| Titel: | Ueber das Palladium, seine Gewinnung, Legirungen etc.; von W. I. Cox. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XCVII., S. 385 | 
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                        XCVII.
                        Ueber das Palladium, seine Gewinnung, Legirungen
                           								etc.; von W. I.
                              								Cox.
                        Aus dem Philosophical Magazine. Jul. 1843, S.
                              									16.
                        Cox, über das Palladium.
                        
                     
                        
                           Das Palladium wurde bekanntlich im I. 1803 von Dr. Wollaston im gediegenen Platin entdekt, und da immer nur
                              									sehr wenig Palladium mit dem Platin legirt vorkommt, so betrachtete man es als ein
                              									sehr seltenes Metall: in den lezten Jahren kam aber sehr viel Waschgold (gold-dust) aus Brasilien nach England, worin ein
                              									Theil des Goldes mit Palladium legirt ist. Derselbe enthielt nicht selten 5 bis 6
                              									Proc. Palladium (das Gold aus der Condenga-Grube ist sogar bloß mit Palladium
                              									legirt).
                           Das Feinmachen geschieht folgendermaßen: das Waschgold wird in Quantitäten von 7 Pfd.
                              									(Troy) mit seinem gleichen Gewicht Silber und einer gewissen Menge salpetersaurem
                              									Kali geschmolzen, um alle Erden und den größten Theil der unedlen Metalle daraus
                              									abzusondern. Die geschmolzene Metalllegirung gießt man in Zainformen aus und trennt
                              									nach dem Erkalten den Fluß oder die Schlake (welche die Oxyde der unedlen Metalle
                              									und die Erden, mit dem Kali des Salpeters verbunden, enthält) davon ab. Zwei der so
                              									erhaltenen Zaine werden dann in einem Graphittiegel mit Zusaz von so viel Silber
                              									umgeschmolzen, daß man eine Legirung bekommt, welche den vierten Theil ihres
                              									Gewichts reines Gold enthält; nachdem man die flüssige Masse gut umgerührt hat,
                              									gießt man sie durch einen Löffel mit vielen feinen Löchern in kaltes Wasser, wodurch
                              									man sie sehr fein gekörnt erhält; sie ist dann zur Scheidung vorbereitet. Um diese
                              									auszuführen, bringt man beiläufig 25 Pfd. der gekörnten Legirung in einen
                              									porzellanenen Krug auf einem Sandbad und behandelt sie mit beiläufig 25 Pfd. reiner
                              									Salpetersäure, welche mit ihrem gleichen Volumen Wasser verdünnt ist. Die Scheidung
                              									erfolgt dadurch fast vollständig; um aber die lezten Antheile Silber etc.
                              									wegzuschaffen, läßt man beiläufig 9 oder 10 Pfd. starker Salpetersäure noch zwei
                              									Stunden lang auf dem Gold kochen. Dasselbe ist dann ganz fein, wird bloß noch mit
                              									heißem Wasser ausgewaschen, getroknet und in 15 Pfd. schwere Zaine gegossen.
                           Das salpetrigsaure Gas und die dampfförmige Salpetersäure, welche beim Scheiden
                              									entweichen, werden durch gläserne Röhren (die mit den Dekeln der Kruge verbunden
                              									sind) in ein langes Rohr aus Steinzeug geführt, dessen eines Ende in den Recipienten
                              									für die verdichtete 
                              									Säure hinabreicht, während das andere in den Schornstein ausmündet, um die unverdichteten Gase wegzuschaffen.
                           Die salpetersaure Auflösung, welche das Silber und Palladium enthält, wird sorgfältig
                              									in große Pfannen abgegossen, in welche eine hinreichende Menge
                              									Kochsalz-Auflösung gebracht wurde, um alles Silber als Chlorsilber
                              									niederzuschlagen; die Mutterlauge, worin das Palladium und Kupfer aufgelöst bleiben,
                              									wird abgezogen und nachdem sie sich geklärt hat, nebst dem Waschwasser des
                              									Chlorsilbers in hölzerne Gefäße geschüttet; man erhalt daraus die Metalle durch
                              									Präcipitation mit Zinkblech, unter Beihülfe von etwas Schwefelsäure, in Form eines
                              									schwarzen Pulvers.
                           Das rein ausgewaschene Chorsilber wird durch Zusaz von granulirtem Zink reducirt, auf
                              									dem Filter mit lochendem Wasser ausgewaschen, getroknet und in Graphittiegeln ohne
                              									Zusaz irgend eines Flusses geschmolzen.
                           Um aus dem schwarzen Pulver das Palladium zu gewinnen, löst man es wieder in
                              									Salpetersäure auf und übersättigt die Lösung mit Ammoniak; das Palladium- und
                              									Kupferoxyd fallen anfangs wieder, lösen sich aber wieder auf, während Eisenoxyd,
                              									Bleioxyd etc. zurükbleiben. Die klare ammoniakalische Auflösung wird sodann mit
                              									Salzsäure in Ueberschuß versezt, welche einen reichlichen Niederschlag von dem
                              									gelben Palladiumsalmiak erzeugt; nachdem derselbe mit kaltem Wasser hinreichend
                              									ausgewaschen worden ist, liefert er nach dem Ausglühen reines metallisches
                              									Palladium. Die Mutterlauge und die Waschwasser enthalten alles Kupfer und etwas
                              									Palladium, welche man durch Fällung mittelst Eisen wieder gewinnt.
                           Reines Palladium hat eine graulichweiße, dunklere Farbe als Platin; es ist sowohl
                              									hämmerbar als dehnbar, obgleich nicht in solchem Grade wie das reine Platin; sein
                              									spec. Gewicht ist 1l,3 und kann durch Hämmern oder Walzen auf 11,8 gesteigert
                              									werden. In Vollkommen reinem Zustande läßt es sich in einem gewöhnlichen Gebläseofen
                              									nicht schmelzen, wohl aber so zusammenbaken, daß es gewalzt oder zu Draht gezogen
                              									werden kann. Mittelst Sauerstoffgas läßt es sich jedoch vollständig in Fluß
                              									bringen.
                           Durch Schwefelwasserstoffgas lauft das Palladium nicht an; auch wird es durch die
                              									Luft bei gewöhnlicher Temperatur oder bei heller
                              									Rothglühhize nicht oxydirt; dagegen hat es die charakteristische Eigenschaft in der
                              									Dunkelrothglühhize durch die Luft oxydirt zu werden, wobei es sich auf der
                              									Oberfläche wie Eisen oder Stahl färbt; sezt man den Proceß einige Zeit lang
                              									vorsichtig fort, so überzieht sich das Metall mit einer spröden Kruste von braunem
                              									Oxyd. Dieses Oxyd wird jedoch schon bei einer Temperatur zersezt, welche nur um
                              									weniges  höher ist, als
                              									die zu seiner Bildung erforderliche; die Oberfläche des Metalls erhält daher ihre
                              									ursprüngliche Farbe wieder, wenn man sie bis zum hellen Rothglühen erhizt und außer
                              									Berührung mit der Luft abkühlen läßt.
                           Geschmolzenes oder zusammengesintertes Palladium ist in reinem Zustande in
                              									Salpetersäure schwer auflöslich, leicht aber, wenn es mit ziemlich viel Silber oder
                              									Kupfer legirt ist; am schnellsten löst es sich jedoch in Form des oben erwähnten
                              									schwarzen Pulvers auf, welches mit Beihülfe der Wärme auch in Schwefelsäure und
                              									Salzsäure auflöslich ist. Das eigentliche Auflösungsmittel des Palladiums ist das
                              									Königswasser; darin löst es leicht auf, wenn es nicht mit sehr viel Silber legirt
                              									ist.
                           Unter allen Metallen hat das Palladium die größte Verwandtschaft zum Cyan; auch wird
                              									es durch Cyanqueksilber aus allen seinen Auflösungen abgeschieden.
                           Es läßt sich mit Gold, Silber und Kupfer so legiren, daß es hämmerbar bleibt; mehrere
                              									seiner Legirungen mit den zwei lezteren Metallen sind wegen ihrer Härte und
                              									Elasticität, so wie auch weil sie nicht rosten oder anlaufen, zu verschiedenen
                              									Zweken sehr schäzbar. Legirt man Gold oder Kupfer mit Palladium, so werden sie
                              									dadurch sehr blaß; 20 Proc. Palladium sind hinreichend, die Farbe dieser Metalle zu
                              									zerstören.
                           Die Legirungen des Palladiums wurden bisher hauptsächlich zu den Spizen der
                              									Bleistiftrohre, zu Lanzetten für die Vaccination, zu graduirten Scalen an
                              									Instrumenten und als Ersazmittel des Goldes in der Zahnarzneikunde angewandt,
                              									überhaupt wo Stärke und Elasticität oder die Eigenschaft nicht anzulaufen,
                              									erforderlich sind.