| Titel: | Ueber die Zubereitung der zur Aufnahme des Lichtbildes in der Camera obscura bestimmten empfindlichen Schicht; von Belfield Lefevre und Léon Foucault. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. CXI., S. 421 | 
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                        CXI.
                        Ueber die Zubereitung der zur Aufnahme des
                           								Lichtbildes in der Camera obscura bestimmten empfindlichen Schicht; von Belfield Lefevre und
                           									Léon
                              								Foucault.
                        Aus den Comptes rendus, 1843, 2tes Semester No.
                              									6.
                        Lefevre und Foucault, über Daguerreotypie.
                        
                     
                        
                           Hr. Daguerre behauptet, daß auf der Oberfläche einer auf
                              									gewöhnliche Weise polirten und getrokneten Silberplatte eine Schicht organischer
                              									Materie vorhanden sey, und betrachtet dieselbe als ein bedeutendes Hinderniß bei der
                              									Erzeugung des Bildes. Er gab daher ein Verfahren an, dessen Zwek, wenn auch nicht
                              									Erfolg, es war, die Metalloberfläche von aller fremdartigen Materie vollkommen zu
                              									befreien, um sie chemisch rein dem Joddampf aussezen zu können.Man vergl. polytechnisches Journal Bd. LXXXVIII S. 133.
                           Unsere Versuche sollen nun darthun, daß diese Schicht organischer Materie, deren
                              									Vorhandenseyn keinem Zweifel unterliegt, weit entfernt ist, den ihr zugeschriebenen
                              									nachtheiligen Einfluß auf die Erzeugung des Bildes auszuüben. Im Gegentheil scheint
                              									ihr Einfluß ein fördernder zu seyn, insofern nämlich als zu bezweifeln steht, ob das
                              									Daguerre'sche Bild sich auf einer chemischreinen Metalloberfläche in seiner ganzen
                              									Vollkommenheit erzeugen kann.
                           Dieß vorausgesezt, gewinnt die Hauptoperation des Daguerre'schen Verfahrens, das
                              									Präpariren der Silberoberfläche, einen ganz andern Charakter, da es nicht mehr zum
                              									Zwek hat, diese Fläche von jeder fremdartigen Substanz zu befreien, sondern vielmehr
                              									eine unendlich feine Firnißschicht gleichmäßig darauf zu verbreiten.
                           Man erreicht diesen Zwek auf folgende ziemlich einfache Weise. Nachdem man eine
                              									vollkommen plane Silberfläche gewählt, polirt man sie oberflächlich mit wohl
                              									ausgetroknetem Bimssteinpulver und einigen Tropfen nicht rectificirten Terpenthinöhls. Die Verdunstung des
                              									flüchtigen Theils dieses Oehles hinterläßt auf der  Oberfläche der Platte einen
                              									Rükstand in Form einer pulverigen graulichen Schicht, die außerordentlich leicht
                              									davon zu trennen ist und unter welcher sie vollkommen rein und glänzend erscheint.
                              									Man braucht nun bloß das adhärirende Harzhäutchen noch etwas zu verdünnen, was durch
                              									Auflösen eines Theiles desselben in absolutem Alkohol, oder durch mechanisches
                              									Abreiben mittelst troknen Pulvers geschieht. Wer die Metalloberflächen mittelst
                              									Anhauchens zu prüfen geübt ist, wird im Zusammenhang der Harzschicht den geringsten
                              									Fehler leicht entdeken. Etwas Stärkemehl dient dann zur lezten Ebenung der
                              									Firnißfläche.
                           Dem Joddunste ausgesezt, verhält sich eine so gefirnißte Platte gerade so wie eine
                              									auf gewöhnliche Weise höchst sorgfältig präparirte und getroknete Platte. Die
                              									Farbentöne erscheinen eben so schnell und in derselben Aufeinanderfolge und ihre
                              									Nüancen haben gleichen Werth. Ueberdieß aber fallen die Töne um so wärmer, ihre
                              									Reihenfolge um so reiner und schärfer aus, je dünner und freier von jeder Spur
                              									Wasserdampf das organische Häutchen ist.
                           Der Lichtwirkung in der Camera obscura ausgesezt, verhält sich die so präparirte
                              									empfindliche Schicht genau so, wie die auf gewöhnliche Weise bereitete Jodschicht.
                              									Das Bild erscheint eben so und in derselben Zeit.
                           Das Aussezen der so präparirten Jodschicht dem Bromdampfe hat aber die
                              									Eigenthümlichkeit, daß eine kleine Mehrabsorption dieses Dampfes die mit dem Namen
                              										Bromschleier (voile de
                                 										brome) bezeichnete Erscheinung nicht veranlaßt. Ein solcher kleiner
                              									Bromüberschuß gibt sich nur durch das Grau-in-Grau-artige
                              									Ansehen zu erkennen, welches das Bild im Queksilberdunste annimmt, und das immer
                              									deutlicher hervortritt, bis das Bild endlich unter Annahme einer weißlich aschgrauen
                              									Farbe verschwindet. Das längere Aussezen einem großen Bromüberschusse desorganisirt
                              									übrigens die empfindliche Schicht gänzlich und der Queksilberdunst erzeugt dann nur
                              									noch große, röthlichbraune, ausgeränderte Fleken.
                           Aus unseren Versuchen dürfte hervorgehen:
                           1) daß das Daguerre'sche Bild sich in der Dike einer organischen Schicht erzeugt,
                              									welche durch das Poliren auf der Oberfläche des Silbers ausgebreitet wird.
                           2) Daß diese organische Schicht, wenn sie hinlänglich dik und sonst von gehöriger
                              									Beschaffenheit ist, der Bildung des Bromschleiers vorbeugt und daher der das Bild
                              									aufnehmenden Schicht immer die höchste Empfindlichkeit zu geben gestattet.