| Titel: | Ueber die niederländische Dreschmaschine; von J. A. N. Moorrees. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. LVIII., S. 238 | 
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                        LVIII.
                        Ueber die niederlaͤndische
                           DreschmaschineIn der Sammlung landwirthschaftlicher Geräthe zu Hohenheim befindet sich ein
                                 Modell dieser Maschine, ein Geschenk des Hrn. Baron von Knobelsdorff aus dem Haag. Es unterscheidet sich jedoch von der hier
                                 beschriebenen Maschine dadurch, daß an die Stelle der Ketten und Seile gezahnte
                                 Räder angebracht sind. In der zugleich miterhaltenen Beschreibung ist gesagt,
                                 daß damit in 20–25 Minuten 100 Garben, also in einem Tag über 2000 Garben
                                 gedroschen werden können, die Maschine somit die Arbeit von wenigstens zwanzig
                                 guten Arbeitern verrichte, während zu ihrer Bedienung nur drei Mann, ein Knabe
                                 und ein gutes Pferd nöthig seyen. Sodann ist darauf aufmerksam gemacht, daß die
                                 ausgestrekten Flegel wenigstens 1/4 Zoll Abstand haben müssen von dem Kloz, auf
                                 dem das Getreide geschlagen wird, weil sonst das Korn zerdrükt wird. Als
                                 Hauptvorzug wird gerühmt der vollkommen reine Ausdrusch und die Erhaltung des
                                 Strohes, das dabei nicht geknikt wird. Riecke.; von J. A. N.
                              Moorrees.
                        Aus Riecke's Wochenblatt für Land- und
                                 Hauswirthschaft etc., 1845, Nr. 13.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Moorrees, über die niederländische Dreschmaschine.
                        
                     
                        
                           Ueber diese Maschine, welche eine Erfindung des Hrn. A. Th. von
                                 Rynberk, Oekonom zu Buren Provinz Gelderland, ist und wofür derselbe von
                              der allgemeinen niederländischen Gesellschaft zur Beförderung der Industrie die
                              goldene Medaille erhielt, sagt der Erfinder Folgendes:
                           
                              „Die Dreschmaschine hat mit Einschluß des hinten befindlichen Trogs, in
                                 welchen das Getreide eingelegt wird, eine Länge von 3 Meter und eine Breite im
                                 Licht von 0,72 Meter. Sie wird durch ein gewöhnliches Göpelwerk nur mittelst eines Pferdes in Bewegung gesezt. Die GarbenEs sind hier Garben von 0,25–0,30 Meter Durchmesser und einem
                                       Gewicht von 10–13 Kilogrammen gemeint. werden zu diesem Zwek aus einander gemacht, in dem Trog gleichmäßig aus
                                 einander gelegt und von zwei gegen einander laufenden Walzen, wovon die obere
                                 gefurcht, die untere glatt ist, ergriffen und in die Maschine gebracht. Vor
                                 diesen Walzen befindet sich ein Kloz, über welchen das Getreide geschoben wird,
                                 um auf der äußeren Seite oder Eke desselben durch vier auf einander folgende
                                 Flegel, welche an einem Kreuz befestigt sind, geschlagen zu werden, so daß, wenn
                                 das Getreide um 0,028 Meter vorwärts rükt, dasselbe 3 oder 4 1/2 Schläge
                                 bekommt, je nachdem man die Maschine stellt. Vorne steht ein Mann, welcher das
                                 Stroh von der Maschine nimmt und auf einen Haufen zusammen legt, um es wieder in
                                 Garben zu binden.
                              
                           
                              Es ist schwierig, genau zu bestimmen, wie viel man jeden Tag damit zu dreschen vermag, da
                                 das Stroh in der Länge sehr verschieden ist; wenn man aber Stroh von
                                 gewöhnlicher Länge hat, so kann man in 3/4 Stunden eine Vim (104 Garben) dreschen, ja bei ganz trokenem Getreide wird man in
                                 1/2 Stunde damit fertig werden, da man dann die Maschine um 1/3 schneller gehen
                                 lassen kann. So viel steht fest, daß man mit diesem Werkzeug in einem Tag
                                 wenigstens so viel dreschen kann, als sechs Männer mit dem gewöhnlichen
                                 Dreschflegel leisten können. Ueberdieß hat man dabei noch den Vortheil, daß wenn
                                 Brand in dem Getreide ist, man das Korn doch ganz weiß erhält, da die brandigen
                                 Körner hiebei nicht zerquetscht werden und somit sich durch die Puzmühle
                                 entfernen lassen.
                              
                           
                              Erklärung der AbbildungFig. 26.
                                 A ist eine hölzerne Scheibe 1,08 Meter im
                                 Durchmesser und 0,064 Meter dik, mit welcher eine zweite kleinere Scheibe B von 0,205 Meter im Durchmesser auf derselben Achse
                                 C verbunden ist. Diese beiden Scheiben werden
                                 durch das Göpelwerk, wie sich ein solches beinahe in jeder Wirthschaft in den
                                 Niederlanden zum Buttern vorfindet, in Bewegung gesezt, und zwar in der Art, daß
                                 sie sich zehnmal um ihre Achse drehen, bis das Pferd einmal herumgeht.
                              
                           
                              D und E sind zwei
                                 mittelst einer Schraube mit einander verbundene Scheiben, die eine 0,93 Meter,
                                 die andere 0,62 Meter im Durchmesser. Bringt man daher die Kette (welche in der
                                 Figur um die kleinere Scheibe E lauft) um die
                                 größere Scheibe D, was mittelst Einsezung einer
                                 kleinern Kette geschieht, so wird dadurch die Geschwindigkeit der Walzen um 1/3
                                 vermindert.
                              
                           
                              G und H sind zwei
                                 Scheiben, welche an den Enden der beiden Walzen angebracht sind, um leztere in
                                 Bewegung zu sezen. Dieselben haben einen Durchmesser von 0,31 Meter, und da die
                                 Walzen selbst nur 0,23 Meter Dike haben, so muß eine der beiden Scheiben H weiter vorstehen, damit die Bewegung der Walzen,
                                 welche ziemlich nahe an einander laufen müssen, dadurch nicht gehindert wird.
                                 Diese beiden Scheiben werden durch die kleine Scheibe F, welche auf derselben Achse mit D und
                                 E angebracht ist und 0,135 Meter im Durchmesser
                                 hat, mittelst zweier Ketten in entgegengesezter Richtung in Bewegung gesezt. Die
                                 Walzen drehen sich hienach ungefähr 1 1/2 mal um ihre Achse, während das Pferd
                                 einmal herumgeht, und in derselben Zeit wird das Stroh von den Walzen um etwas
                                 mehr als 1 Meter vorwärts geschoben.
                              
                           
                              J ist eine Scheibe 0,36 Meter im Durchmesser, welche
                                 sich an derselben Achse befindet, an welcher das Kreuz mit den Flegeln befestigt
                                 ist. Sie wird durch die Scheibe A mittelst eines
                                 Seils in Bewegung
                                 gesezt und dreht sich also 30mal um in der Zeit, in welcher das Pferd einmal
                                 herumgeht. Während dieser Zeit werden also durch die Flegel 120 Schläge gegeben,
                                 so daß auf 2 1/2 niederländische Zolle (= 0,025 M.) Länge des Strohes 3–4
                                 1/2 Schläge gegeben werden können, je nachdem man die Kette um die Scheibe E oder D legt.Dabei ist in Ueberlegung zu ziehen, daß das Getreide allmählich eingelegt
                                       und fortgeschoben wird, daß also die Aehren in Gliedern hinter einander
                                       zu liegen kommen, ferner daß eine Aehre 0,07–0,1 Meter Länge hat,
                                       so daß jede Aehre für sich 9–18 Schlage erhält.
                                 
                              
                           
                              K ist das Kreuz, an welchem die Flegel befestigt
                                 sind. Die Arme sind durch Latten verbunden, auf welche die Flegel rechtwinklich
                                 überfallen; die Flegel selbst hängen an durchgehenden eisernen Nägeln. Diese
                                 Flegel haben aber nicht die gewöhnliche Form eines Schlagholzes, sondern
                                 bestehen aus einem vierekigen hölzernen Rahmen, welcher auf der Seite, mit
                                 welcher er das Getreide trifft, mit Eisen beschlagen ist.
                              
                           
                              L ist der Kloz, worüber das Getreide fortgeschoben
                                 wird. Längs diesem Kloz, der auf der Seite mit Eisen beschlagen ist, laufen die
                                 Flegel möglichst nahe, so daß das Getreide gerade auf der Eke desselben von
                                 ihnen getroffen wird.
                              
                           
                              M ist der Trog, in welchem das Getreide aus einander
                                 gelegt wird. Er ist 0,67 Meter breit und hat auf beiden Seiten aufrecht stehende
                                 Bretter, so daß das Getreide nie zwischen die Scheiben oder irgend wo anders
                                 hin, als nur zwischen die Walzen gelangen kann.
                              
                           
                              N sind Hebebäume (auf jeder Seite einer), welche
                                 durch angehängte Gewichte auf die an den Enden der oberen Walze befindlichen
                                 Scheiben H, H einen Druk ausüben.
                              
                           
                              O sind die Pfosten, in welchen die Zapfenlager für
                                 die Achse C liegen.
                              
                           
                              Der Boden der Maschine, welcher etwas geneigt ist, besteht aus Latten, zwischen
                                 welchen die Körner durchfallen, während das Stroh weiter geschoben wird. Das
                                 Ganze ist auf beiden Seiten mit Brettern verschlossen, was aber in der Figur, um
                                 das Innere anschaulich zu machen, weggelassen wurde. Eine solche Dreschmaschine
                                 kostet in den Niederlanden troz der dortigen hohen Holzpreise – ohne den
                                 Pferdegöpel – nur etwa 150 fl., und auch mit dem Göpelwerk übersteigt die
                                 Ausgabe nie die Summe von 350 fl.“
                              
                           Der Hr. Baron van Lynden zu Hemmen spricht sich über
                              dieses Werkzeug in folgender Art aus:
                           
                           
                              „Die Leistungen dieser Maschine, welche ich zuerst bei ihrem Erfinder in
                                 Wirksamkeit sah, überschreiten weit das von dem bescheidenen Erfinder oben
                                 Gesagte. In meiner Gegenwart wurden in 1/4 Stunde 104 Garben (eine Vim) Weizen ausgedroschen und zwar so vollkommen, daß
                                 kein einziges Korn im Stroh mehr gefunden wurde. Dabei wurde die Maschine nur
                                 durch ein Pferd ohne große Kraftanstrengung in
                                 Bewegung gesezt. Was in der obigen Beschreibung nicht berührt ist, aber doch
                                 sehr wichtig erscheint, ist das, daß die Achse, an welcher das Kreuz mit den
                                 Flegeln befestiget ist, einigermaßen verschoben werden kann, um die Flegel dem
                                 Kloz L mehr oder weniger nähern zu können. Treffen
                                 die Flegel den Kloz selbst, so ist der Lärm beinahe unausstehlich. Als ich die
                                 Maschine sah, so standen die Flegel auf 1 1/4 niederländische Zoll Entfernung
                                 und machten bei dieser Stellung im Ganzen keinen oder hoch nur sehr geringen
                                 Lärm. Für Haber, Gerste etc., welche sich leichter dreschen lassen, werden die
                                 Flegel auf 3 3/4 – 4 niederländische Zoll gerichtet und man hört dann das
                                 Werkzeug nicht mehr. – Mittelst dieser Maschine läßt sich jedes Getreide
                                 leicht, schnell und ganz rein ausdreschen; Nachdreschen ist nie nöthig. Das
                                 Eigenthümliche dieser Vorrichtung sind die so leicht beweglichen Flegel; anfangs
                                 waren sie ganz fest, aber wenn die Garbe etwas zu dik war, so wurde hiedurch die
                                 Arbeit gestört.“
                              
                           Die Vorzüge dieser Dreschmaschine werden weiter bestätigt durch Hrn. Stuart zu Beverwük, der sich durch den Erfinder eine
                              solche Maschine verfertigen ließ, sodann durch Hrn. Baron van
                                 Brakel zu Liemde, der auch seit langer Zeit ein solches Werkzeug hat und
                              damit sehr zufrieden ist, so wie durch Hrn. Enklaar,
                              Director einer landwirthschaftlichen Schule, welcher, nachdem er die Leistungen der
                              Maschine genau beobachtet hatte, vor Kurzem in seiner Monatsschrift De vriend van den Landman eine Beschreibung derselben
                              mittheilte. Uebrigens existirt die Maschine in den Niederlanden bereits mit vielen
                              Abänderungen, welche aber, wie Hr. van Lynden sagt, wohl
                              meist nur sogenannte oder behauptete Verbesserungen seyn dürften.
                           
                        
                     
                  
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