| Titel: | Apparat zum Extrahiren der organischen Substanzen mit Alkohol und Aether; von Hrn. Payen. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. VIII., S. 25 | 
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                        VIII.
                        Apparat zum Extrahiren der organischen Substanzen
                           mit Alkohol und Aether; von Hrn. Payen.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, Jan. 1845,
                              S. 59.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Payen's Apparat zum Extrahiren der organischen Substanzen mit
                           Alkohol und Aether.
                        
                     
                        
                           Bei den Apparaten, welche man gegenwärtig anwendet, um aus organischen Substanzen
                              deren nähere Bestandtheile mittelst Alkohol, Aether etc. zu extrahiren, muß man sehr
                              viel Zeit und Sorgfalt auf die Operationen verwenden, Filtrationen und vollständige
                              Aussüßungen durchführen, auch viele Destillationen vornehmen, um das
                              Auflösungsmittel zum Theil wieder zu gewinnen; dazu kommt noch, daß durch den
                              Einfluß der Luft bisweilen neue Producte entstehen können, was die Resultate
                              unsicher macht.
                           Diese Schwierigkeiten verschwinden bei dem einfachen und leicht zu dirigirenden
                              Apparat (extracteur à distillation continue
                              genannt), welchen ich zu diesem Zwek ausgedacht habe. Derselbe entspricht den
                              Bedingungen einer von selbst erfolgenden Erschöpfung der organischen Substanzen,
                              wobei ein Umgießen der Flüssigkeiten an der Luft vermieden und möglichst wenig Zeit
                              zu den Manipulationen erfordert wird.
                           Die Vortheile dieses Apparats sind aus seiner Construction leicht zu ersehen; er
                              besteht aus einem Ballon A, Fig. 8, in dessen Hals ein
                              sogenannter Vorstoß B eingefügt ist; die ausgezogene
                              Spize dieses lezteren reicht bis in die Mitte des Ballons hinein. Die oberen Theile
                              dieser zwei Gefäße sind durch eine Seitenröhre c, d mit
                              einander in Communication; natürlich mußte nun für die Ausdehnung und
                              Zusammenziehung der Gase und Dämpfe in diesen beiden Gefäßen Vorsorge getroffen
                              werden; deßhalb ist die Sicherheitsröhre E angebracht,
                              in deren ersten Kugel sich überdieß ein Theil der Dämpfe verdichtet und als
                              Flüssigkeit wieder in den Vorstoß herabfällt.
                           Will man sich dieses Apparats bedienen, um eine Substanz mit Alkohol oder Aether zu
                              erschöpfen und alle Aussüßungsproducte zu concentriren, so versieht man den Hals des
                              Vorstoßes mit einem Pfropf aus BaumwollgarnDerselbe muß wie alle Propfe vorher mit jenen Flüssigkeiten ausgewaschen
                                    worden seyn., füllt dessen bauchigen Theil zu zwei Drittel seiner Höhe mit der
                              auszuziehenden Substanz (in Form von trokenem Pulver) an und gießt so viel
                              Flüssigkeit auf dieselbe, daß sie alle Theile befeuchten, die Zwischenräume
                              ausfüllen, in den Ballon filtriren und denselben dann zur Hälfte füllen kann. Man
                              macht hierauf den Pfropf an der Stelle wo der Vorstoß eingestekt wird und an dem
                              Tubulus des Ballons zurecht, worauf man lezteren zur Hälfte in ein Wasserbad H einsezt. Der Apparat wird in seiner senkrechten
                              Stellung mittelst eines gewöhnlichen Trägers erhalten, welcher den Hals des Ballons
                              umfaßt. Das Wasserbad wird mit einer aus zwei Theilen bestehenden Platte bedekt und
                              mittelst einer Weingeistlampe erhizt, deren Docht so niedrig gestellt werden kann,
                              daß die Temperatur des Wassers, worin ein Thermometer stekt, bloß auf
                              38–40° C. erhalten wird.
                           Der Aether im Ballon wird nun ins Sieden kommen und im Kochen bleiben; sein Dampf
                              steigt in die Höhe und verdichtet sich zum Theil in der Seitenröhre; die verdichtete
                              Flüssigkeit gelangt destillirt wieder auf die Substanz, welche der Vorstoß enthält;
                              der überschüssige Dampf und die ausgedehnte Luft entweichen durch die
                              Sicherheitsröhre; aber ein Theil des Dampfs verdichtet sich in den drei Kugeln,
                              wovon die erste ihre Flüssigkeit unmittelbar in den Vorstoß herablaufen läßt und so
                              zur Erschöpfung der Substanz beiträgt. Um ein regelmäßiges Filtriren zu bewirken,
                              legt man auf die gehörig geebnete Oberfläche der pulverigen Substanz drei Scheiben
                              Filtrirpapier.
                           Die filtrirte Auflösung concentrirt sich immer mehr im Ballon; sie liefert durch ihre
                              Destillation beständig gereinigten Aether der Substanz im Vorstoß, welche durch das
                              stets sich wiederholende Filtriren erschöpft wird. Die geeignete Temperatur für
                              diese von selbst erfolgende Circulation läßt sich leicht auf die Dauer mehrerer
                              Stunden reguliren.
                           Aus folgendem Beispiel sind die Vortheile der Methode und des Apparats ersichtlich.
                              Zwei Deciliter Holz in Pulverform wurden dreißig Stunden lang ohne Unterbrechung mit
                              einem halben Liter Aether extrahirt, ohne daß zur Beaufsichtigung der Operation über
                              eine Stunde Zeit erforderlich war. Um dasselbe Resultat mittelst Filtrirens an der
                              Luft zu erzielen, hätte man wenigstens 5 Liter Aether aufwenden, über zehn
                              Rectificationen vornehmen, fast alle seine Zeit während dreier Tage den Operationen widmen und
                              beständig den Aetherdampf einathmen müssen.
                           Man kann diesen Apparat in den Formen und Dimensionen seiner einzelnen Theile leicht
                              abändern; in vielen Fällen dürfte es zwekmäßig seyn, den Vorstoß in eine umgestürzte
                              Gloke Fig. 10
                              zu stellen und kaltes Wasser in den Zwischenraum beider Gefäße zu bringen. Die
                              Abänderung der Sicherheitsröhre, welche Fig. 9 zeigt, macht die
                              Anwendung dieses Apparats bequemer; sie gestattet das Auflösungsmittel durch diese
                              Röhre zuzusezen und die in den Kugeln verdichtete Flüssigkeit wieder in den Vorstoß
                              gelangen zu lassen: dazu genügt es den Ballon ein wenig abzukühlen.
                           Die Behandlung einer Substanz mittelst Alkohol in meinen Apparat kann ökonomischer
                              gemacht werden, indem man das Wasser bad mittelst einer Oehllampe, Fig. 11, von constantem
                              Niveau erhizt man richtet die Flamme und deren Entfernung vom Boden der
                              Wasserbehälters so, daß die Destillation des Alkohols ohne merkliches Entweichen von
                              Dampf durch die Sicherheitsröhre unterhalten wird Würde man das Wasserbad auf einen
                              gewöhnlichen Ofen stellen und mit Holzkohlen erhizen, so müßte man der
                              Beaufsichtigung des Apparats und Direction des Feuers viel Zeit widmen.
                           Durch meinen Extractor mit ununterbrochener Destillation lassen sich verschiedene
                              Operationen in den Laboratorien leichter und wohlfeiler ausführen; bisweilen läßt er
                              sich auch mit Vortheil benuzen, um gewisse Substanzen mit destillirtem Wasser
                              auszuziehen; in diesen Fall ersezt man das Wasserbad durch Oehl oder eine
                              Salzauflösung.Z.B. eine Auflösung von salzsaurem Zink, denn Siedepunkt nach ihrer
                                    Concentration sehr verschieden und genau bestimmt ist.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
