| Titel: | Verfahren um aus Schieferthon und Asphalt Oehle zu gewinnen und dieselben zu reinigen, worauf sich Anton Wilhelm Graf v. Hompesch am 4. Septbr. 1841 in England ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. LI., S. 196 | 
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                        LI.
                        Verfahren um aus Schieferthon und Asphalt Oehle
                           								zu gewinnen und dieselben zu reinigen, worauf sich Anton Wilhelm Graf v. Hompesch am 4. Septbr. 1841 in England ein Patent ertheilen
                           								ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Jun. 1843, S.
                              									369.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        v. Hompesch's Verfahren aus Schieferthon und Asphalt Oehle zu
                           								gewinnen.
                        
                     
                        
                           Die Erfindung besteht 1) in einem verbesserten Verfahren Oehl aus Schieferthon und
                              									Asphalt zu gewinnen; 2) in einem Verfahren den Rükstand dieser Substanzen nach der
                              									Gewinnung des Oehls zu verschiedenen Zweken nuzbar zu machen. Dem Patentträger ist
                              									es wohl bekannt, daß schon mehrere Methoden angegeben wurden, um dieses Oehl zu
                              									gewinnen; doch erhielt man bisher nur wenig davon von geringer Qualität und übelm
                              									Geruche, während man nach seinem Verfahren mehr und besseres Oehl bekommt und der
                              									üble Geruch desselben beseitigt oder doch bedeutend vermindert wird.
                           Den Schieferthon betreffend fand der Patentträger, daß das daraus gewonnene Oehl
                              									dreierlei Art ist, nämlich ein ätherisches, ein halb fettes Oehl und ein dikes Oehl.
                              									Diese werden aus dem Schieferthon durch den Fig. 47 im Querschnitt
                              									abgebildeten Apparat gewonnen. Derselbe besteht aus einem Ofen, der vier Retorten
                              									enthält; jede Retorte besteht aus vier Stüken a, b, c, d und hat an dem einen Ende einen Trichter e
                              									und eine Kammer f, am andern Ende eine Kammer g, in welcher man die Kohle des Schieferthons abkühlen
                              									läßt, ehe man sie aus dem Apparate nimmt; h ist der
                              									Feuerraum; i, j, k sind drei Röhren, welche von den Retorten zu drei
                              									weiteren Röhren l, m, n leiten, die sich quer über den Ofen erstreken und
                              									mittelst anderer Röhren mit drei abgesonderten Condensatoren in Verbindung stehen;
                              										o ist eine Archimedische Schraube, welche in den
                              									Theilen, a
                              									b der Retorte enthalten ist und darin, wenn es nöthig
                              									ist, durch das Rad p in Bewegung gesezt wird, welches
                              									mittelst der Kurbel q gedreht wird und in das Rad r am Ende der Schraube eingreift.
                           Die Destillation des Oehls wird nun wie folgt bewerkstelligt. Der Schieferthon kömmt,
                              									gepulvert und gesiebt, in den Trichter e und fällt durch
                              									Herausziehen des Schiebers s in die Kammer f hinab; der Schieber s wird
                              									nun wieder eingeschoben und dafür der Schieber aufgezogen, wodurch die Beschikung in
                              									die Retorte hinabfällt. Die Schieber s und t werden durch die Umdrehung des Rades u in Bewegung gesezt, welches in die beiden Zahnstangen
                              									der Schieber eingreift. 
                              									Durch Drehen der Schraube o wird die Beschikung
                              									allmählich vorwärts geschoben und da eine Hize bis 100° R. gegeben wird,
                              									steigt das ätherische Oehl in Dunstform durch die Röhre i in die Röhre l empor und begibt sich von da
                              									in den Condensator. Nach Verlauf einer halben Stunde wird die Beschikung durch das
                              									Drehen der Schraube weiter vorwärts geschoben und einer Hize von 200° R.
                              									ausgesezt, wobei das halbfette Oehl abgesondert wird und durch die Röhren j und m in den Condensator
                              									übergeht. Nach wieder einer halben Stunde wird die Beschikung bis an das Ende des
                              									Theiles b der Retorte weiter geschoben, wo sie zum
                              									Rothglühen erhizt und der aufsteigende Dampf durch Condensation zu dikem Oehle wird.
                              									Die Verkohlung ist nun vollendet und der Rükstand bewegt sich nun bis zum Ende der
                              									Retorte; der Schieber v wird jezt durch Umdrehen des
                              									Rades w herausgezogen, worauf der verkohlte
                              									Schieferthon-Rükstand in die Kammer g hinabfällt,
                              									in welcher er bleibt, bis er abgekühlt ist.
                           So oft der Arbeiter den Schieferthon vorwärts bewegt, zieht er, wie oben erwähnt, den
                              									Schieber s, t zurük, damit
                              									eine frische Quantität Schiefer in die Retorte hinabfällt, so daß der Proceß mit
                              									seinen verschiedenen Perioden ununterbrochen fortgeht.
                           Der Apparat zum Ausziehen des Oehls aus Asphalt ist im Längendurchschnitt in Fig. 48
                              									vorgestellt; er besteht aus einem Ofen, der fünf Retorten enthält, wovon jede 12 Fuß
                              									lang ist und 1 Fuß Durchmesser im Lichten hat, und die an ihren Vorderenden mit zwei
                              									Röhren b, c versehen sind,
                              									welche mit zwei besondern Condensatoren durch die Röhren d, e in Verbindung stehen. Das ätherische Oehl
                              									steigt in Dunstgestalt empor (bei 130° R.) durch die Röhre b in die Röhre d und von da
                              									geht es über in den Condensator; wenn die Temperatur 250° R. erreicht, werden
                              									das halbfette Oehl und das Diköhl aus dem Asphalt gezogen und durch die Röhren c, e in den andern
                              									Condensator geleitet. Der Rükstand ist eine schwarze Kohle, welche eben so verwendet
                              									werden kann wie jene vom Schieferthon, wovon später.
                           Die verbundenen oder gemischten Oehle, welche sich in dem zu den Röhren c, e gehörenden Condensator
                              									befinden, werden in einer eisernen Retorte destillirt, wodurch das halbfette Oehl
                              									von dem diken Oehl oder Theer getrennt wird; lezterer kann zur Firnißbereitung und
                              									überallhin gebraucht werden, wo man sich jezt des Asphalts bedient.
                           Das halbfette Oehl wird, mit dem halbfetten Qehl aus dem Schieferthon gemischt, nun
                              									mittelst des in Fig. 49 abgebildeten Apparats rectificirt. Derselbe besteht aus einem
                              									Gefäß a, welches das  Oehlgemisch enthält, aus dessen
                              									unterm Theil eine Röhre b in das Gefäß c hinabsteigt und in einem gelöcherten Kolben d endigt. Das Gefäß c
                              									enthält eine Anzahl fein gelöcherter Metallplatten e,
                              									welche von den Stüzen f und Stangen g getragen werden; der obere Theil des Gefäßes ist mit
                              									einer Röhre h versehen, welche sich schlangenförmig
                              									windet und in ein Gefäß i mit kaltem Wasser taucht.
                              									Dampf von drei Atmosphären Druk wird am untern Theil des Gefäßes c durch die Röhre j
                              									eingelassen und trifft, indem er durch die gelöcherten Platten e aufsteigt, mit dem halbfetten Oehl zusammen, welches
                              									durch den Kolben d in das Gefäß gelangt und ebenfalls
                              									durch die gelöcherten Platten fällt; der Dampf treibt alles etwa noch darin
                              									enthaltene ätherische Oehl in die Schlangenröhre h, wo
                              									es sich condensirt; das halbfette Oehl fällt auf den Boden des Gefäßes c hinab und wird durch die Röhre k in die Kammer l abgelassen.
                           Das so präparirte fette Oehl wird nun filtrirt und kann dann zum Schmieren von
                              									Maschinen etc. gebraucht werden.
                           Das aus dem Schieferthon und Asphalt erhaltene ätherische Oehl wird nun aus einer
                              									gewöhnlichen Retorte destillirt; man erhizt diese mittelst Dampf von 100°
                              									allmählich bis auf 300° R. Die bei verschiedenen Temperaturen erhaltenen
                              									verschiedenen ätherischen Oehle eignen sich zum Auflösen des Kautschuks, zur
                              									Firnißbereitung etc. Nach dieser Destillation kann das ätherische Oehl noch etwas
                              									Theer enthalten; um diesen zu verkohlen und niederzuschlagen, rührt man 20 Proc.
                              									concentrirte Schwefelsäure bei einer Temperatur von 66° R. in dasselbe
                              									hinein. Man läßt dann die Flüssigkeit eine Zeit lang ruhen, zieht das Aetheröhl ab
                              									und wäscht es mit frischem Wasser, das mit 10 Proc. Aezkali vermischt ist, aus.
                           Die Nebenproducte dieser Operationen betreffend, kann 1) das bei der Destillation der
                              									Schiefersteine etc. erhaltene ammoniakalische Wasser zur Bereitung von Ammoniak
                              									durch die gewöhnlichen Verfahrungsweisen angewandt werden; 2) der bei der
                              									Rectification des ätherischen Oehles den Rükstand bildende gesäuerte Theer kann
                              									durch Zusaz von Kochsalz zur Erzeugung von schwefelsaurem Natron verwendet
                              									werden.
                           Von den 3) nach der Destillation des Schieferthons oder Asphalts zurükbleibenden
                              									Kohlen enthält erstere viel Schwefelkies; sie wird aus der Retorte in wohl
                              									verschließbare Kästen gebracht, damit keine Luft zutreten kann; wenn sie abgekühlt
                              									und troken ist, wirft man sie in ein bleiernes Gefäß, welches warmes, mit
                              									Schwefelsäure angesäuertes Wasser von 66° Reaumur Temperatur enthält. Nach
                              									24stündigem Einweichen wird sie mit kaltem Wasser so lange ausgewaschen, bis keine
                              									Spur Säure mehr zurükbleibt und dann in dem Apparat Fig. 47
                              									 noch einmal verkohlt
                              									(der Dampf aber nicht condensirt, wie bei der Destillation des Schieferthons), dann
                              									gepulvert und durchgesiebt. Die Kohle vom Asphalt enthält keinen Schwefelkies, und
                              									braucht daher nur gepulvert und gesiebt zu werben.
                           Die so zubereitete Kohle kann in Zukerraffinerien zum Entfärben, ferner als
                              									Düngmittel und als schwarze Farbe gebraucht werden. Als Dünger hat sie große
                              									Verwandtschaft zu ammoniakalischen Substanzen und den von faulenden Körpern sich
                              									entwikelnden Gasen und absorbirt in großer Menge den Stikstoff und das Ammoniakgas
                              									aus der Luft. Mit thierischen oder faulenden Substanzen gemischt, ist sie ein sehr
                              									kräftiges Düngmittel, ohne allen Geruch und von lange andauernder Wirkung. Das beste
                              									Verhältniß ist 40 Theile thierischer Stoffe und 100 Theile Kohle.
                           Wegen ihrer bedeutenden desinficirenben Kraft kann die Schieferthon-Kohle in
                              									Spitälern und an andern inficirten Orten benuzt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
