| Titel: | Neues Verfahren zur Bereitung eines photographischen Papiers; von Hrn. Gaudin. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. LIII., S. 224 | 
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                        LIII.
                        Neues Verfahren zur Bereitung eines
                           photographischen Papiers; von Hrn. Gaudin.
                        Aus den Comptes rendus, März 1845, S.
                              857.
                        Gaudin's Verfahren zur Bereitung eines photographischen
                           Papiers.
                        
                     
                        
                           Man sezt ein Blatt weißes Papier eine Minute lang dem
                              Dampf rauchender Salzsäure aus, überstreicht dann seine Oberfläche vermittelst eines
                              Pinsels (dessen Heft nicht von Metall seyn darf) mit einer fast gesättigten Auflösung von neutralem salpetersaurem Silber und läßt es
                              troknen. Das Papier kann nun benuzt werden.
                           Man bringt nun das trokene Papierblatt in den Brennpunkt einer Camera obscura. Wenn
                              man es aus derselben nimmt, ist keine Spur des Bildes sichtbar; befeuchtet man aber
                              das Papier dann mit einer beinahe gesättigten Auflösung von
                                 Eisenvitriol, welche mit Schwefelsäure schwach angesäuert wurde, so
                              erscheint das Bild sogleich.
                           Um das Bild zu fixiren, wascht man es mit vielem Wasser ab und hierauf mit Wasser,
                              welches 1/10 Aezammoniak enthält, wodurch es unveränderlich wird. Sollten die weißen
                              Stellen schwach gelb gefärbt seyn, so müßte man das Papier, ehe man es troknet, noch
                              mit Wasser abwaschen, welches mit Salzsäure angesäuert ist.
                           Die Bilder, welche man so erhält, sind verkehrt wie mit dem Papier von Talbot und die Empfindlichkeit des neuen Papiers ist auch
                              dieselbe.
                           Um diese Bilder wieder umzukehren oder in ihrem wahren Licht zu erhalten, muß man
                              sich desselben Papiers bedienen, ohne es durch Eisenvitriol zu nehmen, sondern die
                              Operation unterbrechen und warten, bis die Conturen auf dem Papier, welche das
                              umgekehrte Bild begränzen, schwarz geworden sind.
                           Wendet man statt des gewöhnlichen salpetersauren Silbers die ammoniakalischen
                              Silbersalze an, so erhält man ein noch empfindlicheres Papier, aber die Auflösung
                              ist weniger haltbar. Um die umgekehrten Bilder hervorzubringen, bediene ich mich
                              jedoch eines Papiers, welches nach dem Imprägniren mit salzsaurem Gas, mit
                              essigsaurem Silberoxyd-Ammoniak überzogen wurde.
                           Salpetersaures Silber, wie man es durch Auflösen eines Fünffrankenstüks erhält, ist
                              vollkommen genügend.
                           Ich habe ein umgekehrtes Bild zwei Tage lang der Sonne ausgesezt, ohne daß es sich im
                              Geringsten veränderte.
                           
                           Um die umgekehrten Bilder hervorzubringen, ist es nöthig diese Bilder zu firnissen,
                              wodurch die Ungleichheiten des Papiers verschwinden, dieselben schärfer ausfallen
                              und die Operation merklich beschleunigt wird.
                           Das Zubereiten des Papiers muß beim Kerzenlicht geschehen,
                              nachdem es aber durch den Eisenvitriol gezogen wurde, kann man das weitere Abwaschen
                              beim gewöhnlichen Tageslicht im Zimmer vornehmen.