| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. LXXXII., S. 328 | 
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                        LXXXII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Eisenschienen-Erzeugung.
                           Die deutsche Eisenindustrie hat ihren Siz groͤßtentheils im Rheinlande und in
                              Westphalen, außerdem noch in Schlesien. Was die Natur in dieser Hinsicht fuͤr
                              die Gegenden an der Sieg, Eber und Kahn gethan, uͤbertrifft alles was man
                              anderwaͤrts findet. Der Eisenstein, welcher in den ebengenannten Gegenden
                              gefoͤrdert wird, ist von solcher Reichhaltigkeit, das Eisen von solcher
                              Guͤte, daß vielleicht nirgendwo anders gleich vortreffliches Material sich
                              darstellen laͤßt. Nur ist der großen Kosten der Brennstoffe wegen die
                              Foͤrderung weit geringer als sie seyn koͤnnte, und wie es
                              thatsaͤchlich ist, daß Eisensteine als solche von der Lahn nach Straßburg und
                              nach Basel transportirt werden, statt daß man in der Naͤhe ihrer
                              Foͤrderung das Eisen daraus gewinnt, so ist es auch gewiß, daß bei den
                              reichen Lagern zwischen Rhein, Sieg und Lahn das Quantum der jaͤhrlichen
                              Foͤrderung verzehnfacht, ja bis zu einem Ungeheuern Betrag erhoͤht
                              werden koͤnnte, ohne eine Erschoͤpfung in Jahrhunderten besorgen zu
                              muͤssen. Die zwekmaͤßige Benuzung dieser Schaͤze ist zu allen
                              Zeiten ein wuͤrdiger Gegenstand der Aufmerksamkeit der Behoͤrden und
                              des Publicums: in der Gegenwart hat sie ein besonderes Interesse, welches
                              kuͤnftig eine stets zunehmende Wichtigkeit gewinnen muß. Die
                              gegenwaͤrtig im Bau begriffenen oder zum Bau bestimmten Eisenbahnstreken im
                              Zollvereinsgebiete sind auf eine Gesammtlaͤnge von 340 geographischen Meilen
                              anzuschlagen. Ein großer Theil derselben wird ihrer Bedeutung fuͤr den
                              Welthandel wegen doppelte Schienen erhalten muͤssen. Der Bedarf an Schienen,
                              Schienenplatten und Nageln fuͤr diese Bahnen (1 Fuß Schienenlange kann nicht
                              wohl unter 18 Pfd. angenommen werden) berechnet sich zu 15,000 Cntr. die Meile, also
                              im Ganzen auf 5,100,000 Cntr., mithin im Geldwerthe von 40 Mill. Gulden, wenn man
                              durchschnittlich den Cntr. auf 8 Gulden anschlagt. Die Bauzeit fuͤr die
                              Bahnen, welche hier ins Auge gefaßt worden, ist auf 5–6 Jahre festgesezt,
                              also ein jaͤhrlicher Schienenbedarf von etwa 1 Millionen Cntr. zu diesen
                              Neubauten zu erwarten. Das Eisenbahnnez, welches das Zollvereinsgebiet uͤberziehen soll, ist
                              damit aber nicht beendet, nur begonnen; manche neue Bahnprojecte, welche unter dem
                              erwaͤhnten Ueberschlag nicht begriffen sind, kennt man schon jezt, andere
                              kann man als unvermeidliche Entwikelungen aus demjenigen ansehen, was geschehen ist,
                              und in der naͤchsten Zeit geschehen wird. Wird auch das Beispiel von England,
                              welches, nachdem es die Hauptzuͤge seines Eisenbahnnezes vollendet hat,
                              nunmehr zu den speciellern Verbindungen schreitet, und allein in der
                              diesjaͤhrigen Parlamentssession uͤber 280 neue Eisenbahnbills
                              fuͤr 3500 englische Meilen Wegelange mit einem Capitalbeduͤrfniß von
                              mehr als 700 Mill. Thaler verhandelt, fuͤr uns noch lange unerreichbar
                              bleiben, so liegt doch gewiß keine Uebertreibung zu Grunde, wenn man das
                              Eisenbahnnez, welches der Zollverein nach Verlauf einiger Jahre haben wird, zu 1000
                              Meilen Wegelaͤnge anschlaͤgt. Die Dauer der Schienen kann man da, wo
                              leichter Personentransport die Hauptsache ausmacht, auf 15 Jahre berechnen; wo der
                              Guͤtertransport uͤberwiegt, wird eine weit raschere Abnuzung
                              angenommen werden muͤssen. Bleibt man aber bei dem ersten Saz stehen, so
                              folgt daraus, daß alle 15 Jahre eine neue Belegung der Bahnen nothwendig wird, und
                              daß daher, das Bahnnez im Zollverein zu 1000 Meilen geschaͤzt,
                              jaͤhrlich 75 Meilen belegt werden muͤssen, wozu 850,000 Cntr. Schienen
                              und 100,000 Cntr. Platten, Naͤgel, Stuͤhle u.s.w. mindestens erfordert
                              werden. Die jezige gesammte Schienenproduction in den Zollvereinsstaaten ist etwa
                              110,000 Cntr., also kaum ein Achtel des kuͤnftigen Unterhaltungsbedarfs,
                              nicht einmal ein Neuntel des Bedarfs zu den neuen Anlagen der naͤchsten
                              Jahre. Im Jahr 1844 haben die Zollvereinsstaaten uͤber eine Million Cntr.
                              Schienen aus England und Belgien bezogen, wofuͤr 7–8 Millionen Gulden
                              aus Deutschland ausgewandert sind. In ungleich hoͤherm Maaße wird die
                              Importation in den naͤchsten Jahren steigen, wenn die Erzeugung im
                              Zollvereinsgebiet nicht durch zwekmaͤßige Maaßregeln gefoͤrdert wird.
                              (Allgem. Organ fuͤr Handel und Gewerbe, 1845, Beilage No. 17.)
                           
                        
                           Lohwasser als Mittel zur Auflösung des Kesselsteins der
                              Locomotiven.
                           Es ist fuͤr den oͤkonomischen Betrieb der Eisenbahnen eine Sache von
                              großer Wichtigkeit, die Bildung und Anhaͤufung des Kesselsteins in den
                              Locomotivkesseln moͤglichst zu verhindern, denn die mit Kesselsteinkrusten
                              uͤberzogenen Feuerflaͤchen sind nicht nur schlechtere
                              Waͤrmeleiter und erfordern eine bedeutend groͤßere Menge
                              Brennmaterial, sondern kommen auch leicht, weil das Wasser nicht mehr in
                              unmittelbare Beruͤhrung mit dem Metalle kommt, in einen gluͤhenden
                              Zustand; dieses Gluͤhendwerden aber macht das Metall schwaͤcher,
                              leichter zerstoͤrbar und veranlaßt durch die starke Ausdehnung desselben ein
                              stellenweises Losspringen der Rinde und in Folge dessen so ploͤzliche
                              Dampferzeugung, daß Gefahr wegen Sprengung eintritt. Die Reparaturen dieser
                              Kesseltheile, namentlich der kupfernen Feuerkammer, welche am ersten wegen der
                              geraden, weniger dem Dampfdruk widerstehenden Waͤnde in dieser Beziehung zu
                              leiden hat, sind sehr kostspielig und laufen gleich in die Tausende von Gulden.
                           Obwohl sehr verschiedene Mittel zur Verhinderung oder Aufloͤsung des
                              Kesselsteins bei Dampfkesseln vorgeschlagen sind, so namentlich die Anwendung der
                              Salzsaͤure, das Beigeben von Kartoffeln, Malz, Branntweinschlempe,
                              geschlaͤmmten Thon, das Ausstreichen der Kessel mit Graphit und Fett, so sind
                              doch alle diese Mittel bei Locomotivkesseln nicht wohl anwendbar. Die
                              Unzugaͤnglichkeit der engen Zwischenraͤume zwischen den
                              Heizroͤhren und den Feuerkammerwaͤnden macht lezteres, so wie jede
                              andere Reinigung auf mechanischem Wege unmoͤglich, und die ersteren Mittel
                              verschlammen und verstopfen die engen Raͤume nur eher durch die sich in
                              denselben festsezenden Schalen, die schwache Salzsaͤure aber kann bei
                              Locomotivkesseln aus dem Grunde schon nicht angewendet werden, weil viele Theile
                              derselben von Stabeisen sind, welches durch die Saͤure vorzugsweise vor
                              anderen Metallen stark angegriffen wird.
                           Auf der Taunus-Eisenbahn fuͤhrt das Speisewasser der Locomotiven eine
                              solche Menge erdiger Theile mit, daß bei den aͤltern Maschinen, troz des sehr
                              regelmaͤßig alle paar Tage vorgenommenen Auswaschens und Abblasens der Kessel
                              etc. an einzelnen Stellen der Feuerkammern sich die 3 1/2 Zoll weiten
                              Zwischenraͤume von Kesselstein ganz zugesezt hatten, in Folge dessen die
                              Waͤnde ergluͤhten, durch den Dampfdruk stark ausbauchten und selbst
                              durchbrannten oder hersteten. Auf diese Weise war bereits an sieben Maschinen nach kaum
                              vierjaͤhriger Dienstzeit das umstaͤndliche und kostspielige Einziehen
                              ganz neuer kupferner Feuerbuͤchsen oder einzelner Platten derselben
                              noͤthig.
                           Seit zwei Jahren wendet man daselbst mit dem guͤnstigsten Erfolg einen Extract
                              von Eichenlohe an, von dem 2 bis 3 Eimer von der weiter unten angegebenen
                              Staͤrke den 3 bis 4 Tage im Dienste befindlichen MaschinenLaͤnger als vier Tage laͤßt man auf der Taunus-Eisenbahn
                                    die Maschinen nicht ohne Noth im Dienste, weil die Erfahrung gelehrt hat,
                                    daß am 2ten bis 4ten Tage, wegen des Vortheils von warmem Wasser beim
                                    Ansteken, der Kohksverbrauch am geringsten war, am 5ten Tage steigerte sich
                                    aber der Kohksconsum wieder, wegen des unreinen Kesselwassers, und des
                                    oͤfter noͤthig werdenden Abblasens. regelmaͤßig an dem lezten dienstthuenden Tage Morgens in das
                              Speisewasser des Tenders eingegeben werden. In Folge dessen kommt das Kesselwasser
                              in starke Wallungen, die frischen Incrustirungen werden losgeschalt und
                              aufgeloͤst und vorhandene aͤltere dike Kesselsteinlagen erhalten durch
                              die zusammenziehende Eigenschaft der Lohe Spruͤnge, wodurch sie sich
                              losloͤsen und zu Boden fallen. Nach ein- bis zweistuͤndigem
                              Gange der Maschine ist das Kesselwasser durch die auf- und
                              losgeloͤsten Kesselsteintheile ganz schlammig und es ist dann sehr gut wenn
                              abgeblasen wird.
                           Kommt Tags darauf die Maschine außer Dienst, so werden alle
                              Ablaͤßloͤcher, sowohl unten in den Eken der Feuerkammer, als in der
                              Rauchkammer unter den Roͤhren geoͤffnet und das ganze Wasser unter
                              bestaͤndigem Ruͤhren und Stochen vermittelst aus Draht gebogener
                              Haͤkchen durch jene Loͤcher abgelassen und darauf durch eben dieselben
                              mit einer Handsprize kraͤftige Wasserstrahle nach allen Richtungen hin so
                              lange durchgesprizt, bis das Wasser ganz klar abfließt.
                           Dieses Lohwasser wird auf folgende Weise gewonnen:
                           Von dem Kessel der stehenden Dampfmaschine in der Reparaturwerkstaͤtte zu
                              Castel fuͤhrt ein kupfernes 1 Zoll weites, mit einem Hahn zum Abstellen
                              versehenes Rohr Dampf von unten in eine circa 2 Ohm
                              haltende Buͤtte; nachdem diese Buͤtte Tags zuvor mit 30 Pfd.
                              gemahlener Eichenlohrinde und kaltem Wasser gefuͤllt worden ist, wird Dampf
                              bis zum starken Aufwallen eingelassen, alsdann dieses mit der Lohe bis zum
                              voͤlligen Erkalten und zur vollkommenen Extrahirung noch einen Tag stehen
                              gelassen, darauf durch einen mit grober beinwand ausgefuͤtterten Korb gesiebt
                              und die Bruͤhe zur Verwendung in Faͤsser gefaßt. Edmund Heusinger. (Aus dem Organ fuͤr die Fortschritte
                              des Eisenbahnwesens, 1845, Bd. I, 1stes Heft.)
                           
                        
                           Gérard's neues
                              Winkelmaaß.
                           Die in den Werkstaͤtten gebraͤuchlichen Winkel sind gewoͤhnlich
                              falsch, entweder in Folge der Nachlaͤssigkeit der Arbeiter, oder des langen
                              Gebrauches wegen.
                           Es ist demnach ein nuͤzlicher Gedanke ein Winkelmaaß herzustellen, welches
                              jeden Augenblik nach Belieben gerichtet werden kann.
                           Gérard's dazu angewandtes Verfahren ist sehr
                              einfach. Er bildet den Winkel aus zwei Stuͤken, die sich um einen Zapfen
                              drehen, gerade wie bei dem Instrument, das man Schmiege nennt. Einer dieser Theile
                              ist von Holz, der andere eine Stahlklinge.
                           In dem hoͤlzernen Theil bringt er eine Hoͤhlung an, in welcher sich
                              zwei feste Schrauben und zwei einander entgegengesezte Stellschrauben befinden;
                              diese Schrauben, deren Achsen in gerader Richtung gegen einander liegen, wirken
                              rechts und links gegen eine Verlaͤngerung oder einen Appendix des
                              Stahltheiles; auf diese Weise kann man den Winkel immer wieder richtig stellen.
                           Man hat dieses Verfahren bei vielen Instrumenten mit Nuzen angewandt.
                           Indem es Gérard dem Winkelmaaß der Tischler
                              anpaßte, hat er deren Gewerbe einen Dienst geleistet; eben so wuͤrde seine
                              Anwendung auf die Reißschiene, deren sich die Architekten bedienen, von Nuzen seyn.
                              (Deutsche Gewerbezeitung 1845, Nr. 27.)
                           
                        
                           
                           Der Rectometer, eine Vorrichtung zum Messen und Legen von
                              Zeugen; von M. Mannier in Wesserling (Elsaß).
                           Das kleine von Mannier erfundene Instrument zum Messen und
                              Legen, Rectometer genannt, ist einer jener gluͤklichen Einfalle, wodurch ohne
                              complicirte und kostbare Maschinerie durch ganz einfache und passende Mittel ein
                              altes Verfahren verbessert und ersezt wird, ohne zugleich die Gewohnheiten der
                              Arbeitenden zu sehr abzuaͤndern.
                           Jedermann weiß ohne Zweifel, daß man bis jezt das Messen der Zeuge mittelst zweier
                              langer gebogener Nadeln bewerkstelliget, welche so weit aus einander in ein Gestell
                              eingeschlagen werden, als man die Laͤnge des Maaßstabes annehmen will. Der
                              Arbeiter hakt das Zeug bei jeder Lage in die Nadel, indem er die Sahlleiste
                              durchsticht, und die Lagen zaͤhlt, um so die Laͤnge des Stuͤks
                              zu ermitteln.
                           Dieses Verfahren hat einen dreifachen Nachtheil: erstlich daß die Sahlleiste mit
                              groͤßeren oder kleineren Loͤchern durchstochen wird, was die Waare
                              sehr verunziert; zweitens folgt daraus daß die lezten Lagen kuͤrzer werden
                              als die ersten, da die Nadeln sich biegen und dem Gewicht der Stoffe nachgeben,
                              weßwegen die Messung ungenau wird; endlich schleicht sich leicht ein Irrthum ein, da
                              die Lagen nur einfach ohne mechanische Mithuͤlfe von dem Arbeiter
                              gezaͤhlt werden.
                           Man hat zwar schon verschiedene mehr oder minder kuͤnstliche Meßvorrichtungen
                              in Ausfuͤhrung gebracht, doch dieselben als ungenuͤgend stets wieder
                              verworfen.
                           Der Rectometer von Mannier ersezt die Nadeln des alten
                              Verfahrens durch zwei aus einem Gestell waagrecht hervortretende, eiserne Schienen
                              oder Staͤbe, die vollkommen gleichlaufend und durch gußeiserne Traͤger
                              auf einer hoͤlzernen Platte genau in der Entfernung von einander befestigt
                              sind, als jede Lage des zu messenden Zeuges lang seyn soll. Diese ihrer ganzen
                              Laͤnge nach gleich: weit von einander abstehenden Schienen tragen mit
                              Stahlspizen besezte Schieber oder Messingplaͤttchen, durch welche jede Lage
                              gehalten wird, ohne gleichwohl die Sahlleiste merkbar zu durchloͤchern.
                           Diese Messingplaͤttchen sind numerirt und zwar so, daß alle geraden Zahlen
                              sich auf der einen, alle ungeraden aber auf der anderen Seite befinden. Jede Lage
                              hat also ihre Zahl und am Ende der Arbeit kann der Messende auf jedem Schieber
                              ablesen, wie viel Lagen er gehaͤngt hat. Wenn selbst unversehens einer der
                              Schieber uͤbersprungen worden waͤre, so ist das Versehen augenbliklich
                              zu bemerken, indem dann einer zwischen den Lagen leer geblieben ist, oder die lezten
                              Zahlen der beiden Seiten nicht mit einander zutreffen. – Die Lagen des
                              Stuͤks werden auf diese Weise vollkommen regelmaͤßig und lassen sich
                              sehr leicht von dem Apparat losloͤsen, indem man bloß eine der Schienen mit
                              Huͤlfe eines Hebels eine Viertelsdrehung nach innen zu machen laͤßt
                              und dadurch die Schieberspizen aushebt. Jener Hebel haͤlt die Schienen in der
                              gehoͤrigen Lage.
                           Mannier hat ein Patent auf seine erfinderische
                              Vorrichtung genommen, deren Ausfuͤhrung er den Gebruͤdern Japy, von Beamourt, uͤbertragen hat, die sowohl
                              von ihrer großen Nuͤzlichkeit als auch von ihrer wahrscheinlich allgemeinen
                              Anwendung uͤberzeugt sind, indem man nicht nur in großen Fabriken, sondern
                              eben sowohl in jedem Ausschnittgeschaͤft sich der Erfindung mit Vortheil
                              bedienen wird.
                           Um den Ankauf des Rectometers zu erleichtern, ist der Preis sehr maͤßig
                              gestellt, so daß mit Recht diese Erfindung eine gemeinnuͤzige genannt werden
                              kann.
                           Gros, Odier, Roman u. Comp. in Wesserling, welche die
                              erste Anwendung von dem Rectometer machten, gebrauchen bereits 25 Stuͤk in
                              ihren verschiedenen Arbeitsraͤumen, und sind so wohl zufrieden damit, daß sie
                              kuͤnftig durchaus kein Stuͤk Zeug mit durchloͤcherter
                              Sahlleiste mehr anzunehmen Willens sind.
                           Ein Arbeiter kann stuͤndlich neun gebleichte Stuͤke von 50–60
                              Meter Laͤnge haͤngen.
                           Diese Zahl uͤbersteigt die mittelst des alten Verfahrens erreichbare und kann
                              bei einiger Uebung noch leicht erhoͤht werden.
                           
                              
                                 J.
                                 
                              
                           Diese Meß- und Legevorrichtung scheint allerdings Vorzuͤge vor der
                              aͤltern zu haben. Damit aber die Messung ganz richtig ausfalle,
                              muͤssen die Messingplaͤttchen sehr schmal seyn, und muß jedes
                              Plattchen oder jeder Schieber nur eine Nadel fuͤhren; denn im Gegenfalle
                              wuͤrde wegen des diagonalen Laufes jeder Lage und des Anhaͤngens
                              auf mehrere Nadeln, die Messung zu reichlich ausfallen. Jedenfalls faͤllt sie
                              schon selbst bei Beobachtung jener Bedingungen reichlicher aus als beim
                              aͤlteren Verfahren. F. G. Wieck. (Deutsche
                              Gewerbezeit. 1845, Nr. 27.)
                           
                        
                           Ueber die Dauerhaftigkeit des Maschinenpapiers.
                           Das neuliche Verbot des Maschinenpapiers zu Urkunden in Baden hat der dortigen
                              Regierung bereits in der Kammer den Vorwurf zugezogen daß es ungerechtfertigt sey;
                              jezt tritt eine technische Autoritaͤt, Hr. Karmarsch, Director der hoͤhern Gewerbeschule in Hannover, in den
                              Mittheilungen des hannover'schen Gewerbvereins fuͤr das Maschinenpapier auf
                              und spricht seine Ueberzeugung dahin aus daß, wenn es gleich Maschinenpapier gebe
                              das von geringer Haltbarkeit sey, es doch mindestens gewagt erscheine diesen Fehler
                              als einen allgemeinen, in der Natur der Fabricationsmethode begruͤndeten und
                              deßhalb unvermeidlichen darzustellen. Um die Frage von der Haltbarkeit des
                              Maschinenpapiers zu entscheiden, meint Hr. K., muͤsse man praktische Versuche
                              anstellen, die auf Beantwortung der beiden Fragen ausgehen: welche Arten der
                              Zerstoͤrung kommen uͤberhaupt am Papier vor und wie kann man die
                              groͤßere oder geringere Mangelhaftigkeit einer Papiersorte leicht erkennen,
                              und ist die Zerstoͤrbarkeit vorzugsweise dem Maschinenpapier eigen und wie
                              verhaͤlt sich dagegen das Buͤttenpapier.
                           In Ansehung der ersten Hauptfrage wird man nach Hrn. K. speciell zu untersuchen
                              haben: 1) die absolute Festigkeit, d.h. den Widerstand gegen Trennung des
                              Zusammenhanges durch eine in der Ebene des Papierblatts wirkende Kraft, sey es gegen
                              das Abreißen durch Zug oder gegen das Absprengen durch Stoß. Fuͤr diese
                              beiden Zweke muͤßte man Papierstreifen (in Laͤngen- und
                              Breitenrichtung aus den Bogen geschnitten) sowohl durch ruhig daran Hangende
                              Gewichte, als durch ein angehaͤngtes und von verschiedenen Hoͤhen
                              fallendes Gewicht zum Abreißen bringen. 2) Den Widerstand gegen das Zerreißen durch
                              eine rechtwinkelig gegen die Papierebene wirkende Kraft, wie sie ausgeuͤbt
                              wird, wenn man mit den Fingern ein Blatt ein- oder durchreißt) wobei der
                              wesentliche Umstand eintritt daß die Punkte der Rißlinie nicht auf einmal, sondern
                              der Reihe nach in Anspruch genommen werden. In dieser Probe offenbart sich deutlich
                              die Textur ruͤksichtlich Laͤnge und Feinheit der Fasern, worauf
                              – als auf einen charakteristischen Umstand – zu achten seyn wird. 3)
                              Die Haltbarkeit gegen das Einschneiden eines druͤkenden und reibenden Fadens
                              in die Raͤnder, entsprechend dem Vorgange, welcher sich durch den Bindfaden
                              an zusammengeschnuͤrten Actenpaketen u. dergl. offenbart. Diese
                              Pruͤfung ist von besonderer Wichtigkeit, denn die Beschaͤdigung dieser
                              Art begruͤndet eine der haͤufigsten Klagen uͤber das
                              Maschinenpapier. 4) Die Haltbarkeit gegen das Abreiben, zu deren Pruͤfung man
                              etwa das Papier uͤber eine Kante von bestimmter Schaͤrfe legen, durch
                              ein Gewicht anspannen, und dann mittelst eines auf der Kante hin und her reibenden
                              Koͤrpers so lange abnuzen koͤnnte, bis das Spanngewicht den Riß
                              bewirkt. 5) Die Haltbarkeit gegen das Zerknittern, in welcher Beziehung man sich
                              schon durch einen einfachen Vorversuch uͤberzeugen kann, daß manche
                              Papiersorten, wenn man ein Blatt davon in der Faust unregelmaͤßig
                              zusammenballt, Bruͤche und Loͤcher bekommen, wogegen andere nach dem
                              Wiederausbreiten mit wenig oder gar nicht verlezter Oberflaͤche erscheinen.
                              6) Die Festigkeit gegen das Brechen, welches dadurch erfolgt, daß ein Papierblatt
                              scharf zusammengebogen und mit dem Falzbeine oder einem aͤhnlich wirkenden
                              Geraͤthe gestrichen wird. Dabei ertragen manche Sorten eine starke
                              Mißhandlung durch oft wiederholtes Falzen in der naͤmlichen Linie,
                              abwechselnd mit umgekehrter Lage der Flaͤchen, was gewissermaßen dem
                              Abbrechen eines Drahtes durch Hin- und Herbiegen analog ist, waͤhrend
                              andere auf das erste oder zweitemal den Zusammenhang verlieren. 7) Die
                              Veraͤnderungen, welche das Papier ruͤksichtlich seiner Festigkeit im
                              Laufe der Zeit erleidet. Dieser Punkt duͤrfte am schwierigsten zu erledigen
                              seyn, weil er – streng genommen – die Pruͤfung der
                              naͤmlichen Papiersorten im neuen Zustande und nach mehrjaͤhriger
                              Aufbewahrung voraussezt. Indessen wird der Zwek einigermaßen auch schon dadurch
                              erreicht werden, daß man lauter Papierproben untersucht, welche mehrere Jahre alt
                              sind; denn erfaͤhrt man hiedurch nicht, wie viel sich etwa ein bestimmtes
                              Papier verschlechtert hat, so kann doch eine Ansicht daruͤber gewonnen
                              werden, welchen relativen Grad von Festigkeit die verschiedenen Sorten nach laͤngerer
                              Frist in sich bewahren. Alle im Vorstehenden angedeuteten Pruͤfungen
                              muͤßten (unter Huͤlfe geeigneter Apparate) wo moͤglich so
                              vorgenommen werden, daß ihre Resultate in vergleichbaren Zahlen ausgedruͤkt
                              sich darstellten, was bei einigen nicht ganz leicht zu erreichen seyn wird. Was
                              bloße Schaͤzung durch Augenmaaß und Gefuͤhl etc. ist, haͤtte
                              man thunlichst zu beseitigen. Nur unter dieser Voraussezung wird das Endurtheil
                              aufhoͤren großentheils schwankend und individuell zu seyn. Um der zweiten
                              oben bezeichneten Hauptfrage zu genuͤgen, ist es noͤthig eine große
                              Anzahl verschiedener Papiersorten – sowohl von Maschinen- als von
                              Buͤttenpapier – der Pruͤfung zu unterziehen, wobei
                              natuͤrlich die Dike und das Gewicht derselben, der Grad der Leimung, die Art
                              des Gewebes (ob getipptes oder Velinpapier), die Bleiche, die Glaͤttung und
                              sonstige eigenthuͤmliche Beschaffenheiten gehoͤrig angegeben und
                              beruͤksichtigt werden muͤssen.
                           
                        
                           Hancock's Compositionen zur
                              Fabrikation von Stöpseln.
                           Die Erfindung, welche sich Ch. Hancock zu London am 15.
                              Mai 1844 patentiren ließ, betrifft:
                           1) die Fabrikation von Stoͤpseln und andern Artikeln aus einer Composition von
                              Kork oder Saͤgemehl und Kautschuk, oder gutta
                                 percha, einem neuerdings aus Ostindien eingefuͤhrten vegetabilischen
                              Extracte, oder aus einer Mischung von Kautschuk und gutta
                                 percha oder einer Mischung von Leim und Theriak;
                           2) die Fabrication von Stoͤpseln, indem man die genannte Composition in
                              Gestalt von Bloͤken oder Blaͤttern mit aͤhnlichen
                              Bloͤken oder Blaͤttern von Kautschuk, oder gutta percha oder einem Gemenge von Kautschuk und gutta percha verbindet;
                           3) die Fabrication von Stoͤpseln theils aus Korkstuͤken, theils aus
                              Stuͤken von der Composition oder von Kautschuk, oder von Kautschuk in
                              Verbindung mit gutta percha oder auch ganz aus
                              Korkstuͤken, welche durch Kautschuk oder gutta
                                 percha oder einer Combination von Kautschuk und gutta percha mit einander verbunden sind;
                           4) die Fabrikation von Stoͤpseln, deren Inneres aus Kork besteht, und entweder
                              ganz oder theilweise mit der Composition oder mit einer Mischung von geraspeltem
                              Kork und irgend einem geeigneten Oehl oder Firniß, oder mit Kautschuk, oder gutta percha oder mit einer Combination der beiden
                              leztern uͤberzogen ist.
                           Wird die Composition aus Kork und Kautschuk bereitet, so raspelt man den Kork zu
                              Pulver und mischt ihn in geeigneten Verhaͤltnissen zu fluͤssig
                              gemachtem Kautschuk; diese Mischung bringt man sodann in Formen von der
                              Groͤße der verlangten Artikel und laͤßt sie darin erstarren. Dieselbe
                              Procedur wird befolgt, wenn man Saͤgemehl anstatt des Korks nimmt.
                           Die gutta percha kann man in ihrem natuͤrlichen
                              fluͤssigen Zustande benuͤzen, oder man kann sie auf dieselbe Weise wie
                              den Kautschuk aufloͤsen. Anstatt den gemahlenen Kork mit dem Kautschuk oder
                              der gutta percha in fluͤssigem Zustande zu
                              vermischen, kann dieses auch durch Mastication in den von Kautschukfabrikanten zu
                              diesem Zwek angewandten Maschinen geschehen. Die miteinander verbundenen Stoffe
                              laͤßt man alsdann in großen Formen fest werden; die Bloͤke, welche man
                              auf diese Weise erhaͤlt, werden nachher in Stoͤpsel oder dergleichen
                              Artikel geschnitten. Will man Leim und Theriak anwenden, so macht man dieselben in
                              einer gewoͤhnlichen Leimpfanne fluͤssig, fuͤgt gemahlenen Kork
                              oder Saͤgemehl hinzu und bringt die Mischung auf die erwaͤhnte Weise
                              in Formen.
                           Gutta percha laͤßt sich auf dieselbe Weise wie
                              man gewoͤhnlich den Kautschuk behandelt, in Blaͤtter oder
                              Bloͤke formen; auch kann man auf gleiche Weise Blaͤtter oder
                              Bloͤke verfertigen, die zum Theil aus gutta
                                 percha, zum Theil aus Kautschuk bestehen. Diese Blaͤtter oder
                              Bloͤke werden in einer Schneide Maschine von der Art, wie man sie im
                              Allgemeinen fuͤr Kautschuk anwendet, in Streifen zerschnitten, welche wieder
                              in Stuͤke von geeigneter Groͤße zertheilt werden.
                           Sollen die zu verfertigenden Artikel theils aus Kork, theils aus der Composition
                              bestehen, so kann die leztere an den ersteren entweder oben oder unten, oder oben
                              und unten befestigt werden. Das zur Verbindung der Stuͤke anzuwendende Cement
                              ist eine Aufloͤsung von Kautschuk oder gutta
                                 percha.
                           
                           Sollen die Stoͤpsel ganz oder hauptsaͤchlich aus Korkstuͤken
                              bestehen, so werden die Stuͤke uͤber einander gelegt und mittelst
                              einer Aufloͤsung von Kautschuk oder gutta percha
                              oder eines andern geeigneten Kittes mit einander verbunden. (London Journal of arts, Maͤrz 1845, S. 84.)
                           
                        
                           Analysen einiger Bronzen zu Maschinentheilen.
                           Die folgenden Analysen wurden im Laboratorium des Hrn. Prof. Erdmann zu Leipzig von Hrn. E. Schmid aus
                              Dresden ausgefuͤhrt. Die analysirten Bronzen waren saͤmmtlich solche,
                              die sich als ganz vorzuͤglich dem Zwek, zu welchem sie benuzt worden,
                              entsprechend bewaͤhrt haben.
                           Der Gang der Analysen war der gewoͤhnliche: Aufloͤsung in
                              Salpetersaͤure, Eindampfen zur Trokne und Wiederaufloͤsung in Wasser
                              zum Behuf der Abscheidung des Zinnoxyds, Faͤllung mit Schwefelwasserstoff,
                              Oxydation des Niederschlags durch Salpetersaͤure u.s.w. und Faͤllung
                              des Kupferoxyds durch Kalt; Abscheidung des Zinks und Eisenoxyds durch
                              Schwefelwasserstoff-Ammoniak u.s.w. Das Blei wurde nach Abscheidung des
                              Zinnoxyds durch Schwefelsaͤure, Eindampfen zur Trokne u.s.w. als
                              schwefelsaures Bleioxyd bestimmt.
                           1) Metall zu den Achsenlagern einer englischen Locomotive, dessen ausgezeichnete
                              Dauerhaftigkeit durch mehrjaͤhrige Erfahrung erprobt worden war.
                           
                              
                                 Zinn
                                   9,45
                                 
                              
                                 Blei
                                   7,05
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 73,61
                                 
                              
                                 Zink
                                   9,00
                                 
                              
                                 Eisen
                                   0,42
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,53.
                                 
                              
                           2) Lagermetall fuͤr die Hebel der Schieberbewegungen einer belgischen
                              Lokomotive.
                           
                              
                                 Zinn
                                   12,73
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   85,25
                                 
                              
                                 Zink
                                     2,03
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,03
                                 
                              
                           3) Lagermetall fuͤr die Treibachsen einer belgischen Locomotive.
                           
                              
                                 Zinn
                                     2,44
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   89,03
                                 
                              
                                 Zink
                                     7,82
                                 
                              
                                 Eisen
                                     0,79
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,08.
                                 
                              
                           4) Lagermetall fuͤr Locomotiven-Achsen aus Seraing.
                           
                              
                                 Zinn
                                   13,97
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   86,03
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           5) Metall zu den Regulatoren einer belgischen Locomotive.
                           
                              
                                 Zinn
                                 12,38
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 86,82
                                 
                              
                                 Eisen
                                 Spur
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,20.
                                 
                              
                           6) Metall zu den Stopfbuͤchsen fuͤr die Kolbenstangen einer belgischen
                              Locomotive.
                           
                              
                                 Zinn
                                     3,57
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   90,24
                                 
                              
                                 Zink mit etwas Eisen
                                     6,38
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,19.
                                 
                              
                           7) Metall fuͤr Locomotivkolben von Seraing.
                           
                              
                                 Zinn
                                     2,40
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   89,04
                                 
                              
                                 Zink
                                     9,02
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,46.
                                 
                              
                           (Journal fuͤr praktische Chemie, 1845 Nr. 8.)
                           
                        
                           
                           Platten aus einer Composition für galvanoplastische
                              Copien.
                           Hr. Jacobi hat der k. Akademie der Wissenschaften zu St.
                              Petersburg in ihrer Sizung am 25. Septbr. 1844 Mehrere galvanoplastische Copien in
                              Kupfer vorgelegt, welche von Hrn. Schoͤler in
                              Kopenhagen nach einer besondern Methode dargestellt worden waren. Derselbe bereitet
                              naͤmlich durch Vermischen und Zusammenschmelzen mehrerer Substanzen
                              kuͤnstliche Platten, worauf jeder Zeichner, wenn er auch in der Gravirkunst
                              wenig geuͤbt ist, leicht mittelst einer Nadel graviren kann. Diese Platten
                              sind schwarz und vor ihrer Anwendung uͤberzieht man sie mit einer sehr
                              duͤnnen Schicht von chemisch praͤparirtem Silber, welche noch den
                              Vortheil gewaͤhrt, daß man beim Arbeiten den Effect der Stecherei schon
                              gewissermaßen beurtheilen kann, denn die Striche der Nadel werden auf dem weißen
                              Silbergrund schwarz. Von der so gravirten Platte macht man nun auf galvanischem Wege
                              eine Copie in Kupfer, welche die Zeichnung erhaben darbietet und sodann als Matrize
                              dient, um die Platte vertieft zu copiren, so daß man sie unmittelbar unter die
                              Presse bringen kann. Das große Verdienst dieser Entdekung besteht in der Wahl der
                              Substanz, woraus die erste Platte besteht, denn das Stearin, welches man bisher
                              benuzte, ist fuͤr das Graviren zu sproͤd. (Technologiste, Mai 1845, S. 360.)
                           
                        
                           Ueber galvanische Vergoldung mittelst
                              Cyankalium-Goldauflösungen.
                           Daß das Cyankalium metallisches Gold aufloͤst und namentlich daß eine
                              Goldplatte am Kupferpol der Daniell'schen Batterie sich genugsam aufloͤst, um
                              sich dadurch reine Goldaufloͤsung zu verschaffen, habe ich fruͤher in
                              diesen Blattern schon dargethan. Aber auch fuͤr die Vergoldungsweisen ohne
                              Batterie bietet die Faͤhigkeit des Cyankaliums, metallisches Gold
                              aufzuloͤsen, große Vortheile dar Gewoͤhnlich bereitet man die
                              Aufloͤsungen dadurch, daß man Chlorgold in die Cyankaliumloͤsung thut;
                              ist diese erschoͤpft, so wird neues Chlorgold zugethan u.s.f. Aber die
                              Erfahrung hat gelehrt, daß je oͤfter dieses geschieht, die Vergoldung in dem
                              Maaße schlechter ausfaͤllt, dunkel und truͤbe aussieht. –
                              Diesem Uebel entgeht man aber dadurch, daß man reines metallisches Gold, und zwar
                              das durch Eisenvitriol aus Koͤnigswasser niedergeschlagene, zu der
                              Cyanloͤsung thut; einiges Schuͤtteln bei gelinder Waͤrme reicht
                              hin, das Goldpulver vollkommen aufzuloͤsen. Dieses Verfahren gewaͤhrt
                              noch den besondern Vortheil, daß man reines Gold in der Aufloͤsung hat.
                              Dergleichen niedergeschlagenes Gold kann man sich in Vorrath halten, was bei dem
                              Chlorgold nur durch einen Zusaz von Kochsalz geschehen kann; dieses Goldsalz gibt
                              aber keine erwuͤnschte Vergoldung, da das Kochsalz den oben erwaͤhnten
                              Fehler noch obendrein vergroͤßert. D. Philipp.
                              (Berliner Gewerbe etc. Blatt, Bd. XV Nr. 4.)
                           
                        
                           Ueber Verfälschung der käuflichen Potasche.
                           Seit langen Jahren hat sich in den Potaschenhandel ein gewissenloser Betrug
                              eingeschlichen, indem naͤmlich eine aus Holland bezogene Substanz, welche zum
                              groͤßten Theil aus Kochsalz und Glaubersalz besteht, unter die in Deutschland
                              fabricirten calcinirten Potaschen gemischt und als reine Potasche verkauft wird.
                              Fuͤr den gewoͤhnlichen Hausgebrauch ist der Nachtheil so sehr groß
                              nicht, da in der Regel solche zu Laugen beim Waschen oder Scheuern des Zinns im
                              Uebermaaß angewandt wird. Aber fuͤr die Fabrikation der Seifen ist diese
                              Beimischung offenbar nachtheilig, weil in einem groͤßern Verhaͤltniß
                              die unvollkommene Seife sich von der Lauge trennt und die Bildung einer vollkommenen
                              Seift erschwert wird.
                           Seit fuͤnfzig Jahren war dieses Product, welches seiner Form und dem Ansehen
                              nach einer schoͤnen Potasche aͤhnlich sieht, unter dem Namen.
                              „kalte Potasche,“ im Gegensaz zu der guten aus Holzasche
                              bereiteten Potasche, welche man „feurige“ (gefeuerte) Potasche
                              nennt, bekannt. Diese Benennungen ruͤhren von der Eigenschaft her, daß
                              erstere, mit Wasser auf der Hand befeuchtet, ein Gefuͤhl von Kaͤlte
                              hervorbringt, waͤhrend leztere, wenn in die hohle Hand so viel wie eine Bohne
                              gebracht und mit Wasser befeuchtet wird, sich sehr stark erhizt und die Hand zu
                              verbrennen droht. Diese Probe wird im gemeinen Verkehr als hinlaͤnglich erachtet, um
                              die Guͤte einer Potasche zu beurtheilen, weil hier mehrere Procente mehr oder
                              weniger an Kali keinen besondern Nachtheil aͤußern. Zur Fabrikation von Seife
                              kommt jedoch nur in Betracht, daß die Potasche so viel als moͤglich Kali
                              enthalte, oder was dasselbe ist, daß solche mit dem Alkalimeter so viel als
                              moͤglich Grade gebe. Eine Beimischung von schwefel- oder salzsaurem
                              Kali oder Natron vermehrt aber nur die Masse und zeigt keine Grade an diesem
                              Instrumente.
                           Die Beimischung hat nur ungefaͤhr 2/3 des Werthes von guter Potasche und man
                              begreift daher leicht, daß eine solche Beimischung bis zu 20–30 Proc. den
                              Nuzen des Verkaͤufers steigern muͤsse. Schon lange war dieser Unfug
                              bekannt und man bezeichnet sehr bestimmt diejenigen Haͤndler, welche diesen
                              Betrug in einer großen Ausdehnung betreiben.
                           Im Jahr 1842 wurden mehrere Faͤsser der sogenannten Salzpotasche am Hauptsteueramt in Koͤln mit Beschlag belegt und
                              einer Untersuchung unterzogen. Sie wurde als eine Mischung von 70–80 Proc.
                              Kochsalz, 15–20 Proc. Glaubersalz, 1–2 Proc. Potasche (Natron?), mit
                              Lakmus geblaͤuet, erkannt. Das Ansehen derselben ist sehr tauschend, indem
                              solche aus einer groͤberen und feineren Koͤrnermasse, wie feine
                              calcinirte Potasche, besteht. Der Unkundige wird dadurch leicht getauscht, allein
                              der Geschmak verraͤth sogleich den Betrug, weil gute Potasche laugenartig,
                              scharf, dagegen die falsche Potasche wie Kochsalz schmekt. Die gerichtliche Procedur
                              wurde uͤber diese Beschlagnahme eingeleitet, und zwar deßhalb, weil man
                              glaubte, daß die Einfuͤhrung als zum verbotwidrigen Verkehr mit Salz
                              gehoͤrig unter die entsprechenden Strafbestimmungen falle.
                           Nach angestellter Eroͤrterung wurde entschieden, daß die Strafbestimmungen
                              uͤber verbotwidrige Salzeinfuͤhrung in keiner Beziehung auf die
                              gemachte Declaration Anwendung finden koͤnnen.
                           Obgleich nun auf dem gerichtlichen Wege die Beschlagnahme der declarirten Waare und
                              Bestrafung der Bezieher nicht erfolgte, indem zu ihren Gunsten in dem Tarif der
                              Schifffahrtsabgaben, unter Ermaͤßigung auf ein Viertel des Rheinzolls die
                              Einfuhr von Salzpotasche erlaubt ist, so ist
                              nichtsdestoweniger die Anwendung derselben ein heilloser Betrug, indem ein
                              Salzgemenge, welches weiter nichts wirkt, als nur um das Gewicht der Waare zu
                              vermehren, in dem Handel fuͤr reine gute Potasche verkauft wird.
                           Uebrigens sind die damit gemischten Potaschen sehr leicht zu erkennen; die
                              beigemischte Masse ist von schoͤner hochblaͤulicher Farbe, in
                              Koͤrnern verschiedener Groͤße bis zur Erbse. Die Farbe der Potasche
                              sieht mehr ins Graue und Roͤthliche, und mit etwas Aufmerksamkeit kann die
                              Beimischung leicht ausgelesen werden. Pruͤft man diese Koͤrner auf der
                              Zunge, so erkennt man die Faͤlschung bald an dem Salzgeschmak, welcher von
                              jenem guter Potasche sehr abweicht.
                           Es waͤre zu wuͤnschen, daß dergleichen Betruͤgereien aus dem
                              Handel verbannt und derselbe mit Redlichkeit gefuͤhrt, oder daß kein Kauf von
                              Potasche abgeschlossen wuͤrde, bevor mittelst des Alkalimeters die
                              Saͤttigungsgrade mit Bestimmtheit ermittelt und als Basis angenommen worden
                              sind. (Allgem. Organ fuͤr Handel und Gewerbe, 1845, Nr. 33.)
                           
                        
                           Neue Art der Stearinkerzenbereitung.
                           Ein deutscher Fabrikant, Klingenstein, hat ein Patent auf
                              eine neue Art der Stearinkerzenbereitung genommen, wonach die Kerzen nur Stearin und
                              beinahe keine Spur freier Stearinsaͤure enthalten sollen. Was wir
                              daruͤber in Erfahrung gebracht baden, ist folgendes: der Talg wird bis zum
                              Schmelzpunkt erhizt, dann in einem Gefaͤße, welches mit einer diken Schicht
                              eines die Waͤrme schlecht leitenden Koͤrpers umgeben wird,
                              moͤglichst langsam abgekuͤhlt. Waͤhrend dieser
                              Abkuͤhlung trennen sich das Stearin und das Oleïn, vermoͤge der
                              Verschiedenheit ihrer Schmelzpunkte, und der groͤßte Theil des erstern
                              scheidet sich ab mit einem nur kleinen Ruͤkhalt von lezterem. Man decantirt
                              nun und laͤßt das Oleïn ab und unterwirft die Stearinmasse in
                              Preßtuͤchern von Wolle oder Pferdehaaren einer starken Pressung, wodurch
                              beinahe alles noch darin enthaltene Oleïn abfließt. Aus diesem Stearin werden
                              die Lichter gegossen. (Technologiste, Maͤrz 1845,
                              S. 264.)
                           
                        
                           
                           Schwarzer Lakfirniß von Sell in
                              Offenbach.
                           Die Fabrik chemischer Producte von E. C. Sell in Offenbach
                              a. M. empfiehlt einen schwarzen Lakfirniß, der sich vorzugsweise fuͤr
                              Anstriche auf Holz und Metall eignet, welches man vor Zerstoͤrung
                              schuͤzen will.
                           Ein solcher Ueberzug wird selbst bei erhoͤhter Temperatur weder von
                              Saͤuren noch von Laugen angegriffen – ein Vorzug, den kein anderer
                              Firniß in gleichem Grade mit ihm theilt. Als besonders empfehlenswerthe
                              Eigenschaften sind noch hervorzuheben, das sehr schnelle Troknen, ein schoͤn
                              schwarzer Glanz und verhaͤltnißmaͤßig große Billigkeit.
                           Wird gut geleimtes Papier einmal damit uͤberzogen, so ist dasselbe vollkommen
                              wasserdicht und zum Verpaken besonders geeignet. Ein Stuͤk solchen Pakpapiers
                              von 10 Ellen kostet 24 kr., eben so viel das 1/2 Kilogr. dieses Firnisses.
                           Die Redaction der Annalen der Chemie und Pharmacie (Januarheft 1845) bemerkt hiezu
                              folgendes:
                           
                              „Der in dem Vorstehenden angekuͤndigte schwarze Lakfirniß des Hrn.
                                 Dr. E. Sell verdient
                                 als ein sehr schaͤzbares Product auf das angelegentlichste empfohlen zu
                                 werden. Es sind in dem Laboratorium zu Gießen einige Versuche mit diesem Firniß
                                 angestellt worden, welche so befriedigend ausgefallen sind, daß bereits alles
                                 Eisenwerk in dieser Anstalt, um das Rosten zu verhuͤten, damit
                                 uͤberzogen worden ist.
                              
                           
                              Auch bei einigen Neubauten in hiesiger Stadt ist der Sell'sche Firniß bereits mit dem ausgezeichnetsten Erfolge zum
                                 Ueberzug eiserner Wasserausguͤsse in Kuͤchen und dergleichen
                                 angewendet worden.
                              
                           
                              Gegenstaͤnde von Holz, welche haͤufig dem Wasser ausgesezt sind,
                                 werden durch einen Anstrich mit diesem Firniß ebenfalls in hohem Grade
                                 geschuͤzt.
                              
                           
                              Wir halten es fuͤr unsere Pflicht, alle Techniker, insbesondere aber das
                                 chemische und pharmaceutische Publikum auf das Product des Hrn. Dr. Sell, welches, seiner
                                 ausgezeichneten Eigenschaften und seines billigen Preises wegen, der allgemeinen
                                 Anwendung faͤhig ist, aufmerksam zu machen.“
                              
                           
                        
                           Ueber Siret's Desinficirpulver.
                           Hr. Siret, welchem einer der Monyon'schen Preise fuͤr sein Verfahren die Abtrittgruben zu
                              desinficiren (man vergl. daruͤber S. 255 in diesem Bande des polytechn.
                              Journals) zuerkannt wurde, hat uͤber eine Verbesserung desselben der franz.
                              Akademie der Wissenschaften folgendes mitgetheilt:
                           „Durch Behandlung mit Eisenvitriol wird der Menschenkoth vollkommen
                                 desinficirt; lezteres Salz wirkt aber nicht auf die gallertartigen und
                                 eiweißstoffartigen Bestandtheile der Faͤces, und die neuen Verbindungen,
                                 welche diese bilden, koͤnnten spaͤter nachtheilige
                                 Ausduͤnstungen verursachen, wenn man deren Gaͤhrung nicht zu
                                 verhindern sucht; ich habe gefunden, daß man lezteren Zwek vollkommen erreicht,
                                 wenn man die bereits mittelst Eisenvitriol desinficirte Masse mit gepulvertem
                                 gebranntem Kalk in einem gewissen Verhaͤltniß versezt.“ (Comptes rendus, April 1845, No. 14.)