| Titel: | Ueber Verfahrungsarten um die Metalle auf elektro-chemischem Wege mit Oxyden zu überziehen; von Hrn. Becquerel. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. CXIV., S. 432 | 
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                        CXIV.
                        Ueber Verfahrungsarten um die Metalle auf
                           								elektro-chemischem Wege mit Oxyden zu uͤberziehen; von Hrn. Becquerel.Derjenige Theil der Abhandlung Becquerels, welcher vom
                                 										Ueberziehen der Metalle mit anderen Metallen handelt, wurde bereits im
                                 										vorhergehenden Heft des polytechnischen Journals S. 363 mitgetheilt.A. d. R.
                        Im Auszug aus den Comptes rendus, Jul. 1843, No. 1 und
                              									2.
                        Becquerel, über Verfahrungsarten um die Metalle auf
                           								elektro-chemische Weise mit Oxyden zu überziehen.
                        
                     
                        
                           Ich habe schon vor einigen Jahren einen einfachen elektro-chemischen Apparat
                              									beschrieben, mittelst dessen man in kurzer Zeit eine reichliche Menge Sauerstoffgas
                              									erzeugen kann; er besteht aus einem mit Salpetersäure gefüllten Trinkglas, in
                              									welches ein mit concentrirter Aezkalilauge gefülltes Glasrohr taucht, das unten mit
                              									einer Thonlage, die durch eine leinene Kappe festgehalten wird, verschlossen ist;
                              									ferner aus zwei Platinblechen, wovon das eine in die Säure, das andere in das Kali
                              									getaucht ist und die durch einen Platindraht mit einander communiciren, dessen freie
                              									Enden zusammengedreht werden. Sobald die Communication hergestellt ist, entwikelt
                              									sich eine reichliche Menge Sauerstoffgas an dem in die Kalilösung tauchenden
                              									Platinblech und zwar durch die Wirkung des Stromes, welcher durch die Verbindung der
                              									Säure mit dem Kali entsteht und der um so kräftiger wirkt, je dünner der Thonpfropf
                              									ist. Anstatt Thon kann man auch gebrannten Gyps anwenden, welchen man mit Wasser
                              									anrührt und erhärten läßt.
                           Als ich diesen Apparat bekannt machte, sagte ich schon, er dürfte sich in vielen
                              									Fällen mit Nuzen anwenden lassen, besonders wenn man Oxyde im Entstehungszustand
                              									andern Körpern darbieten wolle, mit welchen man sie zu verbinden wünscht. Wie aus
                              									dem Folgenden erhellt, habe ich mich in meiner Vermuthung auch nicht getäuscht.
                           
                           In diesem Apparat wird die Salpetersäure und wahrscheinlich auch das Wasser zersezt;
                              									die Resultate dieser Zersezung sind: Sauerstoff in dem Glasrohr, worin sich das Kali
                              									befindet und salpetrige Säure um das Platinblech herum, welches in die Salpetersäure
                              									taucht. Will man nun Wasser zersezen, welches in einem besonderen Gefäße enthalten
                              									ist, so braucht man nur das in das Kali getauchte Platinblech durch ein Zinkblech zu
                              									ersezen, mit demselben einen Platindraht zu verbinden und am Ende dieses Drahts, so
                              									wie am freien Ende des zweiten Drahts ein Platinblech zu befestigen. In dem
                              									Augenblik, wo man die zwei Bleche in Wasser taucht, wird dieses zersezt; das mit dem
                              									Zink in der Kalilauge communicirende Platinblech ist der negative Pol und das andere
                              									der positive Pol. An beiden Polen entwikelt sich reichlich Gas.
                           Bei der Substituirung des Zinks anstatt Platins ist der Hergang folgender: der Zink
                              									wird durch die Reaction der Kalilösung oxydirt und nimmt die negative Elektricität
                              									an; ferner bemächtigt sich die Kalilösung der durch die Reaction der Säure auf sie
                              									erzeugten negativen Elektricität und überträgt dieselbe auch auf den Zink, so daß
                              									wenn die Kette geschlossen wird, der durch die gegenseitige Einwirkung der beiden
                              									Flüssigkeiten erzeugte Strom sich mit jenem vereinigt, welcher von der Oxydation des
                              									Zinks herrührt. Da aber diese zweifache Wirkung ohne Dazwischenkunft eines neuen
                              									Paares und folglich ohne daß eine neue Alternirung stattfindet, hervorgebracht wird,
                              									so muß der Strom eine viel energischere Zersezungskraft besizen, als im ersten Fall,
                              									wo kein Zink angewendet wurde; das Wasser wird auch in seinem abgesonderten Gefäße
                              									reichlich zersezt. Man kann aber auch mit dem ersten, bloß Platinblech enthaltenden
                              									Apparat Wasser in einem besonderen Gefäße zersezen; man braucht dazu nur die
                              									Eigenschaft zu benuzen, welche die Auflösungen der Bleisalze besizen, zersezt zu
                              									werden, wenn sie mit der positiven Platte eines Volta'schen Apparats in Contact
                              									sind. In diesem Falle geht das Bleioxyd auf die höchste Oxydationsstufe über, trennt
                              									sich von seiner Säure und sezt sich auf der Platte ab. Löst man ein Bleisalz in dem
                              									zu zersezenden Wasser auf, so verhindert die sehr geringe Menge Sauerstoff, welche
                              									zur positiven Platte gelangt, gewöhnlich alle weitere Zersezung; aber hier verbindet
                              									sich das Gas mit dem Bleiprotoxyd, es entsteht ein Peroxyd, welches sich
                              									niederschlägt, so daß die Ursache, welche sich der Circulation des Stroms
                              									widersezte, nicht mehr vorhanden ist.
                           Wenn man in dem oben beschriebenen Apparat das Glasrohr mit einer concentrirten
                              									Auflösung von Bleiprotoxyd in Aezkali füllt, das Trinkglas aber wie vorher mit
                              									Salpetersäure und mittelst der  Bleche und Drähte von Platin die Kette schließt, so wird
                              									die Salpetersäure zersezt; der Sauerstoff wird auf das in der Kalilösung befindliche
                              									Blech hingeführt und wirkt, anstatt sich da zu entwikeln, auf das Bleiprotoxyd und
                              									verwandelt es in ein gelbes Bleiperoxyd-Hydrat. Um sich dasselbe in größerer
                              									Menge zu verschaffen, muß man die bleioxydhaltige Kalilösung anstatt in ein
                              									Glasrohr, in ein cylindrisches Gefäß aus schwach gebranntem (verglühtem) Porzellan
                              									bringen. Wir werden weiter unten sehen, wie man sich auf ähnlichem Wege wasserfreies
                              									Eisenoxyd verschaffen kann.
                           Man hat sich schon lange damit beschäftigt, verschiedene Metalle durch Ueberziehen
                              									mit anderen weniger oxydirbaren Metallen gegen den Einfluß der atmosphärischen
                              									Agentien zu schüzen und erzielte auch in gewissen Fällen genügende Resultate; sollte
                              									es aber nicht noch vortheilhafter seyn, anstatt dieser weniger oxydirbaren Metalle
                              									ganz unveränderliche Oxyde anzuwenden, wie das Bleiperoxyd und Eisenoxyd, besonders
                              									lezteres, welches so fix ist, daß es sehr hohen Temperaturen widersteht? Diese Frage
                              									läßt sich mittelst des vorher beschriebenen Apparats lösen.
                           Ueberziehen metallener Gegenstände mit
                                 										Bleiperoxyd.
                           Um Ueberzüge von Bleiperoxyd hervorzubringen, muß man sich zuerst eine Auflösung von
                              									Bleioxyd in Kali verschaffen. Ich löste in einem Kolben 200 Gramme Aezkali in 2
                              									Liter destillirten Wassers auf, versezte sie mit 150 Grammen Bleiglätte, kochte das
                              									Ganze ½ Stunde lang und ließ es dann absezen. Ein Cylinder aus schwach
                              									gebranntem (porösem) Porzellan wurde mit dieser zuvor mit ihrem gleichen Volum
                              									Wasser verdünnten Auflösung gefüllt und in ein Trinkglas gestellt, welches mit 1/20
                              									seines Gewichts Salpetersäure angesäuertes Wasser enthielt; in lezteres tauchte ein
                              									Platinblech, welches mit dem negativen Pol eines gewöhnlichen Volta'schen Paares von
                              									constanter Wirkung in Verbindung stand; den positiven Pol verband man mit dem
                              									Metallstük, z. B. einer Eisenplatte, welches mit Bleiperoxyd überzogen werden
                              									sollte. Taucht man eine Eisenplatte, welche mit einer Feile abgeschliffen und troken
                              									mit Bimsstein geglättet worden ist, in die erwähnte Auflösung, so entwikelt sich an
                              									dem Platinblech sogleich eine große Menge Wasserstoff, in Folge der Zersezung des
                              									Wassers und der Salpetersäure. Der Sauerstoff, welcher sich zum positiven Pol
                              									begibt, verwandelt aber, anstatt das Eisen zu oxydiren, das Bleioxyd in Peroxyd,
                              									welches von demselben Pole angezogen, wegen seines negativen Zustands sich auf dem
                              									Eisen absezt und demselben adhärirt. In wenigen Minuten war die ganze Eisenplatte
                              									mit Bleiperoxyd von schwarzer, ins Bräunliche stechender Farbe überzogen.  Das aus dem Apparat
                              									genommene und mit Sägespänen abgetroknete Eisen ertrug das Poliren mit Englischroth
                              									und erhielt dadurch ein schwarzes bleiartiges Aussehen von ziemlich lebhaftem Glanz.
                              									Eine Kupferplatte, der Eisenplatte substituirt, erhielt einen eben so gefärbten
                              									Ueberzug, welcher aber nicht so stark adhärirte, was wahrscheinlich nur vom Zustand
                              									der Oberfläche herrührte. Auf Silber, auf plattirten Gegenständen, besonders wenn
                              									die Oberfläche etwas runzelig oder rauh ist, adhärirt der Ueberzug viel stärker und
                              									verträgt das Poliren mit Blutstein; die Farbe ist pechschwarz. An Blechen, welche
                              									auf diese Art behandelt wurden, konnten die Büge und Rippen mit Blutstein polirt
                              									werden, ohne daß das Bleiperoxyd sich lostrennte. Nach 12 Stunden lang fortgeseztem
                              									Versuch, wo die während der ganzen Zeit nicht gewechselte Lösung nur noch sehr wenig
                              									Bleiprotoxyd enthielt, überzog sich die Oberfläche des metallenen Gegenstandes mit
                              									Bleiperoxyd, welches wenig adhärirte und einen schön sammtschwarzen Reflex gab. Eine
                              									kleine Büste von Messing, welche mit Bleiperoxyd überzogen und polirt wurde, sah wie
                              									Bronze aus. So lange sich am Platinblech Wasserstoffgas entwikelt, geht die
                              									Operation gut; hört diese Entwikelung aber auf, so muß man, um sie wieder
                              									herzustellen, das Platinblech behufs der Reinigung in Salpetersäure tauchen oder die
                              									Ursache des Nachlassens der Wasserstoffentwikelung in dem Volta'schen Paar suchen.
                              									Dieses Nachlassen kann entweder daher rühren, daß in Folge der Endosmose
                              									Bleiprotoxyd durch den Cylinder in das angesäuerte Wasser im Trinkglas hinüber
                              									gelangte, wo sich dann salpetersaures Blei bildet, welches zersezt wird —
                              									oder auch daher, daß die Stärke des Stroms abnahm. Ich versuchte einen Pistolenlauf,
                              									dessen Oberfläche mit der Feile abgeschliffen und mit Bimsstein geglättet worden
                              									war, mit Bleiperoxyd zu überziehen; der Erfolg war vollkommen genügend; der
                              									Pistolenlauf zeigte nach dem Poliren mit Leder und Englischroth denselben Glanz wie
                              									die Eisenplatte. Die Erfahrung wird bald lehren, ob man auf diese Art die Läufe der
                              									Feuerwaffen und andere Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs für längere Zeit wird
                              									schüzen können.
                           Wir haben oben gesehen, daß die Oberfläche des Eisens ein schwarzes Aussehen erhält.
                              									Wenn die Wirkung nur kurze Zeit andauert, so ist die Farbe des Niederschlags eine
                              									okergelbe, welche nach und nach immer dunkler wird und der man, wie wir später sehen
                              									werden, auch andere Töne geben kann. Das Kupfer zeigt manchmal wenige Augenblike
                              									nach dem Eintauchen an der Oberfläche ein Irisiren, welches von dünnen
                              									Niederschlägen herrührt und vielleicht in der Bijouterie angewandt werden kann.
                           
                           Ueberziehen eiserner und stählerner
                                 										Gegenstände mit Eisenoxyd.
                           Hiezu benuzt man eine Auflösung von Eisenoxydul in Ammoniak, welche man in den
                              									Porzellan-Cylinder des vorher erwähnten Apparats bringt. Am besten bereitet
                              									man sie auf die Art, daß man schwefelsaures. Eisenoxydul in heißem Wasser auflöst,
                              									dann die Lösung, um ihr die darin enthaltene Luft zu entziehen, unter eine Gloke
                              									bringt, aus welcher man die Luft auspumpt, worauf man sie in einem Glase mit
                              									eingeriebenem Stöpsel aufbewahrt. Von dieser Lösung gießt man eine gewisse Menge in
                              									den Porzellan-Cylinder und sezt dann von ebenfalls luftfreiem Aezammoniak
                              									etwas mehr zu, als zum Auflösen des Eisenoxyduls hinreicht. In diese Flüssigkeit
                              									taucht man nun den zu überziehenden Gegenstand, welchen man mit dem positiven Pol
                              									des Volta'schen Paars in Verbindung sezt; man rührt die Flüssigkeit dann mit einer
                              									Glasröhre um und verschließt nachher den Cylinder, um den Sauerstoff der Luft
                              									abzuhalten, welcher das Eisenoxydul in Eisenoxyd verwandeln würde. Ungeachtet aller
                              									Vorsicht sezt sich aber immer etwas grünes Oxyd ab, was nicht zu vermeiden ist.
                              									Sobald man die Kette schließt, entwikelt sich Wasserstoff am Platinblech und der
                              									Sauerstoff, welcher sich an den in der ammoniakalischen Lösung enthaltenen
                              									Gegenstand begibt, verwandelt daselbst das Eisenoxydul in Oxyd, welches ihm fest
                              									adhärirt. Es sind aber nicht alle Metalle für dergleichen Ueberzüge geeignet; es
                              									sind nämlich alle jene ausgeschlossen, deren Oxyde in Ammoniak auflöslich sind, wie
                              									das versilberte und vergoldete Kupfer, indem der darauf übertragene Sauerstoff das
                              									Kupfer direct oder durch die Silber- und Goldschichte hindurch oxydirt,
                              									worauf sich das Kupferoxyd sogleich in Ammoniak auflöst und folglich kein
                              									Niederschlag mehr entstehen kann. Ueberdieß wird ein großer Theil des Sauerstoffs
                              									zum Oxydiren des Kupfers verwendet und kann folglich nicht auf das Eisenoxydul
                              									einwirken. Ganz anders verhält es sich aber mit Eisen und Stahl, welche sich mit
                              									einem adhärirenden Ueberzug von Eisenoxyd bedeken. Einige Minuten reichen hin, dem
                              									Ueberzuge eine rothbraune Farbe zu geben, welche jener des gefällten Kupfers ähnlich
                              									ist. Dieser Ueberzug läßt sich mit Leber und Englischroth poliren; ist die
                              									Oberfläche vorher gehörig zubereitet worden, so verträgt er auch den Polirstahl. Ein
                              									Pistolenlauf, ein Meißel aus Stahl und andere Gegenstände erhielten mit eben so
                              									gutem Erfolg denselben Ueberzug. Die rothbraune Farbe des Niederschlags ist immer
                              									dieselbe, wenn der Gegenstand nur kurze Zeit eingetaucht bleibt; dauert das
                              									Eintauchen aber länger, so treten merkwürdige Wirkungen ein,  welche ich im Detail
                              									beschreiben will, weil sie mit den verschiedenen Farbentönen in Beziehung stehen,
                              									welche das mehr oder weniger geglühte Eisenoxyd annimmt. Bekanntlich gibt das
                              									schwefelsaure Eisen durch Glühen eine schöne rothe Farbe, welche dunkler ist, wenn
                              									man schwefelsaures Eisenoxyd glühte, und schwärzlichbraun, wenn man salpetersaures
                              									Eisenoxyd anwandte, während salpetersaures Eisenoxydul bei mäßigem Glühen eine
                              									dunkelviolette Farbe gibt; treibt man die Hize zu weit, so erhält man auch in
                              									lezterem Falle das gewöhnliche Englischroth. Man darf dieses Farbenspiel nicht der
                              									chemischen Zusammensezung des Oxyds zuschreiben, weil sie alle gleich viel
                              									Sauerstoff enthalten; es läßt sich also nur durch die Molecular-Anordnung
                              									erklären. Ganz dieselben Farbentöne stellen sich auch beim galvanischen Ueberziehen
                              									mit Eisenoxyd ein. Benuzt man hiezu nur ein einziges Volta'sches Paar mit constantem
                              									Strom, welcher durch mäßig angesäuertes Wasser erregt wird, so hat in den ersten
                              									Augenbliken der Niederschlag die rothe Farbe; diese wird aber immer dunkler und nach
                              									mehreren Stunden ist sie dunkelviolett. Mit zwei oder drei Volta'schen Paaren geht
                              									sie nach und nach in Schwarz über; dabei vermindert sich aber die Adhärenz und
                              									endlich tritt ein Punkt ein, wo die Ablagerung ganz schwarz und die Adhärenz fast
                              									Null ist. Die rothen Ueberzüge sind an der Luft unveränderlich, während die sehr
                              									dunkeln sich nach und nach in Eisenoxydhydrat verwandeln, das keine Cohärenz mehr
                              									hat. Sezt man die Operation fort, so lagern sich auf die schon vorhandenen
                              									Niederschläge neue ab, es wird eine größere Menge Sauerstoff übergetragen und diesen
                              									zwei Ursachen ist nicht nur der Farbenwechsel, sondern auch die Veränderung in dem
                              									Aggregatzustand der abgelagerten Theilchen zuzuschreiben.
                           Die hier mitgetheilten Beobachtungen sind bei Anwendung des neuen Principes zum
                              									Schuze der Metalle etc. wohl zu berüksichtigen; da die rothe Ablagerung sich in
                              									wenigen Minuten bildet, so läuft man nie Gefahr, die schwarzen Verbindungen, welche
                              									wenig oder gar leine Adhärenz haben, zu erhalten.
                           Wenn man bei einer Temperatur von ungefähr 25° C. operirt, so erhält man
                              									Ablagerungen, welche mehr fix sind, weil die Ausdehnung der Theile den Moleculen des
                              									Blei- und Eisenperoxyds gestattet, sich in den Zwischenräumen auf der
                              									Oberfläche abzulagern. Ueber die Möglichkeit, die Farbentöne abzuändern, werde ich
                              									mich unten näher erklären.
                           Ich will nun noch einige Bemerkungen mittheilen, welche nicht ohne Nuzen seyn
                              									dürften. Bei dem angewandten Apparat taucht in das mit gesäuertem Wasser gefüllte
                              									Glas ein poröser, die alkalische  Lösung enthaltender Cylinder; wäre es nicht möglich,
                              									diese poröse Zwischenwand zu ersparen und unmittelbar auf die alkalische Lösung zu
                              									wirken, indem man eine hinreichende Anzahl Volta'scher Paare von constanter Wirkung
                              									anwendet? Keineswegs, denn da sich die Ablagerung am positiven Pol bildet, so müßte
                              									sich ein Theil des Metalles auf dem negativen Platinblech absezen, so daß die
                              									Auflösung bald kein Metall mehr enthielte. Dieser Uebelstand ist allerdings, jedoch
                              									in geringerem Grade, auch in dem einfachen Apparat vorhanden und zwar in Folge der
                              									Endosmose, welche in das gesäuerte Wasser Bleioxyd überträgt; man kann diesem
                              									Uebelstand aber großentheils durch Anwendung einer einzigen Flüssigkeit steuern,
                              									indem man in das Trinkglas dieselbe alkalische Flüssigkeit bringt, welche sich im
                              									porösen Cylinder befindet; man braucht dann aber auch eine größere Anzahl
                              									Volta'scher Paare, weil man, um den erforderlichen Sauerstoff zu erhalten, es nicht
                              									mehr mit einer so leicht zersezbaren Flüssigkeit zu thun hat, wie die Salpetersäure
                              									ist.
                           Sehr wichtig ist die Bereitung der alkalischen Flüssigkeiten. Die Auflösung des
                              									Bleioxyds in Aezkali betreffend, habe ich dem oben Gesagten nichts mehr beizufügen.
                              									Für die Bereitung der ammoniakalischen Auflösung des Eisenoxyduls will ich aber noch
                              									einige Vorsichtsmaßregeln angeben, welche nöthig sind, um eine rasche Zersezung
                              									dieser Flüssigkeit zu verhüten. Um diese Flüssigkeit recht klar zu erhalten, bringt
                              									man in ein mit eingeriebenem Stöpsel versehenes Glas ganz starkes Aezammoniak und
                              									gießt dann von der Luft befreites schwefelsaures Eisenoxydul so lange zu, bis sich
                              									ein Niederschlag bildet; man stopft dann zu, läßt den Niederschlag sich absezen und
                              									erhält so eine möglichst klare Eisenlösung, die sich auch einige Zeit aufbewahren
                              									läßt.
                           Das Reinigen der Metalle auf trokenem Wege ist ohne Zweifel jenem auf nassem Wege
                              									vorzuziehen; da aber die Oberfläche des Eisens durch die Berührung mit den Fingern
                              									manchmal fettig wird, was die Ablagerung benachtheiligen muß, so thut man gut, die
                              									Gegenstände durch sehr concentrirte Schwefelsäure zu ziehen und sie in einer
                              									Kalilösung zu waschen, ehe man sie in den Apparat bringt. Es reicht auch hin, die
                              									Gegenstände bloß einige Zeit lang in ein concentrirtes Kalibad zu tauchen, weil ein
                              									solches Bad das Eisen gegen Oxydation schüzt; bei Befolgung dieser Methode
                              									beobachtete ich manchmal, daß die mit Oxyd überzogenen Gegenstände verdünnter
                              									Schwefelsäure widerstanden, was hinreichend beweist, daß sie auch durch die
                              									atmosphärischen Einflüsse nicht mehr angegriffen worden wären.
                           
                           
                              Verfahren vergoldete Gegenstände mit Bleiperoxyd in
                                 										mannichfaltigen Farbentönen zu überziehen.
                              
                           Bei der Ablagerung von Oxyden, wo das Ablagern am positiven Metall geschieht, also
                              									der daselbst ankommende Sauerstoff die Oberfläche des Metalls matt zu machen sucht
                              									und wirklich matt macht, wenn das Metall ein oxydirbares ist — kann man
                              									natürlich nur auf nichtoxydirbaren Metallen, wie Gold oder vergoldetem Kupfer, deren
                              									Oberfläche polirt ist, Farbeneffecte erhalten.
                           Das Gold liefert, jedoch nur mit der Auflösung von Bleioxyd in Kali, so verschiedene
                              									und so ausgezeichnet schöne Farbentöne, wie sie uns die Flügel der Coleopteren der
                              									Tropengegenden zeigen. Die Gegenstände, welche diese Farbentöne angenommen haben,
                              									werden durch Reiben mit Leder und Englischroth, noch schöner, zum Beweise, daß die
                              									feinen Schichten, welche die Farbentöne erzeugen, stark adhäriren. Das Poliren mit
                              									dem Polirstahle, welches die Oberfläche glänzender und eine größere Menge Licht
                              									reflectiren macht, muß die Schönheit und den Glanz der Farbe noch erhöhen.
                           Man bedarf, um diese Farbentöne auf Gold hervorzubringen, nur eines oder zweier
                              									Volta'schen Paare, muß aber die Operation, welche manchmal nur 1 Minute dauert,
                              									aufmerksam verfolgen. Man erhält hellrothe, feuerrothe, dunkelrothe, violette, blaue
                              									und endlich ganz dunkle Farbentöne. Man muß die Gegenstände jedoch beständig aus dem
                              									Bade nehmen, um gerade die gewünschten Töne zu erhalten; übrigens ist die Operation
                              									so leicht, daß man in kurzer Zeit mit einer großen Anzahl von Objecten und immer mit
                              									gleichem Erfolg manipuliren kann. Ein Vortheil dieser Farben, ich wiederhole es,
                              									liegt in ihrer starken Adhärenz; es findet aber auch bloß eine Adhärenz und keine
                              									chemische Verbindung statt. Anders verhält es sich bei der Ablagerung von Eisenoxyd
                              									auf Eisen, wo wahrscheinlich das auf Kosten des eisernen Gegenstandes sich bildende
                              									Eisenoxydul sich mit dem Eisenoxyd verbindet, welches durch Verbindung des in
                              									Ammoniak aufgelösten Eisenoxyduls mit einem Theil des am Metall auftretenden
                              									Sauerstoffs entsteht.
                           Man kann auf Goldplatten mit Bleiperoxyd auch gleichförmige Farbentöne erhalten; dazu
                              									muß man aber den Apparat so einrichten, daß die Goldplatte sowohl der negativen
                              									Elektrode als dem porösen Zwischentörper parallel ist, damit alle Punkte der Platte
                              									dieselbe elektrochemische Action erfahren. Auch bei Gegenständen von jeder anderen
                              									Form muß dieser Parallelismus stattfinden, wenn der Farbenton gleichmäßig ausfallen
                              									soll, wozu nothwendig gehört, daß die abgelagerte Schichte eine gleiche Dike
                              									hat.
                           
                           Ich zweifle nicht, daß die mannichfaltigen Farben, welche das Bleiperoxyd auf Gold
                              									liefert, in den Künsten Anwendung finden werden, da sie so unveränderlich sind, so
                              									fest adhäriren und so leicht hervorgebracht werden können.