| Titel: | Ueber das Feinmachen des Goldes durch Cementiren; von Dr. Philipp. | 
| Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LXIII., S. 280 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXIII.
                        Ueber das Feinmachen des Goldes durch Cementiren;
                           von Dr. Philipp.
                        Aus dem Berliner Gewerbe-, Industrie- und
                                 Handelsblatt 1844, Bd. XIII S. 36.
                        Philipp, über das Feinmachen des Goldes durch
                           Cementiren.
                        
                     
                        
                           Das Verfahren, Gold auf trokenem Wege durch das sogenannte Cementiren zu reinigen
                              oder feiner zu machen, ist schon lange bekannt, obgleich es hin und wieder als
                              Geheimniß betrachtet, und nur von Einzelnen angewendet wird, um legirtes Gold zu
                              reinigen und namentlich diejenigen Theile daraus zu entfernen, die es ungeschmeidig
                              machen.
                           Es sind auch Versuche gemacht worden, Gold durch Cementiren gänzlich fein zu machen,
                              aber theils haben sich dabei Goldverluste gezeigt, theils eine nicht genügende
                              Feinheit, und man ist daher im Allgemeinen bei den älteren Methoden geblieben.
                           Durch vielfache Versuche habe ich mich indessen überzeugt, daß es wirklich angeht,
                              Gold möglichst fein, d.h. so, wie es im Handel als Feingold vorkommt, ja noch
                              feiner, durch Cementiren darzustellen. Das Gelingen der höchst einfachen Operation
                              hängt aber ab:
                            1) von der Wahl der dazu nöthigen Stoffe,
                            2) von der Zubereitung der Masse,
                            3) von dem Feingehalt der zu behandelnden Legirung und
                            4) von der anzuwendenden Temperatur.
                           
                        
                           
                           1. Stoffe zu der
                                 Cementirmasse.
                           Man hat darüber viele Recepte, z.B.
                           auf 1 Loth fein zu machenden Goldes:
                           6 Loth Ziegelmehl, 2 Loth Eisenvitriol, 1/2 Loth Alaun, 2 Loth Kochsalz, 1 Loth
                              Salpeter, 1/2 Salmiak; oder 12 Loth Ziegelmehl, Loth Kochsalz, 3 Loth Zinkvitriol,
                              3/4 Loth Salpeter; oder 6 Loth Ziegelmehl, 1 1/2 Salmiak, 3/4 Loth Kochsalz, 1/4
                              Steinsalz.
                           Diese Vorschriften geben aber kein genügendes Resultat, namentlich findet bei den
                              ersten beiden Verlust an Gold statt (überhaupt darf Salpeter und Salz nie zugleich
                              angewendet werden); bei der lezteren bleibt das Gold silberhaltig.
                           Folgende Mittel sind die einfachsten und bewährtesten:
                           3 Loth Ziegelmehl, 1 Loth Kochsalz, 1 Loth Alaun und 1 Loth Eisenvitriol.
                           Ich muß bemerken, daß dem Cementirverfahren noch der Vorwurf galt, daß die dazu
                              nöthigen Ingredienzien zu voluminös seyen, um die Sache im Großen betreiben zu
                              können; bei den vorhergehenden Recepten ist dieses auch wirklich der Fall.
                           
                        
                           2. Zubereitung der Masse.
                           Salz, Alaun und Vitriol werden im möglichst trokenen Zustand sein gestoßen, unter das
                              Ziegelmehl gethan und tüchtig umgerührt, bis alles gleichmäßig vertheilt ist. Dieses
                              Pulver wird nun mit etwas Weinessig angefeuchtet, so daß es zu einem Teige wird,
                              welcher dann in ein thönernes Gefäß oder in einen Schmelztiegel, das zu behandelnde
                              Gold in der Mitte, fest eingedrükt wird; auch kann das Gold, wenn es aus Stüken
                              besteht, schichtenweise mit der Masse in das Gefäß gebracht werden.
                           
                        
                           3. Der Feingehalt des zu behandelnden
                                 Goldes.
                           Am besten eignet sich zum Feinmachen das 8 bis 12karätige Gold. Bei gehaltreicherem
                              Gold kann nämlich der die unedlen Theile auflösende Stoff die Masse nicht so leicht
                              durchdringen weil zu wenig Poren entstehen; man muß daher zu feinerem Gold Kupfer
                              zusezen bis zu dem angegebenen Gehalt. Bei geringerem Gold als dem 8karätigen zeigt
                              sich der Uebelstand, daß die nach der Operation zurükbleibende Goldmasse nicht genug
                              Consistenz mehr hat, um
                              ohne Verlust aus dem Cementpulver herausgenommen werden zu können.
                           
                        
                           4. Die anzuwendende Temperatur und die
                                 Operation.
                           Der Tiegel oder das Gefäß wird in Holzkohlenfeuer gesezt, zugedekt und langsam
                              erhizt, sodann 3–4 Stunden schwachrothglühend erhalten.
                           Die Länge der Zeit richtet sich nach der Nike des zu behandelnden Goldes, am
                              Schnellsten und Leichtesten lassen sich dünngewalzte Goldplatten behandeln. Die
                              Schwachrothglühhize ist unbedingt die Hauptsache; denn würde gleich im Anfang oder
                              während der Dauer zu starke Hize gegeben, so würde die Zersezung der Stoffe zu rasch
                              vor sich gehen und nicht genug auf das Gold einwirken. Nachdem der Tiegel erkaltet
                              ist, wird das zusammenbakende Pulver vorsichtig vom Gold abgelöst, und dieses behufs
                              der vollkommenen Reinigung von dem anhangenden Pulver in kochendem Wasser
                              ausgewaschen.
                           Das Gold ist nun durch und durch porös und mürbe, von reinster Goldfarbe und wird
                              dann mit Borax geschmolzen. – Der Gang der Operation scheint folgender zu
                              seyn: aus dem Kochsalz entwikelt sich mit Hülfe der Schwefelsäure des Vitriols
                              Chlor, welches das zu behandelnde Metall in Chlormetall verwandelt, das feine Gold
                              reducirt sich aber in der Hize metallisch, die übrigen beigemischten Metalle bleiben
                              aufgelöst in dem Cementirpulver, der Alaun soll das Schmelzen erschweren, und das
                              Ziegelmehl bewirkt durch die Vertheilung eine allmähliche Entwiklung des Chlors.
                           Es geht wohl aus Obigem hervor, daß das Cementirverfahren an Einfachheit,
                              Bequemlichkeit und Billigkeit alle anderen Verfahrungsarten bei weitem übertrifft,
                              nur müssen die angegebenen Bedingungen alle erfüllt werden, um ein sicheres Resultat
                              zu erlangen. Uebrigens bin ich gern bereit, den sich für diesen Gegenstand
                              Interessirenden noch nähere Auskunft zu ertheilen.