| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LXX., S. 315 | 
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                        LXX.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der vom 31. August bis 28. Septbr. 1843 in England
                              ertheilten Patente.
                           
                              Dem Charles Louis
                                    Franchot, Civilingenieur in Arundel-street, Middlesex, und
                                 Cyprien Marie Du
                                    Motay, ebendaselbst: auf eine verbesserte Methode Roͤhren
                                 oder Gehaͤuse unter Wasser zu legen und mit einander zu verbinden, um
                                 fuͤr den Personen- und Guͤterverkehr Tunnels und Viaducte
                                 zu bilden. Dd. 31.
                                    August 1843.
                              
                           
                              Dem George Catlin,
                                 Kuͤnstler im Queen-square, Bloomsbury; auf eine verbesserte
                                 Construction der Schiffe, so daß bei Schiffbruch und anderen Unfaͤllen
                                 kein Menschenleben verloren gehen kann. Dd. 31. August 1843.
                              
                           
                              Dem William Thomas,
                                 Kaufmann in Cheapside: auf ein ihm mitgetheiltes verbessertes Befestigungsmittel
                                 fuͤr Kleidungsstuͤke, welches auch fuͤr Mantelsaͤke,
                                 Koffer, Buͤcher und andere Gegenstaͤnde anwendbar ist. Dd. 6. Sept.
                                    1843.
                              
                           
                              Dem Alexander Spears,
                                 Kaufmann in Glasgow: auf ihm mitgetheilte Verbesserungen
                                 an glaͤsernen Flaschen fuͤr Weine und andere
                                 Fluͤssigkeiten. Dd. 6 Sept. 1843.
                              
                           
                              Dem William Denley am
                                 Hans-place, Sloane-street, Middlesex: auf Verbesserungen in der
                                 Construction von Feuerstellen, Feuerzuͤgen und Schornsteinen. Dd. 21. Sept.
                                    1843.
                              
                           
                              Dem John Baptist
                                    Wickes in Leicester: auf Verbesserungen an der Maschinerie zur
                                 Fabrication von Strik-Strumpfwirkerwaaren, Dd. 21. Septbr. 1843.
                              
                           
                              Dem George Robert
                                    d'Harcourt in Argyll-street, Middlesex: auf ein Verfahren
                                 Briefe, Zeitungen etc. zu sortiren, zu controliren und abzuliefern. Dd. 28. Septbr.
                                    1843.
                              
                           
                              (Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
                                 Oktbr. 1843, S. 255.)
                              
                           
                        
                           Ueber den Erfolg der Anwendung des Cabry'schen Systems veränderlicher Expansion bei Locomotiven.
                           Bericht des Hrn. Masui, Director der in Betrieb stehenden
                              belgischen Staats-Eisenbahnen, an den Minister der oͤffentlichen
                              Arbeiten, uͤbersezt von Hrn. Hentz.
                           
                           Eine eben so wichtige und beachtenswerthe als interessante Abhandlung. In dem Vorwort
                              des Uebersezers zu dieser Abhandlung fuͤhrt derselbe an: wie es in der Natur
                              der Sache liege, daß die Anwendung der Expansion bei Locomotiven nur dann von
                              wirklichem Nuzen seyn könne, wenn der Grad der Expansion nach Beduͤrfniß
                              veraͤndert werden koͤnne und zwar waͤhrend des Ganges der Locomotive selbst, weil kaum eine andere
                              Maschine so großen Veraͤnderungen in der Kraftaͤußerung unterworfen
                              sey, wie die Locomotive durch Veraͤnderung im Bahngefaͤlle sowohl als
                              in der Belastung und der Richtung des Windes.
                           „Bei den Locomotiven gewoͤhnlicher Einrichtung muß die Kraft nach
                                 den unguͤnstigen Umstaͤnden bemessen werden, welche beim Betriebe
                                 vorkommen, ohne daß concurrirende vortheilhafte Verhaͤltnisse benuzt
                                 werden koͤnnen“ (die dabei oͤfter
                              uͤberschuͤssige Kraft ist dann so gut als verloren); „bei
                                 den Expansionsmaschinen bestimmen zwar auch die unguͤnstigsten
                                 Betriebsverhaͤltnisse die volle Kraft, welche eine Maschine besizen muß,
                                 um wirksam zu seyn, sie gewaͤhren aber den Vortheil, daß auch die
                                 bessern. Verhaͤltnisse benuzt werden koͤnnen, und die Verwendung
                                 der Kraft immer mit dem Widerstande im richtigen Verhaͤltnisse
                                 steht“ u. s. w.
                           Aus der Uebersezung des Berichtes selbst, welche der Director saͤmmtlicher
                              belgischen Staats-Eisenbahnen, Hr. Masui, an den
                              Minister der oͤffentlichen Arbeiten erstattete, heben wir hervor:
                           
                              „Das System des Hrn. Cabry,
                                 Ober-Ingenieur des Maschinenwesens der belgischen
                                 Staals-Eisenbahnen, besteht im Wesentlichen in einer Vorrichtung,
                                 vermittelst welcher man in sehr einfacher Art den Lauf der Dampfschiebventile
                                 veraͤndern kann; wie bei vielen Maschinen mit unveraͤnderlicher
                                 Expansion, z. B. den de Ridder'schen, ist die Dekung
                                 der Schiebventile groͤßer als bei der gewoͤhnlichen Locomotive und
                                 sind dieselben so berechnet, daß, je nachdem in der Laͤnge des
                                 Schieberlaufes gewechselt wird, die Cylinder auf kuͤrzere oder
                                 laͤngere Zeit gaͤnzlich geschlossen werden, und so der Eintritt
                                 des Dampfes waͤhrend eines groͤßeren oder geringeren Theiles des
                                 Kolbenlaufes unterdruͤkt wird. Der im Augenblike des Abschlusses im
                                 Cylinder befindliche Dampf dehnt sich beim fortgesezten Kolbenlaufe aus, und
                                 wirkt durch Expansion bis zu Ende desselben. Es geht hieraus hervor, daß durch
                                 eine gleiche Dampfmasse eine groͤßere Wirkung hervorgebracht wird, indem,
                                 bevor man ihn entweichen laͤßt, gewissermaßen alle Kraft aus ihm gezogen
                                 wird, welche er noch enthaͤlt. Das hier in Rede stehende System bietet
                                 noch einen anderen Vortheil: es gestattet die Verwendung des Dampfes in den
                                 Cylindern ganz nach Belieben zu vermindern, indem der Eintritt desselben
                                 waͤhrend eines groͤßeren Theiles vom Kolbenlaufe abgeschnitten
                                 werden kann. Die Kraft wird in diesem Falle verhaͤltnißmaͤßig
                                 vermindert, und damit ist der große Vortheil erreicht, die Kraft der Maschine
                                 (und folglich auch die Kosten derselben) der Arbeit, welche sie verrichten soll,
                                 anzupassen.
                              
                           Uebrigens wuͤrde es von geringerem Werthe seyn, die Dampfverwendung in den
                              Cylindern zu beschraͤnken, wenn nicht gleichzeitig die Erzeugung des Dampfes
                              im Kessel vermindert wuͤrde; der Dampf, welcher hinter dem Kolben erspart
                              waͤre, wuͤrde durch die Sicherheitsventile entweichen und man
                              haͤlte nichts gewonnen. Aber auch hiebei aͤußert sich ein
                              guͤnstiges Verhaͤltniß; der Dampf, welcher sich im Cylinder ausgedehnt
                              hat, entweicht mit einer weit geringeren Geschwindigkeit in die Rauchröhre, als die,
                              welche er gehabt haben wuͤrde, waͤre seine Spannung nicht
                              geschwaͤcht worden; der Luftzug verliert aus diesem Grunde an Lebhaftigkeit
                              und es muͤssen sich sowohl die Verwendung des Brennmaterials auf dem Herde,
                              als die Dampferzeugung im Kessel im gleichen Verhaͤltniß vermindern.Bei den Expansions-Locomotiven, mit welchen im Junius d. J. Versuche
                                    unter meiner Theilnahme angestellt wurden, war noch eine besondere
                                    Vorrichtung zur Regulirung des Zuges angebracht. Die Abführungsröhre des
                                    Dampfes aus den Cylindern spaltet sich nämlich in zwei Arme, von denen der
                                    eine vom Stande des Maschinisten aus geöffnet und verschlossen werden
                                    kann.Entweicht der Dampf durch beide Röhren, so ist seine Wirkung auf den Zug nur
                                    sehr gering; wird aber die eine Röhre verschlossen, so tritt er in
                                    gewöhnlicher Weise aus und erzeugt einen lebhaften Zug. Die Anwendung dieses
                                    Mittels ist von augenbliklicher Wirksamkeit und macht den Maschinisten
                                    gänzlich zum Herrn des Feuers und omit der Dampferzeugung.Masui.
                           
                           Nachdem Hr. Masui nun einen ausfuͤhrlichen Bericht
                              uͤber den Hergang der Erfindung, die vor den Versuchen stattgehabten
                              theoretischen Discussionen zwischen seinen Ingenieuren, die verschiedenen Ansichten
                              derselben, das Mißtrauen gegen die Sache (zuerst auch seinerseits) abgegeben hat,
                              fuͤhrt er die Resultate vieler nach und nach angestellter Versuche nach immer
                              wieder von Neuem erhobenen Zweifeln an, etwa wie folgt:
                           „Die ersten Versuche gaben folgende Resultate:
                           
                              
                                 Von Bruͤssel nach Ans.
                                 Von Ans nach Bruͤssel.
                                 
                              
                                 Die gewoͤhnliche Maschine bedurfte Pfd.
                                 Die Maschine nach Cabry's
                                    System bedurfte Pfd.
                                 Die gewoͤhnliche Maschine bedurfte Pfd.
                                 Die Maschine nach Cabry's
                                    System bedurfte Pfd.
                                 
                              
                                 1714,65
                                 1230,07
                                 1696,01
                                 1345,50
                                 
                              
                                 1994,21
                                 17147,65
                                 1696,01
                                 1345,50
                                 
                              
                                 —
                                 1174,16
                                 —
                                 1118,25
                                 
                              
                                 —
                                 1155,52
                                 —
                                 1167,25
                                 
                              
                                 Im Mittel 
                                 Im Mittel 
                                 Im Mittel 
                                 Im Mittel 
                                 
                              
                                 1854,42
                                 1318,60
                                 1696,01
                                 1269,15
                                 
                              
                                 Ersparung 29 Proc.
                                 Ersparung 25 Proc.
                                 
                              
                           Die vorstehenden Erfahrungen geben in Mittel eine Ersparung von 27 Proc. zu Gunsten
                              der Anwendung des neuen Apparates in Betreff des Kohksverbrauchs waͤhrend des
                              Laufes der Maschinen. Beide Maschinen hatten dabei unter ganz gleichen
                              Umstaͤnden gearbeitet und waren beide mit gleicher Sparsamkeit
                              gefuͤhrt worden. An Brennmaterial fuͤr die Anheizung der Maschinen und
                              waͤhrend des Stillstandes derselben wurde durch die Anwendung des Apparates
                              nicht gespart.“
                           Eine hierauf eingesezte Commission von Ingenieuren hegte auch gegen diese Versuche
                              noch Zweifel und nach mancherlei Debatten und Zwischenfaͤllen wurden endlich
                              folgende Resultate erlangt, die den Berichterstatter endlich bewogen, auf allgemeine
                              Einfuͤhrung des Cabry'schen Systems mit veraͤnderlicher Expansion bei dem belgischen
                              Minister der oͤffentlichen Arbeiten anzutragen. Wir fuͤhren den
                              daruͤber berichtenden Schluß unseres Textes woͤrtlich an:
                           
                              „Die bei dieser lezten Vergleichung angestellten Versuche sind
                                 bemerkenswerth. Auf der Linie von Bruͤssel nach Mecheln wurden die
                                 Versuche ununterbrochen vom 7. bis 16. September d. J. in solcher Art
                                 durchgeführt, daß abwechselnd einen Tag um den andern die Maschine mit
                                 veraͤnderlicher Expansion und eine gewoͤhnliche von gleicher Kraft
                                 den Dienst verrichtete. Die ganze Zahl der auf diesen 20 Kilometer (2⅔
                                 Meilen) langen Streke befoͤrderten Wagen war 260 durch die
                                 Expansionsmaschine, 261 durch die gewoͤhnliche Maschine. Die erstere hat
                                 137 Hektoliter (10213 Pfd.), die anderen 190 Hektoliter (14164Pfd.)Kohks
                                 verwendet, woraus sich eine Ersparung von nahe 30 Proc. ergibt.
                              
                           Auf der Linie zwischen Mecheln und Gent wurden die Versuche vom 17. bis 26. Septbr.
                              angestellt. Die Gesammtzahl der auf dieser 58Kilom. (7¾ Meil.) langen Streke
                              mit der Expansionsmaschine gefahrenen Wagen betrug 127, mit der gewoͤhnlichen
                              Maschine 141, der Verbrauch der ersteren an Kohks betrug 125 Hektoliter (9354 Pfd.),
                              der anderen 220 Hektoliter (16462 Pfd.) das ist, wenn in beiden Faͤllen das
                              befoͤrderte Totalgewicht, die Maschine inbegriffen, zu Grund gelegt wird,
                              eine Ersparung fuͤr die durchlaufene Meile von 43 Proc.
                           Auf der 44 Kilometer (5,86 Meilen) langen Nordlinie von Bruͤssel nach
                              Antwerpen haben die Versuche vom 12. Sept. bis zum 1. Okt. stattgefunden. Bei dieser
                              hat, ungeachtet die beim Stillstande verwendeten Kohks mit unter dem ganzen
                              Verbrauch inbegriffen waren, die Ersparung noch eine Hoͤhe von 25 Proc.
                              erreicht, abgesehen von dem zur Anheizung erforderlichen Brennmaterial, welches sich
                              bei beiden Systemen gleich bleibt.
                           Endlich haben die auf der 45 Kilometer (6 Meilen) langen Bahnstreke von Gent nach
                              Courtray vom 5. bis 13 Okt. ausgefuͤhrten Versuche eine Ersparung von 37
                              Proc. ergehen.
                           
                           Es ist zu bemerken, daß bei den angefuͤhrten vier Beispielen die
                              gewoͤhnlichen Zuͤge stark, die Bahnen aber wenig geneigt waren
                              — zwei Umstaͤnde, welche der Expansion nicht guͤnstig sind,
                              weil sie keine Gelegenheit geben, den Apparat so anzuwenden, wie es bei
                              staͤrkeren Neigungen und bei schwaͤcheren Zuͤgen, welche die
                              ganze Kraft der Maschine nicht in Anspruch nehmen, der Fall gewesen seyn
                              wuͤrde.
                           Nach diesem ausfuͤhrlichen Berichte, welchen ich Ihnen vorzulegen die Ehre
                              habe, wollen Sie, Herr Minister, sich uͤberzeugen, daß ich erst nach
                              laͤnger als einjaͤhrigen Versuchen mir eine entschiedene Ansicht
                              uͤber das vorgeschlagene System gebildet habe. Ich nehme keinen Anstand,
                              demselben meinen vollen Beifall zu geben, und von der Anwendung den
                              gluͤklichsten Erfolg zu hoffen.
                           In Gemaͤßheit dessen habe ich die Ehre zu bitten, mich ermaͤchtigen zu
                              wollen, das Expansionssystem des Oberingenieurs, Hrn. Cabry, bei allen Maschinen der Ostlinie, welche dazu geeignet sind,
                              einzufuͤhren, indem die dazu erforderliche Ausgabe unbedeutend ist.“
                              (Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt, Nov. 1843, Nr.
                              9.)
                           
                        
                           Instrument um die Geschwindigkeit der Schiffe zu
                              messen.
                           Russell schlaͤgt hiezu folgendes Instrument vor. Es
                              besteht aus einer Roͤhre, welche quer durch den Vordertheil des Schiffes geht
                              und seine innere Bruͤke entlang bis zum Schwerpunkt des Fahrzeugs
                              fortlaͤuft. Hier endigt sie sich in ein senkrechtes Reservoir, welches den in
                              seinem Innern durch die Fluͤssigkeit ausgeuͤbten Druk anzeigt. Eine
                              bewegliche Scale, deren Nullpunkt der Wasserhoͤhe in der Roͤhre, wenn
                              das Schiff in Ruhe ist, entspricht, zeigt die verschiedenen Geschwindigkeitsgrade
                              beim Segeln desselben an. Dieses Verfahren, welches alle wuͤnschbare
                              Genauigkeit darbietet, beruht auf folgendem hydrodynamischen Princip: wenn ein
                              Gefaͤß im Wasser mit einer Geschwindigkeit fortbewegt wird gleich der durch
                              ein gegebenes Niveau erzeugten, so muß der Widerstand das Wasser in einer neben dem
                              Gefaͤße angebrachten Roͤhre, welche der Einwirkung der sie umgebenden
                              Fluͤssigkeit ausgesezt ist, in die Hoͤhe treiben. (Echo du monde savant, 1843 No. 30)
                           
                        
                           Deutsche Patent-Rasirmesser.
                           Juͤngst wurde in der technischen Deputation des Handwerkervereins zu Chemnitz
                              ein Patent-Rasirmesser aus der Fabrik der Gebruͤder Dittmar in Heilbronn, deß gleichen ein dazu
                              gehoͤriger Streichriemen vorgezeigt. Nach Angabe der Fabrikanten sind diese
                              Messer aus dem feinsten Indiastahle geschmiedet, chemisch gehaͤrtet und
                              galvanisch vergoldet und es sagen dieselben uͤber diese Messer folgendes:
                              „die haͤufigen Klagen daruͤber, daß man aͤußerst
                                 selten ein gutes Rasirmesser bekomme, haͤtten sie bestimmt, diesem
                                 Gegenstande ihre ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Nach ihren Erfahrungen
                                 laͤge der Fehler nicht sowohl in einer minder sorgfaͤltigen
                                 Accuratesse beim Haͤrten, als vielmehr in der Construction der
                                 gewoͤhnlicheu Rasirmesser, weil durch das Mißverhaͤltniß des diken
                                 Ruͤkens mit der duͤnnen Schneide selten eine gleiche und
                                 regelmaͤße Haͤrte hervorgebracht werde. Sie versuchten es daher,
                                 Rasirmesser von gleicher Staͤrke mit aufgeschobenem Ruͤken zu
                                 machen. Diese Versuche seyen so vortrefflich ausgefallen, daß sie ein
                                 Erfindungspatent darauf erhielten. Soll aber ein Rasirmesser lange Zeit seine
                                 feine Schneide erhalten, so seyen vorzuͤglich zwei Sachen aus das
                                 Angelegentlichste zu empfehlen: 1) die groͤßte Sorgfalt beim Abtroknen
                                 des Rasirmessers und 2) ein guter Streichriemen. — Es sey
                                 raͤthlich mit dem Rasirmesser nach dem Rasiren einige Zuͤge auf
                                 dem Streichriemen zu thun; die Schneide des Messers werde dadurch etwas fett,
                                 wodurch das Rosten verhuͤtet und die feine Schneide erhalten wird. Der
                                 von erwaͤhnten Fabrikanten erfundene und ebenfalls patentirte
                                 Streichriemen zeichnet sich dadurch aus, daß er nach allen Seiten etwas
                                 gewoͤlbt ist, so daß die Schneide des Rasirmessers beim Abziehen niemals
                                 auf die Kante des Leders kommt.“ (Gewerbeblatt fuͤr
                              Sachsen.)
                           
                        
                           
                           Neue Art Flintenlaͤufe zu verfertigen.
                           Hr. Seguier uͤbergab der franzoͤsischen
                              Akademie einige Flintenlaͤufe, welche von den HHrn. Gastinne und Renette nach einem neuen Verfahren
                              verfertigt wurden und bemerkte dabei:
                           
                              „Das Band, aus welchem diese Laͤufe bestehen, statt aus
                                 schraubenfoͤrmig gewundenen, flachen Staͤben, deren Raͤnder
                                 aneinander geschweißt werden, zu bestehen, wird durch Uebereinanderlegen zweier
                                 dreikantigen Prismen gebildet, welche so aufeinander gelegt werden, daß die
                                 obere Kante des einen an der Basis des andern anliegt. Die
                                 Beruͤhrungspunkte der Schweißungen, welche so in Ebenen, die gegen die
                                 Achse des Laufs schief liegen, hervorgebracht werden, sind folglich viel
                                 zahlreicher. Der Uebelstand querer Ungleichheiten, d. h. mangelhafter
                                 Schweißungen, wird dadurch sicherer vermieden. Die mit solchen
                                 Flintenlaͤufen angestellten Proben beweisen am besten die Zwekmaßigkeit
                                 dieses Verfahrens. Man erhielt folgende Resultate.
                              
                           Ein Lauf, dessen Gesammtgewicht 875 Gramme betrug, welcher 72 Centimeter lang, von 17
                              Millimeter innerm Durchmesser, bei der Schwanzschraube 5 Millimeter und an der
                              Muͤndung 1,50 Millimeter weit war, wurde fuͤnf Proben unterworfen,
                              wobei jedesmal eine weitere, der ersten gleiche, Portion Pulver und Blei zugesezt
                              wurde; die erste hatte an Pulver 11,43 Gramme und an Blei 62,50 Gramme betragen; der
                              Lauf unterlag erst der Ladung von 44 Gr. Pulver und 250 Gr. Blei, barst jedoch ohne
                              Umherwerfen seiner Theile.
                           Ein hinsichtlich seiner Dimensionen dem obigen ganz gleicher Lauf wurde schon beim
                              erstenmal mit der Ladung probirt, bei welcher jener sprang und hatte gleiches
                              Schiksal.
                           Ein dritter Lauf, mit welchem nur drei Proben angestellt wurden, wobei man aber
                              sogleich mit einer Ladung von 39 Gr. Pulver und 218,75 Blei begann, vertrug auch
                              noch, unter bloßem Aufgetriebenwerden um 2 Millimeter, eine Ladung on 44,54 Gr.
                              Pulver und 250 Gr. Blei, unterlag endlich der enormen Ladung von 50 Gr. Pulver und
                              28l,25 Gr. Blei; enorm wird sie genannt, weit die Jaͤger bei Flinten dieses
                              Kalibers sich in der Regel nur einer Ladung von kaum uͤber 3–4 Gr.
                              Pulver und 40 Gr. Blei bedienen.
                           Ein nach diesem Verfahren und den fuͤr die Bewaffnung der Infanterie
                              vorgeschriebenen Dimensionen verfertigter Lauf hielt mehrere Proben aus, die mit 33
                              Gr. Pulver und zwei Kugeln angefangen und mit 66,80 Gr. Pulver und zwei Kugeln
                              beendet wurden und litt gar keinen andern Schaden, als daß er oberhalb des
                              Pulversaks ganz wenig, ungefaͤhr um 8/10 Millimeter, aufgetrieben wurde. (Comptes rendus, 1843, 2tes Semester, Nr. 11.)
                           
                        
                           Neuer mechanischer Webestuhl von Götze und Comp. in Chemnitz.
                           Die technische Deputation des Chemnitzer Handwerkervereins bezeichnet in einem
                              Gutachten uͤber diesen Webestuhl als vorzuͤglich wesentlich die durch
                              eine Nuthcurvenscheibe hervorgebrachte Ladenbewegung, durch welche das Fach
                              laͤnger als gewoͤhnlich offen erhalten und ein durch zunehmende
                              Geschwindigkeit verstaͤrkter Schlag bewirkt wird; ferner die Anbringung eines
                              mit einer Trittmaschine gleichwirkenden Mechanismus, welcher mehr schaͤftige
                              Waare mit derselben Leichtigkeit erzeugen laͤßt, als zweischaͤftige
                              und zugleich augenbliklich fuͤr jedes beliebige Muster eingerichtet werden
                              kann. Endlich ist der Webestuhl so eingerichtet, daß er in kuͤrzester Zeit
                              nach Erforderniß entweder fuͤr mehrschaͤftige oder fuͤr glatte
                              Waare umgeaͤndert werden kann. (Gewerbeblatt fuͤr Sachsen, 1843, Nr.
                              84.)
                           
                        
                           Kühle's
                              Kleisterarten fuͤr Buchbinder, Galanterie-, Papp- und
                              Lederwaarenarbeiter, so wie für das Gepäkwesen.
                           KleistersorteA. Man nehme 4 Loth Staͤrke und 6 Loth recht fein
                              pulverisirte Kreide, 2 Loth guten Leim, 2 Loth venetianischen Terpenthin und 1/6
                              (Berliner) Quart Kornbranntwein mit 1/6 Quart Wasser gemischt. Von beiden lezteren
                              nehme man so viel als nothwendig ist, die Staͤrke und Kreide zusammen zu
                              einem Brei bereiten zu koͤnnen; mit dem Rest des Gemisches von Branntwein und
                              Wasser wird der Leim gekocht und waͤhrend des Kochens der Terpenthin
                              hinzugethan. Ist nun der Leim und Terpenthin aufgeloͤst, so wird die Masse
                              mit  dem Brei unter
                              fortwaͤhrendem Umruͤhren gemischt. Obige Mengen geben 1 Pfd. Kleister,
                              welches auf 2½ Silbergroschen zu stehen kommt.
                           KleistersorteB. 6 Loth Staͤrke werden mit Wasser zu einem
                              maͤßig starken Brei eingeweicht. 3 Loth Leim und 3 Loth venetianischer
                              Terpenthin mit ⅜ Quart Wasser verduͤnnt, uͤber gelindem Feuer
                              ins Kochen gebracht und dann wie bei A verfahren. Man
                              erhaͤlt 1 Pfd. Kleister, welcher etwas starker als A. ausfaͤllt, und besonders fuͤr Galanterie- und
                              Lederarbeiten zu empfehlen ist, da derselbe bei Seidenzeugen nicht durchdringt, und
                              dem Papier wie dem Leder weder den Glanz noch die Narben und Pressungen benimmt. Da
                              dieser Kleister kalt verbraucht wird, so wuͤrde man noch obenein die Kosten
                              der Feuerung ersparen und uͤberfluͤssige Kohlenduͤnste
                              vermeiden. Zulezt waͤre derselbe, da er augenbliklich troknet, dem
                              Gepaͤkwesen zum Signiren der Gepaͤke hinsichtlich seiner guten
                              Bindekraft zu empfehlen.
                           Die Abtheilung des preußischen Gewerbevereins fuͤr Manufacturen und Handel
                              erklaͤrte, daß diese beiden Kleisterarten nach angestellten Versuchen
                              vorzuͤglich zu nennen seyen; der unter A
                              angegebene Kleister eigne sich besonders zum Kitten von Glas
                                 und Porzellan; beide seyen fuͤr Tapezierer und Sattler bei
                              Polsterungen sehr zwekdienlich, indem der Zusaz von Terpenthin ein bekanntes Mittel
                              zur Vertilgung der Motten ist. Der Verein beschloß daher Hrn. Kuͤhle eine Gratification von 100 Thalern fuͤr diese
                              Mittheilung zu zahlen. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und
                              Handelsblatt, Oktober 1843, Nr. 7.)
                           
                        
                           Poussier's Methode die Abtrittgruben zu desinficiren.
                           Hr. Poussier, welcher sich lange mit dem Problem die
                              Abtrittgruben zu desinficiren beschaͤftigt hat, erreicht diesen Zwek auf eine
                              sicherere und wohlfeilere Weise, als es bisher moͤglich war, folgendermaßen.
                              Er benuzt hiezu die unreine schwefelsaure Thonerde, wie man sie beim Auslaugen der
                              Alaunschiefer erhaͤlt. Dieses Salz enthaͤlt mehr Schwefelsaͤure
                              als der Eisenvitriol und wirkt wegen seiner sauren Reaction schneller auf die
                              Substanzen, womit es in Beruͤhrung kommt, so daß es die faule Gaͤhrung
                              besser als der Eisenvitriol verhindert. Er verwendet es ohne Zusaz von Kohlenpulver,
                              weil lezteres theuer zu stehen kommt und zu viel Raum wegnimmt. Die schwefelsaure
                              Thonerde erheischt nur ungefaͤhr 1/25 vom Hohlraum der Abtrittgruben.
                              Besonders macht sie auch ihr niedriger Preis allgemein anwendbar. 100 Kilogramme
                              kommen in Paris auf 50 bis 52 Fr. zu stehen und man braucht davon per Kubikmeter nur 50 bis 60 Kilogramme. Fuͤr
                              eine Grube von 16 Kubikmet. wuͤrde also die jaͤhrliche Auslage 48 bis
                              50 Fr. ausmachen, was gewiß wenig ist, wenn man beruͤksichtigt, welchen Werth
                              die so behandelten Substanzen als Duͤnger haben, weil sie von ihren
                              Ammoniaksalzen fast keines verloren. (Eeho du monde
                                 savant, 1843, No. 30.)
                           
                        
                           Einwirkung des schwefelsauren Eisens auf die
                              Vegetation.
                           Hr. Maître zu Chatillon sur Seine verbreitete 1 Kilogr.
                              schwefelsauren Eisens (Eisenvitriols) groͤblich gepulvert und vermengt mit 25
                              Liter recht lokerer Akererde auf 14 Ares (Morgen) nicht gegypster
                              einjaͤhriger Luzerne. Diese 14 Acres wurden durch Abstekpfaͤhle von
                              dem uͤbrigen Feld, welches am dritten Tag gegypst wurde, kenntlich gemacht.
                              Der Preis des Gypses auf eine gleich große Flaͤche haͤtte 60–70
                              Centimes betragen, der des Eisenvitriols betrug nur ungefaͤhr 20 Centimes.
                              Beim Schneiden haͤtte das geuͤbteste Auge keinen Unterschied zwischen
                              den verschiedenen Theilen des Feldes bemerken koͤnnen; die Stengel hatten
                              alle gleiche Hoͤhe und gleiche Staͤrke.
                           Hr. Professor Gris, von welchem diese Notiz
                              herruͤhrt, behandelte auch sehr empfindliche Pflanzen, wie Hortensien,
                              Heliotropen, Orangebaͤumchen, Camellien etc. mit schwacher
                              Eisenvitriolloͤsung (1/5 Loth des Salzes in 2 Pfund Wasser), worauf sich
                              dieselben immer gut erhielten und kraͤftig fortwuchsen. Die in die halbe
                              Sonne gestellte Pflanze wird alle 5–6 Tag damit begossen und wie sich von
                              selbst versteht, die sonst noͤthige sorgfaͤltige Pflege nicht
                              eingestellt. (Moniteur industriel 1843. No. 757.)