| Titel: | Beiträge zur Kenntniß des Phosphors; von Alph. Dupasquier. | 
| Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LXVII., S. 304 | 
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                        LXVII.
                        Beiträge zur Kenntniß des Phosphors; von
                           Alph.
                              Dupasquier.
                        Aus den Comptes rendus, Aug. 1844, Nr.
                              7.
                        Dupasquier's Beiträge zur Kenntniß des Phosphors.
                        
                     
                        
                           Die in dieser Abhandlung zu besprechenden Beobachtungen betreffen:
                           1) die Färbung des Phosphors durch Arsenik;
                           2) die Ausmittelung des im Phosphor enthaltenen Arseniks;
                           3) die Aufbewahrung des Phosphors unter Wasser;
                           4) die Posphorescenz des Wassers, in welchem Phosphor aufbewahrt wurde;
                           5) die Einwirkung des Phosphors auf die Lösungen der arsenigen Säure, der
                              Arseniksäure und Chromsäure;
                           6) die Fällung mehrerer Metalle mittelst des Phosphors in krystallinischem oder
                              pulverigem Zustand oder auch mit Adhäsion und Metallglanz, so wie die unvollkommene Zersezung einiger
                              Metallsalze durch denselben.
                           
                        
                           I. Färbung des Phosphors durch
                                 Arsenik.
                           In den Lehrbüchern der Chemie heißt es, daß der Phosphor bald durchsichtig und
                              farblos, bald von hornartigem Ansehen, gelblich, oder etwas bräunlich sey, und dieß
                              wird bloß Modificationen in der Anordnung der Molecüle dieses Körpers
                              zugeschrieben.Es ist hier nicht die Rede von der von Thenard
                                    angegebenen schwarzen Färbung, welche bisweilen wahrzunehmen ist, wenn man
                                    den Phosphor, nachdem man ihn mehreren Destillationen unterworfen, plözlich
                                    erkalten läßt. Ich habe über die Ursache dieser Färbung wichtige
                                    Beobachtungen gemacht, die ich aber einer spätern Abhandlung vorbehalte.
                              
                           Diese Verschiedenheit in der Farbe und dem Ansehen können an dem im Handel
                              vorkommenden Phosphor allerdings wahrgenommen werden, allein ich habe mich
                              überzeugt, daß sie von einer ganz andern Ursache herrühren, als man glaubt.
                           In vollkommen reinem Zustande nämlich, und wenn er dem
                              Sonnenlichte nicht ausgesezt war,Bekanntlich ertheilt das Licht dem Phosphor sehr schnell eine röthliche Färbung;
                                    wir sprechen hier aber lediglich von dem unabhängig von der Berührung der
                                    Lichtstrahlen gefärbten Phosphor. ist der Phosphor stets 
                              farblos und durchsichtig. So
                              oft dieser Körper, ohne daß Lichtstrahlen auf ihn einwirkten, ein hornartiges, gelbliches, grünliches oder bräunliches Ansehen hat, ist es Folge einer Verunreinigung. Ich will nun angeben, wie ich auf diese
                              Thatsache kam und mich von ihrer Richtigkeit überzeugte.
                           Schon seit langer Zeit bemerkte man in einer Phosphorfabrik, daß das Product bald
                              weiß und durchsichtig, bald mehr oder weniger intensiv grünlich- oder
                              bräunlichgelb gefärbt und außerdem noch etwas undurchsichtig sey. Manchmal war es im
                              Augenblik nach seiner Erzeugung beinahe farblos, nahm aber beim Verweilen unter
                              Wasser, vor dem Lichte vollkommen geschüzt, nach kürzerer oder längerer Zeit ein
                              hornartiges Ansehen und zuweilen eine auffallende bräunlich-rothe Färbung an.
                              Diese verschiedene Färbung des Phosphors war seinem Verkauf sehr hinderlich, so daß
                              man sich eine bedeutende Preisverminderung gefallen lassen mußte. Dieser Umstand
                              veranlaßte den Vorstand der Fabrik, nach der Ursache dieser Färbung zu forschen,
                              allein er konnte sie nicht ausmitteln.
                           In dieser Sache zu Rath gezogen, ließ ich mir von jeder Sorte Muster geben,
                              analysirte die verschiedenen Phosphorsorten und erhielt folgende Resultate:
                           
                              
                                   1) Phosphor, welcher, selbst nach langerAufbewahrung,
                                    vollkommen farblos unddurchsichtig war.
                                 
                                    
                                    
                                 war frei von jeder metallischen Substanz,enthielt folglich auch kein
                                    Arsenik.
                                 
                              
                                   2) Unmittelbar nach der Bereitunggelblich oder
                                    grünlichgelber Phosphor
                                 
                                    
                                    
                                 enthielt eine bedeutende Menge Arsenik.
                                 
                              
                                   3) Anfänglich weißerDas Weiß ist in diesen Fällen nie ein so vollkommenes, als wenn der
                                          Phosphor ganz arsenikfrei ist; es zeigt immer eine schwache Färbung,
                                          welche in Verbindung mit seiner unvollkommenen Durchsichtigkeit
                                          hinreicht, um die Gegenwart des Arseniks anzuzeigen. und etwasundurchsichtiger Phosphor, der späterwährend
                                    seiner Aufbewahrung, vor demLichte geschüzt, hornartig, gelblich
                                    oderbräunlich wurde,
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 enthielt Arsenik, jedoch weniger als der vorhergehende.
                                 
                              
                           Aus diesen Resultaten schloß ich, daß die Färbung des Phosphors, sowohl bei seiner
                              Darstellung, als während seiner Aufbewahrung (vor dem Lichte geschüzt), von einem Arsenikgehalt desselben herrühre. Ich vermuthete
                              daß das im Phosphor enthaltene Arsenik von der zur Bereitung des sauren
                              phosphorsauren Kalks angewandten Schwefelsäure herrühre,
                              was sich auch bestätigte. Denn der Phosphor wurde weiß und erhielt sich ungefärbt,
                              wenn man zu seiner
                              Bereitung aus italienischem Schwefel dargestellte arsenikfreie Schwefelsäure anwandte; er fiel dagegen gefärbt aus oder
                              wurde es nach kurzer Aufbewahrung, wenn durch Verbrennen von Schwefelkiesen erzeugte
                              Schwefelsäure benuzt wurde, welche in der Regel mehr oder weniger Arsenik enthält.
                              Ich gab damals ein Verfahren an, die Schwefelsäure von ihrem Arsenikgehalt zu
                              befreien; nach dieser Reinigung derselben erhielt man einen völlig durchsichtigen,
                              farblosen Phosphor, welcher auch beim Aufbewahren sein Aussehen nicht
                              veränderte.
                           Die Färbung des Phosphors während seiner Darstellung rührt unstreitig von der Bildung
                              einer Phosphor-Arsenik-Verbindung her, welche bekanntlich im isolirten
                              Zustand schwarz ist. Eine kleine Menge dieser Verbindung
                              ist also hinreichend, um die Färbung des Phosphors, dem sie beigemengt ist, zu
                              bewirken. Außerdem kann das Arsenik durch seine Verbindung mit dem Phosphor
                              denselben spröde machen; doch muß es dann in solcher Menge vorhanden seyn, daß es
                              ihm auch eine dunkle grünlichgelbe Farbe ertheilt.
                           Die Färbung des unter Wasser (vor dem Licht geschüzt) aufbewahrten Phosphors rührt
                              von einer anderen Ursache her; sie scheint Folge der Bildung einer kleinen Quantität
                              arseniger Säure zu seyn, welche durch Einwirkung des
                              Sauerstoffs der im Wasser aufgelösten Luft auf den Phosphor-Arsenik, so wie
                              ohne Zweifel auch von der Zersezung einer kleinen Menge Wassers durch eben diese
                              Phosphorverbindung herrührt. Ist die arsenige Säure gebildet, so fällt der Phosphor
                              das Metall aus derselben, welches sich auf seine Oberfläche absezt und sie um so
                              stärker färbt, in je größerer Menge es vorhanden ist. Ist das Arsenik nur in sehr
                              kleiner Menge vorhanden, so ist die Färbung bloß hornartig, oder etwas röthlich; ist
                              die Menge desselben aber etwas bedeutender, so ist die Färbung braun, grünlichbraun
                              oder dunkelbraun. Oft, und namentlich in diesem leztern Fall, sezt sich die Färbung
                              von der Oberfläche des Phosphors gegen die Mitte hin fort, wo
                                 dann die ganze Phosphormasse gefärbt wird.
                           Um mich von der Richtigkeit dieser Erklärung zu überzeugen, schabte ich die röthliche
                              Kruste eines Phosphors, welcher sich ohne Berührung mit dem Licht gefärbt hatte, ab
                              und digerirte sie dann mit Aether. Der Phosphor, welcher sich im Aether nicht
                              auflöste, wurde beim Schmelzen schwarz. Weitere Versuche zeigten, daß er nun eine
                              Arsenikverbindung war.
                           Uebrigens stellte ich noch einen zweiten Versuch an, welcher dieß außer allen Zweifel
                              sezt. Ich tauchte nämlich mehrere Stangen arsenikfreien gänzlich farblosen Phosphors in eine
                              wässerige Lösung von arseniger Säure, die vor dem Zutritt der Luft geschüzt war.
                              Nach wenigen Tagen war der Phosphor ziemlich gefärbt; seine Farbe wurde immer
                              dunkler. Nach einmonatlicher Aufbewahrung war der Phosphor dunkelbraun und man
                              konnte, wenn man ihn quer durchschnitt, sehen, daß die braune Farbe sich der ganzen
                              Masse mitgetheilt hatte. Auf nachfolgende Weise behandelt, lieferte dieser Phosphor
                              viel Arsenik.
                           
                        
                           II. Verfahren, das Vorkommen von Arsenik
                                 im Phosphor zu entdeken.
                           Man kann den im Phosphor enthaltenen Arsenik durch Auflösen desselben in
                              Salpetersäure erkennen und abscheiden; es bildet sich dabei Phosphorsäure und
                              Arseniksäure, und man fällt dann das Arsenik mittelst Schwefelwasserstoff als
                              Schwefelarsenik. Besser aber verfährt man folgendermaßen:
                           Man verbrennt auf vier bis fünfmal 25–30 Gramme Phosphors in einer kleinen
                              Porzellanschale, welche man auf eine große Platte stellt, die Wasser enthält, und
                              mit einer sehr großen Glasgloke in der Art bedekt, daß nach und nach etwas
                              atmosphärische Luft hinzutreten kann. Die Verbrennung des Phosphors geht auf diese
                              Weise vollkommen vor sich, so wie auch die des darin enthaltenen Arseniks und die
                              den Phosphorsäure-Dämpfen beigemengten Arsenikdämpfe lösen sich im Wasser
                              sogleich nach ihrer Bildung auf. Ist die Verbrennung beendigt, so läßt man den
                              Apparat erkalten, nimmt dann die Flüssigkeit heraus und filtrirt sie, um das darin
                              suspendirte Phosphoroxyd abzusondern. Die Theile des Apparats, welche noch Säure
                              enthalten können, werden nun sorgfältig ausgewaschen und alle Flüssigkeiten
                              vereinigt, durch welche man dann einen Strom Schwefelwasserstoff leitet, welcher das
                              Arsenik sogleich und vollständig als Schwefelarsenik niederschlägt.
                           In welchem Zustand befindet sich das Arsenik in der Phosphorsäure-Lösung?
                              Gewiß als arsenige Säure, weil das Metall bloß durch Verbrennung an der Luft löslich
                              gemacht wird.
                           
                        
                           III. Folgen der Aufbewahrung des
                                 Phosphors unter Wasser.
                           1) Wenn der Phosphor vollkommen rein ist, kann er nur
                              unter dem Einfluß des Lichts gefärbt werden; allein diese Reinheit ist kein
                              Hinderniß, daß er auf der Oberfläche mehr oder weniger undurchsichtig wird, indem er
                              sich allmählich mit einer Kruste überzieht, welche in diesem Fall weiß ist, ohne einen Stich ins Gelbe oder Braune und ohne hornartiges
                              Ansehen. Diese Kruste, welche nach Pelouze aus
                              Phosphorhydrat besteht, bildet sich nach der Beobachtung der Phosphorfabrikanten
                              HHrn. Coignet jederzeit in den Quellbrunnen- oder
                              Flußwassern, welche Kalksalze enthalten. In destillirtem Wasser hingegen scheint der
                              reine Phosphor, vor Lichtstrahlen und der atmosphärischen Luft vollkommen geschüzt,
                              mit seiner Weiße auch seine Durchsichtigkeit unbegränzte Zeit zu behalten. Anders
                              aber ist es, wenn die mit dem Wasser in Berührung stehende Luft sich erneuern kann,
                              namentlich wenn das Wasser, statt destillirt zu seyn, Kalisalze enthält. Wenigstens
                              sind dieß die Resultate der von den genannten Fabrikanten angestellten Versuche und
                              Beobachtungen, die sie mir mittheilten.
                           Leztere Bemerkung brachte mich auf die Vermuthung, daß das Phosphorhydrat in der
                              weißlichen Kruste mit einem Kalksalze verbunden seyn könnte; allein bei Versuchen,
                              welche ich deßhalb anstellte und die darin bestunden, daß ich das Schabsel des
                              undurchsichtigen Theils eines vollkommen weißen Phosphors in Salpetersäure auflöste
                              und dann durch Reagentien den Kalk in der Lösung zu entdeken suchte, konnte ich nur
                              einige Spuren dieser Basis auffinden. Ich kann folglich zur Zeit den großen
                              Unterschied noch nicht erklären, welcher zwischen dem gewöhnlichen Wasser und dem
                              destillirten hinsichtlich der Bildung der undurchsichtigen Kruste des darin
                              aufbewahrten Phosphors obwaltet; vielleicht besteht er nur darin, daß das erstere
                              mehr Luft enthält.
                           Gleichwohl werden vorstehende Bemerkungen nicht ohne Nuzen seyn, indem sie beweisen,
                              daß zum Aufbewahren des Phosphors nicht nur die Beschüzung vor der Einwirkung des
                              Sonnenlichts erforderlich sey, sondern daß derselbe auch unter
                                 möglichst vor dem Zutritt der atmosphärischen Luft geschüztes destillirtes
                                 Wasser gebracht werden muß.
                           2) Der bei gewöhnlicher Temperatur unter Wasser gebrachte Phosphor zersezt mit der
                              Zeit das Wasser, veranlaßt die Säuerung desselben und zu gleicher Zeit eine langsame
                              und unmerkliche Entwiklung von Phosphorwasserstoff. Diese zersezende Einwirkung
                              scheint unter dem Einfluß des directen Sonnenlichts lebhaft vor sich zu gehen; bei
                              dem zerstreuten Licht dauert sie zwar fort, aber weniger rasch; folgende Thatsache
                              aber beweist sogar, daß sie im vollkommensten Dunkel noch
                              fortdauert. Wenn man Phosphor lange Zeit unter Wasser in Büchsen von Weißblech läßt,
                              wie man sich ihrer zu dessen Versendung bedient, so wird die in diesen Büchsen in
                              mehr oder weniger großer Menge eingeschlossene Luft, welche sich, da die Büchse mit
                              einem durchaus angelötheten Dekel verschlossen ist, nicht erneuern kann, explodirbar. Versucht man nun die Büchse durch Abschmelzen der Löthung des
                              Dekels mittelst eines nur ein wenig unter die Rothgluth erhizten Eisens zu öffnen,
                              so entzündet sich das eingesperrte Gas sogleich, und veranlaßt eine Verpuffung,
                              welche das Brechen des Gefäßes, manchmal sogar das Hinausschleudern des Phosphors
                              bis auf eine gewisse Entfernung zur Folge hat. Diese Erscheinung rührt offenbar von
                              der Vermischung eines entzündlichen Gases mit der Luft her; dieses Gas kann aber
                              nicht reines Wasserstoffgas seyn, welches sich nur in der Rothglühhize entzündet; es
                              muß daher nothwendig ein Phosphorwasserstoff seyn, der eines viel geringern
                              Wärmegrades zu seiner Entzündung bedarf.Um oben erwähnten Unfall zu verhüten, müssen die Phosphorbüchsen ohne
                                    erhiztes Eisen, bloß mittelst des Meißels geöffnet werden.
                              
                           
                        
                           IV. Ursache der Phosphorescenz des
                                 Wassers, in welchem Phosphor aufbewahrt wird.
                           Die Eigenschaft des Wassers, unter welchem Phosphor (in einem wohl verschlossenen
                              Gefäße) aufbewahrt wurde, leuchtend oder phosphorescirend zu werden, wenn man es im
                              Dunkeln, bei Zutritt der Luft schüttelt, und diese Erscheinung nicht mehr zu zeigen,
                              wenn man es einige Zeit lang mit dem Sauerstoff der Atmosphäre communiciren ließ,
                              dann wiederum leuchtend zu werden, wenn die Flaschen einige Tage vollkommen
                              verschlossen bleiben, läßt sich dadurch erklären, daß sich ein
                                 Theil des Phosphorwasserstoff-Gases auflöste.
                           Bisher hatte man noch keine Erklärung dieses Verhaltens, das demnach von der
                              langsamen Verbrennung einer kleinen Menge in Wasser aufgelösten Phosphorwasserstoffs
                              abhinge, welche Verbrennung mit der vollkommenen Zersezung dieser Phosphorverbindung
                              aufhören und wieder eintreten würde in Folge der Bildung und Auflösung einer neuen
                              Quantität dieser gasförmigen Verbindung nach mehrtägigem Verschlossenbleiben der
                              Flasche.
                           
                        
                           V. Desoxydirende Einwirkung des
                                 Phosphors bei gewöhnlicher Temperatur auf die Lösungen der arsenigen Säure,
                                 Arseniksäure und Chromsäure.
                           Der Phosphor zersezt die in Wasser löslichen Sauerstoffsäuren der Metalle, indem er
                              allmählich und sehr langsam ihre Desoxydation bewirkt. Auf diese Weise reagirt er
                              z.B. auf die Lösungen der arsenigen Säure, der Arseniksäure und Chromsäure.
                           1) Arsenige Säure. – In eine wässerige Lösung
                              dieser Säure getaucht,
                              färbt sich der Phosphor, wie schon gesagt, nach und nach und wird endlich braun. In
                              diesem Falle wird sie sicher metallisch gefällt; da aber die Reaction sehr langsam
                              ist, scheint das Metall, so wie es reducirt wird, sogleich in den Zustand einer
                              Phosphorverbindung überzugehen. Dadurch erklärt es sich, warum die in diesem Fall
                              entstehende braune Farbe keinen merklichen Metallglanz hat. Nach einmonatlicher
                              Reaction enthielt die concentrirte Lösung, obwohl der hineingetauchte Phosphor sehr
                              stark gefärbt war, doch noch eine gewisse Portion arseniger Säure.
                           Bei einem andern Versuche brachte ich den Phosphor in Berührung mit arseniger Säure
                              in Pulverform und Wasser. Er überzog sich allmählich mit einer dünnen grauen
                              Metallschicht mit etwas rosenrothem Reflex.
                           2) Arseniksäure. – Einige Zeit in einer Lösung
                              dieser Säure gelassen, überzog sich der Phosphor mit einer starken, glänzenden
                              Metallschicht, welche alle Eigenschaften des frisch reducirten Arseniks besaß. Am
                              Boden des Gefäßes befand sich kein Niederschlag.
                           Bei einem andern Versuche ließ ich den Phosphor mehrere Monate lang in Berührung mit
                              Arseniksäure. Nach Verlauf dieser Zeit zeigten die Phosphorstangen, welche jezt ein
                              metallisches Ansehen hatten, an mehreren Punkten eine in Gestalt von Büscheln oder
                              Blumenkohl krystallisirte, weiße Substanz. Diese Krystalle waren, mit destillirtem
                              Wasser ausgewaschen, nachher nur in einer großen Menge desselben auflöslich. Ihre
                              Lösung, mit Ammoniak und salpetersaurem Silber versezt, gab einen gelben
                              Niederschlag; es war arsenige Säure.
                           Der Phosphor fällt sonach zuerst einen Theil des Arseniks aus der Arseniksäure in
                              metallischem Zustande, und verwandelt dann einen andern Theil Arseniksäure langsam
                              in arsenige Säure.
                           Bei einem Versuche, zu welchem ich Arseniksäure anwandte, die noch etwas
                              Salpetersäure enthielt, bildete sich keine Metallschicht auf der Oberfläche des
                              Phosphors, welcher nur an einigen Punkten gebräunt wurde. Hier wurde das Arsenik
                              ohne Zweifel, so wie es reducirt war, von der Salpetersäure sogleich wieder
                              aufgelöst.
                           Der Phosphor hat auch eine zersezende Einwirkung auf das zweifach-arseniksaure
                              Kali, die aber langsamer ist, als auf freie Arseniksäure.
                           3) Chromsäure und zweifach-chromsaures Kali.
                              – Bei gewöhnlicher Temperatur in Chromsäure getaucht, zersezt der Phosphor
                              dieselbe allmählich und verwandelt sie in Chromoxyd,
                              welches einen grünlichen Niederschlag bildet, der alle Tage zunimmt. Der Phosphor
                              verändert dabei sein Aussehen nicht.
                           
                           In einer Lösung von zweifach-chromsaurem Kali war
                              die Reaction eine ähnliche; dieses Salz geht allmählich in neutrales chromsaures
                              Kali über, während die überschüssige Säure in Chromoxyd
                              verwandelt wird, das niederfällt.
                           Bei einem Versuche bediente ich mich mit Schwefelsäure vermischter Chromsäure,
                              wodurch das Resultat etwas verschieden ausfiel; die rothe Flüssigkeit nämlich ging
                              allmählich in eine dunkelgrüne über, blieb aber dabei klar und es entstand kein
                              Niederschlag von Chromoxyd. Die Chromsäure hatte sich nämlich in schwefelsaures
                              Chromoxyd verwandelt.
                           
                        
                           VI. Fällung mehrerer Metalle durch den
                                 Phosphor in krystallinischem oder pulverigem Zustande, oder adhärirend mit
                                 Metallglanz; unvollkommene Zersezung einiger Metallsalze durch
                                 denselben.
                           Es ist längst bekannt, daß der Phosphor in einer Kupfersalzlösung bald schwarz wird,
                              indem sich eine dünne Kupferschicht darauf niederschlägt. Man kennt noch einige
                              andere einzelne Fälle der Zersezung von Metallsalzen durch den Phosphor, welcher in
                              der Kälte auf ihre wässerige Auflösung einwirkt; allein es sind dieß nur isolirte,
                              noch in keinem Zusammenhang stehende Thatsachen, welche über das allgemeine
                              Verhalten dieses Körpers zu den Metallsalzen noch nichts Positives ergeben. Aus
                              diesem Grunde untersuchte ich das Verhalten des Phosphors zu den Lösungen der Salze,
                              Säuren und selbst der Metalloxyde.
                           Folgende Resultate erhielt ich, als ich weiße Phosphorstangen, welche erst frisch
                              gegossen und daher frei waren von dem Phosphorhydrat, das sich bei ihrer
                              Aufbewahrung unter Wasser bildet und die Reaction auf die Metallsalze erschwert, in
                              der Kälte einwirken ließ:
                           1) Der Phosphor wirkt (wie übrigens leicht vorauszusehen war) nicht zersezend auf die
                              Lösungen der alkalischen und erdigen Salze, so wie auch auf die des Mangan-,
                              Zink-, Eisen-, Zinn-, Cadmium-, Kobalt- und
                              Nikeloxyds und selbst der neutralen Bleisalze. Es gibt in dieser Hinsicht keine
                              Ausnahmen als die sauren arseniksauren und chromsauren Salze. Bei diesen wird die
                              Hälfte der Säure des zweifachsauren Salzes zersezt und das Salz geht langsam in den
                              neutralen Zustand über.
                           2) Das rothe schwefelsaure Mangan wird durch Berührung mit Phosphor schnell entfärbt,
                              wobei es sich in schwefelsaures Manganoxydul verwandelt.
                           3) Der Phosphor fällt nicht nur das Kupfer, Silber und Gold, sondern auch das
                              Queksilber etc. etc. vollständig aus ihren Auflösungen.  Auch zersezt er das
                              Chlorplatin; leztere Reaction ist aber von den vorhergehenden verschieden.
                           4) Wenn der Phosphor ein Metall aus einer Salzauflösung niederschlägt, so hat er
                              dieselbe Wirkung auf alle von demselben Körper gebildeten löslichen Salze; er
                              zersezt in der Regel auch die unlöslichen Salze, wenn man sie durch irgend ein Agens
                              auflöslich gemacht hat. So werden das Chlorsilber und alle andern unauflöslichen
                              Silbersalze sogleich zersezt, wenn man ein Stük Phosphor in ihre ammoniakalische
                              Lösung bringt. Das Silber wird dabei eben so schnell niedergeschlagen, wie aus
                              seinen auflöslichen Salzen; der Phosphor kann sogar die unlöslichen Silbersalze im
                              teigigen Hydratzustand zersezen, jedoch nur an den Stellen, wo er das unlösliche
                              Salz berührt. Selbst die Oxyde, welche in Ammoniak auflöslich sind, werden vom
                              Phosphor zersezt, falls ihre Salze von ihm zersezt werden. Er fällt z.B. das Kupfer
                              aus dem Kupferammoniak eben so schnell und vollständig, wie aus dem Kupfervitriol
                              und Chlorkupfer; er zersezt das Kupferchlorür wie das Chlorid.
                           5) Wenn ein lösliches Salz durch eine Veränderung in dem Grade seiner Sättigung in
                              ein unlösliches Salz übergehen kann und der Phosphor eine zersezende Einwirkung auf
                              dasselbe hat, so hält die Zersezung in der Regel bei dem Punkt inne, wo das Salz
                              unlöslich wird. Auf solche Weise wirkt der Phosphor in einer concentrirten
                              Queksilberchlorid- (Sublimat-) Lösung. Im ersten Augenblik überzieht
                              er sich allerdings mit einem graulichen, metallischen Pulver, aber später bildet
                              sich nach und nach ein weißer Niederschlag von Queksilberchlorür (Calomel). Ich
                              erhielt auf diese Weise eine reichliche Ablagerung von krystallisirtem
                              Queksilberchlorür; nachdem die Reaction aufgehört hatte, enthielt die Flüssigkeit
                              keine Spur von Queksilber mehr.
                           6) Das Queksilber wird gewöhnlich in Gestalt eines graulichen, aus kleinen Kügelchen
                              bestehenden Pulvers niedergeschlagen. Das Silber geht meistens in krystallinischen
                              Zustand über und wird mit Metallglanz gefällt.
                           7) Mehrere Metalle, z.B. Kupfer und Gold, werden, wenn ihre Auflösungen nur etwas
                              concentrirt sind, in der Art niedergeschlagen, daß sie auf der ganzen Oberfläche des
                              Phosphors eine glänzende Schicht bilden, welche vollkommen adhärirt und die man
                              durch öfteres Erneuern der Salzlösung diker machen kann. Ich erhielt auf diese Weise
                              vollkommen verkupferte oder vergoldete, schön glänzende
                              Phosphor-Cylinder.
                           8) Bei allen diesen Reactionen auf die Salze scheint sich der Phosphor in eine Säure
                              zu verwandeln, welche weniger Sauerstoff enthält, als die phosphorige Säure; denn ich fand in der
                              Regel, daß die Flüssigkeit, aus welcher das Metall durch einen großen Ueberschuß von
                              Phosphor gefällt wurde, mit salpetersaurem Silber einen schwarzen Niederschlag
                              gab.
                           Dieß sind die vorzüglichsten Resultate, zu welchen ich gelangte; sie gestatten einige
                              Anwendungen bei chemischen Analysen und in der Technik. Ich beschränke mich hier
                              darauf, nur eine einzige anzugeben, nämlich die schnelle und leichte Reduction aller
                              unlöslichen Silbersalze, selbst des Chorsilbers, nach ihrer Auflösung in
                              Ammoniak.