| Titel: | Ueber die farbigen Ringe, welche durch die Ablagerung der Metalloxyde auf den Metallen hervorgebracht werden; von Edmond Becquerel. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. XXVIII., S. 124 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber die farbigen Ringe, welche durch die
                           Ablagerung der Metalloxyde auf den Metallen hervorgebracht werden; von Edmond
                              Becquerel.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, März 1845,
                              S. 342.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Becquerel, über die farbigen Ringe, welche durch die Ablagerung der
                           Metalloxyde auf den Metallen hervorgebracht werden.
                        
                     
                        
                           Man weiß durch die Versuche meines Vaters (polytechnisches Journal Bd. LXXXIX S. 363 u. 432 und Bd. XCI S. 462),
                              daß wenn man einen elektrischen Strom durch die alkalische Auflösung eines
                              Metalloxyds leitet, dessen Superoxyd unauflöslich ist, sich am positiven Pol dünne
                              Schichten von Superoxyd absezen, welche dem Poliren mit Leder und Englischroth
                              widerstehen.
                           Bedient man sich einer Auflösung von Bleioxyd in Aezkali, welche 23 Grade an
                              Baumé's Aräometer zeigt und bringt an den positiven Pol einer Säule von 8
                              oder 10 Elementen ein polirtes Kupfer-, Messing-, Platin- oder
                              Goldblech etc., während der negative Pol ein Platindraht ist, so zeigen sich auf dem
                              Blech bald glänzende Farben, indem sich Bleisuperoxyd in dünnen Lamellen auf dem
                              Blech absezt. Ist der Niederschlag gleichförmig, so ist auch die Farbe auf dem
                              ganzen Blech dieselbe; die Farbe wechselt aber periodisch und geht durch alle
                              Nüancen des Sonnenspectrums in dem Maaße als die Dike zunimmt. Bildet sich der
                              Niederschlag unregelmäßig, so hat man auf demselben Blech eine Reihe verschiedener
                              Farben, welche den Newton'schen Farbenringen analog
                              sind.
                           Man kann sogar die farbigen Ringe mittelst folgenden Verfahrens hervorbringen,
                              welches im Wesentlichen mit dem von Nobili angewandten
                              übereinstimmt.
                           Man benuzt als positive Platte ein polirtes reines Argentanblech A, A, Fig. 39 (diese Legirung
                              von Nikel und Kupfer nimmt die Färbungen sehr gut an), und taucht dieses Blech
                              horizontal in die erwähnte alkalische Bleioxydlösung, nachdem man zuvor im Centrum
                              desselben auf seiner unteren Seite einen Leitungsdraht befestigt hat, welcher mit
                              dem positiven Pol der Säule communicirt. Man nähert nun der oberen Fläche des
                              Argentanblechs bis auf 1 oder 2 Millimeter einen Platindraht, welcher durch eine
                              Glasröhre C, D gestekt und nach Wollaston's Art eingeschmolzen ist, so daß der elektrische Strom in die
                              Flüssigkeit nur durch die sehr feine Spize C ausströmt;
                              es bildet sich dann eine Reihe farbiger Ringe, wovon die äußeren einen sehr großen
                              Durchmesser haben. Die Platte wird zulezt mit vielem Wasser abgewaschen und mit
                              Sägespänen getroknet.
                           Wenn das kreisförmige Argentanblech 15 Centimeter im Durchmesser hat, kann man
                              wenigstens drei oder vier Reihen ziemlich scharfer farbiger Ringe erhalten.
                           Ich will nun zeigen, daß diese farbigen Ringe den beim durchgehenden Licht und
                              keineswegs den beim reflectirten Licht entstehenden Newton'schen Farbenringen analog sind. Dieß ergibt sich aus der
                              Aufeinanderfolge der Farben (und wie durch die Untersuchungen des Verfassers
                              ebenfalls nachgewiesen wird, aus dem Verhältniß zwischen den Diken der Schichten und
                              ihrer Durchmesser. D. Red.). Dieses Resultat ließ sich auch wohl voraussehen; denn
                              wenn man farbige Ringe mit einem dünnen Plättchen bildet, dessen Brechungsverhältniß
                              zwischen den Brechungsverhältnissen der zwei sich berührenden Körper liegt, so
                              erhält man Ringe mit weißem und nicht mit schwarzem Centrum.
                           Dieß ist gerade der Erfolg, wenn das dünne Plättchen aus Bleisuperoxyd besteht, da
                              das Brechungsverhältniß dieser Substanz zwischen demjenigen der Luft und des Metalls
                              in der Mitte liegt. Bei diesen Ringen ist die Dike viel größer im Centrum, wo sich
                              mehr Superoxyd niederschlägt, als am Umfang. Das Umgekehrte findet statt bei den
                              farbigen Ringen, welche sich zwischen einer Glastafel und einer convexen Linse
                              zeigen, weil die Luftschicht im Centrum weniger dik ist als an der Peripherie.
                           Die Curve, welche durch die obere Fläche der Superoxydschicht in einer auf die
                              Metallplatte senkrechten und durch das Centrum gehenden Ebene gebildet wird, ist
                              leicht zu berechnen. Es sey BX in Fig. 40 die Metallplatte,
                              B ihr Centrum, A das
                              Ende der Spize des negativen Pols, durch welchen allein die Elektricität ausströmt.
                              C sey irgend ein Punkt; wenn der Strom hergestellt
                              ist, wird die Dike y der am Punkt C abgesezten Superoxyd-Schicht bloß von der Intensität des Stroms
                              und der Entfernung AC abhängen. Wäre diese
                              Intensität im umgekehrten Verhältniß mit der Länge AC, so hätte man
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 96, S. 125
                              
                           für die Gleichung der Curve in welche sich der obere Theil der
                              Superoxyd-Schicht endigt; in derselben bezeichnet m die Entfernung AB und A einen Coefficient, welcher von der Leitungskraft der
                              Auflösung und der Stärke der Säule abhängt. Diese Curve hat BX zur Asymptote und zwei Beugungspunkte in den
                              Entfernungen BD und – BD gleich m/2
                              √2, welche man mittelst des rechtwinkeligen Dreieks BOF erhält, dessen Seiten BO und OF gleich
                              der Hälfte der Entfernung AB sind. Bringt man den
                              Punkt A sehr nahe an B, etwa
                              bis auf einen halben Millimeter, so kann man m²
                              vor X² vernachlässigen und die Gleichung wird y = A/X, d.h. die Diken der Superoxyd-Schichten stehen ziemlich in
                              umgekehrtem Verhältniß mit den Durchmessern der Ringe.
                           Nachdem ich auf verschiedenen Platten mehrere Reihen Ringe dargestellt hatte, konnte
                              ich folgende Farben beobachten. Ich nenne ersten Ring denjenigen, welcher den
                              größten Durchmesser hat und der kleinsten Dike entspricht, und beginne mit den am
                              äußersten Rand befindlichen Farben.
                           
                              
                                 Farben der Ringe (aus
                                    Bleisuperoxyd),     vom aͤußeren
                                    Ring anfangend.
                                 Farben der Newton'schen
                                    Ringe, welche   man im durchgehenden Licht sieht,
                                    vom          weißen
                                    Centrum anfangend.
                                 
                              
                                     Erster
                                       Ring.
                                       
                                       Erster Ring.
                                 
                              
                                 Falbgelb, Violettroth, Blaßblau.
                                 Gelb, Schwarz, Violett, Blau.
                                 
                              
                                    Zweiter Ring.
                                       Zweiter
                                       Ring.
                                 
                              
                                 Weiß, Gelb, Roth in Blauviolett
                                    uͤbergehend(diese Farben sind sehr glaͤnzend).
                                 Weiß, Gelb, Roth, Violett, Blau.
                                 
                              
                                    Dritter Ring.
                                       
                                       Dritter Ring.
                                 
                              
                                 Gruͤn, Gelb, Roth, Blau,
                                    Gruͤnlichblau.
                                 Gruͤn, Gelb, Roth,
                                    Blaͤulichgruͤn.
                                 
                              
                                 Der vierte Ring
                                    und die folgenden sind   Abwechselungen von Roth und
                                    Gruͤn, welche   sich immer mehr bilden, so daß man
                                    am Ende   die schwarze Farbe des braunen
                                    Bleisuperoxyds   erhaͤlt.
                                 Der vierte Ring und die
                                    folgenden sind   Abwechselungen von Roth und
                                    Gruͤnlichblau.
                                 
                              
                           Man ersieht aus dieser Tabelle, daß die Analogie auffallend ist; betrachtet man
                              überdieß die Ringe von Bleisuperoxyd mit einem dunkelrothen Glas, so sieht man nur
                              ganz helle und dunkle Ringe und der erste dunkle Ring entspricht so ziemlich dem
                              Blau der ersten Ordnung; so daß die kleinste Dike der Superoxyd-Schicht, wie
                              die beim durchgehenden Licht sich zeigenden Ringe, eine glänzende Farbe liefert.
                           
                           Das Mangansuperoxyd liefert Farben, welche denselben Ursprung haben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
