| Titel: | Weiß- oder Feinofen für Gase auf der Königshütte in Oberschlesien, nach Eck. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XXXI., S. 116 | 
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                        XXXI.
                        Weiß- oder Feinofen fuͤr Gase auf
                           								der Koͤnigshuͤtte in Oberschlesien, nach Eck.
                        Aus Karsten's Archiv, Bd. XVII, durch das polyt.
                              									Centralblatt 1843, 11. Heft.
                        Eck's Weiß- oder Feinofen für Gase.
                        
                     
                        
                           Die schlesischen Hütten sind durch die zinkische Beschaffenheit ihrer Erze, welche
                              									Nachtheil von einer Abkühlung im oberen Ofentheile und baldige Verstopfung der
                              									Canäle durch Zink sowohl als Verschlechterung des Eisens durch das in größerer Menge
                              									dem Gase folgende Silicium befürchten ließ, bis jezt von Anwendung der Hohofengase
                              									zum Puddeln u. s. w. abgehalten worden. Aus diesen Gründen stand man auch auf der
                              									Königshütte von der Benuzung der Hohofengase zu jenen Zweken ab. In Berüksichtigung
                              									der veröffentlichten großen Vortheile von der Anwendung des Kohlenoxydgases beim
                              									Feinen oder Weißen des Roheisens, indem jenen Nachrichten zufolge der Abgang beim
                              									Raffiniren nur 2 3/5 Proc. betragen sollte, und dabei sogar eine Verminderung auf 1
                              									bis 1½ Proc. in Aussicht gestellt ward, kam man bald auf den Gedanken,
                              									brennbare Gase besonders zu jenem Zwek zu erzeugen, und dieß um so mehr, als hiezu
                              									am vortheilhaftesten rohe, an und für sich viel Gas gebende Steinkohlen angewendet
                              									werden konnten, während das Raffiniren des Roheisens im gewöhnlichen Feinherde nur
                              									bei Kohks geschehen kann, deren unmittelbare Berührung mit dem Eisen überdieß, wegen
                              									des Schwefelgehalts der Kohks, der Qualität des Products nicht gerade zuträglich
                              									seyn dürfte. Nächstdem war auch zu erwarten,  daß bei dieser Art der Brennmaterialbenuzung, wo
                              									sämmtlicher in Gas aufgelöster Brennstoff mittelst einer angemessenen Quantität
                              									heißen Windes ungleich vollkommener verzehrt wird, als bei den gewöhnlichen
                              									Methoden, noch ein namhafter Gewinn an Kohlen erreicht werden würde. Zu Ende des
                              									Jahres 1841 erbaute man daher einen Flammenofen, sezte mit diesem unmittelbar einen
                              									Gaserzeugungsofen in Verbindung und leitete die erforderliche heiße Gebläseluft von
                              									einem nahe liegenden Windersezungsapparat des einen Hohofens ab. Bei der
                              									Windzuführung in den Gasofen ging man von der Idee aus, nur so viel Wind und mit so
                              									niedriger Pressung einzuleiten, daß solcher sich schon im unteren Theile des
                              									Gasofens vollkommen zersezen, die oberen Schichten der Steinkohlen aber bloß durch
                              									die entwikelte Glühhize selbst ihr Gas abgeben und dann als Kohks niederrüken
                              									mußten, um sodann durch den Wind in Kohlenoxydgas umgewandelt zu werden. Sollte sich
                              									dabei auch gleichzeitig Kohlensäure bilden, so stand zu erwarten, daß diese durch
                              									die oberen glühenden Kohlenschichten in Kohlenoxydgas umgewandelt werden mußte. Die
                              									Einführung des Windes in den Ofen geschah anfänglich unterhalb eines Rostes, der
                              									sich aber oft sehr versezte und sonstige Uebelstände herbeiführte, welche die
                              									gleichförmige Gasentwikelung hemmten. Man verwarf daher den Rost und führte den Wind
                              									nach der bekannten, sogenannten Seffströmischen Methode in den Gasofen, und dieses
                              									Verfahren hat sich auch als höchst zwekmäßig bewährt.
                           Die sich entwikelnden Gasarten konnten aus Mangel an unzersezter atmosphärischer Luft
                              									im oberen Raume des Gasofens nicht zum Entflammen kommen, sondern die Entwikelung
                              									ihrer vollen Heizkraft mußte erst dann erfolgen, wenn sie durch einen Canal in den
                              									anschließenden Flammenofen ihren Abzug fanden und hier mit einem angemessenen
                              									Quantum heißen Windes in Berührung traten. Jenen Canal machte man nur ganz kurz, um
                              									die Gase möglichst heiß in den Flammenofen eintreten zu lassen. Zur Entzündung
                              									dieser Gase, welche nun neben dem Kohlenoxydgas auch alles Kohlenwasserstoffgas der
                              									rohen Steinkohlen enthielten, leitete man die heiße Gebläseluft, mit stärkerer
                              									Pressung als beim Gasofen, so ein, daß solche mit den Gasen in möglichst innige
                              									Berührung kommen mußte. Die richtige Quantität war nicht sogleich festzustellen,
                              									sondern mußte sich erst aus der Erfahrung ergeben, wegen der nicht bestimmbaren
                              									Menge der aus den rohen Kohlen sich entwikelnden Gase, weßhalb auch das dem Gasofen
                              									für die Minute zu gebende Windquantum und die Menge des dadurch zu erzeugenden
                              									Kohlenoxydgases nicht zum Anhalten genommen werden konnten.
                           In Folge mehrerer Versuche stellte man das Windquantum:
                           
                           
                              
                                 beim Gasofen in der Minute auf
                                 263
                                 Kubikfuß atm. Dichtigkeit,
                                 
                              
                                 beim Windkasten zur Verbrennung der Gase am angemessensten auf
                                 327
                                 Kubikf. von atm. Dichtigk.,
                                 
                              
                                 wonach in der Minute zusammen
                                 590
                                 Kubikfuß Luft von atmosphärischer Dichtigkeit verwendet wurden
                                 
                              
                           Die Zuleitung geschah anfänglich durch mehrere Düsen, welche man zwischen dem Gewölbe
                              									des Gasofens in das dicht anschließende, höher liegende
                              									Gewölbe des Flammenofens in der ganzen Breite des lezteren vertheilt, und zwar
                              									stechend, d. h. gegen den Horizont geneigt, einmünden ließ, um die Flamme möglichst
                              									auf den Herd zu leiten. Man fand aber, daß sich dabei isolirte Strahlen bildeten,
                              									die keine gleichförmige Hize im Ofen erzeugten; man ging deßhalb von den Düsen ab
                              									und construirte einen Windkasten aus Eisenblech von fast der ganzen Breite des
                              									Flammenofens, mit einem Schliz von starken Eisenschienen, aus welchem der Wind
                              									ebenfalls stechend und in der ganzen Breite des Herdes in den Flammofen einströmte.
                              									Die Verbrennung der Gase zeigte sich nun ganz nach Wunsch und so vollkommen, daß in
                              									allen Theilen des Ofens, von der Feuerbrüke ab bis zum Fuchse, in kurzer Zeit sich
                              									eine gleichförmig starke Weißgluth herstellte, ohne daß bei der Esse der mindeste
                              									Abzug von noch freiem wasserstoffhaltigem Rauch bemerkbar war.
                           Vermittelst der stechend einwirkenden Gebläseluft wurde die Flamme stark genug
                              									niedergedrükt, so daß der Herd sehr schnell in Weißglühhize versezt wurde. 18 bis 20
                              									Cntr. vollkommen graues Kohkroheisen schmolzen in einer Zeit von 2 Stunden ganz
                              									flüssig ein, so daß man zum Feinen schreiten konnte. Um in der Masse eine kreiselnde
                              									Bewegung zur Beschleunigung des Feinens hervorzubringen, legte man in der Rükwand
                              									des Ofens, später auch auf der Einsazseite, mehrere ganz enge Düsen in verschiedener
                              									Richtung, stark stechend ein und verringerte dagegen das Windquantum bei oben
                              									erwähntem Windkasten, um keinen Ueberschuß an Luft, durch welchen sich die Hize
                              									vermindert haben würde, in den Ofen eintreten zu lassen. Man erreichte auch nach
                              									mehreren Versuchen in der Lage und Richtung der Düsen den gewünschten Zwek
                              									hinsichtlich der kreiselnden Bewegung des Eisens vollkommen; aber es zeigte sich
                              									keineswegs die erwartete energische Einwirkung der verbrannten Gase — der
                              									gebildeten Kohlensäure und des Wassergases als Producte der Verbrennung — auf
                              									die Kohlenabscheidung vom Eisen, obgleich das Roheisen nur etwa 2 Zoll hoch im Herde
                              									vertheilt stand, auch versuchsweise die sich erzeugende Schlakendeke öfters
                              									abgezogen wurde, um den Gasen eine freie Oberfläche des Eisens darzubieten. Ja
                              									selbst, als man die Hize so weit steigerte, daß sie einen Ueberschuß von Luft
                              									vertragen  konnte,
                              									schritt der Feinungsproceß doch auffallend langsam vor, so daß sich dadurch sowohl
                              									der Abgang als der Kohlenverbrand viel höher stellten, als man erwartete, und die
                              									etwaigen Ersparungen dabei, mit den Mehrkosten der Löhne, des Gebläseaufwandes, so
                              									wie der Unterhaltung des Ofens, bei einer so niedrigen Production als sie sich
                              									ergab, in kein vortheilhaftes Verhältniß zu stehen kamen. Ein jedesmaliger Einsaz
                              									von 18 Cntr. erforderte durchschnittlich sieben Stunden. Die Production in der Woche
                              									konnte daher nur auf etwa 336 Cntr. Feineisen gebracht werden, bei einem
                              									durchschnittlichen Roheisenabgang von 11½ Proc., wie er sich bei dieser
                              									Feinungsmethode ergab. Der Kohlenverbrauch für 1 Cntr. Feineisen ergab sich
                              									durchschnittlich zu 1½ Kubikfuß.
                           Es blieb nun noch übrig, ein anderweitiges Mittel zur Hülfe zu nehmen, um —
                              									worauf es hier lediglich ankam — den Feinungsproceß mehr zu beschleunigen.
                              									Man entschied für den Zuschlag von reinen Eisenerzstuffen — von den in der
                              									hiesigen Muschelkalkformation vorkommenden okrigen Eisenoxydhydraten — von
                              									denen man 4 bis 5 Proc. im gröblich zerstampften Zustande auf das flüssig
                              									eingeschmolzene Roheisen nach und nach eintrug und mit demselben gut durchrührte. Es
                              									bildete sich sehr schnell eine höchst dünnflüssige Schlake, die ganze Masse kam bald
                              									in gute treibende Bewegung und es bedurfte hiezu nur der Mitwirkung einer einzigen
                              									Düse mit einer Neigung gegen den Horizont von 25°. Das Eisen fing bald an
                              									Funken auszuwerfen und in Zeit von einer Stunde wurde auf Grund einer genommenen
                              									Probe das beste Feineisen abgestochen. Hiemit war die Aufgabe gelöst, und ein höchst
                              									zufrieden stellendes Resultat in Bezug auf die Größe der Production erlangt, indem
                              									solche füglich auf 600 Cntr. wöchentlich gestellt werden kann. Es sind bereits
                              									mehrere hundert Cntr. Roheisen auf solche Art gefeint worden, bei welchen sich der
                              									Abgang, mit Rüksicht auf das aus den Stufferzen auszubringende Eisen, zu 10½
                              									Proc., und der Kohlenverbrauch auf etwa nur 1 Kubikfuß für 1 Cntr. Feineisen ergeben
                              									hat.
                           Wahrscheinlich dürfte sich der Kohlenverbrauch noch ermäßigen, wenn, wie es Absicht
                              									ist, mit dem Winde des Gasofens noch ein angemessenes Quantum Wasser eingeführt
                              									wird, um durch dessen Zersezung in den glühenden Kohlenschichten des Gasofens
                              									brennbare Gase zu bilden, durch welche die Hize im Flammenofen um so höher
                              									gesteigert werden muß, als mit jenen Gasen kein der Hizentwikelung schädliches
                              									Stikstoffgas — wie bei der Anwendung der atmosphärischen Luft — mit
                              									eingeführt wird.