| Titel: | Ueber die Anwendungen des Stärkmehlzukers in Frankreich; von Hrn. Payen. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. LXXXI., S. 326 | 
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                        LXXXI.
                        Ueber die Anwendungen des Staͤrkmehlzukers
                           in Frankreich; von Hrn. Payen.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1845 Nr.
                              916.
                        Payen, über die Anwendungen des Stärkmehlzukers.
                        
                     
                        
                           Zur Fabrication des Stärkmehlzukers (in Frankreich) werden jährlich 5 Millionen
                              Kilogramme Kartoffelstärkmehl verbraucht. Der Stärkmehlzuker wurde vielfach bei
                              mehreren auf dem Lande aus, geübten Industriezweigen, die ihren Absaz in den großen
                              Städten finden, benuzt, wie z.B. zur Fabrication von Weingeist, Essig, zur
                              Verbesserung geringer Weine etc. Andere Anwendungen desselben hatten aber große
                              Uebelstände zur Folge, und selbst die obigen sind nicht ganz frei von Vorwürfen, wie
                              man sogleich sehen wird.
                           Der jezt im Handel vorkommende gereinigte Stärkmehlzuker ist in so hohem Grade weiß
                              und krystallinisch, daß er, pulverigem Zuker beigemengt, dessen Ansehen nicht
                              verändert und so die Consumenten täuschen kann, welche ihn als Rohr- oder
                              Rübenzuker kaufen, während er in der That kaum das Drittheil so viel süßt, als diese
                              wirklichen Zukerarten.
                           Die Abgabe, welche im vorigen Jahre auf den gekörnten Stärkmehlzuker (in Frankreich)
                              gelegt wurde, und das Verfahren, welches man jezt zur Erkennung dieses Products im
                              Zuker besizt, machten diesem Betrug und zum Theil der Fabrication dieses Products
                              ein Ende.
                           Es möchte wohl sehr schwierig seyn, den Stärkmehlsyrup und Stärkmehlzuker in Massen
                              in Pulverform zu bringen, ohne daß die Anstalten, wo dieß geschähe, von den
                              Accise-Beamten bald entdekt würden. Allein es wäre doch besser, das Publicum
                              in dieser Hinsicht noch mehr zu sichern. Auf folgende Weise könnte das bisherige
                              Verfahren Stärkmehlzuker zu bereiten, durch ein anderes ersezt werden, welches ein
                              unschädliches Product liefert.
                           Man bereitet bisher in allen Fabriken diesen Zuker durch Behandlung des
                              Kartoffelstärkmehls mit Wasser, welches mit Schwefelsäure angesäuert ist; man
                              sättigt mit Kreide, läßt absezen und filtrirt durch Knochenkohle. Die mehr oder
                              weniger eingedikte Lösung liefert nach dem Erkalten Stärkmehlzuker in einer festen,
                              spröden Masse, oder in sphäroidischen körnigen Zusammenhäufungen, oder endlich einen
                              Syrup von 30 bis 33° Baumé. In diesen drei Gestalten enthält das
                              Product schwefelsaure Salze und Kalkverbindungen, welche, wenn sie in das Bier, in
                              Weine oder Essig kommen, gefährliche Verfälschungen veranlassen können; wirklich
                              lösen manchmal schlecht gesättigte Lösungen Oxyde auf und enthalten dann der
                              Gesundheit mehr oder weniger nachtheilige Metallsalze. Diese Uebelstände scheinen
                              uns vermieden werden zu können, indem man sich statt der Schwefelsaure des Diastas
                              bediente, welches in der gekeimten Gerste enthalten ist. Der mittelst Diastas
                              bereitete Stärkmehlsyrup ist nämlich frei von jeder fremdartigen Substanz, welche
                              durch die Säure oder Kreide hätte hineinkommen können; er eignet sich daher viel
                              besser als der bisherige zur Bereitung von Vier (!), Essig etc. Durch Eindiken
                              desselben konnten bisher im Großen weder spröde, also pulverisirbare Massen
                              erhalten, noch eine Körnung erreicht werden, wodurch er zum Vermengen mit Farinzuker
                              oder gepulvertem Zuker tauglich würde.
                           Dieses Verfahren würde der Gerste großen Absaz sichern und dem Kartoffelbau die
                              erworbene Ausdehnung erhalten, und verdient daher im Interesse des Akerbaues, der
                              öffentlichen Gesundheit und der Sicherheit des Handelsverkehrs alle
                              Berüksichtigung.