| Titel: | Ueber galvanische Vergoldung und Versilberung; von Hrn. Hossauer. | 
| Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. XCVIII., S. 438 | 
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                        XCVIII.
                        Ueber galvanische Vergoldung und Versilberung;
                           von Hrn. Hossauer.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des
                                 Gewerbfleißes in Preußen, 1843, 3te Lieferung.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Hossauer, über galvanische Vergoldung und Versilberung.
                        
                     
                        
                           Nicht allein die Absicht, als Mitglied des Gewerbevereins den Zwek desselben fördern
                              zu helfen, sondern weil die bis jezt (12. Dec. 1842) veröffentlichten Mittheilungen
                              über galvanische Vergoldungen und Versilberungen dem Handwerker unvollkommen
                              erscheinen, und seinen Kenntnissen oft gar nicht zusagen, erlaube ich mir, die
                              Erfahrung meiner Praxis in dieser Beziehung meinen
                                 Gewerbsgenossen mitzutheilen, und ist es mir erfreulich, daß der geehrte
                              Verein dieselbe von mir anzunehmen sich bereit erklärt hat.
                           Um bei diesem Urtheil über die Mängel nicht anmaßend zu erscheinen, muß ich
                              bevorwortend bitten, meine Mittheilung nicht so zu beurtheilen, als wenn ich sie
                              besser als ein Chemiker beurtheilen wollte, sondern sie von mir als praktischem
                              Goldschmied, der nur Freude an seinem Beruf findet und nach Vervollkommnung seiner
                               Werke und Arbeit
                              strebt, anzunehmen. Indessen zur Rechtfertigung der gerügten Mängel erlaube ich mir
                              darauf aufmerksam zu machen, daß die bekannten Veröffentlichungen über galvanische
                              Vergoldungen und Versilberungen gewöhnlich unter andern das Resultat zulezt angeben:
                              der Praktiker möge sein Glük weiter versuchen und die ihm dargebotenen Mittel
                              vervollkommnen und verbessern.
                           Gerade dergleichen Zurechtweisungen, wonach die vergoldeten oder versilberten
                              Arbeiten nicht so metallrein werden, als es die Praxis erfordert, nehmen dem
                              gewöhnlichen Arbeiter das Zutrauen zu diesem neuen Verfahren; er zieht es nicht
                              allein vor, bei dem alten Schlendrian zu bleiben, sobald es ihm an Erfahrung und
                              Kenntniß fehlt sich zu helfen, sondern tadelt es und macht andere Personen noch dazu
                              abgeneigt, sich eine der wichtigsten und nüzlichsten Entdekungen anzueignen.
                              Dergleichen Fälle habe ich hier bei Concurrenten und Genossen, so wie in Paris an
                              der Quelle, kennen gelernt.
                           Würde auch anzunehmen seyn, daß man durch die in öffentlichen Mittheilungen
                              empfohlenen Mittel unrein legirte Metallablagerungen durch verdünnte Säuren, oder
                              durch Bürsten mit Weinstein etc. frisch machen könnte, so gehört dazu doch eine
                              gewisse Aufmerksamkeit, da man nicht jedem Arbeiter zutrauen kann, daß er die Arbeit
                              so handhabt, um die edlen Metalle nicht anzugreifen, weil die durch Niederschläge
                              nach galvanischem Verfahren hergestellten Arbeiten gewöhnlich so schwach vergoldet
                              sind, als sie reich erscheinen, und seltsamen Illusionen wegen der Ungewohnheit Raum
                              geben. Kennt man diese Täuschung nicht, so ist eine reich erscheinende Vergoldung
                              oder Versilberung an ungleichen Flächen sehr leicht abgebürstet oder abgebeizt.
                           In die größte Verlegenheit und Verwirrung geräth aber der Arbeiter (wie es mir selbst
                              zu Anfange bei Einübung der Arbeiten gegangen ist), wenn er sich einen empfohlenen
                              constanten Apparat, wie sie Laien zu kleinen zufällig
                              geglükten Versuchen benuzen und wie sie zur Zeit im Handel zu haben sind, anschafft,
                              eine Goldsolution aus Blutlaugensalz genau nach Angabe angefertigt hat, und die
                              Arbeit sich vielleicht zufällig gleich schön metallisch vergoldet, hinterher aber
                              ein anderes Stük ganz braun und so unrein wird, daß keine Reinigung anders wieder
                              möglich ist, als daß er zulezt es ausglühen muß. Nächstdem kann sich ein anderes
                              Stük wohl rein, aber so langsam vergolden, daß er die Hoffnung des Gelingens
                              aufgibt.
                           Wer die Ursache nicht kennt, glaubt durch Ingredienzien abhelfen zu müssen, benuzt
                              auch die empfohlenen, als Salz, kohlensaures Natrum, Potasche etc gewiß ebenfalls so
                              lange vergeblich, bis 
                              ihm vielleicht zufällig ein Umstand — wie es mir gegangen ist — für
                              immer das richtige Princip zeigt, und die Anwendung dieser Hülfsingredienzien als
                              Irrthum darthut.
                           Niemals wird man nach beliebigen Bestimmungen ein Metall mit
                                 einem andern Metalle überziehen und verbinden können, wenn man sich eines
                                 einfachen constanten galvanischen Apparats bedient.Z B. des Holzapparates des Hrn. Dr. Elsner (siehe polytechnisches Journal Bd. LXXXVIII S.
                                       30)
                           Nur Knopfmacher, oder Arbeiter, die beständige Arbeiten von einerlei Form und
                              Gewicht, und nur leicht vergolden oder versilbern wollen, können dergleichen, doch
                              auch nur mit erheblichem Nachtheile, anwenden. Ich bin überzeugt, daß die Erfinder
                              und Empfehler dieser Apparate in kurzem sich eines andern Verfahrens bedienen
                              werden! Diese Uebelstände werden noch dadurch vermehrt, daß das Gold und Silber in
                              bekannten Solutionen sich mittelst des galvanischen Stromes an den in der
                              Flüssigkeit aufgehängten Arbeiten wohl niederschlagen, aber sich nicht so in
                              derselben zugleich ersezen, daß der Gehalt an edlen Metallen in der Solution
                              constant bleibt.
                           Dem Metallarbeiter ist bisher nur das Mittel an die Hand gegeben worden, wenn die
                              Solution an Gold oder Silber erschöpft sey, so müsse er Chlorgold oder
                              salpetersaures Silberoxyd der Flüssigkeit zusezen. Dieß ist aber ein Rath, durch
                              welchen keine Vervollkommnung des Verfahrens bedingt wird und der sich mit der
                              Praxis ganz und gar nicht verträgt. Die erwähnten Mängel werden dadurch vermehrt,
                              indem durch den Zusaz von Chlorgold etc. die Flüssigkeit unrein und Gelegenheit
                              gegeben wird zu dem unsichern Erfolge, dem Braunwerden der Vergoldung und andern
                              Erschwernissen.
                           Aus diesen Thatsachen erklärt es sich, weßhalb die Anwendung des galvanischen Stromes
                              zur Zersezung der Cyanmetalle, seit dem Bekanntwerden bis heute, bei vielen
                              Praktikern einen nur vorübergehenden, oder nur in beschränktem Maaße, Eingang
                              gefunden hat, weßhalb das Verfahren unangenehm complicirt erscheint, wiewohl es nach
                              meiner Ueberzeugung, da ich es seit acht Monaten täglich in Anwendung gesezt habe,
                              so sehr einfach ist.
                           Die Arbeiten, welche ich die Ehre habeDieß bezieht sich auf die in der vorjaͤhrigen Decemberversammlung zur
                                    Beurtheilung aufgestellten Gegenstaͤnde. dem Verein
                              vorzuzeigen, bestehen in vergoldetem Silber, deßgleichen in vergoldeter und
                              versilberter Bronze, Kupfer, Zinn, Zink, Guß- und Schmiedeisen, Stahl. Wie
                              sie in ihrem äußern, matt in den ciselirten Reliefs und sonst an den polirten
                              Stellen metallrein erscheinen, sind sie aus der  Gold- oder
                              Silbersolution gekommen; sie sind nicht mit Sand oder Weinstein gebürstet, gebeizt,
                              künstlich gesotten, oder gefärbt, sondern aus der Flüssigkeit genommen, in Wasser
                              abgespült, getroknet und einzelne Stellen sofort polirt worden, also im Vergleich
                              gegen das frühere alte Verfahren mit Queksilber auf einem kürzeren Wege, ungefähr in
                              einem Viertel der Zeit, mit unerheblichen Kosten gegen früher hergestellt.
                           Die Flüssigkeit, in welcher die Gegenstände vergoldet, versilbert oder verkupfert
                              werden, ist seit 4 Monaten beinahe täglich und viel gebraucht, aber bis heute von
                              ihren enthaltenen Cyanmetallen noch nicht erschöpft, obgleich die beste der mir bekannten Schriften über galvanische
                              Vergoldung (des Dr. Petzholdt
                              in Dresden) die Unmöglichkeit des Gelingens eines unter allen Umständen constanten
                              Gold- und Silbergehalts ausspricht.Der Dr. Alex.
                                       Petzholdt hat im Jul. d. I. eine neue fuͤr den Gewerbsmann
                                    sehr belehrende und empfehlenswerthe Broschuͤre geschrieben, welche
                                    dessen bessere Erfahrungen als die fruͤher herausgegebene
                                    enthaͤlt. — Um dieses Verfahren anwenden und
                              dadurch solche Arbeiten produciren zu können, waren mir früher gewisse Anweisungen
                              von gelehrten Männern nöthig gewesen, und ich werde ihren guten Willen stets dankbar
                              anerkennen.
                           Bevor ich nun mein Verfahren beschreibe, erlaube ich mir im allgemeinen hier
                              anzuführen, worin die mir in Paris von anerkannten Chemikern gegebene Anleitung
                              bestand.
                           Das Blutlaugensalz (unter dem Namen Prussiate de Potasse)
                              wird daselbst gewöhnlich zur Darstellung aller Cyanmetalle angewendet. Es wird auf
                              einem Blechrost getroknet, dann im eisernen Tiegel geschmolzen, nach dem Erkalten
                              herausgeschlagen und in gut Verstopften Glasgefäßen aufbewahrt.
                           Die Goldsolution soll folgendermaßen angefertigt werden.
                              100 Theile Gold werden in Königswasser aufgelöst, die Lösung langsam abgedampft, bis
                              die Masse sich concentrirt, dik und rubinfarbig wird. Dieß Chlorgold wird in reinem,
                              abgekochtem Regenwasser aufgelöst, deßgleichen von dem geschmolzenen Blutlaugensalz
                              66 Theile, beide Auflösungen werden gemischt, wobei sich ein Niederschlag bildet,
                              welcher gesammelt und ausgewaschen wird. Zu dem Goldniederschlag werden 1260 Theile
                              von dem geschmolzenen blausauren Kali, in reinem Wasser aufgelöst, zugesezt, wodurch
                              der Niederschlag wieder aufgelöst wird. Alsdann werden noch 12600 Theile reines
                              Wasser zugesezt, die Flüssigkeit aufgekocht und geklärt, und so zum Gebrauch
                              angewendet.
                           Die Silbersolution betreffend, so werden 108 Theile reines
                               Silber in
                              Salpetersäure aufgelöst, die Auflösung abgedampft, die zur Trokniß abgedampfte
                              Salzmasse darauf in reinem Wasser wieder aufgelöst, alsdann 66 Theile in Wasser
                              aufgelöstes geschmolzenes blausaures Kali hinzugefügt, wodurch das Silber als
                              Cyansilber gefällt wird; der Niederschlag wird gewaschen, sodann abermals 1540
                              Theile geschmolzenes Cyankalium in 15400 Theilen destillirtem Wasser gelöst
                              hinzugefügt. Um die Auflösung noch zu fördern, wird sie aufgekocht. Die Flüssigkeit
                              trübt sich und wird beim Erkalten geklärt. Bleibt auf dem Filter ein kleiner
                              Rükstand von Silberniederschlag, so wird ein wenig Cyankalium aufgelöst hinzugefügt,
                              wodurch er sich auflöst.
                           Man kann auch die durch Abdampfung concentrirte Silberauflösung, wenn sie im Wasser
                              wieder aufgelöst worden, durch Blausäure fällen und, wie angegeben, den Niederschlag
                              behandeln, jedoch mit dem Unterschiede, daß er in einer silbernen Schale aufgekocht,
                              durch ungeschmolzenes blausaures Kali kochend wieder aufgelöst und alsdann geklärt
                              wird. — Wie hier zulezt angegeben, ist in meiner Gegenwart in Paris verfahren
                              worden.
                           Diese Cyanmetalle wurden durch einen galvanischen Trogapparat, welcher aus mehreren,
                              etwa dreizölligen, Plattenpaaren bestand und mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt
                              ward, zersezt. Die Leitungsdrähte waren aus Silber und Platin.
                           Die Anfertigung dieser Flüssigkeiten erschien mir als die richtigste und beste. Ich
                              habe danach im Oktober v. I. angefangen, praktische Versuche zu machen, anfangs im
                              kleinen und nach und im größern Maaßstabe. Sobald ich aber mit dem ganzen Verfahren
                              innig vertraut war, sah ich ein, daß dasselbe erleichternder Abänderungen bedurfte
                              und bald gelang es mir, zu einem Resultate zu kommen, nach welchem ich forthin
                              zuverlässig, reinlich, mit leichter Mühe vergolden, versilbern und verkupfern kann.
                              Ich enthalte mich aller Erörterungen, wie und nach welcher mühevollen Weise und oft
                              vergeblicher Arbeit ich zu dieser Erfahrung gekommen bin, denn dem Praktiker ist
                              damit weiter gar nicht gedient, das frühere Mißlingen meiner Versuche detaillirt zu
                              wissen und, wie öfter geschieht, lange Abhandlungen darüber ruhmredig zu
                              schreiben.
                           Zur Bereitung meiner Gold- und Silberflüssigkeit bediene ich mich des Pariser
                              Blutlaugensalzes (Prussiate de Potasse). Dasselbe wird
                              (ohne oder mit Beimischung von Potasche) erst getroknet, dann in einem verdekten
                              hessischen Tiegel geschmolzen und auf Eisenblech ausgegossen, wie schon angegeben,
                              darauf in verstopften Glaskrügen aufbewahrt.
                           
                           Die Anfertigung des Chlorgoldes betreffend, löse ich 40 Theile Gold in 120 Theilen
                              Salz- und 60 Theilen Salpetersäure mit 10 bis 20 Theilen Wasser verdünntVorausgesezt daß die Salzsaͤure 28° (18°?) und die
                                    Salpetersaͤure 44° stark ist; schwaͤcher wende ich sie
                                    nie an. auf; alsdann nehme ich 25 Theile trokenes Chlorgold,
                              60–80 Theile geschmolzenes Blutlaugensalz und 3000 Theile abgekochtes
                              Regenwasser.Regenwasser, abgekocht und geklaͤrt, genuͤgt vollkommen zur
                                    Arbeit.
                           Diese Portion wird 15–20 Minuten lang im Kochen erhalten, dann 3000 Theile
                              Wasser hinzugegossen und nochmals aufgekocht. Nach dem Erkalten wird die Flüssigkeit
                              filtrirt, worauf dieselbe sofort für alle Metalle, die sich direct mit Gold
                              verbinden, in Gebrauch genommen werden kann. Am positiven Poldraht, d. i. demjenigen
                              Draht, welcher mit dem Kupferelement des galvanischen Apparats verbunden ist, wird
                              an einem Draht von feinem Gold ein Blech von gleichem Metall befestigt, welches im
                              Verhältniß der zu vergoldenden Arbeit entsprechend lang und breit seyn muß. Von
                              diesen wird, wenn die galvanischen Elemente in Thätigkeit sind, so viel
                              ununterbrochen von der Flüssigkeit aufgelöst, als sich aus der Solution zur
                              Vergoldung an die Arbeit abscheidet. Genau kann man hiernach durch Gewicht
                              controliren, wie viel nach jedem Gebrauch verwendet worden, und wie viel Gold sich
                              an dem Geräth niedergeschlagen hat, wenn das Blech mit dem Draht nachgewogen
                              wird.
                           Die Silbersolution betreffend, so löse ich 50 Theile fein
                              gewalztes reines Silber in 200 Theilen reiner Salpetersäure auf, dampfe die Lösung
                              wie die Goldlösung ab. Von diesem salpetersauren Silberoxyd nehme ich 30 Theile,
                              löse von dem geschmolzenen Blutlaugensalze 75 Theile in 2000 Theilen Regenwasser
                              auf, und schütte die Lösung geklärt auf das vorgenannte Silbersalz, welches etwas
                              warm gestellt, in längstens 2 Stunden sich vollkommen auflöst; es muß aber von Zeit
                              zu Zeit mit einem Glasstabe umgerührt werden. Alsdann wird die Flüssigkeit
                              15–20 Minuten lang im Kochen erhalten. Hierauf werden noch 5000 Theile Wasser
                              dazu gegossen und das Ganze nochmals aufgekocht. Nach dem Erkalten kläre ich die
                              Solution theils durch Abgießen, theils durch Abfiltriren des eine Gallerte bildenden
                              Bodensazes, wie es beim Golde der Fall ist. Die Cyansilberflüssigkeit ist so zur
                              Versilberung auf alle Metalle, so weit es die Natur derselben zuläßt, sich mit
                              Silber zu verbinden, fertig.
                           Bei Anwendung derselben wird am positiven Pol der galvanischen Elemente ein Silberdraht, und an diesem ein, der Arbeit,  welche versilbert werden soll,
                              entsprechendes großes Silberblech in Streifen befestigt; von diesem wird, wie beim
                              Golde, ununterbrochen so viel aufgelöst, als Silber metallisch ausgeschieden
                              wird.
                           Die Versilberung wird jederzeit nur kalt angewendet. Die
                              Solution erhält sich in diesem Verhältniß so gut concentrirt, daß ich seit 10
                              Monaten täglich damit arbeiten konnte. Ich ergänzte nur die Silberbleche, die sich
                              allmählich in derselben aufgelöst hatten, und goß so viel Wasser zu, als verdunstet
                              war. Dagegen wird die Goldlösung nach Umständen kalt oder
                              warm (bei 30–40° R.) angewendet. Ist
                              man mit der Arbeit nicht gedrängt, so kann man beispielsweise kalt in 12 Stunden
                              dasselbe leisten, was man warm in 2 Stunden vollbringen kann; im leztern Falle
                              gelingt die Arbeit viel besser, als im erstern.
                           Die Gefäße, deren ich mich bediene, um darin zu vergolden, sind theils von Glas,
                              theils von Porzellan oder Bunzlauer Geschirr, so groß, als ich sie zu verschiedenen
                              Sachen, die gleichzeitig behandelt werden, bedarf und bekommen kann. Zwekmäßig sind
                              Wannen mit gebrochenen Eken, 14 Zoll lang, 10 Zoll hoch, 10 Zoll breit (siehe Fig. 1, 2, 3; dergleichen
                              hat die königl. Gesundheitsgeschirrfabrik in Arbeit). Die Gegenstände, an denen sich
                              das Gold oder Silber niederschlagen soll, werden an den Leitungsdraht des Zinkpols
                              gehängt; der vom Kupferpol abgeleitete Gold- oder Silberdraht muß mit den an
                              seinem Ende befestigten Blechstreifen genügend lang seyn, um bis in die Mitte der
                              Flüssigkeit zu reichen.
                           Als galvanischer Elemente bediene ich mich kupferner Cylinder von 5 Zoll Durchmesser,
                              10 Zoll Höhe, mit 2 Handhaben (Fig. 1, 2, 3); in diesen stehen
                              Cylinder von Zink, die 1 Zoll höher sind; beide sind aber durch einen entsprechenden
                              Thoncylinder getrennt. In diesem Verhältniß kann man sie nach Bedarf kleiner oder
                              größer anfertigen lassen. Die Verbindungshülsen daran werden durch die Zeichnung
                              Fig. 7
                              näher erläutert. — Dergleichen Elemente muß man, um mit Sicherheit
                              experimentiren zu können, mindestens 2 bis 4 Stük haben. Sie sind deßhalb die besten
                              für den Gebrauch, weil sie frei hingestellt werden können, niemals Beschädigung
                              erleiden, wenn sie nicht zu schwach angefertigt sind, und alles Queksilber ist daran
                              vermieden, wodurch jede Befürchtung, daß es störende Fleke geben könnte, beseitigt
                              ist; denn es kommt vor daß, um solche Fleke zu repariren, ein Tag Arbeitszeit, ja
                              bei plattirten Gegenständen die ganze Arbeit verloren geht. Nach Verhältniß der
                              Arbeit, groß, klein leicht oder schwer, werden eins, zwei, drei oder vier Elemente,
                              aneinander  fest
                              verkettet, angewendet.Im halben Maaße nach obiger Angabe genuͤgen vier Elemente
                                    hinlaͤnglich fuͤr den gewoͤhnlichen Bedarf eines
                                    Goldschmieds. Ein einzelnes reicht hin fuͤr kleine
                                    Gegenstaͤnde. Zum Vergolden muß der elektrische Strom
                              etwas stärker als zum Versilbern angewendet werden, denn das Cyansilber bedarf zu
                              seiner Zersezung merklich weniger elektrische Einwirkung.
                           Ich habe hiebei besonders zu bemerken daß, wenn der galvanische Strom im Verhältniß
                              zur Arbeit, die vergoldet oder versilbert werden soll, zu stark ist, die Arbeit
                              unrein wird; es ist ein Irrthum, wenn man dieses Uebel der Flüssigkeit Schuld gibt,
                              und diese mit kohlensaurem Natrum verbessern will! — Man muß es sich merken,
                              wie das Verhältniß angemessen ist. Gibt man dabei recht acht, so kann man bei
                              40° R. eben so gut ein schönes Matt in derselben Flüssigkeit erzeugen, als
                              auch die Arbeit ganz dunkelbraun hervorbringen, was andere durch Scheuern und
                              Bürsten gut machen wollen.
                           Selbsttäuschung ist es, wenn man glaubt, auf Arbeiten in
                              Silber, Messing, polirtem Stahl oder Eisen dadurch eine matte Vergoldung zu
                              bewirken, oder den Glanz zu conserviren, wenn man sie vorher, jedes Metall seiner
                              natürlichen Eigenschaft angemessen, matt siedet, abbrennt, oder matt äzt, hierauf
                              polirt und so in die Goldsolution einhängt und flüchtig einige Augenblike oder
                              Minuten lang Gold daran niederschlagen läßt. So lange ich den Glanz, oder das Matt
                              des Metalles durchs abgelagerte Gold oder Silber durchschimmern sehe, habe ich noch
                              keine Ablagerung, welche ich eine gute Vergoldung nennen kann, und die sich beim
                              Gebrauch dauerhaft zeigt. Zuweilen wird Messing von andern erst matt versilbert und
                              dann in die Goldsolution eingetaucht, wonach es matt vergoldet scheint. Eine solche Vergoldung ist nur transparent; sie soll nach Gold
                              aussehen und nichts kosten; der Vergolder kann hiernach ungebührlich viel bis zum
                              Wucher daran verdienen. Eine dauerhafte Ablagerung von Gold zu Gegenständen des
                              täglichen Gebrauchs ist aber erst dann erfolgt, wenn das zu vergoldende Metall nicht
                              mehr durchscheint und ersteres sich überall vollkommen matt abgelagert hat. Ist
                              dieses eingetreten, dann ist erst ungefähr die Hälfte des Quantums Gold verwendet,
                              welches bei der Feuervergoldung, bei gleich schönem Aeußern, haͤtte verwendet
                              werden müssen; sie ist also immer nur eine leichte Vergoldung zu nennen. Die
                              Stellen, welche ich nicht matt haben will, reibe ich mit weichen Bürsten, Schwamm und Weinstein ab, um sie nach Erforderniß zu
                              poliren oder metallisch zu lassen. —  Die Bemerkungen, welche ich über die Vergoldung gemacht
                              habe, gelten auch für die Versilberung.
                           Es ist durchaus nöthig sich anzugewöhnen, die Arbeit mit nassen Händen oder Tüchern,
                              Pinzetten, Zangen, nicht mit trokenen Fingern,
                              anzufassen, weil jede solche Fingerstelle einen Flek verursacht und die Arbeit so
                              beschädigen kann, daß die ganze Mühe daran vergeblich wird.
                           Es ist besonders nöthig, die zu vergoldenden Gegenstände an gut geglühte, weiche,
                              silberplatirte Kupferdrähte zu hängen, oder nach Umständen mit Klemmspangen, welche
                              an einem Ende mit Haken versehen sind, zu befestigen; leztere sind am besten von
                              Platin, platirtem Kupfer, oder reich vergoldet, weil man sie in dieser
                              Beschaffenheit zu jeder Lösung von Cyanmetallen gebrauchen kann.
                           Ehe ich mit dem Verfahren, wie ich es jezt in meiner Fabrik beobachte, und wie hier
                              angegeben, vollkommen vertraut war, sind mir zuweilen Fälle fehlerhafter Vergoldung
                              und Versilberung vorgekommen. Dergleichen habe ich dadurch zu repariren gesucht, daß
                              ich das Stük Arbeit an den positiven oder Kupferpol hing, und die Leitungsdrähte
                              oder Bleche wechselte. Je nachdem die Temperatur mehr oder weniger gesteigert
                              worden, löste sich die Vergoldung oder Versilberung in ¼ bis ½ der zum
                              Vergolden nöthigen Zeit wieder rein ab. Dieses Hülfsmittel ist von großer
                              Erheblichkeit gegen das frühere Verfahren, wo gewöhnlich das Gold vom Silber
                              abgeschabt, oder eingeschmolzen und chemisch geschieden werden mußte. Bei Bronze und
                              andern Metallen ging es größtentheils verloren. Auf galvanischem Wege aber löst es
                              sich ebenfalls, wie bei Silber, leicht ab, und kann in derselben Flüssigkeit sofort
                              wieder angewendet werden, wenn man es nicht ausscheiden will. Man bedarf jedoch
                              einiger Erfahrung, um diese Operation zu leiten.
                           Ich werde später in einer besondern Abhandlung meine praktischen Erfahrungen über die
                              Behandlung des Guß- und Schmiedeisens, des Zinnes, Zinkes, Bleies, des
                              Platins, Kobalts etc., um diese Metalle auf der Oberfläche mit edlen Metallen auf
                              oder unter einander zu überziehen, mittheilen. Jedes dieser Metalle muß auf eine
                              verschiedene Weise behandelt werden. Es ist beispielsweise möglich, daß man mit dem
                              Mittel, womit man das eine richtig behandelt, das andere geradezu gänzlich verdirbt,
                              wie ich durch die Praxis und manchen Schaden belehrt worden bin.
                           Ich bin gern erbötig, mündlich nähere Auskunft über diese
                              Verhältnisse zu geben, auch meine Einrichtung und galvanischen Arbeiten während der
                              Operation ausnahmsweise zu zeigen, wem die vorstehende  Mittheilung nicht genügend
                              seyn, oder dunkel erscheinen sollte. Ich erbiete mich insbesondere praktischen
                              Gewerbtreibenden Unterricht zu geben, wobei sie ihre eigenen Arbeiten mitbringen und
                              benuzen können, wenn sie sich mit mir über die geeignete Zeit zuvor
                              verständigen.
                           Erläuterung der Abbildungen.
                           Fig. 1.
                              Apparat, wenn die Solution warm angewendet wird.
                           Fig. 2.
                              Porzellanwanne für die Metallsolution, wenn kalt operirt wird.
                           Fig. 3. Obere
                              Ansicht, wie die Leitungsdrähte geführt und nach Umständen verlegt werden können.
                              Die kurzen Drähte sind an den Enden umgebogen und platt geschlagen, um sie
                              verschieben oder abnehmen zu können. Sie liegen nur lose auf, um nach Erforderniß
                              mehr oder weniger anzuwenden.
                           Fig. 4. Obere
                              Ansicht einer Zusammenstellung galvanischer Elemente.
                           Fig. 5.
                              Leitungsdraht aus feinem Gold, Silber, Kupfer etc., mit deren fest umwikeltem Blech
                              für größere Geräthe.
                           Fig. 6.
                              Deßgleichen für kleine Gegenstände, insbesondere für innere Anwendungen.
                           Fig. 7.
                              Verbindungsstük zu den Leitungsdrähten von Messing, reich versilbert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
