| Titel: | Ueber die Fällung der Metalle durch andere Metalle; von Hrn. Becquerel. | 
| Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. LII., S. 184 | 
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                        LII.
                        Ueber die Faͤllung der Metalle durch
                           andere Metalle; von Hrn. Becquerel.
                        Aus den Comptes rendus, Maͤrz 1844, Nr.
                              12.
                        Becquerel, über die Fällung der Metalle durch andere
                           Metalle.
                        
                     
                        
                           Erstes Capitel.
                           
                              Allgemeine
                                    Betrachtungen.
                              In meinen beiden früheren Abhandlungen (polytechn. Journal Bd. LXXXIX S. 432 und Bd. XCI S. 462) suchte ich die
                                 allgemeinen Grundsäze zu entwikeln, nach welchen man dahin gelangt, daß sich
                                 Oxyde elektrochemisch in mehr oder weniger dünnen Schichten auf Metalle
                                 ablagern, woraus dann den Newton'schen dünnen
                                 Plättchen entsprechende Farben hervorgehen; auch suchte ich alle darauf
                                 bezüglichen technischen Punkte zu lösen, damit die Industrie sich dieser neuen
                                 Art zu färben sogleich und ohne Schwierigkeit bedienen könne; ich gab außerdem
                                 noch einen Firniß an, durch welchen die erzeugten Farben vor jeder Veränderung
                                 geschüzt werden, mit Ausnahme des Blau der ersten und zweiten Ordnung. Eine
                                 einzige Schwierigkeit trat noch in den Weg, nämlich beim Färben großer
                                 Kupferflächen; ich habe aber seitdem gefunden, daß sie leicht beseitigt wird,
                                 wenn man sich eines Apparats bedient, bei welchem die Anzahl der Paare und
                                 Ausdehnung der Flächen jedes Elements in Verhältniß stehen mit der Größe der zu
                                 färbenden Flächen. Sobald ich den mir vorgesezten Zwek erreicht hatte, suchte
                                 ich dieselbe Frage hinsichtlich der Ablagerung aller Metalle auf verschiedene
                                 Metalle zu lösen, wobei ich ein allgemeines, leicht ausführbares Princip
                                 befolgte. Am besten schien sich mir hiezu das Eintauchen bei hoher Temperatur in
                                 eine neutrale Lösung eines Doppelchlorids von Metall und Alkali zu eignen, wobei
                                 ich manchmal noch die galvanische Wirkung zu Hülfe nahm. In der Abhandlung,
                                 welche ich der Akademie hiemit vorlege, sind die allgemeinen Resultate enthalten, zu
                                 welchen ich bei Untersuchung des Gegenstandes aus dem rein wissenschaftlichen Gesichtspunkt gelangt bin, indem ich die Behandlung
                                 desselben in technischer Beziehung mir für ein
                                 anderesmal verspare.
                              Die Fällung der Metalle aus ihrer respectiven Lösung durch andere, leichter
                                 oxydirbare Metalle wird schon seit den ältesten Zeiten technisch benuzt. Ich
                                 will die Sache aus dem allgemeinsten Gesichtspunkt betrachten und auf die
                                 Ursachen der Fällung der Metalle zurükzuführen versuchen.
                              Die Beziehungen zwischen den Verwandtschaften und den elektrischen Kräften sind
                                 jezt so sicher festgestellt, daß wir in vielen Fällen mittelst elektrischer
                                 Kräfte Verwandtschaften hervorzurufen vermögen, welche ohne sie nicht
                                 aufgetreten wären. Ehe ich aber näher in diese Materie eingehe, will ich kurz
                                 den Gebrauch andeuten, welchen die Alten von den Metallniederschlägen
                                 machten.
                              Seit vielen Jahrhunderten schon kennt man die Vergoldung der Metalle; die in den
                                 ägyptischen Gräbern gefundenen Statuetten und Bronzen (Medaillen) geben davon
                                 den Beweis. Daß wir in andern, vom Klima minder begünstigten Gegenden nur sehr
                                 wenig vergoldete Statuen antreffen, ist dem mehr oder weniger schnellen
                                 Verderben in Folge der Berührung des Goldes mit dem Bronze zuzuschreiben. In
                                 einer viel spätern Zeit, zu der des römischen Reichs wurden Münzen von Eisen und
                                 Kupfer geschlagen und mit Silber überzogen. Wie Plinius berichtet, wurde das Kupfer mittelst Queksilber vergoldet; das
                                 Kupfer wurde ferner verzinnt und versilbert, um es vor jedem Verderben zu
                                 bewahren, welche Erfindung dieser Naturforscher den Galliern zuschreibt, die
                                 einen so ausgedehnten Gebrauch von ihr gemacht haben sollen, daß die Bituriger
                                 ihre Wägen, Sänften und andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs versilberten.
                                 Das Kupfer zu versilbern war allerdings ein Leichtes; anders verhält es sich
                                 aber mit dem Eisen, welches eine doppelte Operation erheischt. Zozimus, ein profaner Schriftsteller des 5ten
                                 Jahrhunderts, erwähnt der Fällung des Kupfers auf das Eisen, bei welchem Proceß
                                 das Kupfer mit seinem metallischen Ansehen wieder zum Vorschein kommt. Tausend
                                 Jahre darauf lehrt uns Paracelsus, daß man, um eine
                                 Silberlösung zu zersezen, nur eine Kupferplatte hineinzutauchen brauche, auf
                                 welche sich dann das metallische Silber abseze. Bernhard von Pallissy bemerkt in seinem Traité des métaux et de l'alchimie, daß es gelungen sey
                                 das Eisen zu vergolden und zu versilbern durch Eintauchen in eine sehr klare
                                 Lösung, deren Zusammensezung er nicht angibt; eine Eisenplatte nahm, je nach der
                                 Natur der Lösung, sogleich das Ansehen von Gold oder Silber an. Boyle endlich berichtet daß, um Eisen mittelst
                                 Goldamalgams zu vergolden, dieses Metall in eine warme Kupfervitriollösung
                                 getaucht werden müsse; das niedergeschlagene Kupfer diene sodann zur Fixirung
                                 des Goldes mittelst Queksilbers; auch könne man Kupfer und Messing mittelst
                                 Chlorsilbers versilbern.
                              Ohne in eine historische Untersuchung alles dessen einzugehen, was seit dem
                                 Beginn der neuern Chemie hinsichtlich des Ueberziehens von Metallen mit anderen
                                 Metallen geschehen ist, bemerke ich bloß daß die Anwendung der Elektricität
                                 hiebei eine neue Epoche begründet. Hrn. Elkington
                                 verdanken wir die Entdekung, daß Lösungen goldsaurer Alkalien hineingetauchte
                                 gut abgebrannte kupferne Gegenstände in der Siedehize vergolden; auch war er es,
                                 welcher entdekte, daß dieselben Lösungen, und überhaupt die alkalischen
                                 Goldlösungen zur galvanischen Vergoldung die geeignetsten seyen. Erst später
                                 bediente sich Hr. v. Ruolz dieser Lösungen und
                                 anderer ähnlicher. In der ausschließlichen Anwendung
                                 alkalischer Lösungen besteht das Grundprincip der galvanischen Vergoldung und
                                 Versilberung, welche heutzutage die Industrie so sehr beschäftigen. Bis zu einem
                                 gewissen Punkt sieht man wohl ein, woher die Eigenschaften der alkalischen
                                 Lösungen rühren mögen. Als Hr. Payen beobachtete, daß
                                 Eisen, in Aezkalilösung von gewisser Stärke getaucht, vor Rost geschüzt
                                 wird,Polytechn. Journal Bd. XLVI S.
                                          267. glaubte man anfangs daß dieß daher rühre, daß die Lösung nicht genug
                                 Luft enthält, um das Metall oxydiren zu können. Als aber dieser Chemiker zeigte,
                                 daß die schüzende Flüssigkeit eben so viel Luft enthalte, als eine andere, in
                                 welcher das Eisen sich schnell oxydirt, mußte man zugeben, daß das Alkali unter
                                 diesen Umständen einen Einfluß übe, der von seinem Contact mit dem Eisen
                                 herrühre.
                              Als man die beim Contact der Lösung und des Eisens erzeugten elektrischen
                                 Wirkungen untersuchte, fand man, daß eine äußerst langsame chemische Thätigkeit
                                 besonderer Art stattfinde, indem die zwei vorhandenen Körper sich nur dann
                                 elektrisch laden, wenn die Kette einige Augenblike offen geblieben ist. Das Kali
                                 verhindert also durch seine Berührung mit dem Eisen, daß lezteres sich auf
                                 Kosten des Sauerstoffs der in der Flüssigkeit enthaltenen Luft oxydirt.
                              Bedenkt man nun, daß die alkalischen Metalllösungen zur elektrochemischen
                                 Vergoldung oder zu jener durch bloßes Eintauchen so geeignet sind, während
                                 gewisse nicht alkalisch Lösungen unter gleichen Umständen keine anhaftenden
                                 Ablagerungen von
                                 Gold, Silber oder Kupfer auf den hineingetauchten Metallen hervorzubringen
                                 vermögen, so muß man es wahrscheinlich finden, daß die alkalischen Lösungen,
                                 indem sie weniger lebhaft auf die Metalle einwirken, den Molecülen gestatten,
                                 sich nach den Gesezen der Krystallisation zu lagern, oder doch wenigstens in
                                 Zusammenhang unter sich zu treten.
                              Dieß ist der große Vortheil, welchen die alkalischen Lösungen gewähren; man muß
                                 aber auch zugeben, daß sie den vorgesezten Zwek nicht immer erfüllen, wie z.B.
                                 die Platinlösung, denn von diesem Metall konnte man bisher auf Kupfer nur eine
                                 äußerst dünne Schicht ablagern und ohne daß die darauffolgenden Ablagerungen
                                 anhaften. Aus diesem Grunde sind verplaninte Gegenstände in der Industrie noch
                                 nicht eingeführt.
                              Dieß sind die Betrachtungen, welche ich vorausschiken zu müssen glaubte vor
                                 Mittheilung der Resultate meiner Versuche über Fällung der Metalle aus neutralen
                                 Lösungen durch andere Metalle, sowohl mit als ohne Adhärenz, indem ich die
                                 Beihülfe der chemischen Action der Elektricität anwandte oder nicht.
                              
                           
                              Von der Fällung einiger bisher für nicht reducirbar
                                    gehaltenen Metalle aus ihren Lösungen mittelst des Zinks.
                              Das Verfahren, gewisse aufgelöste Metalle sogleich in metallischen Zustand
                                 zurükzuführen, ist schon längst bekannt; man braucht dazu nur ein Metall,
                                 welches leichter oxydirbar ist, als das aufgelöste, in die Lösung zu tauchen. So
                                 kann eine Lösung von Kupfer, Gold, Silber etc. zersezt werden durch Zink, Eisen
                                 etc. Die auf der Oberfläche des fällenden Metalls gebildete Ablagerung ist bald
                                 pulverig, bald mehr oder weniger anhaftend, je nach der Dichtigkeit der Lösung,
                                 der Temperatur und anderen Umständen, unter welchen der Contact mit dem
                                 fällenden Metall den ersten Rang einnimmt, indem durch denselben ein volta'sches
                                 Paar entsteht, dessen Wirkung oft determinirend ist; man hat davon ein Beispiel
                                 an der Verzinnung der messingenen Steknadeln, welche, in ein geeignetes Zinnbad
                                 gebracht, sich erst dann mit einer Schicht des lezteren Metalls überziehen, wenn
                                 sie mit einem Stük Zinn in Berührung gebracht sind.
                              Alle Erscheinungen dieser Art rühren theils von den Verwandtschaften, theils von
                                 den daraus hervorgehenden elektrochemischen Wirkungen her. Dieses Zusammenwirken
                                 der Verwandtschaft und der Elektricität muß sonach bei Untersuchungen über die
                                 unmittelbare Reduction der Metalle immer im Auge gehalten werden.
                              Die neuen Thatsachen, welche ich im Folgenden mittheile, werden die Richtigkeit
                                 meiner Bemerkungen in dieser Hinsicht darthun.
                              
                              Ich will Thenard's Tabelle über die Reduction der
                                 Salzlösungen durch die Metalle vorangehen lassen.
                              
                                 
                                              
                                       Salze,
                                       deren Loͤsungen
                                       von den Metallen
                                         nicht reducirt
                                                werden.
                                                                  Salze,
                                          deren Loͤsungen von
                                          gewissen
                                            Metallen reducirt
                                          werden.Wenn die Reduction gut vor sich gehen soll, muß das neugebildete
                                             Salz auflöslich seyn.
                                       
                                    
                                 
                                     Salze der
                                          beiden
                                       ersten Ordnungen.
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                            
                                       Mangansalze.
                                    Zinnsalze.
                                    
                                    
                                    
                                 
                                            
                                       Zinksalze.
                                    Arseniksalze.
                                    
                                    
                                    
                                 
                                            
                                       Eisensalze.
                                    Antimonsalze.
                                    
                                    
                                    
                                 
                                            
                                       Kobaltsalze.
                                    Wismuthsalze.
                                    
                                    
                                    
                                 
                                            
                                       Rikelsalze.
                                    Bleisalze.
                                    
                                    
                                    
                                 
                                            
                                       Chromsalze.
                                    Kupfersalze.Das essigsaure Kupfer wird vom Blei reducirt.
                                       
                                    
                                    
                                    
                                 
                                            
                                       Titansalze.
                                    Tellursalze.
                                    
                                    
                                    
                                 
                                            
                                       Uransalze.
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                            
                                       Cersalze.
                                    SalpetersaureQueksilbersalze.
                                    
                                       
                                       
                                    Vom Zink, Eisen und
                                       allen  vorausgehenden reducirt.Vom Eisen, Zink
                                       und  vielleicht dem Mangan reduc.
                                    
                                 
                                    
                                    Silbersalze.Das salpetersaure Silber wird vom Kobalt reducirt.
                                       Palladiumsalze.Rhodiumsalze.Platinsalze.Goldsalze.Osmiumsalze.Iridiumsalze.
                                    
                                       
                                       
                                    Vom Eisen, Zink, Mangan,  Kobalt
                                       u. allen dem Silber  vorausgehenden reducirt.
                                    
                                 
                              Die in dieser Tabelle angegebenen Niederschläge sind bald pulverförmig, bald aus
                                 mehr oder weniger zusammenhängenden Theilchen gebildet, bald hängen sie dem
                                 fällenden Metalle an. Die Ursachen dieser verschiedenen Molecularzustände liegen
                                 in allerlei Umständen, die zum Theil schon bekannt sind, zum Theil aber unten
                                 von mir angegeben werden. Die bisher in Gestalt eines schwarzen Pulvers
                                 erhaltenen Metalle sind das Antimon, Arsenik, Osmium, Palladium, Rhodium und
                                 Iridium; die andern bilden mehr oder weniger zusammenhängende Theilchen und
                                 besizen größtentheils Metallglanz, so unter andern das Blei, Queksilber, Kupfer
                                 und Silber. Man wird sehen, wie diese Metalle in sehr dünnen Schichten, mit
                                 Metallglanz, durch bloßes Eintauchen in ein Metallbad erhalten werden
                                 können.
                              
                              Wirft man einen Blik auf vorstehende Tabelle, so findet man in der ersten Columne
                                 die Salze des Mangans, Zinks, Eisens, Kobalts, Nikels, Chroms, Titans, Urans und
                                 Cers als von den Metallen nicht reducirbar. Woraus wurde dieser Schluß gezogen?
                                 Man operirte immer, namentlich hinsichtlich des Kobalts, Nikels und Eisens,
                                 unter Umständen, wo die Reaction des oxydirbarern Metalles auf die eben
                                 angeführten Salze zu schwach war, als daß die Reduction hätte eintreten können.
                                 Ganz das Gegentheil wäre aber erfolgt, wenn man die Kraft dieser Reaction durch
                                 Wärme erhöht hätte. Folgende Thatsachen beweisen dieß, während sie zugleich der
                                 Chemie neue analytische Hülfsmittel, vielleicht auch der Metallurgie und Technik
                                 Methoden darbieten, welche ihnen von Nuzen werden können.
                              Um zu zeigen, wie ich zur fraglichen Reduction geführt wurde, muß ich die
                                 Beziehung auseinandersezen, welche zwischen den elektrischen Kräften, mit deren
                                 Beihülfe die meisten der genannten Salze zersezt werden können, und den
                                 Verwandtschaften, vermöge welcher derselbe Zwek erreicht wird, statt findet.
                              Ich zeigte vor mehreren Jahren,Polytechnisches Journal Bd. LXXXIV S.
                                          17. wie mittelst eines einfachen elektrochemischen Apparats, in welchem die
                                 Elektricität entweder durch die bloße Oxydation des Zinks, oder durch das
                                 wechselseitige Aufeinanderwirken zweier verschiedener, durch eine Zwischenwand
                                 (Diaphragma) getrennter Lösungen erzeugt wird, alle Salze zersezt werden können,
                                 so daß man die Metalle in metallischem Zustande, entweder in Krystallen, als
                                 Schüppchen, oder in Pulverform erhält. Man könnte daher durch bloße Oxydation
                                 des Zinks genug Elektricität entwikeln, damit dieselbe, in einen Strom
                                 umgewandelt, hinreichend kräftig wäre, um die Zersezung der Metallsalze und
                                 Reduction der Oxyde zu bewirken. Nun führen aber die geringsten fremdartigen
                                 Körper, metallische und nichtmetallische, sofern sie nur Leiter sind, wenn sie
                                 der Zinkoberfläche anhängen, diese Umwandlung herbei. Dasselbe findet statt,
                                 wenn das Zink nicht rein ist. So wird bekanntlich ein Stük käufliches Zink,
                                 welches mehrere fremde Bestandtheile enthält, von Säuren stärker angegriffen,
                                 als anderes chemischreines. Im erstern Fall findet man mittelst des
                                 Multiplicators und zweier mit ihm in Verbindung stehender Platinspizen, welche
                                 man auf der Oberfläche des in angesäuertes Wasser getauchten Zinks herumführt,
                                 daß diese Oberfläche nach allen Richtungen von einer Menge elektrischer Ströme
                                 durchzogen wird, was nur in dem Maaße stattfinden kann, als sich auf der
                                 Oberfläche des Zinks fremdartige Körper, Legirungen oder andere Elektricitäts-Leiter
                                 befinden. Dieß ist das einfache Princip, von welchem ich bei den Untersuchungen
                                 ausging, deren Resultate ich hiemit vorlege. Das Zink muß daher natürlich als
                                 fällender Körper angewandt werden, weil dieß das vorzugsweise Elektricität
                                 erzeugende Metall ist.
                              Was geht vor, wenn man ein gut (mit Säure) gereinigtes Stük Zink bei gewöhnlicher
                                 Temperatur in die Lösung eines Metallsalzes taucht? Das Zink, es mag nun das
                                 Salz zersezen oder nicht, reagirt vor allem auf das Wasser, oxydirt sich auf
                                 Kosten seines Sauerstoffs und der Wasserstoff wird frei. Es entsteht dadurch
                                 eine Elektricitätsentwiklung, in deren Folge das Metall negative und die
                                 Flüssigkeit positive Elektricität annimmt; allein mit Hülfe der Theilchen der
                                 Legirung oder anderer fremdartigen leitenden Körper bilden diese beiden
                                 Elektricitäten einen Strom, dessen Wirkung das Metall oder wenigstens die nicht
                                 von fremdartigen Körpern bedekten Theilchen desselben oxydirbarer macht, wodurch
                                 die Oxydation neue Kraft erhält, während der Wasserstoff die Reduction der in
                                 der Lösung enthaltenen Metalloxyde erleichtert; kommen nun zu dieser
                                 elektrochemischen Wirkung, oder vielmehr dieser Menge elektrochemischer
                                 Wirkungen, noch die Verwandtschaften des Sauerstoffs und der Säure, oder der
                                 sich als solche verhaltenden Körper hinzu, welche für das Zink stärker sind als
                                 für das aufgelöste Metall, und außerdem die Einwirkung der Wärme, welche bis
                                 jezt vernachlässigt wurde, so sind alle die Bildung von Metallablagerungen
                                 begünstigenden Umstände vereinigt. Bei erhöhter Wärme geht die Oxydation stärker
                                 vor sich, weil die Flüssigkeit ein besserer Leiter der Elektricität wird und die
                                 zersezende Einwirkung des Stroms, indem er intensiver wird, auch zunimmt. Man
                                 darf daher nie vergessen, daß die Fällung der Metalle mittelst eines in ihre
                                 Lösung getauchten leichter oxydirbaren Metalls eine theils chemische, theils
                                 elektrochemische Erscheinung ist.
                              Dieß sind die Betrachtungen, welche mich zur Reduction mehrerer bisher als nicht
                                 reducirbar betrachteten Lösungen mittelst des Zinks, so wie zur Fällung beinahe
                                 aller nicht alkalischen Metalle auf andere Metalle und zwar mit Adhärenz
                                 führten.
                              Hr. Capitaine zeigte schon (Annales de Chimie et de Physique 3me Serie
                                    t. II. p. 126) daß, wenn man ein Stük Zink
                                 in eine möglichst neutrale Auflösung von Eisenchlorür taucht, das Zink in kurzer
                                 Zeit magnetisch wird und daß, wenn man den Proceß bei gewöhnlicher Temperatur
                                 lang genug fortdauern läßt, es sich mit einer warzenartigen Masse von Eisen
                                 bedekt, welches Zink mit sich zog; dabei entbinden sich Wasserstoffblasen. Um
                                 zinkfreies Eisen zu erhalten, löthete er eine Zinkplatte an eine gut gereinigte
                                 Kupferplatte; leztere überzog sich, wenn man sie eintauchte, mit einer Eisenschicht, welche
                                 sich leicht ablöste. Das Eisen war von bläulich weißer Farbe, welche, vorzüglich
                                 an der am Kupfer anliegenden Fläche, Metallglanz hatte. Dieser Versuch läuft auf
                                 denselben hinaus, wodurch ich das Eisen reducirte und im nämlichen Zustande
                                 erhielt, nämlich in Gestalt von Krystallen, Warzen oder Plättchen. Der
                                 Unterschied besteht nur darin, daß bei meiner Methode das
                                 Kupfer-Zink-Paar durch seine beiden freien Enden mittelst eines
                                 porösen Diaphragma's von Thon getrennt wird, welches die Eisenlösung von dem
                                 salzhaltigen Wasser, worein das Zink taucht, trennt. Diese Anordnung ist
                                 vortheilhafter als die des Hrn. Capitaine, weil man
                                 dabei nicht zu befürchten hat, daß das Eisen, indem es sich auf das Kupfer
                                 absezt, sich mit dem Zink legirt, welches sich auflöst, während das Eisensalz
                                 zersezt wird; man erhält daher vollkommen reines Eisen.
                              Der Capitaine'sche Versuch beweist immerhin, daß durch
                                 eine in Eisenchlorürlösung bei gewöhnlicher Temperatur getauchte Zinkplatte
                                 jenes Salz mit der Zeit zersezt und das Eisen in metallischem Zustand erhalten
                                 werde. Aber auch jede andere Eisenlösung, worin sich das Metall im Oxydulzustand
                                 befindet, wird vom Zink eben so zersezt, wenn man nur bei gehöriger Temperatur
                                 operirt.
                              Ich fand bei meinen Versuchen über die elektrochemische Behandlung der Metalle,
                                 daß wenn man die Temperatur des salzhaltigen Wassers möglichst steigerte, auf
                                 50–80° C., der elektrische Strom eine Intensität erlangt, welche
                                 die bei gewöhnlicher Temperatur noch nicht überwundenen Verwandtschaften
                                 besiegt. Diese Zunahme der elektrochemischen Action konnte zweien Ursachen
                                 zugeschrieben werden, erstens einer stärkern Reaction der Lösung auf das Zink,
                                 zweitens einer bessern Leitungsfähigkeit der Lösung; denn bekanntlich werden die
                                 Flüssigkeiten, im Gegensaz zu den festen Körpern, je mehr sie erwärmt werden,
                                 desto bessere Leiter, wahrscheinlich weil die Wärme, indem sie die Kraft, mit
                                 welcher ihre Molecüle zusammenhängen, vermindert, dem Strome lebhafter
                                 einzuwirken gestattet. In den folgenden Versuchen benuzte ich diesen Einfluß der
                                 Wärme, um die unmittelbare Zersezung einiger Metallsalze zu erzielen, bei
                                 welchem dieß bisher nicht gelang.
                              Ich wähle als Beispiel die Kobalt- und Nikelchloride, indem der Erfolg
                                 derselbe ist, wie bei den andern Salzen dieser Metalle.
                              Man löst einige Gramme Kobaltchlorid in Wasser auf, erhizt zum Sieben und wirft
                                 ganz reines Zink in Staubform (wie man es durch Pulvern des gehörig erhizten
                                 Metalls oder durch elektrochemische Zersezung eines Zinksalzes erhält), in
                                 Ueberschuß hinein; es findet sogleich ein sehr lebhaftes Aufbrausen statt: in
                                 Folge der Einwirkung des Zinks auf das Wasser und das Chlorid entwikelt sich Wasserstoff; die Farbe
                                 des Zinks verändert sich bald und geht vom Grauen ins Schwarze über. Ein paar
                                 Minuten darauf nimmt man die vollkommen entfärbte Flüssigkeit vom Feuer, sammelt
                                 den Metallstaub, wascht ihn aus, troknet ihn und fährt mit dem Ende einer
                                 Magnetstange darüber; der Staub wird sogleich davon angezogen und bleibt daran
                                 hängen. Das Chlorid wurde demnach zersezt und das Kobalt in metallischen Zustand
                                 zurükgeführt. Ist das Zink in Form von Feilspänen, so überziehen sich seine
                                 Theilchen mit Kobalt und wirken individuell auf die Magnetnadel; ist es ein sehr
                                 feiner Staub, so überziehen sich die Theilchen ebenfalls mit Kobalt. Um nun das
                                 Zink zu entfernen, behandelt man das Metallpulver mit Essigsäure, welche mit
                                 ihrem zwei- bis dreifachen Volum Wasser verdünnt ist, bei gewöhnlicher
                                 Temperatur; denn von verdünnter Schwefelsäure würde das Kobalt wegen seiner
                                 starken Zertheilung angegriffen, wie die entstehende rothe Färbung der Lösung
                                 anzeigt. Das Kobalt bildet sodann ein sehr fein zertheiltes schwarzes Pulver,
                                 welches sehr schwer Metallglanz annimmt, besonders wenn das Zink nicht rein ist.
                                 Bei einem Versuche, welchen ich mit 4 Grammen ganz troknen Kobaltchlorids
                                 anstellte, erhielt ich 1,26 Gramme Kobaltpulver; der Theorie nach hätte ich 1,36
                                 Gr. erhalten müssen. Ich muß jedoch bemerken, daß ich beim Auswaschen nicht
                                 vorsichtig genug verfuhr, um den Verlust des in der Flüssigkeit schwebend
                                 enthaltenen Kobalts zu vermeiden; auch hatte die Essigsäure ein wenig davon
                                 aufgelöst. Dasselbe Resultat erhält man mit schwefelsaurem und wahrscheinlich
                                 auch essigsaurem Kobalt. Nimmt man statt Zinkstaubs einen Cylinder von diesem
                                 Metall, so überzieht sich der Rand seiner Basis mit kleinen Kobaltwärzchen,
                                 welche man mit einem scharfen Instrument hinwegnehmen kann; die Oberfläche
                                 selbst verkobaltet sich.
                              Nikelsalze, auf gleiche Weise behandelt, gaben mir ähnliche Resultate. Das Nikel
                                 wurde eben so leicht in metallischem Zustande als unfühlbares Pulver erhalten,
                                 welches vom Magnete angezogen wurde. Ich wollte sehen, ob dieses Verfahren
                                 dienen könne, um das Kobalt oder das Nikel vom Eisen und andern Metallen, womit
                                 es verbunden vorkommt, zu trennen, und wählte dazu 3 Gramme unreinen
                                 Kobaltoxyds, aus dem kobalthaltigen Manganerz von Nontron dargestellt, welches
                                 Spuren von Manganoxyd und Eisenoxyd enthielt; nachdem dasselbe in Salzsäure
                                 aufgelöst und die überschüssige Säure verdampft war, behandelte ich es wie oben,
                                 mit Zink. Kobalt und Eisen wurden in metallischen Zustand reducirt; hierauf
                                 behandelte ich das metallische Pulver mit verdünnter Essigsäure, welche das
                                 Eisen und das Mangan
                                 auflöste, so daß das Kobalt ziemlich rein zurükblieb, wenn es nicht Spuren von
                                 Kupfer enthielt. Bei einem andern Versuche, wo das Kobalt Arsenik enthielt,
                                 wurde der Metallstaub in die Kugel, welche in der Mitte einer Glasröhre
                                 ausgeblasen war, gebracht; ich erhizte diese Kugel und ließ dabei Wasserstoffgas
                                 hindurchstreichen, um die Oxydation des Kobalts zu verhindern und das Arsenik zu
                                 verflüchtigen; lezteres verdichtete sich an den Wänden der Röhre, so daß das
                                 Kobalt völlig rein war. Bei chemischen Analysen kann man das ebenbeschriebene
                                 Reductionsverfahren benuzen, um Kobalt und Nikel schnell im metallischen Zustand
                                 zu erhalten, indem man sie überdieß von mehreren Metallen trennt, mit welchen
                                 sie in der Natur verbunden vorkommen.
                              Das Zink kann man leicht wieder gewinnen, wenn es in Form von Feilspänen
                                 angewandt wurde. Sind nämlich diese Feilspäne mit Kobalt oder Nikel überzogen,
                                 so wird die Reductionskraft des Zinks sehr schwach; in diesem Fall decantirt
                                 man, bringt das Zink in einen Agatmörser und reibt es, um die Oberfläche
                                 desselben zu reinigen; mittelst Schlämmens wird dann der Metallstaub entfernt;
                                 man erhält so, nachdem man das Waschwasser absezen ließ, Kobalt- oder
                                 Nikelpulver, welches nur wenig Zink mehr enthält, das durch verdünnte Essigsäure
                                 sich ausziehen läßt. Operirt man mit einem Zinkcylinder, was manchmal besser
                                 ist, so bürstet man von Zeit zu Zeit die eingetauchte Oberfläche ab, um alle
                                 abgelagerte pulverige Substanz zu entfernen. Ist dieß geschehen, so krazt man
                                 die Oberfläche des Zinks stark ab, um alle pulverigen Kobalttheilchen, welche
                                 die Bürste nicht loszumachen vermochte, zu beseitigen. Das Zink muß, wenn der
                                 Versuch gelingen soll, möglichst rein und vorzüglich von Arsenik und Kupfer frei
                                 seyn; enthält es etwas Eisen, so hat dieß nicht viel zu sagen.
                              Operirt man bei 80° C. oder etwas darunter, so ist der Proceß weniger
                                 stürmisch. Das Kobalt zertheilt sich dann nicht mehr so fein; man erhält auf
                                 diese Weise kleine warzige Haufen, welche unter dem Polirstahl Metallglanz
                                 annehmen.
                              Es gibt ein sehr einfaches Mittel den sehr feinen Zinkstaub auf eine Metalllösung
                                 reagiren zu machen, so daß die bei der Reaction entwikelte Elektricität kräftig
                                 mitwirkt. Man braucht zu diesem Behuf nur in einem Platingefäß zu operiren, wo
                                 dann das Zink, das Platin und die Auflösung eine galvanische Kette darstellen.
                                 Das Platin, als negativer Pol, befindet sich im günstigsten Zustand, um von den
                                 Chloriden nicht angegriffen zu werden. Dieß wäre nur dann der Fall, wenn man
                                 saure Salze oder Auflösungen in Kali anwenden würde. Außerdem ist ein Verderben
                                 des Platins nicht zu befürchten. Die einzige Schwierigkeit wäre, wenn das abgesezte Metall dem
                                 Platin anhaften würde.
                              
                           
                        
                           Zweites Capitel.
                           
                              Von der adhärirenden Ablagerung der
                                    Metalle auf anderen Metallen.
                              Im vorhergehenden Capitel suchte ich die Eisen-, Kobalt- und
                                 Nikelsalze bei einer dem Siedepunkt nahen Temperatur mittelst Zinks unmittelbar
                                 zu zersezen; ich will nun zeigen, wie man nicht nur diese, sondern mit Ausnahme
                                 von dreien oder vieren, alle nicht alkalischen Metalle durch Eintauchen bei
                                 geeigneter Temperatur in eine möglichst neutrale Metalllösung auf andern
                                 Metallen adhäriren machen kann. Die elektrochemische Vergoldung des Kupfers,
                                 oder diejenige durch Eintauchung wird, wie ich schon bemerkte, mittelst
                                 alkalischer oder wenigstens so reagirender Lösungen bewerkstelligt, jene bei
                                 gewöhnlicher Temperatur, diese beim Siedepunkt. Die Vergoldung anderer Metalle
                                 erfordert, so wie auch die Versilberung, Verkobaltung und Vermietung, ebenfalls
                                 die Anwendung von Doppelcyaniden oder anderen alkalischen Lösungen. Der
                                 alkalische Charakter der bei den neuen Verfahrungsarten anzuwendenden Lösungen
                                 ist daher etwas Ausgemachtes. Ich beabsichtige hier zu zeigen, daß man, die Dike
                                 ausgenommen, welche allein durch die galvanische Säule hervorgebracht werden
                                 kann, durch bloßes Eintauchen in neutrale Lösungen bei einer Temperatur von
                                 60–100° C., je nach den Metallen, denselben Zwek zu erreichen
                                 vermag, wenn man durch Berührung der zu überziehenden Metalle mit Zink bisweilen
                                 etwas nachhilft. Die Adhäsion wird um so stärker, je polirter die Metalle waren;
                                 denn mit matten wird nie diese Dauerhaftigkeit erzielt; ein schön polirter
                                 Gegenstand kommt mit sehr glänzendem Ansehen aus dem Bade. Die Adhäsion der
                                 abgelagerten Metalle wird bei diesem Verfahren so groß, daß mehrere nicht nur
                                 das Poliren mit Leder und Englischroth, sondern auch mit dem Polirstahl
                                 vertragen. Die Metallablagerung gleicht übrigens jener des Goldes beim Vergolden
                                 durch Eintauchung darin, daß sie äußerst dünn ist, was nicht anders seyn kann,
                                 weil die reducirende Kraft des fällenden Metalls aufhört, sobald seine
                                 Oberfläche mit dem gefällten Metall überzogen ist.
                              
                           
                              Von den metallischen Ablagerungen mit Adhärenz, welche man
                                    durch Eintauchung, ohne Beihülfe metallischen Contacts erhält.
                              
                                 
                                 Von der Platinablagerung, Verplatinung.
                                 Bereitung der Flüssigkeit. – Man gießt in
                                    eine möglichst neutrale Chlorplatinauflösung concentrirte Aezkalilösung, um
                                    sie zu zersezen, wascht hierauf den Niederschlag, zuerst mit einer Mischung
                                    von Alkohol und Wasser, dann mit gewöhnlichem Weingeist aus, um den
                                    Alkaliüberschuß zu entfernen, ohne daß sich Doppelchlorid oder ein Gemisch
                                    von Doppelchlorid und platinsaurem Kali auflöst. Man hat nun das Chlorid
                                    vollkommen neutral, denn die Lösung desselben in destillirtem Wasser röchet
                                    die Farbe des durch Säure gerötheten Lakmuspapiers nicht. Diese Lösung, mit
                                    ihrem zwei- bis dreifachen Gewicht Wasser verdünnt, wird auf folgende
                                    Weise zum Verplatinen angewandt. Man erwärmt sie auf höchstens
                                    60–70° C. und taucht dann die vollkommen gereinigten
                                    (abgebrannten) Gegenstände hinein. Diese Gegenstände werden zuerst matt,
                                    nach und nach aber wieder hell glänzend und die Verplatinung ist nun fertig.
                                    Man braucht hiezu höchstens eine Minute. Der Gegenstand wird herausgenommen
                                    und mit Sägespänen abgetroknet. Das abgesezte Platin hat ein silberweißes
                                    glänzendes Ansehen, wenn die Reinigung des Gegenstandes gehörig vorgenommen
                                    war. Bei fortdauerndem Eintauchen würde die Reaction der Lösung durch die
                                    Zwischenräume der Molecüle, obgleich langsam, fortwirken. Die ursprünglich
                                    abgesezte Platinschicht würde sich da und dort losmachen. Bei 100° C.
                                    wäre die Reaction zu stark und die Molecüle würden keinen, oder doch nur
                                    einen losen Zusammenhang bekommen. Unter 60° C. würde die Ablagerung
                                    immer minder cohärent und am Ende pulverig werden. Man muß sich wohl hüten,
                                    den Gegenstand während des Processes mit einem Stükchen Zink zu berühren,
                                    weil er sonst sogleich schwarz würde. Unumgänglich muß die Lösung vollkommen
                                    neutral seyn, denn wenn sie nur ein wenig alkalisch reagirte, würden alle
                                    beschriebenen Erscheinungen nicht eintreten. Ein schwacher Säureüberschuß
                                    hingegen scheint den Erfolg nicht merklich zu beeinträchtigen; nach dem
                                    Reinigen (Abbrennen) müssen die Gegenstände nothwendig mit Sägespänen
                                    abgetroknet werden, und zwar, wie es scheint, aus folgendem Grund. Das
                                    Kupfer, nachdem es mit Säuren abgebrannt wurde, überzieht sich troz des
                                    Abwaschens mit einer äußerst dünnen Oxydschicht; beim Abtroknen mit
                                    Sägespänen wird dieselbe durch die Reibung entfernt und die Platinlösung ist
                                    dann von der besten Einwirkung auf das Kupfer. Auch das Vorhandenseyn von
                                    Kupferoxydul muß
                                    vermieden werden; man entfernt dasselbe mittelst Essigsäure.
                                 Um die Menge des auf einem Quadratdecimeter abgelagerten Platins zu
                                    bestimmen, stellte ich folgende Versuche an.
                                 Erster Versuch. – Ich nahm ein vollkommen
                                    vierekiges Messingblech von 45 Millimeter Seitenlänge; nach dem Verplatinen
                                    wurde es mit verdünnter Salpetersäure in ein Schälchen gebracht, um das
                                    Messing aufzulösen. Auf diese Weise wurde ein äußerst dünnes Platinhäutchen
                                    erhalten, welches getroknet 0,0035 Gramme wog, was 0,0086 Grammen per Quadratdecimeter entspricht.
                                 Zweiter Versuch. – Ein 25 Millimeter
                                    langes und 23 Millimeter breites Kupferblech, gewogen, verplatint, dann
                                    wieder gewogen, ergab einen Gewichtsunterschied von 0,002 Gr.; da das Platin
                                    im stöchiometrischen Verhältniß an die Stelle des Kupfers tritt, so hat man,
                                    wenn man das Gewicht des verlornen Kupfers und des abgelagerten Platins
                                    durch p und p'
                                    ausdrükt,
                                 p' – p = 2
                                 p' : p = 98,84 :
                                    31,71,
                                 da 98,84 und 31,71 die Atomgewichte des Platins und
                                    des Kupfers sind. Aus diesen beiden Gleichungen folgt
                                 p' = 3
                                 Nun ist nach d'Arcet's Versuchen über Vergoldung
                                    mittelst Eintauchung
                                 
                                    
                                       
                                       mit Queksilber.
                                       Mittelst Eintauchung
                                       
                                    
                                       Maximum der Vergoldung
                                            0,0353
                                             0,421
                                       
                                    
                                       Minimum der Vergoldung
                                            0,0274
                                               
                                          –
                                       
                                    
                                 Hieraus ergibt sich, daß beim ersten Versuch die Quantität des auf dem
                                    Quadratdecimeter abgelagerten Platins sich zur Quantität des bei dem Minimum
                                    der Vergoldung abgelagerten Goldes verhält = 86 : 274, d.h. daß sich um
                                    dreimal weniger Platin abgesezt hatte, als Gold und doch bildete das Platin
                                    eine gleichförmige und zusammenhängende Schicht, und daß im zweiten Versuch
                                    das Verhältniß ist = 123 : 274, so daß sich nicht ganz halb so viel Platin
                                    als Gold absezte. Ich muß noch bemerken, daß das Blech bei diesem Versuche
                                    mit Sägespänen abgetroknet worden war.
                                 Man kann zwar die Dike der Ablagerung noch vermehren, allein man läuft dabei
                                    Gefahr, die Adhäsion zu vermindern. Auch mache ich noch darauf aufmerksam,
                                    daß die Adhäsion, so wie die Nike der Schicht mit der Beschaffenheit des
                                    Messings wechselt. Es bleibt den Technikern vorbehalten, die Messingarten zu
                                    ermitteln, welche sich zum Verplatinen am besten eignen.
                                 
                                 Die galvanische Verplatinung, wie sie v. Ruolz mit
                                    einer alkalischen Platinlösung bewerkstelligt, hat die erforderliche Dike
                                    noch nicht; die Schicht, welche sich zuerst absezt, ist matt und adhärirt;
                                    die folgenden Ablagerungen aber sind pulverig, weil die von ihm angewandte
                                    elektrochemische Wirkung nicht die erforderlichen Bedingungen vereinigt,
                                    damit die Platinmolecüle mit den schon abgelagerten zusammentreten. Da nun
                                    die Platinlösung ihrer Natur nach sehr verdünnt ist, so müßte man einen
                                    Strom von sehr schwacher Intensität anwenden, um das Zusammentreten der
                                    Molecüle zu bewirken, indem ich schon früher nachgewiesen habe daß, je
                                    verdünnter eine Metalllösung ist, desto weniger Intensität auch der Strom
                                    haben soll, damit die Metallmolecüle sich an der negativen Elektrode
                                    anhaftend absezen oder krystallisiren.
                                 Sezt man das verplatinte Kupfer, so wie es aus dem Bade kommt, ohne es
                                    abzutroknen, also noch feucht von der Platinlösung, der Luft aus, so
                                    verändert, es sich sehr rasch und die verplatinten Bleche überziehen sich
                                    mit den glänzendsten blauen und violetten Farben.
                                 Ich stellte einige Versuche an, um zu ermitteln, welche Veränderung das
                                    verplatinte Kupfer in kochsalzhaltigem Wasser annimmt, da bekanntlich das
                                    Meerwasser auf das Kupfer rasch einwirkt. Nach kurzer Zeit überzog sich das
                                    verplatinte Kupfer mit einem Kupferoxydchlorid, was eine schwache Einwirkung
                                    des Salzwassers durch die Platinzwischenräume hindurch andeutet. Nach
                                    3–4 Tagen wurden die Stüke wieder herausgenommen und zeigten noch den
                                    Platinglanz. Das Argentan verplatint sich sehr gut und nimmt sogar einen
                                    ziemlich schönen Glanz an. Das Eisen überzieht sich nicht mit Platin, ohne
                                    eine vorläufige Zubereitung. Mit gutem Erfolg wandte ich die Verplatinung
                                    bei den aus galvanoplastischem Wege erhaltenen kupfernen Medaillen und
                                    Basreliefs an, um ihnen durch Ablagerung von Bleisuperoxydschichten auf
                                    ihrer Oberfläche alle möglichen Bronzefarben zu geben und selbst Effecte
                                    hervorzubringen, welche auf jede andere Weise sehr schwer zu erhalten wären.
                                    Diese Art zu bronziren gewährt den Vortheil vor dem gewöhnlichen Verfahren,
                                    daß sich nur eine äußerst dünne Schicht absezt, welche die Feinheit der Züge
                                    der Figuren gar nicht beeinträchtigen kann.
                                 Endlich ist zu bemerken daß, da das verplatinte Kupfer im befeuchteten
                                    Zustande an der Luft sich mit schönen blauen Farben überzieht, welche schon
                                    in den ersten Augenbliken zum Vorschein kommen, wenn man sie der Wirkung
                                    einer Auflösung von Bleioxyd in Aezkali mittelst der galvanischen Säule
                                    aussezt, die unter dem Einfluß der galvanischen Säule erzeugten schönen
                                    Farben, wie ich dieß schon früher bemerkte, wahrscheinlich von der Reaction eines
                                    Platinoxyduls einerseits auf das Bleioxyd, andererseits auf das Kupferoxyd
                                    herrühren.
                                 
                              
                                 Ueberzug von Palladium.
                                 Was so eben über die Ablagerung des Platins auf verschiedenen Metallen gesagt
                                    wurde, gilt in allem auch vom Palladium; um nämlich Kupfer mit lezterm zu
                                    überziehen, bereitet man ein neutrales Doppelchlorid von Palladium und
                                    Kalium, welches von jedem Chlorid ein Mischungsgewicht enthält, und verfährt
                                    wie oben angegeben wurde.
                                 Der mit Palladium überzogene Gegenstand erscheint mit dem Aussehen des
                                    Platins, vielleicht etwas weißer, mit in gewissem Grade silberähnlichem
                                    Glanze. Die Quantität des abgelagerten Palladiums ist ziemlich dieselbe wie
                                    die des Platins bei obigen Versuchen. Da dieses Metall zum Sauerstoff eine
                                    sehr geringe Verwandtschaft hat, einen sehr schönen Glanz annimmt und die
                                    Ablagerung davon sehr dünn ist, so könnte es doch manche Verwendung finden
                                    troz seines hohen Preises.
                                 
                              
                                 Iridiumüberzug.
                                 Dasselbe Verfahren wie oben. Der Iridiumüberzug ist dem Platinüberzug
                                    hinsichtlich der Quantität des abgesezten Metalls, der Farbe und des Glanzes
                                    ähnlich; lezterer scheint mir aber stahlähnlicher zu seyn.
                                 
                              
                                 Rhodiumüberzug.
                                 Das auf Kupfer oder Messing nach obigem Verfahren abgelagerte Rhodium verhält
                                    sich gerade so wie das Platin; die Resultate sind ganz dieselben.
                                 Das Osmium anbelangend, konnte ich mir kein Chlorid dieses Metalls
                                    verschaffen und daher keine Ablagerung desselben auf Kupfer ausführen; der
                                    Analogie nach aber hätte es sich wahrscheinlich wie die andern Metalle
                                    verhalten.
                                 
                              
                                 Goldablagerung oder Vergoldung.
                                 Bisher konnte nach dem oben beschriebenen Verfahren bei weitem kein so
                                    schönes Product hervorgebracht werden wie mit dem Platin und den dasselbe
                                    begleitenden Metallen.
                                 
                              
                                 Silberablagerung oder Versilberung.
                                 Das Silber läßt sich leicht auf Kupfer und andern Metallen adhärirend
                                    ablagern, indem man das allgemeine Verfahren befolgt. Bekanntlich ist das
                                    Chlorsilber in einer gesättigten Kochsalzauflösung löslich, jedoch nur in
                                    sehr geringer Menge, indem die an Chlor gebundene Quantität Silber nur
                                    17/10000 vom Gewicht des angewandten Kochsalzes bei der Temperatur von
                                    10° C. beträgt. Allein das Lösungsvermögen nimmt mit der Temperatur
                                    zu und ist in der Nähe des Siedepunkts viermal so stark; man weiß auch, daß
                                    wenn man eine Eisen-, Zink- oder Kupferplatte bei gewöhnlicher
                                    Temperatur in mit Chlorsilber gesättigtes Wasser stellt, das Chlorsilber
                                    zersezt wird und das Silber sich in mehr oder weniger zarten, dem Metall
                                    nicht anhaftenden Theilchen absezt. Die Resultate, welche ich auf Kupfer und
                                    andern Metallen erhielt, ließen mich vermuthen, daß es mittelst
                                    hinlänglicher Temperatur und einer mit Chlorsilber und Kochsalz gesättigten
                                    Lösung gelingen würde, das Silber dem Kupfer adhäriren zu machen. Wirklich
                                    erhält man bei ungefähr 70° C. eine matte Versilberung, welche unter
                                    dem Polirinstrument Metallglanz annimmt. Operirt man beim Siedegrad, so
                                    nimmt die Versilberung eine ins Schwarze ziehende Farbe an; man muß sich
                                    daher nothwendig zwischen gewissen Temperaturgränzen halten, welche je nach
                                    der Art der Kupferlegirung verschieden seyn müssen, wenn man eine allen
                                    wünschen entsprechende Versilberung erzielen will. Die Menge des abgesezten
                                    Silbers wurde auf folgende Weise bestimmt: ich nahm eine Kupferplatte von 50
                                    Millimeter Länge und 23 Millimeter Breite, welche ich vor und nach dem
                                    Eintauchen ins Bad wog; der Mehrbetrag des Gewichts war 0,003 Gramme. Da nun
                                    das Silber im stöchiometrischen Verhältniß an die Stelle des Kupfers
                                    getreten ist, so ergibt sich nach dem oben (beim Platin) angegebenen
                                    Rechnungsverfahren, daß die durch Eintauchung bewirkte Versilberung 0,0164
                                    Gramme per Quadratdecimeter beträgt. Das so eben
                                    beschriebene Verfahren, das Resultat der Anwendung eines allgemeinen
                                    Princips, hat entfernte Aehnlichkeit mit dem in manchen Industriezweigen
                                    angewandten, von welchem Hr. Dumas in den Annales de l'Industrie française et
                                       etrangère, t. I. p. 311, eine gute Beschreibung mittheilt,
                                    die wir beifügen: „man seze den Fall, sagt der Verfasser, man habe
                                       1 Unze Silber in Salpetersäure aufgelöst und die Lösung mittelst
                                       Salzsäure oder Kochsalz gefällt, so wascht man das Chlorsilber aus und
                                       vermengt es noch feucht mit 4 Pfd. Kochsalz, 2 Unzen Salmiak, 1/2 Pfd.
                                       Glasgalle, 2 Unzen salpetersaurem Kali, 1 1/2 Quint weißem Arsenik und
                                       1/4 Pfd. Eisenvitriol; ist dieses Gemenge gemacht, so werden die
                                       (messingenen) Gegenstände mit Salpetersäure abgebrannt, welche ziemlich
                                       concentrirt seyn muß; der Gegenstand darf nur einige Augenblike darin
                                       bleiben und wird, sobald er eine recht lebhafte Goldfarbe angenommen,
                                       herausgezogen und mit Wasser abgewaschen. Nachdem das Stük
                                       abgebrannt ist, bringt man eine kleine Portion obigen Gemenges in
                                       siedendes Wasser, worin es sich auflöst; nun legt man den Gegenstand ein
                                       und er überzieht sich plözlich mit einer stark glänzenden Silberschicht
                                       ohne Fleken und krystallinische Unebenheiten. Das Merkwürdigste bei
                                       diesem Verfahren ist die Anwendung des Chlorsilbers; der Salmiak und die
                                       Glasgalle bezweken, das Chlorsilber in Wasser löslich zu machen, indem
                                       sie sich mit demselben verbinden. Würde das Chlorsilber nicht aufgelöst,
                                       so würde sich das Silber auf das Messing in Gestalt eines grauen, ja
                                       schwärzlichen und immer matten Pulvers absezen. Nähme man statt des
                                       Chlorsilbers ein an und für sich auflösliches Salz, z.B. salpetersaures
                                       Silber, so wäre das Resultat ein noch schlechteres.“
                                    
                                 Es scheint, nach Dumas, daß der Eisenvitriol,
                                    indem er auf das salpetersaure Kali und das Kochsalz wirkt, ein wenig
                                    Salpetersäure und Salzsäure in Freiheit sezt, die etwas Königswasser
                                    erzeugen, welches das violette Subchlorid, das durch die Wirkung des Lichts
                                    in dem Gemenge bald erzeugt würde, wieder in weißes Chlorid verwandelt. Da
                                    die arsenige Säure zu gleicher Zeit mit dem Chlorsilber reducirt wird, so
                                    sich auf das Messing ein Silbersubarsenid ab. Würde man zu viel Arsenik
                                    zusezen, so würde das Silber die Bleifarbe annehmen.
                                 Vergleicht man dieses Verfahren mit dem meinigen, so findet man wesentliche
                                    Verschiedenheiten; ich operire mit einer gesättigten Auflösung von
                                    Chlorsilber und Kochsalz bei einer ziemlich fixen Temperatur, während man
                                    nach dem von Dumas beschriebenen Verfahren eine kleine Menge des
                                    Doppelsalzes von Chlorsilber und Chlornatrium in siedendem Wasser aufgelöst
                                    anwendet. Nur ist bei beiden Methoden Wärme erforderlich; ferner ist meine
                                    Lösung neutral, die andere alkalisch.
                                 
                              
                                 Kupfer-Ablagerung.
                                 Die adhärirende Ablagerung des Kupfers auf mehreren Metallen mittelst einer
                                    Auflösung seines Doppelchlorids hat gar keine Schwierigkeit. Uebrigens ist
                                    bekannt, daß man das Eisen, um es zu verkupfern, nur gehörig gereinigt
                                    einige Augenblike in eine concentrirte Kupfervitriollösung, oder längere
                                    Zeit in eine verdünnte Lösung zu tauchen braucht. Um den Kupferabsaz auf
                                    wenig oxydirbaren Metallen zu erhalten, muß man den in die Auflösung des
                                    Doppelchlorids bei gehöriger Temperatur getauchten Gegenstand mit einem
                                    ebenfalls in die Lösung getauchten Stük Zink berühren.
                                 
                              
                           
                              Von den adhärirenden Ablagerungen der Metalle, welche
                                    mittelst des Contacts von Zink hervorgebracht werden.
                              
                                 
                                 Ablagerung von Antimon.
                                 Das Kupfer überzieht sich sehr leicht mit Antimon, wenn man die Auflösung des
                                    Doppechlorids bei einer Temperatur von 70 bis 80° C. anwendet. Das
                                    abgesezte Metall hat ein violettgraues Ansehen.
                                 
                              
                                 Ablagerung von Wismuth.
                                 Das Wismuth sezt sich äußerst leicht auf Kupferplatten ab, jedoch nur beim
                                    Contact mit Zink. Die Ablagerung ist von weißer, etwas ins Gelbliche
                                    ziehender Farbe; sie ist matt und nimmt nur mittelst der Bürste und
                                    Englischroth Glanz an.
                                 
                              
                                 Ablagerung von Zinn oder Verzinnung.
                                 Kupfer und Eisen verzinnen sich leicht mittelst des Doppelchlorids von Zinn
                                    und Natrium bei 70° C.; der Zinkcontact ist aber unerläßlich.
                                 Ist die Zinnschicht einmal auf das Kupfer abgelagert, so sezt sich, wenn der
                                    Zinkcontact fortdauert, wohl noch Zinn ab, es haftet aber nicht mehr an; die
                                    später sich absezenden Molecüle können also mit den schon abgelagerten nicht
                                    mehr in Zusammenhang treten. Die so erhaltene Verzinnung ist befriedigend
                                    und in verschiedenen Fällen anwendbar.
                                 
                              
                                 Ablagerung von Blei oder Verbleiung.
                                 Die Verbleiung des Eisens kann direct bewerkstelligt werden durch Eintauchen
                                    einer frisch mit Säure gereinigten Platte dieses Metalls in eine Lösung von
                                    essigsaurem Blei; um aber die Ablagerung auf Kupfer mittelst der
                                    Doppelchloridlösung zu erhalten, muß man sich des Zinkcontacts bedienen,
                                    weil das Kupfer die Bleisalze nicht zu zersezen vermag. Obwohl sich aber
                                    Blei auf dem Kupfer ablagert, welches auf die Doppelchloridlösung gar nicht
                                    wirkt, so kann man dennoch die elektronegativen Metalle, mit Beihülfe des
                                    Zinkcontacts, nicht mit Blei überziehen. Auf dieses merkwürdige Verhalten
                                    komme ich am Ende dieser Abhandlung zurük. Das abgesezte Blei hat nicht die
                                    gewöhnliche grauliche Farbe, sondern eine weißliche.
                                 
                              
                                 Ablagerung von Nikel und Kobalt, oder Vernikelung und
                                       Verkobaltung.
                                 Die im Anfange dieser Abhandlung angeführten Versuche zeigen schon, daß diese
                                    beiden Metalle sich auf das Kupfer und sogar auf das Eisen leicht absezen
                                    müssen, indem sie dem Zink bei Zersezung ihrer Salze mit Beihülfe der Wärme
                                    adhäriren. Das bloße Eintauchen von Kupfer in Kobalt- oder
                                    Nikel-Doppelchlorid genügt schon, um diese beiden Metalle zu
                                    reduciren; allein die abgesezte Metallschicht hat wenig Adhärenz. Beim
                                    Contact mit einem Stük Zink wird das abgelagerte Metall aber glänzend und
                                    sehr adhärirend; die Schicht haftet fest genug, um das Poliren sowohl mit
                                    Leder und Englischroth, als mit dem Polirstahl zu vertragen.
                                 Der Glanz gleicht beinahe dem des Silbers. Nikel und Kobalt sind der Farbe
                                    nach schwer zu unterscheiden. Die damit überzogenen Gegenstände wirken nicht
                                    auf die Magnetnadel. Dieß kann nur zwei Ursachen haben; entweder ist das
                                    abgesezte Metall in zu dünner Schicht, um auf die Magnetnadel wirken zu
                                    können, oder es bildet mit dem Kupfer eine Legirung, worin die physischen
                                    Eigenschaften des abgelagerten Metalls modificirt sind. Ein Beweis, daß die
                                    Schicht sich in einem besondern Zustand befindet, ist, daß obwohl ihre
                                    Theilchen in Folge ihrer Einwirkung auf das Kupfer mit einander
                                    zusammenhingen, doch die bei Anwendung des bloßen Zink-Contacts sich
                                    absondernden Molecüle kein Aggregat mehr bilden können. Das Zink darf nur an
                                    einigen Punkten den Gegenstand berühren, denn wenn die Berührungsfläche groß
                                    ist, wird er schwarz, besonders in der Nähe der Berührungsfläche. Aus diesem
                                    Grunde muß die unmittelbare Berührung mit Zink vermieden werden, was dadurch
                                    geschieht, daß man es mit dem Kupfer vermittelst eines Kupferdrahts in
                                    Verbindung sezt.
                                 Will man directen Contact anwenden, so muß die Rükseite der zu überziehenden
                                    Fläche berührt werden. Ich sagte, daß die Metallschicht nicht auf die
                                    Magnetnadel wirke; jedoch kann der abgelagerten Metallschicht eine
                                    hinlängliche Dike gegeben werden, damit diese Reaction deutlich eintritt.
                                    Ich komme darauf zurük, wann ich zeigen werde, wie weit man sich auf 60 bis
                                    80° C. erwärmter Auflösungen von Doppelchlorid bedienen kann, um die
                                    Dike der Ablagerung zu erhöhen.
                                 Auch ist noch zu bemerken, daß sowohl beim Nikel als beim Kobalt der Erfolg
                                    der Ablagerung verschieden ist je nach der Beschaffenheit des Messings; es
                                    gibt solches, welches den schönsten Ueberzug annimmt, während anderes
                                    durchaus widersteht, und zwar sind dieß jene Sorten, die mehr Zink
                                    enthalten. Bei dem Rothkupfer gelingt die Operation immer. Wenn sich das
                                    Kupfer nicht gleichmäßig überzieht, was von unvollkommener Reinigung
                                    desselben herrührt, müssen alle diese Theile mit einer Zinkspize oder einem
                                    zu Draht
                                    ausgezogenen Stük Zink berührt werden; die Ablagerung wird hiedurch
                                    gleichförmig. Bei Kobalt und Nikel muß die Temperatur dem Siedegrade nahe
                                    seyn.
                                 
                              
                                 Eisen-Ablagerung.
                                 Nach dem was oben von den oxydirbaren Metallen hinsichtlich ihrer Fällung mit
                                    Adhäsion gesagt wurde, ist vorauszusezen, daß das Eisen sich auf gleiche
                                    Weise verhalten, d.h. sich auf Kupfer, wahrscheinlich auch auf andere
                                    Metalle, durch die Berührung mit Zink niederschlagen müsse. Das Experiment
                                    hat dieß auch vollkommen bestätigt. Das abgelagerte Eisen hat ganz die dem
                                    Eisen eigenthümliche Farbe.
                                 
                              
                           
                              Von der Anwendung mehr oder weniger intensiver Ströme, um
                                    die Fällung verschiedener Metalle zu bewirken.
                              Wir haben gesehen, daß die Zersezung der Doppelchloride durch Eintauchung, bei
                                 gehöriger Temperatur, mit adhärirender Ablagerung des Metalls auf zweierlei
                                 Weise geschehen kann, entweder durch bloßes Eintauchen der zu überziehenden
                                 Metallplatte in eine Lösung von neutralem Doppelchlorid bei einer Temperatur
                                 zwischen 60 und 100° C., oder, wenn lezteres nicht hinlänglich oxydirbar
                                 ist, um die Lösung zersezen zu können, mit Beihülfe des Zink-Contacts. Es
                                 ist einleuchtend, daß wenn man die Wirkung eines aus mehreren Paaren bestehenden
                                 elektrochemischen Apparats anwenden will, um dem Metallabsaze Dike zu geben, der
                                 Erfolg in diesen beiden Fällen verschieden seyn wird. Im ersten Falle kann es
                                 geschehen, und wirklich ist dieß am häufigsten der Fall, daß das als negative
                                 Elektrode dienende Metall durch die Wirkung des Stroms nicht hinreichend
                                 elektronegativ gemacht wird, damit die Lösung auf es nicht wirkt. In diesem
                                 Falle überwindet der entstehende Gegenstrom den Strom der Säule, und man erhält
                                 ziemlich denselben Erfolg, als wenn das fällende Metall in der Lösung geblieben
                                 wäre. Dieß geschieht bei dem Kupfer mit der Lösung des Doppelchlorids von Platin
                                 und Kalium, ferner den Lösungen des Palladiums, Rhodiums, Iridiums und mehrerer
                                 anderer Metalle. Anders ist es im zweiten Fall, weil das als negative Elektrode
                                 dienende Metall von der Lösung nicht angegriffen wird und sich durch den bloßen
                                 Zink-Contact mit einer Metallschicht bedekt; es folgt daraus a fortiori daß, wenn man statt des aus diesem
                                 Contact hervorgehenden Stromes die Wirkung mehrerer Paare anwendet, die
                                 Ablagerung nothwendig diker werden muß. Man sieht dieß bei den Lösungen von
                                 Kobalt, Nikel, Antimon in Bezug auf Kupfer und andere Metalle, worauf sich die
                                 aufgelösten Metalle durch die bloße Berührung mit Zink fest anhängen. Ich sezte eine
                                 Kupferplatte von 17,150 Grammen Gewicht, 50 Millimeter Länge und 20 Millimeter
                                 Breite mit dem negativen Pol eines galvanischen Apparats in Verbindung, welcher
                                 aus sechs Paaren bestand und durch mit Schwefelsäure schwach angesäuertes Wasser
                                 wirkte, und tauchte sie so in eine verdünnte Lösung des Doppelchlorids von Nikel
                                 und Natrium, ähnlich der obigen. Diese Kette wurde mit einem mit dem positiven
                                 Pol communicirenden Platindraht geschlossen. Nach 5 Minuten wurde die Platte aus
                                 der Lösung genommen, abgewaschen, getroknet und gewogen; sie hatte um 3
                                 Milligramme an Gewicht zugenommen. Die Platte wirkte alsdann auf die
                                 Magnetnadel; noch 5 Minuten der Wirkung ausgesezt, hatte sie wieder um 4
                                 Milligramme zugenommen, im Ganzen also in 10 Minuten um 7 Milligramme. Diese 7
                                 Milligramme waren auf einer Oberfläche von 2300 Quadratmillimetern vertheilt,
                                 d.h. es waren ungefähr 3 Centigramme Nikel auf dem Quadratdecimeter. Die
                                 Kobaltsalze lieferten ähnliche Resultate.
                              Mit Kupfer, welches bekanntlich das Chlorsilber mit Adhäsion der Metallschicht
                                 zersezt, stellte ich einen zweiten Versuch an. Eine 50 Millimeter lange und 23
                                 Millimeter breite Platte nahm unter dem Einfluß des galvanischen Stroms 0,004
                                 Gramme auf, was ungefähr 0,016 Grammen per
                                 Quadratdecimeter entspricht.
                              Mit einer Losung des Doppelchlorids von Zinn und Natrium wurde auf einer
                                 Kupferfläche von 2300 Quadratmillimetern eine Gewichtszunahme von 8 Milligrammen
                                 in 10 Minuten erhalten, was per Quadratdecimeter
                                 0,0328 Gramme Zinn ausmacht.
                              Das Eisen überzieht sich in eben so viel Zeit nur mit 0,025 Gr. Zinn.
                              
                                 Schluß.
                                 Bei dem eben beschriebenen Verfahren sind drei Hauptsachen zu betrachten: die
                                    Zusammensezung der Flüssigkeit, welche ein Alkalichlorid und ein
                                    Metallchlorid zu gleichen Aequivalenten enthält, die Temperatur der Lösung,
                                    die Adhäsion des gefällten Metalls, welche jedoch nicht mehr stattfindet,
                                    wann die Schicht schon eine gewisse Dike hat, selbst wenn man die durch
                                    Berührung der Gegenstände mit Zink entstehende galvanische Wirkung zu Hülfe
                                    nimmt. Wie kömmt es aber, daß ein Doppelsalz leichter zersezt wird und zwar
                                    mit Anhaftung des abgelagerten Metalls, als ein einfaches Metallsalz? Um
                                    diese Frage zu beantworten, muß man davon ausgehen, daß das Chlormetall,
                                    wenn es mit dem Alkalichlorid verbunden ist, schon einen Theil seiner
                                    Verwandtschaften verloren hat, woraus folgt daß, da seine Wirkung auf das
                                    fällende Metall minder stark ist, die Molecüle des gefällten Metalls nicht
                                    mehr so stürmisch niederfallen, als hätte man es mit der einfachen Lösung zu
                                    thun. Ueberdieß erhöhen die Alkalichloride noch die Leitungsfähigkeit der
                                    Metalllösungen (für die Elektricität), was ebenfalls dazu beiträgt, die
                                    elektrochemischen Wirkungen zu verstärken.
                                 Die Wirkung der Wärme wurde schon am Anfange dieser Abhandlung untersucht; es
                                    braucht also hier das Gesagte nur noch einmal zusammengefaßt zu werden.
                                 Die erhöhte Wärme vermehrt die Leitungsfähigkeit und unterstüzt die
                                    Zersezung, indem sie die Körper ausdehnt und es den abgelagerten Molecülen
                                    möglich macht, in die Molecular-Zwischenräume etwas tiefer
                                    einzudringen.
                                 Die Ursachen des Anhaftens sind unter diesen Umständen dieselben, welche die
                                    Verbindung des fällenden Metalls mit dem gefällten Metall bestimmen; die
                                    eigene Kraft der Molecüle des gefällten Metalls, sich zu aggregiren, trägt
                                    nichts dazu bei, denn Molecüle welche, wenn die Oberfläche einmal überzogen
                                    ist, neu ankommen, können sich unter einander nicht verbinden.
                                 Ich schließe diese Abhandlung mit dem Bemerken, daß alle darin niedergelegten
                                    Thatsachen auf einem einfachen Verfahren beruhen, nämlich der Anwendung
                                    vollkommen neutraler Doppelchloride von Metall und Alkali bei einer
                                    Temperatur zwischen 60 und 100° C. Dieses Verfahren gestattet
                                    mannichfaltige Anwendungen, indem es sich beinahe auf alle Salze der nicht
                                    alkalischen Metalle erstrekt. Konnte ich auch nicht das alle diese
                                    Erscheinungen verbindende Gesez ermitteln, so gab ich doch das allgemeine
                                    Princip an, worauf es beruht.
                                 Die Wirkung auf alle Metalle unter denselben Umständen durch die Lösungen des
                                    Titans, Chroms und Urans, so wie die Bildung von Legirungen mit und ohne
                                    Einfluß des metallischen Contacts, werde ich in einer besondern Abhandlung
                                    auseinandersezen.