| Titel: | Verfahren zur Reinigung des Steinkohlengases, worauf sich Frederick Theodore Philippi, Kattundruker zu Belfield Hall, in der Grafschaft Lancaster, am 21. Jul. 1842 in Folge einer Mittheilung ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. L., S. 193 | 
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                        L.
                        Verfahren zur Reinigung des Steinkohlengases,
                           								worauf sich Frederick Theodore
                              									Philippi, Kattundruker zu Belfield Hall, in der Grafschaft Lancaster, am
                           									21. Jul. 1842 in Folge einer
                           									MittheilungDiese Mittheilung ist ohne Zweifel von Hrn. Mallet, auf dessen Abhandlung
                                 										uͤber die Reinigung des Steinkohlengases im polytechnischen Journal Bd. LXXXVI S. 38 wir verweisen.A. d. R. ein Patent ertheilen
                           								ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, Jun. 1843, S.
                              									364.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Philippi's Verfahren zur Reinigung des
                           								Steinkohlengases.
                        
                     
                        
                           Hauptgegenstand dieser Erfindung ist die Reinigung des Steinkohlengases durch
                              									Entfernung aller mit demselben verbundenen ammoniakalischen Substanzen mittelst
                              									Zersezung durch doppelte Wahlverwandtschaft und gleichzeitige Abscheidung alles
                              									Naphthalins, welches den Geruch desselben so unangenehm macht. Das Ammoniak befindet
                              									sich im Steinkohlengas in Verbindung mit Schwefelwasserstoff, Kohlensäure,
                              									schwefliger Säure, Blausäure, Schwefelblausäure etc. etc.; wird nun das Gas der
                              									Einwirkung einer Metallsalzlösung, z. B. eines Mangan-, Eisen-,
                              									Zink-, Kupfer-, Bleisalzes u. s. w. ausgesezt, so findet eine doppelte
                              									Zersezung statt; es bildet sich ein Schwefelmetall oder ein kohlensaures,
                              									schwefligsaures Salz etc., welches niederfällt, während das Ammoniak aufgelöst
                              									bleibt. Schwefelsaures Mangan ist das geeignetste Metallsalz wegen seiner
                              									Wohlfeilheit. Die Lösung darf nicht sauer seyn, weil sonst die
                              									schwefelwasserstoffsauren, kohlensauren und schwefligsauren Salze etc. zersezt und
                              									die Säuren frei  würden;
                              									sie wird deßhalb mit dem condensirten ammoniakalischen Wasser der Gaswerke
                              									neutralisirt und muß auf diese Weise 20° B. erhalten. Um die Reinigung des
                              									Gases auf diese Art zu bewerkstelligen, läßt man es durch die in geeigneten
                              									Behältern befindlichen Lösungen streichen. Dieselben befinden sich in einem aus drei
                              									Cisternen bestehenden Apparate; von diesen Cisternen steht eine höher als die
                              									andere. Sie sind cylindrisch und von Schmiede- oder Gußeisen; ihre Dekel
                              									müssen so hoch über dem Niveau der Flüssigkeit seyn, daß das beim Durchgang des
                              									Gases hervorgebrachte Wallen derselben sie nicht erreicht; sie müssen leicht zu
                              									entfernen und die Fugen mittelst Wasser abgesperrt seyn.
                           Die Gaszuführungs- und Ablaßröhren werden seitlich angebracht und die
                              									Bemerkung hinsichtlich des Abstandes der Dekel ist auch auf die Ablaßröhren
                              									anwendbar, welche vom Niederschlag verstopft werden könnten. Man kann, wenn man
                              									will, die Dekel auch fest machen und sie behufs des Nachsehens und Reinigens der
                              									Cisterne mit einem Mannsloche versehen. Die Gaszuführungsröhre reicht wenigstens 2
                              									Zoll tief unter die Oberfläche der Flüssigkeit; das Gas wird auf seinem Wege, um die
                              									Berührungsflächen zu vermehren, mittelst durchlöcherter Metallplatten oder
                              									dergleichen zertheilt. In jeder Cisterne befindet sich ein Rührer, der so construirt
                              									ist, daß er den ganzen Niederschlag, vorzüglich aber denjenigen auf dem Boden und an
                              									den Seiten des Apparats in Bewegung sezt, wenn die Cisterne ausgeleert werden soll.
                              									Die Röhren und Hähne zum Ausleeren müssen weit seyn und abgenommen werden können. In
                              									jeder Cisterne ist eine Sicherheitsröhre angebracht, um wenn das Niveau der
                              									Flüssigkeit aus irgend einem Grunde stiege, einen vermehrten Druk zu verhindern;
                              									diese Sicherheits- oder Ausfließröhre führt die Flüssigkeit in die tiefer
                              									stehende Cisterne. Man läßt das Gas so lange durch die Cisternen streichen, bis die
                              									Flüssigkeit in der erstern, statt durch ein schwefelwasserstoffsaures Salz gefällt
                              									zu werden, einen Ammoniak-Ueberschuß enthält, wie die ammoniakalischen oder
                              									condensirten Wasser. Um diesen Sättigungsgrad zu ermitteln, wird etwas von der
                              									Flüssigkeit durch einen kleinen Hahn abgelassen. Wenn die Flüssigkeit der ersten
                              									Cisterne gesättigt ist, wird sie abgelassen, die zweite in die erste, die dritte in
                              									die zweite übergeleert, und in die dritte eine frische Portion Manganauflösung
                              									gebracht. Die Cisternen werden durch Röhren miteinander verbunden, welche so
                              									construirt sind, daß sie gereinigt werden können. Die Flüssigkeit aus der ersten
                              									Cisterne kömmt in ein Gefäß, worin man den Niederschlag sich absezen läßt; der
                              									flüssige Theil wird abgezogen, mit etwas Schwefelsäure oder Salzsäure versezt und
                              									dann  zum Krystallisiren
                              									abgedampft. — Das Naphthalin, welches sich bei der Destillation der
                              									Steinkohle entwikelt, ist an und für sich flüchtig und wird es noch mehr in
                              									Gegenwart des Ammoniaks; es besteht eine Art Verwandtschaft zwischen ihm und dem
                              									Ammoniak, welche durch die Absorption des lezteren aufgehoben wird; das Naphthalin
                              									schwimmt dann auf der Flüssigkeit oder vermengt sich mit dem Niederschlag. Bei
                              									Anwendung dieses Verfahrens zum Reinigen des Gases muß dasselbe zuvor immer
                              									abgekühlt werden, wobei ein großer Theil des Theers und ammoniakalischen Wassers
                              									verdichtet wird.
                           Fig. 61 zeigt
                              									den Gasreinigungs-Apparat im senkrechten Durchschnitt. a, a, a sind cylindrische Waschcisternen; b, b,
                                 										b die das Gas jeder Cisterne zuführenden Röhren; t,
                                 										t, t Rührvorrichtungen mit Armen c, c, c. Die
                              									Achsen dieser Rührer gehen am Dekel der Cisterne durch Stopfbüchsen; d, d, d sind Auslaß- oder Ueberfließröhren, mit
                              									Schiebern und Stopfbüchsen versehen, durch welche sie, ohne daß Gas verloren geht
                              									oder die Operation unterbrochen wird, gereinigt werden können; e, e, e Röhren mit Trichtern, welche die von den
                              									Ueberfließröhren (oder von der den Apparat speisenden Pumpe) herkommende Flüssigkeit
                              									aufnehmen; r, r, r Hähne in den Röhren k, k, k zum Ablassen der Flüssigkeit; s ist eine Röhre, durch welche das Gas abgelassen wird;
                              										k, k, k sind Röhren, durch welche eine Cisterne in
                              									die andere umgeleert wird.
                           Das ammoniakalische Wasser kann aber auch mit Vortheil zur Darstellung von
                              									Aezammoniak oder reinen Ammoniaksalzen auf folgende Weise verwendet werden. Man
                              									behandelt es in einem gewöhnlichen mit Dampf oder auf andere Weise erhizten
                              									Destillirapparat mit Kalk; das entwikelte Ammoniak geht durch eine Verbindungsröhre
                              									in einen zweiten, dem ersten ähnlichen Kessel über. Die Condensation des
                              									Ammoniakdampfs erwärmt den zweiten Kessel, in welchem sich ebenfalls Kalk und
                              									ammoniakalisches Wasser befinden, hinreichend. Die aus dem zweiten Kessel sich
                              									entwikelnden Dämpfe gehen in ein Gefäß von gehöriger Größe oder einen dritten Kessel
                              									über, in welchem sich eine Kalklösung befindet, welche die noch übrige, in den ersten beiden Kesseln nicht absorbirte Säure bindet.
                              									Nach dem dritten Kessel folgt ein bleiernes Schlangenrohr, in welchem die Dämpfe
                              									circuliren. Dieses Rohr ist mit kaltem ammoniakalischem Wasser umgeben und reicht in
                              									ein Bleigefäß hinab, in welchem eine anfänglich sehr concentrirte, in Folge der
                              									Destillation aber immer schwächer werdende Aezammoniaklösung sich sammelt. Da aber
                              									ein Theil des Ammoniaks immer noch im Gaszustande ist, so wird das Bleigefäß noch
                              									mit zwei andern Gefäßen verbunden, welche alle zusammen  eine Art Woulf'schen Apparats
                              									bilden. Das so erhaltene Aezammoniak ist für den Handel hinlänglich rein.
                           In Betreff des erwähnten Destillirapparats muß erinnert werden, daß man die
                              									Flüssigkeit vom zweiten Kessel in den ersten überzieht, wenn seine Flüssigkeit ihr
                              									Ammoniak verloren hat, d. h. die das Schlangenrohr umgebende warme Flüssigkeit,
                              									welche der zweite Kessel aufnimmt, ausgetrieben wurde von der kalten Flüssigkeit,
                              									welche am Boden der Kühlvorrichtung eintritt.
                           Fig. 62 ist
                              									ein senkrechter Durchschnitt des Apparats zum Destilliren ammoniakalischer
                              									Flüssigkeiten; a, a, a sind Kessel von Eisenblech mit
                              									flachen Böden; der erste derselben steht über einem Ofen, oder wird mittelst Dampf
                              									geheizt; der zweite Kessel a wird durch die übrige
                              									Flamme und den Rauch geheizt; b, b, b sind Rührvorrichtungen, die mit Rechen
                              									versehen werden können, welche den Kalk immer aufrühren und das Absezen desselben
                              									verhindern. c, c, c die Mannslöcher; d, d, d die durch Stopfbüchsen
                              									gehenden Stangen oder Achsen der Rührvorrichtungen; e,
                              										e, e angeschraubte
                              									Dekel, durch welche der Kalk in die Kessel gebracht wird; l, l, l bleierne
                              									Röhren, welche die Dämpfe von den untern in die obern Kessel leiten; i, i, i Röhren zum Ausleeren der Kessel; sie sind mit Zapfen oder Klappen
                              									versehen. k ein Schlangenrohr in der luftdicht
                              									verschlossenen Kühlvorrichtung z, z. m das Reservoir für die ammoniakalischen
                              									Flüssigkeiten, von welchem sie durch den Hahn n und den
                              									Trichter sammtder Röhre p auf den Boden der
                              									Kühlvorrichtung geleitet werden; h eine Röhre mit Hahn,
                              									welche die heiße Flüssigkeit in den Kessel a leitet; o ein bleiernes Gefäß mit einem Hahn v, welcher etwas über dem Boden und der unteren Oeffnung
                              									der Sicherheitsröhre r angebracht ist; dieses Gefäß, in
                              									welchem sich das condensirte Ammoniak sammelt, steht mittelst der Röhren w in Verbindung mit den Gefäßen o, o; dieselben bilden mit einander einen
                              									Woulf'schen Apparat, in welchem das sich entwikelnde Ammoniak sich auflöst; x ist ein Hahn, um die in der Kühlvorrichtung enthaltene
                              									Flüssigkeit ablassen zu können.
                           Am Dekel des luftdicht verschlossenen Kühlgefäßes z, z muß eine Röhre angebracht seyn, welche in ein Gefäß
                              									mit verdünnter Säure ausmündet, um das Ammoniakgas zu absorbiren, welches sich beim
                              									Erwärmen der das Schlangenrohr umgebenden ammoniakalischen Flüssigkeiten
                              									entwikelt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
