| Titel: | Ueber gußeiserne Gasleitungsröhren. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. L., S. 214 | 
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                        L.
                        Ueber gußeiserne
                           Gasleitungsroͤhren.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1844, Nr.
                              1115.
                        Ueber gußeiserne Gasleitungsröhren.
                        
                     
                        
                           Bei den Verhandlungen über Croll's neues Verfahren das
                              Steinkohlengas zu reinigen (polytechn. Journal Bd.
                                 XCV S. 279) wurden auch die gußeisernen Leitungsrohren in der Gesellschaft
                              der Civilingenieure (zu London) besprochen.
                           Prof. Graham bemerkte, daß man bei der Vertheilung des
                              Gases jedes Mittel ergreifen müsse, um der Porosität der Röhren zu begegnen. Er fand
                              bei Versuchen mit gußeisernen Gasröhren, daß sich 25 Procent atmosphärische Luft mit
                              dem Gas vermischt hatten, nachdem dasselbe zwölf Stunden lang in den Hauptröhren
                              geblieben war; dieß erfolgte einzig durch die Porosität des Gußeisens, indem durch
                              die Diffusionskraft der Gase Luft eintrat, obgleich das Steinkohlengas in der Röhre
                              unter schwachem Druk war. Dieß muß man aber zu vermeiden suchen, nicht nur wegen des
                              offenbaren Gasverlusts, sondern auch deßhalb, weil schon eine geringe Menge
                              atmosphärischer Luft, dem Gas beigemischt, dessen Leuchtkraft sehr vermindert.
                           Hr. Simpson bemerkte, daß früher viele Gasröhren gelegt
                              wurden, ohne vorher probirt worden zu seyn, und auch jezt gäbe es, wie Versuche ihn
                              überzeugten, wenig Röhren, die nicht in einem gewissen Grade porös wären. Beim
                              Probiren derselben mit Wasser unter starkem Druke zeige, wenn ein Spiegel nahe an
                              die Oberfläche des
                              Metalls gehalten werde, ein feuchter Anhauch die Durchdringlichkeit derselben an,
                              und nachdem der Druk einige Zeit lang fortgesezt worden, sey die Ausschwizung von
                              Feuchtigkeit erst recht sichtbar. Oxydation könne die Poren des Metalls in einem
                              gewissen Grade verstopfen und diesen Erfolg verhindern; er möchte vorschlagen, alle
                              Röhren mit einer Salmiaklösung zu probiren, welche in die Metallmasse
                              hineingetrieben, deren Oxydation veranlassen und dem Uebelstand zum großen Theil
                              abhelfen müßte. Er sey überzeugt, daß 25 Proc. Gas durch das Auslassen der Röhren
                              und ihrer Verbindungsstellen verloren gehen; wenn man die Straßen aufbreche, seyen
                              die Gas- und Wasserröhren sogleich daran zu unterscheiden, daß das die erstem
                              umgebende Erdreich mit Gas gesättigt sey. Er kenne einen Fall, wo in einer Länge von
                              1000 Yards durch 2 Zoll weite Röhren in 24 Stunden 357 Kubikfuß Gas verloren gingen;
                              durch fleißiges Repariren der leken und porösen Stellen und anderer Fehler im Metall
                              der Röhren wurde das Auslassen in drei Jahren auf 13 Kubikfuß in 24 Stunden
                              reducirt.
                           Vor einiger Zeit wurde Hr. Lowe aufgefordert ein Gaswerk
                              in der Provinz zu untersuchen, wo, obgleich die Abnehmer das Gas meterweise
                              bezahlten, und für jedes öffentliche Gaslicht 6 Kubikfuß stündlich gestattet waren,
                              doch 75 Proc. des erzeugten Gases nichtverrechnet werden konnten. Bei näherer
                              Untersuchung fand sich, daß aus Unwissenheit des Aufsehers den Tag über beständig
                              ein Wasserdruk von 2 Zoll auf die Röhren erhalten worden war. Der Proceß der
                              Exosmose wurde hiedurch sehr befördert. Sobald dieser Druk vermindert wurde, war
                              auch der Verlust verhältnißmäßig geringer, und als man auf seinen Rath das Gas eine
                              Zeit lang in minder reinem Zustande als gewöhnlich in die Röhren gelangen ließ,
                              waren die leken Stellen bald entdekt und reparirt. Sicher findet bei Gasröhren der
                              Proceß der Endosmose und Exosmose statt, indem das Gußeisen von porösem und zeitigem
                              Gefüge ist und nach seiner Meinung sey ein großer Theil des Verlusts Folge der
                              Durchdringlichkeit des Metalls. Auch er bestätigte, daß nicht nur um die
                              Verbindungsstellen herum, sondern der ganzen Länge der Röhren nach der Boden, in
                              welchem sie liegen, mit Gas gesättigt sey.
                           Hr. Cooper glaubt, daß die weiche und poröse
                              Beschaffenheit des Gußeisens, dessen man sich zu den Röhren bedient, um sie behufs
                              ihrer Verzweigung gehörig ausbohren und ineinanderpassen zu können, Ursache sey an
                              dieser Erscheinung und dem davon herrührenden Gasverluste.
                           Jedenfalls ist es eine Hauptsache, die Verbindung der Röhren mit einander gehörig zu
                              bewerkstelligen.
                           
                           In Manchester war es seit einigen Jahren gebräuchlich, die Verbindung von gußeisernen
                              Röhren dadurch zu bilden, daß man ein Ende derselben ausbohrte und das
                              nächstfolgende abdrehte und genau in das erste einpaßte. In neuerer Zeit hat Hr. Hick bei Forrester und Comp.
                              in Liverpool eine Vorrichtung erdacht, mittelst welcher das Ausbohren und Abdrehen
                              sehr schnell von statten geht. Er nimmt eine Drehbankbahn und befestigt darauf zwei
                              Spindelstöke mit starken Spindeln, so daß sie nahezu an den Enden der Drehbank sich
                              befinden und einander gegenüber stehen; ihre Entfernung von einander ist so groß,
                              daß man eine Röhre zwischen dieselben legen kann. Auf jeder Spindel wird ein Kopf
                              befestigt, in welchen Stahlschneiden, wie in einen Bohrkopf eingekeilt werden; der
                              eine derselben dient nun dazu, das Innere der Röhren an ihrem weiteren Ende
                              kegelförmig auszubohren, beim anderen sind die Schneiden oder Stähle so angeordnet,
                              daß sie das andere Ende derselben Röhre abdrehen, und zwar zu einem
                              correspondirenden Kegel. Die Röhre selbst wird auf einem Drehbankschlitten
                              aufgespannt, so daß ihre Achse mit der Achse der beiden Drehbankspindeln
                              zusammenfällt, und dann gegen den einen Bohrkopf sammt dem Schlitten bewegt, und
                              nach Vollendung des einen Endes, gegen den andern. Auf diese Weise geht die Arbeit
                              sehr schnell und sehr genau von statten. Diese Art, die Röhren in einander zu
                              passen, wurde in Liverpool und Manchester bald allgemein und verdient bekannter zu
                              werden.
                           Der Vorsizende bemerkte, daß er, mit der Beaufsichtigung der Themse beauftragt, oft
                              auf die Nachtheile aufmerksam geworden sey, welche von den Reinigungsproducten
                              herrühren, die von den Gaswerken in den Fluß laufen. Er halte die
                              Ammoniakflüssigkeit für eines der schädlichsten dieser Producte und es wäre von
                              nicht geringem Nuzen, wenn durch Einführung des Croll'schen Systems (durch Anwendung trokenen Kalkhydrats statt Kalkmilch in
                              den Reinigungsapparaten) dieser Uebelstand, wenn auch nicht ganz aufgehoben, doch
                              vermindert werden könnte.
                           Hr. James Muir bemerkt in seinem Werke New River Waterworks:
                              „Man kann von dem Steinkohlengas buchstäblich sagen, daß es an Orten,
                                 durch welche die Röhren mehrerer Gascompagnien gelegt wurden, das Erdreich
                                 sättigt, und hier findet häufig auch der Eintritt desselben in die
                                 danebenlaufenden Wasserleitungsröhren statt.
                              
                           
                              Wurden so gelegene Wasserleitungen geöffnet, so entluden sie ein nicht geringes
                                 Volum Gas in eines oder mehrere der anliegenden Häuser, welchem eine kleine
                                 Menge mit Gas imprägnirten Wassers folgte, welches, in der Cisterne
                                 aufgesammelt, alles nachfolgende, wenn auch sonst reine, verdirbt. Diese Entladung ist nicht
                                 nur wegen ihres Geruchs höchst unangenehm, sondern auch äußerst gefährlich, weil
                                 sehr leicht eine Explosion daraus entstehen kann. Man bringt, ohne etwas Böses
                                 zu ahnen, eine brennende Kerze in die Wasser-Cisterne, wo man sich am
                                 allerwenigsten einer höchst brennbaren Substanz versieht, und es erfolgt eine
                                 Explosion, deren Heftigkeit durch die bedeutende Beimischung von atmosphärischer
                                 Luft noch sehr erhöht wird.
                              
                           
                              Um diesem Uebelstande abzuhelfen, wurden die Gascompagnien angehalten, die leken
                                 Stellen aufzusuchen, während man die schadhafte Wasserleitung zugleich bloßlegte
                                 und sich durch Probiren ihrer Röhren unter bedeutendem Druk die Ueberzeugung
                                 verschaffte, daß sie vollkommen wasserdicht sey; aber alles umsonst.
                              
                           
                              Die Umstände, welche dieses herbeiführen, verhalten sich etwa so: die
                                 Wasserleitung hat mehrere Zweige, welche sich in einem niedrigeren Niveau
                                 ausgießen, als dasjenige ist, worin sie sich befindet; bleibt also auf irgend
                                 eine Weise einmal das Wasser aus, so sucht das Wasser in den Röhren sich zu
                                 entleeren und hinterläßt einen nicht im Gleichgewicht erhaltenen atmosphärischen
                                 Druk, vermöge dessen die umgebende Flüssigkeit, gleichviel ob Gas oder Luft,
                                 einzutreten gezwungen ist und der, da er oft einer viele Zolle hohen Wassersäule
                                 gleichkömmt, das Eindringen von Gas in scheinbar luftdichte, gußeiserne Röhren
                                 bewirkt. Diese verdorbene Luft kann, wenn sie mit einer kleinen Menge Wasser in
                                 Berührung bleibt, von der Röhrenleitung zurükgehalten werden, imprägnirt das
                                 Wasser darin und beide werden, sobald das Wasser wieder anlangt, in die zunächst
                                 liegende Cisterne getrieben.
                              
                           
                              Diese Ansicht von der Sache führte auf den Vorschlag folgenden einfachen Mittels
                                 um dem Uebelstande abzuhelfen; man bediente sich desselben schon mehreremale und
                                 jedesmal mit gutem Erfolg.
                              
                           
                              Von dem höchsten Theile der vom Gas afficirten Wasserleitung an wird eine
                                 schmiedeiserne Röhre von 34/4 Zoll Durchmesser, die stark genug ist, daß sich
                                 keine Curve bilden kann, welche Wasser, zurükhalten würde, gerade, jedoch etwas
                                 aufwärts gegen die nächste geschüzte Stelle, wie etwa gegen die Seite eines
                                 Hauses, gelegt, wo man sie in ein beliebig hoch über dem Boden aufsteigendes
                                 verticales Stük ausgehen läßt. Oben an dieses verticale Stük wird das kleine
                                 Schwimmventil geschraubt. Der Schwimmer bildet das Ventil. Er besteht aus einem
                                 cylindrischen Stük Kork, in dessen Achse ein Messingdraht befestigt ist, der als
                                 Spindel dient, um ihn zu leiten. Oben ist es mit Leder bedekt, welches mit der obern
                                 Mündung, wenn das Schwimmventil steigt, luftdicht schließt. Es ist ein
                                 Kupferdekel vorhanden, um das Eintreten verstopfender Gegenstände zu verhindern;
                                 doch ist dieß kein wesentlicher Theil der Vorrichtung. Das Ventil stellt eine
                                 freie Communication mit der äußern Luft her, sobald das Wasser der Röhrenleitung
                                 sich entleert, und indem es dadurch das Gleichgewicht zwischen den umgebenden
                                 Flüssigkeiten und den innern herstellt, hebt es jedes Bestreben der erstern nach
                                 Innen zu dringen auf. Sobald hingegen die Röhrenleitung wieder mit Wasser
                                 gefüllt ist, schließt sich das Ventil und verhindert jedes ungeeignete
                                 Entweichen.“