| Titel: | Verfahrungsarten zur Fabrication von künstlichem Brennmaterial überhaupt und zur Bereitung von Kohks mittelst überhizten Wasserdampfs, worauf sich William Wylam, Kaufmann zu Newcastle-upon-Tyne, am 27. Jun. 1843 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. LXXXVIII., S. 336 | 
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                        LXXXVIII.
                        Verfahrungsarten zur Fabrication von
                           kuͤnstlichem Brennmaterial uͤberhaupt und zur Bereitung von Kohks mittelst
                           uͤberhizten Wasserdampfs, worauf sich William Wylam, Kaufmann zu
                           Newcastle-upon-Tyne, am 27. Jun.
                              1843 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
                              Maͤrz 1844, S. 146.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Wylam's Fabrication von künstlichem Brennmaterial.
                        
                     
                        
                           Den Gegenstand voliegender Erfindung bildet erstens die Verwandlung des Kohlenkleins
                              oder des Kohlengrieses in größere Kohlenstüke von irgend einer gewünschten Dimension oder Form, und zwar
                              durch folgende Mittel. Ich mische zuerst in einem eisernen Topfe 100 Theile
                              Kohlenklein mit eben so viel Theilen Theer oder Pech, vorzugsweise mit dem durch
                              Destillation der Steinkohle in den Gaswerken erhaltenen Theer, und seze diese
                              Mischung so lange einer sehr starken Hize aus, bis sich die Kohlentheilchen mit dem
                              Theer vollständig vereinigt zu haben scheinen, was in der Regel binnen einer Stunde
                              geschieht. Hierauf gieße ich die Mischung über eine kalte Tafel, welche vorher, um
                              die Adhäsion zu verhindern, mit Kohlenstaub bestreut worden ist, und lasse die Masse
                              erkalten, wobei sie ganz hart wird und eine gleichförmige Textur annimmt. In diesem
                              Zustand mahle ich die Substanz zu Pulver. Nun schütte ich 85 bis 92 Theile
                              Kohlenklein in ein geeignetes Gefäß oder auf eine heiße Tafel, seze sie einer
                              starken Hize aus und füge von Zeit zu Zeit 8 bis 15 Theile des durch den
                              vorhergehenden Proceß erhaltenen Pulvers hinzu, wobei ich beide Materialien gut
                              durch einander rühre, bis sie sich vollständig mit einander verbunden zu haben
                              scheinen, was ungefähr in 1/4 Stunde erfolgt. Das Product dieser zweiten Operation
                              ist eine plastische Substanz, ungefähr von der Consistenz des Thons. In noch heißem
                              Zustand wird diese Substanz in Formen, deren Beschreibung unten folgt, gefüllt und
                              darin dem Druk einer hydraulischen Presse oder dem Schlage eines Hammers ausgesezt.
                              Die Formen werden alsdann zur Abkühlung auf die Seite gestellt, und nach erfolgter
                              Abkühlung geöffnet, um die Brennmaterialblöke herauszunehmen. Hinsichtlich des
                              Zusammenhangs, der Dichtigkeit und Gleichförmigkeit ihrer Textur haben diese Blöke
                              mit der natürlichen Steinkohle viel Aehnlichkeit; sie besizen große Heizkraft,
                              fallen bei sehr hohen Hizegraden nicht aus einander, leiden nicht unter dem Einfluß
                              der Atmosphäre oder der Feuchtigkeit und lassen ausnehmend wenig Asche zurük. Ist
                              das Kohlenklein sehr bituminöser Art, so vermische ich es mit trokenem zerkleinertem
                              Torf. Anstatt der erwähnten Composition aus Kohlenklein und Theer oder Pech läßt
                              sich auch eine Mischung aus Braunkohle oder Torf und Theer anwenden, die auf
                              folgende Weise bereitet wird. Ich nehme 50 Theile gewöhnlichen Torfes, befreie ihn
                              entweder durch Druk oder Verdampfung von dem größeren Theil seiner Feuchtigkeit und
                              vermenge ihn mit einem gleichen Gewichte Theer, vorzugsweise Kohlengastheer. In
                              diesem Zustande lasse ich die Masse zwei, drei oder mehrere Stunden, worauf ich sie
                              in einem geeigneten Gefäß bis zum Flüssigwerden einer Siedhize ausseze und dann an
                              der Luft erhärten lasse. Ist dieß geschehen, so wird die Masse zu Pulver zermahlen
                              und in diesem Zustande benüzt.
                           
                           Meine Erfindung bezieht sich zweitens auf die Mittel, die Heizkraft der natürlichen
                              Kohle zu erhöhen und geringe Kohle in gute Kohle zu verwandeln. Das Verfahren,
                              welches ich hiebei beobachte, ist folgendes. Zu der gegebenen Portion geringen
                              Kohlenkleins füge ich 10–15 Proc. der erwähnten Compositionen in zerpulvertem
                              Zustande. Diese Mischung wird nun erwärmt, geformt, gepreßt und abgekühlt, und
                              überhaupt eben so behandelt wie das in größere Kohlen zu verwandelnde
                              Kohlenklein.
                           Die erwähnte Erfindung bezieht sich ferner auf die Verwandlung des trokenen Torfs,
                              der Gerberlohe und anderer brennbarer vegetabilischer Substanzen in ein
                              Brennmaterial, welches im allgemeinen dieselben Verhältnisse wie die Kohle besizt.
                              Zu 60 Theilen zerkleinerten oder zerpulverten Torfs oder Gerberlohe nehme ich 25 bis
                              30 Theile Kohlenklein und 15 Theile des oben beschriebenen Gemenges in gepulvertem
                              Zustande, mische das Ganze gut durch einander, und nehme mit demselben wieder die
                              bei Verwandlung des Kohlenkleins in größere Kohle beschriebene Operation vor. Das
                              auf diesem Wege erhaltene Brennmaterial hat mit der Steinkohle Aehnlichkeit und
                              besizt dieselbe Heizkraft, wie die besten Sorten von Kohlenklein.
                           Meine Erfindung besteht endlich viertens in der Anwendung der Fig. 50, 51 und 52 abgebildeten Formen
                              bei der Fabrication der verschiedenen oben beschriebenen Brennmaterialgattungen. Die
                              Form ist im vorliegenden Falle oblong, 10 Zoll lang und 5 Zoll breit; man kann ihr
                              übrigens jede Form und Dimension geben, was dem künstlichen Brennmaterial der
                              natürlichen Kohle gegenüber einen besonderen Vorzug verleiht. Die Form muß übrigens
                              in allen Fällen so eingerichtet seyn, daß der Blok nach erfolgter Compression und
                              Abkühlung herausgenommen werden kann. Die Seitenplatten a und b, Fig. 50, bestehen aus
                              einem Stük und sind an die Bodenplatte festgeschweißt; die correspondirenden Platten
                              e und d dagegen, die
                              gleichfalls aus einem Stüke sind, lassen sich auf folgende Weise nach Belieben
                              wegnehmen und anfügen. Zwei flache Schienen f¹,
                                 f², sind an die hintere Seite der Theile a und e geschweißt. Jede dieser Schienen
                              besizt an ihrem Ende einen um einen Stift beweglichen eingekerbten Arm g, und an dem andern Ende eine Spalte h zur Aufnahme des Arms der gegenüberliegenden Schiene.
                              Soll nun die Form gefüllt werden, so bringt man die Platten e und d an ihre Stelle und drükt die Arme g, g in die erwähnten Spalten h,
                                 h. Die ganze Form ist auf diese Weise so gut befestigt, daß sie nachher
                              jeden Druk auszuhalten im Stande ist. Nach vollendetem Pressen zieht man die Arme
                              g, g in die Höhe, schlägt die Platten e und d
                               auf die Seite, und
                              nimmt den Brennmaterialblok aus der Form Sämmtliche Theile der Form sind aus
                              Schmiedeisen.
                           Meine Erfindung bezieht sich fünftens auf die Bereitung der Kohks vermittelst Dampfes
                              von hoher Temperatur. Die Figuren 53, 54 und 55 stellen
                              meinen Dampferhizungsapparat dar, und zwar Fig. 53 im Aufriß und
                              Fig. 54
                              im Durchschnitt. Er besteht aus vier Lagen A, B, C, D
                              horizontaler kupferner Röhren, welche innerhalb kupferner Platten eingeschlossen
                              sind, die an ihren Enden mit Flantschen versehen sind. Mit Hülfe dieser Flantschen
                              und der Klampen e, e wird das Ganze gut befestigt. Fig. 55 stellt
                              eine solche Klampe abgesondert dar. Die Röhren stehen mit einander und die einzelnen
                              Röhrenlagen wieder unter sich durch die Canäle a, b, c,
                                 d in Verbindung. Dieser Apparat wird in einen Ofen gestellt und bis zum
                              Rothglühen erhizt. Man läßt hierauf den Dampf durch die Röhre E in das Röhrensystem strömen, und leitet die durch die Röhre F aus diesem hervorgehenden sehr erhizten Dämpfe oder
                              Gase in den Ofen, welcher die in Kohks zu verwandelnden Kohlen enthält. Um die bei
                              der Destillation der Kohle entweichenden flüssigen und flüchtigen Producte zu
                              sammeln und abzuleiten, wendet man, wie gewöhnlich, Röhren und Reservoirs an. (Man
                              vgl. über dieses Verfahren polyt. Journal Bd.
                                 LXXXVIII S. 347.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
