| Titel: | Ueber einen Verband der Eisenbahnschienen und über Steinschwellen; von Prof. Breithaupt in Bückeburg. | 
| Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LXXVIII., S. 351 | 
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                        LXXVIII.
                        Ueber einen Verband der Eisenbahnschienen und
                           über Steinschwellen; von Prof. Breithaupt in Bückeburg.
                        Aus dem polytechnischen Centralblatt 1844, Heft
                              21.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Breithaupt, über einen neuen Verband der
                           Eisenbahnschienen.
                        
                     
                        
                           Auf Eisenbahnen ist die Schienenlängenverbindung mit vielen Veränderungen in
                              Anwendung gebracht; jedoch sind die verschiedenen Verbindungsarten noch so
                              unvollkommen, daß die Eisenbahnfahrten nicht ohne Erschütterungen geschehen können,
                              und durch diese vermehren sich bei allen Eisenbahnen die jährlichen Reparaturkosten.
                              Wäre es möglich, die Schienen so mit einander zu verbinden, daß alle an einander
                              gesezten Schienen ein Ganzes ausmachten, so wären die Erschütterungen bei allen
                              Eisenbahnfahrten nicht allein aufgehoben, sondern auch die Reparaturkosten bedeutend
                              vermindert. Nach meiner neuen Art, Schienen in Verband zu sezen, findet sich nur in
                              der halben Schienenbreite verwechselt rechts und links eine Querschnittverbindung
                              vor, weßwegen die Fahrt auf den Eisenschienen durch keine Querschnittsverbindung
                              unterbrochen wird. Auch habe ich bei dieser Schienenverbindung auf die
                              Schienenlängenausdehnung, welche bei veränderter Temperatur vorkommt, Rüksicht
                              genommen.
                           Fig. 22
                              stellt den Querdurchschnitt von einer Schiene im vierten Theil der natürlichen Größe
                              vor, und zwar eben so groß, wie der Querschnitt von den Schienen auf der Eisenbahn
                              in Hannover ist. Die Schienen nach meiner Art bestehen aus zwei gleichen Theilen,
                              wovon Fig. 23
                              einen Theil vorstellt; diese zwei Theile haben gleiche Längen und gleichen
                              Querschnitt. Fig.
                                 24 stellt eine Schienenbahn nach einem verjüngten Maaßstab, von oben
                              angesehen, vor; dabei ist der Querdurchschnitt 10mal und die Länge einer Schiene
                              80mal kleiner angenommen. An dieser Schienenbahn ist das Zusammenstoßen von zwei
                              Schienen an der untern Kante mit a und an der obern mit
                              b bezeichnet. Von jeder Schiene steht die
                              Längenmitte c an der untern und d an der obern Kante mit dem Zusammenstoßen zweier Schienen b
                              an der obern und a an der untern Kante im Querschnitt zusammen. Die Mitte
                              c von jeder Schienenlänge an der untern Kante und
                              d an der oberen hat eine kantige Kerbe, in welche
                              ein Nagel paßt, womit die Schienen auf den Schwellen festgenagelt werden. Diese
                              Kerbe verhindert, daß jede Schiene in ihrer Mitte sich verrüke. Damit aber bei jeder
                              Temperaturveränderung die Schienenlängen ungestört sich ändern können, so sind die
                              Enden bei dem Zusammenstoßen zweier Schienen an der untern Kante bei a und an der obern bei b in
                              der Kälte so weit auseinander, daß sie bei der höchsten Temperatur zusammenstoßen.
                              Jedes Ende von einer Schiene an der untern Kante bei a
                              und an der obern bei b ist mit einem Nagel auf der unten
                              liegenden Schwelle angenagelt. Diese Nägel sind auch bei a und b auf der Zeichnung angegeben. An dieser
                              Zeichnung Fig.
                                 21 ist deutlich zu sehen, daß die halben Schienenbreiten in Verbindung mit
                              einander ein Ganzes ausmachen. Zu dieser Zusammensezung ist das Festnageln auf die
                              untergelegten Schwellen nicht hinlänglich und es ist noch eine Verbindung
                              nothwendig. Diese neue Verbindung ist ein Bolzen, der durch die Querschnittslinien
                              ad und bc
                              (Fig.
                                 24), geht, und diesen Bolzen stellt Fig. 22 und 25 mit A bezeichnet im vierten Theil seiner Größe vor. Der
                              vierekige Kopf B von diesem Bolzen geht über die Enden
                              von zwei zusammenstoßenden Schienen mit a und b, Fig. 22, bezeichnet, wie
                              Fig. 26
                              zeigt. Jeder Bolzen hat an seinem vorstehenden Ende ein quer durchgehendes
                              vierekiges Loch C, Fig. 22. Durch dieses
                              Loch wird ein Keil von Stahl geschlagen, alsdann sind von zwei Schienen die Enden
                              mit einer dritten Schiene mitten mit einander verbunden. Dieser Keil kommt jedesmal
                              auf der Schienenlängen Mitte, die mit c und d, Fig. 22, bezeichnet ist.
                              Nach dieser Zusammenstellung kommt auf jede halbe Schienenlänge ein Bolzen A, Fig. 25, und hält zwei an
                              einander stoßende Schienenenden an einer dritten Schiene zusammen. Damit aber alle
                              Schienen bei veränderter Temperatur ihre Längenveränderungen vornehmen können, hat
                              der Bolzen A, Fig. 25, unter dem Kopfe
                              B einen vierekigen Zapfen D, der im Querschnitt ein Oblongum bildet, denn dieses Vierek hat nach der
                              Seite Fig. 22
                              vorgestellt mit dem runden Zapfen A gleiche und nach
                              Fig. 25
                              eine größere Dike. Dieser vierekige Zapfen an jedem Bolzen geht mit seiner größten
                              Seitenfläche durch die Enden von zwei Schienen Fig. 26, weßhalb in jedem
                              Schienenende ein Einschnitt A, Fig. 19 ist, und dieser
                              Einschnitt ist länger, als der vierekige Zapfen D, Fig. 22, an
                              jedem Bolzen breit ist. Diese Schienenverbindung Fig. 21 hat auf der obern
                              Fläche eine ebene Fläche, die auf der Eisenbahn im Querschnitt waagerecht liegt. Auf
                              dieser neuen in Verband gelegten Schienenbahn müssen alle Räder von allen Wagen im Umfang eine geringe
                              convexe Bahn haben, damit die Räder auf den Eisenschienen im Querschnitt mehr Mitten
                              berühren, als Seitenkanten.
                           Schwellen von Stein. Es ist bekannt, daß die Schwellen
                              von Holz ungefähr alle 10 Jahre neu untergelegt werden müssen. Werden die Kosten nur
                              von zweimal neu gelegten Schwellen in Berechnung gebracht, so sind dieselben weit
                              größer, als der erste Kostenbau, die Schienen auf Schwellen von Stein zu legen.
                              Daran, daß man hölzerne Schwellen den steinernen vorzieht, ist theils die größere
                              Kostbarkeit der lezteren, theils die schwierige Befestigung schuld. Folgendes ist
                              eine einfache Befestigung.
                           Der Querdurchschnitt Fig. 25 und der Grundriß Fig. 21 stellt dieselbe
                              dar. Die Schwelle von Stein ist in beiden Zeichnungen mit A,
                                 A, und die Schiene im Querdurchschnitt Fig. 28 und im Grundriß
                              Fig. 21
                              mit a, b, c, d bezeichnet. In jeder Schwelle A, A, Fig. 28, ist eine Fuge
                              5/4 Zoll tief eingehauen, worin die Schienen liegen. An jeder Schiene geht die Kante
                              a aufrecht, hingegen die Kante b etwas unter 70°; durch die Kante b wird die Grundfläche ab von jeder Schiene auf der Schwelle A, A
                              fest angehalten. Neben der Schienenkante a ist in der
                              Schwelle A, A die Fuge a, b
                              1 1/2 Zoll größer ausgehauen, um in den Raum zwei hölzerne Keile B und C legen zu können. Mit
                              diesen zwei Keilen werden die Schienen auf jeder Schwelle festgekeilt. Durch diese
                              Befestigung bekommen die Schienen auf den Schwellen von Stein einen festen Stand.
                              Damit aber die hölzernen Keile die Schienen auf den Schwellen recht festhalten
                              können, so versteht es sich von selbst, daß alle Kanten rechtwinkelig und alle
                              Flächen eben seyn müssen, und werden diese Keile mit heißem Leinöhl so vielmal
                              überstrichen, als Oehl eindringen will, so können die Keile viele Jahre ihre Dienste
                              leisten, ehe man nöthig hat, sie mit neuen zu verwechseln. In der Lägenmitte einer
                              jeden Schiene muß man an der Kante b, Fig. 28, eine starke
                              Schraube D mit einem vierekigen Kopfe von gutem Eisen
                              einschrauben, und auf die Schwellen, worauf die Mitte von einer Schiene zu liegen
                              kommt, muß der Steinhauer eine Kerbe D, Fig. 21, einhauen, in
                              welche jene Schraube mit dem Kopf paßt, damit jede Schiene ihre Lage auf den
                              Schwellen unverändert beibehalten kann, wenn bei veränderter Temperatur die Schienen
                              ihre Länge ändern. Werden nach meiner Angabe Schienen in Verband auf steinerne
                              Schwellen gelegt, so werden auf einer Eisenbahn, von jeder Schienenbahn, die halben
                              Schienen nach Außen auf den Schwellen durch die Schraube D, Fig. 20Fig. ist auf bezeichneter Tafel nicht vorhanden., festgehalten, aber nicht die anderen halben Schienen; es werden aber bei jeder
                              veränderten Temperatur die Schienenlängen-Aenderungen keine Schienenversezung
                              hervorbringen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
