| Titel: | Ueber galvanische Versilberung des Gußeisens; vom Major Jewreinoff. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XXXVI., S. 126 | 
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                        XXXVI.
                        Ueber galvanische Versilberung des Gußeisens; vom
                           								Major Jewreinoff.
                        Aus dem Bulletin de St. Petersb.
                        Jewreinoff, über Versilberung des Gußeisens.
                        
                     
                        
                           Die Verbindung des Eisens mit Kohlenstoff — Gußeisen — hat Vermöge
                              									ihrer Eigenschaft, zu schmelzen und demzufolge die feinsten Eindrüke der Form
                              									anzunehmen, eine sehr ausgedehnte Anwendung. Die Kunst zu gießen verwandelt das
                              									Gußeisen sowohl in ungeheure Massen von Bogen, Colonnen und Kanonen als auch in die
                              									feinsten Armbänder, Ohrgehänge u. dergl. Leider verändert nur allzubald die feuchte
                              									Luft die metallische Oberfläche dieser Gegenstände, weßhalb man genöthigt gewesen
                              									ist dieselben schwarz zu färben, wodurch das Gußeisen, dessen Farbe schon ohnehin
                              									wenig Anziehendes an der Oberfläche hat, das Ansehen der Trauer erhält. Beim
                              									gegenwärtigen Standpunkte der Gießkunst könnte das Gußeisen leicht die Bronze
                              									ersezen, wenn nicht das unschöne Aeußere desselben es vollkommen von dieser
                              									Anwendung verdrängen würde. Dieser Nachtheil wird vollkommen durch die Möglichkeit,
                              									das Gußeisen zu versilbern, beseitigt. In der That läßt sich das Gußeisen gleich gut
                              									und eben so leicht versilbern als Kupfer und Bronze. Einige glükliche Versuche, die
                              									ich diesen Gegenstand betreffend angestellt habe, haben mich veranlaßt, es für meine
                              									Pflicht zu halten, eine kurze Beschreibung der Methode, die ich angewandt habe, zu
                              									geben. Die Flüssigkeit zum Versilbern wird auf folgende Art bereitet: 8
                              									Gewichtstheile vollkommen wasserfreies, fein gepulvertes Cyaneisenkalium werden mit
                              									3 Theilen bestmöglich reiner und vollkommen trokener Potasche vermengt. Diese
                              									Mischung wird in einem Graphittiegel bei  schwacher Rothglühhize so lange geschmolzen, bis die
                              									Masse aufgehört hat stark aufzubrausen, und fast ruhig fließt. Darauf wird die
                              									flüssige Masse in einen Kegel aus Eisenblech vorsichtig gegossen; die Masse muß
                              									deßhalb mit Vorsicht ausgegossen werden, weil das beim Schmelzen ausgeschiedene
                              									Eisen am Boden und an den Wänden des Tiegels zurükbleibt.
                           Der Moment der gehörigen Schmelzung wird mit einem Glasrohr erkannt, welches nach dem
                              									Einsenken desselben in die geschmolzene Masse und nachherigem Erkalten an seinem
                              									Ende mit einer fast durchsichtigen Salzmasse bedekt seyn muß. Dieses nach Liebig's Methode bereitete, fast vollkommen weiße Salz
                              									besteht aus Cyankalium und cyansaurem Kali und wird troken in gut verschlossenen
                              									Gefäßen aufbewahrt. In Berührung mit der Luft wird es durch die in der Luft
                              									befindliche Kohlensäure partiell zersezt und entwikelt dabei einen Geruch von
                              									Cyanwasserstoffsäure. Vorläufig bereitetes reines Chlorsilber in noch feuchtem
                              									Zustande wird nun zu dem eben erwähnten Salze in das Gefäß gethan, Alles mit Wasser
                              									übergossen und bei der gewöhnlichen Temperatur stark und anhaltend geschüttelt.
                              									Chlorsilber wird im Ueberschusse gegen das Cyansalz genommen. Sollte eine geringe
                              									Quantität Chlorsilber nach einiger Zeit unaufgelöst geblieben seyn, so werden in die
                              									Flüssigkeit einige Stüke des Cyansalzes hinzugethan, indem man sucht, so viel wie
                              									möglich einen Ueberschuß von diesem lezten Salze zu vermeiden und immer noch einen
                              									kleinen Antheil unaufgelösten Chlorsilbers auf dem Boden des Gefäßes
                              									zurükzubehalten. Dieser leztere Umstand ist wichtig, weil die Flüssigkeit, wenn sie
                              									zu viel freies Cyankalium enthält, sich zu leicht zersezt und eine schlechtere
                              									Versilberung gibt. Die Flüssigkeit wird darauf filtrirt und erscheint wasserhell.
                              									Auf dem Filter bleibt größtentheils Eisen und der oben erwähnte geringe Antheil
                              									Chlorsilber zurük. Die Versilberung selbst bewerkstellige ich vermittelst eines
                              									galvanischen Plattenpaares, das aus Zink und einem Kohlencylinder besteht, die durch
                              									einen thönernen Cylinder von einander getrennt sind. Dus Plattenpaar wird in einen
                              									gläsernen Cylinder gethan, worein verdünnte Schwefelsäure gegossen wird; in den
                              									thönernen Cylinder wird aber verdünnte Salpetersäure gethan. Die Erfahrung hat mir
                              									gezeigt, daß die beste Mischung für die Kohlencylinder aus 5 Gewichtstheilen fein
                              									gepulverter Kohks Gewichtstheilen gepulverter Steinkohle und 2 Theilen gewöhnlichen
                              									Roggenmehls zusammengesezt seyn muß. Nachdem die Cylinder getroknet sind, werden sie
                              									in besonderen thönernen Kapseln, an deren Dekel eine kleine Oeffnung für die
                              									Entweichung der Gase gemacht ist, geglüht.
                           
                           Am bequemsten lassen sich diejenigen gußeisernen Sachen versilbern, die noch nicht
                              									schwarz gefärbt sind, weil die Entblößung der metallischen Oberfläche in diesem
                              									Falle mit vielen Schwierigkeiten verknüpft ist. Das gereinigte Stük wird in die
                              									Silberauflösung getaucht und durch einen Leitungsdraht mit dem Zinkpole in
                              									Verbindung gebracht, eine Platinplatte dagegen wird in die Flüssigkeit in einiger
                              									Entfernung von der zu versilbernden Sache getaucht und mit dem Kohlencylinder in
                              									Verbindung gesezt. Eine gußeiserne Platte von einer Oberfläche bis zu 4 Quadratzoll
                              									wird gewöhnlich in 30 Minuten vollkommen versilbert.