| Titel: | Verfahrungsarten und Apparate zur Fabrication von Ammoniaksalzen, worauf sich William Watson, Chemiker zu Leeds, am 16. Jan. 1844 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. XI., S. 35 | 
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                        XI.
                        Verfahrungsarten und Apparate zur Fabrication von
                           Ammoniaksalzen, worauf sich William
                              Watson, Chemiker zu Leeds, am 16. Jan.
                              1844 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Sept. 1844, S.
                              83.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Watson's Verfahrungsarten und Apparate zur Fabrication von
                           Ammoniaksalzen.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich ist der üble Geruch, welcher sich bei der Fabrication von Ammoniaksalzen
                              verbreitet, für die Nachbarschaft solcher Fabriken eine große Belästigung: denselben
                              zu vermeiden, ist ein Hauptgegenstand dieser Erfindung. Dieselbe bietet aber auch
                              noch viele andere Vortheile dar und besteht im Wesentlichen 1) darin, die
                              Ammoniakflüssigkeit (aus den Steinkohlengas-Fabriken) in geschlossenen
                              Gefäßen abzudampfen und den Dampf derselben durch eine saure Auflösung zu leiten, um
                              ein Ammoniaksalz zu erzeugen, während man nach dem gewöhnlichen Verfahren die
                              Ammoniakflüssigkeit und die Säure mit einander vermischt und dann abdampft, um das
                              Salz in Krystallen zu erhalten; 2) darin, die gewöhnliche Mischung von
                              Ammoniakflüssigkeit und Säure in geschlossenen Gefäßen abzudampfen, wobei man die
                              schädlichen Gasarten sammelt, so daß sie sich nicht in der umgebenden Atmosphäre
                              zerstreuen können. Diese beide Principien bilden das Wesentliche der Erfindung.
                           In Fig. 11 bis
                              14 sind
                              verschiedene Apparate abgebildet, welche sich zur Fabrication von schwefelsaurem
                              Ammoniak sehr zwekmäßig erwiesen haben. Fig. 11 ist der
                              einfachste Apparat, welcher zu empfehlen ist, wo Wohlfeilheit ein Haupterforderniß
                              ist und kein sehr reines Salz erzeugt zu werden braucht. Der üble Geruch, welcher
                              sonst bei der Operation Statt findet, wird durch denselben fast ganz vermieden. In dieser Figur ist
                              a ein mit Gaswasser (ammoniakalischer
                              Gasflüssigkeit) gefüllter Kessel. In denselben kommen beiläufig 260 Gallons dieser
                              Flüssigkeit, welche man mit einer Quantität gelöschten Kalks versezen kann, um die
                              Operation zu beschleunigen und ein reineres Salz zu erzeugen. Eine gebogene Röhre
                              b verbindet den Kessel mit einem bleiernen Gefäß c, welches oben offen ist. Dieses Gefäß c ist zum Theil mit Schwefelsäure gefüllt, im Verhältniß
                              von beiläufig einem Pfund Schwefelsäure von 1,700 spec. Gew. auf jeden Gallon
                              Gasflüssigkeit. Diese Säure muß mit ihrem drei- bis vierfachen Gewicht Wasser
                              verdünnt werden.
                           Nachdem man die ammoniakalische Flüssigkeit in den Kessel und die verdünnte Säure in
                              den Behälter gefüllt und den Apparat verkittet hat, erhizt man den Kessel a, worauf zuerst flüchtige und scheinbar unverdichtbare
                              Dämpfe durch die Röhre b in die saure Flüssigkeit im
                              Gefäß c gehen: bei fortwährendem Erhizen treten Ammoniak
                              und Wasserdampf aus dem Kessel in das Gefäß c und zwar
                              durch kleine Löcher in dem umgekehrten Trichter am Ende der Röhre b; das Ammoniak verbindet sich sogleich mit der Säure,
                              während der es begleitende Wasserdampf die Temperatur der sauren Flüssigkeit im
                              Gefäß c erhöht und dann unverdichtet daraus entweicht,
                              so daß sie nicht bedeutend an Volumen zunimmt. Wenn alle Säure im Gefäß c neutralisirt ist, läßt man den Inhalt desselben eine
                              kurze Zeit über sich sezen und zieht ihn dann mittelst des Hebers d in ein anderes Gefäß e ab,
                              welches von Blei verfertigt oder damit gefüttert ist; darin läßt man ihn
                              krystallisiren. Ist die Operation im Verlauf eines Tags ausgeführt worden, so bilden
                              sich die Krystalle während der Nacht und die Mutterlauge kann wieder in das Gefäß
                              c zurükgezogen und mit frischer Säure zu einer
                              zweiten Operation gespeist werden; ehe man dieselbe beginnt, muß aber der Kessel a mittelst der Oeffnung f
                              entleert und wieder mit frischer Ammoniakflüssigkeit gefüllt werden.
                           Vollkommener ist der in Fig. 12 im
                              Längendurchschnitt abgebildete Apparat; durch denselben wird das Entweichen
                              schädlicher oder übelriechender Dämpfe viel mehr, wo nicht gänzlich verhütet. a ist der Kessel, welcher die Ammoniakflüssigkeit
                              enthält; b die Röhre, um die Dämpfe vom Kessel in das
                              bleierne Gefäß c zu leiten, welches aber oben
                              geschlossen ist. In den Kessel gibt man 250–280 Gallons Gasflüssigkeit und in
                              das bleierne Gefäß c eben so viele Pfunde Schwefelsäure
                              von 1,700 spec. Gewicht. Diese Säure wird zuvor mit ihrem drei- bis
                              vierfachen Volumen Wasser verdünnt; nöthigenfalls kann man auch die
                              Ammoniakflüssigkeit im Kessel a mit gelöschtem Kalk
                              versezen, indem man beiläufig einen Centner Kalk auf 220 Gallons Flüssigkeit rechnet.
                              Das bleierne Gefäß c wird mittelst des Trichters g beschikt; die unverdichteten Dämpfe und Gase
                              entweichen daraus durch die Röhre h und streichen durch
                              ein gebogenes Rohr i in dem flachen Gefäß j, welches Fig. 13 besonders im
                              Grundriß zeigt. Das Ende der Röhre i ist mit einer
                              anderen Röhre verbunden, welche in ein kleines Gefäß k
                              hinabreicht; durch lezteres läuft beständig ein Strom kaltes Wasser, weßhalb der
                              Wasserdampf und die schädlichen Gasarten gänzlich verdichtet werden. Wenn die Säure
                              im Gefäß c neutralisirt ist, zieht man sie in das Gefäß
                              l ab; man läßt sie darin sich klären und zieht sie
                              dann in einen anderen Behälter m ab, worin man sie läßt,
                              bis sich alle Unreinigkeiten abgesezt haben; hierauf pumpt man sie in das flache
                              Gefäß j hinauf, wo sie zum Theil durch die Hize des
                              Wasserdampfs abgedunstet wird, welcher von dem Säuregefäß c durch die gebogene Röhre i streicht. Man
                              läßt dann die concentrirte Auflösung in das Krystallisirgefäß n ab; die erhaltene Krystallmasse legt man auf die geneigte Abtropffläche
                              o, um sie zu troknen.
                           Die Verbesserungen, welche den zweiten Theil der Erfindung ausmachen, haben
                              hauptsächlich zum Zwek, den üblen Geruch zu verhüten oder beträchtlich zu
                              vermindern, welcher bei der Fabrication von Ammoniaksalzen aus Gaswasser
                              entsteht.
                           Das Gaswasser wird gewöhnlich entweder mit Schwefelsäure neutralisirtUnlängst hat man angefangen in den Reinigungsapparat des Steinkohlengases
                                    anstatt Wasser sehr verdünnte Schwefelsäure zu füllen, wodurch unmittelbar
                                    schwefelsaures Ammoniak gewonnen und das Gas viel besser gereinigt wird; man
                                    vergleiche darüber polytechnisches Journal Bd. XCIII S. 397.A. d. R., um schwefelsaures Ammoniak zu gewinnen, oder mit Salzsäure oder salzsaurem
                              Kalk, um Salmiak zu erzeugen. In beiden Fällen erhält man eine unreine Auflösung des
                              Ammoniaksalzes, welche beim Abdampfen Krystalle liefert. Die Verdunstung und
                              Zerstreuung der schädlichen Dämpfe in der Luft belästigt hiebei die Nachbarschaft
                              sehr; um dieß zu vermeiden, wendet der Patentträger einen geschlossenen Kessel an
                              und leitet den Wasserdampf und die schädlichen Gase, welche beim Abdampfen aus
                              demselben entweichen, durch Röhren oder Gefäße, welche äußerlich mit kaltem Wasser
                              abgekühlt oder durch andere Mittel auf einer niedrigen Temperatur erhalten werden;
                              die Dämpfe werden also auf ähnliche Weise verdichtet wie bei dem gewöhnlichen
                              Destillirverfahren und können dann in flüssiger Gestalt bequemer verwendet werden.
                              Die Auflösung der Ammoniaksalze, welche man durch Vermischen der Gasflüssigkeit mit
                              Säuren erhält, füllt man in den Kessel a, Fig. 14; die
                              beim Erhizen desselben entweichenden Dämpfe werden durch das Rohr b in das Schlangenrohr im Gefäß q getrieben, auf welches man beständig kaltes Wasser laufen läßt, um die
                              Dämpfe zu verdichten. Man kann aber auch die Dämpfe aus dem Kessel in ein ähnliches
                              Gefäß wie bei k in Fig. 12 leiten, durch
                              welches man einen Strom kalten Wassers leitet, wodurch die Dämpfe ebenfalls
                              verdichtet werden.
                           Auch kann man zuerst den Kessel mit der geeigneten Menge Ammoniakflüssigkeit
                              beschiken und hierauf die Säure in kleinen Portionen durch den Trichter p hineingießen. Wenn die Flüssigkeit im Kessel a, Fig. 14, hinreichend
                              eingedampft ist, zieht man sie durch das Rohr t in ein
                              Gefäß ab, um sie krystallisiren zu lassen.
                           Die Hauptvortheile, welche man durch Anwendung der beschriebenen Apparate erzielt,
                              sind: 1) beträchtliche Ersparniß an Brennmaterial, weil man nur beiläufig die Hälfte
                              der Ammoniakflüssigkeit abzudampfen braucht, aus welcher die Salze gewonnen werden,
                              denn da das Ammoniak flüchtiger als die anderen Bestandtheile derselben ist, so
                              entweicht es zuerst; 2) dadurch daß die Operation in geschlossenen statt in offenen
                              Gefäßen ausgeführt wird, gewinnt man mehr Product, weil von dem Salze nichts
                              verflüchtigt wird oder verloren geht; 3) anstatt der unreinen und gefärbten Salze,
                              welche man nach dem alten Verfahren erhielt, bekommt man sehr reine Producte und 4)
                              wird die Nachbarschaft nicht mehr durch schädliche Gasarten belästigt.
                           Sollen statt des schwefelsauren Ammoniaks flüchtigere Ammoniaksalze, z.B. Salmiak
                              bereitet werden, so muß man das Säuregefäß c (Fig. 11 und
                              12) mit
                              einem anderen, mit kaltem Wasser gefüllten Gefäß umgeben oder auf sonstige Weise
                              kühl erhalten; nach Umständen müssen dann auch andere Theile des Apparats modificirt
                              werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
