| Titel: | Fabrication des Gußstahles in Yorkshire. | 
| Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XXXI., S. 99 | 
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                        XXXI.
                        Fabrication des Gußstahles in Yorkshire.Dieser Aufsaz bildet den Schluß des im vorhergehenden Heft des polytechnischen
                                 Journals Bd. XCI S. 443 enthaltenen
                                 Aufsazes.
                           
                        Aus den Annales des Mines, Tom. III. 3. Lief. 1843.
                           durch Heßler's Jahrbuch
                                 fuͤr Technik, Physik und Chemie Febr. 1844 S.
                              133.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Fabrication des Gußstahles.
                        
                     
                        
                           Die Größe des bei einer Stahlschmelzerei beschäftigten Personals richtet sich nach
                              der Zahl der im Betrieb erhaltenen Schmelzöfen. Eine Hütte, die 10 Schmelzöfen in
                              vollem Gange erhält, d.h. wöchentlich durch 5 Tage schmelzt, braucht 8 Arbeiter, als
                              da sind: a) der Werkführer (Schmelzer, smelter), welcher die ganze Arbeit überwacht, die rohen
                              Stahlstangen mit dem Hammer zerschlägt, die Beschikung für jeden Tiegel herrichtet,
                              den geschmolzenen Stahl in die Formen gießt und an den Reparaturen der Oefen Antheil
                              nimmt u.s.w.; b) zwei Gießer (Herausnehmer, takers out), denen insbesondere alle beim Gießen
                              erforderlichen Operationen obliegen; sie allein nehmen die Tiegel aus den Oefen und
                              tragen sie dem Werkführer zu; c) der Formenzurichter
                              (mould geter up), welcher dem Werkführer die
                              Gießformen herrichtet und die gegossenen Stangen nach dem Erstarren aus den Formen
                              nimmt; er unterstüzt auch die Gießer beim Kohksaufgeben während des Schmelzens; d) der Kohkszuträger (Coaky), welcher die Kohks in Körbe füllt und in die Schmelzhütte trägt, übrigens ebenfalls die
                              Gießer bei allen ihren Manipulationen unterstüzt; e) der
                              Rostüberwacher (boy), ein Knabe von 10–12 Jahren,
                              der sich gewöhnlich im Keller aufhält, um die Gießer davon in Kenntniß zu sezen,
                              wenn das Aussehen des Rostes die erfolgte Durchlöcherung eines Tiegels anzeigt. Oft
                              formt er überdieß in einem gußeisernen Model die Untersäze (Untersezer) für die
                              Tiegel, verkleinert mittelst eines Hammers die Scherben alter Tiegel, welche nach
                              Entfernung der verglasten Theile, wie früher angegeben wurde, der übrigen
                              Tiegelmasse zugesezt werden; endlich hilft er, wenn die Schmelzöfen nicht im Gange
                              sind, dem Tiegelverfertiger; f) der Tiegelverfertiger,
                              der, wie schon oben gesagt, in einer Hütte, die 10 Schmelzöfen in voller Thätigkeit
                              erhält, ununterbrochen beschäftigt ist.
                           Da die Schmelzöfen nur während des Tags im Gange sind, so machen die Arbeiter nur
                              eine einzige Schichte von 10–12 Stunden und ihr wochentlicher Arbeitslohn
                              beläuft sich auf 7 Pfd. 8 Schill. (an 74 fl. C. M.); ich habe nie gehört, daß der
                              Arbeitslohn jemals nach der Größe des Erzeugnisses wäre ermessen worden.
                           Unabhängig von den angeführten sieben constant und regelmäßig beschäftigten Arbeitern
                              wird oft, wenn die Schmelzhütte im höchsten Grade beschäftigt ist, noch ein Gehülfe
                              für die verschiedenen Nebenarbeiten beigesellt. In einigen kleinern Hütten mit 4
                              Schmelzöfen, wo wochentlich nur durch 3 Tage 3 Oefen im Feuer erhalten werden und wo
                              man das Personal soviel möglich zu vermindern sucht, sind nur zwei Arbeiter
                              beschäftigt, nämlich ein Gießer, der alle vorher angegebenen Arbeiten verrichtet,
                              und ein Knabe von 14–15 Jahren, der überall, wo es sein Alter erlaubt,
                              mithilft. Der Arbeitslohn dieser zwei Menschen beläuft sich gewöhnlich auf 2 Pfd. 3
                              Schill. (21 fl. 30 kr. C. M.)
                           Gang der Arbeit in einer Stahlschmelzhütte. – Eine
                              Campagne der Stahlschmelzöfen dauert nie über 5 Tage, oft nur 3 Tage, und obgleich
                              die Oefen während der ganzen Campagne im Feuer bleiben, so arbeiten sie doch alle 24
                              Stunden nur 10 Stunden. In einer Hütte, in welcher wöchentlich 5 Tage geschmolzen
                              wird, muß die Reparatur der Oefen immer Sonntags Abends beendigt seyn; man heizt
                              dann zuerst jeden Ofen mit großer Vorsicht an, damit die Ofenwände troknen und nur
                              sehr allmählich die zum Schmelzen des Stahles erforderliche hohe Temperatur
                              erlangen. Zu diesem Ende wirft man auf den Rost einige Schaufeln voll brennender
                              Steinkohlen, bedekt sie mit frischen Kohks, und wenn diese Masse in Brand zu
                              gerathen anfängt, wird noch Lösche aufgegeben, es wird der horizontale Canal mit
                              einem eingesezten Ziegel beinahe ganz verstopft und die Ofenmündung mit dem Dekel
                              Fig. 26
                              verschlossen. Es erfolgt
                              so während der folgenden Nacht eine dumpfe Verbrennung unter gehemmtem Luftzug und
                              durch diese die vorbesagte Austroknung und allmähliche Temperaturerhöhung bis zur
                              dunklen Rothgluth. Ganz in gleicher Weise wird mit allen in Gang zu bringenden Oefen
                              verfahren.
                           An demselben Abend bringt man auch auf den Rost des Tiegelbrennofens (Fig. 23 und 24) etwa 2
                              Zoll hoch brennendes Kohksklein, von einem Steinkohlenfeuer kommend, welches auf
                              einem anliegenden Rost (Fig. 24) beständig
                              unterhalten wird, stellt darauf die Tiegel, die den nächsten Morgen in Gebrauch
                              genommen werden sollen und füllt dann den Ofen ganz mit Kohksklein, so wie es im
                              Kohksmagazin übrig bleibt, oder mit den Kohksstüken, die unverbrannt in die
                              Aschenräume hinabfallen, ganz voll. Montag Mittag wird zum eigentlichen Anheizen der
                              Oefen geschritten. Zu diesem Ende entfernt man mit einer Krüke die pulverige Masse,
                              die man bis dorthin in dem Ofen belassen hat, reinigt den Rost gut und sezt die
                              Tiegel ein. Die Mitten (Achsen) der beiden Tiegel, die in einen Ofen zu stehen
                              kommen, müssen sich in der nämlichen Verticalebene und in gleichen Entfernungen von
                              den zwei größern Seitenwänden des Ofens befinden; sowohl zwischen die zwei Tiegel
                              selbst, als zwischen den Tiegeln und den kleinen Seitenwänden des Ofens bleibt (in
                              der besagten Verticalebene gemessen) ein 5 Cent. (22,5 Linien) breiter Raum leer.
                              Bei dieser Anordnung der Tiegel beträgt der Abstand der Tiegel von einander und von
                              den größern Seitenwänden des Ofens 95 Mill. (3,5 Zoll). Man sezt nun die Dekel auf
                              die leeren Tiegel, füllt die Oefen mit frischen Kohks an, verstopft die
                              horizontalen, zur Esse führenden Canäle und schließt die Oeffnung oben in jedem
                              Ofen. Es entsteht nun sogleich ein sehr starker Zug und im Verlauf von einer halben
                              Stunde erreicht der Ofen eine sehr hohe Hize.
                           Jezt wird zur Beschikung der Tiegel geschritten; zu diesem Behufe dekt man sie ab,
                              stekt den im Vorhergehenden erwähnten und in Fig. 33 dargestellten
                              Trichter von Eisenblech hinein, und nun gibt der Werkführer zuerst 2–3 etwa
                              35 Cent. (12,3 Zoll) lange Stahlstüke hinein. Um aber die Tiegel gegen Stöße zu
                              schüzen, bringt schon vorher ein Gießer in den Trichter hinein eine gerade Stange,
                              die in Fig.
                                 33 angezeigte Stellung ihr gebend. Die Stahlstüke werden senkrecht an die
                              eine Seite des Tiegels gestellt und der Zwischenraum zwischen denselben und der
                              entgegengesezten Seite wird hierauf mit kleinen Stahlstüken ausgefüllt. Diese
                              Anordnung hat zum Zwek in die Tiegel möglichst viel Stahl hineinzubringen. Oft macht
                              man beim Beschiken, wie ich vorn angegeben habe, den Beschluß mit Abfällen von Stahlblech,
                              Stahldraht und dem Ausschuß der verschiedenen Fabricationsartikel. Die ganze
                              Beschikung eines Tiegels varirt von 28–36 englischen Pfd., gewöhnlich beträgt
                              sie 30 engl. Pfd. (24,2 W. Pfd.)
                           Nach erfolgter Beschikung werden die Dekel wieder auf die Tiegel gesezt, die Oefen
                              mit frischen Kohks gefüllt, die obern Mündungen der Oefen mit den betreffenden
                              Dekeln (Fig.
                                 26) verschlossen und das Schmelzen begonnen.
                           Führung des Feuers. – Zur Erzeugung und
                              Unterhaltung der zum Schmelzen des Stahls erforderlichen hohen Hize müssen Kohks,
                              welche die in dem frühern Theil dieses Aufsazes angegebenen Bedingungen erfüllen,
                              angewendet und noch überdieß gewisse Regeln beim Aufgeben dieses Brennmaterials
                              beobachtet werden.
                           Das Aufgeben des Brennmaterials darf nicht zu oft stattfinden, weil dabei der Ofen in
                              doppelter Weise eine Abkühlung erfährt, einmal weil durch Oeffnen der obern Mündung
                              zeitweilig der Zug vermindert, und das anderemal, weil ein kalter Körper in den Ofen
                              gebracht wird. Es ist viel besser, selten, aber immer in großen Gichten den
                              Brennstoff aufzugeben. Gewöhnlich werden von Stunde zu Stunde in jedem Ofen
                              20–25 Kilogr. (35 1/2–44 1/2 Pfd.) aufgegeben. Zu diesem Ende werden
                              die im Ofen zurükgebliebenen Kohks mit einem Schüreisen zusammengehäuft und nachher
                              langsam die neue Gicht so aufgeschüttet, daß der leere Raum möglichst ausgefüllt
                              wird. Während ein Arbeiter die Kohks aufschüttet, vertheilt ein anderer mittelst
                              einer Schürstange die Stüke gleichmäßig, zieht jene, die in den horizontalen Essen
                              oder Canal hineingefallen sind, aus diesem heraus, um den Zug in gehöriger
                              Wirksamkeit zu erhalten und häuft die Kohks an der dem Canal gegenüberliegenden
                              Ofenwand zu einer geneigten Fläche an. Alles dieß muß in weniger als 2 Minuten
                              geschehen seyn. Da die Kohksasche feuerfest ist, so wird durch sie der Rost nicht
                              verstopft und sie fordert somit von Seite der Arbeiter nur geringe Sorgfalt. Nur
                              manchmal sieht man zwischen den Roststangen eine verglaste flüssige Masse in Fäden
                              hinabfallen; aber auch dann bedarf es keiner besondern Reinigung der Roststäbe
                              mittelst Brechstangen.
                           Das Schmelzen des Stahls ist gewöhnlich 4 Stunden nach dem Beschiken vollendet. Der
                              Gießer überzeugt sich von dem Zustand der Beschikung durch Abdeken der Tiegel. Die
                              Arbeiter sorgen beim Aufgeben der Kohks dafür, daß der Obertheil der Tiegel von
                              Kohks entblößt sey, wenn der Augenblik des Gießens herankömmt. In den Oefen, wo die
                              Schmelzung noch nicht ganz vollendet ist, wird immer noch etwas Brennstoff aufgegeben und man gießt aus
                              diesen Oefen zulezt.
                           Gießen und Formen des geschmolzenen Stahls. – Das
                              Gießen des Stahls zu Barren oder Stangen muß mit größter Schnelligkeit geschehen und
                              fordert das Zusammenwirken aller Arbeiter. Die Gießer ergreifen mittelst der dazu
                              bestimmten und in Fig. 31 abgebildeten Zange die Tiegel, welchen die Untersäze (Untersezer)
                              und die Dekel anhängend bleiben und stellen sie vor den Werkführer hin, der sie
                              wieder mit einer andern in Fig. 32 abgebildeten
                              Zange ergreift, mit einem schwachen Hammerschlag den Dekel losmacht und den ganzen
                              Inhalt sogleich in eine Gießform gießt. Das Metall ist sehr flüssig und wirft
                              zahlreiche Funken umher, die noch einige Secunden nach Eingießen der ganzen
                              Beschikung in die Form, aus dieser heraussprizen. Der Arbeiter kann den vollen 25
                              Kil. (45 Pfd.) schweren Tiegel nun aufheben, indem er die Zange mit beiden Händen
                              ergreift und fest an seinen Körper anhält. Hiebei würde er sich seine Hände und
                              Kleider verbrennen, wenn er sie nicht mehrfach mit Wolle umhüllt hätte. Der
                              entleerte Tiegel wird ohne besondere Behutsamkeit auf den Boden der Schmelzhütte
                              hingeworfen, wo er so lange liegen bleibt, bis auch der andere Tiegel desselben
                              Ofens auf gleiche Art entleert worden, wo dann beide Tiegel, mit ihren Dekeln
                              bedekt, leer in den Ofen zurükgebracht und darin nach Verschließung desselben und
                              nach Aufgeben von etwas frischen Kohks wieder gehizt werden. Auf die angegebene Art
                              wird ohne Unterbrechung nach und nach mit jedem Ofen der Hütte verfahren. Während
                              dieses Manövers richtet der Formenschifter immer neue, sorgfältig getroknete
                              Gießformen vor, entfernt die bereits angefüllten, nimmt sie, nachdem der Stahl
                              erstarrt ist, auseinander und stürzt im Hof die Gußstahlbarren heraus, damit sie,
                              ohne den Arbeitern im Wege zu seyn, daselbst erkalten.
                           Nachdem das Gießen und Wiedereinsezen der leeren Tiegel in die Oefen beendigt ist,
                              erhalten diese Tiegel eine frische Beschikung von rohem Cementstahl, indem hiebei
                              die Oefen in derselben Ordnung wie beim Gießen genommen werden, und leitet nachher
                              das Feuer wie vorher. Dieses zweite Schmelzen unterscheidet sich von dem ersten nur
                              darin, daß, da die Oefen jezt eine höhere Hize besizen, das Schmelzen gewöhnlich
                              schon in 3 Stunden und mit 3 Kohksgichten beendigt ist. Nach einem dritten, im
                              Mittel ebenfalls 3 Stunden dauernden Schmelzen kommen die Tiegel außer Dienst und
                              die Operation wird bis zum folgenden Tag unterbrochen. Zu diesem Ende reinigt man
                              sorgfältig den Rost und die Wände jedes Ofens, bringt Kohksabfälle ein, wie dieß
                              Tags vorher geschehen, schließt die Mündung des horizontalen Canals mit einem Ziegelstein und
                              die obere Oeffnung des Ofens mit dem betreffenden Dekel und sezt endlich die Tiegel,
                              die am folgenden Tag in Gebrauch genommen werden sollen, in den zum Brennen
                              derselben dienenden Ofen ein. Dienstag Abends 6 Uhr wird wieder angeheizt, so wie
                              dieß Montags geschehen, nur mit dem Unterschied daß, da jezt die Oefen viel heißer
                              sind, die Dauer des Anheizens vor der ersten Beschikung auf eine Viertelstunde
                              beschränkt werden kann. Es werden wieder drei Schmelzungen nach einander gemacht und
                              es wird in dieser Art bis Freitag Abend fortgefahren. Die Ofenwände sind dann,
                              selbst wenn die Materialien die gewünschte Qualität besizen, so beschädigt, daß das
                              Schmelzen nicht mehr fortgesezt werden kann, und man benüzt den Samstag und Sonntag
                              zum Abbrechen und Wiederaufbauen der innern Schachtmauer; Sonntag Abends 6 Uhr
                              beginnt endlich wieder das Anheizen und hiemit eine neue Campagne.
                           Die Tiegel sind, nachdem sie die dritte Schmelzung überstanden haben, keineswegs
                              absolut untauglich zu weiterm Gebrauch; die Mehrzahl derselben könnte noch eine oder
                              zwei Schmelzungen aushalten, allein die Erfahrung hat gezeigt, daß die Tiegel dann
                              doch öfter zu Grunde gehen und daß der Verlust an Stahl, der hiedurch erlitten wird,
                              die Ersparung auf- und sogar überwiegt, die durch öftern als dreimaligen
                              Gebrauch eines und desselben Tiegels erzielt wird.
                           Ungeachtet der großen Sorgfalt, welche bei Verfertigung der Tiegel beobachtet wird,
                              geschieht es doch öfters, daß sie während des Schmelzens Risse oder ein Loch
                              bekommen, wo dann ihre ganze Beschikung aus- und durch Einfluß des
                              oxydirenden Mittels, das sie passirt, ganz umgeändert in den Aschenraum hinabrinnt.
                              Werden die Gießer durch den Wächter, indem dieser glänzende Funken durch den Rost
                              hinabfallen sieht, von einem solchen Unfall noch bei Zeiten in Kenntniß gesezt, so
                              kann dem Verlust des ganzen Tiegelinhalts dadurch vorgebeugt werden, daß die Gießer
                              äußerlich an der beschädigten Stelle des Tiegels einen Klumpen oder Pfropf von
                              feuerfestem Thon appliciren und den Tiegel so neigen, daß die gesunde Seite den Druk
                              des flüssigen Inhalts zu ertragen hat. Fließt der Tiegel ungeachtet der Anwendung
                              dieses Mittels noch aus, so muß er schnell aus dem Ofen genommen werden, um so das
                              zu retten, was noch darin geblieben ist. Dieses Ausrinnen der Tiegel ist beinahe die
                              einzige Ursache des geringen Abgangs, der in den Stahlschmelzereien stattfindet.
                           Ein anderer Grund, welcher die Zahl der mit einem und demselben Tiegel vorzunehmenden
                              Schmelzungen beschränkt, ist die allmähliche Verminderung seines Volums die er
                              erleidet und welche eine
                              entsprechende Verminderung des Gewichtes der Beschikung nach sich zieht. Der innere
                              Raum eines an der Luft getrokneten Tiegels beträgt 8,85 Liter (6,19 Wien. Maaß); bei
                              einem Tiegel, der zu drei Schmelzungen gedient hatte und noch vollkommen
                              wohlerhalten war, fand ich dieses Volum aus 6,3 Liter (4,41 Maaß) vermindert, und
                              die Arbeiter mehrerer Schmelzhütten stimmten ganz in der Behauptung überein, daß
                              diese Volumsverminderung sich bei jeder neuen Schmelzung immer wieder zeige. Der
                              Einfluß dieser stattfindenden Volumsverminderung auf das Gewicht der
                              Tiegelbeschikung ist so groß, daß die drei Beschikungen eines und desselben Tiegels
                              im Verhältniß von 32 zu 30 und 28 Pfd. abnehmen.
                           Keine Ofencampagne dauert über 5 Tage; man ist aber oft, wegen minder guter Qualität
                              der feuerfesten Materialien, woraus der Ofen besteht, genöthigt, die Campagnen
                              früher zu unterbrechen. Beinahe immer zeigen sich schon nach dreitägigem Heizen die
                              Wände ziemlich bedeutend angefressen, so daß der Brennmaterialbedarf beträchtlich
                              wächst. Während der mittlere Bedarf des zweiten Schmelztages 250 Gewichtstheile
                              Kohks auf 100 Gewichtstheile Stahl ist, beträgt dieser Bedarf im fünften Tag oft
                              über 350 Gewichtstheile. Aus diesem Grunde macht man zu Zeiten, wo wegen Stokung im
                              Handel die Oefen nicht im lebhaftesten Betrieb erhalten werden können, gewöhnlich
                              lieber nur dreitägige Campagnen, als daß man die Zahl der im Gang befindlichen Oefen
                              vermindert.
                           Eigenschaften des Gußstahls. – Der Gußstahl nimmt
                              sehr genau die Gestalt der Formen an, in die er gegossen wird. Das Gewicht einer
                              gegossenen Barre varirt zwischen 12–16 Kilogr. (21 1/2–28 1/2 Pfd.).
                              Obgleich der rohe Cementstahl sehr zerbrechlich (spröde) ist, so sind die
                              Gußstahlbarren wegen ihres beträchtlichen Querschnitts doch sehr schwer zu
                              zerbrechen. Der frische Bruch zeigt eine graue Farbe ohne bläulichen Reflex, welche
                              etwas an die Farbe des unreinen Antimons erster Schmelzung erinnert. Die ganze Masse
                              ist gewöhnlich besäet mit sehr kleinen Vertiefungen (Höhlungen) von runder Gestalt
                              und irisirender Oberfläche, und beinahe immer ist in der Mitte eine viel größere
                              Höhlung vorhanden, deren irisirende Oberfläche mit einer großen Menge von
                              Stahlkrystallen bedekt ist. Uebrigens ist der Bruch körnig und uneben und zeigt, im
                              spiegelnden Lichte betrachtet, deutlich eine Neigung zu einem sehr regelmäßigen,
                              blätterigen und faserigen Gefüge. Die Fasern haben alle eine auf die anliegende
                              äußere Fläche perpendiculäre Richtung, so daß sie, indem sie sich begegnen, sehr
                              regelmäßig die Diagonalen des quadratischen Querschnitts der Barre sichtbar
                              machen.
                           
                           Tafel über die Fabricationskosten des Gußstahls in
                                 Yorkshire.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 92, S. 106
                              Fabricationskosten für 100
                                 Kilogramme Gußstahl; Materialienverbrauch und Tagarbeit; Werth des Materials und
                                 der aufgewendeten Tagarbeit; Specielle Kosten; Roher Cementstahl; Kohks; Tiegel,
                                 welche folgende Kosten machen: Thon von Stourbridge; Thon von Stannington; Thon
                                 für Untersäze und Dekel; Handarbeit; Verschiedene andere Kosten: für Gehülfen,
                                 Formen der Untersäze und Dekel, Oehl zum Formen, die Formen selbst; Materialien
                                 zur Unterhaltung der Oefen durch eine Woche; Handarbeit beim Schmelzen und
                                 Unterhaltung der Oefen 3,07 Fr. per Tag; Nebenarbeiten; Allgemeine Kosten;
                                 Industrielles Capital: Miethe der Hütte oder Interessen des Capitals 5 per 100;
                                 Umlaufscapital: Interessen mit 6 per 100; Unterhaltung der Werkzeuge,
                                 Gießformen, Schürstangen, Kohkskörbe u.s.w.; Verschiedene Auslagen für Patente,
                                 Postporto, Kanzlei
                              
                           Diese 21,08 Frks. erhalten gewöhnlich die Fabrikanten, welche den rohen Cementstahl,
                              der ihnen von andern Fabrikanten geliefert wird, schmelzen und in Gußstahl
                              umwandeln, und das in vorstehender Tabelle enthaltene Detail ist von einer Hütte
                              hergenommen, in welcher in den lezten Jahren 10 Oefen im lebhaftesten Gange waren
                              und die wochentliche Erzeugung sich auf 8763 Pfd. belief.
                           Raffiniren des Gußstahls. – Die Gußstahlbarren
                              zeigen in ihrem Mitteltheile immer Höhlungen, welche von der Zusammenziehung des
                              geschmolzenen Metalls beim Erstarren herkommen, und übrigens fehlt ihnen auch die
                              Hämmerbarkeit. Sie müssen daher, um verarbeitet werden zu können, zuvor mehrmals gehizt und
                              gestrekt werden, durch welche Operationen, die viel Vorsicht erfordern, jene
                              Stahlsorte erhalten wird, welche man in Yorkshire zweimal raffinirten Stahl heißt.
                              Der raffinirte Gußstahl übertrifft an Qualität im allgemeinen jene Stahlsorten,
                              welche aus dem nämlichen Eisen und durch zweifaches Gerben des rohen Cementstahls
                              erhalten werden. Er ist weniger unganz und fehlerhaft, ist homogener und behält bei
                              der Verarbeitung seine Stahleigenschaft besser bei.
                           Erklärung derFig.
                                 23–33. Diese Figuren stellen die allgemeine Einrichtung und die Details
                              einer der besten Stahlschmelzhütten Yorkshire's vor. Diese Hütte enthält 10 Oefen zu
                              zwei Tiegeln und kann wochentlich 3972 Kil. (7075 Pfd.) Gußstahl erzeugen. Fig. 23 ist
                              ein horizontaler Durchschnitt der ganzen Schmelzerei durch eine 0,40 Meter (15 Zoll)
                              über den Boden geführte Ebene. Man sieht in der eigentlichen Schmelzhütte in
                              Projection die obern Mündungen der Oefen und den horizontalen Durchschnitt der
                              zugehörigen Schornsteine. Zur linken Seite 1,2 Met. (3,79 Fuß) unter dem Boden
                              (Sohle) der Schmelzhütte befindet sich das Gebäude, wo die Kohks und der feuerfeste
                              Thon aufbewahrt und auch die Tiegel verfertigt werden. Auf der entgegengesezten
                              Seite befindet sich der Ofen zum Brennen der Tiegel und das Gebäude, welches als
                              Magazin für den rohen Cementstahl und für den Gußstahl dient.
                           Fig. 24 zeigt
                              eine Projection und verticale Durchschnitte der Schmelzhütte und der an sie
                              anstoßenden Gebäude nach zu der Hauptmauer der Schornsteine parallelen Ebenen. Einer
                              der Durchschnitte (B', C')
                              zeigt die Projection der Roste und Aschenräume und der andere (C, D) die innere Gestalt der Schmelzöfen und des Ofens
                              zum Vorbrennen der Tiegel. Man sieht in beiden die Tiegel auf den längs den Mauern
                              angebrachten Gestellen stehen. Fig. 25 ist ein
                              verticaler Durchschnitt der Schmelzhütte nach zwei auf die Hauptmauer der
                              Schornsteine senkrechten Ebenen. Man sieht hier zwei Tiegel in einem Schmelzofen und
                              den Canal, durch welchen die Verbrennungsgase aus dem Ofen in den Schornstein
                              abziehen; ferner die Thüre, welche zum Tiegelbrennofen führt und die drei Stiegen,
                              wovon die eine aus der Schmelzhütte in den Hof, die andere vom Hof in den
                              eingewölbten Keller und die dritte aus dem Keller in das Stahlmagazin führt. Fig. 26 ist
                              der Dekel, welcher die im Niveau der Sohle der Schmelzhütte liegende obere Mündung
                              der Schmelzöfen verschließt; Fig. 27 die Form zur
                              Verfertigung der Schmelztiegel; Fig. 28 eiserne Stange
                              mit der beweglichen hölzernen Stüze, worauf der geformte Tiegel gestellt wird, um
                              ihn aus der Form zu nehmen; Fig. 29 verticaler
                              Durchschnitt des Tiegels, seines Dekels und Untersazes; Fig. 30 zeigt die
                              Anordnung der Gießform im Augenblik des Gießens. Fig. 31 Zange zum
                              Herausnehmen des Tiegels aus dem Ofen, wenn sein Inhalt geschmolzen ist; Fig. 32 eine
                              zweite Zange, mit welcher der Arbeiter den Tiegel hält, wenn er den geschmolzenen
                              Stahl in die Form gießt, und Fig. 33 zeigt endlich die
                              Anordnung des Trichters und der geraden Stange, deren man sich beim Beschiken der
                              Tiegel bedient.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
