| Titel: | Einige Vorschriften für das Bronziren, Brüniren und Graumachen der Gewehrläufe; von E. O. Schmidt und C. Martin, Büchsenmacher. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. VII., S. 20 | 
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                        VII.
                        Einige Vorschriften fuͤr das Bronziren,
                           Bruͤniren und Graumachen der Gewehrlaͤufe; von E. O. Schmidt und C. Martin,
                           Buͤchsenmacher.
                        Aus dem polytechnischen Centralblatt 1845, Heft
                              6.
                        Schmidt und Martin's Vorschriften für das Bronziren, Brüniren und
                           Graumachen der Gewehrläufe.
                        
                     
                        
                           Die Gewehrläufe für Soldaten sind ganz einfach polirt, was die schönste Verzierung
                              ist, welche man ihnen geben kann. Derartige polirte Läufe verlangen jedoch, daß man
                              sie fast täglich puzt, um sie gegen den Rost zu schüzen, und aus diesem Grunde (zum
                              Theil auch der Verschönerung wegen) versieht man die Läufe der Gewehre, die nicht
                              täglich in Gebrauch genommen werden und die man nicht so oft puzen will, mit dünnen
                              Ueberzügen, die gegen den Rost schüzen und die man durch eine absichtliche
                              oberflächliche Oxydation des Eisens erzeugt.
                           Durch das Blaumachen erhält der Flintenlauf eine bläulich
                              Farbe, welche die Büchsenmacher Wasserfarbe nennen. Um
                              das Rohr blau zu machen, wird dasselbe vorerst bis zu einem gewissen Grad erhizt,
                              worauf man es in hölzerne Zangen legt, die in den Schraubstok gespannt werden. Mit
                              Blutstein wird das Rohr so lange abgerieben, bis es die gewöhnliche Farbe erhalten
                              hat. Einige Büchsenmacher bewirken auch das Blaumachen der Flintenläufe mit Horn,
                              und um dieses auszuführen, wird das Rohr bis zu einer dunkelrothen Farbe erhizt und
                              dann mit dem Horn gerieben.
                           
                           Um dem Rohr eine aschgraue Farbe zu geben, verfährt man
                              auf folgende Weise: vorerst wird das Rohr gut polirt und dann mit gereinigtem
                              Olivenöhl abgerieben, worauf man es mit Asche bestreut und in ein Holzkohlenfeuer
                              bringt. Das Rohr wird in kurzer Zeit schwarz, nimmt aber später die weißliche Farbe
                              der Asche an, worauf es aus dem Feuer gezogen und abgekühlt wird. Nachdem man es
                              noch abgewischt und leicht geöhlt hat, ist die Operation beendet. Man muß hiezu
                              gesiebte Asche von gesundem Holze anwenden.
                           Um dem Rohre eine bräunliche Farbe zu geben, bedient man
                              sich eines Stüks Spießglasbutter, die auf nachstehende Art und Weise angewendet
                              wird. Man nimmt 1 Quentchen Spießglasbutter und 3 Quentchen Olivenöhl und erwärmt
                              das Ganze, bis sich beide Substanzen vollkommen mit einander vermischt haben, worauf
                              die Mischung mit einem feinen Leinenlappen leicht auf das Rohr gerieben wird. Nach
                              Verlauf von 24 Stunden ist das Rohr mit einem rothen Rost überzogen, den man,
                              nachdem das Rohr eingeöhlt worden ist, wegwischt. Das Einreiben und Abwischen wird
                              so vielmal wiederholt, bis die Farbe glatt, gleichmäßig und gut braun ist. Um dem
                              Rohr diese braunrothe Farbe zu ertheilen, braucht man eine Zeit von 10 bis 12 Tagen,
                              und zwar geht bei kaltem Wetter die Operation langsamer von statten, als bei warmer
                              Witterung.
                           Damit das Rohr eine bunte Schattirung erhalte, macht man
                              aus Salpetersäure und Wasser eine so scharfe Composition, daß man sie auf der Zunge
                              ertragen kann. In diese Mischung wird das Rohr während 2–3 Minuten
                              eingetaucht, bis die Windungen (der Damast) des Eisens gut hervortreten, worauf man
                              das Rohr aus der Mischung herauszieht und abwischt. Hierauf wird das Rohr auf ein
                              Holzkohlenfeuer gebracht, wo es eine dunkle, fast schwarze Farbe annimmt. Sobald der
                              Arbeiter bemerkt, daß die schwarze Farbe ins Rothe übergehen will, zieht er das Rohr
                              aus dem Feuer heraus und läßt es so weit erkalten, daß er es noch in der Hand halten
                              kann. Es wird alsdann nochmals in die mit Wasser verdünnte Säure eingetaucht, jedoch
                              sogleich wieder herausgezogen und abgewischt. Um die Wirkung der Säure zu
                              begünstigen, muß das Rohr vor dem Eintauchen sorgfältig entfettet werden. Endlich
                              bringt man Fett auf das Rohr, um das Fortschreiten der Oxydation zu hindern. Es
                              versteht sich wohl von selbst, daß alle zum Innern des Laufs führenden Oeffnungen
                              während der Operation verschlossen werden müssen.
                           
                           Das gewöhnliche Bronziren ist der farbigen Schattirung vorzuziehen, denn ersteres ist
                              nicht nur dauerhafter, sondern ein auf gewöhnliche Weise bronzirtes Rohr ist auch in
                              der Folge weniger dem Roste ausgesezt.
                           Zum Bräunen des Rohrs wendet man 14 Gramme Salpetersäure,
                              14 Gramme Salpetergeist, 14 Gramme Weingeist, 56 Gramme Kupfervitriol und etwas
                              Stahlspäne an. Diese Stoffe werden zusammengemischt, und der Kupfervitriol vorher in
                              einer solchen Menge aufgelöst, daß er mit den andern Ingredienzien ein Viertel der
                              Mischung ausmacht. Bevor das Rohr gebräunt wird, muß es gut gereinigt und die Seele
                              so wie auch das Cylinderloch gut verstopft werden. Die Mischung trägt man mit einem
                              reinen Lappen oder Schwamm auf, wobei man darauf sieht, daß alle Theile des Rohrs
                              überzogen werden. Nach dem Auftragen der Composition wird das Rohr während 24
                              Stunden der Luft ausgesezt. Nach Verlauf dieser Zeit reibt man es mit einer harten
                              Bürste ab, um alles (überschüssige; d. Red.) auf der Oberfläche des Rohrs gebildete
                              Oxyd zu entfernen. Diese Operation muß noch einmal und selbst zweimal wiederholt
                              werden, wenn nach dem zweiten Auftrage das Rohr noch keine vollkommen braune Farbe
                              erhalten hat. Hierauf wird das Rohr abgerieben, sorgfältig abgewischt und in
                              kochendes Wasser eingetaucht, das ein wenig Alkali enthält, damit die ganze Wirkung
                              der Säure auf das Rohr zerstört wird. Sobald das Rohr aus dem Wasser gezogen und
                              vollkommen troken ist, reibt man es sanft mit einem Polirholz aus hartem Holze ab,
                              und erwärmt es bis zur Temperatur des kochenden Wassers, worauf man einen Firniß auf
                              das Rohr aufträgt, der aus einer mit etwas Drachenblut versezten spirituösen
                              Schellakauflösung besteht. Sobald der Lak vollkommen troken geworden ist, reibt man
                              ihn mit einem Polirstahl ab, um der Oberfläche einen angenehmen Glanz zu
                              ertheilen.
                           Um ein aus Eisen bestehendes Rohr zu bräunen, muß vorher die Oberfläche des Laufs gut
                              abgeschmirgelt werden, und vor den Bräunen verschließt man oben und unten die
                              Mündung des Lauft mit einem Stük Holz, das zugleich beim Brüniren zum Angriff dient
                              Das Rohr wird mit Werg und Asche abgerieben, um es vom Fett zu reinigen. –
                              Die zum Bräunen des Rohrs dienende Composition wird in einer Glasflasche angesezt
                              und besteht aus 8 Loth weichem Wasser, 2 Loth Salzsäure, 1 Loth versüßtem Salpeter
                              geist und 1 Loth blauem Vitriol. Bevor man diese Composition anwenden kann, muß
                              dieselbe erst einige Stunden vorher an gesezt und fleißig umgeschüttelt worden seyn.
                              Nach erfolgter Auflösung wird der Lauf mit dieser Composition schwach angestrichen,
                              die man mit einem
                              Schwamme aufträgt. In Folge dieses Anstrichs ist nach Verlauf von 3–4 Stunden
                              die Oberfläche des Laufs mit einem feinen Rost überzogen. Sobald der erste Anstrich
                              vollkommen troken geworden ist, entfernt man mit einer aus ganz feinem Draht
                              angefertigten Krazbürste den Rost, was jedoch so geschehen muß, daß zu gleicher Zeit
                              das Rohr Glanz erhält. Nach diesem bürstet man das Rohr mit einer harten
                              Borstenbürste ab und wiederholt das angegebene Verfahren täglich zwei- bis
                              dreimal, wo dann nach Verlauf von 2–4 Tagen das Rohr eine schöne glänzende
                              Bräune erhält. Um die fernere Wirkung der sauern Composition zu zerstören, übergießt
                              man den Lauf mit einem Maaß kochenden Wassers, reibt ihn nochmals mit einem wollenen
                              Lappen tüchtig ab und streicht Oehl auf denselben.
                           Um einen damascirten Lauf zu brüniren, wird derselbe eben so vor dem Auftragen der
                              Composition, wie in dem vorhergehenden Recept erwähnt worden ist, behandelt. Zu
                              dieser Composition selbst nimmt man 2 Loth Scheidewasser, 1/2 Loth Salzspiritus, 1/2
                              Loth Spiritus nitri, 1/2 Loth blauen Vitriol und 1 Maaß Wasser. Nach erfolgtem
                              Auflösen dieser Composition in einer Glasflasche verfährt man mit derselben eben so,
                              wie es in dem vorhergehenden Recepte angegeben worden ist.
                           Um Damastläufe schwarz zu machen, ist es nöthig, daß der
                              dazu bestimmte Lauf ganz fein polirt ist. Der Lauf wird alsdann mit einer ganz
                              dünnen Schicht Oehl überzogen und dann überall mit Asche aus hartem Holz bepudert.
                              Hierauf läßt man den Lauf auf glühenden Kohlen schwarz anlaufen, worauf er vom Feuer
                              weggezogen wird, um ihn erkalten zu lassen. Nach dem Erkalten des Laufs schüttet man
                              in ein halbes Maaß Wasser einige Tropfen Schwefelsäure und streicht den Lauf mit
                              diesem äzenden Wasser an, worauf er schnell mit Werg oder grober Leinwand und reinem
                              Wasser abgewaschen wird. Bei dem auf diese Weise behandelten Damastlauf bleiben die
                              Eisenstellen schwarz, während die Stahlstellen weiß werden. Auf diese hier
                              angegebene Art erhält man einen schönen farbigen Lauf, der nach vollendeter
                              Operation gut abgetroknet und mit Oehl angestrichen werden muß, um die fernere
                              Einwirkung der Säure zu zerstören. Um den Damast auf der Oberfläche des Laufs
                              erhaben zu beizen, muß der Lauf an seinen Mündungen mit Pfropfen gut verstopft und
                              von Fett gereinigt werden. Der Lauf wird alsdann in einen langen mit Pech
                              ausgegossenen Kasten gelegt und über denselben 1 Maaß Wasser gegossen, in dem 2 Loth
                              Salzsäure sich befinden. In diesem Wasser läßt man den Lauf 3–4 Stunden
                              liegen, worauf er aus dem Kasten genommen, mit Ziegelmehl und Werg abgerieben und gut abgetroknet
                              wird. Alsdann trägt man auf den Lauf eine Schicht Oehl auf und erwärmt ihn auf dem
                              Kohlenfeuer. In Folge dieser Operation treten die Stahlstellen hervor, da die
                              Eisenstellen vom Aezwasser angegriffen wurden.