| Titel: | Neue Verfahrungsweisen zur Bestimmung des Werthes der Potasche und Soda, der Säuren und des Braunsteins; von Dr. R. Fresenius und Dr. H. Will. | 
| Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. XXXII., S. 126 | 
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                        XXXII.
                        Neue Verfahrungsweisen zur Bestimmung des Werthes
                           der Potasche und Soda, der Saͤuren und des Braunsteins; von Dr. R. Fresenius und Dr.
                           H. Will.Wir entnehmen diese Abhandlung den Annalen der Chemie und Pharmacie,
                                    Juliusheft 1843. Um ihre Pruͤfungsmethoden fuͤr
                                 Alkalien, Saͤuren, Braunstein etc., welche sich durch leichte
                                 Ausfuͤhrbarkeit und große Genauigkeit auszeichnen, dem groͤßeren
                                 chemischen Publicum zugaͤnglicher zu machen, haben die Verfasser die
                                 Begruͤndung dieser Methoden, die Anfertigung der Apparate, die
                                 Ausfuͤhrung der Operationen, die Berechnung und zwekmaͤßigste
                                 Darstellungsweise der Resultate ausfuͤhrlich und leicht faßlich in einer
                                 besonderen Schrift beschrieben, welche den Titel fuͤhrt: „Neue Verfahrungsweisen
                                       zur Pruͤfung der Potasche und Soda, der Aschen, der
                                       Saͤuren, insbesondere des Essigs so wie des Braunsteins auf ihren
                                       wahren Gehalt und Handelswerth, fuͤr Chemiker, Pharmaceuten,
                                       Techniker und Kaufleute lediglich nach eigenen Versuchen
                                    bearbeitet von Dr. R.
                                       Fresenius und Dr. H. Will, Assistenten am chemischen
                                    Laboratorium zu Gießen. Heidelberg, akademische
                                    Verlagshandlung von C. F. Winter,
                                    1843.“Hr. Mechanikus Fuhr in Gießen haͤlt alle zur
                                 Alkalimetrie, Saͤure- und Braunsteinpruͤfung nach diesen
                                 Methoden noͤthigen Apparate (Waagen, Gewichte, Spirituslampen,
                                 Schaͤlchen, Kohlensaͤureapparate u. s. w.), so wie die
                                 erforderlichen Chemikalien (doppeltkohlensaures Natron, neutrales oxalsaures
                                 Natron etc.) vorraͤthig; sie werden sowohl im Ganzen, so wie im Einzelnen
                                 zu billigen, festgestellten Preisen erlassen.A. d. R.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Fresenius u. Will, neue Verfahrungsweisen zur Bestimmung des
                           Werthes der Potasche und Soda.
                        
                     
                        
                           I. Prüfung
                                 der Potasche und Soda auf ihren Handelswerth. — Alkalimetrie.
                           Die Methoden, welche zum Zweke haben, den Gehalt der Potasche und Soda an Kali und Natron oder vielmehr
                              an den kohlensauren Salzen dieser Basen zu ermitteln,
                              werden alkalimetrische Methoden, die Gesammtheit
                              derselben Alkalimetrie genannt. Die Wichtigkeit der
                              lezteren für den Handel, ihre Bedeutung für Fabrikanten und Consumenten war die
                              Veranlassung, daß sich bereits viele Chemiker mit derselben beschäftigt haben. Alle
                              aber folgten dabei einem und demselben Principe, dem nämlichen, welches von Descroizilles zuerst zu Grunde gelegt worden ist. Die
                              alkalimetrischen Methoden Gay-Lussac's und anderer
                              Chemiker sind nur Modificationen der ursprünglichen Prüfungsweise, welche theils zum
                              Zwek haben, die Ausführung der Operation zu erleichern, theils die Sicherheit der
                              Resultate zu steigern. Diese Methoden sind im Leben schon so eingebürgert, sie sind
                              selbst dem Fabrikanten so geläufig, daß wir hier eine nähere Beleuchtung des zu
                              Grunde liegenden Princips füglich übergehen können.
                           Die Bedingungen zur erfolgreichen Ausführung der auf das Descroizilles'sche Princip gegründeten Methoden lassen sich leicht  durch genaue Arbeit,
                              durch richtige Apparate, durch Uebung und Geduld erfüllen, sofern der zu prüfenden
                              Potasche oder Soda nicht Salze oder Verunreinigungen beigemengt sind, welche die
                              Schwefelsäure in gleicher Weise abstumpfen, wie die kohlensauren Alkalien. Salze
                              dieser Art sind sowohl in den Pflanzenaschen, als ganz be sonders in der künstlichen
                              Soda, jederzeit bald in kleinerer, bald in größerer Menge vorhanden und zwar in den
                              ersteren insbesondere kieselsaures und phosphorsaures Alkali, kohlensaure,
                              phosphorsaure und kieselsaure alkalische Erden, in der lezteren schwefligsaures und
                              unterschwefligsaures Natron, Schwefelnatrium und in der rohen Soda außerdem
                              kohlensaurer Kalk und Schwefelcalcium. Von diesen Salzen können die in Wasser
                              unlöslichen (die Erdsalze) durch Behandeln der Probe mit Wasser und Filtriren
                              abgeschieden werden. Die Entfernung der löslichen aber ist entweder sehr umständlich
                              (Sodasorten, welche schwefligsaure Salze oder alkalische Schwefelmetalle enthalten,
                              müssen, ehe sie geprüft werden können, mit chlorsaurem Kali geschmolzen werden) oder
                              aber, was Verunreinigung mit unterschwefligsauren, kieselsauren oder phosphorsauren
                              Salzen betrifft, geradezu unmöglich. Die Anwesenheit dieser Salze ist die Ursache,
                              daß die Gehaltprüfungen der Potaschen- und Sodasorten nach den bisherigen
                              Methoden auf völlige Richtigkeit nicht Anspruch machen können, sobald die Menge der
                              fraglichen Verunreinigungen irgend bemerklich ist; sie ist die Veranlassung, daß der
                              Procentgehalt der Potasche und Soda an kohlensauren Alkalien fast immer zum
                              Nachtheile des Käufers zu hoch ausfällt — ein Fehler, dem sich fast alle
                              übrigen, die über haupt bei der Bestimmung gemacht werden können, hinzuaddiren.
                              — Wie erheblich und bedeutend dieser Einwurf sey, erhellt am deutlichsten
                              daraus, daß beinahe sämmtliche im Handel vorkommende Sodasorten so bemerkbare Mengen
                              von schwefligsaurem oder unterschwefligsaurem Natron enthalten, daß man nach den
                              bisherigen Methoden bei vielen Sorten kaum annähernde Resultate (3, 4, 6 und mehr
                              Proc. zu viel) erhalten kann — ein Umstand, welcher dadurch an Bedeutung
                              gewinnt, daß der Verbrauch der Potasche und der aus Pflanzenasche dargestellten Soda
                              gegen den der künstlichen Soda kaum mehr in Betracht kommt.
                           Faßt man das Gesagte kurz zusammen, so ergibt sich, daß die bisher üblichen
                              alkalimetrischen Methoden bei Abwesenheit von Schwefelmetallen und kieselsauren,
                              phosphorsauren, schwefligsauren und unterschwefligsauren Salzen gute Resultate
                              liefern werden, im Falle der Arbeitende Uebung hat und die anderweitigen Bedingungen
                              genau erfüllt sind, daß aber bei Anwesenheit der genannten Salze, von denen die
                              Potasche- und Sodasorten, wie erwähnt, fast nie frei sind,  die Erlangung genügender
                              Resultate entweder mit bedeutenden Umständen verknüpft oder aber unmöglich ist.
                           Wenn man in Erwägung zieht, welche Chemiker sich schon mit der Verbesserung der auf
                              das bisher angewendete Princip gestüzten Methoden beschäftigt haben und die im
                              höchsten Grade sinnreichen Abänderungen, welche mit der Zeit in Vorschlag gekommen
                              sind, ins Auge faßt, so gelangt man zu der Ueberzeugung, daß die besprochenen Fehler
                              nicht Folge mangelhafter Angaben in Bezug auf die Ausführung der Operation sind,
                              sondern daß sie aus dem zu Grunde gelegten Princip unmittelbar hervorgehen und nicht
                              umgangen werden können, so lange dieses beibehalten wird.
                           Die Prüfungsmethode, deren wir uns bedienen und welche im Folgenden nunmehr
                              besprochen werden soll, beruht auf einem andern, auf einem nicht minder
                              naheliegenden und einfachen, dem früheren aber geradezu entgegengesezten
                              Princip.
                           Wenn man die Menge eines zusammengesezten Körpers finden will, dessen Bestandtheile
                              in einem bekannten, bestimmten und unveränderlichen Verhältnisse stehen, so ist es
                              nicht nothwendig, die Menge aller Bestandtheile zu bestimmen, die Kenntniß der
                              Quantität des einen oder des andern reicht schon hin, die Menge des Ganzen zu
                              ermitteln. — Der Zwek der Potasche- und Sodaprüfung ist die Bestimmung
                              des kohlensauren Alkali's in denselben. Nach dem eben angeführten Saze kann dieselbe
                              (angenommen die Kohlensäure und die Alkalien stünden in bestimmten Verhältnissen)
                              sowohl aus der Menge des Alkali's, als aus der der Kohlensäure gefunden werden. Die
                              bisherige Methode der Alkalimetrie nun suchte ihren Zwek zu erreichen, indem sie die
                              Menge des Alkali's bestimmte, und zwar durch Abmessen der
                              Säure, welche zu seiner Neutralisation erfordert wurde, nach der unseren gelangt man
                              zum Ziele, indem man die Menge der Kohlensäure bestimmt,
                              welche mit den Alkalien verbunden war.
                           Um auf dieses Princip eine Methode der Prüfung zu gründen, war die erste und
                              wesentlichste Bedingung, eine Bestimmungsweise der Kohlensäure zu ermitteln, welche
                              den Ansprüchen der Technik in jeder Hinsicht genügte.
                           Zur Bestimmung der Kohlensäure wendet man, wie bekannt, Verschiedene Methoden an.
                              Entweder glüht man die zu analysirenden Verbindungen für sich, oder unter Zusaz
                              solcher Substanzen, welche die Kohlensäure von ihren Basen abscheiden und findet
                              ihre Menge durch den Gewichtsverlust; bei weitem häufiger aber bestimmt man sie auf
                              nassem Wege und zwar entweder, indem man sie in eine Flüssigkeit (Kalilauge) leitet,
                              von welcher sie verschlukt wird, wobei  sich also ihre Menge aus der Gewichtszunahme ergibt, oder
                              indem man sie durch Zusaz überschüssiger Säure mit der Vorsicht austreibt, daß
                              gleichzeitig keine anderen Materien, namentlich kein Wasser, verloren gehen, wobei
                              ihre Quantität aus der Gewichtsabnahme gefunden wird. Von diesen sämmtlichen
                              Methoden konnte sich, wie man auf den ersten Blik ersieht, zu technischen Zweken nur
                              die leztere eignen, zu deren Ausführung bereits die mannichfaltigsten Apparate von
                              Berzelius, H. Rose, Fritzsche,
                                 Erdmann und Marchand und andern beschrieben
                              worden sind. Wir bedienten uns früher zu diesem Zwek eines höchst einfach
                              construirten Apparates, der sehr geeignet ist, den Vorgang möglichst zu
                              versinnlichen.
                           Man bringt in ein kleines Sezkölbchen A, Fig. 25, die zu
                              analysirende kohlensaure Verbindung in dem Röhrchen a,
                              die Säure, welche zur Zersezung dienen soll (Salzsäure, oder besser verdünnte
                              Schwefelsäure) in das Röhrchen b, welches so lang seyn
                              muß, daß es sich nicht waagrecht legen kann, verschließt alsdann das Kölbchen mit
                              einem Korke, in welchen erstlich eine Röhre mit Chlorcalcium, B, gepaßt ist und durch den ferner eine dünne Glasröhre c geht, welche mit ihrem einen Ende bis fast auf den
                              Grund von A reicht, an ihrem äußeren Ende aber durch ein
                              Wachskügelchen d verschlossen wird. Der so zugerichtete
                              Apparat wird gewogen und die Säure alsdann durch Neigen des Kölbchens allmählich aus
                              dem Röhrchen b ausgegossen. Die Kohlensäure wird
                              hierdurch ausgetrieben, sie entweicht durch die Chlorcalciumröhre und läßt ihre
                              Feuchtigkeit in derselben zurük. Nach beendigter Entwiklung, welche man zulezt durch
                              Wärme unterstüzt, wird die noch im Apparat befindliche Kohlensaͤure
                              verdrängt, indem man das Wachskügelchen wegnimmt, an die Röhre c mittelst eines Kautschukröhrchens ein Chlorcalciumrohr
                              befestigt, und an B saugt, bis die leztkommende Luft
                              nicht mehr nach Kohlensäure schmekt. Der Apparat wird nunmehr wieder gewogen; der
                              Gewichtsverlust gibt die Menge der Kohlensäure an, welche in der Verbindung
                              enthalten gewesen ist.
                           Dieser Apparat gibt sehr genaue Resultate; er läßt dem Chemiker kaum etwas zu
                              wünschen übrig. Unserem Zweke konnte er jedoch nicht genügen, indem damit nur so
                              kleine Mengen von Substanz zersezt werden können, daß eine höchst empfindliche Waage
                              erfordert wird, wenn man genaue Resultate erhalten will. Wir construirten daher
                              einen neuen Apparat, bei welchem das Austroknen der Kohlensäure nicht, wie bei den
                              sämmtlichen früheren Apparaten durch Chlorcalcium, sondern auf die einfachste Weise
                              durch dieselbe Schwefelsäure bewirkt wird, mittelst welcher man die Kohlensäure aus
                              ihren Verbindungen austreibt. Derselbe gestattet eine Zersezung  sehr beträchtlicher Mengen
                              Substanz; man ist bei seinem Gebrauche nie in Sorge, zu wenig Säure zu haben. Die
                              Zurükhaltung des Wassers geschieht bei weitem vollständiger, als es durch
                              Chlorcalcium bei einigermaßen rascher Gasentwikelung möglich ist. Das Zuführen von
                              Wärme wird unnöthig, indem die Schwefelsäure diesen Dienst ebenfalls versieht
                              — die Genauigkeit und Constanz der Resultate auch bei Anwendung ganz
                              gewöhnlicher Apothekerhandwaagen mit Schnüren und Hornschalen, die Leichtigkeit, mit
                              welcher genaue Resultate von jedem erhalten wurden, überstieg weit unsere Erwartung;
                              die Einfachheit des Apparates endlich macht es möglich, daß er von jedem überaus
                              leicht selbst verfertigt werden kann, wie aus dem Folgenden sogleich zu ersehen
                              ist.
                           A und B, Fig. 26, sind zwei
                              Kölbchen, welche auch durch Medicingläser ersezt werden können, wenn dieselben
                              hinlänglich weite Oeffnungen haben. A fasse etwa
                              4–5 Loth Wasser, B wählt man zwekmäßig etwas
                              kleiner, von 3–4 Loth Inhalt. Die Kölbchen werden mit Korkstopfen
                              verschlossen, deren jeder zweimal durchbohrt ist. Die Löcher nehmen die Glasröhren
                              b, c und d in der Weise
                              auf, wie es Fig.
                                 26 zeigt. Die Enden aller Röhren sind offen; bei dem Gebrauche wird die
                              Röhre a an ihrem Ende b
                              durch ein Wachskügelchen verschlossen. In A schüttet man
                              die abgewogene Substanz und füllt alsdann das Kölbchen zu einem Drittheil mit Wasser
                              an, B wird mit gewöhnlicher englischer Schwefelsäure
                              halb voll gemacht. Die Stopfen werden alsdann eingedreht, und der Apparat gewogen.
                              Man saugt nunmehr aus der Röhre d etwas Luft aus, und
                              verdünnt somit die Luft im ganzen Apparate. Die Folge davon ist, daß die in B befindliche Schwefelsäure in der Röhre c in die Höhe steigt, und daß ein Theil derselben in das
                              Kölbchen A herüberfließt. Sowie sie aber in die Lösung
                              des kohlensauren Salzes kommt, beginnt sogleich eine lebhafte Entwikelung von
                              Kohlensäure. Zufolge der Einrichtung des Apparates muß dieselbe durch die
                              Schwefelsäure in B streichen, bevor sie aus der Röhre
                              d, der einzigen Oeffnung des Apparates, entweichen
                              kann, bei welchem Durchstreichen ihre Feuchtigkeit begreiflichermaßen vollständiger,
                              als auf jede andere Weise, aufgenommen und zurükgehalten wird. Bei dem Einfließen
                              der Schwefelsäure erwärmt sich die Flüssigkeit in A und
                              dehnt sich hierdurch nebst der darüber befindlichen Luft aus; beim Erkalten nehmen
                              beide ihr ursprüngliches Volumen wieder ein, was zur Folge hat, daß eine neue
                              Portion Schwefelsäure nach A herüberfließt, sobald die
                              Gasentwikelung aufgehört hat. Diese eine Ursache des sich von selbst wiederholenden
                              Herüberfließens der Schwefelsäure wird im Anfange der Operation noch durch eine
                              andere, nämlich dadurch unterstüzt,  daß die in A befindliche
                              Kohlensäure von dem noch nicht zersezten kohlensauren Alkali absorbirt wird, indem
                              sich anderthalbfach oder doppelt kohlensaures Alkali bildet. Wollte man jedoch das
                              erneuerte Hinüberfließen der Schwefelsäure den genannten Ursachen allein überlassen,
                              so würde ein Versuch eine ziemlich lange Zeit in Anspruch nehmen; bei weitem
                              einfacher ist es daher, wenn man jedesmal nach beendigter Gasentwikelung die Luft im
                              Apparate wiederum ebenso wie im Anfange verdünnt, indem man aus der Röhre d etwas Luft aussaugt. Die Operation läßt sich auf diese
                              Weise in wenigen Minuten beendigen. Ist das kohlensaure Salz vollständig zersezt,
                              was man sogleich daraus ersieht, daß beim Hinzukommen neuer Säure keine
                              Gasentwikelung mehr erfolgt, so bewirkt man durch erneuertes Saugen, daß von der in
                              B noch befindlichen Schwefelsäure eine etwas größere
                              Menge nach A hinüberfließt. Hierdurch erwärmt sich die
                              Flüssigkeit so stark, daß alle Kohlensäure, welche sie absorbirt hatte, entweicht.
                              So wie nun die Gasentwikelung völlig aufgehört hat, öffnet man das Ende der Röhre
                              a, indem man das Wachskügelchen lüftet, und saugt
                              bei d so lange, bis alle Kohlensäure, mit welcher der
                              Apparat noch erfüllt war, durch Luft ersezt ist, bis man also bei weiterem Aussaugen
                              reine Luft bekommt. Den Apparat läßt man alsdann erkalten, troknet ihn ab und wägt
                              ihn. Der Gewichtsverlust gibt die Menge der Kohlensäure, welche in der Probe
                              enthalten war, mit größter Genauigkeit an. Auf wie einfache Weise man aus der
                              gefundenen Kohlensäuremenge den Gehalt der Potasche oder Soda an kohlensauren
                              Alkalien finden kann, werden wir in der Folge sehen.
                           Diese eben angeführte Bestimmungsweise der Kohlensäure ist die Grundlage der
                              sämmtlichen Prüfungsmethoden, welche wir nicht allein zur Alkalimetrie, sondern auch
                              zur Prüfung der Säuren und des Braunsteins anführen werden. Der beschriebene und
                              unter Fig. 26
                              dargestellte Apparat ist das Mittel zu ihrer Ausführung.
                           Bevor wir zur Beschreibung der Einzelnheiten der Methode übergehen, halten wir es für
                              nöthig, die Versuche anzuführen, durch welche wir uns von der Genauigkeit der
                              Resultate überzeugten, die mit unserem Apparate erhalten werden. Die Versuche
                              stellten wir in der Art an, daß wir erstens chemisch reines kohlensaures Natron, und
                              daß wir ferner gleichsam künstliche Sodasorten von völlig bekanntem Gehalt, durch
                              Zusammenmischen von kohlensaurem Natron mit Glaubersalz bereitet, untersuchten. Alle
                              Versuche wurden absichtlich mit gewöhnlichen Apothekerhandwaagen angestellt.
                           
                           
                              
                                 1.
                                 4,83
                                 reinen kohlensauren Natrons gaben Kohlensäure
                                 2,010
                                 
                              
                                 2.
                                 4,83
                                 ddo. gaben Kohlensäure
                                 1,995
                                 
                              
                                 3.
                                 4,83
                                 
                                 —
                                 
                                 —
                                 
                                 2,020
                                 
                              
                                 4.
                                 2,56
                                 
                                 —
                                 
                                 —
                                 
                                 1,062
                                 
                              
                                 5.
                                 4,255
                                 krystallisirten kohlens. Natrons gaben Kohlensäure
                                 0,665
                                 
                              
                                 6.
                                 4,275
                                 ddo. gaben Kohlensäure
                                 0,655
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 Es gab Kohlensaͤure:
                                 Es haͤtte geben muͤssen:
                                 
                              
                                 1.
                                 41,61
                                 41,30
                                 
                              
                                 2.
                                 41,30
                                 —
                                 
                              
                                 3.
                                 41,82
                                 —
                                 
                              
                                 4.
                                 41,45
                                 —
                                 
                              
                                 5.
                                 15,39
                                 15,35
                                 
                              
                                 6.
                                 15,55
                                 —
                                 
                              
                           Aus diesen Angaben ersieht man auf den ersten Blik daß die gefundenen Mengen mit den
                              berechneten eine selbst den strengsten Anforderungen genügende Uebereinstimmung
                              zeigen — eine Uebereinstimmung, wie sie nur bei den besten chemischen
                              Analysen getroffen wird. Man ersieht ferner aus den obigen und den weiter unten
                              mitgetheilten Versuchen, daß diese Bestimmungsweise der Kohlensäure keine
                              Fehlerquelle hat, welche ihre Menge constant zu groß oder zu gering finden ließe;
                              die gefundenen Zahlen sind bald etwas höher, bald etwas niederer als die
                              berechneten, woraus hervorgeht, daß die Differenzen lediglich Folge von nie zu
                              vermeidenden kleinen Beobachtungsfehlern bei der Gewichtsbestimmung der verwendeten
                              Substanz und des Apparates sind, welche mehr oder weniger mit dem
                              Feuchtigkeitszustande der Luft und der nicht völlig gleichen Temperatur des
                              Apparates vor und nach dem Austreiben der Kohlensäure zusammenhängen.
                           Es ist nun noch der Einfluß zu besprechen, den die der Potasche und Soda fast immer
                              beigemengten fremden Salze, wie Chlormetalle, Schwefelmetalle, schwefligsaure und
                              unterschwefligsaure Salze ausüben, wenn man den obigen Apparat zur Alkalimetrie, zur
                              Bestimmung des Handelswerthes der käuflichen Potasche und Soda anwenden will.
                              Vorhandene Chlormetalle veranlassen, wie wir uns durch Versuche überzeugt haben,
                              keinen Fehler, da bei dem Zustande der Verdünnung, in welchem die Lösung der Probe
                              sich befindet, von der freigewordenen Salzsäure keine Spur entweicht. Dem
                              schädlichen Einfluß, der durch die Gegenwart von Schwefelmetallen, schwefligsauren
                              und unterschwefligsauren Salzen auf das Resultat ausgeübt würde, beugt man sehr
                              leicht vor, indem man die Lösung der zu prüfenden Potasche oder Soda mit einer
                              kleinen Quantität neutralen chromsauren Kalis versezt. Sowohl die schweflige Säure
                              als der 
                              Schwefelwasserstoff werden dadurch im Momente des Freiwerdens zersezt, unter Bildung
                              von schwefelsaurem Chromoxyd, Wasser und Schwefel, welche in der Lösung
                              zurükbleiben.
                           Die Fehlerquellen, welche von anderen in der Potasche und Soda vorhandenen Salzen
                              herrühren, lassen sich also überaus leicht beseitigen, es muß aber noch ein anderer
                              Umstand erwogen werden, ehe unsere Methode fehlerfrei dasteht. Es ist nämlich in
                              Frage zu stellen, ob sich aus der gefundenen Menge der Kohlensäure auch wirtlich
                              immer genau der Handelswerth der Potasche und Soda in dem oben festgestellten Sinne
                              ergibt. Diese Frage wird durch die Beantwortung einer andern, der folgenden,
                              entschieden. Steht in dem löslichen Theile der Potasche und Soda die Menge der
                              Kohlensäure zu der Menge des Alkalis, welches beim Behandeln ihrer Lösungen mit Kalk
                              kaustisch wird, welches also ihren Handelswerth im engeren Sinne bedingt, in einem
                              bestimmten und constanten, oder in einem unbestimmten und wechselnden
                              Verhältniß?
                           Ist die leztere Ansicht die richtige, so ist die neue Methode dem Princip nach
                              falsch; ist hingegen das Verhältniß ein bestimmtes und unveränderliches, oder kann
                              dieses Verhältniß, falls es noch nicht besteht, auf einfache Art hergestellt werden,
                              so sind alle und jede Einwürfe widerlegt, welche unserer Bestimmungsweise gemacht
                              werden können.
                           Nach der allgemein angenommenen Ansicht ist das fragliche Verhältniß ein bestimmtes.
                              Wer ist damit nicht einverstanden, daß Potasche und Soda neutrales kohlensaures Kali
                              enthalten! In der neueren Zeit jedoch sind Abweichungen von diesem bestimmten
                              Verhältnisse und zwar nach zwei entgegengesezten Seiten hin angegeben worden. Nach
                              den einen Angaben soll in der Potasche und Soda die Kohlensäure zuweilen in
                              geringerem Verhältnisse zum Alkali stehen, als im neutralen kohlensauren Kali oder
                              Natron, nach anderen in höherem. Nach den ersten findet sich in manchen
                              Potasche- und Sodasorten kaustisches Alkali neben neutralem kohlensaurem,
                              nach den lezteren zweifach, anderthalbfach und nach einer sogar neun Achtel
                              kohlensaures Alkali. — Unsere Aufgabe ist es, die Richtigkeit dieser Angaben
                              an und für sich zu prüfen, die Umstände, von denen die besprochenen Abweichungen
                              abhängen, zu beleuchten; die Zeichen, welche solche anomale Potasche- und
                              Sodasorten erkennen lassen, zu ermitteln, so wie auseinanderzusezen, ob diese
                              Anomalien auf die Richtigkeit unserer alkalimetrischen Prüfungsweise einen
                              nachtheiligen Einfluß von Belang haben und auf welche Art derselbe aufgehoben werden
                              kann. Zuvor aber machen wir noch darauf aufmerksam, daß unserer Methode eine
                              Fehlerquelle jedenfalls bleibt, nämlich die, daß  kohlensaures Natron, falls es
                              in der Potasche vorhanden ist, als kohlensaures Kali in Rechnung kommt und vice versa. Handelt es sich jedoch bloß um bestimmte
                              Aequivalente Alkali, die man, gleichsam nur als Träger einer Kraft, als Mittel zur
                              Erzeugung einer bestimmten chemischen Wirkung benüzen will, so bekommt man
                              vollkommen das richtige Resultat, denn um so viel kleiner die Aequivalentzahl des
                              Natrons ist, als die des Kalis, um so viel mehr Kali wird ja statt des Natrons in
                              Rechnung gebracht. Oder mit andern Worten ausgedrükt, kann man sagen, die
                              Kohlensäure ist proportional der Kraft und Wirkung, sowohl der Potasche, als der
                              Soda oder eines Gemenges von beiden; überträgt man die aus einer bestimmten Menge
                              entwikelte nach Aequivalenten auf irgend eine beliebige andere Säure, so wird eine
                              gleiche Menge des kohlensauren Alkalis von der gefundenen Säurequantität genau
                              neutralisirt. — Kommt aber das kohlensaure Kali als solches, als Kali-Salz, in Betracht, so gibt die Kohlensäure
                              natürlicherweise über das Mengenverhältniß desselben keinen Aufschluß.
                           Dieser Uebelstand ist jedoch nicht unserer Methode eigenthümlich, sondern er kommt
                              allen bekannten alkalimetrischen Methoden in völlig gleichem Maaße zu.
                           Was das kaustische Kali betrifft, so kommt dasselbe
                              unläugbar in nordamerikanischen Potaschen vor. Es verdankt seinen Ursprung dem
                              Umstande, daß bei der Bereitung gebrannter Kalk zugesezt wurde; seine Menge ist
                              abhängig von der Menge des zugefügten Kalkes. Nach einigen Angaben soll auch bei der
                              Calcination der rohen Potasche Aezkali gebildet werden durch Einwirkung von Kohle,
                              überhaupt organischer Materie, auf das kohlensaure Alkali. Wir wollen lezterer
                              Ansicht nicht geradezu widersprechen, indem wir nicht läugnen, daß auf diese Weise
                              äzendes Kali gebildet werden könne; sie scheint aber einigermaßen unwahrscheinlich,
                              weil sich bei der Temperatur, bei welcher die Zersezung erst vor sich gehen kann,
                              jedenfalls auch Schwefelkalium bilden müßte, was bei den deutschen, illyrischen etc.
                              Potaschen bekanntlich nicht der Fall ist, und weil ferner bei der Calcination, wie
                              sie jezt geschieht, die Masse im Flammfeuer, also in einer an Kohlensäure reichen
                              Atmosphäre erhizt wird, in welcher sich gebildetes Aezkali sogleich wieder mit
                              Kohlensäure sättigen würde. Als Thatsache können wir anführen, daß die sämmtlichen
                              Sorten Potasche, welche wir im Handel fanden (illyrische, böhmische, deutsche u. s.
                              w.), keine Spur äzendes Alkali enthielten, wovon wir uns nicht allein nach der
                              weiter unten beschriebenen Methode, sondern auch noch dadurch überzeugten, daß wir
                              geglühte Proben wogen, mit einer concentrirten Lösung von kohlensaurem Ammoniak
                              befeuchteten,  und nach
                              dem Verdampfen der Flüssigkeit wiederum glühten und wogen. Keine Probe nahm
                              hierdurch an Gewicht zu. Kaustisches Kali hat man also nur in sehr seltenen Fällen,
                              in der Regel nur bei gewissen nordamerikanischen Potaschen zu fürchten.
                           Was das kaustische Natron betrifft, so findet sich
                              dasselbe ziemlich häufig in den im Handel vorkommenden Sodasorten. Es verdankt
                              seinen Ursprung der Umsezung des kohlensauren Natrons mit dem bei der Calcination
                              kaustisch gewordenen kohlensauren Kalk und findet sich allezeit in der Soda, wenn
                              dieselbe nicht durch Krystallisation von dem Schwefelcalcium getrennt worden ist,
                              oder wenn die Lauge nicht so lange der Luft ausgesezt war, daß sie sich wiederum
                              vollständig mit Kohlensäure sättigen konnte.
                           Doppelt-, richtiger anderthalbkohlensaures Kali oder Natron bildet
                              sich in der Potasche und Soda durch Aufnahme von Kohlensäure aus der atmosphärischen
                              Luft, wenn dieselben längere Zeit mit der Luft in Berührung sind. Seine Menge ist
                              nach unseren Versuchen in der Regel höchst gering, in den meisten Fällen kaum
                              entdekbar. Um es nachzuweisen, versezt man die Lösung der zu prüfenden Potasche oder
                              Soda mit Chlorcalciumlösung im Ueberschuß, filtrirt und sezt zum Filtrat Ammoniak.
                              Eine sogleich entstehende Trübung gibt es zu erkennen. Gleichgültig übrigens, ob es
                              vorhanden ist oder nicht, es geht beim gelinden Glühen in neutrales kohlensaures
                              Salz über und ist somit, da nach unserer Methode ein Erhizen der Probe nie umgangen
                              werden kann, auf das Resultat ohne Einfluß.
                           Diese Angabe aller Chemiker, daß nämlich anderthalb oder doppelt kohlensaures Kali
                              beim Glühen in neutrales Salz übergehe, ist kürzlich von Hermann (Journal für praktische Chemie, Bd. XXII S. 442) in Abrede gestellt worden. Derselbe gibt an, daß der Rükstand
                              nicht neutrales, sondern neunachtel kohlensaures Alkali sey, und stüzt seine Angabe
                              auf zwei Analysen: eine vom Rükstand des kohlensauren Kalis, die andere von dem des
                              kohlensauren Natrons. Derselbe gibt ferner an, daß auch in der Potasche kein
                              neutrales, sondern ebenfalls neunachtel kohlensaures Kali enthalten sey. Diese
                              Angaben klingen so unwahrscheinlich, daß wir zu unserer eigenen Ueberzeugung kaum
                              der Versuche bedurft hätten, um von ihrer Unrichtigkeit überzeugt zu seyn. Da aber
                              Zahlenresultate nur wiederum durch Zahlen widerlegt werden können, und da es von
                              größter Wichtigkeit ist, daß sich unrichtige Angaben der Art nicht in die
                              Wissenschaft einschleichen, so sahen wir uns genöthigt, die Hermann'schen Untersuchungen zu wiederholen. Die folgenden Resultate
                              unserer Analysen mögen über ihre Richtigkeit entscheiden.
                           
                           a) Untersuchung des
                              Ruͤkstandes, der beim Gluͤhen von chemisch reinem doppeltkohlensaurem
                              Kali blieb.
                           1. 2,8135 Gram. gaben mit unserem Apparate 0,855 Kohlensäure.
                           2. 3,4488 Gram. gaben 1,0985 Kohlensäure, dieß entspricht in 100 Theilen
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 
                                 II.
                                 berechnet als neutrales Salz.
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 31,45
                                 —
                                 31,85
                                 —
                                 31,80
                                 
                                 
                              
                                 Kali
                                 68,55
                                 —
                                 68,15
                                 —
                                 68,20
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 —
                                 100,00
                                 —
                                 100,00
                                 
                                 
                              
                           Neunachtelkohlensaures Kali würde verlangen
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 34,47
                                 
                              
                                 Kali
                                 65,63
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           b) Untersuchung des
                              Ruͤkstandes, der beim Gluͤhen von chemisch reinem doppeltkohlensaurem
                              Natron blieb:
                           
                              
                                 1.
                                 2,498
                                 Gram.
                                 gaben
                                 1,0247
                                 Kohlensäure
                                 
                              
                                 2.
                                 2,7881
                                 —
                                 —
                                 1,1565
                                 —
                                 
                              
                           dieß entspricht in 100 Theilen
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 
                                 II.
                                 berechnet als neutrales Salz.
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 41,02
                                 —
                                 41,48
                                 —
                                 41,29
                                 
                                 
                              
                                 Natron
                                 58,98
                                 —
                                 58,52
                                 —
                                 58,71
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 —
                                 100,00
                                 —
                                 100,00.
                                 
                                 
                              
                           Neunachtel kohlensaures Natron würde verlangen
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 44,18
                                 
                              
                                 Natron
                                 55,82
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Diese Zahlen beseitigen jeden Zweifel über die chemische Constitution der bleibenden
                              Rükstände; sie zeigen evident, daß eben so wenig ein neunachtel kohlensaures Alkali,
                              als überhaupt eine Verbindung, welche mehr Kohlensäure enthält als den neutralen
                              Salzen entspricht, bei höherer Temperatur bestehen kann, und geben somit den
                              Schlußstein zu dem von uns zu führenden Beweise in vollgültiger Weise ab.
                           Specielle Anleitung zur praktischen
                                 Ausführung der Potasche- und Sodaprüfung.
                           Um den Handelswerth der Potasche und Soda genau beurtheilen zu können, muß man ihren
                              Wassergehalt und die Menge des kohlensauren Alkalis kennen. Der Gang der Untersuchung, welcher diese
                              Kenntniß verschafft, bleibt sich nicht unter allen Umständen  gleich; er ist abhängig von der
                              Abwesenheit oder Gegenwart gewisser chemischer Verbindungen, welche größtentheils
                              als Verunreinigungen der Potasche und Soda zu betrachten sind. Die Beimengungen,
                              welche eine Modification des Verfahrens bedingen, sind äzende, schwefligsaure und
                              unterschwefligsaure Alkalien, Schwefelmetalle und kohlensaure Erden. Man erkennt
                              ihre Gegenwart und beseitigt ihren schädlichen Einfluß auf das Resultat der Prüfung
                              leicht auf folgende Weise:
                           1) Kohlensaure alkalische Erden. — Man übergießt
                              eine Probe der zerriebenen Potasche oder Soda mit heißem Regenwasser. Löst sie sich
                              klar auf oder bleiben nur wenige Floken ungelöst, so kann man von der Abwesenheit
                              kohlensaurer Erden überzeugt seyn. Bleibt hingegen ein weißes Pulver zurük, welches
                              nach dem Auswaschen mit Säuren braust, so ist die Gegenwart von kohlensaurem Kalk
                              oder kohlensaurer Magnesia erwiesen. In diesem Falle muß die abgewogene Probe mit
                              heißem Regenwasser übergossen, die Lösung abfiltrirt, der Rükstand ausgewaschen und
                              das Filtrat, welches nöthigenfalls etwas abgedampft wird, in das Kölbchen A gebracht werden.
                           2) Schwefligsaure und unterschwefligsaure Salze. —
                              Sie kommen nur in der Soda, nie in der Potasche vor. Man überzeugt sich am
                              schnellsten und sichersten von ihrer Anwesenheit, indem man etwa 2 Loth verdünnter
                              Schwefelsäure mit etwas chromsaurem Kali rothgelb färbt und zu derselben alsdann von
                              der zu prüfenden Soda hinzufügt, jedoch so daß die Flüssigkeit immer noch sauer
                              bleibt. Geht die rothgelbe Farbe in eine grüne über, so waren die genannten Salze
                              vorhanden. Schwefelnatrium veranlaßt zwar dieselbe Farbenveränderung; so oft sich
                              aber dieses findet, kann man sicher annehmen, daß auch unterschwefligsaures Natron
                              zugegen ist. Die alkalischen Schwefelmetalle findet man
                              am leichtesten, indem man die fragliche Potasche oder Soda mit einer Lösung von
                              gewöhnlichem (anderthalb-) kohlensaurem Ammoniak befeuchtet. Im Falle sie
                              zugegen sind, entwikelt sich sogleich Schwefelammonium, welches leicht an seinem
                              Geruch und an der Eigenschaft erkannt werden kann, ein mit Bleizukerlösung
                              befeuchtetes Papier zu schwärzen. — Wenn eine oder die andere dieser
                              Beimengungen vorhanden ist, so sezt man bei der Kohlensäurebestimmung eine
                              Messerspize voll neutralen chromsauren Kalis zu.
                           3) Aezkali und Aeznatron. — Man übergießt 1 Theil
                              der zu prüfenden Potasche oder Soda nebst etwa 3 Theilen Chlorbaryums mit heißem
                              Wasser, rührt um und prüft die Flüssigkeit, nachdem man etwas davon abfiltrirt hat,
                              mit Georginen- oder  Curcumapapier. Wird ersteres grün oder lezteres braun, so
                              ist Aezkali zugegen. Es versteht sich von selbst, daß das Chlorbaryum völlig neutral
                              und ferner, daß es im Ueberschuß vorhanden seyn muß, wovon man sich im Zweifelsfalle
                              leicht überzeugt, wenn man zum Filtrat nochmals etwas Chlorbaryum zusezt, wodurch
                              kein Niederschlag mehr entstehen darf. Diese Prüfungsweise verdient ihrer
                              Einfachheit und Sicherheit wegen den übrigen zu gleichem Zweke vorgeschlagenen
                              unstreitig vorgezogen zu werden. Sollte Schwefelkalium oder Schwefelnatrium, die
                              ebenfalls eine alkalische Reaction veranlassen würden, vorhanden seyn, so braucht
                              man auf äzende Alkalien nicht weiter zu prüfen; man kann sicher seyn, daß sie sich
                              alsdann jederzeit vorfinden.
                           Im Falle äzende Alkalien vorhanden sind, zerreibt man die zur Kohlensäurebestimmung
                              abgewogene Probe mit 3–4 Theilen reinen Quarzsandes, mengt
                              ¼–⅓ von der Menge der Probe gepulverten kohlensauren Ammoniaks
                              zu, bringt das Pulver in ein Schälchen, spült die Reibschale, im Falle etwas hängen
                              geblieben ist, mit etwas Sand nach, tröpfelt so viel Wasser auf die Masse, als sie
                              einsaugen kann, läßt sie eine kleine Weile stehen und erhizt alsdann bis alles
                              Wasser und kohlensaure Ammoniak ausgetrieben ist. Enthält eine Potasche oder Soda
                              neben dem äzenden Alkali noch alkalisches Schwefelmetall, so nimmt man statt des
                              Wassers zum Befeuchten der Masse Salmiakgeist, um das anderthalb kohlensaure
                              Ammoniak in neutrales zurükzuführen; andernfalls würde Schwefelammonium entwikelt
                              und ein Theil des alkalischen Schwefelmetalls in kohlensaures Alkali übergeführt
                              werden. Nach dem Erkalten bringt man die Masse, welche sich mit Hülfe eines Messers
                              auf die leichteste Art aus dem Schälchen nehmen läßt, in den Kolben A, spült das Schälchen mit etwas Wasser nach und
                              verfährt genau wie unten beschrieben wird. Der Sand dient dazu, das Zusammenbaken
                              der Masse, so wie das Sprizen beim Eintroknen zu verhüten.
                           Zur Bestimmung des Wassergehaltes der Potasche und Soda
                              bringt man ein Schälchen von Eisenblech, welches etwa 2 Zoll Durchmesser hat und mit
                              einem etwas lose schließenden Dekel versehen ist (Fig. 27), oder einen
                              Porzellantiegel sammt seinem Dekel auf die eine Schale einer gewöhnlichen, aber
                              genauen Handwaage, beschwert dieselbe Schale mit einem Zehngrammstük und bringt die
                              Waage durch Schrote, zulezt durch Staniolstreifen genau ins Gleichgewicht. Man nimmt
                              nun von der zu untersuchenden Potasche oder Soda an verschiedenen Stellen Proben
                              heraus, zerreibt sie, entfernt alsdann das Zehngrammstük von der Waage und bringt
                              statt dessen so lange von dem Pulver in das Schälchen, bis das Gleichgewicht  wieder völlig
                              hergestellt ist. Man hat auf diese Art genau 10 Gram. Potasche oder Soda in dem
                              Schälchen.
                           Dasselbe wird jezt über einer guten Weingeistlampe erhizt bis alles Wasser
                              ausgetrieben ist und nach dem Erkalten auf die Waage gebracht, auf welcher sich die
                              ursprüngliche Tara noch befindet. Die Anzahl der Decigramme, welche hinzugelegt
                              werden müssen, um das Gleichgewicht herzustellen, gibt alsdann den Wassergehalt in
                              Procenten an.
                           Von der auf diese Art erhaltenen wasserfreien Potasche wiegt man 6,29 Gram., von der
                              wasserfreien Soda aber 4,84 Gram. ab, bringt die Probe mittelst eines Kartenblattes
                              in das Kölbchen A des Apparates Fig. 26, welches man
                              alsdann zu etwa ⅓ mit Wasser füllt.Bei Sodasorten wird in den oben erwaͤhnten Faͤllen dem Wasser
                                    noch etwas neutrales chromsaures Kali zugesezt, oder man nimmt geradezu eine
                                    mit Ammoniak etwas uͤbersaͤttigte Loͤsung von saurem
                                    chromsaurem Kali. Man tarirt nun den abgetrokneten und wie oben
                              angegeben zugerüsteten Apparat, und bewirkt durch gelindes Saugen bei d, daß die Schwefelsäure aus dem Kolben B nach A hinübersteigt.Die ersten Tropfen der mit dem kohlensauren Alkali zusammenkommenden
                                    concentrirten Schwefelsaͤure bringen eine heftige, stoßweise
                                    Gasentwiklung hervor; man darf sich hiedurch nicht abhalten lassen, den
                                    Versuch zu beendigen, da dieß auf das Resultat ohne den geringsten Einfluß
                                    ist. Nach vollendeter Zersezung lüpft man das Wachskügelchen b etwas, saugt Luft durch den Apparat (wobei man sich
                              einer mit feuchtem Kalkhydrat gefüllten Röhre bedienen kann, wenn man den Geschmak
                              der Kohlensäure belästigend findet) bis alle Kohlensäure entfernt ist, bringt ihn
                              nach dem völligen Erkalten, das man durch Eintauchen des warmen Kölbchens in kaltes
                              Wasser beschleunigen kann, auf die Waagschale, und ersezt die entwichene Kohlensäure
                              durch Gewichte.
                           Die Zahl der Centigramme, welche zu dem Apparat gelegt werden mußten, um das
                              Gleichgewicht wieder herzustellen, dividirt durch 2, gibt unmittelbar die Procente
                              an wasserfreiem kohlensaurem Kali oder Natron an. Gesezt also, 6,29 Gram. Potasche
                              hätten gegeben 1,60 Gram. Gewichtsverlust des Apparates, oder was dasselbe ist,
                              Kohlensäure, so enthielte sie 160/2 = 80 Proc. kohlensaures Kali.
                           Die Bestimmung der Quantitäten von äzendem Natron oder Kali, welche neben den
                              kohlensauren Alkalien in der Potasche oder Soda enthalten seyn können, hat nicht
                              sowohl für den Handel, als für die Fabrication, namentlich aber für die Wissenschaft
                              Bedeutung. Zu ihrer Ausführung bietet unsere gewöhnliche alkalimetrische Methode das
                              einfachste Mittel dar.
                           Man wägt, je nachdem man mit Potasche oder Soda zu thun  hat, 6,29 oder 4,84 Gram. des
                              entwässerten Rükstandes zweimal ab, bestimmt in der einen Portion die Kohlensäure
                              geradezu, in der anderen nach vorhergegangener Behandlung mit kohlensaurem Ammoniak.
                              Aus der Differenz der erhaltenen Gewichte findet man das Quantum des Aezkalis in
                              Procenten, indem man sie mit 34,101 multiplicirt; bei Soda muß sie mit 29,38
                              multiplicirt werden, um den Procentgehalt an Aeznatron zu finden.
                           Als Belege der Sicherheit der nach unserer Methode zu erhaltenden Resultate, als
                              Bürgschaft für ihre allgemeine Anwendbarkeit, als Anhaltspunkte zur Vergleichung
                              derselben mit der Gay-Lussac'schen
                              Verfahrungsweise und endlich als Beitrag zur Kenntniß des Gehalts der gegenwärtig in
                              hiesigen Gegenden zumeist verwendet werdenden Potasche- und Sodasorten,
                              theilen wir schließlich die Ergebnisse einiger von uns ausgeführter
                              Gehaltsbestimmungen mit.
                           Wir wendeten erstens, um bestimmte Controlen für die nach den verschiedenen
                              Prüfungsweisen erhaltenen Ergebnisse zu haben, künstlich gemengte Sodasorten, deren
                              Gehalt uns aufs Genaueste bekannt war, und zweitens im Handel vorkommende
                              Potasche- und Sodasorten an.
                           
                              A. Analysen von Sodasorten, deren Gehalt genau bekannt war.
                              1) a. 4,84 Gram. eines Gemenges von gleichen Theilen
                                 wasserfreien kohlensauren Natrons und wasserfreien Glaubersalzes gaben 1,002
                                 Gram. Kohlensäure.
                              b. 3,185 desselben Gemenges sättigten 57,5°
                                 Gay-Lussac'sche Probesäure.Die Schwefelsaͤure, deren wir uns als Probesaͤure
                                       bedienten, war durch Faͤllung mit Baryt auf das Genaueste
                                       titrirt.
                              c. 3,185 sättigten bei einem zweiten Versuche
                                 58,4°.
                              2) a. 4,84 Gram. eines Gemenges von 2 Theilen
                                 kohlensauren Natrons und 1 Theil Glaubersalz gaben 1,33 Gram. Kohlensäure.
                              
                                 
                                    
                                       b.
                                       
                                    3,185
                                    sättigten
                                    80°
                                    Probesäure.
                                    
                                 
                                    
                                       c.
                                       
                                    —
                                    —
                                    79,5°
                                    —
                                    
                                 
                                    
                                       d.
                                       
                                    —
                                    —
                                    79°
                                    —
                                    
                                 
                              3) 9,68 Gram. eines Gemenges von 1 Theil kohlensaurem Natron mit 3 Theilen
                                 Glaubersalz gaben 0,997 Kohlensäure.
                              4) a. 4,84 reine kryst. Soda gaben 0,745
                                 Kohlensäure.
                              b. 4,84 reine kryst. Soda gaben
                                 0,753 Kohlensäure.
                              
                              c. 3,185 sättigten 46°
                                 Probesäure.
                              d. 3,185 sättigten 45°
                                 Probesäure.
                              In 100 Theilen der analysirten Verbindungen sind demnach enthalten an
                                 wasserfreiem kohlensaurem Natron:
                              
                                 
                                    Nach
                                    unserer Meth.
                                    
                                    Nach Gay-Lussac's Verfahren.
                                    
                                    Berechnet.
                                    
                                 
                                    1)
                                    50,1
                                    —
                                    
                                    48,9
                                    —
                                    49,7
                                    
                                    —
                                    50,0
                                    
                                 
                                    2)
                                    66,5
                                    —
                                    68,1
                                    —
                                    67,7
                                    —
                                    67,3
                                    —
                                    66,6
                                    
                                 
                                    3)
                                    24,9
                                    —
                                    
                                    
                                    —
                                    
                                    
                                    —
                                    25,0
                                    
                                 
                                    4)
                                    37,2 — 37,6
                                    —
                                    
                                    39,1
                                    —
                                    38,2
                                    
                                    —
                                    37,2.
                                    
                                 
                              
                           
                              B) Analysen käuflicher Potaschesorten.
                              Die nachfolgenden Potaschesorten waren sämmtlich frei von Aezkali, Schwefelkalium
                                 und kohlensaurem Kalk.
                              1) Böhmische Potasche. — 10 Gram. verloren
                                 durch Erhizen 0,916 Gram.
                              
                                 
                                    6,29
                                    Gram. gaben
                                    1,893 
                                    Kohlensäure.
                                    
                                 
                                    4,807
                                    Gram. sättigten
                                    131°
                                    Probesäure.
                                    
                                 
                              2) Illyrische Potasche, erste Sorte. — 10 Gram.
                                 Verloren 0,708 Gram. Wasser.
                              
                                 
                                    6,29 Gram. gaben
                                    1,918 Gram. Kohlensäure.
                                    
                                 
                                    4,807 Gram. sättigten
                                    131,3° Probesäure.
                                    
                                 
                              3) Illyrische Potasche, zweite Sorte. — 10
                                 Gram. verloren 1,24 Gram. Wasser.
                              
                                 
                                    6,29 Gram. gaben
                                    1,875 Gram. Kohlensäure.
                                    
                                 
                                    4,807 Gram. sättigten
                                    131,3° Probesäure.
                                    
                                 
                              4) Sächsische Potasche. — 10 Gram. verloren
                                 beim Erhizen 0,85 Gram.
                              6,29 Gram. gaben 1,225 Gram. Kohlensäure.
                              5) Heidelberger Potasche von Fries. — 10 Gram.
                                 verloren beim Erhizen 0,112 Gram.
                              
                                 
                                    6,29
                                    Gram. gaben Kohlensäure 1,36 Gram.
                                    
                                 
                                    4,807
                                    Gram. sättigten 111,2° Probesäure.
                                    
                                 
                              In den wasserfreien Potaschen sind demnach folgende Mengen kohlensauren Kalis in
                                 Procenten ausgedrükt:
                              
                                 
                                    
                                    Nach unserer Methode.
                                    Nach Gay-Lussac's Methode.
                                    
                                 
                                    1)
                                    94,6
                                    —
                                    96,0
                                    
                                 
                                    2)
                                    95,9
                                    —
                                    96,1
                                    
                                 
                                    3)
                                    93,8
                                    —
                                    96,1
                                    
                                 
                                    4)
                                    61,2
                                    —
                                    —
                                    
                                 
                                    5)
                                    68,0
                                    —
                                    68,9.
                                    
                                 
                              
                           
                              
                              C. Analysen käuflicher Sodasorten.Die qualitativen Pruͤfungen sind nach den oben beschriebenen
                                       Methoden ausgefuͤhrt.
                              1) Gelbe calcinirte niederländische Soda. — Die
                                 selbe löste sich in Wasser ziemlich vollständig; der gelbliche, flokige Rükstand
                                 war frei von kohlensaurem Kalk. Sie enthielt wenig kaustisches, viel
                                 schwefligsaures und unterschwefligsaures Natron, kein Schwefelnatrium.
                              10 Gram. verloren beim Erhizen 1,97 Gram.
                              4,84 Gram. des Rükstandes gaben nach vorhergegangener Behandlung mit kohlensaurem
                                 Ammoniak 1,670 Kohlensäure.
                              3,185 Gram. sättigten Probesäure 100,8°.
                              2) Weiße calcinirte niederländische Soda. —
                                 Dieselbe ließ beim Behandeln mit Wasser einen flokigen, von kohlensaurem Kalk
                                 freien Niederschlag zurük. Sie war frei von Aeznatron, von Schwefelnatrium, von
                                 schwefligsaurem und unterschwefligsaurem Natron.
                              10 Gram. verloren beim Glühen 0,404 Gram.
                              4,84 Gram. des geglühten Rükstandes gaben Kohlensäure 0,876 Gram.
                              3,185 Gram. des geglühten Rükstandes sättigten Gay-Lussac'sche Probesäure 54,1°;–3,185 sättigten
                                 bei einem zweiten Versuche 53,4°.
                              3. Dieusé-Soda. — Dieselbe war sehr
                                 schön weiß, in Wasser fast vollständig löslich. Sie enthielt ziemlich viel
                                 kaustisches Natron, kein schwefligsaures und unterschwefligsaures Natron, kein
                                 Schwefelnatrium.
                              10 Gram. verloren beim Glühen 0,39.
                              4,84 Gram. des geglühten Rükstandes gaben nach vorhergegangener Behandlung mit
                                 kohlensaurem Ammoniak 1,62 Gram. Kohlensäure.
                              3,185 Gram. des geglühten Rükstandes sättigten Gay-Lussac'sche Probesäure 93,l.
                              4) Casseler Soda. — Dieselbe war schön weiß,
                                 ließ beim Behandeln mit Wasser einen reichlichen weißen, flokigen, von
                                 kohlensaurem Kalk freien Rükstand, enthielt Aeznatron, schwefligsaures und
                                 unterschwefligsaures Natron, kein Schwefelnatrium.
                              4,84 Gram. geglühter Soda gaben nach vorhergegangener Behandlung mit kohlensaurem
                                 Ammoniak 1,793 Gram. Kohlensäure.
                              3,185 Gram. der wasserfreien Soda sättigten Gay-Lussac'sche
                                  Probesäure
                                 108,4°;–3,185 Gram. sättigten, zuvor mit chlorsaurem Kali geglüht,
                                 106,8°.
                              10 Gram. verloren beim Glühen 1,34 Gram.
                              4,84 Gram. der wasserfreien Soda gaben Kohlensäure 1,785 Gr. 3,185 Gram. der
                                 wasserfreien Soda sättigten Probesäure 106,5°.
                              5) Englische Soda. — Dieselbe hatte grauliche
                                 Farbe, löste sich in Wasser mit Zurüklassung eines flokigen, von kohlensauren
                                 Erden freien Rükstandes, enthielt viel kaustisches und unterschwefligsaures
                                 Natron, wenig Schwefelnatrium.
                              4,84 Gram. wasserfreier Soda gaben nach vorhergegangener Behandlung mit
                                 kohlensaurem Ammoniak 1,63 Gram. Kohlensäure.
                              3,185 Gram. sättigten Probesäure 97,7°;–3,185 Gram. sättigten,
                                 zuvor mit chlorsaurem Kali geglüht, 93,2°.
                              6) Weiße calcinirte Soda von Büchner und Wilkens in
                                    Darmstadt. — Ihr Ansehen war schön weiß, beim Behandeln mit
                                 Wasser blieb ein flokiger, weißer, von kohlensaurem Kalke freier Rükstand. Sie
                                 war frei von Aeznatron und Schwefelnatrium und enthielt sehr wenig
                                 schwefligsaures Natron.
                              4,84 Gram. geglühter Soda gaben Kohlensäure 1,830 Gram.; bei einem zweiten
                                 Versuche 1,835 Gram.
                              3,185 Gram. sättigten Gay-Lussac'sche
                                 Probesäure 108,4°.
                              7) Soda von Debreczyn.Dieselbe verdanken wir der Guͤte des Hrn. Hofrath Wackenroder. — Dieselbe
                                 bestand aus weißen, steinharten, in Wasser fast vollständig löslichen Stüken.
                                 Sie war frei von Aeznatron, von Schwefelnatrium und schwefligsaurem Natron. 10
                                 Grm. verloren beim Glühen 1,34 Gram. — 4,84 gaben 1,785 Kohlensäure.
                                 3,185 sättigten 106,5° Probesäure.
                              8) Weiße calcinirte, zweimal gereinigte Soda von Wesenfeld
                                    und Comp. in Barmen. — Dieselbe war von völlig weißem Aussehen,
                                 im Wasser klar löslich, frei von schwefligsaurem Natron, von Aeznatron und von
                                 Schwefelnatrium. Ihre Lösung gab, mit reiner Salpetersäure übersättigt, mit
                                 salpetersaurem Silber und salpetersaurem Baryt kaum Trübungen.
                              10 Gram. verloren beim Glühen 0,77 Gram.
                              4,84 Gram. des geglühten Rükstandes lieferten Kohlensäure 1,996 Gram.; bei einem
                                 zweiten Versuche 1,998 Gram.
                              In den wasserfreien Sodasorten sind demnach Procente kohlensauren Natrons:
                              
                              
                                 
                                    Nach unserer Methode.
                                    Nach Gay-Lussac's
                                       Methode.
                                    
                                 
                                    In
                                    1
                                    —
                                    83,5
                                    —
                                    85,7Nicht mit chlorsaurem Kali gegluͤht.
                                    
                                 
                                    —
                                    2
                                    —
                                    42,8
                                    —
                                    46,1 — 45,5
                                    
                                 
                                    —
                                    3
                                    —
                                    81,0
                                    —
                                    79,1
                                    
                                 
                                    —
                                    4
                                    —
                                    89,7
                                    —
                                    92,1Nicht mit chlorsaurem Kali gegluͤht. —
                                       90,7Mit chlorsaurem Kali gegluͤht.
                                    
                                 
                                    —
                                    5
                                    —
                                    81,5
                                    —
                                    83,0Nicht mit chlorsaurem Kali gegluͤht. —
                                       79,2Mit chlorsaurem Kali gegluͤht.
                                    
                                 
                                    —
                                    6
                                    —
                                    91,5—91,7
                                    —
                                    92,1
                                    
                                 
                                    —
                                    7
                                    —
                                    89,2
                                    —
                                    90,4
                                    
                                 
                                    —
                                    8
                                    —
                                    99,8—99,9
                                    —
                                    
                                    
                                 
                              
                           
                              D. Bestimmung des Aeznatrons in käuflichen Sodasorten.
                              
                                 
                                    1) Dieusé-Soda. — 4,84 Gram.
                                       der entwässerten Soda gaben mit kohlensaurem Ammoniak behandelt,
                                       Kohlensäure
                                    1,620
                                    Gram.
                                    
                                 
                                    4,84 Gram. derselben gaben ohne kohlensaures Ammoniak
                                    1,577
                                    —
                                    
                                 
                                    ––––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    Differenz
                                    0,043
                                    Gram.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    2) Casseler Soda. — 4,84
                                       Gram. der entwässerten Soda gaben, mit kohlensaurem Ammoniak behandelt,
                                       Kohlensäure
                                    1,793
                                    Gram.
                                    
                                 
                                    4,84 Gram. der entwässerten Soda gaben, ohne kohlensaures Ammoniak,
                                       Kohlensäure
                                    1,690
                                    Gram.
                                    
                                    
                                 
                                    4,84 Gram. derselben gaben ferner
                                    1,692
                                    —
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––––––
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    Mittel
                                    
                                    1,691
                                    Gram.
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    Differenz
                                    0,102
                                    Gram.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    3) Englische Soda. — 4,84 der
                                       wasserfreien Soda gaben mit kohlensaurem Ammoniak behandelt
                                       Kohlensäure
                                    1,630
                                    Gram.
                                    
                                 
                                    4,84 derselben gaben ohne kohlensaures Ammoniak
                                    1,536
                                    —
                                    
                                 
                                    ––––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    Differenz
                                    0,094
                                    Gram.
                                    
                                 
                              Die untersuchten Sorten enthalten demnach im wasserfreien Zustand in
                                 Procenten:
                              
                                 
                                    kohlensaures Natron:
                                    
                                    kaustisches Natron:
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    1)
                                    78,9
                                    —
                                    1,26
                                    =
                                    2,14
                                    kohlensauren
                                    Natrons.
                                    
                                 
                                    2)
                                    84,5
                                    —
                                    3,05
                                    =
                                    5,20
                                    —
                                    —
                                    
                                 
                                    3)
                                    76,8
                                    —
                                    2,76
                                    =
                                    4,38
                                    —
                                    —
                                    
                                 
                              
                           
                        
                           (Der Beschluß folgt im naͤchsten Heft.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
