| Titel: | Ueber die Anwendung brennbarer Gase bei metallurgischen Arbeiten; vom Hütteninspector Zintkraff. | 
| Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XXXII., S. 108 | 
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                        XXXII.
                        Ueber die Anwendung brennbarer Gase bei
                           metallurgischen Arbeiten; vom Huͤtteninspector Zintkraff.Der Verfasser hat diesen interessanten Artikel in einem Siegen'schen Wochenblatt
                                 mitgetheilt, woraus er in die Allgemeine Zeitung für
                                       National-Industrie, 1844, Nr. 20 und 21 überging,
                                 welcher wir ihn entnehmen. Wir verweisen übrigens auf die Abhandlung von Delesse im polytechnischen Journal Bd. LXXXVIII S. 264, worin die
                                 Wasseralfinger Oefen nach Abbildungen beschrieben sind. A. d. R.
                           
                        Zintkraff, über die Anwendung brennbarer Gase bei metallurgischen
                           Arbeiten.
                        
                     
                        
                           Im Jahre 1837 erhielt der königlich würtembergische Bergrath Hr. v. Faber du Four zu Wasseralfingen von der königl.
                              Bergwerks-Direction zu Stuttgart den Auftrag, das bei den
                              Wasseralfinger-Hohöfen erblasene graugare Roheisen mit dem geringstmöglichen
                              Kostenaufwand so weit zu entkohlen, daß es sich leichter verfrischen lasse. Zu
                              diesem Zwek das bekannte englische Verfahren anzuwenden, schien Hrn. v. Faber du Four zu kostspielig, weil dabei, in Ermangelung
                              von Steinkohlen, nur Holzkohlen hätten angewendet werden können. Er kam daher auf
                              den Gedanken, daß dieser Zwek durch eine zwekmäßige Anwendung von Hohofengas zu
                              erreichen sey, da ihn die Erfahrung bei Anwendung dieser Gase zur Erwärmung der
                              Gebläseluft belehrt hatte, daß deren Effect bis zur Schmelzung des Roheisens
                              gesteigert werden könnte, wenn die Gasverbrennung durch Zuleitung von erhizter Luft
                              befördert würde. Es wurde daher auf einem der dortigen Hohöfen ein Reverberirofen
                              erbaut, und die Entkohlung des Roheisens erfolgte in solchem ganz nach Wunsch. Bei
                              mehrfachen Versuchen, die bei dieser Arbeit stattfinden mußten, ergab sich nun durch
                              Zufall, daß bei einer verhältnißmäßig längeren Fortsezung der Operation des
                              Weißmachens viel Roheisen in dehnbares Frischeisen verwandelt worden war, was Hrn.
                              v. Faber du Four die Möglichkeit bewies, daß mit dem
                              Hohofengas auch auf dem Wege der Puddlingfrischerei gutes Frischeisen zu Stabeisen
                              erzielt werden könnte. Man begann daher mit dem Bau eines
                              Gaspuddling-Frischofens, und nach vielen Versuchen und Anstrengungen hatte Hr. v.
                              Faber du Four schon im Jahre 1841 die Freude, die
                              Gaspuddlingfrischerei zu Wasseralfingen als eine neue Betriebsbranche dieses in
                              vieler Beziehung ausgezeichneten Hüttenwerks ins Leben treten zu sehen. Zum
                              Schweißen der Luppen wurde gleichzeitig ein Schweißofen erbaut, welcher ebenfalls
                              mit Hohofengas geheizt wird.
                           Diese in ihren wohlthätigen Folgen für die Eisenproduction so wie für alle
                              metallurgischen Operationen jezt noch gar nicht zu übersehende Erfindung hat zwar
                              gleich Anfangs die Aufmerksamkeit des In- und Auslandes in hohem Grade auf
                              sich gezogen, aber auch bei Vielen, insbesondere bei denen, die nicht Gelegenheit
                              hatten die Sache anzuschauen, große Bedenklichkeiten wegen des unzweifelhaft
                              scheinenden nachtheiligen Einflusses, welchen die Gasentziehung auf den Gang des
                              Hohofens, so wie auf den dabei stattfindenden größeren Kohlenverbrauch haben müsse,
                              hervorgerufen, welche um so mehr Entschuldigung verdienen, als einige deßfallsige
                              Nachahmungen auf anderen Werken den Erwartungen durchaus nicht entsprachen. Es war
                              dieses namentlich auch auf der Ludwigshütte bei Biedenkopf der Fall, wo man sich ein
                              halbes Jahr vergeblich abgemüht hat, mit dem Gaspuddeln zum Zwek zu kommen. Dort hat
                              es sich jedoch im J. 1842 ergeben, daß lediglich fehlerhafte Construction des
                              Gaspuddelofens und Unkenntniß der Arbeiter am Mißlingen der Arbeit Schuld war, denn
                              nachdem die dortige Hüttenverwaltung bei Hrn. v. Faber du
                                 Four um tüchtige Arbeiter gebeten hatte, brachten solche das Gaspuddeln
                              daselbst zum erwünschten Ziel. Wegen meiner persönlichen Bekanntschaft mit den
                              dortigen Herren Hüttenbeamten hatte ich Gelegenheit, zu Ludwigshütte alles genau
                              einzusehen, und ich gewann die vollkommene Ueberzeugung, daß
                                 der Gaspuddling-Frischproceß nicht allein praktisch durchführbar und sehr
                                 ökonomisch sey, sondern daß auch der Gang des Hohofens und der Kohlenverbrauch
                                 nicht im Mindesten beeinträchtigt wird, wenn man auf den Betrieb des Hohofens
                                 selbst die gehörige Aufmerksamkeit verwendet.
                           Was mich zu Ludwigshütte besonders angenehm überraschte, war die vorzügliche Qualität
                              des beim Gaspuddeln erzeugten Stabeisens, aus welchem Blech, Draht und Zaineisen
                              ohne Tadel angefertigt worden ist.
                           Seitdem ich mich dort von Allem gehörig unterrichtet hatte, waren auch bei mir alle
                              Zweifel gehoben, und der Wunsch erwachte in mir sehr lebhaft, diese Erfindung nach
                              Kräften helfen verbreiten zu können, weil sie voraussichtlich viel dazu beitragen wird, die deutsche
                              Eisenproduction aufrecht zu erhalten.
                           Durch einen meiner Söhne, welcher sich mit einem Puddlingmeister einige Zeit in
                              Wasseralfingen aufhielt, um sich mit den Einrichtungen und dem Betriebe daselbst
                              genau bekannt zu machen, bin ich in Stand gesezt, folgende Notizen mitzutheilen.
                           
                        
                           I. Ueber den Hohofenbetrieb.
                           Wasseralfingen hat zwei Hohöfen, den Wilhelms- und den Friedrichsofen, ein
                              dritter neuer ist im Bau begriffen.
                           
                              
                                 Beide Hohöfen haben gleiche Dimensionen
                                    und    betragen, ganze Höhe
                                   38'Das angegebene Maaß ist würtembergisches. 1 Fuß hat 10 Zoll, ist =
                                          10'' 11''' preuß. 1 Kubikfuß = 1000 Kubikzoll = 1300 973/1000
                                          Kubikzoll preuß. 1 Cntr. = 104 Pfd. 1 Pfd. = 2 kölnische Mark.
                                    
                                 
                              
                                 Weite im Kohlensak
                                     9' 5'' 
                                 
                              
                                 Weite in der Gicht
                                     5'
                                 
                              
                                 Die Gascanäle liegen unter der Gicht
                                   14'
                                 
                              
                                 Das Gestell ist hoch
                                     5'
                                 
                              
                                 Weite unten
                                     2' 2'' 
                                 
                              
                                 Weite oben
                                     3' 2'' 
                                 
                              
                                 Die Hohöfen werden jeder mit zwei Formen
                                    betrieben,    deren jede im Durchmesser
                                    hat
                                   25''' 
                                 
                              
                                 Jeder Ofen erhält pro Minute an Luft
                                   800 Kubikf.
                                 
                              
                                 Die Pressung beträgt nach
                                    Wassersäule
                                     15 Zoll.
                                 
                              
                                 Die Temperatur des Windes beträgt
                                   180°
                                 
                              
                                 Eine Kohlengicht enthält
                                     40 Kubikf.
                                 
                              
                                 oder an Gewicht
                                   462 Pfd.
                                 
                              
                                 Die Kohlengicht bestehen aus Tannen
                                   119 ddo.
                                 
                              
                                   –           –            
                                    –        
                                    –   Föhren
                                   145 ddo.
                                 
                              
                                   –           –            
                                    –        
                                    –   Buchen
                                   198 ddo.
                                 
                              
                                 Der Steinsaz besteht aus einer Kohlengicht
                                    in
                                   762 ddo.
                                 
                              
                                 Der Kalkzuschlag beträgt circa
                                    
                                       5
                                    Proc.
                                 
                              
                                 In 24 Stunden folgen an Gichten
                                     32 Gicht.
                                 
                              
                                 Das durchschnittliche Ausbringen pro Gicht
                                    beträgt    an Eisen
                                   236 Pfd.
                                 
                              
                                 Die Production beträgt pro Tag durchschnittlich
                                 7552 Pfd.
                                 
                              
                           Der Wind für beide Hohöfen wird durch zwei Cylindergebläse beschafft, welche außerdem
                              auch noch die Winderwärmungsapparate, so wie den Gaspuddelofen und den Schweißofen
                              mit dem nöthigen Wind speisen. Jedes Cylindergebläse hat zwei doppeltwirkende Cylinder, wovon jeder 4
                              1/2' weit ist und 4 1/2' Hubhöhe hat. Beide Gebläse werden durch Wasserkraft
                              betrieben. Der neue Hohofen soll mit einem Cylindergebläse, bestehend aus einem
                              Cylinder, welcher ebenfalls 4 1/2' Weite und 4 1/2' Hubhöhe hat und der mit einer
                              Dampfmaschine betrieben wird, gespeist werden.Die Dampfmaschine für das Cylindergebläse wird ebenfalls durch Hohofengas
                                    geheizt und ist bereits mit dem besten Erfolge bei dem neuen Gebläse, zur
                                    Unterstüzung der beiden andern Cylindergebläse, in Thätigkeit.
                              
                           Das producirte Roheisen ist grau und wird zum größern Theil vergossen.
                           Die Beschikung besteht aus 2/3 Stuferz und 1/3 Bohnerz und 5 Proc. Kalkstein.
                           Das Stuferz ist sehr milde und wird unter einer Walzenvorrichtung zerkleint. Wenn die
                              Zuführung des heißen Windes durch irgend eine Veranlassung gestört wird, so muß mit
                              kaltem Winde gehüttet werden. In diesem Falle können nur 600 Pfd. Stein geworfen
                              werden und das Ausbringen pro Gicht = 40 Kubikfuß Kohlen
                              beträgt nur 185 Pfd.
                           Sehr bemerkens- und beachtenswerth ist der Umstand, daß die Hohofengase bei
                              der Anwendung von kaltem Winde im Gaspuddelofen mit größerer Hizentwikelung
                              verbrennen, als es der Fall ist, wenn dem Hohofen heißer Wind zugeführt wird.
                           Das Gewicht der Kohlen beträgt:
                           
                              
                                 1 Zuber = 20 Kubikfuß Tannen
                                 119 Pfd.
                                 
                              
                                 1    –    
                                    =  –  Föhren
                                 145 ddo.
                                 
                              
                                 1    –    
                                    =  –  Buchen
                                 198 ddo.
                                 
                              
                                 Die Steinbeschikung hält nach der Analyse
                                    an Eisen
                                   35 Proc.
                                 
                              
                                 Im Großen werden aber nur
                                    ausgebracht
                                   32 ddo.
                                 
                              
                                 100 Pfd. Stuferz kosten loco Hütte
                                     9 kr.
                                 
                              
                                 100  
                                    –   Bohnerz
                                   15 ddo.
                                 
                              
                                 1 Zuber = 20 Kubikfuß Tannenkohlen
                                    kostet
                                 1 fl. 30 kr.
                                 
                              
                                 1  ddo.  = 20    ddo.    
                                    Buchenholz
                                 2 fl. 40 kr.
                                 
                              
                           
                        
                           II. Ueber das
                                 Hohofengas-Puddlingfrischen.
                           
                              
                                 1) Es werden zu jeder Charge 300 Pfd.
                                    Roheisen    eingesezt und zwar halb
                                    geweißtes und halb    graues.
                                 
                                 
                              
                                 2) Nach Beschaffenheit der Gase dauert die
                                    Arbeit
                                 1 3/4 bis 2 1/4 St.
                                 
                              
                                 3) Der Verlust beim Puddeln beträgt
                                 5 bis 8 Proc.
                                 
                              
                              
                                 4) In 24 Stunden werden an Luppen oder
                                    Rohschienen    producirt
                                 3000–3300 Pfd.
                                 
                              
                                 5) Die Pressung des zugeführten Windes
                                    beträgt
                                   18''' 
                                 
                              
                                 6) Die Gaspressung
                                     2 1/2''' 
                                 
                              
                                 7) Die Temperatur der Gase
                                 180°
                                 
                              
                                 8) Die Temperatur des Windes
                                 210°
                                 
                              
                           Aus dem Betrieb der Gaspuddlingfrischerei zu Wasseralfingen haben sich folgende
                              Erfahrungen ergeben:
                           1) Der Proceß geht am besten, wenn die Hohofengase, wie man sagt, troken und hizig in
                              den Puddelofen strömen, dagegen geht er schlecht, wenn die Gase feucht und abgekühlt
                              sind.
                           2) Lage, so wie Länge und Weite der sieben Düsen, welche den Wind in den Puddelofen
                              führen:
                           Sind die Gase feucht und dadurch träge, so verbrennen solche erst in der Gegend der
                              Fuchsbrüke; in diesem Falle müssen kurze und weite Düsen eingelegt werden, damit der
                              Wind im Stande ist, die Gase möglichst früh zu fassen und dadurch ihre Verbrennung,
                              bevor sie zur Fuchsbrüke gelangen, zu befördern.
                           Bei trokenen und hizigen Gasen tritt dagegen der Fall ein, daß dieselben zu nahe an
                              der Feuerbrüke, also früher verbrennen, als sie verbrennen sollen. In diesem Falle
                              muß man längere Düsen einlegen, um die Gase mit dem Winde tiefer in den Herd hinein
                              zur Verbrennung zu leiten. Was die Richtung der Düsen selbst betrifft, so wird
                              solche lediglich von dem Orte bedungen, wo die Hize im Ofen oder auf dem Herde am
                              stärksten seyn soll. Ein richtiges Verhältniß zwischen dem zur Verbrennung der Gase
                              zugeführten heißen Winde, sowohl in Quantität als hinsichtlich der Pressung, ist
                              sehr wichtig, und es richtet sich solches lediglich nach den verschiedenen Zuständen
                              der Operationen, und die richtige Bemessung dieses Verhältnisses ist der wichtigere
                              Theil der Kenntniß der Arbeiter selbst.
                           Bei dem Puddlingsofen zu Wasseralfingen sind folgende Düsenverhältnisse als Norm
                              gefunden worden:
                           Länge 14'', Weite 15''', Breite 13''', Anzahl 7 Stük. Man hatte auch Versuche mit einer Düse, die 1' 1 1/2'' lang, 1' 11 1/2'' weit und
                              5''' hoch war, gemacht, fand jedoch, daß die 7 Düsen besseren Effect leisteten.
                           Die Temperatur des Gaspuddelofens beträgt bei vollständig gutem Gase
                              2692°.
                           
                        
                           III. Ueber den Betrieb des
                                 Schweißofens.
                           Die Temperatur des Schweißofens wird auf 3100° gebracht; in diesem Zustande
                              liefert derselbe aus 444 Cntr. 4 Pfd. Luppen:
                           
                           
                              
                                 a) an Rohschienen
                                 
                                 330 Cntr.
                                 22 Pfd.
                                 
                              
                                 b) an Stabeisen
                                 
                                   50 Cntr.
                                 94 Pfd.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa
                                 381 Cntr.
                                 16 Pfd.
                                 
                              
                           
                              
                                 Hiezu ist an Zeit nöthig
                                   99 Stunden.
                                 
                              
                                 An Eisenabbrand sind
                                   14 Proc.
                                 
                              
                                 Die Pressung des heißen Windes
                                    beträgt
                                   25''' Wasser,
                                 
                              
                                 die des Gases
                                     3 1/2''' und
                                 
                              
                                 die Temperatur der Gase
                                 165°.
                                 
                              
                                 Die Temperatur des Windes
                                 226°.
                                 
                              
                           Die Dimensionen der Düsen betragen:
                           
                              
                                 Länge
                                    14'',
                                 
                              
                                 Höhe
                                    11''',
                                 
                              
                                 Breite
                                    18'''.
                                 
                              
                           Die Gasleitung, welche den beiden Oefen die Gase zuführt, ist 13'' weit und 8 1/2''
                              hoch. Werden die Luppen und Platteln vorgewärmt, so sind 7–10 Minuten
                              zureichend, um solche zu schweißen. Die Luppen oder Pakete wiegen 33–35
                              Pfd.
                           
                        
                           IV. Ueber den Betrieb gewöhnlicher
                                 Puddelöfen mit Torffeuerung auf dem Roste, auf dem k. würtemberg. Puddlingswerke zu Itzelberg.
                           a) Der dort befindliche Puddlingsofen wird
                              ausschließlich mit Torf betrieben und producirt jährlich in 43 Betriebswochen 8624
                              Cntr. 22 Pfd. Luppenkolben oder Rohschienen.
                           Hiezu werden 9409 Cntr. 60 Pfd. Roheisen, 1/2 graues und 1/2 geweißtes, verbraucht.
                              Das Ausbringen beträgt also 91,65 Proc., der Abgang beträgt mithin 8,35 Proc.
                           Zu obiger Production waren 1,931,480 Stüke Torf erforderlich; folglich sind zu 1
                              Cntr. Luppen 223 Stüke Torf = 110 Pfd. an Gewicht verbraucht worden.
                           Das Roheisen wird von Königsbronn bezogen.
                           b) Das dort befindliche Stabeisenwalzwerk verarbeitet
                              die vorerwähnten Puddlingskolben in Schweiß- und Wärmöfen, welche ebenfalls
                              mit Torf geheizt werden.
                           Aus 4152 Cntr. 32 Pfd. Luppenkolben und Rohschienen werden producirt:
                           
                              
                                 
                                 2333 Cntr.
                                 55 Pfd. Materialeisen,
                                 
                              
                                 
                                   596  –
                                 35   –  
                                    Blecheisen,
                                 
                              
                                 
                                   460  –
                                 89   –  
                                    Vorwalzeisen,
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 3390 Cntr.
                                 79 Pfd.
                                 
                              
                           Hiezu werden 648,225 Stüke Torf verbraucht.
                           
                           Ein Centner abgeschweißtes Eisen erfordert also 122,5 Pfd. Luppenkolben und 191
                              Stüke, circa 95 Pfd. Torf. Der gesammte Torfverbrauch
                              auf 1 Cntr. Materialeisen beträgt folglich:
                           
                              
                                 a) beim Puddeln
                                 
                                 223 Stüke.
                                 
                              
                                 b) beim Schweißen
                                 
                                 191   –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa
                                 414 Stüke.
                                 
                              
                           c) Die Kalibereisenwalze verarbeitet das geschweißte
                              Eisen und producirt aus 8421 Cntr. 32 Pfd. Materialeisen:
                           
                              
                                 
                                 1300 Cntr.
                                 86 Pfd. Borwalzeisen,
                                 
                              
                                 
                                     82  
                                    –
                                 10  
                                    –    Grobeisen,
                                 
                              
                                 
                                   347   –
                                 66  
                                    –    Kleineisen,
                                 
                              
                                 
                                 6063   –
                                 34  
                                    –    Zain-, Nagel- und
                                    Drahteisen.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 7793 Cntr.
                                 96 Pfd.
                                 
                              
                           Hiezu wird an Torf verbraucht 982,125 Stüke. 1 Cntr. fertiges Eisen erfordert daher
                              126 Stüke Torf und 108,1 Pfd. Materialeisen.
                           d) Das Blechwalzwerk daselbst fertigt aus 781 Cntr. 98
                              Pfd. Blecheisenstäben:
                           
                              
                                 
                                 637 Cntr.
                                 37 Pfd. beschnittenes Blech,
                                 
                              
                                 
                                   98   –
                                 20  
                                    –    Abschnizeln.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 735 Cntr.
                                 57 Pfd. bei 163,195 Stüken Torf.
                                 
                              
                           100 Pfd. Materialeisen liefern also:
                           
                              
                                 81,5 Pfd.
                                 Blech und
                                 
                              
                                 12,5   –
                                 Abschnizeln
                                 
                              
                           und der Torfverbrauch beträgt pro
                              Centner Blech 256 Stüke oder nach Abzug der Abschnizeln 221 Stüke.
                           Der Torf wird lufttroken aus den 8 Stunden Weges entfernten Torfstechereien für 2 fl.
                              7 kr. pro 1000 Stüke angeliefert und besteht in 10''
                              langen, 5'' breiten und 2 1/2'' diken Stüken. Es ist Wurzel- oder Fasertorf,
                              dessen untere Lage sehr compact ist. Er ist demjenigen, wie solcher hier auf der
                              Lützel vorkommt, gleich.
                           Vor dem Verbrauche wird er in eigens dazu eingerichteten Trokenöfen vollständig
                              getroknet. Ein solcher Trokenofen faßt 4060 Stüke, welche lufttroken 2415 Pfd.
                              wiegen. Die Heizung dieser Oefen geschieht mit 1600 Stüken lufttrokenem Torf oder
                              solchen entsprechender Menge Torfabfälle, und dauert 12 Tage. Nach Beendigung dieses
                              Trokenprocesses erfolgten 3800 Stük ganze Torfziegeln, welche 2067 Pfd. wogen. Der
                              Torf verlor am Gewicht 348 Pfd. oder 14,4 Proc. und am Volumen 525 Kubikfuß oder
                              18,1 Proc. An der Stükzahl ergab sich ein Verlust durchs Zerkleinen von 260 Stüken
                              oder 6,4 Proc.
                           Obgleich das Itzelberger Torfpuddlingfrischen eigentlich nicht Gegenstand dieser
                              Abhandlung ist, so habe ich solches dennoch anzuführen für zwekmäßig erachtet, weil
                              dessen Resultate den Beweis liefern, daß der Torf, welcher überall als ein nur sehr
                              schlechtes Material zu metallurgischen Zweken betrachtet wird, auch seinen großen
                              Werth hat, der dort nicht verkannt wird, indem man ihn acht Stunden Weges auf der
                              Achse herbeiholt, wozu Holzmangel keine Veranlassung gibt, da die königlichen
                              Waldungen jener Gegend so stark beholzicht sind, daß der Direction zu Wasseralfingen
                              der Ankauf von Kohlen aus Privatwaldungen gänzlich soll untersagt worden seyn, und
                              man es für nothwendig erachtet hat, dort noch einen dritten Hohofen anzulegen, um
                              die Kohlen aus den königlichen Forsten zu consumiren.
                           Da der Torf in gedörrtem Zustande eine lebhafte und wasserfreie Flamme gibt, so wird
                              er späterhin überall, wo solcher zu haben ist, ein sehr beliebtes Material zur
                              Gaserzeugung für metallurgische Zweke abgeben.
                           Ich komme nunmehr auf die Sache selbst wieder zurük und bemerke, daß die v. Faber du Four'sche Erfindung der Gaspuddlingsfrischerei
                              u.s.w. schon dadurch in der Praxis Anerkennung gefunden hat, daß an verschiedenen
                              Orten, namentlich in Oesterreich, Sachsen und Böhmen, auch in Frankreich, selbst da,
                              wo entweder keine Hohöfen sind, oder wo örtliche Verhältnisse die Benuzung der
                              Hohofengase nicht zulassen, der Betrieb der Puddlings-, Schweiß- und
                              Wärmöfen, so wie Heizung von Dampfkesseln u.s.w. durch Gase erfolgt, welche in
                              separaten Gaserzeugungsöfen, aus jedem beliebigen minder guten Brennmaterial erzeugt
                              und den Oefen mit heißem Winde zur Verbrennung zugeführt werden. Dieses Verfahren
                              ist noch im Entstehen und liegt gewissermaßen noch in seiner Kindheit. Es wird sich
                              aber gewiß schnell entwikeln, da die Vortheile desselben klar am Tage liegen. Wem
                              wird es nicht einleuchten, daß beim gewöhnlichen Puddlingsproceß mit Steinkohlen auf
                              Rösten der größere Theil des Brennstoffs unzersezt durch die Feueressen hinauszieht,
                              denn als unzersezter Brennstoff muß doch der dike,
                              schwarze Rauch, der bei Nacht mit hoher Flamme zu den hohen Essen sichtbar
                              herausströmt, angesprochen werden. Diese Erscheinung findet beim Gaspuddelproceß
                              nicht statt, denn die dabei angewandten Essen sind nur einige Fuß hoch und die
                              Flamme, welche aus solchen herauskommt, ist kaum des Nennens werth. Wenn daher die
                              Steinkohlen, statt daß sie auf einem Roste verbrennen, in einem Gaserzeuger zu Gas
                              verwandelt werden, dessen Verbrennung und Zersezung in Verbindung mit heißem Winde
                              im Puddelofen erfolgt, so kann kein unzersezter Brennstoff aus dem Puddelofen
                              entweichen, und es wird nicht als eine Uebertreibung erscheinen, wenn auf diese
                              Weise 1/4 bis 1/3 an Brennmaterial als erspart angegeben werden. Hiezu kommt nun noch insbesondere, daß
                              sich die Puddlingswerke auf diese Weise auch schlechter Steinkohlen bedienen können,
                              welche in den Gaserzeugungsöfen durch die zugeführte Gebläseluft verbrennen, während
                              solche auf dem Roste keine oder doch sehr schlechte Flamme abgeben. Angestellte
                              Versuche zu St. Stephan haben erwiesen, daß unverkäufliches, lange auf der Halde
                              gelegenes Grubenklein von Braunkohlen mit Nuzen zur Gaserzeugung für Puddlingswerke
                              verwendet worden ist, und zu Audincourt in Frankreich hat man sogar aus gesiebter
                              Holzkohlenlösche Gase erlangt, womit Eisen geschweißt worden ist.
                           Das v. Faber du Four'sche Verfahren, die Gase mittelst
                              heißer Gebläseluft zu verbrennen und zu metallurgischen Zweken zu verwenden, ist im
                              Großen, was das Schmelzen mittelst des Löthrohrs im Kleinen ist; es gewährt folgende
                              sehr wesentliche, praktische Vortheile, nämlich:
                           1) Man kann mit der Gasflamme jeden beliebigen Grad der Temperatur hervorbringen,
                              welche zu metallurgischen Schmelzarbeiten erforderlich ist.
                           2) Mittelst der Auswahl und Lage der Düsen kann man in den Herden den Schmelzgrad
                              vermehren oder vermindern, wo und wie man will.
                           3) Die Gase erlangen verschiedenartige Eigenschaften, je nachdem man zu ihrer
                              Verbrennung mehr oder weniger heißen Wind verwendet. Wird von lezterem gerade nur so
                              viel angewendet, als zur Verbrennung der Gase unumgänglich nöthig ist, und läßt man
                              sogar das Gas bei der Verbrennung prädominiren, so wirkt solches reducirend, dagegen wirkt es aber oxydirend, wenn mehr heißer Wind zugeleitet wird, als zur Verbrennung
                              erforderlich ist. Im ersteren Falle bewirkt das vorwaltende freie Kohlenoxydgas eine
                              schnellere Reduction der Metalloxyde, im lezteren hingegen bewirkt das Uebermaaß von
                              Sauerstoff die Oxydation des Metalls. Da nun bei allen metallurgischen Operationen
                              Reduction und Oxydation abwechselnd und unter verschiedenen Umständen stattfinden
                              muß, um das dabei beabsichtigte Ziel zu erreichen, so muß bei der Leichtigkeit, mit
                              welcher der Zustand der Gasheizung für den einen oder den andern Zwek zu
                              bewerkstelligen ist, dieser Gegenstand besonders wichtig erscheinen. Die Gasbenuzung
                              wird sich daher mit der Zeit nicht allein auf die Eisenfabrication beschränken,
                              sondern sich auch auf die Zugutemachung des Bleies, Silbers und Kupfers u.s.w.
                              ausdehnen.
                           Es handelt sich gegenwärtig nur lediglich noch darum, eine möglichst vollständige
                              Vorrichtung zur Gaserzeugung zu treffen.
                           Daß hiebei sehr viel auf die Beschaffenheit des zu verwendenden Brennmaterials ankommt, versteht
                              sich von selbst, da es schon in der Natur der Sache liegt, daß Holz und reiner Torf
                              minder schwierig zu construirende Gaserzeuger bedürfen, als es bei Braun- und
                              Steinkohlen der Fall seyn muß. Beim Verbrennen aller mit erdigen Bestandtheilen
                              vermengten Brennmaterialien in geschlossenen Räumen ist eine der Gasbildung sehr
                              nachtheilige Verschlakung nicht zu vermeiden, und dieser Umstand hat zu St. Stephan,
                              Zwickau und an andern Orten, wo er bei der Gaserzeugungsofen-Construction
                              nicht beachtet worden, sehr unangenehme Folgen gehabt. An einigen Orten hat man aber
                              diesen Uebelstand durch zwekmäßigere Vorrichtungen mit gutem Erfolge bereits
                              beseitigt.
                           Ich halte es für überflüssig, die deßfallsigen verschiedenartigen Einrichtungen und
                              deren Ergebnisse hier anzuführen, da solche in mehreren Zeitschriften bereits
                              veröffentlicht worden sind, glaube jedoch bemerken zu müssen, daß Hr. Bergrath v.
                              Faber du Four auch diesem Gegenstande seine
                              Aufmerksamkeit zugewandt und einen Gaserzeugungsofen projectirt hat, welcher jeden
                              Anforderungen für alle Brennmaterialien entsprechen wird. Nähere Mittheilungen
                              hierüber sind noch nicht an der Zeit, und ich behalte mir solche unter Umständen
                              vor.
                           Was die Anwendung der Hohofengase zum Puddlingsproceß und dergleichen betrifft, so
                              will ich noch bemerken, daß solche nur da stattfinden kann, wo die Eingangs dieses
                              bemerkten Dimensionen des Hohofens und der Effect des Gebläses vorhanden ist, und wo
                              außerdem zur Bearbeitung der Luppen zu Kolben die erforderliche Kraft durch Wasser
                              oder Dampf beschafft werden kann. Wenn nicht so viel Kraft an Ort und Stelle ist, um
                              dort gleichzeitig die Kolben mittelst Strekwerken zu verarbeiten, so lassen sich
                              solche, wie es auch zu Wasseralfingen geschieht, alsdann weiter transportiren.
                           Die Anwendung bedingt ferner einen regelmäßigen, stets garen Gang des Hohofens, indem
                              bei Rohgang keine zum Puddeln geeigneten Gase erzeugt werden. Die Anwendung wird
                              also hauptsächlich nur bei Eisenhütten zu empfehlen seyn, welche Gußwaaren
                              produciren, indem hiebei an und für sich schon auf Gargang gesehen werden muß.
                           Hohöfen, welche auf Masseleisen zum Verfrischen betrieben werden, werden in der Regel
                              minder gutes Gas liefern, weil auf Gargang weniger Sorgfalt verwendet zu werden
                              braucht, auch den Kohlen ein so schwerer Steinsaz zu tragen zugemuthet wird, wie es
                              der Gang des Hohofens nur immerhin gestattet.
                           Da bei aller Achtsamkeit auf den Hohofenbetrieb dennoch öfter durch minder gute Gase
                              Störungen im Puddlingsbetriebe entstehen, so scheint es mir jedenfalls zwekmäßig, daß dem
                              Gaspuddelofen noch ein separater Gaserzeuger zur Aushülfe, bei eintretenden
                              Störungen durch schlechtes Hohofengas zur Seite gestellt wird, welcher für solche
                              Fälle, die oft einige Tage anhalten, das erforderliche Gas liefern kann. Hierauf
                              soll wenigstens bei der Einrichtung zu Burgerhütte Bedacht genommen werden.
                           Sehr lange und unverhältnißmäßig weite Gasleitungen beeinträchtigen die Qualität des
                              Gases, man muß also dafür sorgen, daß die Gaspuddel- und Schweißöfen dem
                              Hohofen und Gaserzeuger so nahe wie möglich gebracht werden.