| Titel: | Ueber Anfertigung der Platinschwämmchen; von Karl Anton Hirschberg, praktischem Chemiker. | 
| Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. XLI., S. 208 | 
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                        XLI.
                        Ueber Anfertigung der Platinschwämmchen; von
                           Karl Anton
                              Hirschberg, praktischem Chemiker.
                        Aus dem Berliner Gew.-, Industr.- und
                                 Handelsblatt, Bd. XII Nr. 20.
                        Hirschberg, über Anfertigung der Platinschwämmchen.
                        
                     
                        
                           Der häufige Gebrauch der Zündmaschinen hat es nöthig gemacht, auf die Verfertigung
                              des Platinschwamms eine besondere Aufmerksamkeit zu verwenden. Dessen ungeachtet ist
                              noch immer allgemein die Klage, daß die Schwämmchen bei feuchter Witterung ihre
                              Wirkung verlieren, auch oft eine höchst zerbrechliche Eigenschaft besizen. Wenige
                              Chemiker besizen das Geheimniß, den Platinschwamm acht und gut zu erzeugen. Hier
                              folgt es: achtes, chemisch reines Platin schlägt man zu einer höchst dünnen Platte
                              aus und zerschneidet solche alsdann in ganz kleine Röllchen (in diesem Zustande
                              liegen sie in der Auflösung viel lokerer, als wenn sie flach sind). Man bereitet nun
                              ein Königswasser aus 2 Theilen doppelter Salpetersäure und 1 Theil starker
                              Salzsäure. Die Platinstükchen glüht man in einem reinen Schmelztiegel gut aus und
                              verwahrt sie vor jedem Schmuz. In einen Kolben bringt man sodann eine beliebige
                              Menge von diesen Platinstükchen und gießt so viel von dem Königswasser hinzu, daß
                              das Platin 1/3 Zoll hoch bedekt ist.
                           Nur bei einer mäßigen Wärme läßt man diese Auflösung vor sich gehen. Sobald die
                              Flüssigkeit Blasen wirft und dabei anfängt zu puffen, ist dieß ein Zeichen, daß die
                              Säure gesättigt ist, deßhalb gießt man die dunkelbraune röthliche Flüssigkeit ab und
                              gießt in den Kolben wieder frisches Königswasser hinzu. Ist die Auflösung wie zuvor
                              wieder beendigt, so gießt man diese zweite Auflösung zu der ersteren; man wiederholt
                              so lange das Zu- und Abgießen, bis das Platin gänzlich aufgelöst ist. Das zu
                              heftige starke Aufwallen muß man zu vermeiden suchen, das Platin bleibt in diesem
                              Falle größtentheils unaufgelöst zurük.
                           Nur durch starkes Ausglühen kann man das Platin wieder metallisch reduciren.
                           
                           Die klare Platinauflösung wird bei einer mäßigen Wärme abgedampft, bis ein trokener
                              Saz entsteht, der einer braunen Baumrinde gleicht; dazu ist eine Abrauchschale von
                              Porzellan am besten. Diesen braunen Saz zerreibt man etwas und gießt reines
                              Regenwasser in solcher Menge darauf, bis sich alles gut aufgelöst hat, worauf man
                              mit einem Glasstabe gut durchrührt.
                           In kochendem Regenwasser wird dann reiner Salmiak bis zur völligen Sättigung
                              aufgelöst; ein kleiner Rükstand von unaufgelöstem Salmiak ist das beste Kennzeichen
                              der Sättigung. In kaltem Zustande krystallisirt solche gesättigte Auflösung stark.
                              Hat man diese filtrirt, so gießt man die Platinauflösung tropfenweise hinzu und zwar
                              in solcher Menge, bis sich kein Niederschlag und keine merkliche Trübung mehr zeigt.
                              Jezt lasse man es einige Stunden ruhen und scheide den Niederschlag davon ab.
                              Derselbe hat eine orangengelbe Farbe.
                           Mit kochendem Wasser süße man zweimal den Niederschlag aus. So lange die Flüssigkeit,
                              die man vom Niederschlag abgegossen hat, noch gelb gefärbt ist, enthält sie noch
                              Platinsalmiak; deßhalb lasse man sie 1 bis 2 Tage ruhig stehen und es wird sich noch
                              eine Menge Niederschlag zeigen.
                           Allen diesen gelben Platinsalmiak, wenn er gut mit Wasser ausgesüßt ist, bringe man
                              auf einen flachen Porzellanteller, der mit einem weißen Fließpapier bedekt ist, und
                              lasse ihn wo möglich am Sonnenschein oder an der Luft troknen. Ofenwärme ist nicht
                              so gut; müßte man solche dazu benüzen, so wähle man nur eine ganz mäßige Wärme.
                           Aus diesem Platinsalmiak werden nun die Schwämmchen bereitet, indem er mit etwas
                              Regenwasser zu einem Teig angerührt und recht hohl und loker auf den Platindraht
                              aufgetragen wird, so daß er eine große Oberfläche darbietet. Man spießt gewöhnlich
                              solche kleine Ringe, die mit dem Schwämmchen gefüllt sind, auf einen Draht, diesen
                              stekt man in ein Stükchen feuchten Thon, welcher als Fußgestell dient, und läßt
                              selbige zwei Stunden lang troknen.
                           Jezt besorge man ein gutes reines Holzkohlenfeuer, fache es frisch an und stelle die
                              Schwämmchen ganz in die Nähe des Feuers.
                           Sechs bis acht Stüke kann man davon auf einmal ausglühen. An eine große glühende
                              Kohle schiebe man deßhalb diese Anzahl heran und fache das Feuer frisch an; der
                              Platinschwamm wird schwarz; fängt er an zu rauchen, dann glüht er; wenn er nicht
                              mehr raucht und etwas geglüht hat, so ist er gut. Leicht kann er zu hart werden; in
                              diesem Falle hat er zu viel geglüht und ist deßhalb auch unbrauchbar. Einige Secunden
                              dauerndes angemessenes Glühen ist hinreichend.
                           Wer sich nur einigemal damit abgegeben hat, wird bald die richtige Fertigkeit im
                              Ausglühen der Schwämmchen erlangen. An der Weingeistlampe kann man mittelst eines
                              Löthrohrs ebenfalls die Schwämmchen glühen, nur hat man in diesem Falle darauf zu
                              sehen, daß die Spize der Flamme bloß den Schwamm berühre und der eiserne Ring nicht
                              zum Glühen komme, sonst würde der entweichende Salmiak das Eisen oxydiren und
                              deßwegen ein fehlerhaftes Zünden auf der Maschine hervorbringen.
                           Zum Schluß bemerke ich noch, daß man bei Anfertigung der Platinschwämme nach dieser
                              Vorschrift auf alle angegebenen Handgriffe genau zu achten hat; das kleinste
                              Abweichen von diesen aus Erfahrung geschöpften Regeln wurde immer ein fehlerhaftes
                              Product liefern, und man wäre dann genöthigt, die sämmtlichen Schwämmchen in einem
                              Schmelztiegel stark auszuglühen, die so erhaltenen Platinkörner breit zu schlagen,
                              in Rollen zu schneiden und so die Arbeit von Neuem zu beginnen.