| Titel: | Ueber die Darstellung einer matten Vergoldung auf galvanischem Wege, nebst einem Nachtrage zur Abhandlung über galvanische Versilberung; von Hrn. Dr. L. Elsner, Lehrer am königl. Gewerb-Institute zu Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. IX., S. 22 | 
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                        IX.
                        Ueber die Darstellung einer matten Vergoldung auf
                           								galvanischem Wege, nebst einem Nachtrage zur Abhandlung uͤber galvanische
                           								Versilberung; von Hrn. Dr. L.
                              									Elsner, Lehrer am koͤnigl. Gewerb-Institute zu
                           									Berlin.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des
                                 										Gewerbfleißes in Preußen, 1843, 2te Lieferung.
                        Elsner, über die Darstellung einer matten Vergoldung auf
                           								galvanischem Wege.
                        
                     
                        
                           Ich habe in meiner Abhandlung über galvanische Vergoldung (polytechn. Journal Bd. LXXXVIII S.
                                 										30) gezeigt, daß auch auf die von mir angegebene Weise eine matte
                              									Vergoldung sowohl auf Silber, als auch auf Messing und Bronze sich hervorbringen
                              									lasse. Diesen Mittheilungen habe ich nur, was die matte Vergoldung auf Messing,
                              									Bronze anbelangt, noch beizufügen, daß dieselbe besonders schön wird, wenn die
                              									Gegenstände vor ihrer Vergoldung recht gut  gelb gebrannt worden sind. Die darauf nach meiner Methode
                              									vergoldeten Objecte halten die scharfe französische Farbe aus, ohne hiedurch zu
                              									leiden, und haben ein schönes reiches Ansehen.
                           Es ist mir nun auch gelungen, eine matte Vergoldung auf galvanische Weise zu
                              									erhalten, welche dem schönen Pariser Matt nicht nachsteht. Ich wurde durch einen
                              									Aufsaz des Hrn. M. H. Jacobi
                              									„über die galvanische Vergoldung“ (Bulletin de St. Petersbourg T. I. No. 5 im
                              									polytechn. Journal Bd. LXXXVII S. 281) hierauf geleitet, in welchem die Methode des
                              									Hrn. Briant näher beschrieben ist. Derselbe bedient sich
                              									als Vergoldungsflüssigkeit einer Auflösung von blausaurem Eisenkali, welche er
                              									einige Minuten lang mit Goldoxyd und einem Zusaz von Aezkali kocht, darauf den
                              									entstandenen braunen Niederschlag (Eisenoxydhydrat) abfiltrirt. Die filtrirte gelbe,
                              									klare Flüssigkeit ist die Vergoldungssolution. Das Goldoxyd wird auf bekannte Weise
                              									durch Digestion von Magnesia mit einer Auflösung von Goldchlorid (salzsaurem
                              									Goldoxyd) dargestellt.
                           Ich habe diese Vergoldungsflüssigkeit auf folgende Weise dargestellt: 2 Ducaten
                              									wurden in Königswasser auf die bekannte Weise aufgelöst, die fast trokene Salzmasse
                              									mit reinem Wasser verdünnt und mit ⅛ Pfd. gebrannter Magnesia in einer
                              									Porzellanschale als dünner Brei erwärmt, die erhaltene hellgelbe goldsaure (oder
                              									Goldoxyd-) Magnesia abfiltrirt, mit Wasser ausgewaschen und mit verdünnter
                              										reiner Salpetersäure erwärmt. Das entstandene
                              									gelbbraune Goldoxydhydrat wurde abfiltrirt, mit dem Filtrum feucht in eine kochende
                              									Lösung von ½ Pfd. gelbem blausaurem Eisenkali und 1 Loth Aezkali gethan und
                              									etwa 5 Minuten lang kochend erhalten, alsdann von dem ausgeschiedenen Eisenoxyd
                              									abfiltrirt und die filtrirte Flüssigkeit zum Vergolden verwandt. — Es wurde
                              									mittelst derselben eine reine matte Vergoldung erhalten.
                           Man sieht sogleich, daß die von Hrn. Briant in Anwendung
                              									gesezte Vergoldungsflüssigkeit mit der von mir angegebenen fast identisch ist, nur
                              									ist die nach meiner Methode bereitete Flüssigkeit minder umständlich darzustellen,
                              									und minder kostbar; auch habe ich mit der nach meiner Angabe gefertigten
                              									Goldsolution ein schönes Pariser Matt erhalten; auf welche Art, werde ich sogleich
                              									angeben.
                           Es ist diese Erfahrung ein Beweis mehr für die Vorzüglichkeit der Anwendung des
                              									gelben blausauren Eisenkali's bei der Vergoldung — eine Erfahrung, die um so
                              									wichtiger ist, da hiedurch das weit kostspieligere und giftige Cyankalium entbehrlich gemacht wird. Ich habe mit Auflösungen von
                              									Cyangold in Cyankalium ebenfalls vergoldet, aber durchaus nicht schönere Resultate
                              									erhalten, als bei Anwendung des unschädlichen und billigern Blutlaugensalzes.
                           
                           Als Vergoldungsflüssigkeit nahm ich, wie schon bemerkt, eine nach meiner Methode
                              									bereitete Solution, übrigens verfuhr ich ganz so wie Hr. Briant angegeben hat, um ein schönes, dem Pariser gleichkommendes Matt zu
                              									erzeugen. — Hr. Briant bediente sich zur Zersezung
                              									der Goldflüssigkeit keiner vielplattigen Batterie, sondern nur eines einfachen Daniell'schen Plattenpaars. Ich nahm zur Erzeugung des
                              									elektrischen Stroms ein einziges Element, wie ich ein solches bei der Verkupferung
                              									beschrieben habe (ein Glas, etwa ½ Quart haltend, 6 Zoll hoch, 3 Zoll
                              									Durchmesser, mit eingeseztem Kupfer-, Thon- und Zinkcylinder); der
                              									Raum zwischen dem Glase, Kupfer- und Thoncylinder wurde mit
                              									Kupfervitriollösung theilweise gefüllt, in den Thoncylinder starke Kochsalzlösung
                              									gegossen und in denselben der Zinkcylinder hineingestellt. Um das Kupferende wurde
                              									ein Kupferdraht mehreremale gewikelt, und an das andere Ende desselben ein
                              									Platinblech befestigt; um den Zinklappen der Kette wurde ebenfalls ein Kupferdraht
                              									gewunden und an diesen der matt zu vergoldende Gegenstand befestigt. So vorgerichtet
                              									tauchten beide Drahtenden, ohne sich zu berühren, in die Vergoldungsflüssigkeit ein.
                              									Ich bemerkte fast gar keine äußerliche Veränderung in der Flüssigkeit, der
                              									elektrische Strom war demnach ein nur sehr schwacher; nach 24 Stunden fand ich aber
                              									sowohl den Kupferdraht, als auch die an demselben befestigte Figur aus massivem
                              									Silber bestehend (Höhe der Figur etwa 1½ bis 5 Zoll) sehr schön matt vergoldet. Ich verdünnte jezt die Vergoldungsflüssigkeit
                              									mit etwas Wasser und ließ noch etwa 6–8 Stunden den Gegenstand in der
                              									Solution; alsdann nahm ich denselben heraus, spülte ihn in Regenwasser ab, tauchte
                              									ihn einige Minuten in kochendes Regenwasser, nahm ihn aus demselben heraus und ließ
                              									ihn an der Luft abtroknen, was sehr bald stattfindet. Hiedurch erhielt ich ein
                              									schönes Matt. Eben so erhielt ich auch auf Messing (Bronze) ein schönes Matt, nur
                              									hatte ich vorher die Statuette (4 bis 5 Zoll hoch) nach meiner Methode matt
                              									versilbert; die Farbe der Vergoldung hatte dadurch ein etwas helleres, matt goldgelbes Ansehen erhalten. Ich arbeitete, wie immer, ohne
                              									alle Erwärmung der Flüssigkeit, bei der gewöhnlichen Temperatur. Noch bemerke ich,
                              									daß, wenn auch vor der Vergoldung die Flächen glänzend
                              									waren, die Vergoldung dennoch ein schönes mattes Ansehen erhält. Die wesentlichen
                              									Bedingungen, um eine solche Vergoldung zu erzielen, sind demnach, nächst der in
                              									Anwendung gebrachten Goldlösung, eine sehr schwache und
                              										lange Zeit andauernde elektrische
                              									Zersezungs-Thätigkeit.
                           Was übrigens die von mir in Anwendung gebrachte Goldlösung anbelangt, so war es eine
                              									solche, welche mindestens ein halbes Jahr  alt war, in welcher schon eine ziemliche Anzahl von
                              									Gegenständen verschiedener Metalle vergoldet worden war, über deren Zusammensezung
                              									ich also nicht mehr Rechenschaft geben kann. Auf jeden Fall wird man gut thun, sich
                              									bei der matten Vergoldung derjenigen Flüssigkeit zu
                              									bedienen, welche mit Goldoxyd bereitet worden ist, wie ich oben angegeben habe, denn
                              									diese gibt, nach der angegebenen Operationsmethode, immer ein sicheres Resultat,
                              									wovon ich mich durch angestellte Versuche überzeugt habe.
                           Das schöne, auf diese Weise erhaltene Matt verhält sich übrigens gerade so, wie das
                              									mittelst Färben auf im Feuer vergoldete Gegenstände erzeugte Matt, d. h. es darf
                              									weder stark gestoßen, noch gerieben werden, denn sonst entstehen, wo die zu heftige
                              									Berührung stattgefunden hat, sogleich helle, goldglänzende Fleke.
                           Dadurch, daß ein Verfahren gefunden worden ist, das schöne Pariser Matt
                              									hervorzubringen, ist die Untersuchung über die galvanische Vergoldung als in sich
                              									abgeschlossen zu betrachten, denn nur diese Aufgabe war noch zu lösen. Es ist nun
                              									die Sache des Praktikers, die durch den Versuch erhaltenen günstigen Resultate für
                              									seinen Zwek im größern Maaßstabe und nach seiner Einsicht zu verwenden. Noch vor
                              									einiger Zeit wollte ein Durchreisender in Berlin das Geheimniß, ein schönes Pariser
                              									Matt hervorzubringen, für eine Prämie von mehreren Tausend Thalern verkaufen. Um so
                              									mehr ist es erfreulich, auf dem Wege des Versuchs ein Verfahren gefunden zu haben,
                              									welches, nach den Proben, die ich Sachverständigen vorgelegt habe, allen
                              									Anforderungen entspricht, welche man in dieser Beziehung feststellen kann.
                           
                              Einige nachträgliche Bemerkungen über die galvanische
                                 										Versilberung.
                              
                           Ich habe in meiner Abhandlung über galvanische Vergoldung und Versilberung bei
                              									lezterer angegeben: man soll 1 Loth salpetersaures Silberoxyd in 1 Pfd. Regenwasser
                              									auflösen und so lange Cyankalium zusezen, bis der anfangs entstandene Niederschlag
                              									(Cyansilber) sich wieder klar aufgelöst hat. Hiezu erlaube ich mir folgende
                              									Bemerkungen:
                           Es kommt bisweilen vor, daß sich nicht Alles klar auflöst, und wenn auch noch so viel
                              									Cyankalium hinzugesezt wird; man seze daher nie mehr, als auf ein Loth
                              									salpetersaures Silberoxyd etwa 2–3 Loth Cyankalium hinzu; löst sich nicht
                              									alles auf, so filtrire man ab und brauche die klare durchgelaufene Flüssigkeit zum
                              									Versilbern. Der Rükstand auf dem Filtrum ist alsdann gewöhnlich cyansaures und auch
                              										 kohlensaures
                              									Silberoxyd; diese können gelegentlich wieder zu metallischem Silber eingeschmolzen
                              									werden. Diese Salze lösen sich in Cyankalium nicht auf, daher kann es kommen, und
                              									ist mir schon vorgekommen, daß durch den Zusaz von Cyankalium, selbst in dem größten
                              									Uebermaaße, doch die Flüssigkeit nicht ganz klar wird. Es ist hier nicht der Ort zu
                              									zeigen, wie cyansaures und kohlensaures Kali mit dem Cyankalium zusammen vorkommen
                              									können, es wird genügen, den Praktiker auf diesen Umstand hiedurch aufmerksam
                              									gemacht zu haben.
                           Ferner habe ich noch anzuführen, daß mit einer concentrirten Lösung von Cyansilber in Cyankalium eine schön matt weiße
                              									Versilberung erhalten wird, daß die Versilberung aber glänzend weiß wird, wenn man
                              									die Lösung mehr mit Wasser verdünnt, wenn man auf 1 Loth salpetersaures Silberoxyd
                              									etwa 1, 1½ bis 2 Quart Wasser nimmt. Gegenstände, wie Knöpfe, mit der zulezt
                              									angegebenen verdünnten Silberlösung versilbert, lassen sich sehr schön Poliren, und
                              									steigen nicht beim Poliren auf. — Durch Vermischung von Cyansilber-
                              									und Cyangold-Lösungen erhält man Versilberungen von verschiedener Färbung. So
                              									erhielt ich eine angenehm grünlich-weiße Versilberung durch eine Vermischung
                              									von einer Gold- und Silberlösung, in welcher die leztere vorwaltete.