| Titel: | Ueber Gewinnung und Verarbeitung des Dachschiefers in England; von Prof. Schneider. | 
| Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XL., S. 140 | 
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                        XL.
                        Ueber Gewinnung und Verarbeitung des
                           Dachschiefers in England; von Prof. Schneider.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Schneider, über Gewinnung und Bearbeitung des Dachschiefers in
                           England.
                        
                     
                        
                           Einige der größten Schieferbrüche Englands trifft man bei Bangor in Nord-Wales
                              an. Bangor ist eine kleine unbedeutende Stadt, die aber durch eines der
                              großartigsten Bauwerke Englands, nämlich durch die Kettenbrüke über den Meeresarm
                              Menai-street zur Verbindung der Insel Anglesey mit dem festen Lande von
                              England (von dem berühmten Ingenieur Telford erbaut),
                              ferner durch die in der Nähe befindlichen Schieferbrüche und endlich auch durch die
                              romantische Umgegend und durch das im englisch-gothischen Style erbaute Schloß
                              Penrhyn-castle mit seinem herrlichen Park, das Ziel von zahlreichen Reisenden
                              ist.
                           Die Schieferbrüche liegen etwa eine deutsche Meile von Bangor entfernt. In der Nähe
                              des Hauptbruches liegen theils zerstreut, theils beisammen die Wohnhäuser der
                              Arbeiter, und unmittelbar vor dem Bruche die Werkstätten und freien Arbeitspläze, wo
                              der aus dem Bruche gewonnene Schiefer zu verschiedenen Zweken bearbeitet wird. Der
                              Hauptbruch gleicht einem großartigen ovalen Bassin, das sich nach Oben erweitert und
                              terrassenförmig ausgearbeitet ist.
                           Die Länge dieses Bassin mag etwa 5–6000 Fuß, die Breite 3000 Fuß und die
                              eigentliche Tiefe von Unten bis zur Höhe des Gesteins an 150 Fuß betragen. Die Tiefe
                              ist allerdings noch größer, wenn man die Höhe der zu Bergen angewachsenen Haufen des
                              tauben Gesteins mitrechnet, welches ringsherum gelagert ist.
                           Der beste Schiefer findet sich immer in der Tiefe, und es besizt derselbe eine
                              angenehme und eigenthümliche schwarzblau-graue Farbe und matten Glanz auf der
                              Spaltungsfläche. Diese Schiefer aus Nord-Wales sind sehr dauerhaft und leiden
                              wenig oder gar nicht von der Witterung. Der hellgraue Schiefer liegt gewöhnlich
                              höher und ist nicht so dauerhaft, daher weniger geschäzt. Der ordinärste Schiefer
                              ist grünlich oder bräunlich-grau und hat keine so große Festigkeit und
                              Dauer.
                           Der Schiefer wird durch Sprengen mit Pulver in mehr oder weniger großen Blöken und
                              Stüken von dem Gebirge getrennt. So mächtig auch der Schiefer in diesem Bruche
                              steht, so ist es doch schwer, Stüke von 20 Fuß Länge, 12–15 Fuß Breite und
                              1–1 1/2 Fuß Dike und gleicher Farbe zu erhalten.
                           Beim Sprengen muß die Pulverladung gehörig bemessen und angebracht werden, damit
                              alsdann der Schieferblok, den man abtrennen will, nach der Explosion noch lose am
                              Gestein hängen bleibt und nicht weggeschleudert wird. Nicht immer gelingt diese
                              Arbeit nach Wunsch, und die mächtigsten Blöke stürzen weggeschleudert durch die
                              Gewalt des Pulvers in die Tiefe, wo sie in viele Stüke zerbrechen. Die gehörig lose
                              gemachten Blöke werden durch eiserne und hölzerne Keile, die man in die
                              Spaltungsfugen mittelst eiserner Hämmer eintreibt, vom Gebirge mit Vorsicht gelöst,
                              und man läßt sie alsdann auf die tiefer liegenden Terrassen hinabrutschen. Von da
                              werden sie, nach Beschaffenheit der Blöke, auf Rollwagen geladen und nach den
                              Arbeitspläzen gefahren, oder sofort die kleineren Blöke gespalten und dann ebenso
                              wie die großen Stüke weiter transportirt.
                           Die Beförderung des im Bruche gewonnenen Schiefers nach den Arbeitspläzen, so wie der
                              unbrauchbaren kleinen Stüke und des tauben Gesteins wird durchweg mit kleinen
                              Rollwagen auf angelegten Eisenbahnen bewerkstelligt. Die Arbeiter beladen die
                              Rollwagen und schieben sie vor sich hin auf eine passende Stelle in geringer
                              Entfernung vom Ladungsplaze und formiren einen kleinen Zug von solchen beladenen
                              Wagen. Ein solcher Zug wird alsdann auf den oberen Terrassen durch Pferde weiter bis
                              zu den Arbeitspläzen außerhalb des Bruches befördert. Auf den unteren Terrassen läßt
                              man den formirten Zug oder wenigstens einzeln beladene Wagen auf den angelegten
                              schiefen Ebenen herabrollen, bis sie am Fuße einer stark geneigten Ebene ankommen,
                              die von dem Grunde des Bruches bis über die Höhe des Arbeitsplazes angelegt ist.
                              Daselbst geht sie in eine kurze horizontale Ebene über, welche sich wieder mit einer
                              aber nur sanft geneigten Ebene verbindet, die nach den Arbeitspläzen außerhalb des
                              Bruches führt. Mehrere Arbeiter begleiten diese Züge. Diese große, stark geneigte
                              Ebene hat zwei Geleise, für die beladenen und für die leer gehenden Wagen. Ein
                              mächtiges Wasserrad, dem das Wasser durch stundenlange Gerinne zugeführt wird, zieht
                              die zusammengehängten Wagen, mittelst eines Seiles, welches sich auf einen durch das
                              Rad umgehenden Cylinder wikelt, auf dem einen Geleise in die Höhe, während auf dem
                              zweiten Geleise ein Zug leerer Wagen an einem zweiten sich vom Cylinder abwikelnden
                              Seile in die Tiefe herabgelassen wird.
                           Auf den höchsten, horizontalen Stellen der Seilebene werden die ankommenden beladenen
                              Wagen sofort vom Seile getrennt und von einigen Arbeitern bis an die entgegengesezte
                              Ebene geschoben, von wo alsdann die beladenen Wagen, der Wirkung der schiefen Ebene
                              überlassen, von selbst auf den Arbeitspläzen anlangen und sofort ausgeladen
                              werden.
                           Die abgeladenen leeren Wagen werden durch Arbeiter bis an die horizontale
                              Verbindungsstelle der beiden schiefen Ebenen geschoben, um von da aus mittelst des
                              Seiles über die stark geneigte Ebene wieder in die Tiefe zu gelangen. Daselbst wird
                              der ankommende Zug leerer Wagen getrennt und von Arbeitern auf den unzähligen
                              Zweigbahnen an alle Punkte des Bruches, nur nicht auf die höheren Terrassen
                              geschoben, um nun neuerdings beladen zu werden u.s.w.
                           Die Länge aller im Grunde des Bruches, auf den oberen Terrassen, den schiefen Ebenen,
                              bis nach den Arbeitspläzen und auf denselben angelegten Eisenbahnzweige mag wohl
                              einige Meilen betragen. Sieht man von der obersten Terrasse in die Tiefe hinab, so
                              erscheinen die vielen Zweigbahnen wie unzählige eiserne Adern, die den Bruch
                              allenthalben durchziehen.
                           
                           Die kleinen Blöke und runden diken Platten, besonders von sehr unregelmäßiger
                              Gestalt, werden für die Dachschiefer bestimmt und nach den Arbeitspläzen gebracht,
                              die großen Blöke und die diken Platten aber nach den Sägemühlen transportirt und
                              daselbst in regelmäßige Stüke zerschnitten. Die Herstellung der zur Bedachung
                              bestimmten Schieferblöke und Platten umfaßt zwei Operationen: erstens das Spalten
                              und zweitens das Behauen der durch das Spalten erhaltenen dünnen Platten in
                              rechtekige Tafeln von verschiedenen Dimensionen.
                           Das Spalten des in Nord-Wales gebrochenen Schiefers geht ungemein leicht,
                              sicher und unter Anwendung sehr einfacher Werkzeuge vor sich. Eben so einfach
                              geschieht das Behauen. Die Arbeiter, welche mit dem Zurichten des Dachschiefers
                              beschäftigt sind, arbeiten in neben einander längs der Zweigbahnen liegenden und
                              nach der Eisenbahnseite offenen Buden. Zum Spalten bedienen sie sich des Spalteisens
                              und eines paffenden Hammers. Die Spalteisen sind von verschiedener Größe und haben
                              die Form von Fig.
                                 67 und 68. Die Dimensionen beziehen sich auf mittlere Größen. Je größer die
                              abzutrennenden Tafeln sind, desto länger und zum Theil auch breiter sind die
                              Spalteisen. Die Blöke werden zuerst in Platten von gleicher Dike und diese dann in
                              dünne Platten oder Tafeln gespalten. Zu dem Ende wird die dike Platte auf den Boden
                              gestellt, so daß die Spaltungsflächen, welche mit den natürlichen Lagerungsflächen
                              parallel laufen, nahe senkrecht stehen, und in dieser Lage die Längendimension der
                              Platte aufrecht gehalten. Der Arbeiter sezt den Spaltungsmeißel in gehöriger
                              Entfernung von der Endfläche, mit seiner Breite parallel zu dieser Ebene, auf und
                              treibt ihn durch einen mäßigen Hammerschlag ein, so daß der Meißel etwa 1/2 bis 1
                              Zoll tief eindringt. Alsdann sucht er durch Hin- und Herneigen des Meißels
                              das Lostrennen des Schiefers an der eingedrungenen Stelle ringsherum zu bewirken.
                              Bei Platten von geringer Breite und Länge ist nur ein einmaliges Aufsezen des
                              Meißels in der Mitte der Breite der Platte nöthig, indem das Weitereindringen des
                              schlanken Meißels, welches entweder bloß mittelst des Drukes der Hand oder durch
                              schwache Hammerschläge unterstüzt wird, unter der gehörigen Vorsicht sehr leicht vor
                              sich geht und das völlige Ablösen der dünnen Tafel zur Folge hat. Bei breiten und
                              längeren Platten wird der Meißel auf der breiten, nach Oben gekehrten Endfläche
                              mehreremal, wie oben beschrieben, aufgesezt und eingetrieben, und durch vorsichtiges
                              Hin- und Herneigen des Meißels und nach Maaßgabe der Trennung derselben
                              regelmäßig an allen Stellen immer tiefer eingebracht, bis die Tafel sich ablöst.
                           
                           Bei hinreichender Uebung und Geschiklichkeit geht das Abtrennen dieser dünneren
                              Platten ungemein schnell vor sich. Je größer die Platten und abzutrennenden Tafeln
                              sind, desto schwieriger ist allerdings das Zerspalten. Bei Platten von 3–4'
                              Länge und 20–24'' und darunter Breite muß das Eintreiben des Meißels von
                              allen Seiten, sowohl in der Länge als in der Breite der Spaltungsflächen, geschehen.
                              Je dünner die großen Platten durch das fortgesezte Abspalten von Tafeln werden,
                              desto größer ist auch die Schwierigkeit, dasselbe weiter fortzusezen. Es gelingt
                              indeß dem geschikten Arbeiter, Platten von obigen Dimensionen in Tafeln von einem
                              starken 1/8 Zoll zu spalten.
                           Die Gestalt des Spaltmeißels, und insbesondere die Federung desselben, macht es
                              möglich, die Theilung in so dünne Tafeln zu bewirken. Die Dike der Tafeln hängt von
                              der Größe derselben ab; je beträchtlicher dieselben, desto diker. Die größten Tafeln
                              zur Dachbedekung sind jedoch noch keinen 1/4 Zoll stark, die dünnsten jedoch nicht
                              unter 1/8 Zoll. Jeder Arbeitet spaltet sich vorerst den sämmtlichen, ihm
                              zugewiesenen Vorrath an Platten, und geht dann ans Behauen der abgespalteten Tafeln.
                              Es ist noch zu bemerken, daß man gleich bei der Ablieferung der Blöke und Tafeln aus
                              dem Bruche ein vorläufiges Sortiren vornimmt, ungefähr gleich große Stüke
                              zusammenbringt und sie dann den Arbeitern zuweiset. Das Behauen der Tafeln geschieht
                              mittelst eines Haumessers längs eines eisernen Lineals. Die Messer sind ebenfalls
                              von verschiedener Größe. Ihre Form zeigen Fig. 69 und 70. Das
                              eiserne Lineal, an beiden Enden mit rechtwinkelig abgebogener Angel versehen, ist
                              mittelst derselben auf einem Schieferblok befestigt und in einer solchen Höhe
                              horizontal gestellt, daß der sizende Arbeiter bequem das Behauen vornehmen kann.
                           Der Arbeiter hält beim Behauen die Tafel mit der linken Hand horizontal, indem er
                              jene zugleich mit einer Seite auf dem Lineale ruhen und so viel von der Tafel zur
                              rechten Hand über dem Lineale vorstehen läßt, als abgehauen werden muß, um eine
                              gerade Seite oder Kante zu bekommen. Ist der Tafel diese Lage gegeben, so schlägt
                              der Arbeiter mit dem Haumesser, dasselbe schräg haltend, scharf längs des Lineals
                              herab, und trennt so das Unregelmäßige von der Tafel ab. Mehrere solcher Hiebe
                              bewirken die Herstellung einer ganz geraden scharfen Kante. Nicht selten springt der
                              Schiefer beim Behauen ein, und muß natürlich noch mehr abgehauen werden, um eine
                              reine Kante zu erlangen.
                           Nach Herstellung einer Kante wird die zweite nach dem Augenmaaße rechtwinkelig
                              angesezt und auf eben beschriebene Weise angehauen.
                           
                           Die gespaltenen Tafeln fallen von verschiedener Größe aus, je nach der
                              Unregelmäßigkeit der diken Platten oder Blöke und je nach dem Abspringen und
                              Ausbrechen der Tafeln beim Spalten. Da nun beim Behauen auch die Tafeln an Größe
                              verlieren, so kommt es dann, daß die regelmäßig rechtekigen Tafeln verschiedene
                              Dimensionen erhalten. Diese sind nach den gangbaren Sortimenten vorgeschrieben und
                              muß sich der Arbeiter strenge daran halten.
                           Jedes Sortiment hat zum Theil verschiedene Länge bei verschiedener Breite, und um
                              diese erforderlichen Dimensionen schnell auf der zu behauenden Tafel aufzutragen,
                              dient ein einfacher Stangenzirkel, mit mehreren Spizen, deren Entfernung im
                              correspondirenden Verhältniß von Länge und Breite steht.
                           Diese Einrichtung des Stangenzirkels, dessen Stange ein ganz ordinärer Holzstab ist
                              und dessen Spizen eingeschlagene Eisenstifte sind, wird darum nothwendig, weil nicht
                              selten durch das Einspringen des Schiefers beim Behauen die Länge und Breite
                              verkürzt werden muß, um die Sortimentsdimensionen richtig zu erhalten. Der Abfall
                              beim Spalten und namentlich beim Behauen des Schiefers ist bedeutend und steht mit
                              der Unregelmäßigkeit der Figur der Tafeln im geraden Verhältniß. Man sucht deßhalb
                              auch den Blöken und diken Platten eine so viel wie möglich rechtwinkelige Gestalt zu
                              geben. Um einestheils den großen Abfall zu vermindern, aber insbesondere beim
                              Behauen die Arbeit zu erleichtern und Hände zu ersparen, werden die großen Tafeln
                              aus rechtwinkelig geschnittenen Blöken und Platten gespalten. Der Gesammtabfall beim
                              Losmachen des Schiefers im Bruche, beim Spalten und beim Behauen ist sehr
                              beträchtlich und mag wohl 30 Proc., zuweilen auch mehr von der festen Schiefermasse
                              im Bruche betragen.
                           Die zu großen Tafeln bestimmten Blöke und Platten, ferner dike Platten von
                              angemessener Dike, Länge und Breite, welche Werkstüke zu Kamin-Einfassungen,
                              Billardtafeln und diverse Baugegenstände liefern, werden sämmtlich rechtwinkelig mit
                              Sägen zugeschnitten. Platten von 5–6' Länge und bis gegen 8'' Dike werden mit
                              der Kreissäge zerschnitten, dagegen noch längere und besonders dikere Platten, oder
                              eigentlich Blöke, mit geraden Sägen in die beabsichtigten Formen gebracht. –
                              Die Kreissäge zum Zerschneiden des Schiefers hat die gewöhnliche Gestalt (Fig. 65)
                              ähnlicher Holzsägen, nur mit dem Unterschied, daß jeder zweite Zahn ausgebrochen ist
                              und daß sie ziemlich stark geschränkt sind. Der Durchmesser der Kreissäge ist
                              12–16 Zoll, die Stärke der Zähne demselben angemessen und bei den größten
                              Sägen 1/4'' Höhe und Basis. Sie gehen ziemlich langsam um und machen ungefähr
                              40–50 Umdrehungen per
                               Minute. Die
                              Schieferplatten liegen beim Schneiden mit ihrer Spaltfläche horizontal auf einem
                              eisernen Wagen, der auf bekannte Art und Weise, wie bei gewöhnlichen Sägemühlen
                              durch Hebel und Stoßrad u.s.w. der Säge entgegengeschoben wird. Die Schwere der
                              Platten macht eine besondere Befestigung auf dem Wagen selten nöthig. Es wird ganz
                              troken geschnitten. Dike Blöke, oder solche von sehr großen Länge- und
                              Breitedimensionen, schneidet man mit der geraden Säge, d. i. mittelst eines
                              angemessen langen Stahlblattes ohne Zähne und nassen Quarzsandes.
                           Die geraden Sägen sind 10–12' lange, 3–5'' breite und gegen 1''' dike
                              Stahlplatten. Einige sind von noch größerer Länge und angemessener Stärke. Die
                              Stahlplatten oder Sägeblätter sind in Gestellen eingefaßt und gehörig gespannt, ganz
                              so wie die Sägen der Holzarbeiter, und werden horizontal geführt. Die zu
                              bearbeitenden Schieferblöke bringt man unter die Sägeblätter. Zwei oder mehrere
                              gleich lange Sägen in ihren Gestellen werden neben einander in angemessener
                              Entfernung dem Bewegungsapparat angehängt und mittelst desselben hin- und
                              hergeführt. Die Sägengestelle haben keine besondere Führung; sie werden durch die
                              Art ihrer Anhängung vertical gehalten.
                           Die Sägen dringen durch ihr eigenes Gewicht und durch die Wirkung des Quarzsandes,
                              welcher durch beständig zutropfendes Wasser naß gehalten und unter das Sägeblatt in
                              die Schnittfuge gebracht wird, immer tiefer in den Schieferblok ein, bis endlich die
                              Trennung erfolgt. Da die Sägeblätter immer tiefer gehen müssen, je tiefer sie
                              eindringen, so werden sie von Zeit zu Zeit mittelst einer Stellschraube tiefer
                              gestellt. Die Skizze Fig. 66 zeigt im
                              Durchschnitt die ganze Anordnung des Bewegungsapparats und der Anhängung der
                              Sägengestelle mit ihren Sägeblättern. Der Bewegungsapparat liegt in der Mitte; links
                              und rechts sind die Sägengestelle, deren zwei oder drei neben einander gehen,
                              angehängt. Das Arrangement der Sägen auf den beiden Seiten ist ganz unabhängig von
                              einander. Es können links zwei oder drei gehen, während rechts nur eine in
                              Thätigkeit ist. Indessen sucht man doch die Arbeit wo möglich so einzurichten, daß
                              gleich viel Sägeblätter und nahe an einander gegenüber gleichzeitig arbeiten. a ist die Hauptwelle, welche den Bewegungsapparat in
                              Thätigkeit bringt; b der Kurbelarm der Hauptwelle; c die Gelenkstange, verbunden mit der Kurbel; d das äußere Hauptrahmenwerk, welches bei e in seinen festen Lagern aufgehängt ist und
                              schwingender Bewegungen, wie die Lade der Weber, durch die bei g eingehängte Kurbelstange fähig ist; das innere
                              Rahmenwerk ist mittelst eiserner Zapfen mit dem äußern Hauptrahmenwerk dergestalt verbunden, daß die
                              Rahmenstüke des innern Gestells in jeder Stellung ihre horizontale und verticale
                              Lage beibehalten. h ist eine durch Stellschrauben höher
                              und tiefer zu stellende Verbindungsstange, an welche mittelst der schmiedeisernen
                              Gelenkstangen k die Sägengestelle eingehängt und so mit
                              dem innern Rahmenwerke verbunden werden; l hölzernes
                              Sägengestell, m Sägeblok, n
                              eiserne Spannstange, n Schieferblöke; p eiserne Ketten oder Riemen, welche an die
                              Sägengestelle befestigt und von da aufwärts über die Rollen geleitet und am andern
                              herabgehenden Ende mit entsprechenden Gewichtsstüken versehen sind.
                           Die Gewichtsstüke sind so bemessen, daß das Gewicht des Sägengestelles nicht
                              vermindert wird. Man bezwekt nur eine Aufhängung und zugleich Führung des
                              Sägengestelles, welches dem allmählichen Eindringen der Säge in den darunter
                              liegenden Blok zuträglich ist. Die geraden Sägen bewegen sich sehr langsam, indem
                              die Hauptwelle a höchstens 20 Umdrehungen per Minute macht. Der Zug beträgt 12–20 Zoll und
                              hängt wesentlich von der Länge des Kurbelbaumes ab.
                           Die fertigen Tafeln, Dachschiefer, Platten u.s.w. werden dann sorgfältig vor den
                              respectiven Arbeitspläzen auf kleine Wagen geladen, welche an alle Punkte derselben
                              von den vielen Eisenbahnzweigen zugeführt werden können. Die beladenen Wagen werden
                              zu Zügen von 20–30 Wagen geordnet und auf der nach Bangor führenden und auf
                              den Lagerpläzen im Hafen Port Penrhyn in viele Zweigbahnen auslaufenden Hauptbahn
                              theils durch Pferdekraft, theils durch Seilleitungen über schiefe Ebenen abwärts und
                              aufwärts befördert.
                           Die Grundlage des Oberbaues oder der Schienenstränge der Eisenbahn bildet überall der
                              natürliche Boden und fast durchaus das feste Gestein des Gebirges. Man hat die Bahn
                              theilweise horizontal und größtentheils sanft ansteigend gelegt und durch Anlegung
                              von schiefen Ebenen mit Seilleitungen an 4 oder 5 Stellen die Bahn auf die ganze
                              Höhe bis zu den Arbeitspläzen geführt. Die Seilleitungen werden durch Wasserräder,
                              welche auf dem höchsten Punkt der schiefen Ebenen aufgestellt sind, bewegt. Weder
                              Tunnels noch tiefe Einschnitte sind auf dieser Bahn anzutreffen. Da die schweren
                              Lasten sich immer abwärts bewegen, so braucht ihre Fortschaffung nur wenig Kräfte.
                              Die leeren Wagen machen allein die hinaufzuschaffende Last aus; sie werden durch
                              Pferde und durch die Seilleitungen aufwärts gezogen. Auf den Seilebenen sind
                              Doppelbahnen angelegt. Die Hauptbahn ist nur einfach und mit hinreichenden
                              Ausweichpläzen versehen, damit durch das Begegnen der beladenen und leeren Wagen die Fortschaffung beider
                              so viel wie möglich in kürzester Zeit bewerkstelligt werden kann.
                           Die Eisenbahnschienen sind aus 1 1/2zolligem Rundeisen construirt. Die Länge
                              derselben ist verschieden. In Krümmungen liegen nur 3–5 Fuß lange, auf
                              geraden Stellen aber 7–8 Fuß lange Stüke. Die Befestigung der
                              Eisenbahnschienen ist ungemein einfach. Die Enden der Schienen sind rechtwinkelig
                              abgebogen und bilden eine 2–3 Zoll lange Angel, mit welcher sie auf ihre
                              Fundamente befestigt werden. Zu dem Ende wird in das feste Gestein, wenn solches als
                              Fundament vorhanden ist, ein passendes Loch eingearbeitet, die zusammenstoßenden
                              Schienen mit ihren Angeln eingelassen und durch hölzerne Keile, oft auch ohne
                              dieselben bloß durch festes Eintreiben der Angeln befestigt. Wo kein festes Gestein
                              als Unterlage vorhanden ist, werden Schieferblöke quer der Bahn nach festgelegt und
                              in diese auf die eben beschriebene Art die Schienenenden befestigt. Zwischen den
                              Stößen werden die Schienen nicht weiter befestigt; sie erhalten nur eine
                              fortlaufende Unterlage, theils durch den natürlichen festen Gesteinsboden, theils
                              durch unterlegte Steine und Schieferstüke gebildet. Bei Ausweichungen werden die
                              betreffenden Ausrükschienen von dem zugführenden Aufseher mit der Hand ausgehoben
                              und in die gehörige Linie gelegt, was bei der beschriebenen Befestigung der Schienen
                              leicht bewirkt werden kann. Excentrics oder sonstige Vorrichtungen, um die
                              Ausrükschienen zu bewegen, sind nicht vorhanden. – Die Unterhaltung dieser
                              Bahn kostet sehr wenig, auch ist die Abnuzung der Schienen sehr gering und liegen
                              viele schon 5–8 Jahre, ohne daß man mehr als eine polirte Oberfläche
                              wahrnehmen kann, obgleich fortwährend bedeutende Lasten darüber gehen.
                           Die Eisenbahnwagen bestehen der Hauptsache nach aus einer 2 Zoll starken hölzernen
                              Plattform, welche auf vier Rädern ruht. Die Plattformen sind so vorgerichtet, daß
                              man an allen vier Seiten Gitterwerke senkrecht aufstellen kann, wodurch gleichsam
                              ein geschlossener Wagenkasten formirt wird. Diese Gitterwagen dienen zum
                              Fortschaffen der Dachschiefer und überhaupt kleiner Stüke, die von einer nicht
                              umschlossenen Plattform während des Fahrens herabfallen würden. Die Plattformen
                              haben 4' Länge und 2 1/2' Breite; es gibt auch größere. Die Räder bewegen sich um
                              die Zapfen der Wagenachsen, die an der Plattform befestigt sind, ganz so wie bei
                              jedem gewöhnlichen Fuhrwerke. Die Zapfen der Wagenachsen sind so lang gelassen, daß
                              sie den Rädern einen Spielraum von 1 1/2 Zoll zur seitlichen Bewegung gestatten. Die
                              Räder von 18–24'' Durchmesser sind aus Eisen gegossen und sogleich vom Guß
                              her mit der für die Stärke der Eisenbahnschienen correspondirenden Rinne versehen.
                              Diese Rinne umfaßt die
                              obere Hälfte der Schienen und hält die Wagen auf dem Geleise.
                           Die auf dem Ladungsplaze angelangten beladenen Wagen werden je nach ihrer Ladung nach
                              den verschiedenen Punkten derselben geschoben, leer gemacht und sofort
                              zurükgebracht, um einen Zug leerer Wagen zu formiren, der wieder zurük zu den
                              Arbeitspläzen kehrt.
                           Der Ladungsplaz ist mit rechtwinkelig sich durchkreuzenden Zweigbahnen versehen. Die
                              Räume zwischen den Geleisen dienen zum Lagern der Dachschiefer u.s.w. Man kann so
                              von allen Seiten an das aufgestellte Material gelangen und macht die Zu- und
                              Abfuhr desselben sehr bequem. Außerdem liegt der Ladungsplaz am Hafen, und es können
                              Schiffe von 80–90 Tonnen Last zur Fluthzeit dicht am Ladungsplaz
                              anlanden.
                           Die Dachschiefer werden weit und breit versandt; nach Deutschland kommen sie, und
                              erst in der neuesten Zeit, nur in geringeren Quantitäten. Die größeren Platten zu
                              Fußböden u.s.w. bleiben größtentheils in England; ebenso die Blöke zu Monumenten,
                              Sokelsteinen und Gesimswerken, wozu man besonders die sehr dichten und schwarzen
                              Stüke auswählt. Die Herstellung von Gesimswerken zu Kamineinfassungen u.s.w. macht
                              eine Hauptbeschäftigung der Bewohner von Bangor aus, und wird durch die bekannten
                              Mittel und Werkzeuge des Steinhauers verrichtet. Nur verdient bemerkt zu werden, daß
                              gerades Gesims oder Leistenwerk in den verschiedensten und zum Theil complicirten
                              Formen unter Anwendung von Hobelmaschinen aus den Schieferblöken verfertigt wird.
                              Diese Hobelmaschinen sind ähnlich wie die Metallhobelmaschinen construirt, nur daß
                              bei großen und schweren Arbeitsstüken dem Meißel sowohl die Seiten- als auch
                              die Längenbewegung ertheilt wird.
                           Hier folgen nun die Preise und Namen der Dachschiefer (slates) erster Qualität, zu Port Penrhyn, Bangor, Nordwales, wobei zu
                              bemerken, daß die Tonne = 20 Cntr., der Cntr. = 112 Pfd. angenommen ist.
                           
                              
                                 Imperials von 20, 24, 27 und 30 Zoll Länge
                                    und    verschiedener Breite, per Tonne
                                 50 Sh.
                                 
                              
                                 Queens von 27, 30, 33 und 36'' Länge und
                                    verschiedener    Breite (wird keine
                                    bestimmte Größe und Qualität der    Tafeln
                                    bestimmt)
                                 38 –
                                 
                              
                                     (wird Größe
                                    und Qualität vorgeschrieben)
                                 42 –
                                 
                              
                                 Princesses von 24'' Länge und verschied. Breite,
                                    p. T.
                                 38 –
                                 
                              
                                 Ton Slates oder Rags
                                    von verschied. Länge und Breite
                                 30 –
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                    Gewichtper Tausend.
                                      Preisper Tausend.
                                 
                              
                                 
                                    Duchesses
                                    
                                 von 24'' Länge
                                 u. 12'' Breite;
                                    66 Ctr.
                                    135 Sh.
                                 
                              
                                       –    
                                    small
                                   –  
                                    22    –
                                 –  12     –
                                    57  –
                                    100 –
                                 
                              
                                 
                                    Countesses
                                    
                                   –  
                                    20    –
                                 –  10     –
                                    42  –
                                      80 –
                                 
                              
                                 
                                    Viscountesses
                                    
                                   –  
                                    18    –
                                 –  10     –
                                    37  –
                                      57
                                    –  6 P.
                                 
                              
                                 Ladies (large)
                                   –  
                                    16    –
                                 –  10     –
                                    33  –
                                      47
                                    –  6 –
                                 
                              
                                     –   (middle)
                                   –  
                                    16    –
                                 –    8    
                                    –
                                    27  –
                                      37
                                    –  6 –
                                 
                              
                                     –    (small)
                                   –  
                                    14    –
                                 –    8    
                                    –
                                    22  –
                                      22
                                    –  6 –
                                 
                              
                                 
                                    Doubles
                                    
                                   –  
                                    13    –
                                 –    6 ½
                                    –
                                    17  –
                                      16 –
                                 
                              
                                 
                                    Singles
                                    
                                   –  
                                    11    –
                                 –    5 ½
                                    –
                                    13  –
                                      10 –
                                 
                              
                                 Draining
                                       Slates von verschied. Länge und 4 1/2–5 1/2'' Breite. Preis
                                    per Tonne: 12 Sh.
                                 
                              
                           Es ist zu bemerken, daß bei der Ablieferung im Hafen für jedes contrahirte Tausend
                              Schiefertafeln 1200 Stük gegeben werden. 200 Stük werden für Bruch beim Transport
                              u.s.w. gerechnet. Die Dachschiefer zweiter Qualität sind nach Beschaffenheit der
                              Dimensionen um mehrere Procente billiger. Die Dachschiefer von Wales spalten mit so
                              schönen ebenen Flächen, daß die ausgeführte Bedachung sehr dicht und dauerhaft
                              ist.
                           Man pflegt auf 1/3 und 1/2 zu deken, d.h. so, daß von jeder aufgenagelten
                              Schieferplatte nur 1/3 oder 1/2 frei oder sichtbar bleibt. 2/3 oder 1/2 der übrigen
                              Fläche der Platten werden durch das Uebereinandergreifen derselben gedekt. Die
                              Eindachung auf 1/3 ist jedenfalls die solideste und dauerhafteste; in den meisten
                              Fällen, besonders bei guter und dichter Verschalung, ist auch die Eindekung auf 1/2
                              vollkommen ausreichend.
                           Zur Berechnung der Menge Dachschiefer, welche zur Bedekung nöthig ist, können
                              folgende Angaben dienen:
                           
                              
                                 Mit den Imperials dekt man mit 1 Tonne
                                 270 Quadratfuß.
                                 
                              
                                   –    –  
                                    Queens      –      –    
                                    –        –
                                 234      –
                                 
                              
                                   –    –  
                                    Ton slates oder Rags          
                                    –
                                 190      –
                                 
                              
                           
                              
                                 Mit den Duchesses dekt man mit 1000 Stük
                                   765 Quadratfuß.
                                 
                              
                                   –    –      
                                    –   small  
                                    –    
                                    –    
                                    –    
                                    –     –
                                   700    
                                    –
                                 
                              
                                   –    –  
                                    Countesses  
                                    –    
                                    –    
                                    –    
                                    –     –
                                   500    
                                    –
                                 
                              
                                   –    –  
                                    Viscountesses      –    
                                    –    
                                    –     –
                                   450    
                                    –
                                 
                              
                                   –    –  
                                    Ladies (middle)   –    
                                    –    
                                    –     –
                                   342    
                                    –
                                 
                              
                                   –    –  
                                    Doubles      
                                    –    
                                    –    
                                    –    
                                    –     –
                                   181    
                                    –
                                 
                              
                                   –    –  
                                    Draining slates  
                                    –    
                                    –     1 Tonne
                                 1900 laufende Fuß.
                                 
                              
                           
                           Alle diese Angaben beziehen sich auf 1/3 Eindekung; für die nicht angegebenen Sorten
                              kann man leicht durch Rechnung die Dekfläche für 1000 Stük finden. (Mittheil. für den
                                    Gewerbeverein des Herzogth. Braunschweig, 1843, S. 377.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
