| Titel: | Verarbeitung des in Yorkshire fabricirten Cementstahls. Fabrication des Gußstahles. | 
| Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. VIII., S. 19 | 
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                        VIII.
                        Verarbeitung des in Yorkshire fabricirten
                           Cementstahls. Fabrication des Gußstahles.Dieser Aufsaz bildet eine Fortsezung des im vorhergehenden Heft des
                                 polytechnischen Journal Bd. XCI S. 443
                                 enthaltenen Aufsazes.
                           
                        Aus den Annales des Mines, Tom. III. 3. Lief. 1843,
                           durch Heßler's Jahrbuch
                                 fuͤr Technik, Physik und Chemie Febr. 1844 S.
                              101.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Verarbeitung des Cementstahls.
                        
                     
                        
                           Die Operationen, denen der rohe Cementstahl unterworfen wird, haben zum Zwek, ihn
                              durch mehrmaliges Hizen und Ausschmieden in mehr oder weniger raffinirte oder
                              gegerbte Stäbe für den Handel zu verwandeln, welche dann in den zahlreichen
                              Werkstätten, wo man Feilen, Raspeln, Sägeblätter, Sicheln, Sensen, Bleche, Drähte,
                              Schneidewerkzeuge, Waffen u.s.w. verfertigt, zu diesen Gegenständen verarbeitet
                              werden. In manchen Fällen begreifen die Hütten, worin der Stahl im Großen gegerbt
                              wird, zugleich auch die Werkstätte in sich, worin er seine definitive Form erhält;
                              in andern Fällen gerben sich die Fabrikanten oben aufgezählter stählerner Geräthe
                              und Gegenstände selbst den Stahl in kleinen Feuern, wo sie ihn nachher auch
                              verarbeiten. Am gewöhnlichsten aber werden diese zwei Industriezweige abgesondert in
                              den Händen verschiedener Industrieller gefunden. Das Gerben geschieht in größeren
                              Etablissements, denen kräftige, durch Wasserräder oder Dampfmaschinen getriebene
                              Maschinen zu Gebote stehen, während die Verarbeitung des Stahles in kleinen
                              zerstreut liegenden Werkstätten geschieht, deren in Sheffield über 2000 vorhanden
                              sind.
                           Präparirung des Stahls. – Die einfachste der
                              Operationen, die mit dem rohen Cementstahl vorgenommen werden, besteht darin, daß
                              man die rohen Stangen ein einzigesmal hizt und hierauf mehrmals durch die Canelüren
                              (Einschnitte) eines Walzwerkes gehen läßt, damit die bei der Cementation
                              entstandenen Risse wieder zusammenschweißen. Das Hizen geschieht in einem Flammofen
                              mit Steinkohlen und
                              man trägt die rohen Stahlstäbe erst ein, nachdem der Ofen in starke Hize gekommen
                              und der Herd mit glühenden, schon vor einer gewissen Zeit einzutragenden Steinkohlen
                              angefüllt ist, so daß diese schon allen Schwefel, den sie enthielten, verloren
                              haben. Diese Präparirung oder Zurichtung des rohen Stahles fordert nur geringen
                              Aufwand an Brennstoff und Handarbeit; die hiebei erforderliche Hize ist viel
                              niedriger, als die zum Gerben nöthige, und der Abgang beträgt kaum 3 Proc.
                           Die so präparirten Stäbe passiren nun oft ein Schneidewerk, und die daraus
                              hervorgehenden schmäleren Stäbe dienen dann zur Fabrikation wohlfeiler Objecte,
                              welche zum großen Theil aus Schmiedeisen bestehen, und woran nur Theile, wie bei den
                              Schneidwerkzeugen und Meißeln nur die Schneide, aus Stahl bestehen. Auch für
                              Wagen- (Kutschen-) Federn wird der Stahl in angegebener Weise
                              präparirt.
                           Apparate zur Bearbeitung des Stahles. – Bei
                              Präparirung des Stahles, damit er in seiner Masse homogen werde und zur Fabrication
                              der Objecte mittlerer und höherer Qualität diene, wird bis auf einige secundäre
                              Modificationen ganz in gleicher Weise verfahren, wie in den Stahlhütten am Rhein
                              beim Reken oder Gerben des dort aus Spatheisenstein erzeugten Schmelz- oder
                              Rohstahls mittelst der Steinkohle des Ruhr- oder Saarbrukbassins. Ich habe,
                              selbst was die Einrichtung der Feuer und Hämmer anbelangt, in mehreren Hütten
                              Yorkshire's Details angetroffen, die noch deutlich an die von der englischen
                              Industrie nachgeahmten Vorbilder erinnern. Gehizt wird der Stahl gewöhnlich in
                              Schmiedessen ähnlichen Feuern oder Herden durch Steinkohlenklein aus sehr bakenden
                              Kohlen, und der Herd ist so eingerichtet, daß das zu hizende Stük immer von einer
                              Art Gewölbe aus glühenden Kohlen bedekt ist, ohne jedoch damit in Berührung zu
                              stehen. Manchmal hat man auch Feuer, die mit Kohks betrieben werden und mit einem
                              kleinen Gewölbe aus Baksteinen bedekt sind; das zu hizende Stük befindet sich dann
                              zwischen den Kohks und dem Gewölbe. Bis auf die Dimensionen hat dieser kleine Ofen
                              die nämliche Einrichtung, wie die Oefen, deren man sich in der englischen Provinz
                              Wallis zur Ausarbeitung der für die Weißblechfabrication bestimmten Stürze bedient.
                              Das Reken geschieht mittelst Schwanzhämmer von geringer Hubhöhe, welche, während sie
                              beim Reken und Schmieden roher Stangen eine nur mäßige Geschwindigkeit haben, oft
                              mehr als 300 Schläge in der Minute machen, wenn sie auf schon einmal unter dem
                              Hammer gewesene Stangen wirken. Die Hämmer werden in Yorkshire theils durch
                              Wassertheils durch Dampfkraft betrieben.
                           Der einfach ausgerekte Stahl wird durch zwei aufeinander folgende Operationen präparirt. Bei der
                              ersten Operation, Schwizen (ressuage) genannt, werden
                              die von der Cementation gekommenen rohen Barren einzeln gehizt und erhalten dann
                              unter dem Schwanzhammer eine beiläufig vierekige Gestalt, ohne daß jedoch ihr
                              Querschnitt beträchtlich verkleinert wird; bei der zweiten Operation gibt man der
                              Stange weiße Schweißhize und strekt sie zu den verschiedenen im Handel geforderten
                              Dimensionen aus. Dieser Stahl ist wenig homogen, unganz und taugt nur zur
                              Fabrication von Objecten mittlerer Qualität.
                           Der einmal gegerbte Stahl wird gleichfalls durch zwei
                              Operationen erzeugt. Bei der ersten, das Schweißen genannt, erhält ein Pak (Zange)
                              aus mehreren Stüken rohen Cementstahls weiße Schweißhize und wird nachher mit
                              Vorsicht der Wirkung des Schwanzhammers ausgesezt, so daß alle Stüke
                              zusammenschweißen. Um dieses Zusammenschweißen leichter und schneller zu
                              bewerkstelligen, legt man manchmal über und unter den rohen Stahl Stangen, welche
                              schon die vorerwähnte Operation des Schwizens überstanden haben. Die
                              zusammengeschweißte Zange wird dann ins Feuer zurükgebracht und zu den
                              erforderlichen Dimensionen ausgeschmiedet.
                           Der zweimal gegerbte Stahl wird ganz durch die nämlichen
                              Operationen wie die vorhergehende Sorte dargestellt, nur mit dem Unterschiede, daß
                              hier schon einmal gegerbte Stangen in Arbeit genommen und zu 12–18 zu einer
                              Zange vereinigt werden.
                           Endlich erzeugt man zum Behufe der Fabrication gewisser Objecte vorzüglicher Qualität
                              auch dreimal gegerbten Stahl.
                           Alle diese Arten, den rohen Stahl auszuarbeiten, haben theilweise den Zwek, dem Stahl
                              die Form und jene Grade von Homogeneität und Hämmerbarkeit zu geben, welche die
                              verschiedenen Stahlarbeiter fordern und die der rohe Cementstahl durchaus nicht
                              besizt. Indessen muß bemerkt werden, daß dieser Zwek nur unvollkommen erreicht wird,
                              und daß der rohe Cementstahl dem Reken und Gerben sich viel weniger fügt als der
                              Schmelzstahl. Das Schweißen erfordert mehr Zeit und Brennstoff und somit
                              beträchtlichere Kosten.
                           Wenn der Cementstahl nicht aus Eisen guter Auswahl bereitet worden, so verliert er in
                              den zahlreichen Hizen, denen er unterworfen wird, sehr schnell seine
                              Stahleigenschaften, und endlich liegt die Hauptursache der geringeren Tauglichkeit
                              des Cementstahles darin, daß die Operation des Gerbens die durch die Cementation
                              erzeugte Mangelhaftigkeit der Continuität in der Masse oder das Unganzseyn derselben
                              nicht vollständig behebt. Bei den Manipulationen, die ich kurz vorher beschrieben
                              habe, läuft man demnach Gefahr, dem Stahl seine übrigen, ihn charakterisirenden
                              Eigenschaften in dem Maaße zu nehmen, als man seine Homogeneität erhöht, und ein Product
                              zu erzeugen, welches von den Fabrikanten, die es verarbeiten sollen, zurükgewiesen
                              wird. Diese Umstände und die beträchtlichen Kosten, die das Gerben verursacht,
                              erklären ganz gut, warum die Fabrikanten in Yorkshire nach und nach vermocht wurden,
                              so hohe Preise für die ersten Marken oder Zeichen schwedischen Stahls zu zahlen,
                              welche ihnen nebst andern Vortheilen auch noch in der zweifachen oben berührten
                              Rüksicht völlige Sicherheit bieten. Man begreift ferner in gleicher Weise, warum die
                              englischen Stahlhütten auf dem Wege des Cementirens und Gerbens nicht allen Stahl
                              vorzüglicher Sorte erzeugen konnten, dessen die Fabriken der verschiedenen
                              Stahlobjecte bedurften, und warum diese Fabriken noch während der ganzen Dauer des
                              18ten Jahrhunderts ihren Bedarf mit Schmelzstahl des Continents completiren mußten.
                              Es würden in der That die Cementstahlhütten in Europa noch eine nur secundäre Rolle
                              spielen, wenn nicht das Genie eines simpeln Arbeiters, durch das dringende Bedürfniß
                              angetrieben, die neue Kunst geschaffen hätte, dem Cementstahl neben den andern
                              Stahleigenschaften auch Homogeneität in der Masse und Gleichförmigkeit in der Textur
                              zu geben, so daß er Producte liefert, die in ihren Qualitäten wenigstens auf
                              gleicher Stufe mit jenen des besten Schmelzstahls stehen. Und diese Kunst sicherte
                              den mit unbegränzten Fabricationsmitteln versehenen Cementstahlfabriken Englands den
                              unbestreitbaren Vorrang. Sie hat die Fabrication des Gußstahls zum Gegenstand, führte in Yorkshire bereits eine sehr wichtige
                              Abtheilung der Stahlarbeit herbei und ist sicherlich berufen auch auf dem Continent
                              eine wichtige Rolle zu spielen; sie ist aber noch Geheimniß einer geringen Zahl von
                              Fabriken.
                           Ich glaube daher der Wissenschaft einen Dienst zu erweisen, indem ich die Resultate
                              meiner Untersuchungen über die Vergangenheit, die Gegenwart und wahrscheinliche
                              Zukunft dieses interessanten Zweiges der Metallurgie hiemit mittheile.
                           Geschichtliches über die Erfindung des Gußstahls.
                              – Benjamin Huntsmann, geboren in Yorkshire 1704,
                              widmete sich in der kleinen Stadt Doncaster der Uhrmacherei und machte daselbst
                              Versuche, aus Cementstahl die für seine Kunst nöthigen Werkzeuge und verschiedene
                              andere Objecte zu verfertigen. In Folge des guten Erfolges seiner Versuche
                              errichtete er 1740 zu Handsworth, einer nächst Sheffield mitten unter den reichsten
                              Kohlengruben gelegenen Stadt, das erste Atelier, wo Gußstahl in regelmäßiger Art
                              fabricirt wurde und welches er in der Folge nach Attercliff übertrug, wo noch
                              heutigen Tags seine unmittelbaren Descendenten den nämlichen Industriezweig ausüben.
                              Er starb 1776. Bald ergriffen auch noch andere Fabrikanten und darunter vorzüglich Walker und J. Marshall diesen
                              Fabrikationszweig und gründeten zwei Gießereien in Sheffield und Greenoside. Es
                              entwikelte sich aber diese neue Fabrication nur langsam, und das ganze vorige
                              Jahrhundert hindurch hatten die Fabrikanten mit den Schwierigkeiten, welche die
                              erforderliche sehr hohe Temperatur verursachte und mit den Vorurtheilen der
                              Consumenten zu kämpfen, die gewohnt waren, die bessern Stahlsorten aus Deutschland
                              zu beziehen. Nach und nach wurden aber die technischen Schwierigkeiten überwunden,
                              man lernte ganz entsprechende feuerfeste Baumaterialien bereiten, die anfangs
                              überaus großen Fabricationskosten verminderten sich mit jedem Jahr, die Fabrikanten
                              stählerner Werkzeuge und anderer Objecte bequemten sich endlich, durch die
                              Wohlfeilheit des Gußstahls angeeifert, zu dessen Anwendung in allen Fällen, wo sie
                              sonst deutschen Stahl verarbeiteten, und entdekten sogar bald, daß er vor diesem
                              noch mehrere nüzliche Eigenschaften voraus habe.
                           Einfluß der Entdekung des Gußstahls auf die
                                 Cementstahlfabrication. – Heutzutage ist die Umstaltung, welche die
                              Huntsmann'sche Entdekung in der Stahlfabrication
                              Großbritanniens hervorbrachte, ganz und gar vollendet und mit jedem Tag werden dem
                              Continent die Folgen hievon fühlbarer. Seit lange wird kein deutscher Stahl mehr in
                              England eingeführt, die Hütten von Yorkshire führen im Gegentheil jährlich
                              30,000–40,000 metrische Cntr. Gerbe- und Gußstahl in Stäben, Drähten
                              und Blechen aus. In Yorkshire bestanden, wie ich ermittelte, 51 Gußstahlhütten, in
                              welchen, ungeachtet der Handelsstokungen, wöchentlich 1615 metr. Cntr. rohen
                              Cementstahls (85,800 metr. Cntr. im Jahr) in Gußstahl umgewandelt werden. Dieses
                              Quantum macht ungefähr 52/100 der ganzen Production der Cementstahlhütten aus.
                           Gegenwärtiger Zustand der Kunst, Gußstahl zu fabriciren.
                              – Alle Hütten beobachten, bis auf einige wenige Nuancen, die in folgendem
                              beschriebene Methode.
                           Schmelzofen. – Es ist dieß ein Tiegelofen mit
                              natürlichem Luftzug, der in jeder seiner Abtheilungen (Oefen) zwei Schmelztiegel,
                              worin der Stahl, gegen die Verbrennungsgase geschüzt, erhizt wird, aufnimmt und
                              welcher in Fig.
                                 24 und 25 dargestellt ist. Die den Figuren eingeschriebenen Zahlen bedeuten die
                              Dimensionen in Centimetern. Jeder Ofen (I, I) ist ein
                              gerades rechtekiges Prisma, dessen horizontaler Durchschnitt 54 Centimeter (1,7 Fuß)
                              lang und 38 Cent. (1,2 Fuß) breit ist. Im Untertheil hat er einen aus fünf
                              vierekigen Stäben, deren jede Seite zwischen 25 Millim. (11,25 Linien) und 35
                              Millim. (1,57 Linien) varirt, bestehenden Rost. Im Obertheil befindet sich eine rechtekige
                              Oeffnung (a, Fig. 25), die nur 33
                              Cent. (1,03 Fuß) lang und 30 Cent. (0,94 Fuß) breit ist, deren Mittelpunkt der Figur
                              mit der Mitte des Prisma zusammenfällt und welche zwischen, von den Seitenwänden des
                              Prisma ausgehenden kleinen Klosterbögen gebildet (belassen) ist. Der verticale
                              Abstand des Rostes von dieser Oeffnung beträgt 91 Cent. (2,85 Fuß). Drei Seitenwände
                              des Prisma verlängern sich 1,71 Met. (5,39 Fuß) unter den Rost hinab und die vierte
                              Seite (unterhalb des Rostes) bleibt offen, damit die zur gehörig lebhaften
                              Verbrennung erforderliche große Luftmenge zukann. Oben an einer der geraden
                              Seitenwände des Prisma ist eine 38 Cent. (1,2 Fuß) breite und 14 Cent. (5 1/12 Zoll)
                              hohe Oeffnung (Fig.
                                 25) angebracht, durch welche die Verbrennungsgase in den horizontalen, 64
                              Cent. (2,02 Fuß) langen Canal von gleichem Durchschnitt mit der oben besagten
                              Oeffnung und aus diesem in die verticale Esse abziehen.
                           Die obere Wand (Deke) des horizontalen Canals ist an der Ofenmündung 11 Cent. (4 1/12
                              Zoll) dik und der horizontale Durchschnitt der Esse ist manchmal ein Kreis,
                              gewöhnlicher aber ein Quadrat von 30 Cent. (11 5/12 Zoll) Seite. Die ganze Höhe der
                              Esse über die Deke des horizontalen Canals beträgt 10,11 Met. (31,94 Fuß).
                           Selbst die feuerfestesten Ziegel würden der außerordentlich hohen Temperatur der
                              Stahlschmelzöfen nicht widerstehen können. Man bildet demnach die Wände dieser Oefen
                              aus einem sehr dichten, im Bruche feinkörnigen und aus reinem Quarz gebildeten,
                              daher ausgezeichnet feuerbeständigen Sandstein, Gannister
                              genannt. Da dieser Sandstein, seiner Härte wegen, mit Vortheil zum Aufschütten der
                              meisten in der Nähe befindlichen Straßen verwendet wird, so sammelt man sorgfältig
                              den Staub und Koth dieser Straßen, und diese pulverige Masse, welche im Wesentlichen
                              aus Quarz besteht, der mit einer Spur thierischer Materie und mit jenem feinen
                              Kohlenpulver gemengt vorkömmt, womit der Boden aller Fabriksdistricte
                              Großbritanniens imprägnirt ist, ist eben so feuerbeständig wie der Sandstein selbst
                              und gestattet eine wohlfeilere Anwendung, weil die bei Anwendung des Steines zum
                              Zuhauen nöthige Handarbeit wegfällt. Um die Ofenwände nach Entfernung der
                              beschädigten Partien wieder in guten Zustand herzustellen, braucht man nur das
                              besagte pulverige feuerfeste Material etwas zu befeuchten und damit den 28 Cent.
                              (10,5 Zoll) breiten Raum auszufüllen, der zwischen dem festen Mauerwerk und einem
                              centralen Kern von Holz enthalten ist, dem man genau die Gestalt und Stellung des
                              Herdes gibt. Wo dieses pulverige Material nicht in guter Qualität vorhanden ist, muß
                              der besagte Sandstein angewendet werden, und in diesem Falle werden die Wände, welche mit dem
                              Brennstoff in Berührung sind, in einer Dike von 11 Cent. (4,1 Zoll) aus entsprechend
                              zugehauenen und durch etwas Lehm vereinigten Sandsteinen gebildet. Der dann zwischen
                              dieser Sandsteinwand und dem fixen Mauerwerk noch frei bleibende Raum (Fig. 25) von
                              17 Cent. (6,4 Zoll) Dike wird mit befeuchtetem Straßenstaub mittlerer Beschaffenheit
                              ausgefüllt. In der abgebildeten Schmelzhütte, die ich als Muster dieser Hütten in
                              Yorkshire aufstellen kann, sind alle Oefen auf zulezt angegebene Weise
                              hergestellt.
                           Allgemeine Einrichtung und Dimensionen einer
                                 Schmelzhütte. – Die Einrichtung der Oefen, die niemals einzeln
                              vorkommen, ist in allen Hütten die nämliche. Die Zahl der nebeneinandergesezten
                              Oefen ist nie geringer als vier und selten größer als 10. Die Essen sind alle in
                              einem 1,02 Met. (3,22 Fuß) diken Mauerwerke vereinigt, wo ihre geradlinigen Achsen
                              in einer und derselben Ebene liegen. Die Achsen je zweier aneinander stoßender Essen
                              sind 83 Cent. (31,15 Zoll) von einander entfernt. Die oben in jedem Ofen vorhandene
                              Oeffnung mündet im Boden (der Sohle) der Schmelzhütte, welcher selbst 1,20 Met.
                              (3,79 Fuß) über dem Niveau des Hofes (Erdreiches) liegt, und in welchen aus der
                              eigentlichen Schmelzhütte eine Bogentreppe hinabführt. Während des Schmelzprocesses
                              sind die besagten obern Oeffnungen der Oefen mit Dekeln geschlossen (Fig. 26), welche aus
                              breiten, mittelst Drukschrauben in einem eisernen Rahmen festgehaltenen Ziegeln
                              gebildet sind. Die ganze Hütte (Fig. 23) hat in der Regel
                              die Gestalt eines Rechtekes; die Länge der einen von dem Essengemäuer gebildeten
                              Seite dieses Rechtekes wird durch die Anzahl der Oefen bestimmt. In einer Hütte mit
                              zehn Oefen, wie die in Fig. 23 dargestellte,
                              beträgt diese Länge 8,3 Meter (26,22 Fuß).
                           Unmittelbar unter dem Hüttenraum befindet sich immer ein eingewölbter Keller (Fig. 25),
                              dessen Sohle (Grund), die sich im gleichen Niveau mit der Sohle des Aschenraumes der
                              Oefen befindet, 14,2 Meter (44,87 Fuß) unter dem Boden des Hofes (Erdreich) liegt.
                              Zu beiden Seite der Schmelzhütte befinden sich zwei kleine Magazine im gleichen
                              Niveau mit dem Hofe. Das eine dient zur Deponirung der Kohls und des feuerfesten
                              Thones. Auch werden hier die Schmelztiegel verfertigt. In dem andern Magazin werden
                              die zur Fabrication nöthigen Rohstoffe und die Fabricationsproducte aufbewahrt; auch
                              wird hier der rohe Stahl zerschlagen. In dieses leztere Magazin hinein verlängert
                              sich auch der Boden (die Sohle) der Schmelzhütte zu einem kleinen Ofen hin, worin
                              die Schmelztiegel zur Rothgluth erhizt werden, bevor man sie in die Schmelzöfen
                              einsezt. Zwei Treppen
                              gestatten die Kohls und den Cementstahl aus den Magazinen unmittelbar zu den
                              Oeffnungen der Schmelzöfen zu bringen. Eine andere Stiege sezt den Keller mit dem
                              Stahlmagazin in Communication und erleichtert, da sich während des Schmelzens hier
                              häufig die Arbeiter aufhalten, die Ueberwachung des Rostes, die keinen Augenblik
                              unterlassen werden darf.
                           Eine andere Treppe, die unter der Bogen- oder Freitreppe hingeht und zu
                              welcher ein Fenster führt, trägt dazu bei, daß unter das Gewölbe Luft und Licht
                              gelangt.
                           Schmelztiegel. – Die Tiegel, worin der Stahl
                              geschmolzen wird, machen einen wichtigen Theil des Materials aus, und es bedurfte
                              einer langen Reihe von Versuchen, bis man die Formen und Dimensionen der Tiegel
                              fand, bei welchen der geringste Brennstoffverbrauch und der kleinste Abgang an Stahl
                              stattfindet. Daß diese Fragen heutzutage vollkommen ins Reine gebracht sind, zeigt
                              die beinahe völlige Gleichförmigkeit und Uebereinstimmung, die man in dieser
                              Beziehung in allen Hütten findet.
                           Die Tiegel bestehen im Wesentlichen aus feuerfestem Thone aus der Gegend von
                              Stourbridge (Worcestershire), welcher in den metallurgischen Werkstätten
                              Großbritanniens die nämliche Rolle spielt, wie der Thon von Forges im nördlichen
                              Frankreich und der von Andenne in Belgien. Da jedoch dieses Material, wegen der
                              beträchtlichen Entfernung aus der es kommt, in Sheffield ziemlich hoch im Preise
                              ist, so mengt man es gewöhnlich zur Hälfte mit einem Thon geringerer Qualität aus
                              der Nähe von Sheffield. Man sezt ferner dem Gemenge etwas Kohkspulver und gepulverte
                              Scherben unbrauchbar gewordener Tiegel zu und bildet aus dem Ganzen einen
                              gleichartigen und sehr compacten Teig.
                           Eigenschaften des Thons zu den Schmelztiegeln. –
                              Nach comparativen Versuchen eines geschikten Fabrikanten in Sheffield, der mir die
                              erhaltenen Resultate mitzutheilen die Güte hatte, eignet sich der Thon von
                              Stourbridge besser für die Schmelztiegel, als alle andern Arten feuerfesten Thones
                              Großbritanniens und des Continents. Er konnte keinen Thon finden, der drei
                              nacheinanderfolgenden Schmelzungen widerstand, während Tiegel aus Thon von
                              Stourbridge oft sechs Schmelzungen aushalten. Es schien mir interessant, die Ursache
                              dieser Superiorität aufzusuchen. Der Thon von Stourbridge wird, an einem trokenen
                              Orte aufbewahrt, zu einer consistenten Masse, die sich schwer mit der Hand zerdrüken
                              läßt, selbst schwachen Hammerschlägen widersteht, sich mit dem Nagel rizen läßt, und
                              mit dem Messer zerschnitten eine gewisse Politur oder Glätte annimmt. Er hat eine
                              dunkelschwarzbraune Farbe und sein Bruch zeigt auffallend zweierlei Aussehen: gewisse Theile sind
                              matt und erdig, dabei ziemlich eben und weich anzufühlen, und die andern sind
                              hingegen glatt, glänzend und erinnern an das Aussehen der glänzenden Flächen, welche
                              gewisse braune, warzige Rotheisensteine zeigen. Er läßt sich im Mörser sehr leicht
                              pulverisiren und besteht, wenn man ihn nachher durch ein Seidensieb passirt,
                              großentheils aus beinahe unfühlbaren Partikelchen. Seine Masse ist vollkommen
                              homogen, denn wenn man sie wäscht und die zurükgebliebenen Fragmente dann in einem
                              Porphyrmörser zerreibt, so erhält man ein unfühlbares Pulver, das mit dem durch das
                              Waschen abgesonderten Pulver ganz identisch ist. Der trokene Thon absorbirt sehr
                              schnell Wasser, wenn man ihn damit in Berührung bringt, und er zerfällt dann leicht
                              bei Anwendung von Druk bildet aber keinen Teig wie die fetten Thonarten, die in der
                              Glasfabrication zu Tiegeln verwendet werden. Der Thon von Stourbridge enthält keine
                              andern fixen Bestandtheile als Kieselerde und Thonerde: ich fand darin auch nicht
                              die geringste Spur von alkalischen Erden oder Metalloxyden. Er unterscheidet sich
                              übrigens von den meisten andern feuerfesten Thonarten durch ein großes Verhältniß
                              der Thonerde, die er enthält. Die erdige Masse, welche im Wesentlichen den Thon
                              ausmacht, ist innig mit einem brennbaren Stoff gemengt, der beim Calciniren (Glühen)
                              in verschlossenen Gefäßen einen kohligen Rükstand läßt; dieser färbt jedes
                              Partikelchen der erdigen Masse dunkelgrau und verflüchtigt sich nur durch sehr lange
                              fortgeseztes Rösten. Diese so innige Mengung mit Kohlenstoff scheint zur Erhöhung
                              der Feuerbeständigkeit des Thons beträchtlich beizutragen. Ich fand den Thon von
                              Stourbridge zusammengesezt aus 0,461 Kieselerde, 0,388 Thonerde, 0,128 Wasser in
                              Verbindung mit flüchtigen brennbaren Stoffen, 0,015 Kohlenstoff, erzeugt durch
                              Calciniren in einem geschlossenen Gefäße. Der Thon von Stannington zeigt beinahe die
                              nämlichen äußern Charaktere, wie der von Stourbridge; nur ist seine Farbe weniger
                              dunkel. Er ist auch nicht so homogen, indem man durch Waschen leicht glänzende
                              Glimmerblättchen absondern kann; er ist auch noch weniger, wie der Thon von
                              Stourbridge, geneigt mit Wasser einen Teig zu bilden. In verschlossenem Gefäße
                              calcinirt, gibt er einen dunkelgrauen Rükstand, aber das Rösten macht diese Farbe
                              nicht verschwinden und verursacht keinen Gewichtsverlust. Ich fand ihn
                              zusammengesezt aus 0,420 Kieselerde, 0,409 Thonerde, 0,001 Bittererde, 0,013 Kalk,
                              Spuren von Eisenoxyd und 0,147 gebundenem Wasser. Das Gemenge beider Thonarten, das
                              man auch zur Tiegelfabrication verwendet, besteht für jeden Tiegel aus 5,22 Kilogr.
                              (1 Kilogr. = 57 Loth) getroknetem und pulverisirtem Thon von Stourbridge, 5,22 Kilogr. getroknetem und
                              pulverisirtem Thon von Stannington, 5,43 Kilogr. pulverisirter Tiegelscherben und
                              0,05 Kilogr. Kohkspulver. Man befeuchtet diese Materialien mit der zur Erzeugung
                              eines zusammenhängenden Teiges, der die ihm gegebene Form behält, nöthigen
                              Wassermenge. Ist der Tiegel auf die im Folgenden angegebene Weise geformt und in
                              mäßiger Rothglühhize gebrannt worden, so sieht man im Bruche deutlich, wie die
                              nebeneinander liegenden erdigen Theilchen und die kleinen Kohksüberreste durch ein
                              graues, thoniges Cement vereinigt sind. Diese Bestandtheile hängen nur schwach
                              zusammen und zerfallen durch den Hammerschlag leicht in Pulver. Ich fand das Gewicht
                              eines geglühten Tiegels im Mittel 9,08 Kilogr. oder 16 Pfd. 6 Loth. Hat der Tiegel
                              bereits zum Stahlschmelzen gedient, so zeigt sich seine Textur (Gefüge) vollkommen
                              verändert. Der Teig ist in ein glasiges Email von außerordentlicher Härte, so daß es
                              von der Feile nicht angegriffen wird, umgewandelt, hat eine sehr dunkle, schwarze
                              Farbe, die sich nur durch geringeren Glanz von jener der eingekneteten
                              Kohksfragmente unterscheidet. Das glasige Gefüge tritt immer mehr hervor und die
                              Poren werden immer weniger und kleiner (mikroskopischer), je länger der Tiegel der
                              Stahlschmelzhize ausgesezt bleibt. Bei einem Tiegel, der versuchsweise während fünf
                              Schmelzungen dieser Hize ausgesezt belassen worden, war die erdige Materie in ein
                              schwarzes, sehr verglastes und vollkommen homogenes Email umgewandelt, welches, aus
                              dem Ofen kommend, sich strekbar zeigte, wie halb erkaltetes Glas.
                           Art, die Tiegel zu verfertigen. – Die Fabrication
                              der Stahlschmelztiegel erfordert weniger Handarbeit, als jene der Tiegel, die in den
                              Glas- und Zinkhütten angewendet werden. Sie geschieht mittelst Formen, deren
                              eine man in Fig.
                                 27 sieht. a, a ist ein innerlich sorgfältig
                              und rein ausgebohrter, nach oben sich etwas erweiternder und an beiden Enden offener
                              Cylinder aus Gußeisen und von gleicher Höhe mit den zu fabricirenden Tiegeln. b, b ist ein gußeiserner Sokel (Bodenplatte), der in
                              einen Holzkloz fest eingelassen und mit einer cylindrischen Vertiefung versehen ist,
                              in welche das untere Ende des Cylinders a, a eingepaßt
                              wird. Im Mittelpunkt hat der Sokel eine Vertiefung zur Aufnahme des untern Endes des
                              Kerns c, c aus sehr hartem und schwerem Holz (wie es die
                              tropischen Gegenden liefern), der die innere Gestalt der zu erzeugenden Tiegel hat
                              und durch den eine starke eiserne Achse hinabgeht, deren unteres Ende in der
                              besagten Vertiefung im Centrum des Sokels ruht, während das obere Ende einen
                              abgerundeten Kopf trägt, der die Bestimmung hat, Schläge eines schweren Hammers zu
                              empfangen. Ueber dem Holzkern c, c befindet sich eine
                              kreisrunde gußeiserne Scheibe e, e, die einen gleichen Durchmesser mit
                              dem obern Ende des Cylinders a, a hat. Wird nun das
                              untere Ende der Achse d des Kerns c, c in die dafür bestimmte Vertiefung des Sokels eingeführt, so bleibt
                              zwischen dem Kern c, c in der Form a, a ein leerer Raum, welcher genau die Gestalt hat, die
                              man dem Tiegel geben will.
                           Um nun einen Tiegel zu formen, überzieht der Arbeiter zuerst die zwei Theile der Form
                              mit einer Schicht Oehl, sezt dann den Cylinder a, a in
                              den Sokel b, b ein (wie es die Fig. 27 zeigt), bringt
                              hierauf in den Cylinder die oben angegebene Menge (10,92 Kilogr.) des Thonteiges und
                              drükt in die Mitte dieses Teiges den Kern c, c so ein,
                              daß seine Achse stets vertical bleibt und mit der Achse des Cylinders a, a zusammenfällt. Wenn der Widerstand des Thons
                              endlich so groß wird, daß ihn der Arbeiter durch bloßen Druk nicht mehr gewältigen
                              kann, so treibt der Arbeiter den Kern vermittelst eines mit beiden Händen geführten
                              Hammers so lange weiter ein, bis das untere Ende der eisernen Achse dieses Kerns in
                              die für dasselbe bestimmte Vertiefung im Sokel b
                              eingedrungen und die oben am Kern befindliche runde Eisenscheibe in die obere
                              Oeffnung des Cylinders hineingetreten ist, wie man dieß alles in Fig. 27 sieht. Um den
                              geformten Tiegel aus der Form herauszunehmen, braucht man nur den Kern
                              herauszuziehen, das im Boden des Tiegels durch die eiserne Achse d des Kerns gebildete Loch zu verstopfen, den Cylinder
                              a mit dem darin befindlichen Tiegel aus dem auf
                              seiner Unterlage unverrükbar befestigten Sokel b, b
                              herauszunehmen, den Boden des Tiegels auf eine kreisrunde Scheibe von Holz (m, Fig. 28) welche einen
                              etwas kleineren Durchmesser als der Tiegelboden hat und von einer eisernen Stange
                              n getragen wird, zu stellen und den Cylinder a, a vorsichtig zu halten, so sinkt dieser durch sein
                              eigenes Gewicht hinab und läßt den Tiegel isolirt auf der Scheibe m stehend zurük. Der Arbeiter vollendet hierauf die Form
                              des Tiegels dadurch, daß er ihn oben durch einen gelinden Druk verengt und ihm so
                              die in Fig.
                                 28 genau dargestellte Gestalt gibt. Der Tiegel hat demnach seine größte
                              Weite 1 Decimeter (3 Zoll 11 Linien) unter seiner Mündung. Sein größter äußerer
                              Durchmesser beträgt 19 Centim. (7,1 Zoll) und der correspondirende innere
                              Durchmesser beträgt 16 Cent. (6 Zoll). Der äußere Durchmesser der Mündung ist 17
                              Cent.(6 Zoll 4 1/2 Linie). Die Dike der Tiegelwand nimmt allmählich ab von 3 Cent.
                              oder 1,13 Zoll (Dike am Boden) bis 14 Millimeter oder 6,3 Linien (Dike am obern
                              Rand). Die Untersäze (Untersezer), auf welche die Tiegel beim Schmelzen gestellt
                              werden, sind kleine Cylinder (m', Fig. 29) von 13 Cent.
                              (4,9 Zoll) Durchmesser und 8 Cent. (3 1/2 Zoll) Höhe, und die größte Dike der gegen
                              die Mitte etwas gewölbten
                              Dekel n' der Tiegel ist 4 Cent. (1,8 Zoll).
                           Es ist wesentlich, daß die Tiegel nur sehr langsam das beim Formen zugesezte Wasser
                              verlieren; man läßt sie deßwegen auch einige Tage in dem Locale, wo sie geformt
                              werden, stehen und stellt sie nachher auf Gestellen mit mehreren Etagen auf, die an
                              den Mauern der Schmelzhütte, wo wegen der Nähe der Schmelzöfen eine ziemlich hohe
                              Temperatur herrscht, wie man dieß in Fig. 24 und 25 bei M, N sieht, befestigt sind.
                           Die Verfertigung der Tiegel ist eine sehr mühselige Arbeit und ein guter Arbeiter
                              bringt mit 108 Tiegeln, die eine Schmelzhütte mit zehn Oefen beim stärksten Betrieb
                              jede Woche braucht, wenigstens 6 Tage zu, und ich kann nicht begreifen, warum man in
                              einem Lande, wo die Handarbeit so theuer ist, diese Arbeit nicht schon lange durch
                              eine Maschine vermindert hat, deren Einrichtung sich von selbst aufdringt und bei
                              welcher der Kern in die Thonmasse durch eine Schraubenspindel eingedrükt werden
                              könnte, welche durch eine mit dem Sokel unveränderlich verbundene Mutter ginge.
                           Gießform zum Gießen des geschmolzenen Stahles. –
                              Wenn der Stahl geschmolzen und flüssig geworden ist, so wird er in gußeiserne Formen
                              (Fig. 30)
                              gegossen, die am obern Ende offen, am untern hingegen geschlossen sind und aus zwei
                              Theilen bestehen, die in einander passen und die, während der Stahl eingegossen
                              wird, durch Keile zusammengehalten werden, die man mittelst eines Hammers zwischen
                              die Gießform und die zwei auf dieselbe aufgestekten schmiedeisernen Ringe r, s eintreibt. Die Gestalt der Gießformen varirt etwas
                              in den verschiedenen Hütten und jenach der lezten Bestimmung des durch das Gießen zu
                              erzeugenden Productes. Gewöhnlich erhält der Gußstahl die Gestalt achtekiger Prismen
                              von 25–30 Quadratcentim. (9,4–12,1 Quadratzoll) Durchschnitt und 60
                              Cent. (2,2 Fuß) Länge. Die Gießformen werden zum Behuf des Gießens paarweise und
                              gegen den Rand einer kleinen am Boden der Schmelzhütte angebrachten Grube geneigt
                              aufgestellt, wie Fig. 30 zeigt.
                           In einer Stahlgießerei sind auch noch nöthig: Zangen zum Herausnehmen der Tiegel aus
                              dem Feuer (Fig.
                                 31) und zum Eingießen des Stahls in die Gießformen (Fig. 32); ein großer
                              Trichter von Eisenblech und eine lange Eisenstange (Fig. 33) zur Beschikung
                              der Tiegel. Ferner Schürstangen zum Reinigen des Rostes und gehöriger Anordnung der
                              Kohksstüke im Ofen; Körbe zum Transportiren und Aufgeben der Kohks; Hämmer zum
                              Zerschlagen der Cementstahlstangen und endlich Schraubstok und andere Werkzeuge, um im
                              Erforderungsfalle die Gießformen zuzurichten.
                           In Yorkshire werden die Kohks immer außerhalb der Stahlschmelzereien erzeugt und es
                              befindet sich bei jeder Schmelzhütte an dem Gebäude nur noch ein ziemlich großer Hof
                              zur Deponirung der Sandsteine des feuerfesten Staubes, der alten Tiegel und der
                              Ofenschlaken. Es ist gut, wenn in diesem Hofe die Wägen, welche den Cementstahl, die
                              Kohks, die feuerfesten Materialien u.s.w. zuführen, umkehren können. Für eine
                              Schmelzhütte, wie sie abgebildet ist, reicht eine Area von 400 Quadratmeter (1264
                              Quadratfuß) hin.
                           Rohstoff und Brennmaterial. – Der zur Fabrication
                              des Gußstahls zu verwendende rohe Cementstahl wird vermittelst eines Hammers in
                              Stüke von zweierlei Sorte zerschlagen: die einen, welche die ganze Breite der Stange
                              behalten, sind um 5–7 Cent. (22,5–31,5 Linien) kürzer als die Höhe des
                              Tiegels, so daß sie im Tiegel aufrecht gestellt werden können; die andern sind
                              kleine unregelmäßige, meistens 10–20 Kub. Cent. (3,6–11,2 Kub. Zoll)
                              große Stüke. Befindet sich bei der Schmelzhütte auch eine Werkstatt, worin Gußstahl
                              verarbeitet wird, so gibt man mit dem Cementstahl auch eine gewisse Menge Abfälle
                              und Ausschuß in den Tiegel.
                           Die Kohls sind in den meisten Hütten dicht, sehr hart, aus einer vollkommen
                              verglasten Masse bestehend, die mit zum größten Theil nur mikroskopisch kleinen
                              Vertiefungen besäet und hin und her mit Rissen durchzogen ist. Dieser Risse und
                              Sprünge wegen varirt ihre mittlere Dichte von 0,75–0,92. Eingeäschert
                              hinterlassen sie einen lehmigen Rükstand, der mit Säuren nicht braust und der
                              gewöhnlich nur durch etwas Eisenoxyd gefärbt ist. Eine Analyse von Kohks, die als
                              die besten zum Stahlschmelzen anerkannt sind, gab 0,837 fixen Kohlenstoff, 0,039
                              brennbare flüchtige Bestandtheile, 0,015 hygrometrisches Wasser und 0,109 sehr
                              feuerfeste lehmige Asche. Vor der Anwendung werden die Kohks in 60–190 Kub.
                              Centim. (22,5–71,2 Kub. Zoll) große Stüke zerschlagen. Der Staub und das
                              Kohksklein, welche sowohl durch dieses Zerschlagen entstehen als auf dem Boden des
                              Magazins zurükbleiben, werden entweder im Schmelzofen zum Anheizen und in der
                              Zwischenzeit zwischen zwei Schmelzungen derselben Campagne oder in dem Ofen zum
                              Brennen der Tiegel verwendet.
                           
                        
                           
                              (Der Beschluß folgt im nächsten
                                 Heft.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
