| Titel: | Ueber Wasserdichtmachung des Verwurfes der Terrassen, Cisternen und anderer neuer oder durch die Zeit verdorbener Bauwerke; von Hrn. Bruel, Oberingenieur zu Perpignan (Ostpyrenäen). | 
| Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LXXVIII., S. 354 | 
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                        LXXVIII.
                        Ueber Wasserdichtmachung des Verwurfes der
                           Terrassen, Cisternen und anderer neuer oder durch die Zeit verdorbener Bauwerke; von
                           Hrn. Bruel,
                           Oberingenieur zu Perpignan (Ostpyrenaͤen).
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Jul. 1843,
                              S. 275.
                        Mit Abbildungen auf Tab
                              V.
                        Bruel, über Wasserdichtmachung des Verwurfes der Terrassen,
                           Cisternen etc.
                        
                     
                        
                           Um den Anwurf der Terrassen, den Ueberschutt der Gewölbe, die Bekleidung der
                              Cisternen und anderer Bauwerke vom Wasser undurchdringlich zu machen, bedient man
                              sich verschiedener Verfahrungsweisen; bald macht man sie Schichte auf Schichte mit
                              einer Art Lehm (diel) dicht, welche man aus den
                              Steinkohlengruben von Anzin, gemischt mit etwas Kalkerde und ein wenig Schwefelkies
                              gewinnt, oder klopft sie mit dem Schlegel fest; bald behandelt man sie zu
                              wiederholtenmalen mit der Kelle und glättet sie nachher unter Befeuchtung  mit hydraulisch
                              gemachtem Kalk oder fetten Linimenten. Manchmal werden sie stark erhizt, um Luft und
                              Feuchtigkeit auszutreiben, und es wird, wenn sie dadurch zur Absorption vorbereitet
                              worden sind, ohne Verzug über ihre Oberfläche eine fette, warme Mischung
                              ausgebreitet, welche die kalte atmosphärische Luft in kurzer Zeit eindringen zu
                              machen strebt; am häufigsten beschränkt man sich darauf, diesen Anwurf mit einem
                              beizenden oder troknenden Anstrich, oder wohl auch mit einer Erdharzschicht zu
                              überdeken.
                           Da aber diese Verfahrungsweisen kostspielig sind und nicht immer den gewünschten
                              Erfolg haben, so suchte der Verfasser ein in seinem Erfolg von vornherein
                              gesichertes Verfahren zu ermitteln; er wandte nämlich auf neuen Anwurf, so wie auf
                              solchen, der durch die Zeit oder irgend einen Zufall gelitten hatte, die mächtige
                              Kraft der hydraulischen Presse an, um ihn durch und durch mit einer halbflüssigen
                              Substanz zu imprägniren; da aber dieser Apparat kostspielig und ziemlich schwer zu
                              handhaben ist, beschränkte sich Hr. Bruel darauf, seine
                              Wirkung nachzuahmen durch eine einfache Wassersäule, welche man nach Belieben hoch
                              machen und genau bemessen kann.
                           Er schlägt demnach folgende Vorrichtung vor und beginnt mit ihrer Anwendung auf einer
                              ebenen und ziemlich horizontalen Terrasse. Wer ihre Wirkung an einer solchen Stelle
                              begreift, sieht auch ein, wie leicht sie gegen eine geneigte, verticale, winklige
                              und selbst irgendwie krumm laufende Oberfläche unter Veränderung ihrer Gestalt und
                              Größe nach Maßgabe der Umstände angewandt werden kann.
                           Bei dieser ersten Vorrichtung wird dem Druk der Flüssigkeit nur 5 Meter Höhe oder
                              Kraft gegeben, einer halben Atmosphäre entsprechend, indem dieß die stärkste in der
                              Regel erforderliche ist, da auch die tiefsten Cisternen nicht diese Wasserhöhe zu
                              comprimiren haben und wenn sie dieser divergirenden Kraft im voraus ohne
                              Durchsikerung widerstunden, vollkommen vor jeder Infiltration (Einsikerung)
                              gesichert sind; um so versicherter kann man sich davon halten, wenn es sich nur
                              darum handelt, das Regenwasser oder das durch 2 Meter Erddike eindringende Wasser
                              abzuhalten. Will man indessen einen stärkern Druk erhalten, so hindert nichts, die
                              Wassersäule höher zu machen und das zu ihrer Beschwerung hinzuzusezen nöthige
                              Gewicht zu vermehren.
                           1. Sättigung des Anwurfs mit hydraulischer Kalkmilch.
                              — Eine Eisenblechplatte C, D, Fig. 25, welche man das
                              Schild nennen kann, von etwas über 1 Meter im Quadrat
                              und 3 Millim. Dike, liegt auf einem Rahmen A, B, welcher
                              aus einer Bleiplatte verfertigt oder einem Wulst von doppeltem Filz gebildet ist,
                              damit sie von dem durch Compression zu tränkenden Erdboden etwas entfernt  bliebt. Unter diesem
                              Rahmen breitet man eine Schicht geschmolzenen Harzes aus, das sich genau nach den
                              etwaigen Unebenheiten des Anwurfs anlegen kann, welcher leztere 20 bis 30 Millimeter
                              vom Schilde entfernt ist. Auf dieses Schild legt man einen 2 Meter langen und 1
                              Meter breiten Holzboden, um es recht eben zu erhalten und die der Vorrichtung
                              zugesezte Beschwerung zu tragen. Das Kittharz muß mit etwas Talg oder Wachs
                              vermischt werden, um seine Sprödigkeit zu vermindern. In der Mitte des Schildes C, D erhebt sich eine 5 Meter hohe Säule von Eisenblech
                              oder Blei E, F, die ihrer Achse nach 2 oder 3 Centimeter
                              weit durchbohrt oder offen ist; diese Röhre endigt oben mit einem Trichter G, durch welchen die während der Operation beständig
                              voll gehaltene Druksäule von hydraulischem Kalkwasser eingeschüttet wird.
                           Da diese Flüssigkeitssäule (so dünn sie auch ist) die ganze Vorrichtung mit einer
                              Kraft von 1,00 Meter×5,00 Meter aufzuheben strebt, so beschwert man den
                              Holzboden M, N mit wenigstens 5000 Kilogr. Steinen, oder
                              noch besser, mit 50 mit Erde angefüllten, je 100 Kilogr. schweren Säken, damit bei
                              den vielen mit dieser Last vorzunehmenden Bewegungen weder Menschen noch der Anwurf
                              in Gefahr gesezt werden.
                           Man füllt nun die Röhre E, F mit durch Vermischung mit
                              unfühlbarem Puzzolanerdestaub hydraulisch gemachter
                              Kalkmilch an. Mit dieser Flüssigkeit muß die Röhre E, F
                              2 bis 3 Stunden lang angefüllt erhalten werden, damit die Risse des Bodens Zeit
                              haben, sich bis zu den durch die Breite des Schildes bestimmten und durch die Curve
                              a b c d bezeichneten Linien zu sättigen.
                           Nach Verlauf dieser Zeit werden die mit Erde angefüllten Säke abgehoben, um die
                              Vorrichtung um 1 Met. von ihrer frühern Stellung weiter zu br ngen, damit sie den
                              ganzen Boden ohne Unterbrechung von Stelle zu Stelle tränken kann. Man legt die
                              Belastung wieder auf, bewirkt 3 Stunden lang die gezwungene Sättigung und rükt dann
                              wieder auf die nächstanliegende Stelle weiter. Während man so die ganze Fläche von
                              einem Quadratmeter zum andern einem hydraulischen Druk von 5000 Kilogr. Gewicht oder
                              Kraft aussezt, troknen die zuerst gesättigten Quadratmeter aus und eignen sich um so
                              mehr zu einer frischen, jedoch minder als die erste beschwerten Tränkung, als der
                              Druk in derselben Ordnung meterweise allemal 3 Stunden lang vorgenommen wird, welche
                              Zeit stets zu einer theilweisen Sättigung hinreicht.
                           Man muß darauf bedacht seyn, den aus dem Schilde ruhenden Holzboden M, N von diesem getrennt und beweglich zu erhalten, um
                              ihn längs Mauern oder jedes unvorhergesehenen Hindernisses so  darauf anbringen zu können, daß
                              seine Belastung immer der Mitte des Schildes entspricht; aus diesem Grunde gab man
                              demselben nur 1 Meter Breite auf die doppelte Länge; auch muß Sorge dafür getragen
                              werden, daß alle getränkten Quadrate des Bodens aneinander stoßen, und daß kein
                              Theil seines Anwurfs frei bleibt von der Kalkmilch, die, wie gesagt, lange Zeit in
                              Form einer Wasserfläche zwischen dem Schilde und dem Erdboden gehalten wird.
                           Nachdem der Verfasser von diesem Verfahren sichern Erfolg vorausgesezt hatte, stellte
                              er auch einige Versuche an, in deren Folge er dessen Anwendung empfahl, um zwei in
                              der Mauer einer Cisterne entstandene Sprünge zu verstopfen. Fünf Ingenieurs wurden,
                              jeder besonders, zu Rathe gezogen und sprachen sich günstig dafür aus.
                           Man begreift, daß es hinreicht, wenn der Verwurf in mehreren Schichten einfach
                              angeworfen wird, ohne mit der Kelle stark anzudrüken, da er nur wieder aufgestrichen
                              und sorgfältig gleichgemacht zu werden braucht.
                           Was dieses Verfahren vorzüglich empfiehlt, ist, daß durch dasselbe Stöße und
                              Quetschungen vermieden werden, die dem Zusammenhalte und dem Erhärten des Anwurfs so
                              schädlich sind. Man kennt beinahe keinen ganz dichten Anwurf; alle sogenannten
                              hydraulischen Pflastersteine sind mehr oder weniger porös; alle Cisternen verlieren
                              etwas Wasser und die vegetabilischen Firnisse, womit man sie überzieht, wirken nur
                              palliativ.
                           Anders aber ist es, wenn man die Poren dieser Anwürfe, ehe man sie dem Gebrauche
                              übergibt, durch hydraulischen Druk ausfüllt; denn außerdem, daß dieser starke Druk
                              doch sanft ist, werden in die Gänge dieses Anwurfs, welcher mineralischer Natur ist,
                              Verbindungen oder Salze ebenfalls mineralischer Natur geführt, welche daher keinem
                              Verderben unterworfen und innigen Anhaftens an demselben fähig sind; mit der Zeit
                              wird dieses Anhaften vollkommen und es wird hiedurch der Naturproceß des mit
                              Kalksalzen beladenen Wassers nachgeahmt, welches in die kleinsten Risse dringt und
                              sogar auf der Außenseite der Röhrenleitung solcher Wässer ausschwizt, wo die
                              Berührung mit der atmosphärischen Luft es durch Verdunstung in den festen Zustand
                              überführt.
                           Diese Verrichtung der Natur wird täglich von den Arbeitern nachgeahmt, nur bloß auf
                              sehr unvollkommene Weise; sie gießen in die Fugen der Quadersteine hydraulische
                              Kalkmilch, welche darin nur mittelmäßig erhärtet; sie gießen geschmolzenes Blei in
                              das Grundlager der Eisenverbindungen, ohne jedoch zu bedenken, daß die Höhe der
                              Flüssigkeitssäule zur Befestigung ihrer Arbeit sehr viel beitragen würde. Auf diese
                              Weise verstopfte man die Infiltrationen im Bassin  Grognart zu Toulon und im Damme
                              des Reservoirs von Lampi, indem man mehrere Wochen hindurch hydraulische Kalkmilch
                              hineingoß, welchen Kalk man später an den äußern Wänden des Dammes stalactitisch
                              wieder heraustreten sah.
                           2. Sättigung des Anwurfs mit fetten Linimenten. —
                              Der hydraulische Druk bewirkt das Eindringen nicht nur von Kalkmischungen oder
                              -Salzen in den Anwurf, sondern auch das Eindringen von Oehlfarben und
                              Linimenten, an deren Sparung sehr viel gelegen seyn kann, in den Anwurf, so wie auch
                              in poröse Steine und sogar in Holz; die Materialien hiezu sind geschmolzenes Wachs,
                              Erdharz, troknendes Oehl und andere kostspielige Substanzen. Man bedient sich hiezu
                              derselben Vorrichtung mit Zusaz einer Scheidewand (Diaphragma), welche verhindert,
                              daß das Liniment sich mit der comprimirenden Wassersäule mischt und über dieselbe zu
                              schwimmen kommt. Zugleich aber muß dieses Diaphragma dünn und biegsam genug seyn, um
                              sich unter dem großen Gewicht dieser Wassersäule etwas zu senken.
                           Man macht daher zuvörderst auf dem Boden einen Wulst von
                              geschmolzenem Harz von derselben Breite im Quadrat wie der Rahmen A′, B′, Fig. 26 und
                              sezt den Rahmen darauf, welcher in Folge der Erkaltung des Harzes dem Anwurfe
                              adhärirend wird. Nun gießt man in den innern leeren Raum des Rahmens, nämlich auf
                              den von ihm eingeschlossenen Theil des Erdbodens, das Liniment oder den
                              Weingeistfirniß, welche man durch Compression eindringen machen will und spannt über
                              die Fläche des Rahmens ein großes, dünnes Bleiblech oder Diaphragma c, d, auf welches ein zweiter und lezter Rahmen a′, b′ kömmt,
                              der mit dem Schilde c′, d′ von starkem Eisenblech bedekt wird; man legt nun den Holzboden
                              M′, N′ und
                              seine Belastung darauf und es bleibt so zwischen dem Anwurf und dem Schilde keine
                              dem Wasser zugängliche Spalte offen, indem das Gewicht der Vorrichtung größer ist
                              als die Kraft, welche das Wasser, um eindringen zu können, oder um sich einen Ausweg
                              hinein zu verschaffen, aufbieten kann.
                           Ist der Apparat so vorgerichtet und die Röhre E′,
                              F′ eingesezt, so füllt man diese mit
                              siedendem Wasser an, welches man nach Maßgabe seiner Erkaltung erneuert, indem man
                              von Zeit zu Zeit den Hahn R öffnet; das Diaphragma c, d wird sich unter dem großen Gewichte der Wassersäule
                              etwas senken und einen starken Druk auf das Liniment ausüben, welches bis zu den mit
                              den Buchstaben X, Y, Z bezeichneten Gränzen in den Boden
                              dringt, während die Wärme des comprimirenden Wassers es immer flüssig erhält. Sobald
                              der Druk seine Wirkung gethan hat (was man daran erkennt, daß die Wassersäule 
                              E′, F′ sich
                              nicht mehr senkt), wird der Apparat auseinandergenommen, um ihn um 1 Meter weiter zu
                              rüken, d. h. anstoßend an dem eben gesättigten Quadrat. Man kann alles, was vom
                              Liniment zurükgeblieben ist, von dem biegsamen Bleiblatt c,
                                 d nicht erreicht werden konnte und durch die Berührung der kalten
                              atmosphärischen Luft wieder erstarren mußte, ohne Verlust wieder aufsammeln.
                           Die unter dem Gewichte der warmen Wassersäule E′,
                              F′ von dem Bleiblech c, d angenommene Biegung ist durch eine punktirte Curve angedeutet.
                           Betrachtet man Fig.
                                 27, so wird man leicht einsehen, wie man das Schild c, d auch in stark geneigter Richtung anbringen kann, wo es dann durch
                              Stüzen p, q gehalten und sein wohl horizontal
                              vorgerichteter Holzboden belastet wird.
                           Soll diese Operation an der verticalen Wand einer Cisterne vorgenommen werden, so
                              wird das Schild auch durch die Stüzen p, q angedrükt.
                              Zwar wird hier das nahe Gewölbe nicht immer gestatten, der comprimirenden
                              Wassersäule 5 Meter Höhe zu geben; da aber das Wasser der Cisterne sich nicht über
                              die gewöhnliche Wasserlinie x, y erheben darf, so sind
                              ihre Wände vor jeder weitern Infiltration geschüzt, wenn man die Wassersäule des
                              Apparats nur um einige Decimeter über die Linie x y
                              hinaufführen konnte.
                           Soll das Schild in einem Winkel oder gegen eine stark wellenförmige Fläche angewandt
                              werben, so muß ihm auf jeder Station ein besonderer Rahmen gegeben werden; behufs
                              der genauen Ausführung bringt man zuvörderst das Schild von starkem Eisenblech c, d in geeigneter Entfernung von der unebenen Fläche
                              an, wie Fig.
                                 28 zeigt, construirt sodann als Unterlage die vier Seiten eines hölzernen
                              oder metallenen Rahmens a, b, a, b, was einem geschikten
                              Arbeiter nicht schwierig ist, bekleidet den Rahmen mit einem Anwurf, damit er dem
                              Boden fest anhängt und vollendet dann die ganze Vorrichtung, um die Arbeit auf eben
                              beschriebene Weise ausführen zu können.
                           Es muß hier einem wichtigen Einwürfe begegnet werden, daß nämlich der durch Druk zu
                              tränkende Anwurf zu zerreiblich seyn könnte, um ein Gewicht von mehr als 5000
                              Kilogr. ertragen zu können, ohne unter dem Rahmen und seinem Kitt zu springen. Um
                              diesem Uebelstande zu begegnen, beschwert man anfangs das Schild nur etwa mit dem
                              Drittheil seiner Last und füllt die Röhre E, F nur zum
                              Drittheil ihrer Höhe an, sezt erst dann das zweite Drittheil der Last und des
                              Drukwassers und zulezt die lezten Drittheile beider zu. Durch diese (jedoch nicht
                              immer nothwendige) allmähliche Belastung wird die unter dem Schild sich ausbreitende
                              Wasserfläche den  Druk
                              auf einen Quadratmeter gleichmäßig vertheilen und ihn unter der ohnedieß so engen
                              Fläche des Rahmens und seines Kittes um so weniger gefährlich machen.
                           
                        
                     
                  
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