| Titel: | Apparate um bei der Zukerfabrication vermittelst der Centrifugalkraft die Melasse vom Zuker zu trennen, worauf sich Lawrence Hardmann, Kaufmann zu Liverpool, am 5. Okt. 1843 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LXXXIII., S. 363 | 
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                        LXXXIII.
                        Apparate um bei der Zukerfabrication vermittelst
                           der Centrifugalkraft die Melasse vom Zuker zu trennen, worauf sich Lawrence Hardmann, Kaufmann
                           zu Liverpool, am 5. Okt. 1843 ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, Okt. 1844, S.
                              153.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Hardmann's Apparat um bei der Zukerfabrication.
                        
                     
                        
                           Beim Versieden des Zukersafts (aus dem Zukerrohr, Runkelrüben etc.), welches zur
                              Vermeidung einer Gährung desselben so bald als möglich vorgenommen werden sollte,
                              werden die Unreinigkeiten bis zu einem gewissen Grad vom Zuker getrennt. Diese
                              Trennung sucht man öfters durch Zusaz von Kalk und andern Substanzen zu befördern,
                              wobei ein Theil der Unreinigkeiten als Schaum in die Höhe steigt und leicht
                              abgeschöpft werden kann, während ein anderer Theil niedergeschlagen wird, und der
                              Rest gerinnt. Indessen haben Wärme, Kalk u.s.w., wenn sie nicht mit großer Vorsicht
                              angewendet werden, einen sehr nachtheiligen Einfluß auf den Zuker, indem sie ihn
                              unkrystallisirbar machen (in Melasse verwandeln); so sorgfältig man auch verfahren
                              mag, so zeigt sich doch beim Einkochen des Zukersaftes immer, daß ein beträchtlicher
                              Theil desselben sich nicht körnt, sondern in einem halbflüssigen Zustande als
                              Melasse zurükbleibt, welche die Zukerkrystalle einhüllt, von denen sie getrennt
                              werden muß, um den Zuker in reinem Zustand zu erhalten. Zur Absonderung der Melasse
                              verfährt man gewöhnlich folgendermaßen. Nachdem der Zukersaft so weit eingekocht
                              ist, daß die Krystallisation erfolgen kann, wird er mit seiner Melasse in
                              kegelförmige Formen gegossen, die an ihren unteren Theilen mit Löchern versehen
                              sind, welche Anfangs zugestopft werden. Darin läßt man die Flüssigkeit abkühlen und
                              krystallisiren; wenn die Krystallbildung hinreichend vorgeschritten ist, zieht man
                              die Stöpsel heraus und läßt die Melasse allmählich von dem krystallisirten Zuker in
                              untergestellte Gefäße auslaufen.
                           In vielen Fabriken ist es noch gebräuchlich, nach Abfluß der ersten Melasse auf die
                              Oberfläche des Zukers einen feuchten Thonkuchen zu legen, dessen Wasser, durch den
                              Zuker hindurchsikernd, einen Theil der Melasse und Färbestoffe mit sich nimmt,
                              welche sonst darin zurükbleiben; und diese Procedur wird so lange wiederholt, bis
                              der Zuker hinreichend gereinigt ist; nach jeder Operation wird der Thon entfernt. In
                              guten Zukersiedereien bedient man sich anstatt des feuchten Thons einer Auflösung
                              von reinem Zuker in Wasser, von der Consistenz des Syrups, was in mancher Hinsicht
                              zwekdienlicher ist. Es ist einleuchtend, daß diese Procedur ziemlich langsam vor
                              sich geht, und daß die zur Reinigung und Troknung des Zukers erforderliche Zeit von
                              der Qualität des Zukersafts abhängt; sie wechselt von 3 oder 4 Tagen bis zu 30 oder
                              40 Tagen.
                           Die von dem Zuker abfließende Melasse wird durch geeignete Reinigung und
                              Concentration zum Theil selbst wieder krystallisationsfähig; da sie jedoch zur
                              Gährung geneigt ist, wodurch wieder ein Theil des darin noch enthaltenen
                              krystallisirbaren Zukers unkrystallisirbar oder zu Melasse würde, so sollte ihre
                              Verarbeitung so schnell als möglich vorgenommen werden. Die Realisirung dieses
                              Bedürfnisses ist der Zwek vorliegender Apparate. Durch Anwendung gewisser Maschinen
                              erreiche ich diesen Zwek in wenigen Minuten oder Stunden, wozu sonst mehrere Tage
                              oder Wochen erforderlich sind.
                           Der eigentliche Zwek des Apparats geht darauf hinaus, die zu behandelnden Materialien
                              in rasche Rotation zu versezen, wodurch die flüssigen und lösbaren Theilchen in
                              Folge der Centrifugalkraft sehr schnell entfernt werden.
                           Fig. 29
                              stellt die Maschine im Grundriß dar. Fig. 30 ist ein Aufriß
                              derselben, mit Hinweglassung der äußeren Umhüllung, um die inneren Theile sichtbar
                              darzulegen. Fig.
                                 31 ist ein Horizontaldurchschnitt und Fig. 32 ein
                              Verticaldurchschnitt durch die Mitte der Maschine. a, a ist die
                              Centralwelle der Maschine, welche oben und unten in geeigneten Lagern b und c läuft. Der obere
                              Theil dieser Welle ist, wie Fig. 32 zeigt, hohl und
                              ringsum mit vielen Löchern durchbohrt An die Welle sind oben und unten die Scheiben
                              d und e befestigt und
                              durch verticale Rippen f, f, f fest mit einander
                              verbunden. Die dadurch entstehende rotirende Trommel ist durch einen feinen
                              Drahtflor g, g in zwei kreisrunde Kammern h und i getheilt und das
                              Ganze mit einem doppelten Drahtflor k, k umschlossen.
                              Die obere Scheibe d ist zum Einbringen des Zukers mit
                              Thüren oder Oeffnungen l, l, ferner für den Zutritt der
                              Luft mit Oeffnungen m, m versehen. Die untere Scheibe
                              e besizt Oeffnungen n,
                                 n, durch welche der Zuker nach Entfernung der Melasse herausgenommen wird; sie
                              ruht auf einer Scheibe o, o, welche, während die
                              Maschine in Thätigkeit ist, durch die Nuß p und die
                              Feder q gegen die Scheibe e
                              angedrükt, nach vollendeter Operation jedoch zurükgezogen wird, um die Oeffnungen
                              n, n frei zu machen. Der ganze Apparat ist von einem
                              festen Gehäuse r, r umschlossen, das oben offen seyn
                              kann, und unten mit Oeffnungen s, s versehen ist, durch
                              welche die aus dem Zuker gezogene Melasse oder sonstige Unreinigkeit abgelassen
                              werden kann. Der Apparat kann mittelst eines um die Rolle t geschlagenen Treibriemens von irgend einem Motor aus in Rotation gesezt
                              werden.
                           Die Behandlung der Maschine ist folgende. Man sezt den Zuker in rohem Zustand durch
                              die Oeffnung l, l in die Abtheilung i, i des Apparats und läßt dieselbe mit einer hohen
                              Geschwindigkeit, z.B. 800 bis 1000 Umdrehungen in der Minute rotiren. In Folge der
                              Centrifugalkraft wird die Melasse sogleich durch den Drahtflor k, k in den äußeren Behälter r,
                                 r zerstreut, von wo aus dieselbe durch die Röhren s,
                                 s in irgend einen Behälter abgeleitet werden kann; der Drahtflor k, k ist nämlich zu fein, um die Entweichung des
                              gekörnten Zukers zu gestatten. Der trokene Zuker bleibt also in der Kammer i, i zuritt, aus welcher er nach Hinwegnahme der Scheibe
                              o, o durch die Oeffnungen n,
                                 n entfernt werden kann.
                           Wenn die Melasse auf genügende Weise aus dem Zuker gezogen ist, so kann man eine
                              Quantität Deksel die hohle Welle hinabgießen und durch die Löcher und den Drahtflor
                              g, g in die Kammer i, i
                              gelangen lassen, worauf der Apparat wieder in rasche Rotation gesezt werden kann.
                              Dadurch wird ein Theil der noch an dem Zuker haftenden Unreinigkeiten fortgeführt.
                              Diese Procedur mag so oft, als man für gut findet, wiederholt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
