| Titel: | Verfahren vollkommen reines Osmium und Iridium zu bereiten; von E. Fremy. | 
| Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. LIV., S. 209 | 
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                        LIV.
                        Verfahren vollkommen reines Osmium und Iridium zu
                           bereiten; von E.
                              Fremy.
                        Aus den Comptes rendus, 22. Jan. 1844.
                        Fremy's Verfahren reines Osmium und Iridium zu
                           bereiten.
                        
                     
                        
                           Nach den bisher angewandten Methoden ist das Iridium noch nicht in ganz reinem
                              Zustande dargestellt worden, denn beim Erhizen an der Luft entwikelte es stets
                              Dämpfe von Osmiumsäure. Auf folgende Weise erhalte ich osmiumfreies Iridium: ich
                              vermenge 100 Gramme des Platinerz-Rükstandes mit 300 Grammen Salpeter, bringe
                              das Gemenge in einen großen Tiegel und erhalte es eine Stunde lang in einem Windofen
                              in Rothglühhize, worauf ich die Masse auf eine Metallplatte ausgieße; dieß muß an freier
                              Luft geschehen und es ist sogar nöthig dabei das Gesicht zu verhüllen, weil die
                              Dämpfe der Osmiumsäure ohne diese Vorsichtsmaaßregel die Haut stark angreifen
                              würden. Während der Calcination mit Salpeter geht etwas Osmiumsäure verloren; der
                              Antheil hievon, welcher sich verdichten ließe, würde jedoch die Inconvenienzen des
                              Calcinirens in einer Porzellanretorte nicht compensiren. Die decantirte Masse,
                              welche osmiumsaures und iridiumsaures Kali enthält, wird in einer Retorte mit
                              Salpetersäure behandelt, wobei die Osmiumsäure entweicht, welche man in einer
                              concentrirten Auflösung von Aezkali verdichtet. Der Rükstand wird mit Wasser
                              behandelt, um den Salpeter auszuziehen, und dann mit Salzsäure, welche das
                              Iridiumoxyd auflöst. Man erhält also nach dieser Methode das Osmium als osmiumsaures
                              Kali und das Iridium als auflösliches Chlorid.
                           Ich fand, daß sich das osmiumsaure Kali durch Verlust von Sauerstoff leicht in ein
                              rothes Salz umändert, welches in schönen Oktaedern krystallisirt; die Säure dieses
                              Salzes, welches ich osmigsaures Kali nenne, enthält weniger Sauerstoff als die
                              Osmiumsäure, denn wenn man es mittelst schwacher Säuren zersezt, erhält man
                              Osmiumsäure und schwarzes Osmiumoxyd. Ich bereite das osmigsaure Kali, indem ich in
                              eine Lösung von osmiumsaurem Kali eine kleine Menge Alkohol gieße. Hiebet erhizt
                              sich die Flüssigkeit, nimmt eine schöne rothe Farbe an und sezt osmigsaures Kali als
                              krystallinisches Pulver ab; in diesem Falle wird das Osmium oft gänzlich aus seiner
                              Auflösung niedergeschlagen. Dieses Salz kann mit Alkohol, welcher es nicht auflöst,
                              ausgewaschen werden und läßt sich dann, ohne eine Veränderung zu erleiden, beliebig
                              lange aufbewahren. Es dient zur Bereitung aller Osmiumverbindungen.
                           Behandelt man es mit einer kalten Auflösung von Salmiak, so löst es sich zuerst auf
                              und wird dann zersezt, indem sich ein neues gelbes Salz bildet, welches in kaltem
                              Wasser kaum löslich ist. Dieses so einfach darstellbare Salz liefert, in einem Strom
                              von Wasserstoffgas geglüht, vollkommen reines Osmium.
                           Behandelt man osmiumsaures Kali mit Salzsäure, so wird die Osmiumsäure frei und es
                              entsteht Chlorosmium, welches mit Salmiak einen rothen, in Wasser nur sehr wenig
                              löslichen Niederschlag bildet. Lezteres Salz läßt sich zur Bereitung von reinem
                              Osmium anwenden.
                           Um Iridium zu bereiten, behandle ich das Chloriridium, dessen Darstellung oben
                              angegeben wurde, mit Salmiak; es bildet sich ein rothbrauner Niederschlag,
                              welcher eine Verbindung von Iridium- und Osmiumchlorid mit Salmiak ist.
                           Ich habe glüklicherweise ein sehr einfaches Verfahren gefunden, diese zwei
                              Doppelsalze zu trennen. Schweflige Säure macht das Doppelsalz des Iridiums, indem
                              sie ihm Chlor entzieht, in Wasser leicht löslich, während das Osmiumdoppelsalz keine
                              Reduction erfährt. Ich leite daher einen Strom schwefliger Säure in das Wasser,
                              worin die Doppelsalze suspendirt sind; das Iridium löst sich auf, das Osmium wird
                              als rothes Salz niedergeschlagen. So lassen sich diese beiden Metalle ganz leicht
                              von einander trennen.
                           Das lösliche Iridiumsalz krystallisirt in Salmiaklösungen in großen braunen Prismen
                              und ist daher leicht zu reinigen. Glüht man es in einem Strom von Wasserstoffgas, so
                              liefert es reines Iridium, welches die Krystallgestalt des Doppelsalzes beibehält.
                              Durch Behandlung mit Chlor kann das lösliche Iridiumsalz wieder in das schwarze
                              unlösliche Salz verwandelt werden.