| Titel: | Ueber Braunkohlen und deren Verwendung; von Louis Henoch, herzoglich nassauischem Hofrath etc. | 
| Autor: | Louis Henoch | 
| Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XCI., S. 355 | 
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                        XCI.
                        Ueber Braunkohlen und deren Verwendung; von
                           Louis Henoch,
                           herzoglich nassauischem Hofrath etc.
                        Henoch, über Braunkohlen und deren Verwendung.
                        
                     
                        
                           Die Braunkohle ist ein in Alluvial-Formationen in großer Verbreitung
                              vorhandenes Fossil, namentlich finden sich in Deutschland überaus bedeutende
                              Ablagerungen davon. Diese sind bis jezt größtentheils unaufgedekt, und erst in
                              neuester Zeit war das allgemeine Steigen der Holzpreise Veranlassung, größere
                              Bohrversuche auf Braunkohlen vorzunehmen, welche mit dem besten Erfolge gekrönt
                              wurden. In Böhmen, Württemberg, Nassau, den preußischen Rheinprovinzen, der Lausitz,
                              Thüringen, Sachsen, der Mark Brandenburg und dem Großherzogthum Posen sind seither
                              mächtige Braunkohlenflöze aufgefunden und in Betrieb genommen worden. Die Mark
                              Brandenburg und Posen, sonst arm an Mineralien, besizen in der Braunkohle einen
                              reichen Schaz. Drei übereinanderliegende, durch geringe Sandschichten getrennte
                              Braunkohlenflöze streichen in den eben genannten Ländern in einer bis jezt bekannten
                              Länge von über 50 Stunden fort, mit einer Mächtigkeit von 40 bis 120 Fuß.
                           Die Braunkohlen sind unzweifelhaft neptunische Gebilde und verdanken ihre Entstehung
                              Bäumen, welche durch Fluthen verschüttet, dann unter Einwirkung von Feuchtigkeit
                              einem langsamen und allmählichen Macerationsprocesse unterlagen. Die sogenannte
                              Glanzkohle, so wie das sich häufig vorfindende verkohlte Holz beweist aber auch, daß
                              die gedachte Maceration zuweilen bei erhöhter Temperatur stattgefunden hat, welche
                              theils durch Erdbrände, theils durch Basaltdurchbrüche oder Zersezung von
                              Schwefelkiesen unter Zutritt von atmosphärischer Luft und Wasser hervorgebracht
                              worden ist. Bei den Braunkohlen in Böhmen spielten sowohl Erdbrände und
                              Schwefelkiese, als auch Basalte eine Rolle, bei der Kohlenformation am Westerwalde
                              und Meißner Basaltdurchbrüche. Am Meißner zeigt die gesammte Formation dieß sehr
                              deutlich. Dort bildet die oberste Schicht eine 300 bis 560 Fuß mächtige
                              Basaltablagerung, dann folgt plastischer Thon, dann ein 20 bis 90 Fuß mächtiges
                              Braunkohlenflöz, auf welches Braunkohlensandstein, Muschelkalk und bunter Sandstein
                              folgen. In der Mark Brandenburg findet sich auch nicht selten bituminöses Holz,
                              welches sich von gewöhnlicher Holzkohle nicht unterscheidet. Diese Bildung verdankt
                              dort keiner erhöhten Temperatur ihre Entstehung, sondern nur der Einwirkung des
                              Wassers. Wenn dieser Verkohlungsproceß durch Einwirkung des Wassers auch nicht
                              genügend erklärt werden kann, so läßt sich doch die Wahrheit der Thatsache durchaus nicht in
                              Zweifel ziehen, da sowohl in England, als auch in Deutschland in alten Hafen-
                              und Wasserbauten Baumstämme in äußerlich ganz verkohltem Zustande aufgefunden worden
                              sind.
                           Die verschiedenen Arten von Braunkohlen scheinen nicht allein von der verschiedenen
                              Beschaffenheit der verschütteten Gewächse, sondern auch von der länger oder kürzer
                              dauernden Maceration, der geringeren oder erhöhten Temperatur, der sie ausgesezt
                              waren, und von den mineralischen Substanzen, die auf sie wirkten, herzurühren. Unter
                              den noch zu erkennenden Pflanzenresten in der Braunkohle finden sich Fichtennadeln,
                              Weiden-, Pappeln-, Ahorn-Blätter, Tannzapfen und den Wallnüssen
                              ähnliche Früchte. Auch Thierreste kommen in der Braunkohle häufig vor, so Knochen
                              vom Mastodon, Bären, Rhinoceros, Ueberreste von Fischen (namentlich in der
                              Papierkohle am Siebengebirge), Reptilien und Insecten, nicht selten
                              Süßwassermuscheln, besonders Planorben und Paludinen. Die Gattungen der genannten
                              Thier- und Pflanzenreste sind zwar noch größtentheils lebend vorhanden,
                              allein die Arten sind ausgestorben.
                           Die Braunkohlenformation der Mark Brandenburg erstrekt sich wahrscheinlich über ganz
                              Preußen, Polen, die russischen Ostseeprovinzen und scheint auch noch einen großen
                              Theil des Ostseebettes zu bilden. Die Beweise dafür liefern außer den schon
                              aufgeschlossenen Braunkohlen-Lagern die in jenen Gegenden so häufig
                              vorkommenden Eisensäuerlinge, welche den Braunkohlen allein ihre mineralischen
                              Bestandtheile verdanken; auch spricht dafür der dort in großen Massen vorhandene
                              Bernstein, welcher immer mit der Braunkohle vereint auftritt und mit Recht als ein
                              Product derselben Baumgattungen angesehen wird.
                           Nicht uninteressant ist es, daß wir im Stande sind nachzuweisen, wie die Strömung
                              beschaffen war, welche die uns als Braunkohlen erhaltenen Bäume umstürzte. In den
                              Lagern finden sich nämlich nicht selten ganze ziemlich wohlerhaltene Baumstämme;
                              diese liegen immer nach Nordwest gerichtet, woraus man mit Sicherheit schließen
                              kann, daß die Fluth, welche sie umstürzte, aus Südost gekommen seyn muß.
                           Die Braunkohlenarten, welche der Farbe nach vom hellsten Lichtbraun bis zum tiefsten
                              Schwarzbraun schattiren, lassen sich nach vier Hauptabtheilungen bestimmen, als:
                           1) Pech- oder Glanzkohle; ein unter Einwirkung von erhöhter Temperatur
                              gänzlich mit Baumharz getränktes Holz;
                           2) Schiefer- oder Blätterkohle; mit Thon vielfach durchzogene
                              Holzlamellen;
                           
                           3) bituminöses Holz; gut erhaltenes, wenig vom Vermoderungsprocesse angegriffenes
                              Holz und endlich
                           4) erdige Kohle; durchaus vermodertes, in seiner Structur nicht mehr erkennbares
                              Holz.
                           Die sogenannte Papierkohle und das Kieselholz sind noch anzuführen; sie kommen selten
                              vor und sind unter Abtheilung 1 und 3 zu stellen. Die Papierkohle scheint fast
                              reines Baumharz zu seyn; das Kieselholz ist ein von Quarz und Schwefelkies
                              durchdrungenes Holz.
                           Die specifische Schwere der Braunkohlen liegt zwischen 1, 2 und 1, 4.
                           Außer den holzigen Bestandtheilen enthalten die Braunkohlenlager mehr oder weniger,
                              je nach den Fundorten eine braune extractartige, dem Humus ähnliche Masse,
                              Eisenvitriol, Bittersalz, Alaun, selten Schwefelblei, sehr viel Schwefeleisen,
                              Glaubersalz, schwefelsauren Kalk, Manganoxyd, Kochsalz, phosphorsauren Kalk,
                              merkwürdigerweise außerordentlich wenig Kali, Retinit, Berg-Talg oder Wachs,
                              Bernstein, Asphalt und Honigstein.
                           Die Verwendung der Braunkohlen und der in ihnen vorkommenden Bestandtheile ist
                              bereits eine ziemlich mannichfaltige. Zunächst sind die Braunkohlen als
                              Brennmaterial von bedeutendem Werthe. Sie geben eine hellere Flamme wie die
                              Steinkohlen, reduciren sich wie Holz zur Kohle die, wenn Flamme und Rauch nicht mehr
                              vorhanden sind, langsam zu brennen fortfährt. Sie geben keinen so diken Rauch und
                              feinen Staub wie die Steinkohlen, welches für technische Zweke sehr beachtenswerth
                              ist, da selbst dicht verschlossene Gegenstände vor Steinkohlenstaub nicht gesichert
                              werden können.
                           Der Kohlenstoffgehalt der Braunkohlen wechselt zwischen 60 bis 75 Proc., während bei
                              den Steinkohlen sich ein solcher von 74 bis 94 Proc. vorfindet.„Außer dem Kohlenstoff enthalten die Braunkohlen als entfernte Bestandtheile Wasserstoff und
                                       Sauerstoff nebst etwas Stikstoff. Was ihre näheren Bestandtheile anbelangt, so sind darüber unsere
                                       Kenntnisse noch eben so mangelhaft wie bei den Steinkohlen; nur so viel
                                       läßt sich darüber mit ziemlicher Bestimmtheit sagen, daß sie alle eine
                                       bituminöse (erdharzige) und eine dem vegetabilischen Humus oder Moder ähnliche Substanz in sehr verschiedenen
                                       Verhältnissen enthalten. Leztere kann man zum Theil mit Kalilauge
                                       ausziehen, wenn man nämlich das Pulver damit kocht. Es löset sich
                                       manchmal eine bedeutende Menge auf und die Lauge bekommt davon eine
                                       dunkelbraune Farbe. Da Braunkohlen, welche keine solche Auflösung geben,
                                       gewiß sehr selten sind, so gibt dieses Verhalten zur Kalilauge ein
                                       subsidiäres Unterscheidungsmerkmal derselben von den Steinkohlen ab. Die
                                       Auflösung gibt mit Salzsäure einen Niederschlag, welcher beim Troknen
                                       schwarz glänzend und spröde wird. – Der bituminöse Bestandtheil
                                       scheint von eigener und vermuthlich nicht bei jeder Varietät von
                                       gleicher Natur zu seyn, jedoch aber dem Erdharz (Petroleum, Bergtheer u.
                                       dgl.) sich sehr zu nähern. Von dem Harz der Steinkohlen muß das Harz der
                                       Braunkohlen bedeutend abweichen und flüchtiger oder
                                       leichter zersezbar im Feuer seyn, als jenes, was daraus zu schließen
                                       seyn dürfte, weil es bei der Verkohlung der Braunkohlen die Temperatur
                                       nicht aushält, welche zum Schmelzen oder Zusammensintern des Ganzen
                                       erforderlich wäre. Daher geben die Braunkohlen, wenn sie wie die
                                       Steinkohlen in Tiegeln oder Retorten behandelt werden, keine so porösen
                                       oder schwammartigen Kohks wie die meisten eigentlichen Steinkohlen,
                                       sondern eine compacte, öfters sehr zerklüftete und bröklige Kohle, deren
                                       ursprüngliche Form übrigens gewöhnlich nur wenig verändert ist. Dieses
                                       Verhalten dient daher auch als ein subsidiäres Kennzeichen für die
                                       Braunkohlen, indem nur selten solche vorkommen, die beim Verkohken
                                       zusammensintern; diese geben aber mit Kalilauge. eine dunkelbraune
                                       Auflösung, wodurch sie sich von den Steinkohlen unterscheiden; man
                                       könnte sie vielleicht als ein Gemeng von Steinkohlen- und
                                       Braunkohlensubstanz betrachten. – Außer den angeführten beiden
                                       näheren Bestandtheilen der Braunkohlen müssen sie noch eine andere
                                       Verbindung von Kohlenstoff mit Wasserstoff und Sauerstoff enthalten,
                                       welche vielleicht der vegetabilischen Faser nahe kommt.“Fuchs in seinen Vorlesungen über Mineralogie
                                    (Kempten, bei Dannheimer 1842). A. d. R.
                              
                           
                           Die beste Braunkohle entwikelt nach der Gewichtsmenge etwa so viel Hize als eine
                              geringere Steinkohle, deren beste Qualität gegen 21 bis 22 Proc. höheren Werth als
                              Brennmaterial hat. Die Braunkohlen bedürfen immer wegen ihres bedeutenden
                              Wasser- und Aschengehaltes eigenthümlicher Feuerungseinrichtungen; diese sind
                              noch nicht genügend bekannt und deßwegen ist ihre Anwendung noch keine allgemeine
                              geworden. Wir werden daher im Laufe dieses Aufsazes Veranlassung nehmen, einige
                              allgemeine Andeutungen über die Anlage zwekmäßiger Vorrichtungen zur Verbrennung der
                              Braunkohlen zu geben.
                           Bei der trokenen Destillation geben die Braunkohlen dieselben Producte wie das Holz.
                              Der alsdann bleibende Rükstand ist eine dem Anthracit sehr ähnliche Materie, welche
                              leicht entzündlich, bedeutende Hize hervorbringt und keinen starken Luftzug
                              erfordert. Bei der Destillation wird ferner ein eigenes Oehl, das empyreumatische
                              Oehl gewonnen, welches in der Medicin seine Anwendung findet und mit rauchender
                              Salpetersäure behandelt, künstlichen Moschus gibt. Zur Ruß-, Theer-
                              und Leuchtgasfabrication werden Braunkohlen mit dem besten Erfolge verwendet. Eine
                              sehr feine Braunkohle, welche bei Brühl gefunden und als kölnische Erde verkauft
                              wird, dient zur Herstellung einer schönbraunen Malerfarbe (Umbra), welche auch durch
                              Extraction aus fast allen Braunkohlenarten gewonnen werden kann. Die
                              Braunkohlenasche wird an den meisten Orten als Düngungsmaterial verwendet. Sie würde
                              sich nach Vermischung mit Aezkalk und längerem Verwittern an der Luft zum
                              vorzüglichen Dünger für Wiesen eignen. Thaer, Schwertz
                              und Muntz sprechen sich in ihren Werten über Akerbau
                              näher darüber aus, in welcher Art und Menge Braunkohlenasche den größten Effect als
                              Düngungsmittel hervorbringt. – Eigenthümlich ist das Verhalten der Asche
                              einiger Braunkohlenarten, welche sich so pyrophorisch zeigen, daß nach Monaten unter einer
                              abgestorbenen Deke sich eine lavaähnliche Gluth findet. Diese Eigenschaft der Asche
                              gab die Veranlassung, sie als Heizmaterial für Vorwärmer der Abdampfpfannen bei
                              Salinen, Alaunfabriken u.s.w. dadurch zu verwenden, daß man sie unter dünne eiserne
                              Pfannen aufschüttete, von Zeit zu Zeit erneuerte und die so beinahe bis zur Siedhize
                              gebrachte Flüssigkeit erst dann in die Abdampfpfanne leitete. Bis ein Drittel des
                              Brennmaterials wurde dadurch erspart.
                           Auch ein anderes Verfahren gab sehr günstige Resultate; man ließ die glühende Asche
                              in einen mit Wasser gefüllten Kasten fallen, wodurch Wasser zersezt und das
                              gewonnene Wasserstoffgas als Brennmaterial benuzt wurde. Zugleich löschten sich die
                              nicht ganz verbrannten Kohlentheile ab und konnten wieder benuzt werden. Es ist
                              auffallend, daß diese einfache Einrichtung nicht auch bei Steinkohlenfeuern, sowohl
                              bei stehenden Dampfmaschinen, als auch bei Locomotiven benuzt wird. Das Ersparniß
                              ist bedeutend.
                           Will man die zur Verbrennung nöthige Luft den Braunkohlen in ziemlich heißem Zustand
                              zuführen, so kann man die langandauernde Gluth der Asche auf folgende Art benuzen.
                              Man legt den Aschenfall nicht unmittelbar unter den Rost, sondern 6 bis 8 Fuß zur
                              Seite und läßt durch einen schräg abfallenden Canal die Verbindung zwischen den
                              gedachten Räumlichkeiten eintreten. In diesem Canal sammelt sich glühende Asche,
                              über welche die atmosphärische Luft strömt und sich bedeutend erwärmt.
                           Man hat bereits vielfache Versuche angestellt, Kohks aus Braunkohlen zu brennen und
                              diese sind auch in Bezug auf das erzielte Product als durchaus gelungen zu
                              betrachten. Immer zeigte es sich, daß wenn man diese Operation in nicht zu großen
                              dicht gedekten Meilern machte, das Resultat ein günstiges war. Es erscheint
                              jedenfalls zwekmäßig, da die Kohks leicht auf dem Transport zerbrökeln, die Arbeit
                              nicht auf der Grube, sondern möglichst nahe den Orten, wo sie verbraucht werden
                              sollen, vorzunehmen.
                           Daß die mit den Braunkohlen vorkommenden Schwefelkiese und schwefelsaure Thonerde zur
                              Darstellung des schwefelsauren Eisenoxyduls und des Alauns verwendet werden, ist
                              bekannt.
                           Der bereits erwähnte Bergtalg oder Bergwachs ist eine wachsähnliche Substanz von
                              gelber bis brauner Farbe. Durch Handwärme wird diese Masse so knetbar, daß man
                              Kugeln daraus formen kann. Sie schmilzt am Kerzenlichte und brennt mit klarer
                              leuchtender Flamme unter Verbreitung eines angenehmen, der Naphtha ähnlichen
                              Geruchs. In den deutschen Braunkohlen ist Bergwachs zuerst von Simon
                               aufgefunden worden und
                              zwar bis zu 5 Proc. In Serbien kömmt es so häufig vor, daß es dort bereits
                              Handelsartikel geworden und als Brennmaterial für Lampen oder zur Fabrication von
                              Kerzen verwendet wird.
                           Die in den Braunkohlenlagern sich befindenden Harze Retinit, Asphalt, Honigstein und
                              Bernstein sind unstreitig Producte der Bäume, welchen auch die Braunkohlen selbst
                              ihre Entstehung verdanken und die zu den Dikotyledonen-Geschlechtern gehören.
                              Ob verschiedene Gattungen der Bäume die genannten Harzarten hervorgebracht, oder ob
                              die Verschiedenheit von ihren Lagerungsverhältnissen und den dadurch bedingten
                              Veränderungen entstand, ist eine bisher unbeantwortete Frage geblieben.
                           Die Verwendung der genannten Harzarten zu mannichfaltig technischem Gebrauche ist
                              genügend bekannt. – Ehe wir uns nun zur Besprechung einiger besonders für
                              Braunkohlen geeigneten Feuerungsanlagen wenden, müssen wir noch der Vorbereitungen
                              gedenken, welche nothwendig sind, um die oben unter Nr. 4 gedachte Erdkohle als
                              Brennmaterial gebrauchen zu können. Je mehr Holztheile und je weniger Lehm oder
                              Thontheile sich in dieser Kohle befinden, desto mehr Werth hat sie als
                              Brennmaterial. Da sie aber in dem brökligen Zustande ihres Vorkommens schwer
                              anzuwenden ist, so wird die dadurch bedingte Formung auch um so schwieriger bei
                              geringem Thon- und Lehmgehalte, indem dieser allein die nöthige Bindekraft zu
                              geben vermag. Man hat nun bereits die mannichfaltigsten Versuche gemacht, um durch
                              Zusaz eines Bindemittels das Fehlende zu ersezen, aber durchaus mit ungünstigem
                              Erfolge. Ein Zusaz von Lehmwasser und klein geschnittenem Stroh möchte noch die
                              günstigsten Resultate gegeben haben. Eine Mischung mit Theer ist zu theuer, als daß
                              sie je zur allgemeinen Anwendung kommen könnte; es ist daher, da die bisher
                              aufgefundenen Bindemittel sich als ungenügend erwiesen haben, räthlich, die Erdkohle
                              im Verhältniß wie 1 zu 3 zu einer gröberen Kohlensorte, mit der sie wohl immer
                              vereint auftritt, zuzusezen und bei Anlage der Feuerungseinrichtung auf die feinere
                              Kohle in Bezug auf die Entfernung der einzelnen Roststäbe von einander Rüksicht zu
                              nehmen. Hat man nur Erdkohle, so muß man sie in einer Maschine einer tüchtigen
                              Pressung unterwerfen, um auch sie zu einem guten Brennmaterial zu machen. Die Milch'sche Ziegelstreichmaschine würde mit geringen
                              Abänderungen, wie deßhalb angestellte Versuche dieß erwiesen haben, sich sehr gut
                              verwenden lassen. Auch die von Schmahl in Berlin für
                              Braunkohlen- und Torfpressung projectirte und wahrscheinlich auch schon
                              ausgeführte Maschine würde gewiß vortreffliche Resultate liefern. Will man sich
                              indessen mit gestrichenen und getrokneten Braunkohlensteinen begnügen, so ist es sehr gut, stets nur frisch
                              gegrabene Erdkohle zu verwenden und dabei darauf zu sehen, daß die größeren darin
                              befindlichen Stüke sorgsam vor dem Streichen ausgelesen werden. In Bezug auf die den
                              Braunkohlensteinen zu gebende Form möchte die den Ziegelsteinen ähnliche vor den
                              sogenannten Klutten (abgeplattete Cylinder) den Vorzug verdienen. Die Steine dürfen
                              nicht zu groß seyn, etwa 6 Zoll lang, 3 Zoll breit und 2 Zoll hoch; auch ist es
                              zwekmäßig, die Form so einzurichten, daß die untere geschlossene Seite etwas enger
                              ist. Nicht allein wird dadurch dem Arbeiter die Arbeit erleichtert, sondern diese
                              auch selbst besser wegen stärkerer Ausprägung der Eken.
                           Der in den Braunkohlen vorhandene Wassergehalt, in einigen Arten bis 60 Proc., tritt
                              bei ihrer Verwendung als Brennmaterial für technische Zweke hindernd auf. Es wird
                              nämlich beim Aufschütten von frischem Brennmaterial das Feuer auf geraume Zeit
                              unterdrükt und dadurch der abzudampfende oder in Fluß zu bringende Gegenstand einer
                              Erkaltung ausgesezt. Dieser Uebelstand muß eintreten, da das Wasser der Braunkohlen
                              erst verdampfen muß, ehe diese brennen können. Da nun aus den Steinkohlen weder
                              durch Pressung noch durch Austroknen, indem sonst die Stüke in Pulver zerfallen
                              würden, das Wasser entfernt werden kann, so muß bei Einrichtung des Feuerraumes
                              darauf Rüksicht genommen werden, daß 1) das Aufschütten der Kohle durch einen
                              Regulator geschieht, und 2) in diesem allmählich das Wasser verdampft, so daß die
                              Kohlen, wenn sie auf der Roststelle, auf der sie verbrennen sollen, anlangen,
                              möglichst wasserfrei sind. Solche Regulatoren oder
                              Aufschüttungs-Vorrichtungen sind vielfach bekannt und angewendet, und
                              namentlich hat Peclet in seinem classischen Werke über
                              die Wärme – ein Buch, welches jeder Techniker, ja wir möchten sagen, jeder
                              Gebildete besizen sollte – eine ganze Reihe beschrieben und durch Zeichnungen
                              zur Anschauung gebracht. Wir müssen uns, um nicht den uns gegebenen Raum zu
                              überschreiten, begnügen auf Peclet verwiesen zu haben und
                              werden nur bei Beschreibung der Styrba'schen Einrichtung
                              zur Verbrennung der Braunkohle die Construction eines Regulators mit wenigen Worten
                              angeben.
                           Ueber die Größe des Rostes zur vom Feuer unmittelbar umspielten Kesselpfannen-
                              oder Topffläche (bei Kochherden) läßt sich wohl keine bestimmte Regel geben; doch
                              dürfte als Anhaltspunkt dienen, daß bis zu 100 Quadratfuß der zu erwärmenden Fläche
                              5 Proc. für die Rostgröße, zwischen 1 bis 300 Quadratfuß, 4 und 3 Proc. darüber
                              hinaus 2 Proc. genommen werden müssen. – Die Räume zwischen den Roststäben zur Zuführung der
                              Luft müssen im Verhältniß zur Rostgröße je nach der Kohlenart 1/4 bis 1/3 betragen,
                              und dieselbe Größe, auch etwas weniger, darf und muß die Oeffnung des Zuges beim
                              Eintritt in den Rauchfang, oder liegt der Rost vor und nicht unter dem zu
                              erwärmenden Gegenstande, die Oeffnung der Züge haben, wo die Flamme vom Roste in
                              dieselbe tritt. Als zwekmäßig hat es sich erwiesen, wenn diese Oeffnungen mehr
                              länglich nach der horizontalen Seite hin und nicht quadratisch eingerichtet werden.
                              Haben wir, um das eben Gesagte an einem Beispiele zu erläutern, einen Kessel von 200
                              Quadratfuß vom Feuer umspielten Boden und Seitenfläche, so muß nach unsern
                              Erfahrungen der Rost 8 Quadratfuß groß seyn, davon sind 2 2/3 Quadratfuß für die
                              Zwischenräume bestimmt und 5 1/3 für die Roststäbe. Die Eintrittsöffnung der Züge
                              würde 21 Zoll breit und 11 Zoll hoch seyn (nach dem zehntheiligen Maaßstabe
                              verstanden); eine gleiche Einrichtung träte bei der Ausmündungsöffnung der Züge in
                              den Schornstein ein, erlaubt es dort die Weite des Schornsteins, und wenn dieß nicht
                              der Fall ist, vertical so viel zugesezt werden müßte, bis die bezeichnete Größe sich
                              herausstellt. Für einen Ofen, welcher ein Zimmer von 2500 Kubikfuß Inhalt heizen
                              soll, reicht bei Anwendung der Braunkohle ein Rost von 50 bis 60 Quadratzoll Fläche
                              vollkommen aus, wenn sich eine Aufschüttungsvorrichtung am Ofen befindet. Ueber
                              Höhe, Weite, Einrichtung des Rauchfangs, über das beste Material, von dem derselbe
                              anzufertigen ist, verweisen wir lediglich auf Peclet. Er
                              empfiehlt mit Recht Rauchfänge von Guß- oder Schmiedeisen wegen der innern
                              Glätte, wodurch Höhe und Weite verringert werden, da in ihnen nicht die Hälfte der
                              Reibung des Rauchs und die dadurch bedingte Langsamkeit seines Entweichens wie bei
                              selbst gutgemauerten Rauchfängen stattfindet. Sind sonach solche Schornsteine
                              durchaus anräthlich, so müssen sie dennoch entweder innerhalb einer von Mauersteinen
                              aufgeführten Röhre gestellt, oder von einer zweiten 1 bis 2 Zoll weiteren eisernen
                              Röhre umgeben seyn. Der zwischen beiden Röhren entstehende Zwischenraum wird mit
                              Asche für den Fall ausgefüllt, daß nicht zugleich eine Heizung mit erwärmter Luft
                              bezwekt wird. Diese Einrichtung erscheint für eiserne Rauchfänge durchaus
                              nothwendig, wenn man erwägt, daß der Zug ganz allein vom Temperaturunterschiede
                              zwischen der im Rauchfange befindlichen, gegen die atmosphärische Luft bedingt ist.
                              Eisen ist ein so guter Wärmeleiter, daß dieser Unterschied stets ein geringerer seyn
                              muß, wenn nicht das Rohr durch einen schlechteren Wärmeleiter, wie z.B. Asche oder
                              Ziegelsteine, isolirt wird. Viele eiserne Rauchfänge, mit denen man jezt nicht
                              zufrieden ist, würden, auf die eben vorgeschlagene Art verändert, gewiß Vorzügliches
                              leisten. Eiserne
                              Rauchfänge würden bei solchen Braunkohlen, die größere Mengen Schwefelkies
                              enthalten, durchaus nicht zu empfehlen seyn, indem die schweflige Säure, die sich
                              bildet, das Metall zu rasch und zu bedeutend angreift. Nicht überflüssig mag es
                              erscheinen, wenn wir für den Fall, wo es bei einer bestehenden Feuerungsanlage an
                              Zug fehlt, an Einrichtung von Luftzuführungscanälen zum Aschenfalle und Roste
                              erinnern. Wird ein solcher Canal möglichst lang geführt und läßt man die frische
                              Luft an der Stelle in denselben treten, wo sich der größte Niveauunterschied gegen
                              die Austrittsöffnung am Roste befindet, so wird man in den meisten Fällen alle
                              Klagen über schlechten Zug entfernen können. Plattner in
                              Freiberg hat mit großem Vortheil solche Canäle bei den Probiröfen eingeführt und
                              dadurch einen so starken Zug hervorgebracht, daß die Rauchfänge nur 8 bis 12 Fuß
                              hoch sind. Die Plattner'schen Canäle münden unter der
                              Mitte des Rostes im ganz geschlossenen Aschenfalle und sind innerhalb dieses Raumes
                              von Eisen; vor dem Aschenfalle befindet sich in dem aufsteigenden Theile des Canals
                              ein genau schließender Schieber, mit welchem man die Masse der einströmenden Luft
                              und sonach das Feuer nicht allein reguliren, sondern wenn man ihn schließt, auch
                              gänzlich unterdrüken kann. Es leuchtet ein, daß diese einfache Einrichtung viele und
                              bedeutende Vortheile darbietet. Die Luftzuführungscanäle werden noch wirksamer, wenn
                              die Oeffnung, wodurch die Luft einströmt, sich über oder unmittelbar in der Nähe von
                              fließendem Wasser befindet, weil die Lufttemperatur dort am niedrigsten ist.
                           Noch zweier Verhältnißzahlen haben wir zu gedenken, nämlich der Entfernung, in
                              welcher der Rost vom Kesselboden liegen und wie tief der Aschenfall seyn muß. Nach
                              unsern Erfahrungen ist, wie dieß auch leicht einzusehen, je nach den verschiedenen
                              Kohlensorten, der Rost in verschiedener Entfernung anzulegen, doch möchte 10 Zoll
                              das geringste, 15 Zoll das höchste Maaß derselben seyn. Der Aschenfall ist möglichst
                              groß herzustellen, und muß selbst bei kleinen Feuerungsanlagen wenigstens 2 Fuß
                              Tiefe besizen.
                           Haben wir sonach die allgemeineren Verhältnisse für Braunkohlenfeuerungen betrachtet,
                              so wenden wir uns nun zuvörderst zu der bereits erwähnten Styrba'schen, in Böhmen eingeführten Einrichtung.
                           In einen gerade absteigenden, sich nach Unten erweiternden Canal von etwa 4 Fuß Höhe
                              werden die Braunkohlen geschüttet. Sie fallen aus diesem Canale, je nachdem Kohle
                              verbrennt, auf einen in einem Winkel von 45 Graden Neigung liegenden Rost. Am
                              hinteren tiefsten Ende desselben schließt sich eine Stirnwand an, in deren oberstem
                              Theile sich eine
                              Oeffnung für den Eintritt der Flamme unter den Kessel befindet. 1/2 Fuß hinter der
                              Oeffnung theilt sich der gemeinschaftliche Canal in 6 bis 8 Zuge, die nach derselben
                              schräg zulaufen und vorn mit spizen. Steinen versehen sind, damit die einspielende
                              Flamme sich an diesen Spizen stößt und gleichmäßig vertheilt.
                           Ehe die Braunkohlen in den Aufschüttungscanal (Regulator) gebracht werden, wird etwas
                              Kohle durch eine im vordern Theile desselben befindliche kleine Thüre in Brand
                              gesezt, dann die Thüre geschlossen und der Regulator mit Kohle gefüllt. Das
                              Auflokern der Kohlen geschieht von Unten durch die Aschenfallöffnung. Der
                              Aufschüttungscanal wird immer gefüllt gehalten. Es ist leicht ersichtlich, welche
                              Vortheile diese Einrichtung darbietet. Die Kohle troknet auf dem Wege den sie zu
                              machen hat, ehe sie auf der Stelle ankommt, wo sie in Brand geräth, fast vollständig
                              aus und wird, dort angelangt, augenbliklich in Flammen auflodern. Das so vielen
                              Verlust herbeiführende Ausstrahlen der Wärme nach Außen ist ganz vermieden. Die
                              Arbeiter brauchen ferner nicht ihre stete Aufmerksamkeit dem Feuer zuzuwenden und
                              das schnelle und gleichmäßige Verdampfen der Flüssigkeit im Kessel ist weit
                              gesicherter.
                           Eine ganz ähnliche Einrichtung ist auch bei Ziegel-, Kalk- und
                              Porzellanöfen anzuwenden. Der sehr vortheilhafte Effect wird erhöht, wenn man über
                              dem Rost, etwa in der Höhe von 5 bis 8 Zollen, ein leichtes und flaches Gewölbe
                              anbringt, welches durch möglichst viele, 1 bis 1 1/2 Zoll im Quadrate große Löcher
                              durchbrochen ist. Diese Löcher stehen in ähnlicher Anordnung, wie bei einer Feile
                              die Reihen der einzelnen Spizen. Man sollte glauben, daß die kleinen Löcher bald vom
                              Ruß ausgefüllt werden würden, allein das geschieht durchaus nicht. Es tritt eine
                              ganz vollständige Verbrennung ein und es ist dieß Princip bereits in ähnlicher Weise
                              bei den Lampen von Benkler benuzt worden. Träte bei
                              diesen nicht der Uebelstand ein, daß durch die hohe Temperatur die Dochte zu leicht
                              verkohlten, so würden sie, da sie in Bezug auf vollständige Verbrennung, Weiße und
                              Intensität der Flamme nichts zu wünschen übrig lassen, gewiß allgemein eingeführt
                              werden.
                           Der eben angeführte Nachtheil tritt nun natürlich bei der oben geschilderten
                              Einrichtung für Verbrennung der Braunkohlen nicht ein, und das Resultat stellt sich
                              so, daß durch die quadratischen Löcher durchaus weiße sich gleichbleibende Flammen
                              mehrere Zoll hoch brennen – Eigenschaften, die als das höchste schwer zu
                              erreichende Ziel bei Feuerungsanlagen dem Techniker bekannt sind.
                           In Dürrenberg, wo nur gestrichene erdige Kohle verbrannt wird, glaubte man früher ein
                              günstiges Resultat zu erreichen, wenn man die Züge fächer- oder strahlenförmig anlegte.
                              Später ging man größtentheils von diesem Systeme ab und legte hinter den Rost eine
                              Feuerbrüke, über welche die Flamme zunächst in einen 3 Fuß tiefen Zug geht, welcher
                              sich dreimal unter der Pfanne windend, bei jeder Windung 1/2 Fuß Tiefe verliert, so
                              daß er als nur 2 Fuß tiefer Zug in den Rauchfang mündet. Die uns dort mitgetheilten
                              Resultate sprachen sehr für die Zwekmäßigkeit und sind auch durch Versuche von Reichenbach bestätigt worden.
                           Ehe wir diesen Aufsaz schließen, müssen wir noch darauf aufmerksam machen, daß bei
                              der Anlage von Zügen für Braunkohlenheizung diese leicht zugänglich gemacht werden
                              müssen, damit die entstehende und die Züge verunreinigende Flugasche aus ihnen ohne
                              Schwierigkeit entfernt werden kann. Nicht unzwekmäßig ist es daher, bei größern
                              Feuerungen hinter der Feuerbrüke eigene Räume zur Auffangung der Flugasche
                              anzulegen.
                           Wiesbaden, im April 1844.