| Titel: | Ueber Nobili'sche Figuren und galvanische Metall-Färbung; von Dr. H. M. C. zur Nedden. | 
| Autor: | H. M. C. zur Nedden | 
| Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LXXXVI., S. 369 | 
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                        LXXXVI.
                        Ueber Nobili'sche Figuren und galvanische
                           Metall-Färbung; von Dr. H. M.
                              C. zur Nedden.
                        zur Nedden, über Nobili'sche Figuren und galvanische
                           Metallfärbung.
                        
                     
                        
                           Mit der Wahrnehmung der Wasserzersezung durch Carlisle und
                              Nicholson beginnt die Reihe der Entdekungen über die
                              chemische Wirkung der Volta'schen Säule, durch welche dieser Apparat in den Händen
                              ausgezeichneter Physiker bald zu einem der wichtigsten für Physik wie für Chemie
                              wurde. Bei den Schwierigkeiten, welche die Natur dieser Wirkungen des Galvanismus
                              ihrem genauen Studium entgegensezt, muß man sich wundern, daß ein so allgemeines
                              Gesez wie das der regelmäßigen Ausscheidung der Bestandtheile eines dem Strom der
                              Säule ausgesezten Stoffes nach ihrem bestimmten elektrischen Verhalten schon
                              frühzeitig die Mühen der Physiker lohnte, da der Conflict der gewiß eng verbundenen
                              Kräfte der Elektricität und der chemischen Verwandtschaft dasselbe stets zu
                              verschleiern bemüht ist. In der That werden in den seltensten Fällen an den Polen
                              der Säule die nähern Bestandtheile eines Elektrolyten unmittelbar erhalten, vielmehr
                              zeigen die Producte der Zersezung im Kreise der Volta'schen Säule im Augenblik des
                              Freiwerdens ein besonderes Bestreben neue Verbindungen einzugehen und neue
                              Zersezungen zu veranlassen. Das durch so manche physikalische Eigenthümlichkeiten
                              ausgezeichnete Wasser spielt auch hier wiederum eine wichtige Rolle, da dasselbe in
                              den meisten Fällen, wenn es zur Lösung des Elektrolyten diente, zersezt wird und
                              durch seine Elemente vorzugsweise die Bildung der sogenannten secundären
                              Zersezungsproducte begünstigt. Diese secundären Producte verhindern nicht allein
                              häufig die Erkennung des allgemeinen Gesezes der Elektrolyse, sondern scheinen auch
                              bei schwachen Strömen die Wirkungen der leztern durch ihr eigenes elektrisches
                              Verhalten mitunter zu modificiren. Daß Form und Entfernung der Elektroden die
                              chemische Wirkungsweise des Galvanismus abändern können ist bis jezt nicht
                              wahrscheinlich, daß sie aber die Intensität der Kraft an verschiedenen Theilen der
                              zu zersezenden
                              Substanz näher bestimmen, mithin auch auf die Form der Zersezungsproducte, wenn sie
                              in fester Gestalt erhalten werden, Einfluß haben, zeigt sich besonders in den nach
                              ihrem Entdeker, dem Professor Nobili zu Reggio benannten Figuren.
                           Dieser Gelehrte ließ den einen Pol einer Volta'schen Säule von zwölf quadratzölligen
                              Zinkkupferplatten in eine feine Platinspize auslaufen, während eine ebene
                              Metallplatte den andern Pol bildete. Wurde nun diese Platte mit einem Elektrolyten
                              übergossen und in denselben senkrecht gegen die Platte der spize Platindraht
                              getaucht, so entstanden auf jener oft mannichfaltige um die Projection der Spize
                              concentrische Ringe, die je nach der Beschaffenheit des Trägers derselben oder des
                              Elektrolyten in der Färbung verschieden ausfielen. Nobili
                              hat auf diese Weise schon in den Jahren 1826 und 1827 eine Menge von Stoffen
                              untersuchtBibliothéque universelle T. XXXIII p. 302 und T. XXXIV
                                    p. 194., doch scheinen seine Entdekungen wenig beachtet zu seyn, und so viel mir
                              bekannt, hat nur er selbst das Mechanische bei der Bildung der Figuren und ihrer
                              Entwiklung in einer zweiten Abhandlung weiter verfolgt.Poggend. Ann. Bd. XXXIII. Aber über die Natur der Farben habe ich nirgend eine umfassende Erklärung
                              gefunden, obgleich sie bei manchem sonst Räthselhaften in der Erscheinung, bei
                              unserm jezigen Stande der Kenntnisse von der Wirkung der Säule wohl möglich scheint.
                              Ehe ich diese Erklärung versuche, ist es für spätere Hinweisungen zwekmäßig, die Nobili'schen Resultate hier kurz in tabellarischer
                              Zusammenstellung folgen zu lassen.Poggend. Ann. Bd. X. Die Tabellen bedürfen einer Erläuterung nur in Bezug auf die Zeichen + und
                              –, welche andeuten sollen, daß die nebenstehenden Resultate auf Platten von
                              dem in der Ueberschrift der Vertical-Spalte benannten Metall erhalten wurden,
                              wenn sie mit dem positiven oder mit dem negativen Pol verbunden waren.
                           
                           Tab. I.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 94, S. 371
                              Einfache Salze und Säuren; Gold;
                                 Platin; Silber; Essigsaures Kupfer; Schwefelsaures Kupfer; Salpetersaures
                                 Wismuth; Chlorkupfer; Chlorplatin (Chlorate de Platin); Essigsaures Queksilber;
                                 Chlorcyan; Chlorkobalt; Essigsaurer Baryt; Essigsaures Kali; Einfach
                                 kohlensaures Kali; Einfach kohlens. Natro; wie Platin; – 4 bis 5
                                 mannichfach gefärbte undeutliche Ringe; ± nicht Besonderes; ±
                                 nichts Merkwürdiges; + nichts Besonderes; + keine Erscheinung; + nichts
                                 Bemerkenswerthes; – ähnlich wie Silber; keine deutliche Erscheinung;
                                 – Reduction von Kupfer in Ringen von zwei verschied. Farben darum weiße
                                 Zone; + keine Erscheinung; – 2 kleine schwärzliche Ringe un einen weißen;
                                 nichts Besonderes; + wie Gold; + fast nichts Bemerkenswerthes; – es
                                 bilden sich mehrere an der Luft blau und gelbroth werdende Ringe; + 4 bis 5
                                 abwechselnd helle und dunkle Ringe; – 3 kleine Ringe von scheinbar
                                 oxydirtem und metallischem Kupfer; + um einen schwarzen Flek ein aschfarbener
                                 Kreis und schwache Regenbogenfarben; – um einen dunklen Flek ein heller
                                 Ring, dann ein dunkler Ring und schwache Regenbogenfarben; + bei schwachem Strom
                                 leidlich deutliche Regenbogenfarben; + 3 kleine abwechselnd helle und dunkle
                                 Ringe; + dunkler Ring in der Mitte dreier anderen, umgeben von glänzendem
                                 Silberneze, auf das ein Hof von mehreren schönen Farben folgt; + concentrische
                                 Kreise am Ende mit schönen Farbenabstufungen; + verschieden gefärbte Ringe,
                                 darunter Blau bemerkenswerth
                              
                           
                           Tab. I.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 94, S. 372
                              Einfache Salze und Säuren; Gold;
                                 Platin; Silber; Chlorkalium; Chlornatrium; Chlorammonium; Essigsaures Blei;
                                 Essigsäure; Oxalsäure; Phosphorsäure; Schwefelsaures Zink; Schwefelsaures
                                 Mangan; Schwefelsaures Natron; wirken; + mehrere lebhaft irisirende Ringe; +
                                 färbt sich unbestimmt, wie mit Blei allein; wie; + wie Gold; Kochsalz; + wie
                                 Gold, aber weniger deutlich.; + 3 Kreise: 1) gelblich, 2) röthlich, 3) wie (1);
                                 + in der Mitte gelber Ring, dann ein röthlicher, ein silberweißer, endlich von
                                 verschiedenen Farben gelb bis violett; + um einen dunklen Flek ein hellgelber
                                 und ein schwach blauer Ring, umgeben von einer gelblichen Zone; + 5 abwechselnd
                                 helle und dunkle Ringe, umgeben von gelber ins Violette verlaufender Zone; + um
                                 die schwarze Mitte ein hellblauer Ring, dann zwei dunkle geschieden durch einen
                                 hellern.
                              
                           Anmerkung. Von schwefelsaurem Kupfer
                              erhielt Nobili auf Wismuth und Kupfer keine deutliche
                              Erscheinung; auf positivem Messing concentrische, durch Leinwand zerstörbare Ringe,
                              und auf negativem Messing ähnliche Ablagerungen wie auf dem Silber. Blei, Zinn,
                              Kupfer, Wiemuth und Antimon zeigten ihm beim essigsauren Blei nichts Merkwürdiges.
                              Positives Zinn gab mit kohlensaurem Kali keine Erscheinung; Chlorzinn gab auf
                              positivem Wismuth helle und dunkle Ringe, auf negativem Wismuth und auf Stahl an
                              beiden Polen nichts Merkwürdiges; lezterer gab auch mit Chlorkobalt nichts
                              Besonderes.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 94, S. 373
                              Doppelsalze und Salzmischungen;
                                 Platin; Silber; Chromsaures und schwefelsaures Kupfer nebst Chlorkalium;
                                 Essigsaures und schwefelsaures Kupfer nebst Chlornatrium; Salpetersaures Kupfer,
                                 Chlorkobalt und Chlorcalcium; Salpetersaures Kupfer und Chlorcalcium;
                                 Salpetersaures Kupfer und salpetersaurer Kalk; Salpetersaures Kupfer und
                                 salpetersaures Kali; Salpetersaurer Kalk (Kupfer?) und Chlorkalium; Essigsaures
                                 Kupfer und schwefelsaures Natron; Essigsaures Kupfer und essigsaurer Baryt;
                                 Schwefelsaures Kupfer und Chlorkalium; Schwefelsaures Kupfer und Kochsalz;
                                 Schwefelsaures Kupfer und Salpeter; – Reduction des Kupfers in fast
                                 spurlos verschwindenden Ringen. Dasselbe gab Gold; – Reduction des
                                 Kupfers in verschwindenden Ringen. – Eben so auf Gold; – Reduction
                                 der metallischen Basen in concentrischen verschwindenden Schichten; –
                                 Ringe die kaum gebildet, wieder verschwinden; – wie Silber; – wie
                                 Silber bis auf die Permanenz; – Reduction von Kupfer in Ringen, die
                                 langsam verschwinden; – um die weiße Mitte ein himmelblauer Ring, zwei
                                 verschieden rothe Ringe und feuerrothe Kupferzonen, umgeben von blauem Hofe;
                                 – ähnlich wie Silber, außer einigen verschiedenen Farben; –
                                 Reduction von Kupfer in wenig dauerhaften verschieden gefärbten Ringen; –
                                 Reduction von Kupfer in einer zwei himmelblaue Ringe einschließenden Zone;
                                 – Wiederherstellung des Kupfers in verschwindenden Ringen; –
                                 Reduction des Kupfers in bleibenden Ringen; – in der Mitte dunkler Ring,
                                 dann ins Fleischfarbene neigender Kupferring, ein Nez, schwarze und milchweiße
                                 Zone, umgeben von mehrfarbigem Hofe; – eine der vorigen ähnliche
                                 Anordnung; – ähnliche Anordnung wie in den vorhergehenden Fällen;
                                 – eine sehr schnell verschießende Reduction von Kupfer; – um einen
                                 schwarzen Flek zwei Zonen von dunkl. Kupfer, dann breiter, von bräunlicher Farbe
                                 eingefaßter Ring von Kupfer; – wie im vorigen Fall; –
                                 concentrische Ringe, die an die Stelle einer milchweißen Zone treten; –
                                 eine Reihe ähnlicher Ringe wie Platin, aber in verschiedener Folge und
                                 Beschaffenheit der Farben; – rothe Zone, darum freier Silberring, dann
                                 große und schöne blaßgelbe Zone; das Innere nehmen kleine ins Gelbe fallende
                                 Ringe ein; – 4 deutliche Kreise: 1) von Kupferoxyd, 2) von reinem Kupfer.
                                 3) grün, 4) milchweiß; – dieselben Erscheinungen wie beim Vorhergehenden;
                                 – an die Stelle einer milchweißen Zone traten verschwindende Ringe;
                                 – Reduct. von Kupfer in Ringen; nach der Mitte zu lebhaft gefärbt,
                                 umgeben von blaßgelber, durch einen Silberkreis getrennter Zone. Die Ringe
                                 werden kurz darauf schön grün
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 94, S. 374
                              Doppelsalze und Salzmischungen;
                                 Gold; Platin; Silber; Chlorgold und Chlornatrium (das in der Pharmacie
                                 gebräuchliche Doppelsalz); Chlorkupfer-Ammoniak (Hydrochlorate
                                 d'ammoniaque et Ammoniure de cuivre); Chlorkobalt und Chlorcalcium; Chlorkupfer
                                 und Chlorbarium; Essigsaures Queksilber und Salpeter; Essigsaures und
                                 schwefelsaures Kupfer; Essigsaures Kupfer und Harn; Essigsaures Kupfer und
                                 Kochsalz; Schwefelsaures Mangan und Natron; Essigsaures und schwefelsaures
                                 Kupfer nebst Salpeter; Essigsaures Kupfer und Salpeter; – in der Mitte
                                 dunkelrother Ring, dann ein gelber, grüner und wieder gelber, nach dem äußern
                                 Rande in die Farbe des innern übergehender Ring; wie Platin; – Reduction
                                 des Goldes in gefärbten Ringen, in der Mitte dunkelrother Kreis, dann
                                 kupferfarbener, röthlicher und wieder kupferfarbener Ring, worauf 4 oder 5
                                 blaßgelbe; – Reduction des Kupfers in verschiedenen Ringen; – kaum
                                 gebildet wieder verschwindende Ringe, dann weißer Schleier, der im Moment
                                 verschwindet; – ähnliche Erscheinung wie mit Chlorkupfer allein; –
                                 ein Schleier, der sich über das Metall ausbreitet und wieder verschwindet;
                                 – dunkler Flek scheinbar von Kupferoxyd, dann freies Platin, himmelbl.
                                 Zone, grüner Kreis u. Kupferzone; – Wiederherstellung des Kupfers in
                                 verschwindenden Zonen; Wiederherstellung von Kupfer, das bei Unterbrechung des
                                 Stromes verschwindet; – weiße Schicht aus kleinen, außerhalb der Lösung
                                 verschwindenden Blasen; – in der Mitte verschieden gefarbte Ringe, dann
                                 eine kupferig-feuerfarbene und eine blaue Zone; wie Silber; wesentlich
                                 ist, daß die Flächen nicht stark polirt sind; – Wiederherst. des Kupfers
                                 in Zonen, die dem Strome entzogen allmählich verschwinden; – eine Reihe
                                 Kreise, welchen eine schöne milchweiße Zone Plaz macht; – in der Mitte
                                 Metallglanz, dann zwei schwach grüne Ringe, dann
                                 weißer-rother-grünlicher Ring und eine Zone von feuerfarbenem
                                 Kupfer, durchbrochen von radialen Linien, hierauf eine zweite Kupferzone und
                                 grüner Ring
                              
                           
                           Tab. II.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 94, S. 375
                              Doppelsalze und Salzmischungen;
                                 Platin; Silber; Essigsaures Kupfer und essigsaures Blei; Chlorkupfer und
                                 Salmiak; Kochsalz; Harn und Kochsalz; Weinsaures Antimonoxydkali
                                 (Brechweinstein); Essigsaures Kupfer und Kali; Schwefelsaures Kupfer u. Natron;
                                 Chlorkobalt und Salmiak; Salpetersaures Kupfer u. Silber; + wie mit essigsaurem
                                 Blei allein. Eben so auch Gold; – Reduction des Kupfers in
                                 verschwindenden Ringen; + keine Erscheinung; + keine Wirkung; –
                                 gewöhnlich von der Mitte aus folgende Ringe: 1) dunkel, 2) gelb ins Rothe
                                 fallend, 3) dunkelschwarz, 4) von reinem Kupfer, 5) schwarz, heller als (3), 6)
                                 Zone von schwacher Kupferfarbe; – schöne Reduction von Kupfer in Ringen,
                                 welche verschiedenen andern folgen, das Kupfer verschwindet schnell bei
                                 Unterbrechung des Stromes; + concentrische Ringe, umgeben von Regenbogenfarben;
                                 an der Luft sich schwächend, schnell erhizt verschieden roth werdend unter
                                 Verlust einiger Ringe; + ähnlich wie Harn, schmälere Ringe die im Feuer mit wohl
                                 erhaltenen Schattirungen roth werden; + 5 Ringe: 1) dunkel 2) silberweiß, 3)
                                 himmelblau, 4) silberweiß, 5) violett; – 5 Ringe: 1) schwarz, 2)
                                 röthlichgelb, 3) schwarz, 4) hellblau, 5) schwach dunkel gefärbt; –
                                 Reduction des Kupfers in weder glänzenden noch mannichfaltigen Ringen; –
                                 ähnlich wie essigsaures Kupfer und schwefelsaures Natron; – verschieden
                                 gefärbte Ringe bald schwächer werdend und die Farbe ändernd; + in der Mitte
                                 silberweißer Ring, dann ein dunkler, ein silberweißer und endlich ein schwach
                                 dunkelgefärbter Ring.
                              
                           Anmerkung. Von Kochsalz wurden auf
                              positivem Kupfer um die freie Mitte helle und dunkle Ringe erzeugt, auf positivem
                              Messing abwechselnd rothe und gelbe Ringe, auf positivem Sinn gab es keine
                              Erscheinung. Harn und Kochsalz gaben auf positivem Kupfer und Messing unbedeutende
                              Ringe.
                           
                           Tab. III.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 94, S. 376
                              Organische Stoffe; Silber; Harn;
                                 Harnstoff; Seröser Theil vom Menschenblut; Kuhmilch; Weiß vom Hühnerei; Dotter
                                 von demselben Ei; Speichel; Frisches Hühnerblut; Schweinegalle; Menschengalle;
                                 Möhrensaft (Daucus carotta Lin.); Zwiebelsaft (Allium cepa Lin.); + erdfarbene
                                 Mitte, darum zwei oder drei Ringe von schönem Himmelblau, dann schwache
                                 Regenbogenfarben; wirkt wie der Harn; + gegen die Mitte einige aschgraue Ringe,
                                 Zone von glänzendem Silber und lebhafte Regenbogenfarben; – weißliche,
                                 nicht haftende Substanz; + in der Mitte ein dunkler Flek, dann eine Reihe
                                 schwach milchweißer Kreise, Ring von Silber und endlich irisirende Ringe ohne
                                 Roth; – weißliche Masse; + in der Mitte eine in zwei oder drei dunkle
                                 Ringe getheilte Masse, Zone von Silber und irisirende Ringe; + eine der vorigen
                                 durchaus ähnliche Erscheinung; + Regenbogenfarben einen gelblichen Ring bildend,
                                 der bei fortgesezter Wirkung der Säule blau und purpurfarben wird; + eine
                                 ähnliche Erscheinung wie beim Eiweiß, hier streben die Regendogenfarben ins
                                 Gelbe und Grüne; – in der Mitte eine dunkle, nach Innen grüne, nach Außen
                                 gelbe Substanz, verschieden gefärbte Ringe, dann irisirender, ins Blaue
                                 verlaufender Ring. Zwischen diesem und dem innern Ringe liegt eine schön
                                 rosenrothe Zone; + dieselbe Erscheinung wie im vorhergehenden Fall; + um die
                                 dunkle Mitte ein gelblicher und ein grünlicher Ring, dann mehrere stark gefärbte
                                 Zonen; + um einen schwarzen Flek ein ins Gelbe und ein ins Himmelblaue neigender
                                 Ring, dann mehrere schwach gefärbte Ringe
                              
                           
                           Tab. III.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 94, S. 377
                              Organische Stoffe; Silber;
                                 Petersiliensaft (Apium petroselinum L.); Traubensaft; Aepfelsaft; Knoblauchsaft
                                 (Allium sativum Lin.); Sellerieblättersaft (Apium graveolens dulce Lin.);
                                 Rettigsaft (Raphanus sativus Lin.); Saft von Wirsingkohl (Brassica oleracea,
                                 capitata, sabauda Lin.); 1) Wässerige Feuchtigkeit; Krystallfeuchligkeit;
                                 Glasfeuchtigkeit; eines Schweineauges; 1) Saft aus dem Marke der Wurzeln; 2)
                                 Saft der Blüthen mit destill. Wasserverdünnt; 3) Saft der Blätter; von Kohl
                                 (brassica oleracea Lin.); + ein dunkler Flek, umgeben von weißlicher und grüner
                                 Masse, dann verschleierte Silberzone und zwei schöne verschieden gefärbte Ringe,
                                 welchen Wärme ungemeine Lebhaftigkeit und Glanz gibt; + dunkle Mitte, umgeben
                                 von mehreren bläulichen Farben; + schwarzer Flek, umgeben von mehreren schwach
                                 gefärbten Ringen; + um einen dunklen Flek ein milchweißer und grüner Kreis,
                                 gelbe Zone, dann schwach violette Färbung; + gegen die Mitte eine graue und
                                 grüne Substanz, dann mehrere Reihen Regenbogenringe; + um einen dunklen Flek
                                 eine grünliche, in einem blauen Ringe endigende Zone, 1 oder 2 Ringe schön
                                 goldgelb, endlich mehrere schwache Regenbogenfarben; + ein weißer Flek in der
                                 Mitte, dann grünlicher oder dunkler Ring, endlich schöner ins Blaue verlaufender
                                 Regenbogenring mit vorherrschendem Gelb; 1) + gegen die Mitte verworrene Ringe
                                 deutlich ins Milchweiße verlaufend, dann reines Silber und lebhafte
                                 Regenbogenfarben; 2) + wegen Zähigkeit der Masse verworren; mit destillirtem
                                 Wasser verdünnt: mäßig gefärbte Ringe um eine weiße, membranartige Masse; 3) +
                                 ähnliche Erscheinung wie die wässerige Feuchtigkeit, es fehlt der milchweiße
                                 Kreis; 1) + um einen dunklen Flek ein weißer Ring, eine grünliche Zone, dann
                                 mehrere schwach gefärbte, ins Violette spielende Zonen; 2) + um die röthliche
                                 Mitte ein blauer Ring, dann ein dunkelgrüner Ring, endlich eine Zone wie vorhin;
                                 3) + in der Mitte röthlicher Flek, umgeben von einem gelben und einem grünen
                                 Ringe, dann Zonen wie vorhin aber weniger gefärbt
                              
                           
                           Tab. III.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 94, S. 378
                              Organische Stoffe; Silber;1) Saft
                                 der Wurzeln; 2) Saft der Blätter; von der rothen Bete (beta vulgaris); von der
                                 Endivie (Cichorium endivia Lin.); Wurzelsalf; Saft des Stengels; Saft der
                                 Blätter; vom Winter heliotrop (Tussilago fragrans Villars); 1) + ein rother
                                 Flek, umgeben von vier Ringen: gelb, blau, roth, grün; dann zwei oder drei
                                 schöne Regenbogenringe; 2) + dieselbe Erscheinung außer einigen
                                 Verschiedenheiten bei den innern Ringen; 1) + in der Mitte weiße Materie von
                                 grüner umgeben, dann schwach gefärbte Ringe; 2) + in der Mitte ein röthlicher
                                 Flek, dann ein gelblicher und ein grüner Ring, endlich zwei schöne
                                 Regenbogenringe; 1) + in der Mitte dunkler Ring, dann ein gelblicher und ein ins
                                 Grünliche fallender, endlich schwach bläuliche Zonen; 2) + um die dunkle Mitte
                                 ein weißer Ring, dann verschiedene, zart aber deutlich gefärbte Ringe; 3) + um
                                 die dunkle Mitte verschiedene hellblaue Ringe, dann zwei lebhaft gefärbte
                                 Regenbogenringe.
                              
                           Anmerkung. Der seröse Theil des Menschenbluts gab auf positivem
                              Golde und Platin keine Erscheinung, auf den negativen Metallen dieselbe Erscheinung
                              wie das negative Silber. – Kuhmilch gab auf positivem Platin keine
                              Erscheinung.
                           
                           Da sich in den einfachsten Erscheinungen das Gesez der Färbung am deutlichsten zeigen
                              muß, so wollen wir von den Zersezungen der Tab. I ausgehen und zwar von der
                              Betrachtung derjenigen Figuren, welche auf den chemischen Einflüssen schwer
                              zugänglichen Metallen, Gold und Platin, erhalten wurden, wo auch die störende
                              Wirkung secundärer Zersezungsproducte der Elektroden nicht zu befürchten ist. Der
                              Vorgang bei der Bildung der Nobili'schen Figuren ist aber
                              als Folge der Elektrolyse im Allgemeinen wesentlich verschieden, je nachdem der
                              Träger der Farben mit dem positiven oder mit dem negativen Pol verbunden ist, sie
                              müssen daher auch gesondert betrachtet werden und zunächst möge die leztere Bildung
                              berüksichtigt werden.
                           Nach der bekannten Ausscheidungsweise der Jone aus einem Elektrolyten werden die
                              metallischen Basen der Salze an den negativen Pol getrieben, wo sie mit dem
                              Wasserstoff des gleichzeitig zersezten Wassers zusammentreffen und von ihm
                              theilweise reducirt niedergeschlagen, während die elektronegativen Bestandtheile der
                              Lösung an den positiven Pol treten, wo die Gase entweichen. Die Farben der Metalle
                              der Lösung und ihrer theilweise zu niedrigeren Stufen reducirten Verbindungen mit
                              dem Sauerstoff oder dem Salzbilder müssen daher als die Grundlagen aller
                              vorkommenden Färbungen angesehen werden, und mit Grund macht daher Nobili mehrfach auf die Aehnlichkeit der Farben,
                              namentlich bei den aus kupferhaltigen Substanzen dargestellten Figuren mit den
                              Farben des Metalls und seiner Oxyde aufmerksam, widerruft aber am Ende seiner
                              Abhandlung diese Bemerkung theilweise. Eine Erklärung der Farben nur durch
                              Lichtbrechung oder Lichtbeugung von niedergeschlagenen dünnen Metallhäutchen ist
                              nicht ausreichendElsner im polytechn. Journal Bd. LXXXV S. 51
                                    „über technische Benuzung Nobili'scher
                                       Figuren.“ Auch August in Fischer's Handbuch der
                                    mechanischen Naturlehre Thl. II S. 116 sucht mit Unrecht den Hauptgrund der
                                    Färbungen in der Dünnheit der Schichten.; nur dann wird die Wirkung jener optischen Geseze, die sich stets von der
                              wahren Färbung des Niederschlags sondern läßt, vorherrschend, wenn die Figur
                              unvollständig ausgebildet war, und namentlich tritt an den äußern Rändern leicht ein
                              Irisiren ein. Beim essigsauren Kupfer treten z.B. deutlich die Farben seiner Oxyde
                              in Roth und Schwarz auf, die blaue und gelbe der Hydrate jener Oxyde und mitunter
                              auch die rothe Farbe des metallischen Kupfers, die sich jedoch besonders deutlich
                              bei Zersezung des schwefelsauren Kupfers zeigt. Wenn außerdem noch andere Farben
                              erscheinen, so sind sie, gleichwie man aus farbigen Körnern complementäre Farben und
                              Farben-Uebergänge zusammenlegen kann, aus jenen durch Mischung entstanden,
                              die hier durch ungleichmäßigen Niederschlag ungleich veränderter Atome bewirkt, nur um so
                              inniger zu Stande kommt, ohne mit den stöchiometrischen Gesezen in Widerspruch zu
                              treten. So werden bei Kupfersalzen mitunter besonders schön das Grün und Violett
                              erhalten, jenes aus dem blauen Oxydhydrat und dem gelben Oxydulhydrat, dieses aus
                              dem blauen Oxydhydrat und dem rothen Oxydul oder dem metallischen Kupfer.
                           Bei allen Zersezungen der einfachen Salze auf negativem Golde oder Platin ist die
                              analoge Bildung der Farben der Figur aus denen der theilweise reducirten
                              Verbindungen des Metalls der Lösung mit dem Sauerstoff oder dem Salzbilder deutlich
                              erkennbar, und nur beim Kupfer, dessen Sauerstoffverbindungen sich durch schöne
                              Farben auszeichnen, fällt auch die Figur vorzugsweise glänzend aus. Daß Säuren keine
                              Erscheinungen am negativen Pol liefern würden, ließ sich im Voraus erwarten, da sie
                              bei der Stärke der angewandten Säule nicht leicht zersezt werden, und außerdem
                              größtentheils leicht lösliche oder gasförmige Producte liefern würden.
                           Die Bildung der Figuren auf positivem Golde oder Platin erscheint als ein anomaler
                              Fall und wird hier beim essigsauren Blei durch die Mannichfaltigkeit der Farben um
                              so auffallender; denn leicht werden alle Abwechselungen des Spectrums erhalten und
                              bei guter Politur der Platte in vorzüglichem Glanze. Die Farben haben auch hier eine
                              gewisse Consistenz und eine Unveränderlichkeit des Orts, welche eine Erklärung
                              derselben als rein optisches Phänomen ungenügend erscheinen läßt. Die Folge der
                              Hauptfarben ist außerdem so übereinstimmend mit der der Farben des Bleies und seiner
                              successiven Oxyde, daß man die oft erhaltenen fremdartigen Farben des Grün zwischen
                              dem blauen Metall und dem gelben Oxyd, so wie das Violett zwischen Blei und
                              Superoxyd als Mischfarben anzusehen geneigt wird. Das Auftreten der Oxyde am
                              positiven Pol findet seine Erklärung, wenn man die Ausbildung der Figur beobachtet.
                              Sie wird eingeleitet durch das secundär gebildete braune Superoxyd, das als sehr
                              elektronegativ am positiven Pole niedergeschlagen wird. Durch eben dieses
                              elektrische Verhalten scheint es sich gleichzeitig bei seiner Bildung mit einer
                              dünnen Bleihaut zu überziehen, die in diesem Zustande und als
                              Zersezungs-Product fähig ist durch Aufnahme von Sauerstoff successive alle
                              verschiedenen Oxydationsstufen von der Mitte, wo die elektrische Wirkung am
                              stärksten ist, sich ausbreitend, bis wiederum zur höchsten zu durchlaufen u.s.f. Die
                              Durchsichtigkeit der Bleilösung gestattet es, diese Entwikelung der Farbenfolge und
                              eine stete Superposition Nobili'scher Figuren genau zu
                              verfolgen. Beiläufig zeigt sich auch hier das bekannte Wogen der Kette höchst
                              auffallend, wodurch einerseits nach scheinbarer Ruhe die Farben oft plözlich wie durch Wellenschläge von
                              der Mitte aus aufgeworfen werden, andererseits mitunter eine verworrene, kaum
                              kenntliche Figur erzeugt wird. Die Dike der farbigen Schichten kann nach der Dauer
                              der Einwirkung der Pole natürlich höchst gering ausfallen und läßt die Politur der
                              Platte gleichsam auf sie übergehen. Eine mit Bleizuker gefärbte wohlpolirte
                              Neusilberplatte spiegelte nach der Färbung fast unverändert, aber jede Stelle
                              lieferte ein Bild in ihrer Farbe; die rothen gaben ein rothes Bild, die blauen ein
                              blaues etc.
                           An dieses Resultat Nobili's
                              reihen sich treffend die durch Böttger
                              Poggendorff's Annalen
                                    Bd. L S. 45. aus einigen Mangansalzen dargestellten Figuren. Auch hier beginnt die
                              Bildung am positiven Pol mit dem elektronegativen schwarzen Superoxyd und die
                              folgenden Farben sind unverkennbar die der verschiedenen Oxyde und Oxydverbindungen,
                              stets in steigender Oxydirung bis wiederum zum Superoxyd, welches leztere bei seinem
                              Eintritt in das Oxyduloxyd demselben den so herrlichen Purpurton verleiht. Die
                              Dünnheit der Schichten und Politur des Platins lassen die abgelagerten Stoffe in
                              lebhaftem Lichte erscheinen. Die Farbe des Metalls kommt, wahrscheinlich wegen der
                              leichten Oxydirbarkeit des Mangans, nicht vor, und auch am negativen Pol wird das
                              Oxydul nicht reducirt. Der Meinung Böttger's a. a. O. S. 50., als seyen die Superoxyde bildenden Metalle vorzugsweise geeignet zur
                              Darstellung Nobili'scher Figuren, kann man mit dem Zusaze
                              wohl beitreten, daß sie wegen des elektrischen Verhaltens jener Oxyde vorzugsweise
                              auf positiven Platten Figuren liefern werden. Ob diese indessen wirklich erhalten
                              werden, ist bei der leichten Zersezbarkeit der meisten Superoxyde, namentlich derer
                              der Alkalien, nicht zu erwarten; die Superoxyde des Bleies und Mangans gehören zu
                              den beständigsten, und ihr elektrisches Verhalten ist genugsam bekannt. Eben so
                              wahrscheinlich ist aber, daß auch die Säuren bildendenVergl. Tab. II die Reaction des weinsauren Antimonoxydkali und die unten
                                    folgende des chromsauren Kali auf Silber. und selbst andere sehr elektronegative Sauerstoffverbindungen liefernde
                              Metalle zur Erzeugung der Figuren auf positiven Platten geeignet sind, und daß
                              elektronegative Verbindungen der leztern Art secundär in einem Elektrolyten gebildet
                              werden können, zeigt z.B. das Zinnchloridgas, welches Faraday
                              Poggend. Annalen Bd. XXXIII S. 483. bei Zersezung des Zinnchlorür am positiven Pol erhielt, während am negativen
                              Pol Zinn metallisch ausgeschieden wurde. Die oben erwähnte leichte Zersezbarkeit der
                              Superoxyde der Alkalien ist auch vielleicht der Grund, weßhalb dieselben in ihren einfachen Salzen auf
                              Platin oder Gold zu keinen Erscheinungen Veranlassung geben, während die Oxydation
                              des Silbers die Bildung von Figuren aus jenen und auch anderen Salzen befördert.
                           Der bei der Bildung der Figuren am positiven Pol absorbirte Sauerstoff scheint bei
                              den Sauerstoffsalzen des Bleies und Mangans von den Oxyden der Lösung unmittelbar
                              herzurühren. Bei Anwendung von concentrirter Bleilösung findet keinerlei
                              Gasentwikelung statt, wohl aber lebhaft auf Zumischung von Wasser an beiden Polen.
                              Eben so erhielt ich bei Zersezung der essigsauren Manganlösung in starker Verdünnung
                              an beiden Polen Gas; beim Manganchlorür dagegen entweicht Salzsäure.
                           Sonderbar erscheint unter diesen Umständen die Wirkung der Essigsäure auf Gold und
                              Platin, welche Nobili fast als übereinstimmend mit der
                              des essigsauren Bleies schildert, und macht eine Prüfung unerläßlich. Bei
                              successiver Anwendung einer Säule von 8, 12 und 16 Zink-Kupfer-Platten
                              von 10 2/3 Quadratzoll jeder einzelnen Metallfläche, habe ich indessen sowohl von
                              concentrirter als verdünnter Essigsäure auf positivem und negativem Platin nur
                              gleichzeitige Gasentwikelung an beiden Polen erhalten; wohl aber genügte eine
                              geringe Beimischung von Bleizuker eine „unbestimmte“ bräunliche
                              Färbung hervorzurufen. Man muß daher annehmen, daß sich bei Nobili ein Irrthum eingeschlichen hat entweder beim Aufzeichnen der
                              Resultate selbst, oder wahrscheinlicher veranlaßt von Verunreinigung der Essigsäure
                              durch dem Gefäße oder der Platte anhaftenden Bleizuker.
                           Das Gesezmäßige in der Farbenerscheinung wird schon auf Tab. I sehr häufig
                              verschleiert durch secundäre Producte der Elektroden, da wo die Niederschläge auf
                              den chemisch leicht angreifbaren Metallen erfolgen, und namentlich ist dieß der
                              Fall, wenn der Träger der Farben mit dem positiven Pol verbunden war. Doch wird auch
                              im lezteren Falle in der Regel nach längerer Einwirkung des Stromes, z.B. bei
                              Zersezung des essigsauren Bleies auf Silber, die Reaction des Metalls der Lösung
                              kenntlich; am negativen Pole tritt das Metall des Salzes häufig in seinen
                              Verbindungen gänzlich ungestört auf. Auch Säuren konnten auf diesen Metallen
                              Erscheinungen geben, aber vorzugsweise am positiven Pol; ihrer Wirkung ist auch wohl
                              immer eine der schon bei einfachen Salzen vorkommenden doppelten Reactionen an
                              beiden Polen zuzuschreiben, denn man erhält z.B. einerlei Ringe auf positivem
                              Silber, wenn man mit Essigsäure äzt oder mit essigsaurem Kupfer, mit verdünnter
                              Schwefelsäure, oder mit schwefelsaurem Kupfer etc. Im Allgemeinen werden einfache
                              Salze und Säuren nur an
                              Einem Pole eine charakteristische Reaction liefern, und man könnte sämmtliche Nobili'sche Figuren nach drei Hauptclassen unterscheiden:
                              als Aezungen unter Mitwirkung des Galvanismus wie die Wirkungen der Säuren auf
                              unedle Metalle oder auf Silber; als Niederschläge z.B. die des essigsauren Bleies
                              oder Kupfers auf Gold oder Platin; oder endlich als geäzte Niederschläge, wie unter
                              Andern die Reaction des Bleisalzes auf positivem Silber. In diese drei Hauptclassen
                              lassen sich auch die aus den Doppelsalzen und gemischten Salzlösungen Tab. III
                              dargestellten Figuren bringen, deren unendliche Mannichfaltigkeit und scheinbare
                              Regellosigkeit selbst auf Gold oder Platin erklärlich wird, da die metallischen
                              Basen durch gleichzeitiges Bestreben zur Ausscheidung oder wirklichen Niederschlag
                              die Erscheinungen modificiren. Häufig sind aber auch hier die Farben ihrem Ursprunge
                              nach deutlich erkennbar.
                           Die vorstehenden Erklärungen können nach den bekannten Eigenschaften der erwarteten
                              Niederschläge einigermaßen in der Wahl der Elektrolyten leiten, wenn es darauf
                              ankommt, aus anorganischen Substanzen mannichfach gefärbte Figuren zu erzeugen und
                              zur Bestimmung der Dauerhaftigkeit der Farben führen, wohl zu unterscheiden von der
                              Festigkeit, mit welcher sie der Platte anhaften, die sich nur durch Erfahrung
                              ermitteln läßt. Der Glanz der Farben scheint bei den einfacheren Niederschlägen mit
                              der Politur des Trägers zuzunehmen; je complicirter aber die Niederschläge
                              namentlich durch starken Angriff der Platten ausfallen, desto mehr scheint eine
                              längere Einwirkung des Stromes zur Erzeugung einer glänzenden Figur erforderlich.
                              Die Bildung der Figur überhaupt hängt vorzugsweise von den Elementen des
                              Elektrolyten ab; höchst merkwürdig aber ist dabei der Einfluß des Metalls der
                              Platte, der mit seinem elektromotorischen Verhalten zu dem erwarteten Niederschlage
                              vielleicht in naher Beziehung steht. Das Leitungsvermögen der Platte, die Stärke der
                              Auflösung und der Säule, so wie der Abstand der Elektroden von einander, haben
                              außerdem einen unverkennbaren, aber für jezt ebenfalls nicht näher bestimmbaren
                              Einfluß auf die Breite der Ringe und die Schnelligkeit ihrer Ausbildung. Dagegen
                              scheint das Metall der färbenden Elektrode nur von untergeordneter Bedeutung zu
                              seyn; wenigstens kann man nach Böttger statt einer
                              Platin-Elektrode eine Spize von Graphit oder Buchsbaumkohle bei der Zersezung
                              der Blei- und Mangansalze ohne Nachtheil anwenden, und eben so sah ich die
                              Erscheinungen ungestört vor sich gehen bei Anwendung von Kupfer-,
                              Messing- und Eisendrähten statt des Platin. Ueberhaupt wird man sich bei den
                              am positiven Pol färbenden Substanzen als negativer Elektroden der wohlfeileren
                              Metalle bedienen können;
                              sollen aber auf negativen Platten Figuren erzeugt werden, so ist es rathsam, die
                              schwer oxydirbaren Metalle, Gold oder Platin, zu positiven Elektroden zu wählen.
                           Die aus organischen Substanzen Tab. III dargestellten Figuren durften hier der
                              Vollständigkeit halber nicht fehlen, obgleich sie für jezt, wo man der Wirkung des
                              Galvanismus auf diese Stoffe so wie ihrem elektrischen Verhalten überhaupt noch
                              keine bedeutende Aufmerksamkeit geschenkt hat und für die Metallfärbung im Besondern
                              von geringem Interesse sind. Auf jeden Fall wäre es ersprießlicher gewesen, wenn Nobili seine mühsamen Versuche auf Platin statt auf
                              Silber vorgenommen hätte, dessen Oxydation die Erscheinungen verwikelter macht. Dieß
                              hinderte indessen selbst nicht die Uebereinstimmung einiger Figuren, welche aus
                              chemisch ähnlichen Substanzen erhalten wurden, zu erkennen, z.B. die
                              Uebereinstimmung der aus den beiden Theilen vom Ei, dem Harn und Harnstoff etc.
                              dargestellten Ringe.Es ist mir sehr wahrscheinlich, daß statt des Zeichens (–), welches in
                                    den Versuchen Nobili's
                                    bei dem Resultat der Zersezung der Schweinegalle gegeben ist, ein (+)
                                    Zeichen stehen muß. Sie deutet ein bestimmtes elektrisches Verhalten der gemeinsamen
                              Bestandtheile dieser Elektrolyten an und läßt in Rüksicht auf Färbung aus
                              organischen Stoffen dargestellter Figuren eine endlose Mannichfaltigkeit nicht
                              erwarten. Unter allen Umständen scheint mir die eigenthümliche Aufstellung der
                              Elektroden in den Nobili'schen Versuchen sehr geeignet,
                              eben sowohl über das elektrische Verhalten von Elektrolyten, als über die
                              Verbreitung der elektrischen Erregung innerhalb derselben Aufklärung zu verbreiten
                              und der Beachtung der Physiker in hohem Grade werth.
                           Will man den Vorgang bei den Zersezungen vorläufig kennen lernen, so genügt es, auf
                              die zu färbende Platte, nachdem sie mit dem einen Pol der Säule verbunden ist,
                              einige Tropfen der zu prüfenden Flüssigkeit zu geben und hierauf durch Eintauchen
                              der zugespizten zweiten Elektrode senkrecht gegen jene Platte den Strom zu
                              schließen. Zu genauer Darstellung der Nobili'schen
                              Figuren habe ich mich der folgenden Vorrichtung bedient. Ein sechs Zoll langes, drei
                              Zoll breites Brett von Buchenholz bildet den Fuß des Apparates, auf dessen schmaler
                              Kante der Träger eines fünf Zoll langen horizontalen Armes befestigt ist. An dem
                              freien Ende dieses Armes ist eine ebenfalls hölzerne Schraubenspindel in senkrechter
                              Richtung beweglich und trifft verlängert die Mitte eines in das Fußbrett
                              eingemeißelten Behältnisses, welches zur Ausnahme von Queksilber dient. Die
                              Schraubenspindel ist nach der Richtung ihrer Achse durchbohrt, um den färbenden Draht
                              durchzulassen, während das Queksilberbehältniß durch einen von der Seite durch das
                              Brett eingelassenen Draht mit der andern Elektrode verbunden werden kann. Zur
                              Aufnahme der Flüssigkeit dient ein mit einer Durchbohrung im Boden versehener
                              Glasteller, durch welche ein im Innern in eine kleine Platte auslaufender
                              Metalldraht, am besten von Platin, wasserdicht gelegt ist, so daß er mit seinem
                              untern Ende in das Queksilber des Behältnisses taucht, wenn der Glasteller passend
                              auf dasselbe gesezt wird. Wird auf jene Platte der erwählte Träger der Figur gelegt,
                              so ist einleuchtend, auf welche Weise er in ununterbrochene Verbindung mit einem der
                              Pole der Volta'schen Säule gebracht werden kann, und der Gebrauch des Apparates
                              bedarf keiner weiteren Erläuterung.
                           Mit diesem Apparat habe ich mehrere Versuche Nobili's und einige von Böttger angestellte wiederholt; die gesammten Versuche dieser Physiker
                              umfassen indessen fast alle löslichen Salze so weit sie bekannt sind, von denen sich
                              mannichfaltig gefärbte Figuren erwarten lassen; nur das chromsaure Kali schien mir
                              der Prüfung noch werth, da das Chrom durch schön gefärbte Verbindungen bekannt ist.
                              Die hieraus erhaltene Reaction möge mit den wichtigsten aus einigen bereits früher
                              geprüften Salzen von mir erhaltenen Resultaten hier ergänzend folgen. Sämmtliche
                              Lösungen wurden auf Platten von Platin, Silber, Neusilber, Eisen, Kupfer und Messing
                              zerlegt, während die färbende Elektrode durch einen Platindraht gebildet wurde. Mit
                              Ausnahme des minder ebenen Platins waren alle Platten gut polirt und die Platinspize
                              wurde ihnen auf 1 bis 1/2 Linie genähert. Die Säule war eine Volta'sche und aus acht
                              gelötheten Zink-Kupfer-Platten von der oben angegebenen Größe
                              zusammengesezt.
                           Zweifach-chromsaures Kali in wenig verdünnter Lösung gab nur auf Silber am
                              positiven Pole eine Figur, deren braunrothe Mitte von einem schwach metallischen
                              Ringe umgeben war, auf den eine violbraune Zone folgte. Die rothbraune Farbe ließ
                              sich mit destillirtem Wasser abwaschen, der Rest der Figur aber erst nachdem er mit
                              verdünnter Schwefelsäure erhizt war. Nach Reinigung des Silbers zeigten sich Spuren
                              eines harten weißen Metalls, das ich für Chrom hielt, da es weder von Salpetersäure,
                              noch von Schwefelsäure angegriffen wurde.
                           Essigsaures Blei gab auf sämmtlichen Platten, wenn sie positiv waren, alle Farben des
                              Spectrums, die aber von der durchscheinenden Farbe des Trägers auf dem Eisen einen
                              harten, auf dem Kupfer einen röthlichen und auf dem Messing einen matten Ton
                              annahmen. Die Farben
                              vertragen starkes Reiben und geringe Temperaturerhöhung; durch Hize aber und Säuren
                              werden sie zerstört.
                           Concentrirte Manganchlorür-Lösung färbt nur positives Platin und Silber.
                              Platin färbt sich schwärzlich, dann grünlich, goldgelb, bräunlichroth, purpurroth
                              und dann mit schwarz wiederkehrend, in vorzüglicher Schönheit; beim Silber werden
                              durch seine gleichzeitige Oxydation die Farben stark modificirt; die Dauerhaftigkeit
                              ist wie beim Blei. Essigsaure Manganoxydul-Lösung mußte erst stark verdünnt
                              werden und lieferte dann dieselben Farben auf Platin; auf Silber wurden sie nicht so
                              deutlich erhalten wie bei dem vorigen Mangansalze.
                           Essigsaures Kupfer gab auf allen Platten, wenn sie negativ waren, besonders die
                              Farben Schwarz, Braun, Gelb und Blau, auch Violett und Grün, selten Roth; Säuren
                              lösen den Niederschlag, der übrigens getroknet stark haftet wie die vorigen.
                           Die eigenthümliche Form der Nobili'schen Figuren ist
                              einzig von der Form und elektrischen Spannung der Elektroden abhängig; das
                              Erscheinen der Niederschläge überhaupt aber ist eine unter allen Umständen
                              eintretende Folge der Elektrolyse. Will man daher Metalle mit fremdartigen
                              Substanzen überziehen auf galvanischem Wege, so kann ein jeder der in den obigen
                              Tabellen enthaltenen Elektrolyten, wenn er auf dem fraglichen Metall eine Nobili'sche Figur liefert, dazu benuzt werden. Kommt es
                              aber darauf an, einem metallischen Gegenstande eine gefällige Färbung zu ertheilen,
                              so sind für Färbungen am negativen Pol das essigsaure Kupfer, für Färbungen am
                              positiven Pol das essigsaure BleiBecquerel im polytechn. Journal Bd. LXXXIX S. 432 scheint
                                    irrigerweise zu glauben, daß nur die Auflösung von Bleioxyd in Aezkali zur
                                    Färbung brauchbar sey; diese Lösung läßt außerdem fürchten, daß gleichzeitig
                                    niedergeschlagenes Kali der Dauerhaftigkeit der Farben Eintrag thut.
                                    – Wenn Mangansalze auch andere Metalle als Platin und Silber färbten,
                                    wären sie ebenfalls zur Metallfärbung besonders zu empfehlen. vor allen Salzen durch Schönheit und Dauerhaftigkeit der Farben
                              ausgezeichnet. Obgleich beide Salze auf fast allen Metallen ihre eigenthümlichen
                              Farben hervorrufen, so sind doch die des Bleies, abgesehen von der größeren
                              Mannichfaltigkeit derselben, durch eine gewisse Constanz, mit der sie auftreten,
                              überall vor denen des Kupfers ausgezeichnet. Das essigsaure Blei, da es am positiven
                              Pole färbt, gestattet außerdem die Anwendung jeglichen Metalls zur negativen
                              Elektrode, und seine Auflösung hält sich besser als die des essigsauren Kupfers,
                              welches bald in sich eine nachtheilige Zersezung erleidet. Im Folgenden werde ich
                              daher mich nur speciell auf die Metallfärbung durch essigsaures Blei beziehen, obgleich die Erfahrungen
                              ohne Zweifel auf alle berührten Elektrolyten Anwendung finden können.
                           Wenn ein aus Metallen, auf welchen das essigsaure Blei eine Nobili'sche Figur liefert, gefertigter Gegenstand gefärbt werden soll, so
                              muß derselbe als positive Elektrode in die Bleizukerlösung gebracht werden, worauf
                              derselbe sich, nachdem man durch Eintauchen der negativen Elektrode in das
                              Zersezungsgefäß geschlossen hat, fast momentan mit den Farben des Regenbogens
                              überzieht. Soll indessen der Ueberzug gleichmäßig und glänzend ausfallen, so muß der
                              Gegenstand vor dem Eintauchen stark polirt und durch Laugen sorgfältig von allen
                              adhärirenden Fettigkeiten gereinigt seyn. Nach der Färbung muß derselbe sogleich in
                              destillirtem Wasser abgespült und mit einem reinen, nicht staubigen leinenen Lappen
                              troken gerieben werden. Läßt man den Gegenstand nach vollendeter Färbung, oder um
                              einige Stellen durch stärkere Einwirkung der Elektrode hoher zu färben, in der
                              Lösung, so löst die frei gewordene Säure die Niederschläge anderweitig theilweise
                              oder ganz wieder auf. Diese schädliche Wirkung der Säure wird man am besten durch
                              eingestreute Bleiglätte verhindern können; außerdem ist es rathsam, auch durch
                              Bleizuker die Lösung stets in Concentration zu erhalten. Auf Neusilber erscheinen
                              die Bleifarben am reinsten und glänzendsten.
                           Theoretisch ist das Problem, die Farben des essigsauren Bleies in beliebiger Form und
                              einzeln herzustellen, leicht zu lösen, denn wenn man die negative Elektrode statt in
                              eine feine Spize, in eine der zu färbenden Fläche parallele Curve oder Fläche
                              auslaufen lassen könnte, die in allen ihren Punkten gleichmäßig elektrisch afficirt
                              wäre, so würde man dort die Farben in parallelen Curven, hier successive und einzeln
                              erhalten, wie sie sich bei Anwendung einer Spize in ihrer Projection entwikeln.
                              Praktisch läßt sich allerdings auf ebenen Platten leicht ein System paralleler
                              Linien herstellen, wenn man ein zugeschärftes Blech als negative Elektrode parallel
                              jener Ebene anwendet, allein für jegliche Fläche ist dieß schwerlich erreichbar und
                              noch weniger der Parallelismus und die genaue elektrische Spannung in allen ihren
                              Punkten, wie die Empfindlichkeit des Reagens es erfordert. Es verdient aber hier
                              bemerkt zu werden, daß die Färbung in einer Atom-Veränderung beruht und stets
                              unmittelbar an den metallischen Elektroden vorgeht, daher eine jede capilläre, durch
                              die Lösung innig nezbare Substanz sich zum Auftragen der Farben eignet, sobald man
                              nur das eine Ende der aufgesogenen Flüssigkeitssäule mit der negativen Elektrode in
                              Verbindung gesezt hat. Baumwolle und Sammet gehörig gereinigt haben sich mir als
                              sehr brauchbar erwiesen, und es leidet keinen Zweifel, daß durch Anwendung solcher
                              Stoffe die Metallfärbung, wie sie hier entwikelt worden, einer feineren Ausbildung fähig ist.
                              Auch scheinen mir nur durch ihre Hülfe einfarbige Ueberzüge erreichbar, da man hier,
                              wenn auch nicht ganz die galvanische Kraft, doch das färbende Princip in der Gewalt
                              behält.
                           Für jezt behindert, den Gegenstand dieser Abhandlung weiter zu verfolgen, will ich
                              noch darauf aufmerksam machen, daß durch Einbrennen mit einer Platinhaut überzogene
                              Porzellantafeln sich zur Ausbildung der Metallmalerei besonders empfehlen, da sie
                              zugleich die Anwendung der so glänzenden Manganfarben gestatten und einer Abnuzung
                              nicht so sehr unterworfen sind, als andere metallische Platten. Das genaue Studium
                              der Nobili'schen Figuren in Absicht auf die Farbenfolge
                              und ihre Entwikelung bleibt bei jeden Elektrolyten höchst empfehlenswerth.
                           ––––––––––
                           Nach Schluß dieser Abhandlung finde ich im polyt. Journ. Bd. XCI S. 462 eine denselben Gegenstand
                              behandelnde von Becquerel. Da indessen die
                              Selbstständigkeit beider Aufsäze jedem unbefangenen Leser unverkennbar seyn muß,
                              außerdem die meinige von ganz anderem Gesichtspunkte ausgeht, habe ich mich nicht
                              veranlaßt gefühlt, ihre bereits vollendete Fassung zu ändern.
                           Rostock, im August 1844.