| Titel: | Ueber einen Luftcompressions-Apparat zum Absinken von Bergwerksschachten unter Wasser; von Hrn. Triger. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. LXXIX., S. 304 | 
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                        LXXIX.
                        Ueber einen Luftcompressions-Apparat zum
                           Absinken von Bergwerksschachten unter Wasser; von Hrn. Triger.
                        Aus dem Echo du monde savant, 1845, No.
                              17.
                        Triger, über einen Luftcompressions-Apparat zum Absinken von
                           Bergwerksschachten unter Wasser.
                        
                     
                        
                           Im Jahr 1841 überschikte ich der französischen Akademie der Wissenschaften eine
                              Abhandlung über die Anwendung comprimirter Luft zum Absinken von Bergwerksschachten
                              unter dem Wasser (polytechn. Journal Bd. LXXXIII
                                 S. 350). Ich zeigte in dieser Abhandlung zuvörderst, daß ich mit dem
                              Absinken eines Grubenschachts mitten in den Anschwemmungen der Loire beauftragt,
                              unmöglich die gewöhnlichen Mittel zur Ausschöpfung in Anwendung bringen konnte,
                              indem diese ungefähr 20 Meter tiefen Anschwemmungen, welche fast ganz aus Sand und
                              Kieselgerölle bestanden, vom Flußwasser ganz durchdrungen waren, welches sie
                              überdieß mehrmals im Jahr mit einer 4 Meter hohen Wasserschicht bedekte. Bei so
                              bewandten Umständen erschien mir selbst das in Belgien übliche Ausschöpfverfahren
                              noch zu schwach, wiewohl man sich dort ungeheurer Pumpen bedient, welche oft von
                              zwei Dampfmaschinen, jede von 200 Pferdekräften, in Bewegung gesezt werden. Da es
                              nun nicht möglich war, das Wasser meines Schachts auszuschöpfen, was eben so viel
                              geheißen hätte, als den Fluß selbst ausschöpfen zu wollen, so kam ich auf den
                              Gedanken es mittelst comprimirter Luft zurükzudrüken und dieses Verfahren übertraf
                              alle meine Erwartungen.
                           Es gelang mir damit in weniger als drei Monaten unter 20 Meter Anschwemmung zu
                              dringen und im Steinkohlensandstein in einer Tiefe von 25 Metern eine so feste
                              Verbindung einzufügen, daß unser Schacht seitdem keinen Augenblik in seiner
                              Thätigkeit behufs der Steinkohlengewinnung unterbrochen wurde; ja noch mehr: obwohl
                              wir mitten im Loirethal arbeiteten, behinderten uns dennoch die Wässer weit weniger
                              als unsere Concurrenten in ihren Schachten, welche sich am Fuß eines Abhanges auf
                              festem Boden befinden.
                           Gegenwärtig sinke ich mittelst desselben Verfahrens einen neuen Schacht ab.
                           Luftcompressions-Apparat. – Ich hielt es
                              nicht für nöthig auch nur die geringste Aenderung an diesem Apparat anzubringen,
                              obwohl mein neuer Schacht ungefähr 2 Meter im Durchmesser hat und wir uns in der
                              Jahreszeit befinden, wo der Niveauwechsel der Loire sich am meisten fühlbar macht.
                              Eben jezt erreiche ich eine Tiefe von 3 Metern in festem Erdreich und nehme dessen
                              Verzimmerung vor,
                              die in einigen Tagen fertig seyn und meinen Schacht in die Verhältnisse eines
                              gewöhnlichen Schachts versezen muß.
                           Der neue Schacht. – Derselbe hat einen innern
                              Durchmesser von 1,80 Meter und besteht wie der frühere aus einer 20 Meter hohen
                              Eisenblechröhre, welche ich mittelst eines Rammbloks stükweise in das Erdreich
                              trieb. Den Sand zog ich mittelst des Kugelventils heraus. Diese Röhre unterscheidet
                              sich von der ersten nur durch ihren größern Durchmesser und stärkeres Eisenblech;
                              ich glaubte der größeren Sicherheit wegen die Dike desselben auf 12 Millimeter
                              steigern zu müssen.
                           Pumpen. – Da mir dieses Jahr eine viel mächtigere
                              Dampfmaschine zu Gebot stand als das erstemal, glaubte ich an den
                              Luftcompressions-Pumpen einige Veränderungen vornehmen zu müssen. Da die
                              durch die Compression der Luft sich entwikelnde Hize unsere ledernen Klappenventile
                              zu schnell ruinirte, bediente ich mich statt derselben ebenfalls lederner
                              kegelförmiger Ventile, wodurch dem Uebelstand vollkommen abgeholfen war. Ich habe
                              allen Grund zu glauben, daß diese Art Ventile die besten sind, um mit Pumpen von
                              großem Durchmesser comprimirte Luft zu erhalten.
                           Verschiedene Anwendungen der comprimirten Luft. –
                              Seit meiner ersten Operation habe ich über die möglichen Anwendungen der
                              comprimirten Luft viel nachgedacht und gefunden:
                           1) daß eine der nüzlichsten und leichtesten Anwendungen derselben unstreitig die zur
                              Errichtung von Brükenpfeilern ist. Nach meiner Methode kann man damit den Grund zu
                              Brükenpfeilern in Flußthälern und in den Flüssen selbst mit eben so wenig Kosten und
                              Schwierigkeiten legen, als wenn man auf einem Felsen an freier Luft baute. Man
                              bedürfte hiezu bloß der ersten Anschaffungskosten eines zwekmäßigen Apparats und
                              einer Dampfmaschine von etwa zehn Pferdekräften.
                           2) Man kann mittelst derselben auch den Grund eines Flusses, wie etwa der Seine, in
                              der Tiefe von einigen Metern untersuchen und umrühren, um irgend einen werthvollen
                              Gegenstand aufzusuchen.
                           3) Die comprimirte Luft läßt sich auch benuzen, um Schiffe unversinkbar zu machen
                              durch zwekmäßige Einrichtung des lezten Verdeks. Man kann überdieß durch dieses
                              Mittel den Schiffsraum lüften und nöthigenfalls von Wasser befreien. Mittelst auf
                              weniger als eine Atmosphäre comprimirter Luft kann auch ganz leicht einem Lek
                              Einhalt gethan und können im Innern, auf allen Punkten des Schiffsraums, die
                              nöthigen Reparaturen vorgenommen werden.
                           
                           4) Auch zur Erbauung von Tunnels kann man sich der comprimirten Luft bedienen und
                              dadurch jede Art von Ausschöpfung entbehrlich machen.
                           5) Endlich kann die comprimirte Luft in vielen Fällen auch die Ausschöpfungs-
                              (oder Saug-) Pumpen ersezen. Man erinnere sich nur, daß ich mittelst Luft von
                              1/2 Atmosphäre Druk mehrere Tage hindurch einen ununterbrochenen Wasserstrahl
                              herstellte und daß dieses Wasser vom Grunde eines 23 Meter tiefen Schachtes zu Tage
                              kam.