| Titel: | Ueber Ventilation der Gaslampen-Brenner; von Professor Faraday. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XXVIII., S. 107 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber Ventilation der Gaslampen-Brenner;
                           								von Professor Faraday.
                        Auszug aus dem Civil Engineer and Architects'
                                 										Journal. Jun. 1843, S. 196.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Faraday, über Ventilation der Gaslampen-Brenner.
                        
                     
                        
                           Der bei der Ventilation der Lampenbrenner zu erreichende Zwek ist die gänzliche
                              									Entfernung der Verbrennungsproducte. Von diesem Gesichtspunkte aus wurden nach Hrn.
                              									Prof. Faraday's Angabe (man vergleiche die vorläufige
                              									Anzeige davon im polytechn. Journal Bd. LXXXVIII S. 312) die Lichter der Hängeleuchter
                              									in der Bibliothek des Athenäums durch Röhren ventilirt, welche, in die Lampengläser
                              									gestekt, in geringer Entfernung darüber sich in eine Centralröhre vereinigen, die
                              									alle verbrannte Luft aus dem Zimmer schafft. Bei diesem ersten Versuche wurden noch
                              									viele Erfahrungen hinsichtlich der nöthigen Anordnung der Röhren gemacht, z. B.
                              									behufs der Hinwegschaffung des erzeugten Wassers, falls die Röhren sehr lang waren
                              									etc.; der Zwek der Ventilation aber wurde vollkommen erreicht. Die Richtigkeit
                              									obigen Princips kann durch ein einfaches Experiment anschaulich gemacht werden,
                              									welches zeigt, was für ein Unterschied es ist, ob man die Verbrennungsproducte in
                              									die Zimmerluft austreten läßt, oder sie sogleich nach ihrer Bildung aus dem Zimmer
                              									hinausführt; man stelle eine kurze brennende Wachskerze auf einen Teller, stürze
                              									eine Glasgloke darüber, deren oberes (offenes) Ende mit einem kugelförmigen
                              									Korkpfropf verschlossen ist, durch welchen eine ½ Zoll weite und 12 bis 14
                              									Zoll lange Glasröhre gestekt werden kann, die bis auf die Spize der Kerzenflamme
                              									hinabreicht und gerade darüber zu stehen kömmt. Es wird nun hinreichend Luft in die
                              									Gloke eintreten, nämlich zwischen ihr und dem Teller, und durch die Röhre wieder
                              									austreten, so daß die zur Verbrennung erforderliche Luft vorhanden ist und der Raum
                              									im Glase rein bleibt; die Folge davon ist, daß in dieser Stellung die Verbrennung
                              									fortgesezt vor sich geht und  die Gloke ganz klar und hell bleibt; bewegt man aber den
                              									Kork ein wenig, so daß die Röhre nicht mehr über der Flamme steht, so hört dieß
                              									Alles auf, das Licht theilt jezt die Producte seiner Verbrennung aller Luft im
                              									Glasraum mit; das Glas wird von dem sich daran absezenden Wasser trübe und die Luft
                              									selbst verdirbt immer mehr; das Licht wird matt und erlischt nach einigen Minuten.
                              									Thut man diesem Zustande wieder Einhalt, indem die Röhre wieder über das Licht
                              									gestellt wird, so sieht man dasselbe sich wieder herstellen, es erhält seinen Glanz
                              									wieder und nach einiger Zeit verschwindet sogar der Thau wieder vom Glase; alles in
                              									Folge der zwekmäßigen Ventilation. Diese Erscheinungen, wenn auch auffallend, werden
                              									sehr einleuchten, wenn man den Unterschied bedenkt zwischen dem Anzünden eines
                              									Feuers in der Mitte eines Zimmers, oder unter einem Kamin.
                           Des bessern Ansehens wegen wurde der aufsteigende Zug, nachdem man sich überzeugt
                              									hatte, daß dieß hinreichend sey, dahin modificirt, daß die Röhre, statt gerade
                              									aufwärts zu gehen, kurz über dem Rand des Glases umgebogen und heruntergeleitet
                              									wurde zu der Grundfläche oder dem Glasträger, durch denselben hindurch und dann in
                              									den Mitteltheil des Armleuchters, oder bei einem einzelnen Lichte gegen die Wand
                              									hin.
                           Dieser Form folgte wieder eine andere sehr schöne, durch welche die Ventilation der
                              									Lampen ihre Vollendung zu erhalten haben scheint. Der Zug geht ebenfalls abwärts.
                              									Das Gaslicht ist mit seinem gläsernen Zugrohr versehen, wie gewöhnlich, der
                              									Glasträger aber ist so construirt, daß er nicht nur das Zugrohr, sondern noch einen
                              									äußern, weitern und höhern Glascylinder aufnimmt; er hat eine Oeffnung, welche
                              									mittelst eines Verbindungsstüks in ein Metallrohr mündet, das als Ventilationsrohr
                              									dient, sich horizontal in den Mitteltheil des Hängeleuchters hinüber zieht, dann in
                              									demselben aufsteigt, um Zug hervorzubringen und die verbrannte Luft fortzuschaffen.
                              									Dieß wird durch die Abbildungen deutlich werden.
                           In Fig. 41 ist
                              										a der Brenner; b die zum
                              									Brenner leitende Gasröhre; c der Glasträger mit einer
                              									Oeffnung, welche in das Verbindungsstük d mündet, das an
                              									die metallene Zugröhre i gestekt ist; e das gewöhnliche gläserne Zugrohr; f ein äußerer Glascylinder, der oben mit einem
                              									Glimmerblatt g, oder noch besser, mit zwei
                              									Glimmerblättern verschlossen wird, deren eines oben auf dem Glase ruht, das andere
                              									aber, h, etwas tiefer im Glas stekt; beide werden durch
                              									eine metallene Schraube sammt Mutter mit einander verbunden, durch dieselbe aber
                              									auch etwas aus einander gehalten und bilden so einen Stopfer, welcher von der
                              									gläsernen Zugröhre nicht abgeworfen, durch den darüber befindlichen Metallring oder
                              									Knopf aber leicht darauf  gesezt oder abgehoben werden kann; i die metallene
                              									Abzugsröhre; k eine mattgeschliffene Glaskugel, welche
                              									über die Lampe gestürzt werden kann; dieselbe hat keine andere Oeffnung, als das
                              									Loch unten, mit welchem sie auf dem Glasträger aufsizt; aber auch jedes andere Glas,
                              									z. B. in Gestalt einer Vase, kann hiezu dienen.
                           Fig. 42 ist
                              									der Grundriß des Glasträgers; man sieht hier den Brenner a in der Mitte, mit Strahllöchern und Oeffnungen ringsherum, um der Flamme
                              									Luftzutritt zu gewähren, und die Oeffnung d, welche in
                              									das mit der metallenen Abzugsröhre i communicirende
                              									Verbindungsstük mündet.
                           Die verbrannte Luft und die Verbrennungsproducte nehmen den von den Pfeilen
                              									angedeuteten Weg und werden von der Abzugsröhre gänzlich weggeführt. Während bei
                              									einer gewöhnlichen Lampe die Verbrennungsproducte als ein die Luft verunreinigender
                              									Strom oben hinausziehen, werden durch die beschriebene Vorrichtung aller Ruß, das
                              									Wasser, die Kohlensäure, schweflige und Schwefelsäure und ein Theil der Wärme durch
                              									den Luftabzugscanal fortgeschafft und in einen Kamin oder die freie Luft geführt,
                              									wobei die Zimmerluft so rein bleibt, als wäre kein künstliches Licht vorhanden.
                           Eine merkwürdige, aber wichtige Erscheinung bei der eingeschlossenen Lampe ist die
                              									Erhöhung des erzeugten Lichts um, je nach Umständen, 10 bis 20 Proc. bei gleichem
                              									Gasverbrauch. Wird der Luftstrom durch ein Lampenglas, wenn das Gas auf gewöhnliche
                              									Weise verbrennt, vermindert, so steigt die Flamme höher und gibt mehr Licht, welches
                              									aber röther gefärbt ist; die Verbrennung ist nicht mehr so intensiv, weil der
                              									Luftzutritt gehemmt ist; die das Licht von sich gebenden Kohlentheilchen glühen
                              									nicht so stark; es sind ihrer aber mehr und sie glühen längere
                                 										Zeit fort und bringen dadurch eine Vermehrung des Lichts hervor.
                           Die Vorzüge obiger Vorrichtung sind zahlreich; in architektonischer Hinsicht ist ihr
                              									nicht das Geringste vorzuwerfen, die Ventilation ist vortrefflich; die Erwärmung des
                              									Zimmers oder Saales mäßig und angenehm und kann nach Belieben beibehalten oder
                              									vermindert werden; das von einer gegebenen Quantität Gas erhaltene Licht ist, aus
                              									einleuchtenden Gründen, bedeutend stärker und man ist auch vor Unfällen gesicherter,
                              									denn sollten Röhren lek werden, oder ein Gashahn aus Fahrlässigkeit offen geblieben
                              									seyn, so muß das Gas, statt sich mit der Zimmerluft zu mischen und explosiv zu
                              									werden, durch die Metallröhren weggeleitet werden.
                           Hr. Prof. Faraday hat sein Recht auf diese Erfindung
                              									seinem Bruder überlassen, welcher ein Patent darauf nahm.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
