| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XCIX., S. 395 | 
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                        XCIX.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Teisserenc über Eisenbahnenbau,
                              									vorzüglich über Rampen.
                           Die London-Birminghamer Bahn kostete 820,000 Fr. per Kilometer,
                              									waͤhrend die mit ihr parallel laufende Birmingham-Gloucester Bahn nur
                              									414, 700 Fr. kostete und so verursachen oft parallele oder gleiche Umstaͤnde
                              									zur Ausfuͤhrung darbietende Eisenbahnen um das Doppelte variirende Kosten.
                              									Was ist daran Schuld? Nichts anders, als daß bei den kostspieligern alles darauf
                              									gewendet wurde, nur kleine Rampen (Steigungen) zu erhalten, waͤhrend bei den
                              									andern der Bau nach den natuͤrlichen Bewegungen des Bodens gefuͤhrt
                              									wurde und aus Sparsamkeit Kruͤmmungen mit kurzem Radius und mehr oder weniger
                              									große Rampen fuͤr zulaͤssig erachtet wurden. Nun kostet aber der
                              									Unterbau einer Eisenbahn mit Rampen von nur 4 Millimeter und Kruͤmmungen von
                              									großem Radius achtmal so viel als eine nach dem
                              									gegenwaͤrtig in Kraft bestehenden Reglement erbaute Bahn, d. h. mit 4
                              									Millimeter im Maximum achtmal uͤbersteigender
                              									Neigung.
                           Sollten aber kleine Rampen wegen verhaͤltnißmaßig wohlfeilern Betriebs und von
                              									ihnen gewaͤhrter groͤßerer Sicherheit noͤthig seyn? Diese Frage
                              									wird durch folgende unbestreitbare Thatsachen beantwortet. Die ersten englischen
                              									Eisenbahnen wurden mit 2–3 Millimeter großen Rampen erbaut. Man glaubte
                              									nichts sparen zu duͤrfen, um so kleine Rampen als moͤglich zu
                              									erhalten. Spaͤter aber ging man allmaͤhlich uͤber auf Rampen
                              									von 6,8,10 und selbst 12 Millimeter. Sicherlich aber haͤlt man sich besser an
                              									das, was die Erfahrung lehrte, als an die ersten Versuche. Von welchem Gesichtspunkt
                              									aus aber man die Resultate des Betriebs der englischen Eisenbahnen betrachten mag,
                              									sey es der Verbrauch an Brennmaterial, seyen es die Reparaturen, oder halte man sich
                              									an die zuruͤkgelegten Streken, so ist das Resultat immer: daß die Rampen, in gehoͤrigem Maaße angewandt und
                                 										innerhalb der fuͤr Eisenbahnen bestehenden Graͤnzen, bei welchen
                                 										die groͤßte, 6 Millimeter uͤbersteigende Rampe 3 Centimeter
                                 										erreicht, auf die Kosten der Locomotion von gar keinem merklichen Einfluß
                                 										sind. Es ist dieß kein aus theoretischen Formeln abgeleiteter Schluß,
                              									sondern er ist das Ergebniß der englischen Eisenbahnbuͤcher.
                           Die Sicherheit anbelangend ist unter 287 Ungluͤksfallen, die sich in 30
                              									Monaten auf den englischen Eisenbahnen ereigneten, nicht ein
                                 										einziger den Rampen zu zuschreiben, nach amtlicher Mittheilung des
                              									englischen Handelsbureau's.
                           Die taͤgliche Vervollkommnung der Locomotive traͤgt eher zur
                              									Bekraͤftigung als zur Verminderung der eben gegebenen Saͤze bei.
                              									Waͤhrend die ersten nach Roket's Modell gebauten
                              									Locomotiven bei einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern in der Stunde, auf dem nur
                              									wenig geneigten Theile der Liverpool-Manchester Eisenbahn, nur 10–12
                              									Tonnen zogen, und hiezu 7 Kilogr. Kohks verzehrten, zogen die waͤhrend der
                              									lezten Jahre allgemein benuzten Locomotiven bei einer Geschwindigkeit von 36
                              									Kilometern ein achtmal groͤßeres Gewicht bei nur wenig verschiedenem
                              									Verbrauch an Brennmaterial. Erst vor Kurzem gesellte sich zu allen diesen
                              									Fortschritten noch ein neuer. Die dampferzeugende Kraft der Kessel wurde durch eine
                              									Verlaͤngerung derselben noch vermehrt; die bei vielen feststehenden Maschinen
                              									so gluͤklich benuͤzte Absperrung (expansionsweise Benuzung) des
                              									Dampfes wurde nun auch bei den Locomotiven angewandt. Mittelst einer sinnreichen
                              									Vorrichtung wurde nicht nur der Mechanismus zur Fortpflanzung der Bewegung
                              									vereinfacht, sondern auch der Nuzeffect einer gegebenen Menge Dampfs vermehrt; man
                              									richtet sich mit der Dampfconsumtion, folglich auch mit dem Verbrauch an
                              									Brennmaterial, nach der Kraft, deren man bedarf, nach der Ladung des
                              									fortzuschaffenden Trains und nach der Abhaͤngigkeit der Rampen, auf welchen
                              									man sich bewegt. Die Consumtion einer Locomotive richtet sich nicht mehr nach dem
                              									Durchmesser ihrer Cylinder, sondern nach der von der Maschine zu verrichtenden
                              									Arbeit. Da der Durchmesser der Cylinder in keinem bestimmten Verhaͤltniß mehr
                              									steht zum Dampfverbrauch, so kann er, und zwar ohne allen Nachtheil,
                              									vergroͤßert werden.
                           Hr. Tesseirenc beweist mit Ziffern und Thatsachen, daß,
                              									man mag rechnen  wie man
                              									will, durch die Rampen sich keine jaͤhrliche Ausgabenposition herausstellt,
                              									welche die Zinsen der Capitalien ausgliche, die man, um die Profile der Eisenbahnen
                              									einem ebenen Niveau moͤglichst zu naͤhern, in die Erde glaͤbt.
                              										(Moniteur industriel 1843. No. 740.)
                           
                        
                           Teisserenc, über die
                              									atmosphärischen Eisenbahnen.
                           Der franzoͤsische Ingenieur Ed. Teisserenc
                              									beurtheilt in einem Bericht an seine Regierung Clegg's
                              									atmosphaͤrische Eisenbahn folgendermaßen: „Die Bewegungskraft des
                              									Dampfs wurde bisher bei Eisenbahnen nur auf zweierlei Weise angewendet: entweder
                              									indem man sie direct mit einer mobilen Vorrichtung auf die Raͤder wirken
                              									ließ, die in der Reibung dieser leztern mit den Schienen ihre Stuͤze fand,
                              									oder indem man die Bewegung durch stehende Maschinen und Trommeln von großem
                              									Durchmesser hervorrief, welche leztere mit den Wagen — die durch
                              									haͤnfene oder Drahtseile von der Stelle gebracht werden — verbunden
                              									sind. Das atmosphaͤrische System bildet den Mittelweg, es ist mobil wie das
                              									eine und feststehend wie das andere. Die Dampfmaschine, welche die Luftpumpe treibt
                              									und die Luftleere erzeugt, ist eine stehende, waͤhrend der Kolben, welcher
                              									den Convoi mit sich reißt, in der Roͤhre mit der Schnelligkeit des Pfeiles
                              									fliegt. Es ist also gewissermaßen ein Apparat von stehender Maschine, wobei das Seil
                              									— welches ein enormes Gewicht hat und die meiste Kraft absorbirt —
                              									durch Luft ersezt wird. Die Inconvenienzen, welche dem am allgemeinsten angewendeten
                              									System — der Locomotive — anhaͤngen, koͤnnen
                              									ungefaͤhr folgendermaßen resumirt werden: a) von
                              									dem Gesichtspunkt fuͤr die Reisenden betrachtet: die Nothwendigkeit, die Zahl
                              									der Convois so viel als thunlich zu beschraͤnken, um die Kosten der
                              									Bewegungskraft zu vermindern, in Folge dessen Hindernisse und Bequemlichkeiten so
                              									wie Verspaͤtungen fuͤr die zu transportirenden Guͤter
                              									entstehen; b) von dem Gesichtspunkt der Sicherheit:
                              									bestaͤndige Chancen von Unfaͤllen, in Folge von Unvorsichtigkeit der
                              									Conducteure, Maschinisten, Waͤchter etc. und die noch haͤufiger
                              									vorkommenden gefaͤhrlicheren, unmoͤglich zu verhindernden Ereignisse,
                              									als: Bruͤche, Zusammenstoßen, Feuersbruͤnste etc., welche durch das
                              									Zerspringen einer Feder oder durch Ausspruͤhen von Funken veranlaßt werden
                              									koͤnnen; c) von dem Gesichtspunkt der
                              									Schnelligkeit: die Unmoͤglichkeit, eine gewisse Geschwindigkeit (80
                              									Kilometer) zu uͤberschreiten, uͤber welche hinaus die Locomotiven
                              									— wie schwer und kraͤftig sie auch immer seyn moͤgen —
                              									sich kaum selbst fortbringen koͤnnen, und was noch wichtiger ist, der
                              									betraͤchtliche Verlust an Kraft bei Steigungen, weil das enorme Gewicht der
                              									Maschine mit dem Tender noch jenem des Convoi zugefuͤgt werden muß. Eden so
                              									gefaͤhrlich ist die Vermehrung der Schnelligkeit auf geneigten Streken, wo
                              									solche eigentlich vermindert werden sollte.
                           Die stehenden Maschinen haben noch weit mehr Inconvenienzen im Gefolge. Zum Betrieb
                              									von nur einigermaßen ausgedehnten Bahnstreken sind sie beinahe ganz unanwendbar,
                              									weil ihrer zu viele erforderlich sind (von 5 zu 5 Kilometer), und weil diese
                              									Vervielfaͤltigung eine Ursache fortwaͤhrender Verspaͤtungen
                              									ist, so wie ferner, weil jede in dieser Weise betriebene Bahnsection gerade laufen
                              									muß, keine Curven haben darf, endlich weil das enorme Gewicht des Seils (80 Tonnen
                              									fuͤr weniger als 5 Kilometer) die Anwendung sehr starker Maschinen erfordert,
                              									deren Kraft groͤßtentheils dadurch absorbirt wird.
                           Das atmosphaͤrische System kennt von allen diesen Nachtheilen nichts. Die mit
                              									der Bahn verbundenen Wagenzuͤge koͤnnen nicht aus den Schienen
                              									gerathen, und da kein Feuer vorhanden ist, zerfaͤllt die Furcht vor
                              									Brandschaden in sich selbst, so wie jede Moͤglichkeit des Zusammentreffens
                              									zweier Convois, indem sich nur einer auf der Bahn befinden kann. Zu den weiteren
                              									Vortheilen kann gerechnet werden, daß die vom großen Gewicht der Locomotive
                              									befreiten Wagenzuͤge nur auf das passende Gewicht beschrankt sind. In Folge
                              									dessen koͤnnen die Convois ohne besondere Kosten so oft wiederholt werden als
                              									es die Nothwendigkeit erfordert; auch kann man Steigungen befahren, welche man nur
                              									durch Kunstbauten umgeht, die haͤusig eben so kostspielig als
                              									gefaͤhrlich sind. Da es, wie schon bemerkt, unmoͤglich ist, daß zwei
                              									Convois zusammen treffen, so ist auch nur eine Schienenbahn erforderlich, wozu ein
                              									Theil der bestehenden Chausseen benuzt und dadurch Kunstbauten, Terrassirungen und
                              									Expropriationen erspart werden koͤnnen.“ — Da jezt die nach dem
                              									atmosphaͤrischen Princip erbaute Bahn von Kingstown nach Dalkey in Betrieb
                              									kommt, welche kurze Curven und bedeutende  Steigungen hat, so wird sich bald ein entscheidendes
                              									Urtheil uͤber den praktischen Werth des neuen Systems nach den lezten
                              									Verbesserungen seines Erfinders faͤllen lassen. Bei einem kuͤrzlich
                              									angestellten Versuche ging ein aus mehreren Wagen bestehender Zug von Glasthull ab
                              									und durchlief die Streke von 3¼ engl. Meilen in 3½ Minuten. (Augsb.
                              									Aug. Ztg)
                           
                        
                           Bestandtheile der Terra di Siena und der Umbra.
                           A. Maus analysirte diese Mineralfarben und fand dieselben
                              									bestehend aus:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 089, S. 397
                              die dunkelbraune; die gelbe
                                 										Sorteder T. d. S.; Sorte.; Umbra.; Eisensesquioxyd; Manganoxyd;
                                 										Arseniksaͤure; Kieselerde; Wasser; Verlust
                              
                           In der Terra di Siena wurde auch eine Spur Thonerde, in einer Sorte ferner eine
                              									kleine Spur Kobalt gefunden. — In der Umbra fand sich auch etwas kohlensaurer
                              									und schwefelsaurer Kalk, welche aber wahrscheinlich nur vom Wasser
                              									herruͤhren, welches zum Bilden der Kugeln diente, und eine Spur Arsenik. Die
                              									Kieselerde scheint darin nur von beigemengtem Sand herzuruͤhren. Die Umbra
                              									ist demnach ein manganhaltiges Eisensesquioryd-Hydrat. — Die preuß.
                              									Regierung schloß die Terra di Siena wegen ihres nicht unbedeutenden Arsenikgehalts,
                              									auf Hrn. M.'s Veranlassung, aus dem Verzeichniß der unschaͤdlichen Farben
                              									aus; von der in der Umbra enthaltenen bloßen Spur dieses Giftes hingegen ist um so
                              									weniger etwas zu fuͤrchten da der Arsenik in Verbindung mit dem Eisenoxyd
                              									ist. (Archiv der Pharmacie, Mai 1843.)
                           
                        
                           Alphons Meillet, über weißes
                              									Goldchlorür.
                           Der eigenthuͤmlichen Reaction, welche stattfindet, wenn man Chlorgold zum
                              									Fixiren der Lichtbilder darstellt, wurde noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
                           Man loͤst gewoͤhnlich 1 Gramm chlorwasserstoffsaures Goldchlorid in
                              									einem halben Liter Wasser auf und in einem andern Gefaͤß 3 Gramme
                              									unterschwefligsaures Natron in eben so viel Wasser, worauf man das Goldchlorid unter
                              									bestaͤndigem Ruͤhren allmaͤhlich dem Natronsalz zusezt. Sezt
                              									man umgekehrt die Loͤsung des unterschwefligsauren Salzes der
                              									Goldloͤsung zu, so entsteht Zersezung, die Fluͤssigkeit wird schwarz,
                              									und Schwefelgold faͤllt nieder.
                           Wenn die Operation gehoͤrig geschah, so wird die Fluͤssigkeit
                              									augenbliklich entfaͤrbt. Diese Umwandlung eines urspruͤnglich stark
                              									gefaͤrbten Salzes in Gegenwart eines neutralen Salzes verdient Beachtung. Ich
                              									vermuthe, daß folgende Reaction stattfindet: wenn chlorwasserstoffsaures Goldchlorid
                              									in unterschwefligsaures Natron geschuͤttet wird, so verdraͤngt die
                              									Chlorwasserstoffsaͤure einen gewissen Antheil der unterschwefligen
                              									Saͤure, welcher sich sogleich zersezt in Schwefel und schweflige
                              									Saͤure; der Schwefel wird von dem unzersezten unterschwefligesauren Salze
                              									wieder aufgeloͤst, welches bekanntlich einen großen Ueberschuß desselben
                              									aufzunehmen im Stande ist; die schweflige Saͤure macht sich an das
                              									Goldchlorid und reducirt es zu Chloruͤr (Protochlorid), waͤhrend sie
                              									selbst sich in Schwefelsaͤure und dann in schwefelsaures Natron umwandelt. Es
                              									wurde zwar behauptet, daß sich unterschwefligsaures Gold bilde; die Analyse aber
                              									beweist das Gegentheil. Um das farblose Goldchloruͤr zu erhalten,
                              									loͤst man etwas Goldchlorid in einer Loͤsung von unterschwefligsaurem
                              									Natron auf, filtrirt, um die kleine Menge des niedergefallenen Schwefels
                              									abzuscheiden und dampft zur Consistenz eines sehr klaren Syrups ab; man bringt
                              									diesen nun in einer Schale unter eine Glasgloke, welche gebrannten Kalk
                              									enthaͤlt, und vollendet so ihre Entwaͤsserung. Es krystallisiren
                              									mehrere sehr von einander verschiedene Salze aus der Loͤsung, z. B.
                              									Chlornatrium in sehr deutlichen Wuͤrfeln, Prismen des schwefelsauren und
                              									unterschwefligsauren Natrons; das Chloruͤr aber krystallisirt in den
                              									Zwischenraͤumen in sehr kleinen Nadeln. Man trennt es so gut als
                              									moͤglich von  den
                              									andern Salzen, namentlich von dem Chlornatrium und digerirt es kalt mit Alkohol von
                              									0,833 spec. Gewicht. Nur das Goldchloruͤr loͤst sich darin auf; man
                              									filtrirt es und laͤßt es freiwillig verdunsten, wo man es dann in sehr
                              									weißen, sehr kleinen, nadelfoͤrmigen Krystallen erhaͤlt. —
                              									Dieses Salz wird von den Eisen-, Queksilber- und Zinnoxydulsalzen
                              									nicht gefaͤllt; nur die schwefelwasserstoffsauren Alkalien schlagen es als
                              									ein hellgelbes Protosulphurid nieder die Haut wird nicht davon gefaͤrbt, es
                              									hat einen sehr schwachen Geschmak, der von dem metallischen, unangenehmen Geschmak
                              									des Goldchlorids gaͤnzlich verschieden ist. Auch gibt es keine der den
                              									uͤbrigen Goldsalzen eigenen Reactionen. Bei der Analyse gaben 100 Theile
                              									dieses Salzes:
                           
                              
                                 Gold
                                 50,715
                                 
                              
                                 Natrium
                                 11,788
                                 
                              
                                 Chlor
                                 37,497
                                 
                              
                           und dem Salz entspricht also die Formel Cl A u2 + Cl
                                 										Na., (Journal de Pharmacie, Jun. 1843.)
                           
                        
                           Searle's Bereitung einer
                              									concentrirten Milch.
                           Diese in England patentirte Erfindung bezieht sich auf die Zubereitung und
                              									Verdichtung der abgerahmten Milch durch Abdampfung ihrer waͤsserigen
                              									Bestandtheile und auf die Verbindung der so zubereiteten Milch mit Thee, Kaffee und
                              									Kakao. Aehnliche fruͤhere Versuche mißlangen, weil man die Milch nicht zuvor
                              									abrahmte, und die Gegenwart des Rahms ist es, wodurch das Product von der Witterung
                              									angegriffen und verderbt wird, indem es einen ranzigen ekelhaften Geschmak bekommt,
                              									waͤhrend, wenn der Rahm abgenommen wurde, das Product viel laͤngere
                              									Zeit einen angenehmen Geschmak behaͤlt.
                           Nachdem der Rahm von der Milch abgenommen ist, wird sie in ein geeignetes
                              									Gefaͤß, das sich in einem Wasserbade befindet, gebracht und ein Vierzigstel
                              									ihres Gewichts raffinirter Zuker in der Absicht zugesezt, um die Loͤsbarkeit
                              									zu vermehren, und ihr mehr Dauer zu geben. Die waͤsserigen Theile der Milch
                              									werden nun durch Erhizen ihres Behaͤlters im Wasserbad (wenn er nicht mit
                              									einem Dampfgehaͤuse versehen ist) abgedampft, mit der Vorsicht, daß die
                              									angewendete Hize keinen nachtheiligen Einfluß auf die Milch ausuͤbt. Auf
                              									diese Weise erhaͤlt man ein vollkommen reines und trokenes Product, welches
                              									in gut verschlossenen Flaschen oder Kruͤgen aufbewahrt werden kann. Soll nun
                              									die Milch mit dem Thee, Kaffee oder Kakao vereinigt werden, so muß man sich einen
                              									Extract von jedem dieser Stoffe durch sorgfaͤltig geleitete Abdampfung einer
                              									concentrirten Infusion verschaffen, und diesen fluͤssigen Extract der schon
                              									ziemlich concentrirten Milch zusezen, nach Erforderniß auch eine angemessene
                              									Quantitaͤt raffinirten Zukers beifuͤqen; sodann muß die Abdampfung des
                              									Gemisches bei einer gelinden sorgfaͤltig geleiteten Waͤrme in einem im
                              									Wasserbad befindlichen Gefaͤß fortgesezt werden, bis das Ganze in eine
                              									dikfluͤsfige, pappige, feste oder pulverfoͤrmige Masse verwandelt ist;
                              									um diese nahrhafter zu machen, kann man auch Pfeilwurz, Hausenblase,
                              									islaͤndisches Moos u. dergl. hinzusezen und sie in kleine Kuchen
                              									(Brustkuchen) verwandeln; auch kann man, um den Wohlgeschmak zu ererhoͤhen,
                              									etwas Essenz oder Gewuͤrze beifuͤgen. (Repertory of pat invent. April 1843.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des Aezammoniaks um Fleken auf
                              									gefaͤrbten Zeugen aller Art, Leder etc. zu vertilgen.
                           Die fluͤchtige Eigenschaft des Ammoniaks macht es zu dem geeignetsten Mittel,
                              									Fleke, welche auf gefaͤrbte Zeuge, sie seyen Wolle, Baumwolle oder Seide, ja
                              									selbst Leder, durch Citronensaft, Essig, saure Fruͤchte, selbst durch
                              									Saͤuren entstanden, zu vertilgen; man braucht nur den Flek damit zu betupfen,
                              									wo er augenbliklich verschwunden seyn wird. Vorzuͤglich wichtig ist es zum
                              									Reinigen seidener Stoffe. Waaren, welche auf dem Lager sogenannte Moder- oder
                              									Stokfleken erhalten haben, werden dadurch von denselben befreit) getragene seidene
                              									Halstuͤcher, kalt darin gewaschen, werden wie neu und bekommen wieder Glanz;
                              									getragene seidene Kleider, Baͤnder, darin gewaschen und gespuͤlt,
                              									verlieren alle ihre Fleken und erhalten ebenfalls wieder Glanz, indem sich der
                              									Schmuz in Ammoniak aufloͤst.
                           
                           Das beste Verhaͤltniß zu einer solchen Waschfluͤssigkeit ist auf
                           
                              
                                 1
                                 Pfund fluͤssiges Ammoniak,
                                 
                              
                                 10–12
                                 Pfund reines Wasser.
                                 
                              
                           So wie auf seidene Zeuge, ebenso wirkt es auf wollene, und diese Eigenschaft ist von
                              									der groͤßten Wichtigkeit fuͤr die Wollmanufacturen, auf ihr beruht die
                              									so hoͤchst wichtige Arbeit des Entschweißens der Wolle; man wendet
                              									groͤßtentheils gefaulten Urin an; hier ist das bei der Faͤulniß sich
                              									gebildet habende kohlensaure Ammoniak wirksam; es ist nicht durch Kali, Soda oder
                              									Kalk zu ersezen, indem genannte Stoffe die Wollfaser angreifen, beim Abtroknen sie
                              									kurz und sproͤde machen, wohingegen beim Ammoniak sie ihre volle
                              									Elasticitaͤt behaͤlt.
                           Aus diesem Grunde ist es auch nie raͤthlich, wollene Waaren, gewirkte
                              									Struͤmpfe, Flanell u. s. w mit Seife und heißem Wasser zu reinigen, wodurch
                              									sie einlaufen und filzig werden; man lege sie einige Zeit in obige
                              									Waschfluͤssigkeit, ringe aus, spuͤle, wiederhole dieses Verfahren
                              									einigemale, und man wird sehen, daß die Stoffe ganz rein geworden sind und ihre
                              									volle Elasticitaͤt behalten haben. Man kann durch Klopfen oder Reiben diese
                              									Operation noch unterstuͤzen, wenn die Gegenstaͤnde sehr schmuzig seyn
                              									sollten.
                           Eben so ist das Ammoniak zum Reinigen tuchener Kleidungsstuͤke zu empfehlen:
                              									die Kragen der Roͤke, welche selbst bei der groͤßten Reinlichkeit
                              									durch den Schweiß der Haare, was bei den Stehkragen der Uniformen oft sehr
                              									empfindlich ist, so viel leiden, sind leicht dadurch zu reinigen, selbst bei
                              									scharlachroth); zwar nimmt dieses bei der Behandlung eine Ponceaufarbe an, man darf
                              									es dann aber nur mit in mit Wasser gemischtem Essig behandeln, um die vorige
                              									Scharlachfarbe wieder herzustellen.
                           Aechte Farben werden durch das Ammoniak niemals veraͤndert; sollte man es bei
                              									unaͤchten angewendet haben, so hebt jede verduͤnnte Saͤure, wo
                              									vorzuͤglich ein ganz schwacher Essig zu empfehlen ist, die Wirkung desselben
                              									wieder auf und stellt die urspruͤngliche Farbe wieder her.
                           Auf das Leder uͤbt es ebenfalls seine reinigende Kraft aus: waschlederne
                              									Handschuhe einige Tage in eine verduͤnnte Ammoniakfluͤssigkeit (1
                              									Theil Ammoniak und 8 Theile Wasser) eingeweicht, in Flußwasser gespuͤlt,
                              									loͤsen allen Schmuz, das Leder schwillt stark auf, zieht sich jedoch beim
                              									Troknen wieder zusammen und erhaͤlt seine ganz urspruͤngliche Welche
                              									wieder.
                           Thuͤren, Fenster, die mit Oehlfarbe angestrichen sind, lassen sich am
                              									leichtesten mit verduͤnntem Ammoniak reinigen; die Anstriche behalten dabei
                              									ihren Glanz, welchen sie, wenn sie mit Seife oder Lauge abgewaschen werden, stets
                              									einbuͤßen, da Kali und Natron, die in der Seife und Lauge enthalten sind, den
                              									Anstrich aufloͤsen; auch zum Reinigen der Oehlgemaͤlde und deren
                              									Rahmen wird es mit Nuzen verwendet, indem es vorzuͤglich leicht den
                              									Fliegenschmuz wegnimmt. C. H. Binder. (Gewerbl. f.
                              									Sachsen 1843. Nr. 57.)
                           
                        
                           d'Arcet über Aufbewahrung der
                              									Möbel, Kupferstiche, Bücher etc. in unbewohnten Landhäusern etc.
                           d'Arcet beschreibt wie folgt die Vorsichtsmaaßregeln,
                              									welche er mit sehr gutem Erfolge ergriff, um Moͤbel, Kupferstiche,
                              									Buͤcher und andere dem Verderben ausgesezte Gegenstaͤnde den Winter
                              									uͤber in seinem Landhause lassen zu koͤnnen und vor Feuchtigkeit zu
                              									schuͤzen. Als er Ende Octobers das Land verließ, brachte er alle diese
                              									Gegenstaͤnde in ein großes Zimmer im ersten Stok, schloß die
                              									Sommerlaͤden, die Fenster und Laͤden dieses Zimmers, verklebte alle
                              									Fugen der Fenster mit Papier, und hob alle Verbindung der aͤußern Luft mit
                              									der innern durch den Kamin auf, indem er dessen Oeffnung verstopfte. In die Mitte
                              									der Stube stellte er ein kleines Tischchen und darauf ein bleiernes Beken. In dieses
                              									legte er scharf ausgetrokneten salzsauren Kalk (Chlorcalcium), stellte es gegen
                              									seinen Schnabel zu etwas schief und unter denselben eine Schuͤssel. Beim
                              									Herausgehen verklebte er auch die Fugen der Thuͤre und das
                              									Schluͤsselloch mit Papier. — Nach seiner Ruͤkkehr auf das Land
                              									fand er alle Gegenstaͤnde aufs beste conservirt, ja sogar in troknerm
                              									Zustande als im Sommer. Der abgeflossene salzsaure Kalk wurde, mit dem fest
                              									gebliebenen vereinigt, wieder eingedikt und fuͤr den naͤchsten Winter
                              									aufbewahrt. Die Luft enthalt gewoͤhnlich im Kubikmeter 4 Gramme Wasserdunst.
                              									Wohl ausgetrokneter salzsaurer Kalk kann bis zu seinem doppelten Gewichte
                              									Wasserdunst anziehen. Das Bleibeken  des Hrn. d'Arcet war vierekig,
                              									von 54 (Centimeter Seitenlaͤnge, also ungefaͤhr 30 Quadratdecimeter
                              									Flaͤchenraum; er legte in dasselbe 45 Kilogr. des Salzes in poroͤsen,
                              									ungeschmolzenen Stuͤken, was eine ungefaͤhr 1 Decimeter dike Schicht
                              									gab und also genug waͤre, um 7500 Kub. Meter Luft vollkommen zu troknen, oder
                              									wenigstens ein kleineres Zimmer, weil sich doch troz der besten Verschließung immer
                              									etwas frische Luft hineinzieht. (Moniteur industriel
                              									1843. No. 707.)
                           
                        
                           Ueber die Fabrication der Streichzündwaaren.
                           Obgleich nun die Streichzuͤnder stets mehr und mehr verwendet werden, so gibt
                              									es doch eine große Meinung unter den Consumenten fuͤr die sogenannten
                              									Stipphoͤlzer, deren Masse, in ein Gefaͤß getaucht, welches Asbest
                              									enthaͤlt, der mit concentrirter Schwefelsaͤure befeuchtet worden, sich
                              									sogleich entzuͤndet.
                           Bekanntlich waren mehrere Regierungen der Meinung, die Reibzuͤndholzer, deren
                              									Masse Phospor enthaͤlt, seyen bei weitem gefaͤhrlicher, indessen kommt
                              									dieß sehr auf Umstaͤnde an. Die Masse der durch Schwefelsaͤure
                              									entzuͤndbaren Hoͤlzer etc. enthaͤlt chlorsaures Kali. Dieses
                              									Salz explodirt aber ungemein stark in der Mischung, in der es zu den Zuͤndern
                              									verbraucht wird. Will nun der Zufall, daß sich eine Kiste, in welcher dergleichen
                              									verpakt worden, Feuer faͤngt, so ist Explosion und Brennstoff zu gleicher
                              									Zeit in die furchtbarste Wirkung gesezt. Hievon haben wir in Berlin seit kurzer Zeit
                              									zwei traurige Beispiele erlebt. Ein Fabrikant, welcher seit vielen Jahren dieß
                              									Geschaͤfte treibt, wurde so verlezt, daß man an seinem Aufkommen zweifeln
                              									mußte; neulich explodirte durch Zufall wieder ein kleines Quantum chlorsaure
                              									Kalizuͤndmasse und verlezte ebenso einen andern Fabricanten. Die
                              									Phosphorzuͤndmasse dagegen explodirt, wie man sie gegenwaͤrtig
                              									zusammensezt, fast gar nicht, sondern brennt ruhig, wenn auch ziemlich rasch ab.
                              									Sollen wir nun beide Massen wegen ihrer Gefaͤhrlichkeit einander vergleichend
                              									gegenuͤberstellen, so sind freilich die Bedingungen, unter denen sich eine
                              									Phosphormasse entzuͤndet, die Reibung naͤmlich, leichter und
                              									gewoͤhnlicher vorhanden, als bei der andern, chlorsauren Kalimasse. Warum sie
                              									aber der andern geradezu vorziehen? — Wenn Kisten mit
                              									Phosphorzuͤndwaaren fest und gut verpakt werden, so hat die Erfahrung
                              									gezeigt, daß mehrmals im Innern der Kuͤste Verbrennungen stattfinden
                              									koͤnnen, ohne daß ein weiterer Schaden zu befuͤrchten waͤre.
                              									Dieß sind Thatsachen, welche ich haͤusig genug beobachtet und erlebt habe.
                              									Die Zuͤndwaarenfabrication erfreut sich aber auch in der neuern Zeit
                              									mannichfacher mechanischer Huͤlfe. Man fertigte Maschinen zum Schneiden
                              									runder und ekiger Hoͤlzchen, wie der sogenannten Spizen zu den
                              									Cigarrenzuͤndern. In diesem Augenblik hat man aber auch angefangen, zum
                              									Eintauchen der Hoͤlzer, um dieselben entweder mit Schwefel- oder
                              									Phosphormasse zu versehen, sich der Maschine zu bedienen. Hierdurch wird es
                              									moͤglich, die Hoͤlzchen etc. mit einer ganz gleichmaͤßigen
                              									Quantitaͤt Masse zu versorgen und so ein sehr zierliches Aeußere, was denn
                              									doch immer als Kaufmannsgut eine Hauptsache mit ist, zu erzielen. Die Maschinen
                              									sollen in einem Theile ihrer Zusammensezung wie sogenannte Spiknadeln gebildet seyn.
                              									Hier aufgestekt klopft der Arbeiter auf eine ganz ebene Unterlage und die
                              									Hoͤlzchen werden dadurch vollkommen gleichweit hervorragen. Die Masse
                              									befindet sich auf einem ebenen Gefoͤße in stets gleicher Quantitaͤt.
                              									Der Arbeiter, wenn er die Spizen der Hoͤlzer bis auf den Boden eintaucht,
                              									gibt ihnen dadurch immer die gleiche Quantitaͤt Masse, die nach Erfordern in
                              									dem Eintauchgefaͤß durch frische ersezt wird. Manche Fabricanten haben seit
                              									einiger Zeit die Zusammensezung ihrer Masse geaͤndert. Sie lassen z. B. den
                              									Salpeter (salpetersaures Kali) fort und waͤhlen dafuͤr salpetersaures Blei, welches den Verbrennungsproceß mehr
                              									beschleunigt und bei guter Wahl des Holzes es moͤglich macht, den Schwefel
                              									fortzulassen. Bekanntlich ist es der Schwefel, der mit der Phosphormasse in
                              									Beruͤhrung, einen fuͤr manche Personen sehr unangenehmen Geruch
                              									verursacht; dieser wird vermieden. Ingleichen ist auch die Verbrennung oder
                              									Entzuͤndung der Masse bei weitem weniger geruchentwikelnd. Um die
                              									Entzuͤndbarkeit des Holzes zu vermehren, hat man darnach getrachtet, ein
                              									Medium zu finden, das ebenfalls geruchlos, die Stelle des Schwefels ersezt. Mit
                              									Erfolg hat man sich des Stearin bedient, welches man
                              									stark erhizt, und in das man die Hoͤlzchen so tief eintaucht und davon etwas
                              									aufsaugen laͤßt, als man sie gewoͤhnlich mit Schwefel versah. C. G.
                              									(Auszug aus dem Berliner Gewerbe-, Industr.- und Hdlsbl. 1843, Nr.
                              									14.)