| Titel: | Leicht ausführbarer Zinkdruk, welcher Umrißzeichnungen sehr deutlich gibt, und wie Holzschnitte in den Text eingedrukt werden kann; von Professor O. Möllinger. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. LIV., S. 203 | 
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                        LIV.
                        Leicht ausfuͤhrbarer Zinkdruk, welcher
                           								Umrißzeichnungen sehr deutlich gibt, und wie Holzschnitte in den Text eingedrukt werden
                           								kann; von Professor O.
                              									Moͤllinger.
                        Möllinger's Zinkdruk.
                        
                     
                        
                           Schon öfters sind die in weißen Linien auf schwarzem Grunde ausgeführten Abbildungen,
                              									deren ich mich im „Verbreiter gemeinnüziger
                                    											Kenntnisse“ bediene, für Holzschnitte gehalten und in
                              									mehreren Recensionen als zwekdienlich erklärt und belobt worden.
                           Da ich nun selbst die Ueberzeugung hege, daß die Figuren, in dieser Weise mit
                              									gehöriger Sorgfalt ausgeführt, besonders wenn sie nicht zu groß sind, selbst gute
                              										Holzschnitte ersezen können, das Verfahren bei ihrer
                              									Darstellung aber höchst einfach, leicht und wenig  kostspielig ist, so glaube ich,
                              									daß die Beschreibung desselben nicht unzwekmäßig eine Stelle in diesem Blatte finden
                              									dürfte.
                           Vor allem bemerke ich, daß solche Abbildungen durch Zinkplatten erzeugt werden, in
                              									welche die darzustellenden Figuren theils geäzt, theils nachgravirt sind und die in
                              									der Presse wie Holzschnitte abgedrukt werden können. Die Darstellung solcher Platten
                              									zerfällt in folgende Operationen:
                           1) Auswahl und Vorbereitung der Zinkplatte. Ueberziehen
                                 										derselben mit dem Aezgrunde. Nicht alles Zink eignet sich zum Aezen. Wenn
                              									dasselbe nämlich mit anderen Metallen stark verunreinigt ist, so fällt die Aezung
                              									höchst ungleichförmig aus; an einzelnen Punkten, wo durch die Berührung
                              									verschiedener Metalle ein galvanischer Proceß entsteht, werden nämlich die Striche
                              									und Punkte sehr breit und tief, während andere Linien fast gar nicht angegriffen
                              									werden, so daß die Aezung immer sehr schlecht ausfällt. Eine vorherige Prüfung des
                              									Zinkes durch eine kleine Aezung ist daher unerläßlich. Ehe die Zinkplatte mit dem
                              									Aezgrunde überzogen wird, muß sie noch durch einen Blechhammer polirt werden, was
                              									jedoch am besten schon vorher mit einer größeren Zinktafel geschieht, aus welcher
                              									sie sofort mittelst einer diken stählernen Nadel und eines Lineals nach den
                              									vorgezeichneten Gränzen herausgerissen wird. Bei dieser Trennungsmethode der Platte
                              									von der Zinktafel kann dieselbe auf keine Weise verbogen werden, was beim
                              									Herausschneiden mit einer Schere immer stattfindet.
                           Die Platte wird nun mit dem Aezgrunde überzogen. Zu diesem Zwek faßt man das eine
                              									Ende derselben mit einer Zange und erwärmt das andere mäßig über einem Lichte, so
                              									zwar, daß das Kupferstecherwachs gerade schmilzt und sich der Platte anhängt. Wenn
                              									man dieselbe zu stark erhizt, so verkohlt das Wachs und bildet keinen vollkommenen
                              									Ueberzug mehr.
                           (Die Bestandtheile und die Bereitung des Aezwachses habe ich weiter unten angegeben.)
                              									Nun wird die Platte geschwärzt, indem man sie umdreht und so tief in die Flamme
                              									hält, daß dieselbe stark rußt. Hiermit ist die Operation beendigt.
                           2) Das Auftragen der Zeichnung und das Graviren derselben.
                              									Um irgend eine gegebene Zeichnung aufzutragen, copirt man dieselbe auf
                              									durchsichtigem Papier, dreht sodann dasselbe um und befestigt es mit Klebwachs auf
                              									Schreibpapier, dessen untere Fläche mit Röthelpulver oder mit englischem Eisenroth
                              									gleichförmig geröthet ist. Dieses wird nun auf der Platte aufgelegt und durch
                              									Umkantung des vorstehenden Randes darauf befestigt, worauf man mit einer gut
                              									abgerundeten Nadel alle Linien der Zeichnung gehörig  nachfährt, welche nun auf dem
                              									geschwärzten Aezgrunde der Platte roth erscheinen.
                           Wenn alle Linien sorgfältig nachgefahren sind, wird die Zeichnung wieder abgenommen,
                              									die Platte mit der Fahne einer Schreibfeder von dem überflüssigen Roth gereinigt und
                              									sodann gravirt, wozu man sich mehrerer Nähnadeln von verschiedener Feinheit oder
                              									Stärke bedient. Hat man eine falsche Linie gezogen, so kann dieselbe mit Klebwachs
                              									leicht wieder bedekt werden. Diese Stelle muß jedoch etwas angefeuchtet werden,
                              									damit das Lineal nicht daran kleben bleibt.
                           3) Das Aezen der Platte. Nun wird die Platte mit einem
                              									Kranze von Klebwachs umgeben (die Bereitung desselben ist weiter unten angeführt)
                              									und geäzt. Am schnellsten und gleichförmigsten fällt die Aezung aus, wenn man sich
                              									hierbei concentrirter Salpetersäure bedient, zuvor jedoch die Platte in Wasser
                              									eintaucht.
                           Sollten einige Stellen der Zeichnung nicht angegriffen werden, so schüttet man die
                              									Säure in ein Glas ab und läßt dann auf jene Stellen einige Tropfen concentrirter
                              									Säure fallen. Dieß wiederholt man, bis alle Linien gleichförmig angegriffen werden.
                              									Gewöhnlich nach 2–4 Minuten ist die Aezung vollendet, was nach einiger Uebung
                              									jedesmal ziemlich leicht zu erkennen ist.
                           Nun wird die Platte zuerst mit einem stumpfen Messer von dem Aezgrunde befreit und
                              									dann mit Terpenthinöl vollständig gereinigt. Die nicht gehörig tief oder breit
                              									geäzten Linien werden endlich noch mit einer Radirnadel verbessert.
                           Befestigung der Platte in der Presse. Eine Anfangs
                              									scheinbar unüberwindliche Schwierigkeit bildete die Befestigung der Platte in der
                              									Presse, da sie auf keine Weise, weder durch Nägel, noch durch Siegellak auf den
                              									hölzernen Klözchen haften wollte; immer wurde sie durch die Adhäsion der
                              									Drukerschwärze wieder abgerissen. Ich mußte mir in dieser Noth nicht anders zu
                              									helfen, als dieser Adhäsion eine andere, nämlich die das Klebwachses,
                              									entgegenzusezen, und es half in der That sehr gut. Zu diesem Zwek wird auf dem
                              									hölzernen Klözchen nur einiges weniges Klebwachs aufgestrichen, und sodann die
                              									Platte mit dem vollen Druke der Presse, ehe die Formen eingesezt sind,
                              									aufgepreßt.
                           Aezgrund. Man nimmt hiezu Jungfernwachs und Asphalt, von
                              									jedem 4 Loth; schwarzes Pech und burgundisches Pech (Colophonium) von jedem 1 Loth.
                              									Das Wachs und das Pech werden in einem glasirten irdenen Topfe geschmolzen, und dann
                              									sezt man den fein gepülverten Asphalt allmählich zu. Man läßt das Ganze so lange auf
                              									dem Feuer in gelindem Aufkochen, bis eine davon genommene Probe nach dem Erkalten
                              									bricht, wenn man sie zwei- oder  dreimal zwischen den Fingern doppelt zusammenbiegt; gießt
                              									es dann in warmes Wasser und knetet es darin zu Stangen. Beim Zusammenschmelzen muß
                              									beständig umgerührt und eine zu starke, die Harze verkohlende Hize vermieden
                              									werden.
                           Klebwachs. Dasselbe besteht aus 3 Theilen gelben Wachses
                              									und 1 Theil venetianischen Terpenthin. Man schmelzt sie in einem irdenen Geschirre
                              									zusammen.
                           Da das Wachs mit der Zeit erhärtet, so muß es vor dem jedesmaligen Gebrauche erst im
                              									Wasser weich geknetet, dann in Stangen gerollt, und zulezt in Streifen von 5 Linien
                              									Breite und 1–2 Linien Dike ausgedehnt, und auf der Seite, mit welcher es an
                              									der Platte kleben soll, gut getroknet werden.
                           Schließlich bemerke ich noch, daß Kupferplatten zu demselben Zweke noch geeigneter
                              									sind als Zinkplatten, weil man dieselben viel gleichförmiger äzen kann als jene;
                              									indessen sind die Kosten, welche die Zubereitung der Kupferplatten, nämlich das
                              									Abfeilen, Schleifen und Formen verursacht, zu bedeutend, als daß sie nicht bei
                              									häufigeren Anwendungen durch Zinkplatten sehr zwekmäßig ersezt werden könnten.
                              										(Schweiz.
                                    											Gew.-Blatt 1843. S. 160.)