| Titel: | Ueber die Fabrication von Eisenbahnschienen in Innerösterreich; von Prof. P. Tunner. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. LXXXIX., S. 348 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXXIX.
                        Ueber die Fabrication von Eisenbahnschienen in
                           								Inneroͤsterreich; von Prof. P. Tunner.Aus dem zweiten Jahrgange des vom Verfasser
                                 										herausgegebenen Jahrbuches fuͤr den inneroͤsterreichischen Berg-
                                       												und Huͤttenmann: die steiermaͤrkischstaͤndische,
                                       												montanistische Lehranstalt zu Vordernberg, ihr inneres Streben und
                                       												Wirken, und die derselben zugewandten Unterstuͤzungen von
                                       												außen. Graͤtz 1843.A. d. R.
                        Tunner, über die Fabrication von Eisenbahnschienen.
                        
                     
                        
                           Die technische Aufgabe bei der Railserzeugung kann auf den innerösterreichischen
                              									Walzwerken bereits als so weit gelöst betrachtet werden, daß darin kein wesentliches
                              									Hinderniß mehr gelegen ist, jeder billigen Anforderung zu entsprechen, denn die
                              									bisherigen Erfahrungen über die Construction der Walzenkaliber, so wie der
                              									Schweißöfen, und über die nöthige Betriebskraft, sind zureichend, selbst anders
                              									geformte Rails als die bis jezt gelieferten, ohne viele Vorversuche fabriciren zu
                              									können. Die fraglichen Seiten dieses Gegenstandes sind demnach gegenwärtig, welches
                              									Quantum und zu welchen Preisen kann Innerösterreich an Rails liefern, und wie ist
                              									deren Qualität im Vergleich zu den englischen?
                           Gewiß mit großer Beruhigung und Freude wurde die Kunde auf allen Eisenhütten
                              									Innerösterreichs vernommen, daß das Quantum der ersten Railslieferung für die
                              									Staatseisenbahnen, ungeachtet viel billigerer Anbote englischer Rails, durch die
                              									angenommenen inländischen Offerte gedekt worden ist. Daß Innerösterreich im Stande
                              									sey, seinen entsprechenden Antheil bei der nothwendig gewordenen Vergrößerung der
                              									Eisenproduction zu liefern, kann der Unterrichtete nicht bezweifeln; aber ein wahres
                              									Unglük für Innerösterreichs Eisenproduction ist der Umstand, daß der Besiz des
                              									Bergbaues und der Hohöfen auf den  wichtigsten Punkten in Steiermark und in Kärnthen von dem
                              									Eigenthume der Frischhütten und Walzwerke getrennt ist. Nur ein Mißbrauch dieses
                              									Verhältnisses kann nach meiner unmaßgeblichen Ueberzeugung Ursache werden, daß wir
                              									vielleicht nochmals fremde Rails einführen sehen.
                           Die gewöhnliche Entgegnung wider eine vermehrte Roheisenproduction, der vorgeschüzte
                              									Mangel an Holzkohle, kann aber hoffentlich klar genug widerlegt werden durch die
                              									Gegenvorstellung der vermehrten Leistung desselben Kohlenquantums bei gehörig
                              									verbesserter Manipulation durch die Zuhülfenahme des mineralischen Brennstoffes, und
                              									vor allem durch verbesserte Waldcultur. Man bedenke, daß auf den Hüttenberger und
                              									Vordernberger Hohöfen, wo allein jährlich über eine halbe Million Centner Roheisen
                              									erzeugt wird, durch die Einführung der erhizten Luft und einer verbesserten
                              									Röstmethode gegen 25 Proc. Kohlen erspart werden können; ferner daß in der Regel
                              									mehr als das doppelte Quantum an Holzkohlen, welches bei der Roheisenproduction
                              									erforderlich ist, bei dem Herd-, Frisch- und Schweißproceß gebraucht
                              									wird, und zweifelsohne sollte, unseren Verhältnissen angemessen, wenigstens die
                              									Hälfte unseres Roheisens bei Steinkohlen verfrischt, und ein großer Theil bei
                              									Steinkohlen ausgeschweißt werden, wodurch also schon so viel Kohlen erspart würden,
                              									als bisher zur Roheisenerzeugung verwendet worden sind; und endlich möchten wir den
                              									Fingerzeig der gütigen Vorsehung einmal gehörig benüzen, die uns in den
                              									Haupteisenbergen der Steiermark und in Kärnthen einen Naturschaz verliehen hat, wie
                              									auf der cultivirten Erde kein dritter bekannt ist, und auch kaum bekannt werden
                              									kann; möchten wir nämlich die Waldcultur in der nächsten Umgebung dieser Bergsegen
                              									vorläufig nur auf jene Stufe bringen, wie sie an andern Orten, z. B. am Harz, schon
                              									seit Jahren existirt und erprobt ist, so könnte allein die Roheisenproduction
                              									abermals für die Dauer wenigstens verdoppelt werden. Die natürlichen Verhältnisse
                              									gestatten also auf unsern Hauptpunkten das Mehrfache von dem jezigen Roheisenquantum
                              									zu erzeugen und werden daher, weil alle die genannten Mittel zu diesem Zweke nicht
                              									mit einemmale durch einen Zauberspruch in Wirksamkeit gesezt werden können,
                              									wenigstens sogleich gestatten, jährlich um ein- bis zweihunderttausend
                              									Centner Roheisen für den Frischproceß mehr zu erzeugen, was für den
                              									innerösterreichischen Antheil des vermehrten Eisenbedarfes genügend wäre. Zudem
                              									kommt noch zu berüksichtigen, daß die Railserzeugung in dem gegenwärtigen Maaße
                              									nicht lange dauern wird, daher es kein schlechter Haushalt seyn würde, wenn für den
                              									jezigen großen Bedarf der Waldstand etwas zu stark in Angriff genommen werden
                              									sollte.
                           
                           Ein oft besprochener Gegenstand, über den nicht selten einseitige, bisweilen ganz
                              									unrichtige Urtheile gefällt werden, ist der Preis unserer Rails im Vergleich mit den
                              									englischen, weil darin eine so große Differenz stattfindet, welche unter vielen
                              									unserer Gewerken den Glauben veranlaßte, daß die englischen Gewerke oder
                              									Eisenhändler weit unter den Gestehungskosten des Werkes verkaufen — ein
                              									Verfahren, das denselben durch Lotterien möglich gemacht würde; fürwahr eine arge
                              									Beleidigung des englischen Verstandes. Es dürfte daher nicht uninteressant seyn, die
                              									Gestehungskosten der englischen und der unserigen Rails im Detail zu berechnen, was
                              									ich im Nachfolgenden versuchen will, so weit dieß mir gestattet ist.
                           A. Gestehungskosten der englischen Rails.
                           Die Selbstkosten der Steinkohlen sind je nach den verschiedenen Localverhältnissen
                              									verschieden, und man kann füglich die drei Districte, welche am meisten Rails
                              									erzeugen, unterscheiden, nämlich: Süd-Wales, Süd-Staffordshire und
                              									Ost-Shropsphire, in denen sich die durchschnittlichen Preise per 100 Pfd. Wiener Gewicht stellen:
                           
                              
                                 
                                 in S.
                                 W.,
                                 in S.
                                 St.,
                                 in O.
                                 Sh.
                                 
                              
                                 An unmittelbaren Gewinnungskosten
                                 1, 6
                                 kr.
                                 3,5
                                 kr.
                                 3,0
                                 kr.
                                 
                              
                                 Regie (mit Zinsen des Betriebscapitals)
                                 3,4
                                 —
                                 3,5
                                 —
                                 3,5
                                 —
                                 
                              
                                 Grundzins oder Frohn
                                 —
                                 —
                                 2,0
                                 —
                                 1,0
                                 —
                                 
                              
                                 Profit des Kohlengewerken
                                 —
                                 —
                                 3,5
                                 —
                                 4,0
                                 —
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Also im Ganzen auf
                                 5
                                 kr.
                                 12,5
                                 kr.
                                 11,5
                                 kr.
                                 
                              
                           d. h. wenn der Grundbesizer zugleich selbst Gewerk ist und
                              									sich für die Kohlengruben keinen separaten Gewinn berechnet, wie dieses auf einigen
                              									Werken in Süd-Wales geschehen kann, so kostet der Centner Steinkohle auf der
                              									Hütte, die immer nahe bei den Kohlengruben selbst ist, 5 kr. C. M., dagegen bei
                              									etwas schwächeren Kohlenflözen oder mehr drükendem Dachgestein, also bei etwas
                              									kostspieligerer Gewinnung, und wenn der Eisengewerk sich die Kohlen ankaufen muß,
                              									wie auf mehreren Hütten in Süd-Staffordshire und Ost-Shropshire,
                              									kostet der Centner loco Hütte 11½ bis 12½
                              									kr. C. M.
                           Die englischen Eisensteine, mit geringer Ausnahme Sphärosiderite, kommen gewöhnlich
                              									in denselben Gruben vor, wo auch die Steinkohlen gewonnen werden, so daß in deren
                              									Preisberechnung dieselben Verhältnisse obwalten, und sich per 100 Pfd. Erz folgend stellen:
                           
                              
                                 
                                 in S.
                                 W.,
                                 in S.
                                 St.,
                                 in O.
                                 Sh.
                                 
                              
                                 An unmittelbaren Gewinnungskosten
                                 12
                                 kr.
                                 9
                                 kr.
                                 7½
                                 kr.
                                 
                              
                                 Regie (mit Zinsen des Betriebseapitals)
                                 4
                                 —
                                 4
                                 —
                                 4
                                 —
                                 
                              
                                 Grundzins oder Frohn
                                 —
                                 —
                                 3
                                 —
                                 2
                                 —
                                 
                              
                                 Profit der Berggewerken
                                 —
                                 —
                                 7
                                 —
                                 8½
                                 —
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Also im Ganzen auf
                                 16
                                 kr.
                                 23
                                 kr.
                                 22
                                 —
                                 
                              
                           
                           d. h. ohne Grundzins und Profit für den Bergbau in
                              									Süd-Wales 16 kr., mit Grundzins und Profit des Berggewerken aber in
                              									Süd-Staffordshire 23 kr. und in Ost-Shropshire 22 kr. C. M.
                           Dieses sind somit die Preise der Rohmaterialien loco
                              									Hütte, mit denen der englische Eisengewerk arbeitet. Von diesen Verbraucht er, um
                              									100 Pfd. Roheisen zu produciren 2½ bis 3½ Centner ungeröstete Erze,
                              									und 1½ bis 2½ Centner rohe Steinkohlen. Die Gestehungskosten des
                              									Centners Roheisen mögen sich demnach unter Beibehaltung obiger Eintheilung folgend
                              									stellen:
                           
                              
                                 
                                 in S. W.,
                                 In S. St.,
                                 in O. Sh.
                                 
                              
                                 An Erzen
                                 48
                                 kr.
                                 1
                                 fl.
                                 9
                                 kr.
                                 1
                                 fl.
                                 4
                                 kr.
                                 
                              
                                 An Brennmaterial (eingerechnet die Roͤstung und den Betrieb der
                                    											Dampfmaschinen)
                                 12
                                 —
                                 —
                                 —
                                 31
                                 —
                                 —
                                 —
                                 28
                                 —
                                 
                              
                                 Arbeitslohn
                                 6
                                 —
                                 —
                                 —
                                 8
                                 —
                                 —
                                 —
                                 8
                                 —
                                 
                              
                                 Regie
                                 18
                                 —
                                 —
                                 —
                                 26
                                 —
                                 —
                                 —
                                 24
                                 —
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Also im Ganzen auf 1 fl.
                                 24
                                 kr.
                                 2
                                 fl.
                                 14
                                 kr.
                                 2
                                 fl.
                                 4
                                 kr.
                                 
                              
                           Diese Gestehungskosten des englischen grauen und schwach halbirten Kohksroheisens
                              									können von der Wahrheit nicht weit entfernt seyn, denn ich versuchte deren
                              									Ermittelung an Ort und Stelle auf mehreren Werken zu wiederholtenmalen.
                           Die Railsfabrication, mit einem Artikel beschäftigt, der sehr ins Gewicht geht, auch
                              									stets nur im Großen betrieben, wurde zu meiner Zeit in England nur auf solchen
                              									Hütten ausgeführt, die ihr eigenes Roheisen von den dicht daran befindlichen Hohöfen
                              									zu verpuddeln hatten. Obige Gestehungskosten des Roheisens sind demnach schon als
                              										loco Frischhütte berechnet zu betrachten, und die
                              									Kosten der fertigen Rails aus zweimal parketirtem Puddeleisen stellen sich demnach
                              										per 1 Centner ungefähr folgend:
                           
                              
                                 
                                 In S. W.
                                 in O. Sh.
                                 
                              
                                 An Roheisen 145 Pfd.
                                 2
                                 fl.
                                 2
                                 kr.
                                 3
                                 fl.
                                 —
                                 kr.
                                 
                              
                                 An Brennmaterial 250 Pfd.
                                 —
                                 —
                                 13
                                 —
                                 —
                                 —
                                 29
                                 —
                                 
                              
                                 Arbeitslohn
                                 —
                                 —
                                 30
                                 —
                                 —
                                 —
                                 40
                                 —
                                 
                              
                                 Regie
                                 —
                                 —
                                 25
                                 —
                                 —
                                 —
                                 30
                                 —
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Also im Ganzen auf
                                 3
                                 fl.
                                 10
                                 kr.
                                 4
                                 fl.
                                 39
                                 —
                                 
                              
                           d. h. die Gestehungskosten der englischen Rails aus zweimal
                              									parketirtem Puddeleisen betragen loco Hütte 3 fl. 10 kr.
                              									bis 4 fl. 39 kr.; werden selbe aber zum größern Theile aus den Millbars erzeugt,
                              									indem nämlich zum Railsparkete nur äußerlich schon einmal parketirte Schienen zu
                              									liegen kommen, so fallen die Selbstkosten noch um 15–20 kr. geringer aus, und
                              									betragen dann in Südwales unter den günstigsten Verhältnissen circa 2 fl. 50 kr. Jedenfalls können die am günstigsten gelegenen
                              									Eisenhütten in England den Centner  fertiger Rails unter 3 fl. und selbst die nicht günstig
                              									situirten unter 5 fl. C. M. erzeugen.
                           Die Fracht von den meisten englischen Hütten bis zur See beträgt nur wenige Kreuzer,
                              									und da der Seetransport von dort bis Triest nur bei 13½ kr. C. M. kostet, so
                              									ist begreiflich, wie die Engländer den Centner Rails loco Trieft um 6 fl. anbieten können, ja einzelne Werke selbst bei einem
                              									Preis von 4 fl. auszuhalten im Stande wären.
                           B. Gestehungskosten der innerösterreichischen Rails.
                           In eine detaillirte Berechnung der Selbstkosten unseres Roheisens brauche ich hier
                              									nicht einzugehen, da gewiß jeder Fachverwandte, der an diesem Gegenstande näheres
                              									Interesse hat, diese selbst vorzunehmen im Stande ist. Es mag genügen, wenn
                              									angeführt wird, daß auf unsern Hauptpunkten der Roheisenproduction in Steiermark und
                              									Kärnthen, troz der nicht durchaus musterhaften Gebahrung, der Centner Roheisen um
                              									1½–2 fl. C. M. erzeugt wird. — Hieraus erhellt, das die
                              									Gestehungskosten des Roheisens bei uns nicht höher sind als in England, und zwar um
                              									so weniger, wenn zugleich die bessere Qualität unseres aus reinen Spatheisensteinen
                              									erblasenen Holzkohlenroheisens gegen das englische Kohksroheisen in Anschlag
                              									gebracht wird. Unsere wohlfeilen guten Eisensteine und die geringen Arbeitslöhne
                              									ersezen uns bei der Roheisenproduction, was wir an theurem Brennmaterial und
                              									größerer Regie (durch die kleinere Erzeugung Veranlaßt) gegen die Engländer
                              									verlieren.
                           Dessenungeachtet werden die größten Selbstkosten der innerösterreichischen Rails vor
                              									allem durch den höhern Roheisenpreis herbeigeführt, weil dieser durch die
                              									15–30 kr. Betragenden Frachtkosten und durch den gegen 1½ fl.
                              									betragenden Profit des Radgewerken so sehr erhöht wird; er mag den Railsfabriken,
                              									die mit fremdem Roheisen arbeiten, durchschnittlich auf 4 fl. kommen, also ein Preis
                              									für das Roheisen, um den in England auf den meisten Fabriken die Rails schon ganz
                              									fertig gemacht werden können. Zwar haben wir in Innerösterreich zwei Railswalzwerke,
                              									die ihr eigenes Roheisen verarbeiten; aber gerade diese haben sich eines geringeren
                              									Bergsegens zu erfreuen, sind daher in ihrer Roheisenerzeugung beschränkt, und
                              									produciren jedenfalls auch kostspieliger.
                           Bekanntlich haben wir vier Werke, die gegenwärtig für die Railserzeugung eingerichtet
                              									sind: Prevali und Frantschach in Kärnthen, dann Neuberg und Krieglach in Steiermark,
                              									obgleich das leztgenannte bisher auf diese Fabrication noch nicht eingegangen ist,
                              									indem es seine Rechnung ungleich besser bei Erzeugung der Kesselbleche findet.  Unter diesen
                              									Railsfabriken dürfte Prevali die wichtigste und zugleich jene seyn, die am
                              									billigsten zu fabriciren im Stande ist, weil dieses Werk mit eigenen sehr billigen
                              									Steinkohlen arbeitet. Nach den Angaben des dortigen Werkdirectors Hrn. SchlegelSiehe dessen Artikel in dem ersten Jahrgange des Jahrbuches der k. k.
                                    											montanistischen Lehranstalt zu Vordernberg. werden daselbst
                              									gebraucht, um 1 Centner fertige Rails darzustellen:
                           
                              
                                 142 Pfd. Roheisen à 3½ fl. per Ctnr.
                                 4
                                 fl.
                                 58
                                 kr.
                                 CM.
                                 
                              
                                 688 Pfd. Braunkohlen à 4 kr.
                                 —
                                 —
                                 28
                                 —
                                 —
                                 
                              
                                 an Arbeitslohn naͤherungsweise
                                 —
                                 —
                                 48
                                 —
                                 —
                                 
                              
                                 an Regie naͤherungsweise
                                 —
                                 —
                                 50
                                 —
                                 —
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 also zusammen bei
                                 7
                                 fl.
                                 4
                                 kr.
                                 CM.
                                 
                              
                           jedenfalls bei einer etwas größeren Erzeugung unter 7½
                              									fl. C. M. den Centner fertiger Rails. Hierbei ist zu bemerken, daß die so erzeugten
                              									Rails zwar nur aus einmal parketirtem Puddeleisen bestehen, jedoch wegen des eigenen
                              									Hizens und Auswalzens der gedrükten Puddelluppen reineres Eisen als einmal
                              									parketirtes enthalten, um so mehr, da den Railsparketen zwei gelinde statt einer
                              									starken Schweißhize gegeben werden.
                           Wird das Puddeln und Schweißen mit Holz vorgenommen, so gebraucht man auf den Centner
                              									fertiger Rails bei einmal parketirtem Eisen circa
                              									⅓ Zainklafter 36 Zoll langes Scheiterholz, bei zweimaliger Parketirung aber
                              									nahe an ½ Zainklafter Fichtenholz, wovon die Klafter sammt Arbeitslohn für
                              									Feinspalte und Dörren für 2½ bis 3 fl. anzuschlagen ist.
                           Es werden daher die bei Holzfeuerung erzeugten Rails gegen obige Berechnung von
                              									Prevali wenigstens um 30 kr., wenn nicht nahe um 1 fl. C. M. theurer zu stehen
                              									kommen; das wäre nahe 8 fl. bei einmal parketirtem Eisen, und über 8½ fl. C.
                              									M. bei zweimal parketirtem Puddeleisen.
                           Der leztgenannte Gestehungspreis kann auch so ziemlich für die Selbstkosten gelten,
                              									wenn die Rails aus, bei Holzkohlen selbst gefrischten, qualitätmäßigen Flammen, mit
                              									einer Parketirung erzeugt werden.
                           Dieses sind also die Preise, zu welchen die innerösterreichischen Werke aller
                              									Wahrscheinlichkeit nach die Rails gegenwärtig zu erzeugen im Stande sind; und es
                              									erhellt daraus, daß Prevali ungeachtet der, im Vergleiche
                              									zu den englischen schlechten Steinkohlen, dennoch nahe um den englischen Preis
                              									erzeugen möchte, wenn es sein eigenes Roheisen hätte, und die Erzeugung verdoppeln
                              									könnte, denn die noch zu kleine Erzeugung, verbunden mit den theuren Gußwaaren, und
                              										 dabei oft
                              									schlechten Walzen sind die vorzüglichsten Ursachen der hohen Regie.
                           In Hinsicht der Qualität unserer und der englischen Rails findet man bei uns gerade
                              									zwei entgegengesezte Meinungen; während unsere Gewerken einstimmig, nach ihrer
                              									vollständigen Ueberzeugung, die inländischen Rails als vorzüglicher erkennen,
                              									erklären viele der Eisenbahn-Ingenieure die englischen als die bei weitem
                              									besseren.
                           Das sicherste Urtheil in derlei Fällen sollte aus der Erfahrung geschöpft werden, ein
                              									Umstand, den die leztgenannte Partei anscheinend ohnedieß für sich hat, nachdem die
                              									bisherigen Erfolge ihre Erklärung veranlaßten. Allein hiebei ist nicht zu vergessen,
                              									daß die bisherigen Erfahrungen mit inländischen Rails von solchen stammen, die in
                              									der ersten Periode erzeugt worden sind, wo man die Fabrication derselben noch nicht
                              									gehörig kannte und nicht selten ein äußerst schlecht gefrischtes Eisen dazu
                              									verwendet hat. Selbst gegenwärtig wird noch ein großer Unterschied in den
                              									inländischen Rails von den verschiedenen Walzwerken zu treffen seyn, weil man dabei
                              									in der Manipulation sehr verschieden zu Werke geht, ja sogar ein und dieselbe Hütte
                              									befolgt, in verschiedenen Perioden, oder bei verschiedenen Rails, verschiedene
                              									Erzeugungsarten, welche auf die Qualität der Rails einen wesentlichen Einfluß haben,
                              									die aber bisher von Seite der Eisenbahnen gar nicht beachtet worden sind, so wie man
                              									überhaupt mit der Abtheilung der Rails von den verschiedenen Fabriken, und selbst
                              									zwischen in- und ausländischen nicht sehr genau vorgegangen ist, vielleicht
                              									auch nicht immer konnte. In lezterer Beziehung wäre es daher wohl wünschenswerth,
                              									daß von den inländischen Fabriken eine jede ihr eigenthümliches Merkzeichen (und
                              									zwar bei den Enden) jedem einzelnen Rail aufschlagen möchte, wie dieses für die
                              									currenten Stabeisensorten ohnedieß gesezlich bestimmt ist.
                           Jedenfalls sind die bisherigen Erfahrungen auf unsern Eisenbahnen für die vorliegende
                              									Frage zwar nicht ganz unberüksichtigt zu lassen, aber als unvollkommen und
                              									theilweise, selbst als unverläßlich zu erkennen. Dieses einsehend, wurden in Wien
                              									schon einige Untersuchungen und Proben mit von verschiedenen Fabriken erzeugten
                              									Rails vorgenommen, und sind gegenwärtig von Seite des innerösterreichischen
                              									Industrievereins noch im Gange begriffen, deren Resultate mehrere Aufschlüsse geben
                              									werden; indessen trifft die Einwendung, daß auf die Erzeugungsart keine Rüksicht
                              									genommen ist, diese Proben ebenfalls.
                           In mehreren Ausschreibungen für Railslieferungen zu den englischen Bahnen las ich
                              									selbst die ausdrüklichen Bedingungen, daß bei Erzeugung des Roheisens für die
                              									Verfrischung zu Railseisen kein  Frischschlakenzusaz gegeben werden dürfe und durchaus
                              									zweimal parketirtes Puddeleisen in den fertigen Stangen enthalten seyn müsse. Diese
                              									vorgeschriebenen Manipulationen zu überwachen, waren von Seite der Eisenbahnen
                              									Commissäre auf den betreffenden Railsfabriken beständig anwesend. Wollte in England
                              									eine oder die andere Fabrik bei Holzkohlen gefrischtes Stabeisen zu den Rails
                              									verwenden, so würden die Eisenbahnen schwerlich dagegen seyn, indem dieses Eisen
                              									dort hoch geschäzt ist, das höheren Preises wegen aber nur zu besondern Zweken
                              									verwendet wird.Die Quantitaͤt des in England bei Holzkohlen gefrischten Eisens ist
                                    											nicht ganz unbetraͤchtlich; denn ich selbst sah gegen 20 solche
                                    											Frischfeuer, und ungefaͤhr eine gleiche Zahl mag zufolge meiner
                                    											Rachfragen noch existiren, die ich nicht besucht habe; das waͤren
                                    											also im Ganzen bei 40 Frischherde, die meistens Tag und Nacht betrieben
                                    											werden, und da sie nur bei Kohks raffinirtes Roheisen verarbeiten und der
                                    											Ausheizproceß ebenfalls wieder bei Kohks oder mit Steinkohlen vollzogen
                                    											wird, so erzeugt ein solches Frischfeuer mehr als zwei unserige. Dieses
                                    											Quantum englisches Holzkohleneisen findet so guten Absaz, daß die Tonne um 3
                                    											Pfd. St. oder der Centner um 1 fl. 40 kr. C. M. theurer bezahlt wird. Das
                                    											meiste Holzkohleneisen erzeugt in England Mr. Forster in Stourbridge, und dieses englische Eisen war es, das Hr.
                                    												Remi in Alf, der vielleicht das beste
                                    											Puddeleisen im noͤrdlichen Deutschland producirt, als von seiner
                                    											Huͤtte in der Qualitaͤt nicht erreichbar erklaͤrte.
                                    											Eben so sind die Eigenschaften des Holzkohleneisens von Kolniz in
                                    											Kaͤrnthen den englischen Maschinisten bei der Nordbahn rühmlichst
                                    											bekannt, und alle feinen Eisendrähte werden meines Wissens noch zur Stunde
                                    											allerorts von aus Holzkohlen gefrischtem Stabeisen erzeugt. Alles dieß
                                    											beweist hoffentlich zur Genuͤge die gute Qualitaͤt des
                                    											Herdfrischeisens wenn dasselbe mit Umsicht gefrischt worden
                                    									ist.
                           Bei so bewandten Umständen, wo sich aus den bisherigen Erfahrungen nicht Bestimmtes
                              									über den Qualitätsunterschied der verschiedenen Rails sagen läßt, dürfte es nicht
                              									überflüssig seyn, diesen Gegenstand von der theoretischen Seite, mit stetem Hinblik
                              									auf die Erfahrung, näher zu beleuchten.
                           Daß die Beschaffenheit des Roheisens, sey die Verfrischung welche sie wolle, auf die
                              									Qualität des daraus erzeugten Stabeisens einen wesentlichen Einfluß habe, ist nicht
                              									bloß eine theoretische Lehre, sondern eine jedem praktischen Eisenhüttenmanne zur
                              									Genüge bekannte Erfahrung. Eben so bestimmt ist, daß das bei Holzkohlen erblasene
                              									Roheisen, unter übrigens gleichen Umständen, reiner ausfällt, und, mit gleicher
                              									Sorgfalt verfrischt, ein in jeder Beziehung besseres Stabeisen gibt, als das mit
                              									Kohks oder rohen Steinkohlen erzeugte; und endlich eine gleichfalls anerkannte
                              									Thatsache ist es, daß die Spatheisensteine, wie sie bei Vordernberg und Hüttenberg
                              									vorkommen, an Reinheit und Leichtflüssigkeit, mit einem Worte an Güte von den besten
                              									englischen Eisenerzen nicht erreicht werden. Die Natur hat folglich alles gethan,
                              									der Qualität des innerösterreichischen Stabeisens im Allgemeinen den Vorzug vor dem
                              									englischen zu geben, und es  kommt somit nur darauf an, diesen von der Natur gebotenen
                              									Vorzügen nicht durch fehlerhafte und unvollkommene Manipulationen entgegen zu
                              									arbeiten, wie dieses bisher geschah, und theilweise noch geschieht.
                           Da das Unbrauchbarwerden der Rails entweder durch Abnüzung, besonders durch
                              									ungleiches Auslaufen oder durch Biegen oder gänzliches Abspringen herbeigeführt
                              									wird, so muß als das beste Eisen für Rails offenbar dasjenige anerkannt werden,
                              									welches bei der größten Festigkeit die meiste Zähigkeit und Gleichartigkeit besizt;
                              									die möglichste Hätte wird dabei keine gewünschte Eigenschaft seyn können, weil die
                              									dadurch verminderte Abnüzung der Rails nur auf Kosten der darüber laufenden
                              									Radkränze bezwekt wird, und mit der größten Härte zugleich auch ein früheres
                              									Glattwerden der Rails eintreten dürfte, was gleichfalls zu vermeiden getrachtet
                              									wird.
                           Gleichartigkeit und Zähigkeit sind Eigenschaften, welche dem guten Puddeleisen mehr
                              									als dem Herdfrischeisen zukommen, und dieserwegen wahrscheinlich hat man in der
                              									dießjährigen Ausschreibung der Railslieferung für die Staatseisenbahnen dem erstern
                              									den Vorzug zugesprochen.
                           Dagegen ist Festigkeit eine Eigenschaft, welche dem guten Herdfrischeisen mehr eigen
                              									zu seyn pflegt als dem Puddeleisen; sie kann übrigens in lezterer Eisensorte
                              									beträchtlich vermehrt werden, wenn dasselbe einer öftern Erhizung und damit
                              									verbundenen mechanischen Bearbeitung ausgesezt wird, was am vollständigsten durch
                              									das Parketiren zu bezweken ist, und womit zugleich auch die Zähigkeit und
                              									Gleichartigkeit des Eisens sehr gewinnen. Für alle aus Puddeleisen gefertigten Rails
                              									stellt sich demnach die ausdrükliche Bedingung, daß nur zweimal parketirtes Eisen
                              									darin enthalten seyn darf, wie dieses von englischen Bahnen gefordert wird, als
                              									höchst zwekmäßig dar; denn die dadurch erzielte größere Festigkeit gestattet die
                              									Anwendung schwächerer Rails, was allein schon vollends zureichen dürfte, die
                              									größeren Manipulationskosten zu deken, und die dadurch zugleich erlangte größere
                              									Gleichartigkeit, Zähigkeit und Dauer der Rails erscheint dann als reiner Gewinn, zu
                              									welchem überdieß noch der größere Werth der als solche unbrauchbar gewordenen Rails
                              									zu rechnen kömmt. In diesem Umstand liegt ein Vorzug (welcher indeß auf dem eben
                              									gezeigten Wege entsprechender zu erreichen ist), den die schwierigern Railsformen
                              									vor den einfacheren haben, indem erstere nur aus zweimal parketirtem Eisen
                              									angefertigt werden können, während leztere auch theilweise oder gänzlich aus einmal
                              									parketirtem herzustellen sind; dadurch  also ist erklärlich, wie man finden konnteBei durch Hrn. Prof. A. Burg am k. k.
                                    											polytechnischen Institute in Wien angestellten Railsproben hat sich die
                                    											beruͤhrte Thatsache ergeben., daß die Railsform der
                              									Wien-Gloggnitzer-Bahn verhältnißmäßig ein größeres Tragvermögen habe
                              									als die der Nordbahn, was im Grunde nur für die zweimalige Parketirung, nicht für
                              									die erstgenannte Railsform spricht, insofern es sich dabei um das Tragvermögen
                              									handelt.
                           Welche Rails mehr Festigkeit besizen, die aus zweimal parketirtem Puddeleisen, oder
                              									aus einmal parketirten Herdfrischflammen, ist eine Frage, die a priori nicht mit Bestimmtheit beantwortet werden kann, und für unsere
                              									Verhältnisse einer genauen Untersuchung wohl werth wäre. Nach meinem unmaßgeblichen
                              									Dafürhalten sollte den leztern eine größere Festigkeit, eine größere Dauer und ein
                              									größerer Werth im abgenuzten Zustand beizulegen seyn, und deren Gleichartigkeit und
                              									Zähigkeit sollte bei gut gefrischten Holzkohlenflammen kaum etwas zu wünschen übrig
                              									lassen, besonders dann, wenn man noch die Vorsicht anwenden möchte, das Auswalzen
                              									der Railspakete so vorzunehmen, daß die hohe Kante der Railsflammen in die Richtung
                              									der Railshöhe zu liegen kommt, wodurch die Bahnfläche der Rails eine Mengung von
                              									allen einzelnen Flammen, also gleichartiger werden müßte. Es ist einigermaßen zu
                              									bedauern, daß sich die Eisenbahnen durch die schlechten, ungleich gefrischten
                              									Railsflammen, welche von mehreren unserer Hammergewerken geliefert worden sind,
                              									bereits veranlaßt sahen, den aus Hammereisen erzeugten Rails mehr zu mißtrauen, als
                              									den aus Puddeleisen fabricirten, weil bei aufmerksamer Manipulation unter manchen
                              									Localverhältnissen unserer Hütten erstere wahrscheinlich die profitablern wären,
                              									obschon dieser Umstand auf einer andern Seite unsern Hammergewerken zur heilsamen
                              									Lehre, und dem Puddeleisen zum gebührenden Credit dienen mag. Uebrigens erhellt aus
                              									dem, was vorhin über de Roheisenqualität von unsern beiden Haupterzbergen bemerkt
                              									worden ist, daß unsern Rails, auch aus gepuddeltem Eisen erzeugt, bei gleicher
                              									Manipulation mit dem englischen eine größere Festigkeit zukommen muß; wenn dieß aber
                              									von den bisherigen Erfolgen nicht bestätigt wird, so kann der Grund nur in einer
                              									mangelhaften Fabrication der Rails auf unsern Hütten liegen, wie dieses durch die
                              									Verwendung eines zu roh erblasenen Waldeisens oder zu schlecht gefrischten
                              									Stabeisens, und die einmalige Parketirung des Puddeleisens geschehen ist.