| Titel: | Ueber die Nothwendigkeit, den Durchmesser der Luftfänge und der Wärmemündungen der Oefen und Calorifèren zu vergrößern, damit diese Vorrichtungen die Heizung, Ventilation und Gesundmachung unserer Häuser bestmöglich bewirken; von Hrn. d'Arcet. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XVIII., S. 65 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XVIII.
                        Ueber die Nothwendigkeit, den Durchmesser der
                           								Luftfaͤnge und der Waͤrmemuͤndungen der Oefen und Calorifèren zu
                           								vergroͤßern, damit diese Vorrichtungen die Heizung, Ventilation und Gesundmachung
                           								unserer Haͤuser bestmoͤglich bewirken; von Hrn. d'Arcet.
                        Aus dem Recueil de la Société polytechnique, 1843, Nr.
                              									4, S. 3.
                        d'Arcet, über Stubenöfen.
                        
                     
                        
                           Die alten Oefen, welche keine die Luft außen schöpfenden Wärmemündungen (bouches de chaleur) hatten, waren die wohlfeilsten
                              									Heizvorrichtungen, wenn sie mit hinlänglich langen Röhren versehen waren, um den
                              									Rauch möglichst erkaltet hinaus zu führen; allein diese Röhren waren von
                              									unangenehmem Ansehen und die Oefen hatten den Uebelstand, der Luft zu viel
                              									Feuchtigkeit zu entziehen und sie nicht schnell genug zu erneuern, um die so
                              									geheizten Zimmer gesund zu machen; sie wurden deßwegen, wo die strengste Oekonomie
                              									nicht absolut nothwendig war und man die Vorzüge einer gehörigen Ventilation zu
                              									schäzen mußte, nach und nach überall aufgegeben; man begann nun Oefen anzuwenden, in
                              									welchen man außen geschöpfte Luft erwärmte und in das Zimmer ergießen ließ, um die
                              									Temperatur desselben gehörig zu erhöhen und zugleich eine gute Ventilation darin zu
                              									bewirken; von da zur Construction der CalorifèrenMan vergl. Peclet's Abhandlung uͤber
                                    											dieselben im polytechn. Journal Bd. LXXXVI S. 276. mit heißen
                              									Luftströmen war nur mehr ein Schritt und heutzutage könnte man sagen, daß die
                              									Zimmerheizung unter dem Breitengrad, wo wir leben, nichts zu wünschen übrig ließe,
                              									wenn man den Oefen in Hinsicht der Ventilation und Gesundmachung nur immer die
                              									passenden  Dimensionen zu
                              									geben müßte. In der That sehen wir allenthalben ungeheure Oefen und Calorifèren,
                              									welche als Luftfänge und Wärmemündungen so kleine Oeffnungen haben, daß, um von
                              									diesen Heizvorrichtungen etwas Wärme zu erhalten, das Feuer so stark gemacht werden
                              									muß, daß das Beschlag rothglühend wird, wodurch es bald verdirbt und außerdem die
                              									Luft oft noch einen brandigen Geruch erhält, der bekanntlich so ungesund als
                              									unangenehm ist; diesen Uebelständen beabsichtige ich durch nachfolgende Bemerkungen
                              									abzuhelfen, so wie unseren Oefen und Calorifèren endlich die möglichste
                              									Vollkommenheit in der dreifachen Beziehung ihrer Dauerhaftigkeit, der Ersparniß an
                              									Brennmaterial und der Gesunderhaltung unserer Wohnungen zu geben.
                           Ich gehe hier nicht auf die Größe der Oefen etc. ein; offenbar macht eine zu große
                              									Vorrichtung zu große Anschaffungs- und Aufstellungskosten, während bei einer
                              									zu kleinen das Feuer beständig stärker gemacht werden müßte, so daß dieselbe bald
                              									verderben und die Reinheit des ventilirenden Luftstroms beeinträchtigt würde; ich
                              									seze demnach die Größe der Heizvorrichtung für den beabsichtigten Zwek als wohl
                              									bestimmt voraus, so daß es sich nur darum handelt, daß sie mit möglichst wenig
                              									Kosten alle benöthigte Luft auf den für angemessen erachteten Grad erwärme.
                           Der Theorie nach kann ein 1 Kilogr. guter Steinkohle 1085 Kubikmeter Luft auf
                              									20° C. erwärmen. Aber aus einer großen Anzahl von Erfahrungen, welche ich bei
                              									großen Heizanstalten zu machen Gelegenheit hatte, ergibt sich, daß in der Praxis und
                              									jeden Verlust mit eingerechnet es besser ist, auf die Erwärmung von nur 900
                              									Kubikmeter Luft auf 20° C. durch die Verbrennung von 1 Kilogr. guter
                              									Steinkohle in einer wohl eingerichteten Vorrichtung zu rechnen.
                           Nimmt man andererseits für zwekmäßig an, dem Luftstrome nur 2 Meter Geschwindigkeit
                              									für die Secunde bei seinem Durchgang durch die Heizvorrichtung zu geben, so ergibt
                              									sich, daß ein Ofen oder ein Calorifère, in welchem beständig 1 Kilogr. guter
                              									Steinkohle verbrannt wird, durch Röhren von 12,5 Quadratdecimeter Oeffnung die kalte
                              									Luft aufnehmen und die auf 20° C. erwärmte Luft in das Zimmer ausströmen
                              									müßte. Die Wärmemündung oder die Summe der Wärmemündungen dieser Vorrichtung müßte
                              									daher, wenn rund, 4 Decimeter Durchmesser, wenn vierekig, 3,54 Decimeter Seitenlänge
                              									haben.
                           Beim Vergleiche dieser großen, der Ofenmündung zu gebenden Dimensionen, wenn man
                              									stündlich 1 Kilogr. Steinkohle verbrennt, mit der kleinen Ofenmündungsfläche, welche
                              									die Ofensezer eben so großen Oefen zu geben Pflegen, kann man sich nur darüber
                              									wundern,  daß man dieß zu
                              									berechnen so lange unterlassen oder vielmehr das vortheilhafte Resultat dieser
                              									Berechnung bei der Construction der Heizvorrichtungen anzuwenden so lange versäumen
                              										konnte.Der hier angefuͤhrte Fehler ist so allgemein, daß man ihn beinahe
                                    											uͤberall wahrnehmen kann, namentlich in oͤffentlichen
                                    											Anstalten, wo die Groͤße der Oefen die außerordentliche Kleinheit
                                    											ihrer Wärmemuͤndungen noch mehr hervortreten macht; von tausend
                                    											Beispielen, welche ich anfuͤhren könnte, werde ich hier nur ein Paar
                                    											der bemerkenswerthesten erwaͤhnen.Im Jahre 1841 wurde der große Industrierath im Handelsministerium in einem
                                    											neu erbauten Saale versammelt, welcher kein regelmaͤßiges
                                    											Ventilationssystem hat, viel laͤnger als breit ist und von einem an
                                    											dem einen Ende angebrachten Ofen sehr schlecht geheizt wurde. Das Bureau
                                    											befand sich auf einer Estrade am entgegengesezten Ende und der große Ofen
                                    											war nur mit sehr kleinen Waͤrmemuͤndungen versehen, welche
                                    											alle miteinander vielleicht nicht 1 Quadratdecimeter freier Oeffnung
                                    											hatten.Um am Tage der Eroͤffnung der Sizung den Saal zu heizen, mußte der
                                    											Diener das Feuer so stark machen, daß das Kupferbeschlaͤge der
                                    											Waͤrmemündungen gluͤhend wurde; die Luft im Saal hatte einen
                                    											sehr unangenehmen brandigen Geruch und die in der Naͤhe des Ofens zu
                                    											große Hize konnte nicht bis an die entgegengesezte Seite, an den
                                    											Schreibtisch des Ministers gelangen; ich beklagte mich uͤber diesen
                                    											Zustand; man schikte mir am anderen Tage den Ofensezer des Ministeriums zu;
                                    											ich ließ denselben die Oeffnung des Luftfanges gehoͤrig vergrößern
                                    											und vorne am Ofen eine große Warmemuͤndung von, wenn ich mich recht
                                    											erinnere, 20 Quadratdecimeter Oeffnung, anbringen, die also einen
                                    											ungefaͤhr 20mal so großen Querschnitt hatte, als die fruͤhere.
                                    											Einen zweiten Kamin, der keine Dienste that, hinter dem Bureau, jenem des
                                    											Ofens gegenuͤber, ließ ich unten unterhalb der Estrade
                                    											oͤffnen, um der verdorbenen Luft des Saals einen Ausgang zu
                                    											verschaffen, und am anderen Tag, an welchem Sizung dreier Ausschüsse war,
                                    											wurde, ohne das Feuer im Ofen zu stark zu machen, die beabsichtigte Wirkung
                                    											sowohl in Hinsicht der gleichfoͤrmigen Erwaͤrmung aller Punkte
                                    											des Saals, als hinsichtlich der Gesundheit der darin einzuathmenden Luft
                                    											erreicht.Dieselbe Veraͤnderung wurde ebenso und mit demselben Erfolge mit dem
                                    											Ofen des Sizungsaales des Gesundheitsraths auf der Polizeipraͤfectur,
                                    											mit dem des Probirlaboratoriums an der Muͤnze zu Paris etc.
                                    											vorgenommen.
                           Vorstehende Angaben brachte ich schon oft in Anwendung und immer mit dem besten
                              									Erfolge, und sogar ohne an dem Beschläge (armature)
                              									schon gesezter Oefen eine Aenderung vorzunehmen, sondern bloß durch gehörige
                              									Vergrößerung der die kalte Luft einführenden und die erwärmte Luft in die zu
                              									heizenden Räume führenden Röhren.
                           Kurz, man kann, ohne mehr Material zu verbrennen, die von den gewöhnlichen Oefen und
                              									Calorifèren gelieferte Quantität erwärmter Luft bedeutend vergrößern; man kann dieß
                              									sogar, ohne an dem bei diesen Vorrichtungen angebrachten Beschläge etwas zu
                              									verändern, und braucht zu diesem Behufe nur die kalte Luft in das Beschläg durch
                              									einen Canal von weit größerem Querschnitt als gewöhnlich zu führen und deßgleichen
                              									die Oeffnung der Röhren und Wärmemündungen, durch welche die erwärmte Luft vom
                              									Beschläge aus in den zu erwärmenden Saal übergeführt wird, um ein Bedeutendes
                              									vergrößern.
                           
                           Wie wir oben gesehen, müßten der Eintrittscanal fuͤr die kalte und der
                              									Austrittscanal für die warme Luft, so wie die Wärmemündung 12,5 Quadratdecimeter
                              									Oeffnung haben bei einer Heizvorrichtung, in welcher stündlich 1 Kilogr. guter
                              									Steinkohle verbrannt wird, und es kann eine solche Vorrichtung in derselben Zeit bis
                              									900 Kubikmeter erwärmter Luft liefern; nun genügen aber diese 900 Kubikmeter, wenn
                              									man 6 Kubikmeter auf den Kopf und die Stunde rechnet, zur vollständigen
                              									Gesunderhaltung eines Saales, welcher 150 Personen faßt, ein sehr vortheilhaftes
                              									Resultat, welches die Wichtigkeit des Gegenstandes, worauf ich die Aufmerksamkeit
                              									der Ofensezer lenken wollte, vollkommen darthut; ich werde nun schließlich einige
                              									praktische Anleitungen zur besseren Ausführung des aufgestellten Princips geben.
                           Man wird, wie ich glaube, ohne weit zu fehlen, für die Praxis annehmen können, daß
                              									man der Auffangröhre für die kalte Luft und den Wärmemündungen der Oefen und
                              									Calorifèren so vielmal 12,5 Quadratdecimeter Oeffnung zu geben habe, als man
                              									Kilogramme guter Steinkohle verbrennen will.
                           Das beste System der Wärmemündungen ist das, wo die Röhren derselben vertical rechts
                              									und links oder vor dem Rohr des Ofens oder des Calorifère angebracht sind; ist es
                              									ein Ofen, so muß der Marmoraufsaz durchbohrt werden, um die Wärmemündungen darauf
                              									sezen zu können; sezt man über diese horizontalen Wärmemündungen kleine eiserne
                              									Dreifüße, welche sich 1 Decimeter über die den Ofen bedekende Marmortafel erheben,
                              									so kann man auf diesen Dreifüßen Tellerstöße für den Tafeldienst oder Gefäße mit
                              									Wasser erwärmen, welche, wo nöthig, der erwärmten Luft die, um sie gesund zu machen,
                              									erforderliche Menge Wasserdunstes liefern können.
                           Wird die große Wärmemündung vertical auf der Vorderseite des Ofens oder Calorifère
                              									angebracht, so muß das an der Oeffnung dieser Mündung befindliche Gitterwerk
                              									beweglich seyn wie eine ein- oder zweisflüglige Thüre; man kann dann in den
                              									Recipient für die erwärmte Luft und im Innern des Apparats einen mit Wasser
                              									angefüllten Kasten von Eisenblech anbringen, um dem warmen Luftstrome die nöthige
                              									Menge Wasserdunst beizubringen.
                           Die Wärmemündungen müssen so berechnet werden, daß sie, abgesehen von dem metallenen
                              									Gitterwerk, womit man sie gewöhnlich zu versehen Pflegt, die beabsichtigte Größe der
                              									Oeffnung haben.
                           Es ist hinsichtlich der Gesundheit gut, den ventilirenden Luftstrom so wenig als
                              									möglich in fortgesezter Berührung mit stark erhiztem Kupfer zu lassen.
                           
                           1 Kilogr. Steinkohle kann in der Praxis als Aequivalent für 2 Kilogr. trokenes
                              									Heizholz betrachtet werden, sowohl was die hervorgebrachte Temperatur als was die
                              									den Wärmemündungen zu gebenden Dimensionen betrifft.
                           Es ist besser, diese Materialien auf Rosten zu verbrennen, als bloß auf der den Herd
                              									der Heizvorrichtung bedekenden Asche.
                           Man thut gut, an den großen verticalen Wärmemündungen Register oder Thüren
                              									anzubringen, um den Luftstrom nach Belieben vermindern und ihm damit nöthigenfalls
                              									eine höhere Temperatur zu geben; in Betreff der horizontalen Wärmemündungen genügen
                              									einfache Eisenblechplatten, die man, um ihre Oeffnungen nach Belieben zu verengen,
                              									darauf legt.
                           Befindet sich gegen den Plafond des Saales hin, in welchen der warme Luftstrom
                              									eingeführt werden soll, keine Vorrichtung zum Ableiten der verdorbenen Luft, so ist
                              									es unerläßlich, eine solche herzustellen, oder wenigstens sogenannte Gukfenster mit
                              									Windrädchen an den höchsten Scheiben jedes Fensters anzubringen; im lezteren Fall
                              									zöge die verdorbene Luft durch diese Fensterchen, wenn man sie öffnete.
                           Man muß wohl beachten, daß wenn man dem ventilirenden Luftstrome nur die zur
                              									Erhaltung des verlangten Wärmegrades im Saal erforderliche Temperatur gibt, folgende
                              									Vortheile dadurch erreicht werden: vollkommene Gesunderhaltung der Luft, Erhaltung
                              									und Dauerhaftigkeit der Vorrichtungen, zwekmäßige Abkühlung des Rauches und folglich
                              									größtmögliche Ersparung an Brennmaterial, schnelle Erwärmung und wiederum schnelle
                              									Abkühlung des Saales, was bei einem gemäßigten Klima und unter den meisten Umständen
                              									eine wesentliche Bedingung eines guten Heizsystems ist. Ich kann versichern, daß
                              									durch die oben angegebenen Mittel alle Oefen mit erwärmter Luft, die hinsichtlich
                              									der Erwärmung der Luft und der Ventilation keine gute Construction haben, ohne große
                              									Kosten um Vieles verbessert werden können und nehme keinen Anstand, die Hausbesizer
                              									zu dieser Maßregel zu ermuntern, auch gegen die noch entschieden ausgesprochene
                              									Meinung ihres Ofensezers.