses Laufs nicht belasteten Maschine
                              									und endlich aus dem Antheile δ(ρ + Π), welcher dieser Reibung vermöge des
                              									Gegengewichts und der Saugpumpe noch zukommt. Hienach gestaltet sich die Größe des
                              									Widerstandes
                           Πal + pal + ρal + f'al + δ (ρ + Π) al.
                           Man erhält somit, indem man der Vereinfachung wegen
                           k' = l'/(l' + c) + log (l + c)/(l' + c)
                           sezt, als die erste gesuchte Relation, welche die
                              									Arbeitsgleichheit der Kraft und des Widerstandes ausdrükt, für diese
                              									Kolbenbewegung
                           k'a (l' + c)(n + P') – nal = [(1 + δ)(ρ +
                                 										Π) + p + f'.] al,
                           und hieraus
                           (A)
                              										    n + P' = l/(l' + c) . 1/k' [(1 + δ) (ρ + Π) + n +
                              										p + f'.].
                           Diese Gleichung drükt die Arbeit des abwärtsgehenden
                              									Kolbenlaufes aus. Beim aufwärtsgehenden Kolbenhube bildet das Gegengewicht der
                              									Maschine die Triebkraft, und der Widerstand ist zusammengesezt aus der Ladung ϱ'' der Drukpumpe, welche wir, wie alle anderen
                              									in den Gleichungen enthaltenen Kräfte, auf die Einheit der Fläche und
                              									Geschwindigkeit des Dampfkolbens beziehen, aus der Reibung f'' der bei diesem Kolbengange nicht belasteten Maschine und endlich aus
                              									dem Druk des nach Absperrung des Gleichgewichtsventiles über dem Kolben comprimirten
                              									Dampfes. Wir lassen den auf die Ladung ϱ''
                              									kommenden Theil der Reibung unberüksichtigt, indem die Pumpe ohne
                              									Zwischenmechanismus direct durch den Fall des Gegengewichts in Gang gesezt wird. Was
                              									die der Compression des Dampfes zuzuschreibende Arbeit betrifft, so gilt für
                              									dieselbe, indem man den von dem Kolben im Momente der Absperrung des
                              									Gleichgewichtsventils durchlaufenen Theil des aufwärtsgehenden Hubes mit l'' bezeichnet und der Vereinfachung wegen
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 404
                              
                           sezt, der Ausdruk
                           k''al (n + P') (l' + c)/l,
                           wie man denselben auch in der ersten Ausgabe meiner Theorie
                              									der Dampfmaschine S. 291–294 entwikelt findet.
                           Aus der Bedingung der Arbeitsgleichheit zwischen Kraft und Widerstand während dieses
                              									Kolbenganges ergibt sich nun die Gleichung
                           
                           k''al (n + P') (l' + c)/l + ρ''al + f''al = Πal,
                           welche sofort die zweite gesuchte Relation liefert.
                           (B)
                              										    n + P' = l/(l' + c) . 1/K'' (Π – ρ'' – f'').
                           Um endlich die dritte Relation zu erhalten, welche die Gleichheit zwischen der
                              									Consumtion und Production des Dampfes ausdrükt, ist zu berüksichtigen, daß bei jedem
                              									Kolbenhube nur derjenige Dampf, welcher während des Rükganges unter den Kolben
                              									getreten ist, verwendet wird. Während das Gleichgewichtsventil offen bleibt, sind
                              									beide Theile des Cylinders mit demjenigen Dampf erfüllt, welcher beim
                              									vorhergehenden, abwärts gerichteten Kolbenlauf expandirt wurde. Dieser Dampf hatte
                              									in dem Momente seines Eintritts in den Cylinder die Spannung P' und nahm die Länge l' + c des Cylinders ein. In diesem Momente breitet er sich
                              									in dem ganzen Cylinderraum aus, die beiden freien, von dem Kolben nicht
                              									durchlaufenen Räume mit inbegriffen. Sonach gestaltet sich, obiger Relation (c) gemäß, welche zwischen den Volumen und den Spannungen
                              									eines und desselben Dampfgewichts während seiner Thätigkeit in der Maschine erwiesen
                              									wurde, der Dampfdruk nach seiner Ausbreitung in beiden Theilen des Cylinders
                           ῶ₁ = (n + P') (l' + c)/(l + 2c) – n.
                           Außerdem ist das Volumen des bei jedem doppelten Kolbenhube
                              									condensirten Dampfes a (l''
                              									+ c); wenn daher M doppelte
                              									Kolbenhube in der Minute erfolgen, so wird das in der Minute verbrauchte
                              									Dampfvolumen Ma (l'' + c) seyn. Bezeichnet man nun die Geschwindigkeit des
                              									Kolbens in der Minute mit v und rechnet, wie dieß üblich
                              									ist, nur seine nüzlichen Gänge, so erhält man v = Ml.
                              									Demnach ist das durch den Cylinder consumirte Dampfvolumen
                           av (l'' + c)/l
                              								
                           Bezeichnet man ferner das in dem Dampfkessel per Minute verdampfte Wasservolumen mit S, so findet man das aus der Ausdehnung des Dampfes
                              									unter der Spannung ῶ₁ resultirende
                              									Dampfvolumen, gemäß der oben erwähnten allgemeinen Relation zwischen den Volumen und
                              									Spannungen des Dampfes
                           mS/(n +
                                 									ῶ₁)
                           Da nun die Consumtion des Cylinders der Production des
                              									Dampfkessels gleich ist, so erhält man die Gleichung
                           
                           av (l'' +
                                 										c)/l = mS/(n + ῶ₁)
                           Sezt man für ῶ₁ den
                              									oben gefundenen Werth in diese Gleichung, so ergibt sich als dritte gesuchte
                              									Relation
                           (C)
                              										    n + P' = m (l + 2c)/(l'' + c) . l/(l' + c) . S/av.
                           Die Elimination von P' aus den beiden Gleichungen (A) und (C), dann auch aus
                              									den Gleichungen (B) und (C)
                              									führt zunächst auf die beiden Gleichungen
                           1/k' [n +
                              										p + f' + (1 + δ) (ρ + Π)] = m (l + 2c)/(l'' + c) . S/av,
                           1/k'' [Π – ρ'' – f''] = m (l + 2c)/(l'' + c) . S/av.
                           Eliminirt man endlich π aus diesen Gleichungen,
                              									sezt ρ + ρ'' = r, weil die Totalladung
                              									oder das Totalquantum des durch die Maschine gehobenen Wassers gleich ist ρ + ρ'' oder
                              									der Summe der bei dem einen oder dem anderen Kolbengange gehobenen Wassermengen, und
                              									löst die Gleichungen nach den verschiedenen unbekannten Größen des Problems auf, so
                              									gelangt man zu folgenden Gleichungen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 406
                              
                           Diese Gleichungen enthalten die Auflösung sämmtlicher
                              									Probleme, welche diese Maschinen darbieten.
                           ––––––––––
                           Die im Vorhergehenden entwikelten Formeln geben ein Mittel an die Hand, die
                              									Geschwindigkeit, die Ladung, die Verdampfung und den Nuzeffect einer einfach
                              									wirkenden Cornwall'schen Dampfmaschine, deren sämmtliche verschiedene gegebene
                              									Größen bekannt sind, zu berechnen. Allein unter diesen gegebenen Größen gibt es
                              									zweierlei Gattungen: die einen sind unveränderlich oder vom Maschinenwärter
                              									unabhängig, z.B. der Durchmesser des Cylinders, der Kolbenhub, die Reibung der
                              									Maschine, die Spannung des Dampfes in dem Dampfkessel, der Dampfdruk in dem
                              									Condensator und der oben erwähnte freie Raum (la
                                 										liberté) im Cylinder; die anderen dagegen sind vom Willen des
                              									Maschinenwärters abhängig und zwischen gewissen Gränzen veränderlich, nämlich die
                              									Verdampfung, die Belastung des Kolbens, die Geschwindigkeit der Bewegung, derjenige
                              									Theil des Hubes, welchen der Kolben während der Oeffnung des Gleichgewichtsventils
                              									zurüklegt, derjenige Theil des Hubes, welchen der Kolben während der Oeffnung des
                              									Einströmungsventils durchläuft, und endlich das Gegengewicht der Maschine. Ein für
                              									die Anwendung dieser Maschinen sehr wichtiges, bis jezt noch nicht gelöstes Problem
                              									besteht darin, unter allen Werthen, die man den genannten veränderlichen Größen
                              									beilegen kann, diejenigen zu ermitteln, welche der Maschine für eine gegebene
                              									Verdampfung und folglich auch für eine gegebene Brennmaterial-Consumtion das
                              									Maximum des Nuzeffects ertheilen. Mit dieser Aufgabe beschäftigt sich nachstehende
                              									analytische Untersuchung.
                           Unter den fünf in gewissen Gränzen veränderlichen Größen, welche wir außer der
                              									Verdampfung – denn diese ist als gegeben angenommen – bezeichnet
                              									haben, gibt es zwei, nämlich die Geschwindigkeit und das Gegengewicht, welche nicht
                              									willkürlich sind.
                           Wir werden in der That unten sehen, daß die Bedingung, welche die Belastung der
                              									Maschine zur Hervorbringung des Maximums des Nuzeffects festsezt, eben so auch die
                              									correspondirende Geschwindigkeit bestimmt, und daß es sich mit dem Gegengewichte
                              									beziehungsweise während der Dampfeinströmung eben so verhält. Es gibt daher in der
                              									Wirklichkeit nur drei gegebene willkürliche und unabhängige Größen, nämlich die
                              									Ladung, der Kolbengang während des Gleichgewichts und der Kolbengang während der
                              									Dampfzuströmung, und es handelt sich darum, die Werthe zu ermitteln, welche man
                              									diesen Größen beilegen muß, damit der Nuzeffect der Maschine sein Maximum
                              									erreiche.
                           Um zur Lösung dieses Problems zu gelangen, wollen wir unter diesen drei gegebenen
                              									Variablen vorerst zwei als willkürlich annehmen und den Werth der dritten bestimmen,
                              									welche mit den beiden gegebenen willkürlichen den größten
                              									Nuzeffect veranlaßt. Sodann wollen wir, während die erste Gegebene an den aus der
                              									vorangegangenen Auflösung resultirenden Werth gebunden ist, noch die eine der beiden
                              									übrigen Gegebenen von dem Gesichtspunkte aus, den Nuzeffect der Maschine so viel wie
                              									möglich zu erhöhen, bestimmen, während die dritte Gegebene noch immer willkürlich
                              									bleibt. Endlich wollen wir den beiden ersten Variablen ihren aus den vorhergehenden
                              									Problemen abgeleiteten Werth geben und den Werth der dritten suchen, welcher der
                              									Maschine ihr Maximum des Nuzeffects ertheilt. Wir werden alsdann zum absoluten Maximum des Nuzeffects, welches die Maschine zu
                              									liefern im Stande ist, gelangt seyn.
                           
                           indem nun sämmtliche, dem Maschinenwärter zur Verfügung stehende Größen so bestimmt
                              									sind, daß sie diese Bedingung erfüllen.
                           I. Der Nuzeffect der Maschine wurde oben bestimmt
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 408
                              
                           Nehmen wir an, unter den drei Variablen r, l'', l' seyen die beiden lezteren willkürlich festgesezt worden, so ist
                              									klar, daß diese Gleichung als variable Größe nur den Bruch
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 408
                              
                           enthalten wird. Auf der anderen Seite ist nicht zu verkennen,
                              									daß jede Vermehrung der in diesem Bruch enthaltenen Größe r den Zähler in einem größeren Verhältniß als den Nenner vermehrt, mithin
                              									den Werth des ganzen Bruchs erhöht. Diesemnach wird das Maximum von r auch das Maximum von arv
                              									herbeiführen. Nun zeigt aber die Gleichung (A)
                              									nämlich
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 408
                              
                           daß der größte Werth von r durch
                              									den größtmöglichen Werth von P' gegeben ist, und dieser
                              									ist P' = P. Indem wir daher diese Bedingung in die
                              									Gleichung (C) einfließen lassen, erhalten wir die
                              									Ladung, bei welcher ein Maximum des Nuzeffects stattfindet
                           (6)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 408
                              
                           Man wird ferner bemerken, daß die Bedingung P' = P zugleich die Geschwindigkeit der Maschine
                              									bestimmt; denn durch Substitution derselben in die Gleichung (A) erhält man folgenden Ausdruk, welcher keine unbestimmte variable Größe
                              									mehr enthält,
                           (5)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 408
                              
                           Demnach erscheinen die beiden Größen r und v unmittelbar und zugleich mit den
                              									gegebenen Werthen von l' und l'' bestimmt und das Maximum des Nuzeffects gestaltet sich
                           (D)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 408
                              
                           II. Die vorhergehende Untersuchung gibt die Ladung der Maschine oder diejenige
                              									Geschwindigkeit an, welche man derselben ertheilen muß, um mit dem willkürlich
                              									bestimmten Werthe für l'' und l' den größtmöglichen Nuzeffect zu erzielen. In der Wirklichkeit aber ist
                              									einleuchtend, daß, wenn man für die Größe l' irgend
                              									einen bestimmten Werth
                              									beibehält, die Größe l'' aber veränderlich läßt und sich
                              									dabei immer an obige Bedingung hält, sich für den Werth von r bei jeder Werthsezung der Größe l'' ein
                              									gewisser Nuzeffect ergeben wird, welcher für den fixirten Werth von l' und den angenommenen Werth von l'' ein Maximum erreicht. Die solcher Weise erhaltenen Nuzeffecte werden
                              									nothwendiger Weise unter sich verschieden seyn; aber unter ihnen wird es einen Werth
                              									von l'' geben, welcher ein Maximum liefert, und dieses
                              									ist die Frage, deren Lösung uns jezt obliegt.
                           Zu dem Ende müssen wir uns an den Ausdruk des Nuzeffect-Maximums für einen
                              									beliebigen Werth von l'' halten, und den speciellen
                              									Werth dieser Größe zu ermitteln suchen, welcher diesen Nuzeffect für den fixirten
                              									Werth von l' auf sein Maximum bringt. Nun ist aber das
                              									Nuzeffect-Maximum der Maschine für einen beliebigen Werth von l'' durch die lezte Gleichung (D) gegeben. Schafft man aus den beiden Ausdrüken den gemeinschaftlichen
                              									Factor mS weg und sezt für k'' den vorher erhaltenen Werth, so ergibt sich für das zweite Glied
                              									dieser Gleichung
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 409
                              
                           Nimmt man endlich von dieser Größe das Differential, indem man
                              										l'' als variabel betrachtet und sezt den
                              									Differentialcoefficienten gleich Null, so kommt
                           (7)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 409
                              
                           Diese Relation zeigt den Werth von l'', welcher für einen beliebigen Werth von l'
                              									der Maschine ihr Maximum des Nuzeffects ertheilt, wobei er sich in Betreff der
                              									Ladung r immer nach der Bedingung der Gleichung (6)
                              									richtet. Die Berechnung der Gleichung (7) ist ganz einfach; denn man braucht nur den
                              									Ausdruk rechts vom Gleichheitszeichen numerisch zu bestimmen und das Resultat als
                              									einen hyperbolischen oder natürlichen Logarithmus zu betrachten; der Bruch
                           (l – l'' + c)/c
                              								
                           stellt alsdann die zugehörige Zahl vor, oder wenn man die
                              									Tafeln der natürlichen Logarithmen nicht zur Hand hat, so dividire man das erhaltene
                              									Resultat durch 2,303, wo dann der in den Tafeln der gewöhnlichen Logarithmen
                              									gesuchte Quotient gleichfalls den verlangten Bruch darstellen wird.
                           III. Hält man sich an die beiden durch die Gleichungen (6) und (7) vorgeschriebenen
                              									Bedingungen, so ertheilt man der Maschine für jeden beliebigen und willkürlichen
                              									Werth von l' das Maximum ihres Nuzeffects. Es erübrigt
                              									jezt nur noch, den Werth dieser lezten Größe zu bestimmen, um sie in den Stand zu
                              									sezen, gleichfalls so viel wie möglich zur Erzeugung des Nuzeffect-Maximums
                              									beizutragen.
                           Um in dieser Untersuchung den directen Weg einzuschlagen, müßte man im Stande seyn,
                              									für l'' seinen aus der Gleichung (7) gezogenen
                              									analytischen Werth in die Gleichung (D) zu substituiren;
                              									hieraus würde sich eine Gleichung ergeben, deren rechte Seite nur noch die Variable
                              										l' enthielte, und durch Differentiation derselben
                              									könnte man den Werth l' ermitteln, welcher den Nuzeffect
                              									auf sein Maximum erheben würde. Da aber die Gleichung (7) eine solche Substitution
                              									nicht gestattet, so ist man genöthigt, den Weg des Probirens einzuschlagen.
                           Nun bietet sich aber ein Mittel dar, schon zum Voraus den Punkt zu bestimmen, wo man
                              									von diesem lezteren Verfahren abgehen kann. Berüksichtigt man nämlich den Umstand,
                              									daß bei diesen Maschinen das Gleichgewichtsventil immer sehr nahe am Ende des
                              									Kolbenhubs geschlossen wird, woraus sich sehr nahe l'' =
                                 										l und k'' = O ergibt, was man auch an dem für
                              									diese leztere Größe entwikelten Ausdruke erkennen kann, so sieht man, daß eine
                              									approximative Lösung des Problems möglich ist, indem man in der Gleichung (D) l'' = l und k'' = O sezt.
                           Hienach reducirt sich, wenn man zugleich für k' seinen
                              									Werth substituirt, die Gleichung (D) auf folgende
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 410
                              
                           betrachtet man l' als variabel,
                              									differentiirt nach l' und sezt das Differential gleich
                              									Null, so erhält man
                           (9)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 410
                              
                           Diese Gleichung liefert also eine annähernde Lösung des
                              									Problems; substituirt man sie in die Gleichung (7), um l'' daraus herzuleiten, dann auch in die Gleichungen (5) und (6), um
                              									daraus v und r herzuleiten,
                              									so wird man hieraus den entsprechenden Nuzeffect der Maschine folgern. Nach einigen
                              									Versuchen über und unter dem durch die Gleichung (9) gelieferten Werth von l' wird man bald dahin gelangen, denjenigen Werth dieser
                              									Größe kennen zu lernen, welcher das Nuzeffect-Maximum mit sich bringt. Ich
                              									habe eine große Menge solcher Rechnungen angestellt, und habe sie sehr leicht
                              									gefunden, weil immer die gleichen Zahlen darin vorkommen; aber wenn sie auch
                              									langwierig wären, so wäre dieses doch ein Umstand von sehr geringer Wichtigkeit, wenn es
                              									sich um die Lösung einer Frage handelt, von welcher der Nuzeffect einer Maschine
                              									während ihrer ganzen Dauer abhängt.
                           IV. Unter den ursprünglichen gegebenen Größen der Aufgabe ist noch das Gegengewicht
                              									übrig, dessen Werth durch die vorhergehende Untersuchung nicht bestimmt werden
                              									konnte, weil er aus den lezten Gleichungen eliminirt wurde. Dieß ist nicht zu
                              									verwundern, denn die Thätigkeit des Gegengewichts beschränkt sich darauf, während
                              									des einen Kolbenganges, vermöge seiner Erhebung auf eine gegebene Höhe, eine gewisse
                              									Arbeitsgröße aufzunehmen und dieselbe beim entgegengesetzen Kolbengange wieder
                              									abzugeben, indem es von der Höhe, auf die es gehoben wurde, wieder herabsinkt. Das
                              									Gegengewicht ist demnach nur eine Art Schwungrad oder der Zwischenapparat einer
                              									Krafttransmission, daher mußte es aus den Schlußgleichungen verschwinden. Geht man
                              									aber auf die Gleichung (A) zurük, so wird man erkennen,
                              									daß das Gegengewicht, da es bei der abwärtsgehenden Kolbenbewegung die einzige
                              									Belastung der Maschine bildet, nothwendigerweise durch die bereits festgesezten
                              									Bedingungen bestimmt erscheint.
                           Sezt man in der Gleichung (A) zuerst P' = P, ersten Bedingung des Nuzeffect-Maximums
                              									zu genügen, und nimmt außerdem l' als durch die dritte
                              									Bedingung derselben Aufgabe bestimmt an, so enthält diese Gleichung in der That nur
                              									noch bekannte Größen, und es ergibt sich
                           (8)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 411
                              
                           Sobald man durch die vorangegangene Untersuchung l'
                              									bestimmt hat, so bezeichnet die Gleichung (8) den Werth, welchen das Gegengewicht
                              									haben muß, um dem Maximum des Nuzeffects zu entsprechen.
                           Um also schließlich sämmtliche Elemente, welche bei einer einfach wirkenden
                              									Cornwall'schen Maschine zur Hervorbringung des Nuzeffect-Maximums beitragen,
                              									kennen zu lernen, hat man zuerst die von dem niedergehenden Kolben während der
                              									Dampfzuströmung zurükgelegte Streke, die sogenannte Admissionsstreke (la course d'admission) l'
                              									mit Hülfe der Gleichung (9) zu ermitteln, dann in die Gleichung (7) zu substituiren,
                              									um die von dem steigenden Kolben im Absperrungsmomente des Gleichgewichtsventils
                              									zurükgelegte Streke oder die Gleichgewichtsstreke (la course
                                 										d'equilibre) l'' zu erhalten. Diese beiden
                              									Größen substituire man zusammen in die Gleichungen (5) und (6), um die entsprechende
                              									Ladung und Geschwindigkeit der Maschine zu erhalten. Dann suche man sich durch
                              									Probiren die Gewißheit
                              									zu verschaffen, welcher Werth für l' wohl derjenige ist,
                              									der das Nuzeffect-Maximum hervorbringt. Nachher bestimme man das Gegengewicht
                              									mittelst der Gleichung (8). Indem man der Maschine die Admissionsstreke, die
                              									Gleichgewichtsstreke, die Ladung und das Gegenwicht, welche durch diese Gleichungen
                              									bestimmt sind, gibt, ertheilt man ihr das absolute Nuzeffect Maximum; denn
                              									sämmtliche gegebene Größen, welche auf die Hervorbringung dieses Effects influiren
                              									können, werden dieser Bedingung gemäß bestimmt seyn. Wenn die aus vorliegender
                              									Theorie abgeleiteten Ausdrüke in der praktischen Anwendung Unbequemlichkeiten
                              									darbieten, so beschränke man sich auf Größen, welche jenen Ausdrüken so nahe wie
                              									möglich kommen.
                           
                        
                           Anwendung der im Vorhergehenden entwikelten Theorie zur
                                 										Bestimmung des Nuzeffects der einfach wirkenden Cornwall'schen
                                 										Dampfmaschinen.
                           Schon lange ist der Nuzeffect der einfach wirkenden Cornwall'schen Dampfmaschinen
                              									praktisch constatirt worden. Allein sowohl bei diesen Maschinen, als auch bei
                              									anderen Dampfmaschinensystemen begnügte man sich damit, die Spannung in dem
                              									Dampfkessel und den Nuzeffect, um das eine aus dem anderen abzuleiten, sich zu
                              									notiren, ferner die Brennmaterial-Consumtion, um dieselbe mit dem Nuzeffecte
                              									zu vergleichen. Was die Dampfentwikelung in dem Dampfkessel betrifft, so wurde sie
                              									nicht beobachtet, weil man nach der damaligen Theorie den Nuzeffect der
                              									Dampfmaschinen nach dem Druk des Dampfes im Dampfkessel berechnen zu können glaubte,
                              									und es daher für überflüssig hielt, sich etwas anderes zu notiren. Da die von mir
                              									aufgestellte Theorie im Gegentheil darauf beruht, daß der Effect der Dampfmaschinen
                              									nicht von der Spannung im Dampfkessel, sondern von der Dampfentwikelung in demselben
                              									abhängt, so folgt, daß keine der früheren Beobachtungen geeignet war, die
                              									theoretischen Resultate zu bestätigen. Nachdem es Hrn. Wicksteed gelungen ist, eine einfachwirkende Cornwall'sche Maschine in
                              									London einzuführen und seine Versuche sich auf die Dampfentwikelung des Dampfkessels
                              									erstrekt haben, bin ich endlich im Stande, der Akademie eine Reihe sehr genauer, von
                              									diesem gewandten Ingenieur angestellter Versuche vorzulegen, und dieselbe mit den
                              									correspondirenden Resultaten der Theorie zu begleiten.
                           Die Versuche, um die es sich handelt, dauerten ohne Unterbrechung 96 bis 168 Stunden,
                              									so daß ihre Resultate als permanente Thatsachen angesehen werden können. Sie wurden
                              									an der zur öffentlichen Vertheilung des Old-ford Wassers in London aufgestellten einfachwirkenden
                              									Cornwall'schen Maschine von dem Ingenieur der Gesellschaft, Hrn. Wicksteed, angestellt, und die Resultate sind in einer
                              									Tabelle, welche derselbe nebst den nöthigen Erläuterungen veröffentlicht hat,
                              									niedergelegt (s. An experimental inquiry concerning the
                                 										Corins and Boulton and Watt pumping engines, London, 1841). Die Maschine
                              									bietet folgende Dimensionen und gegebene Größen nach englischem Maaße dar.
                           Durchmesser des Cylinders, 80 Zoll, oder Oberflaͤche des
                              									Kolbens mit Abzug der Kolbenstange, a = 34,858
                              									Quadratfuß.
                           Kolbenhub I = 10 Fuß.
                           Freier Raum des Cylinders, 0,05 des Kolbenhubs oder c/l = 0,50.
                           Admissionsstreke, oder die von dem niedergehenden Kolben
                              									waͤhrend der Dampfeinstroͤmung zuruͤkgelegte Streke, in den
                              									fuͤnf aufeinanderfolgenden Versuchen: Versuch I, l'/l = 0,603; Versuch II, 0,477; Versuch III,
                              									0,397; Versuch IV, 0,352; Versuch V, 0,313.
                           Gleichgewichtsstreke, oder die von dem steigenden Dampfkolben im
                              									Absperrungsmomente des Gleichgewichtsventils durchlaufene Streke l''/l = 0,985.Bei dieser Maschine findet die Compression des Dampfes uͤber dem
                                    											Kolben nach Absperrung des Gleichgewichtsventils nicht auf einmal statt. Sie
                                    											entsteht in Betracht der wiewohl geringen Breite der Dampfwege, stufenweise
                                    											waͤhrend des Kolbenhubs. Da jedoch die Compression am Ende dieses
                                    											Kolbenhubs immer dazu beitraͤgt, den Kolben anzuhalten, und eine
                                    											gewisse Dampfmasse reservirt, welche hierauf beim Niedergang des Kolbens
                                    											nuzbar wird, so haben wir die ploͤzliche Absperrung des
                                    											Gleichgewichtsventils, welche dieselbe Wirkung hervorbringen wuͤrde,
                                    											in Rechnung gezogen, um den in die Formeln zu substituirenden Werth
                                    											fuͤr l'' zu erhalten. Nun hatte aber der
                                    											Dampf, der Beobachtung zufolge, nach seiner Compression in dem freien Raum
                                    											des Cylinders eine absolute Spannung von 8,7 Pfd. auf den Quadratzoll
                                    											erlangt, und am Anfange der aufsteigenden Bewegung, oder vor der ganzen
                                    											Compression hatte dieser Dampf eine Spannung von 6,7 Pfd. auf den
                                    											Quadratzoll. Nehmen wir also naͤherungsweise an, das Volumen des
                                    											Dampfes aͤndere sich im umgekehrten Verhaͤltnisse seiner
                                    											Elasticitaͤt, so muͤßte das bei der urspruͤnglichen
                                    											Spannung von 6,7 Pfd. abzusperrende Volumen der Proportion6,7 : 8,7 = 0,05 l : 0,065
                                    												l
                                    										gemaͤß durch 0,065 l dargestellt werden, um dieselbe Schlußspannung und dieselbe
                                    											Dampfreserve hervorzubringen. Diese Groͤße druͤkt nun die
                                    											Laͤnge des Cylinders aus, in welcher der Dampf haͤtte
                                    											abgesperrt werden sollen, oder die Streke l –
                                       												l'' + c. In Beruͤksichtigung, daß c
                                       												= 0,005 l ist, erhaͤlt man
                                    											schließlich, wie oben, l'' = 0,985 l.
                              								
                           Absoluter Druk des Dampfs in dem Dampfkessel bei folgenden
                              									fuͤnf Versuchen: Versuch I, P = 30,45 ×
                              									144 Pfd. auf den Quadratfuß; Versuch II, 34,7 × 144; Versuch III, 42,7
                              									× 144; Versuch IV, 45,7 × 144; Versuch V, 51,7 × 144.
                           Absoluter Druk in dem Condensator, direct gemessen, p = 0,730 × 144 Pfd. auf den Quadratfuß.
                           
                           Verdampfung in dem Dampfkessel waͤhrend folgender
                              									fuͤnf Versuche, zuerst der Beobachtung gemaͤß nach dem Gewichte
                              									gemessen, dann in Kubikfußen per Minute
                              									ausgedruͤkt. (Ein Theil der im Dampfkessel gebildeten Daͤmpfe wurde in
                              									der Cylinderhuͤlle condensirt, da aber dieses Condensationswasser in den
                              									Dampfkessel zuruͤkfiel, so brachte man es nicht in Abzug.)
                           
                              
                                 Versuch I.
                                 261,968 Pfd. Wasser in
                                 96 Stunden, oder
                                 S = 0,72770 Kubf.
                                    												p. Min.
                                 
                              
                                     –    
                                    											II.
                                 412,160    
                                    											–
                                 144
                                    											      –
                                 S =
                                    											0,76330    
                                    											–      –
                                 
                              
                                     –    III.
                                 393,456    
                                    											–
                                 168
                                    											      –
                                 S =
                                    											0,62454    
                                    											–      –
                                 
                              
                                     –    IV.
                                 355,824    
                                    											–
                                 154,25  –
                                 S =
                                    											0,61514    
                                    											–      –
                                 
                              
                                     –    
                                    											V.
                                 269,696    
                                    											–
                                 117,6    –
                                 S =
                                    											0,61160    
                                    											–      –
                                 
                              
                           Consumtion an Steinkohlen bester Qualitaͤt aus Wallis, 1
                              									Pfd. auf 9,493 Pfd. verdampftes Wasser, was in den fuͤnf Versuchen ausmacht:
                              									I. Versuch 4,791 Pfd. Steinkohlen per Minute; II.
                              									Versuch 5,025; III. Versuch 4,112; IV. Versuch 4,05; V. Versuch 4,026.
                           Ladung der beim niedergehenden Hub des Dampfkolbens in
                              									Thaͤtigkeit gesezten Saugpumpe, welche das Wasser aus dem Brunnen in den Trog
                              									der Drukpumpe hebt, 0,821 Pfd. auf den Quadratzoll Dampfkolbenflaͤche, oder
                              										ρ = 0,821 × 144 Pfd. auf den
                              									Quadratfuß.
                           Ladung der beim steigenden Hub des Dampfkolbens in
                              									Thaͤtigkeit gesezten Drukpumpe, an der Pumpenmuͤndung direct gemessen,
                              									10,269 Pfd. Wasser auf den Quadratzoll. Fuͤgt man diesem die bereits
                              									specificirte Leistung der Saugpumpe bei, so ergibt sich fuͤr die
                              									waͤhrend einer vollstaͤndigen Oscillation der Maschine durch das
                              									Pumpwerk gehobene Total-Wasserlast 11,09 Pfd. auf den Quadratzoll
                              									Dampfkolbenflaͤche, oder r = 11,09 × 144
                              									auf den Quadratfuß.
                           Gegengewicht, oder Uebergewicht des Balanciers auf der dem
                              									Cylinder entgegengesezten Seite Π = 11,037
                              									× 144 Pfd. auf den Quadratfuß Dampfkolbenflaͤche.
                           Reibung der Maschine ohne Ladung, direct gemessen und die Arbeit
                              									dieser Pumpen nicht mit inbegriffen 0,185 Pfd. auf den Quadratzoll
                              									Kolbenflaͤche; fuͤgt man 0,001 Pfd. auf den Quadratzoll fuͤr
                              									die beim steigenden Kolbenhub in Bewegung gesezte Warmwasserpumpe hinzu, so ergibt
                              									sich als Reibung der Maschine bei diesem Hub: f'' =
                              									0,186 × 144 Pfd. auf den Quadratfuß der Dampfkolbenflaͤche.
                              									Fuͤgt man ferner beim Niedergang des Dampfkolbens zu der Reibung ohne Ladung
                              									den Widerstand der Kaltwasserpumpe, naͤmlich 0,037 Pfd. per Quadratzoll Kolbenflaͤche und denjenigen der
                              									Luftpumpe mit 0,117 Pfd. per Quadratzoll hinzu, so kommt
                              									als Reibung bei diesem Hub f' = 0,339 × 144 Pfd.
                              									auf den Quadratfuß Dampfkolbenflaͤche; diese Werthe schließen die Reibung des
                              									Wassers und der Pumpenkolben in sich.Um die Reibung der Maschine zu erhalten, hat Hr. Wicksteed genau die Groͤße des Gegengewichts oder
                                    											Uebergewichts des Balanciers auf der entgegengesezten Seite des Cylinders
                                    											genommen; und da es allein dieses Uebergewicht ist, welches den
                                    											aufsteigenden Hub des Kolbens hervorbringt, wobei es die in der
                                    											Steigroͤhre der Drukpumpe und der Speise- oder
                                    											Warmwasser-Pumpe enthaltene Wassersaͤule erhebt, so ist
                                    											dadurch das Gewicht dieser zwei Wassersaͤulen aufgehoben und der Rest
                                    											diente ihm zur annaͤhernden Schaͤzung der Reibung. Der durch
                                    											dieses Verfahren erhaltene Werth der Reibung hat sich herausgestellt zu
                                    											0,200 Pfd. auf den Quadratzoll der Oberflaͤche des Dampfkolbens; aber
                                    											die Schaͤzung ist etwas zu hoch, weil das Uebergewicht des
                                    											Gegengewichts nicht nur das Wasser in den Pumpen erhebt, sondern auch am
                                    											Ende des Hubes die Compression des Dampfes uͤber dem Kolben bewirkt,
                                    											indem es die Spannung von 6,7 auf die von 8,7 Pfd. auf den Quadratzoll
                                    											uͤbergehen laͤßt. Nehmen wir auf diesen Umstand
                                    											Ruͤksicht, so reducirt sich die Reibung auf 0,185 Pfd. per Quadratzoll, und es ist zu bemerken, daß
                                    											dieses Resultat noch die allerdings geringe Reibung des Wassers und der
                                    											Kolben in den Entwaͤsserungspumpen in sich schließt, indem diese
                                    											Reibung von dem Uebergewicht des Gegengewichts uͤberwaͤltigt
                                    											wird.
                              								
                           Hinzukommende Reibung der Maschine 0,07 der Ladung, oder δ = 0,07.
                           
                           Dieser lezte Punkt ist es allein, welcher durch die Erfahrung nicht direct bestimmt
                              									worden ist. Er wurde aus folgenden zwei durch die Beobachtung festgestellten
                              									Umständen hergeleitet: erstens, daß bei Watt'schen
                              									Maschinen und bei Locomotiven von gleichen Dimensionen der Cylinder (indem man bei
                              									Locomotiven jedesmal die beiden Cylinder als einen einzigen betrachtet) die Reibung
                              									ohne Belastung dieselbe ist, weßwegen man bei Watt'schen
                              									Maschinen die Reibung nach den Locomotiven schäzen, oder δ = 0,14 sezen kann; zweitens, daß die Cornwall'schen Maschinen bei
                              									gleichen Dimensionen sehr nahe die Hälfte der an Watt'schen Maschinen haftenden Reibung ohne Belastung haben, weßwegen man in
                              									Berüksichtigung, daß die hinzukommende Reibung denselben Veränderungen wie die
                              									Reibung ohne Belastung folgt, indem beide in gleichem Maaße von dem Grade der
                              									Vollkommenheit der Maschine abhängen, näherungsweise δ zu der Hälfte des obigen Werthes annehmen, oder δ = 0,07 sezen darf.
                           Sezt man nun obige gegebene Größen in die betreffenden Formeln, um die
                              									Geschwindigkeit und den Nuzeffect der Maschine zu erhalten, und stellt die auf diese
                              									Weise gewonnenen Resultate mit den Resultaten der Erfahrung zusammen, so ergibt sich
                              									folgende Tabelle.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 87, S. 415
                              Nummer der Versuche; Dauer der
                                 										Versuchs; Admissionsstreke oder Expansion des Dampfs; Geschwindigkeit des
                                 										Kolbens in Fußen per Minute; nach der Formel; nach
                                 										der Erfahrung; Totalnuzeffect, oder Product der Ladung in die
                                 										Geschwindigkeit
                              
                           
                           Hienach erkennt man, bei einer Reihe so langdauernder, und hinsichtlich der Expansion
                              									des Dampfes so verschiedener Versuche, eine merkwürdige Uebereinstimmung der
                              									theoretischen Resultate mit den Thatsachen.
                           In der im Vorhergehenden entwikelten Theorie und in dem so eben aufgeführten
                              									praktischen Beispiele kam der Cataract nicht zur Sprache.
                              									Da dieser Apparat bei den Cornwall'schen Dampfmaschinen allgemeine Anwendung findet,
                              									so ist es nöthig, hier einige Erläuterungen beizufügen, um begreiflich zu machen,
                              									wie dennoch sein Einfluß in den Formeln wahrnehmbar wird. Der Cataract ist ein
                              									Apparat, welcher den Zwek hat, nach Bedürfniß die Anzahl der Kolbenhube der Maschine
                              									in einer gegebenen Zeit zu bestimmen. Er besteht aus einer kleinen Pumpe, welche
                              									sich während des niedersteigenden Dampfkolbenlaufes mit Wasser füllt und sich
                              									nachher während des aufsteigenden Hubes entleert, aber langsam und nur in dem
                              									Verhältniß, daß das Wasser durch eine Mündung, welche man beliebig verengert,
                              									ausfließen kann. Eine mit dem Kolben der kleinen Pumpe in Verbindung stehende Stange
                              									erhebt sich in dem Maaße, als dieser in Folge des Wasserausflusses niedersteigt; und
                              									wenn der Kolben ganz unten am Ende seines Hubes angelangt ist, oder wenn die
                              									erwähnte Stange ihren höchsten Punkt erreicht hat, so öffnet diese das
                              									Admissionsventil und eine neue Dampfmasse strömt in den Cylinder. Dieser Einrichtung
                              									gemäß steigt zwar der Dampfkolben nach Beendigung des Niederganges durch die Wirkung
                              									des Gegengewichtes sogleich wieder in die Höhe, bleibt aber an seiner höchsten
                              									Stelle ruhig stehen, weil das Admissionsventil sich noch nicht geöffnet hat. Wenn
                              									dann endlich die steigende Cataractstange ihre Streke zurükgelegt hat, so öffnet sie
                              									das Admissionsventil und veranlaßt einen neuen Niedergang des Dampfkolbens. Hieraus
                              									wird ersichtlich, daß man bei genügender Verengerung der Ausmündung des Cataractes
                              									die Ruhepause der Maschine beliebig verlängern kann. Die unmittelbare Leistung des
                              									Apparates besteht demnach darin, daß man die Anzahl der Kolbenhube in der Minute
                              									nach Bedürfniß bestimmen kann; seine secundäre Wirkung aber liegt darin, daß sich
                              									zugleich die Verdunstung im Kessel verhältnißmäßig reduciren läßt, und weil dieser
                              									Punkt bisher der Beobachtung entgangen zu seyn scheint, habe ich für nöthig
                              									erachtet, die Aufmerksamkeit einen Augenblik auf ihn zu ziehen. Wenn man annimmt,
                              									eine Maschine sey im Stande 10 Kolbenhube in der Minute zu machen ohne den Cataract
                              									dabei anzuwenden, d.h. ohne die aufeinander folgenden Kolbenhube zu unterbrechen;
                              									und wenn man mittelst des Cataractes das Spiel der Maschine auf 5 Kolbenhube in der
                              									Minute reducirt, ohne im Uebrigen etwas an der Maschine zu verändern, so ist augenscheinlich, daß wenn
                              									die Maschine nur 5 Kolbenhube statt 10 in der Minute gibt, der Verbrauch an Dampf im
                              									Cylinder sich auf die Hälfte reduciren wird. Der Maschinist wird daher sein Feuer
                              									nur auf diese Verdampfung im Kessel einrichten, denn ohne dieses würde er
                              									fortwährenden Verlust an Dampf durch die Sicherheitsventile erleiden. Das Resultat
                              									des Cataractes wird diesem zufolge die Verminderung der Verdampfung im Kessel und
                              									folglich auch eine verhältnißmäßig verminderte Consumtion von Brennmaterial seyn.
                              									Wenn diese Wirkungen die Verminderung der Geschwindigkeit nicht begleiteten, so
                              									würbe offenbar dieses Instrument nur wenig genügen, weil es den Totalnuzeffect der
                              									Maschine bei demselben Brennmaterialverbrauch auf die Hälfte dessen reduciren würde,
                              									den sie vorher hatte; mithin würde der Nuzeffect per
                              									Pfund Brennmaterial, welcher der Probirstein des Nuzens der Maschine ist, auf die
                              									Hälfte reducirt erscheinen. Die Wirkung des Cataracts besteht also darin, daß er die
                              									Verdampfung im Kessel in gewisse Gränzen weist; ist aber einmal diese Verdampfung
                              									eingeleitet, so wird sie immer in derselben Art in dem Cylinder wirksam seyn, d.h.
                              									unter den in den oben dargelegten Gleichungen ausgesprochenen Bedingungen. Wenn man
                              									daher die in dem Kessel mit oder ohne Cataract bewirkte Verdampfung beobachtet und
                              									dieselbe in die erhaltenen Gleichungen substituirt, so werden die leztern den Erfolg
                              									erkennen lassen, was übrigens auch die oben angeführten Versuche beweisen, indem sie
                              									unter Anwendung des Cataracts angestellt worden sind.