| Titel: | Chemische Untersuchung zweier Sorten Bleiweiß, nach der holländischen Methode fabricirt; von Chr. Link. | 
| Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. CXVII., S. 445 | 
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                        CXVII.
                        Chemische Untersuchung zweier Sorten Bleiweiß,
                           								nach der hollaͤndischen Methode fabricirt; von Chr. Link.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Mai 1843, S.
                              									232.
                        Link's chemische Untersuchung zweier Sorten Bleiweiß.
                        
                     
                        
                           Das Material der ersten Sorte war aus der Fabrik von Sprenger und Ebele aus Offenbach, die andere
                              									Sorte war Kremserweiß mit der Etiquette „Klagenfurth.“
                           Qualitative Untersuchung. — Beide Sorten gaben in
                              									Salpetersäure gelöst nur unbedeutende Trübungen. Die Lösung war reines
                              									salpetersaures Blei, aus welchem Schwefelwasserstoff alles Fixe fällte. Der
                              									Niederschlag war reines Schwefelblei.
                           Prüfung auf Essigsäure. — Das Bleiweiß wurde mit
                              									destillirtem Wasser gewaschen. Das Waschwasser enthielt essigsaures Blei; was die
                              									Reactionen mit Schwefelsäure und Schwefelwasserstoff (Niederschläge), Schwefelsäure
                              									und Alkohol (Geruch nach Essigäther) zeigte.
                           Um zu sehen, ob Essigsäure in unlöslicher Form, als 1/6 essigsaures Bleioxyd
                              									vorhanden, wurde verdünnte Schwefelsäure in einer Retorte erwärmt und Bleiweiß, doch
                              									nicht zur Sättigung, eingetragen und destillirt.
                           Die ersten Portionen des Destillats enthielten freie Schwefelsäure, welche durch die
                              									Kohlensäure übergerissen waren; sie wurden durch das Destillat heruntergewaschen. So
                              									lange dieß Chlorbarium trübte, wurde es zurükgegeben, und dann, als dieß nicht mehr
                              									der Fall war, 2/5 der Flüssigkeit abdestillirt. In keinem Stadium der Destillation
                              									zeigte sich Essigsäure durch den Geruch oder saure Reaction des Destillats. Kein 1/6 essigsaures Blei.
                           Das gewaschene Bleiweiß sowohl, wie das ungewaschene, ließen sich selbst bei
                              									150° C. nicht von allem Wasser befreien; es gab immer noch Wasser aus beim
                              									schwachen Glühen. Es mußte also  chemisch-gebundenes Wasser vorhanden seyn, wie die
                              									quantitative Analyse weiter unten zeigen wird.
                           Beide Sorten verhielten sich identisch.
                           Quantitative Bestimmung des Wassers und der Kohlensäure.
                              									— Das Bleiweiß wurde getroknet und in einem Apparat für die organische
                              									Elementaranalyse durch Glühen und Bestimmung der Gewichtszunahme der
                              									Chlorcalciumröhre und des Kaliapparats das Wasser und die Kohlensäure bestimmt.
                           Offenbacher Bleiweiß.
                           Zwei verschiedene Proben wurden im Oehlbad getroknet, wobei aber Nro. II. länger behandelt
                              									wurde und wahrscheinlich auch heißer wurde wie Nro. I,
                              									denn sie gab die nämliche Menge Kohlensäure aber weniger Wasser wie I.
                           Nro. III. war im Wasserbad getroknet und gab etwas mehr
                              									Wasser, aber gleichviel Kohlensäure wie I. Da der
                              									Versuch aber mit Nro. I. gut
                              									stimmt, verdient er wohl Vertrauen in Bezug auf die Wasserbestimmung. Es gab
                              									nämlich:
                           
                              
                                 Oehlbad
                                 
                                    
                                    
                                 
                                    Nro. I.
                                    
                                    Nro. II
                                    
                                 7,9827,096
                                 Grm.—
                                 Bleiweiß—
                                 0,1660,121
                                 Wasser—
                                 0,8830,801
                                 Kohlens.—
                                 
                              
                                 Wasserbad
                                 
                                 Nro. III.
                                 11,043
                                 —
                                 —
                                 0,245
                                 —
                                 1,247
                                 —
                                 
                              
                           D. h. in 100:
                           
                              
                                 I.
                                 11,28
                                 Proc.
                                 Kohlensäure
                                 und
                                 2,12
                                 Proc.
                                 Wasser;
                                 
                              
                                 II.
                                 11,28
                                 Proc.
                                 —
                                 und
                                 1,70
                                 Proc.
                                 —
                                 
                              
                                 III.
                                 11,28
                                 Proc.
                                 —
                                 und
                                 2,21
                                 Proc.
                                 —
                                 
                              
                           Kremserweiß im Wasserbad getroknet in 100 Th.
                           
                              
                                 
                                    I
                                    
                                 11,31
                                 Proc.
                                 Kohlensäure
                                 und
                                 2,24
                                 Proc.
                                 Wasser;
                                 
                              
                                 
                                    II.
                                    
                                 11,26
                                 Proc.
                                 —
                                 und
                                 2,21
                                 Proc.
                                 —
                                 
                              
                                 
                                    III.
                                    
                                 11,30
                                 Proc.
                                 —
                                 und
                                 2,26
                                 Proc.
                                 —
                                 
                              
                           
                              
                                 I.
                                 10,535
                                 Gr.
                                 Bleiweiß
                                 gaben
                                 nämlich
                                 0,237
                                 Aq.
                                 1,192
                                 C O2;
                                 
                              
                                 
                                    II.
                                    
                                 10,702
                                 —
                                 —
                                 —
                                 —
                                 0,237
                                 —
                                 1,205
                                 —
                                 
                              
                                 
                                    III.
                                    
                                 9,015
                                 —
                                 —
                                 —
                                 —
                                 0,204
                                 —
                                 1,019
                                 —
                                 
                              
                           Beide Bleiweißsorten stimmen also ziemlich genau in ihrer Zusammensezung überein.
                              									Reines kohlensaures Bleioxyd verlangt stöchiometrisch 16,54 Proc. Kohlensäure.
                              									Rechnet man für das gefundene Wasser ein gleiches Aequivalent Kohlensäure, so kömmt
                              									ziemlich genau diese Menge heraus. 11,28 Proc. Kohlensäure verlangen genau 2,15
                              									Proc. Wasser.
                           Das Offenbacher Product enthält 11,28 Proc. Kohlensäure und nach der Analyse III, wozu der Stoff im Wasserbad getroknet war, 2,21
                              									Proc. Wasser, also 0,05 Proc. zu viel. Das Kremserweiß  enthält als Mittel der drei
                              									Versuche 11,29 Proc. Kohlensäure, 2,23 Proc. Wasser.
                           Mit 11,28 Proc. Kohlensäure und 2,15 Proc. Wasser stimmt genau die Formel:
                           2(Pb O, CO2) + Pb O, H2O.
                           Mulder fand noch Sorten, zusammengesezt nach:
                           5 (Pb O, CO2) + 2 Pb O, H2O und 3 (Pb O, CO2) + Pb O, H2O, aber keine Sorte, welche nicht mit einer dieser
                              									Formeln stimmte. Es kann also dieß einfache Aequivalentverhältniß wohl nicht leicht
                              									zufällig seyn.
                           Mulder (polytechn. Journal Bd. LXXIX S. 221)
                              									fand auch, daß mit dem Gehalt an Kohlensäure auch die Qualität des Products
                              									zunehme.