| Titel: | Ueber das in Dampfmaschinen-Cylindern dem Dampfe beigemengte Wasser; von Hrn. de Pambour. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. LXI., S. 242 | 
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                        LXI.
                        Ueber das in Dampfmaschinen-Cylindern dem
                           								Dampfe beigemengte Wasser; von Hrn. de Pambour.
                        Aus den Comptes rendus, 1843, Bd. XVI S.
                              								655.
                        de Pambour, über das in Dampfmaschinen-Cylindern dem Dampfe
                           								beigemengte Wasser.
                        
                     
                        
                           Bei allen Dampfmaschinen findet sich eine gewisse Quantität Wassers, welches
                              									unverdampft und in Tropfengestalt mit dem Dampfe vermengt in die Cylinder
                              									herübergeschleudert wird. Bei Locomotiven kann dieser Verlust sowohl in Folge der
                              									Erschütterungen, die sie während der Bewegung erfahren, als auch in Folge ihrer
                              									eigenthümlichen Construction der Erfahrung gemäß im Mittel zu 0,24 der
                              									Bruttoverdampfung oder des Wasserverbrauchs in dem Dampfkessel angenommen werden.
                              									Bei gewöhnlichen stationären Dampfmaschinen fehlt es noch an gewissen Daten
                              									hinsichtlich des in Rede stehenden Verlustes; dagegen scheint sich derselbe bei gut
                              									construirten Maschinen im Mittel nur bis auf 0,05 der Bruttoverdampfung zu erheben,
                              									was übrigens noch einer positiven Bestätigung bedarf.
                           Da bei Hochdrukmaschinen mit Expansion, deren Cylinder nicht durch einen Dampfstrom
                              									erwärmt werden, das aus dem Dampfkessel herübergeschleuderte Wasser während der
                              									Expansion eine höhere Temperatur als der expandirte Dampf zeigt, besonders wenn die
                              									Expansion bedeutend ist, so verdampft dieses Wasser, nachdem es vorher den
                              									Wärmeverlust des Cylinders ausgeglichen hat, nothwendigerweise zum Theil, aber nie
                              									ganz, und trägt dadurch zur Erzeugung des Nuzeffectes bei. Hieraus folgt, daß bei
                              									diesen Maschinen die der erwähnten Ursache zuzuschreibende Verminderung des Effectes
                              									weniger bedeutend als bei Maschinen ohne Expansion ist; da aber auf der andern Seite
                              									die Dimension der Dampfkessel und die hohe Spannung des Dampfes das
                              									Herüberschleudern des Wassers begünstigen, so wird jener Vortheil durch diesen
                              									Nachtheil ungefähr wieder aufgewogen.
                           Da bei den Cornwall'schen Maschinen die Dampfcanäle sehr weit sind, sich auf ihre
                              									ganze Weite plözlich öffnen, was bei keiner andern Dampfmaschine der Fall ist, und
                              									da der Dampfraum im Dampfkessel sehr klein ist, so unterliegt es keinem Zweifel, daß
                              									ein beträchtlicher Theil des Wassers in Tropfengestalt mit dem Dampfe fortgerissen
                              									wird. Sobald aber der Dampf in den Cylinder gelangt, so breitet er sich aus, wobei
                              									seine Temperatur sinkt, und wird wieder  mit Hülfe desjenigen Dampfes erwärmt, welcher von dem
                              									Dampfkessel in die Umhüllung des Cylinders circulirt. Diese Wiedererwärmung ist um
                              									so vollständiger, je bedeutender die Expansion, je größer die Spannung des Dampfs in
                              									dem Kessel und durch je längere Ruhepausen die Bewegung des Kolbens zwischen den
                              									Huben unterbrochen ist.
                           Dieser von Außen hinzukommende Wärmestoff hat zunächst den Erfolg, daß während des
                              									Kolbenhubes das im Dampfe suspendirte Wasser verdampft. Sein Einfluß steigert sich
                              									möglicherweise bis zur partiellen oder vollständigen Verdampfung dieses Wassers,
                              									oder bis zur vollständigen Verdampfung nebst Wiedererwärmung des hieraus
                              									resultirenden und alles in dem Cylinder enthaltenen Dampfes auf eine Temperatur,
                              									welche der Temperatur des Dampfkessels nahe kommt.
                           Man erkennt diesen Erfolg bei den Cornwall'schen Maschinen, wenn man die Verdampfung
                              									in dem Dampfkessel mit dem Dampfvolumen in dem Cylinder unter den durch den
                              									Indicator angezeigten Spannungen vergleicht. In der That, da man das Volumen kennt,
                              									welches der Dampf einnehmen sollte, wenn alles Wasser in elastische Flüssigkeit
                              									unter dem angezeigten Druke verwandelt würde, so wird, wenn man dieses Volumen mit
                              									dem von dem Dampfe in demselben Augenblike in dem Cylinder wirklich eingenommenen
                              									Volumen vergleicht, die Quantität Wasser, welche dem Dampf an denselben Stellen des
                              									Kolbenhubs in Tropfengestalt beigemengt ist, den Unterschied bilden. Dieser Proceß
                              									ist demjenigen ähnlich, den ich bereits an Locomotiven in Anwendung gebracht habe;
                              									er läßt sich in gleichem Sinne auf alle Dampfmaschinen anwenden.
                           In Anwendung auf einige von Hrn. Henwood veröffentlichte
                              									graphische Darstellungen des Indicators findet man, daß die Quantität des in
                              									tropfbarflüssigem Zustande in dem Dampfe enthaltenen Wassers am Anfange des
                              									Kolbenhubes beträchtlich seyn müßte, daß dieses Wasser nachher vollständig
                              									verdampfte, und daß am Ende des Kolbenhubes der in dem Cylinder enthaltene Dampf
                              									sich wieder auf eine Temperatur erhizt zeigte, welche sein Volumen und seine
                              									Spannung bemerklich vermehrte. Um diesen doppelten Umstand möglichst zu
                              									berüksichtigen, habe ich bei den Cornwall'schen Maschinen die effective Verdampfung
                              									der Bruttoverdampfung des Dampfkessels gleichgesezt, während ich bei allen andern
                              									Maschinen in dieser Hinsicht eine Reduction eingeführt habe.
                           Unterwirft man eine der oben erwähnten graphischen Darstellungen, nämlich die der
                              									Maschine zu Huel-Towan
                              									der Rechnung, und wendet auf dieselbe die Verdampfung an, welche nach den von Hrn.
                              										Lean eingetragenen mittleren Beobachtungen in der
                              									Grafschaft Cornwallis 
                              									der Brennmaterialconsumtion in dem Feuerherde entspricht (9, 335 Pfd. Wasser auf 1
                              									Pfd. Brennmaterial), so gelangt man zu folgenden Resultaten:
                           
                              
                                 Absperrung des Admissionsventils
                                 
                              
                                 bei
                                  2,2
                                 Fuß
                                 vom
                                 Beginn
                                 des
                                 Hubes
                                 0,23
                                 tropfbarfluͤssiges
                                 Wasser im Cylinder
                                 
                              
                                 —
                                  4
                                 —
                                 
                                 —
                                 
                                 —
                                 0,11
                                 —
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                  6
                                 —
                                 
                                 —
                                 
                                 —
                                 0,00
                                 —
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                  8
                                 —
                                 
                                 —
                                 
                                 —
                                 0,06
                                 Vermehrung des Volumens
                                 
                              
                                 —
                                 10
                                 —
                                 
                                 —
                                 
                                 —
                                 0,11
                                 —
                                 —
                                 
                              
                           Da indessen die Verdampfung des Kessels, der Spielraum des Cylinders und andere
                              									gegebene Größen nicht genau bekannt sind, so führen wir diese Resultate nur an, um
                              									ihre Tendenz zu zeigen.
                           Uebrigens hängen die erwähnten Resultate von mehreren fundamentalen Umständen ab,
                              									über die wir eben Versuche anzustellen beschäftigt sind, so daß wir bis jezt noch
                              									keinen Schluß ziehen wollen.
                           Wir fügen nur noch hinzu, daß uns das dem Dampfe beigemengte Wasser bei den
                              									einfachwirkenden Cornwall'schen Maschinen aus dem Dampfkessel in Tropfengestalt
                              									herübergerissen, nicht aber als Condensationsproduct in Folge der Berührung mit dem
                              									Cylinder erschien. Die Beweggründe, welche uns zu dieser Annahme führen, sind
                              									zunächst die bereits erwähnten auf die Dampfwege Bezug habenden Umstände, welche,
                              									wie die Erfahrung gelehrt hat, bei Locomotiven das Herüberschleudern des Wassers in
                              									die Cylinder in hohem Grade veranlassen; ferner der Umstand, daß bei diesen
                              									Maschinen der Condensator nur während des niedergehenden Kolbenspieles offen,
                              									folglich der Cylinder abgekühlt ist; wogegen beim aufwärtsgehenden Kolbenspiel, das
                              									dreimal so lang als das erstere dauert, und während der öfters sehr langen Ruhepause
                              									der Condensator abgesperrt und der Cylinder erwärmt ist; daß die von Hrn. Wicksteed in der Umhüllung des Cylinders beobachtete
                              									Temperatur in den ungünstigsten Fällen nur zu 7 Grad Fahrenheit auf 284 unter der
                              									Spannung im Dampfkessel sich herausgestellt hat; daß endlich, wenn der Dampf bei
                              									seinem Eintritt in den Cylinder condensirt würde, der einströmende Dampf eine
                              									Temperatur hätte, welche diejenige der inneren Wand des Cylinderrestes, womit er in
                              									Berührung ist, überstiege, indem während der ganzen Zeit, wo das Admissionsventil
                              									offen bleibt, die Temperatur des Dampfes durch fortwährende Ankunft neuer
                              									Dampfquantitäten aus dem Dampfkessel auf gleichem Grade erhoben bleibt. Demnach
                              									würde sich von dem Momente der Absperrung des Admissionsventils an dieser Dampf,
                              									indem er sich durch die Bewegung des Kolbens über eine kältere Fläche verbreitete,
                              									theilweise condensiren, während wir doch aus obigen Beobachtungen im Gegentheil  ersehen, daß von diesem
                              									Augenblike an sogar das in dem Dampfe enthaltene tropfbarflüssige Wasser
                              									verdampft.