| Titel: | Verbesserungen in der Photographie und Bereitung des sogenannten Kalotyppapiers, worauf sich W. H. F. Talbot, Lacock-Abtey, Wilts, am 1. Junius 1843 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XIV., S. 45 | 
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                        XIV.
                        Verbesserungen in der Photographie und Bereitung
                           des sogenannten Kalotyppapiers, worauf sich W. H. F. Talbot, Lacock-Abtey, Wilts, am
                           1. Junius 1843 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jan. 1844,
                              S. 47.
                        Talbot's Verbesserungen in der Photographie und Bereitung des
                           Kalotyppapiers.
                        
                     
                        
                           Die erste dieser Verbesserungen besteht im Entfernen des gelblichen Tons der auf
                              Kalotyp- und anderm mit salpetersaurer Silberlösung bereitetem
                              photographischem Papier (siehe polytechn. Journal Bd. LXXXI S. 356 und 360)
                              erzeugten Zeichnungen durch Eintauchen derselben in ein heißes Bad von
                              unterschwefligsaurem Natron. Dieses Salz wird in seinem zehnfachen Gewicht Wasser
                              aufgelöst und die Flüssigkeit dann beinahe bis zum Sieden erhizt; man läßt das Bild
                              10 Minuten in diesem Bade, wascht es nachher in warmem Wasser ab und troknet es. Es
                              wird dadurch dauerhafter und durchsichtiger und die Lichter werden weißer. Nach
                              dieser Behandlung kann man die Durchsichtigkeit dieser Bilder durch Tränken mit
                              geschmolzenem Wachs noch erhöhen.
                           Die zweite Verbesserung besteht darin, während der Erzeugung eines Bildes (auf
                              Kalotyp-Papier) in der Camera obscura eine erwärmte Eisenplatte hinter dem
                              Papierträger anzubringen, um dem Papier Wärme mitzutheilen und es dadurch
                              empfindlicher zu machen.
                           Die dritte Verbesserung besteht in der Bereitung des vom Patentträger sogenannten jod-gallussauren Papiers (io-gallic paper) durch Waschen eines Blattes jodirten Papiers mit
                              einer gesättigten Lösung von Gallussäure in Wasser und Troknen desselben. Dieses
                              Papier erhält sich in einer Mappe oder unter einer Presse lange Zeit; vor dem
                              Gebrauche wird es durch eine salpetersaure Silberlösung für das Licht empfindlich
                              gemacht.
                           Die vierte Verbesserung besteht im Waschen jodirten Papiers mit einer Mischung von 26
                              Theilen Gallussäure und 1 Theil salpetersaurem Silber (die Lösungen werden von
                              derselben Stärke angewandt, wie sonst bei der Bereitung des Kalotyp-Papiers).
                              Man kann so zubereitetes Papier bei gelindem Feuer troknen, ohne daß es verdirbt. Es
                              ist zwar nicht ganz so empfindlich gegen das Licht wie das gewöhnliche
                              Kalotyp-Papier; hingegen kann es in trokenem Zustande gebraucht werden,
                              während das Kalotyp-Papier in der Regel in feuchtem Zustande angewandt werden muß,
                              weil man es nicht leicht ganz troknen kann, ohne es zu beschädigen.
                           Die fünfte Verbesserung betrifft das Aussehen der photographischen Bilder. Man macht
                              wie gewöhnlich eine Copie eines Lichtbildes auf Kalotyp-Papier, nur daß man
                              es zweimal so lang als sonst dem Licht aussezt; die Schatten werden dadurch zu
                              dunkel und die Lichter nicht hinlänglich weiß. Man wascht es hierauf und taucht es 1
                              oder 2 Minuten lang in ein Jodkalium-Bad (500 Gran auf 7000 Gran Wasser); das
                              Bild erhält dadurch mehr Glanz und die Lichter bekommen einen blaßgelben Ton.
                              Hierauf wird es gewaschen und in ein Bad von unterschwefligsaurem Natron getaucht,
                              bis die blaßgelbe Farbe verschwindet und die Lichter ganz weiß zurükbleiben. Die so
                              vollendeten Bilder haben einen eigenthümlichen, angenehmen Licht- und
                              Schatten-Effect, welcher auf andere Weise nicht leicht erreicht werden
                              kann.
                           Die sechste Verbesserung besteht im Tränken der photographischen Bilder mit Wachs, um
                              sie durchsichtiger zu machen und dann ein Blatt weißes oder farbiges Papier dahinter
                              zu legen.
                           Die siebente Verbesserung besteht in einem Verfahren Daguerreotyp-Porträts
                              oder Porträts auf Kalotyp-Papier und andere kleine Lichtbilder vergrößert zu
                              copiren, indem man mittelst Linsen ein vergrößertes Bild derselben auf ein Blatt
                              Kalotyp-Papier fallen läßt, wodurch man eine vergrößerte negative Copie
                              erhält, von welcher auf gewöhnliche Weise positive Copien gemacht werden können.
                           Die achte Verbesserung betrifft eine Art photographischen Druks. Man nimmt einige
                              Columnen von bloß auf einer Seite mit Lettern bedruktem Papier, welches man
                              nöthigenfalls mit Wachs tränkt, schneidet die Lettern aus und sortirt sie; um nun
                              eine neue Columne abzusezen, linirt man ein Blatt weißes Papier mit geraden Strichen
                              und sezt die Worte durch Aufkleben der einzelnen Buchstaben in der gehörigen Ordnung
                              längs der Linien. Ist die Columne fertig, so nimmt man eine negative photographische
                              Copie von derselben, so daß man weiße Lettern auf schwarzem Grunde hat; man fixirt
                              dieselbe und nimmt die erforderliche Anzahl positiver Copien davon. Ein anderes
                              Verfahren besteht darin, größere Lettern auf rechtwinkligen Stükchen Holz mit weißer
                              Farbe gemalt, zu nehmen und Columnen damit abzusezen, durch Anreihen derselben in
                              Reihen auf einem zu diesem Zweke eingeschnittenen Täfelchen oder Brettchen; man
                              macht dann eine verkleinerte Copie davon auf empfindlichem Papier mittelst der
                              Camera obscura.
                           Der lezte Theil der Erfindung betrifft die vom Verfasser so genannte photographic publication, nämlich die Erzeugung einer
                              Anzahl photographischer
                              Copien eines Bildes oder eines gedrukten Blatts. Am besten eignen sich hiezu
                              gedrukte Blätter, Kupferstiche, Zeichnungen, Landkarten, Musikalien etc. Das
                              Copirpapier bereitet man hiezu, indem man gutes Schreibpapier ohne Wasserzeichen in
                              ein Salzwasserbad (3–4 Unzen Salz auf 150 Unzen Wasser) taucht, es dann
                              abwischt und troknet. Hierauf wascht man dasselbe in einer Auflösung von 100 Gran
                              salpetersaurem Silber in 2 Unzen Wasser, welcher man so viel Ammoniak zusezt, daß
                              der anfangs entstehende Niederschlag sich wieder zur klaren Flüssigkeit auflöst.
                              Nach dem Troknen kann dieses Papier zur Erzeugung einer Copie jedes gedrukten Blatts
                              oder Kupferstichs dienen, indem man es damit in einem Copirrahmen zusammenbringt
                              (nämlich hinter eine Glastafel, welche damit auf ein Brettchen angeschraubt wird)
                              und so lange dem Lichte aussezt, bis die negative Copie erschienen ist. Leztere wird
                              dann mit warmem Wasser gewaschen und mit einer Lösung von unterschwefligsaurem
                              Natron fixirt, kann auch in Wachs getränkt werden; man macht endlich die beliebige
                              Anzahl positiver Abzüge davon und fixirt sie wie oben angegeben wurde.