| Titel: | Maschine zum Absägen der Pfähle unter Wasser, welche in Belgien gebraucht wird. | 
| Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XXIII., S. 82 | 
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                        XXIII.
                        Maschine zum Absaͤgen der Pfaͤhle
                           unter Wasser, welche in Belgien gebraucht wird.
                        Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal. Jan. 1844,
                              S. 438.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Maschine zum Absägen der Pfähle unter Wasser, welche in Belgien
                           gebraucht wird.
                        
                     
                        
                           Die Methode Fundamente für Brükenpfeiler mittelst Senkkästen zu legen, ist von Labelye und Milne in ihrer
                              Beschreibung des Baues der Westminster- und Blacfriars-Brüke, und von
                              anderen Schriftstellern so genau und gut auseinandergesezt worden, daß es unnöthig
                              wäre, auf die Eigenthümlichkeiten, die Vortheile oder Nachtheile dieses Systems
                              einzugehen; dagegen müssen wir nachweisen, welche Vortheile die Maschine gewährt,
                              womit man die Pfähle unter Wasser abschneidet. Die Abbildung derselben wurde nach
                              den Arbeitszeichnungen copirt.
                           Das eingetretene Senken einiger Pfeiler der Westminster- und anderer Brüten,
                              welche nach dem Senkkasten-Principe gebaut wurden, hat lezteres bei vielen
                              englischen Ingenieurs in Mißcredit gebracht, während in Frankreich und auf dem
                              Continent im allgemeinen, wo man die Ursache dieses späteren Senkens kennen gelernt
                              und Mittel dagegen gefunden hat, Senkkästenfundamente für eben so sicher und
                              dauerhaft erachtet werden, als das kostspieligere und mühsamere Fundamentiren in
                              Kastendämmen (Fangdämmen). Ein französischer Ingenieur würde es in der That für
                              schwieriger halten, einen Fangdamm (Kastendamm) zu machen, wie derjenige, welcher
                              sich gegenwärtig um einen Pfeiler der Westminsterbrüke befindet, als die Brüke
                              selbst nach dem Senkkasten-Principe auszuführen. Die Hauptsache bei allen
                              Wasserbauten ist ein gesundes und festes Fundament zu haben. In England erhält man
                              dasselbe in Flüssen wie die Themse gewöhnlich dadurch, daß man auf dem Plaz, worauf
                              der Pfeiler zu stehen kommt, Pfähle einrammt, nachdem man zuvor denselben mit einem
                              Kastendamm umgeben hat, und dann dieselben dicht an dem Flußbette eben absägt. Man
                              legt hierauf eine Plattform von Holz auf die Pfähle, füllt die Zwischenräume mit
                              Kieseln aus und baut darauf den Pfeiler. Dieß läßt sich nun durch die zu
                              beschreibende Maschine ohne die großen Kosten ausführen, welche ein Kastendamm
                              erfordert. Die Pfähle werden ungefähr drei Fuß von einander entfernt so tief als
                              möglich eingerammt, ohne sie zu beschädigen und hierauf mit der Pfahl-Sägemaschine ganz eben
                              abgesägt. Der Senkkasten läßt sich dann auf dieselben mit der größten Leichtigkeit
                              legen.
                           Jedermann der die Brüken über die Maas, die Ourthe und Vesdre gesehen hat, über
                              welche die von Lüttich zur preußischen Gränze führende Eisenbahn geht, und der mit
                              der Natur dieser Flüsse bekannt ist, wird zugeben, daß wenn solche Bauten nach
                              diesem Princip mit weniger Kosten in Vergleich zu Fangdämmen ausgeführt werden
                              konnten, dieß auch in England der Fall seyn muß; das Senken der Bauten, welche
                              Senkkasten-Fundamente haben, wurde übrigens entweder dadurch verursacht, daß
                              man die Pfeilersize nicht mit eingerammten Pfählen versah, wie dieß bei der
                              Westminsterbrüke der Fall ist, wo der Strom den Kies unter dem Kasten herausspülte,
                              oder dadurch, daß man die Pfähle zu weit über das Flußbett hervorragen ließ und
                              dieselben nicht nahe genug an einander einrammte, wie dieß bei der Brüke von Tours
                              der Fall war. Sonderbar ist es, daß Labelye in seiner
                              Beschreibung der Westminsterbrüke das Einrammen von Pfählen unter den Senkkästen da
                              anempfiehlt, wo das Fundament schlecht ist, und daß er dieß bis jezt noch niemals
                              befolgte, obgleich er selbst eine Maschine, um die Pfähle unter Wasser
                              abzuschneiden, entwarf. Es ist wohl anzunehmen daß, hätte er nach seinem Vorschlag
                              gehandelt, das Senken von Brükenpfeilern nie würde vorgekommen seyn.
                           Es ist augenscheinlich, daß es bei der hier empfohlenen Senkkastenfundamentirung
                              nothwendig ist, eine sehr vollkommene Pfahl-Sägemaschine zu haben, besonders
                              für tiefe Flüsse. Die Zeichnungen stellen die Maschine vor, welche bei dem Bau der
                              Val Beuvitbrüke und der Bovenibrüke über die Maas zu Lüttich gebraucht wurde. Sie
                              wurde als sehr zwekdienlich befunden und kann mit Recht empfohlen werden.
                           Fig. 55 ist
                              ein Querschnitt der Maschine. Fig. 56 ein Grundriß;
                              Fig. 57
                              ein Längendurchschnitt derselben; dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Ansichten
                              denselben Gegenstand.
                           Die Maschine besteht aus einem horizontalen beweglichen Rahmen A von Holz, der durch vier Räder C getragen
                              wird, welche auf zwei parallelen Längeschwellen D, D
                              laufen. Eine dieser Längeschwellen wird weggenommen, sobald eine Reihe von Pfählen
                              abgeschnitten ist, und dann durch eiserne Klammern auf die beweglichen Querbäume E über der nächsten Reihe befestigt, Fig. 61. Unter dem
                              horizontalen Rahmen hängt an vier Schrauben F, welche
                              durch verzahnte Muttern a gehen, ein verticaler Nahmen
                              von Eisen G. Ungefähr in der Mitte dieses Rahmens bei
                              r ist ein Zapfen, um welchen sich der Arm H der Säge s dreht. g sind Leitstangen, um die kreisförmige Bewegung des Armes H in eine geradlinige für die Säge s zu verwandeln. g' ist eine
                              eiserne Verbindungsstange.
                           Um die vier verzahnten Muttern a und ein verzahntes Rad,
                              das in der Mitte des horizontalen Rahmens befestigt ist, geht eine endlose Kette e. Dreht man das verzahnte Rad mittelst der Griffe an
                              der Achse h, so wird mittelst der endlosen Kette, welche
                              um die verzahnten Muttern a geschlungen ist, der
                              verticale Rahmen nach Bedürfniß entweder gehoben oder niedergelassen. Mittelst der
                              Schraube n, Fig. 56, wird die endlose
                              Kette gespannt. Durch diese sinnreiche Einrichtung wird eben so auch die Säge zur
                              gehörige Tiefe niedergelassen. Ist der horizontale Rahmen an seinem Plaz, so wird
                              das eiserne Querstük m auf die Langeschwellen D aufgenagelt. Die Schraube K, welche durch eine Kurbel gedreht wird, und durch m hindurchgeht, ertheilt der ganzen Maschine die vorwärtsschreitende
                              Bewegung.
                           Fig. 58 ist
                              eine in größerem Maaßstab gezeichnete Ansicht des horizontalen Verbindungsstüks für
                              den Rahmen G. An demselben ist eine Führung für den
                              Hebel H befestigt. Fig. 59 und 60 ist eine
                              horizontale Ansicht und ein Durchschnitt des verzahnten Rades a mit der Schraube n, durch welche die Kette
                              gespannt wird.
                           Fig. 61 ist
                              ein Grundriß des Pfeilersizes, worauf man die Pfähle und das Gestell sehen kann, auf
                              welchem die Maschine arbeitet. Fig. 62 ist eine
                              Seitenansicht, und Fig. 63 eine Queransicht. Die übrigen Details können besser aus der
                              Zeichnung ersehen, als beschrieben werden.
                           Die Maschine wird folgendermaßen angewandt: nachdem man einen Nahmen, wie ihn Fig. 61 zeigt,
                              ringsum den Pfeiler aufgerichtet, die Querbalken E
                              gelegt hat, und die Längeschwellen D durch eiserne
                              Klammern angehängt und durch Schrauben regulirt sind, so daß sie vollkommen
                              horizontal liegen, bringt man die Maschine dicht an den ersten Pfahl derjenigen
                              Reihe, welche abgeschnitten werden soll. Das Querstük m
                              wird dann auf die Längeschwellen D genagelt und die Säge
                              auf die gehörige Tiefe niedergelassen, wie vorhin beschrieben wurde; sie wird nun
                              durch zwei Männer in Bewegung gesezt, von denen einer auf jeder Seite des Hebels H steht; die ganze Maschine wird durch den Druk der
                              Schiebschraube K fortwährend vorwärts schreitend
                              erhalten. Man sieht also, daß drei Männer nöthig sind, um die Maschine in Thätigkeit
                              zu sezen: zwei an der Säge und einer an der Schiebschraube.
                           Diese Maschine wurde von dem bekannten belgischen Ingenieur Simons entworfen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
