| Titel: | Lipscombe's patentirter hydrostatischer Bremsapparat für Eisenbahnwagen. | 
| Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LV., S. 252 | 
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                        LV.
                        Lipscombe's patentirter hydrostatischer
                           Bremsapparat für Eisenbahnwagen.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, Aug. 1844, S.
                              114.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Lipscombe's hydrostatischer Bremsapparat für
                           Eisenbahnwagen.
                        
                     
                        
                           Das Charakteristische, wodurch sich vorliegender hydrostatischer Bremsapparat vor
                              allen andern Hemmvorrichtungen unterscheidet, besteht darin, daß zwei dieser
                              Apparate durch einen Conducteur abgesondert von einander in Thätigkeit, und die
                              Räder zweier Wagen in kürzerer Zeit und mit geringerem Kraftaufwand in Wirksamkeit
                              gesezt werden können, als dieß mit irgend einem andern der gegenwärtig existirenden
                              Bremsapparate möglich ist. Außerdem gestattet die in Rede stehende Vorrichtung den
                              Wagenfedern zu jeder Zeit ein ungehindertes Spiel.
                           Der Apparat wird, wie aus den Figuren 17, 18 und 20 ersichtlich
                              ist, dadurch in Thätigkeit gesezt, daß man einen Kolben a gegen das in dem Cylinder b, der Röhre c und dem Cylinder d
                              enthaltene Wasser preßt und dadurch den Kolben e nach
                              den Rädern hin treibt. An dem Kolben ist die Stange f
                              (Fig. 17
                              und 19)
                              befestigt, die an ihrem andern Ende einen Führer (guide)
                              g enthält, welcher auf der Verbindungsstange j gleitet; an den Führer ist der Blok h befestigt. Wenn der Führer g gegen das Rad hin geschoben wird, so veranlaßt er den Hebel r, dessen Drehungszapfen an der Verbindungsstange j befestigt ist, sich in dieser Richtung zu bewegen.
                              Mithin bewegt sich das andere Ende des Hebels von dem Rade hinweg, indem es die
                              Stange k, an welche die beiden Führer l mit den Blöken m befestigt
                              sind, mit sich zieht. Die Stange zieht zugleich das untere Ende des Hebels n nach sich und preßt dadurch den Kloz p gegen das Rad. Man wird leicht erkennen, daß
                              sämmtliche Bremsklöze sich gleichzeitig bewegen. Um zu verhüten, daß die Flüssigkeit
                              unter dem Druke neben den Kolben a und e entweiche, besteht dieser aus zwei luftdicht
                              anschließenden Metallscheiben. Diese Scheiben stehen ungefähr 1/2 Zoll von einander
                              ab, und der Raum zwischen denselben ist mit einer Flüssigkeit von großer Consistenz ausgefüllt. Die
                              dikere Flüssigkeit hält demnach stets denselben Druk wie die leichtere aus, bildet
                              daher eine vortreffliche Liederung und macht es der leichteren unmöglich, neben den
                              Kolbenplatten durchzusikern. Der Druk der Atmosphäre wird immer verhüten, daß sich
                              ein Vacuum zwischen den Metallplatten bilde.
                           Um die Bremsklöze von den Rädern zu entfernen, braucht man nur den Kolben a in die Höhe zu heben. Die Atmosphäre wird alsdann, um
                              die Bildung eines Vacuums zwischen dem Kolben und der Flüssigkeit zu verhindern,
                              jeden Kolben in dem Cylinder d veranlassen, das Wasser
                              die Röhre hinaufzutreiben. Diese rükgängige Bewegung entfernt die Bremsklöze von den
                              Rädern.
                           Man wird bemerken, daß kein Theil des Apparats an dem Körper des Wagens befestigt
                              ist. Der an der Rükseite des Wagens befindliche Theil wird nur seitwärts durch die
                              Führung y, in welcher er frei spielt, unterstüzt.
                              Deßwegen kann der Apparat nicht im Geringsten auf die Bewegung der Wagenfedern einen
                              Einfluß haben. Es ist nun noch übrig, zu erklären, auf welche Weise zwei
                              hydrostatische Bremsapparate durch einen einzigen Conducteur leicht und rasch, und
                              zwar abgesondert von einander, in Wirksamkeit gesezt werden können.
                           Bei gewöhnlichen Bremsvorrichtungen drükt dieselbe mechanische Kraft, welche die
                              Blöke den Rädern nähert, dieselben auch gegen die Räder. Es ist einleuchtend, daß
                              bei der ersteren Operation hauptsächlich Geschwindigkeit, bei der leztern große
                              mechanische Kraftäußerung erforderlich ist. Wir können daher bei der ersten
                              Operation durch Anwendung einer hauptsächlich auf Geschwindigkeit berechneten
                              mechanischen Combination Geschwindigkeit zu erreichen suchen, und dann durch
                              schnelle Umwandlung dieser Combination in eine solche von großer mechanischer Kraft,
                              mit zwei raschen Kurbeldrehungen die Wagenräder mit geringem Kraftaufwande hemmen.
                              Viel Zeit und Mühe wird durch vielmaliges Umdrehen einer Kurbel mit der Hand
                              verschwendet, während durch Anwendung besonderer Kraft eine einzige Umdrehung
                              hinreichen würde.
                           Die Art und Weise, jene mechanische Combination abzuändern, ist sehr einfach. Mit
                              Bezug auf Fig.
                                 20 wird man bemerken, daß der obere Theil des Kolbens a rund ist und in dem Cylinder b gleitet, daß aber der verlängerte Theil des Kolbens vierekig ist, und in
                              dem Gehäuse q gleitet. Diese Verlängerung ist zur
                              Aufnahme der Schraube s ausgebohrt. Die leztere besizt
                              zweierlei Gewinde; das eine, sehr steil ansteigend und deßhalb für größere
                              Geschwindigkeit geeignet, spielt in dem verlängerten Theil des Kolbens, das andere Gewinde ist sehr
                              fein und hauptsächlich zur Erzielung einer großen mechanischen Kraft geeignet. Diese
                              feinere Schraubenwindung befindet sich an dem oberen Theil der Schraube und spielt
                              in der zu ihrer Aufnahme ausgebohrten Kurbel w Die
                              Schraube s mag daher als eine lose Schraube bezeichnet
                              werden. An dem oberen Ende derselben ist ein Bolzen und an diesen eine Stahlstange
                              t befestigt, zu deren Aufnahme ein Theil der Kurbel
                              durchbohrt ist.
                           Aus dem vergrößerten Durchschnitt Fig. 21 wird erhellen
                              daß, wenn man die Kurbel w nach der Richtung des Pfeils
                              umdreht, der Vorsprung x gegen die Stahlstange t gepreßt wird, welche die Schraube s mit herumdreht und so den Kolben bei jeder Umdrehung
                              der Kurbel um eine Streke, gleich dem Abstand zwischen den steilen Gewinden der
                              Schraube s, hinuntertreibt. Sobald aber die Bremsklöze
                              gegen die Räder angedrükt werden, biegt die lose Schraube die Feder t ab, so daß der Vorsprung x
                              vorbeigehen kann. Die innere Schraube der Kurbel wirkt nun auf die feinen Gewinde
                              der losen Schraube, und treibt dieselben nebst dem Kolben mit großer Kraft senkrecht
                              abwärts; zwei Umdrehungen der Kurbel reichen hin, die Räder zu hemmen.
                           Sobald der Conducteur den Bremsapparat seines Wagens in Thätigkeit gesezt hat,
                              ergreift er den Riemen o, welcher um die Kurbelwalze des
                              nächsten Wagens gewikelt ist, und indem er die eine Seite dieses Riemens gegen sich
                              heranzieht, dreht er die zu dem Bremsapparat dieses Wagens gehörige Kurbel und hemmt
                              rasch die Räder desselben. Die Bremsklöze entfernt er von den Rädern einfach
                              dadurch, daß er die andere Seite des Riemens gegen sich zieht, wodurch die Bewegung
                              der Kurbel umgekehrt wird.
                           Das Geschäft des Conducteurs beim Anpressen der Bremsklöze gegen die Räder wird durch
                              das Gewicht der Flüssigkeit zwischen dem Kolben a und
                              dem Cylinder d erleichtert. Angenommen, der verticale
                              Abstand zwischen denselben betrage 7 Fuß, so gibt dieses einen Druk von ungefähr 3
                              1/2 Pfund auf den Quadratzoll. Betrüge nun der Flächeninhalt beider Kolben in den
                              Cylindern d 100 Quadratzoll, so wären stets 350 Pfd.
                              disponibel, welche durch eine leichte Berührung der Kurbel in Thätigkeit gesezt
                              werden könnten, um die Bremsklöze gegen die Räder zu dritten. Die Hauptvortheile des
                              hydrostatischen Bremsapparats sind folgende:
                           1) die Leichtigkeit und Geschwindigkeit, womit ein Conducteur die Räder zweier Wagen
                              abgesondert hemmen kann;
                           2) der Umstand, daß die Wagenfedern in ihrem Spiele stets ungehindert bleiben.
                           
                        
                     
                  
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