| Titel: | Das Münzverfahren in der königlichen Münze zu London; eine Vorlesung in der Royal Institution von Professor Brande. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. CX., S. 437 | 
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                        CX.
                        Das Muͤnzverfahren in der
                           koͤniglichen Muͤnze zu London; eine Vorlesung in der Royal
                              Institution von Professor Brande.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions,
                              April- und Maiheft 1845.
                        Brande, über das Münzverfahren in der königlichen Münze zu
                           London.
                        
                     
                        
                           Mit Erlaubniß des Directors der königl. Münze und meiner Collegen in dieser Anstalt
                              will ich im Folgenden einen Umriß des Münzgeschäftes zu geben versuchen, indem ich
                              überzeugt bin daß, obgleich Jedermann weiß, wie im Allgemeinen die Münze verfertigt
                              wird, doch nur wenigen bekannt seyn dürfte, welche ungemeine Genauigkeit bei den
                              einzelnen mechanischen und chemischen Operationen, so wie bei den Proben, durch
                              welche man sich von dem Normalgewicht und -Feingehalt (Schrot und Korn) der
                              Münzen versichern muß, erforderlich ist.
                           
                           Bekanntlich wird das Gold nach England größtentheils über den Hamburger und Pariser
                              Markt eingeführt; man gewinnt es in den amerikanischen Gruben oder aus dem Sand der
                              afrikanischen Flüsse, und eine nicht unbeträchtliche Menge auch in den russischen
                              Bergwerken des Uralgebirges. Vom J. 1832 bis 1841 wurden 334,000 Pfd. Sterl. Werth
                              an Gold aus Afrika in England eingeführt. Die Goldbarren, wie sie auf den Markt
                              kommen, werden von der englischen Bank der Münze zugeschikt, nachdem sie vorher von
                              deren Angestellten probirt wurden, so daß die Bank den Feingehalt bereits kennt. Die
                              der Münze zugesandten Goldbarren werden in kleine, etwa 15 Pfd. schwere Zaine
                              gegossen; der Werth eines solchen Stükes Gold beträgt durchschnittlich 700 Pfd. St.
                              Das Silber bekommt die Münze in Barren von etwa 60 Pfd. Gewicht, deren Werth
                              durchschnittlich 200 Pfd. St. beträgt. Diese Barren werden in der Münze von dem
                              sogenannten „Wäger und Zähler“ (weigher
                                 and teller) nachgewogen, dessen einziges Geschäft es ist, die edeln Metalle
                              in dieser Anstalt ein- und auszuwägen. Alle Barren werden in Gegenwart von
                              zwei Bankbeamten nachgewogen; von den andern Münzbeamten sind hiebei immer der
                              Münz-Controleur und der Buchhalter (clerk)
                              zugegen, welchen Beamten und dem Münzcommissär (Deputy Master
                                 of the Mint) alles Gold und Silber überantwortet wird.
                           Das Nächste ist nun, daß die verschiedenen Barren dem Münzscheider (Master's Assayer) abgeliefert werden; ihm liegt ob,
                              diese Barren, sowohl Gold als Silber, zu Probiren, d.h. zu ermitteln, wie viel
                              reines Gold und wie viel Legirung oder Zusazmetall sie enthalten. Hierauf werden
                              diese Barren dem Münzwardein (Master of the Mint's Assay
                                 Master) übergeben, welcher über den Feingehalt oder die Zusammensezung
                              jeder Barre Bericht erstattet; nach seinem Bericht, das „Tiegelbuch (pot-book) der Münze“ genannt,
                              geschieht die Ausgleichung, d.h. die Barren von feinem und geringem Gehalte werden
                              so vermengt und erhalten solchen Zusaz, daß das Ganze wo möglich den normalmäßigen
                              Feingehalt bekommt. Sezen wir z.B. den Fall, es kommen 12 oder 100 Barren von der
                              Bank; sie werden probirt und die reinen Barren, oder die etwas über den normalen
                              Feingehalt haben, so adjustirt, daß sie mit den weniger reinen, oder jenen unter dem
                              normalen Feingehalt, geschmolzen werden können; auf diese Weise werden wo möglich,
                              durch die Analyse oder das Probiren, wie es der Wardein vornimmt, die verschiedenen
                              Barren auf das gehörige Korn gebracht. Wenn aber alle Barren sich als unrein oder
                              geringhaltiger als das vorgeschriebene Korn zeigen, so wird hiedurch ein Zusaz von
                              reinem Gold nothwendig gemacht; übertreffen sie hingegen das vorgeschriebene Korn, dann muß Kupfer oder
                              ein anderes Metall als Legirung zugesezt werden, um den Normalgehalt herzustellen.
                              Unter dem Ausdruk normalhaltiges Gold (Korn) versteht man jenes, welches in 12
                              Theilen 11 Theile reines Gold, und das übrige Zwölftel als
                              „Legirung“ (alloy) enthält;
                              dieses leztere kann irgend ein Metall von geringerem Werthe als das Gold seyn,
                              welches die Farbe, Hämmerbarkeit oder Dauerhaftigkeit des edeln Metalls nicht
                              wesentlich beeinträchtigt. Man benuzt dazu in der Wirklichkeit nur zweierlei
                              Metalle, nämlich Kupfer und Silber. Nehmen wir nun Kupfer als Legirung an, welche
                              jezt die gebräuchlichste ist, so ist, wenn das specifische Gewicht des reinen Goldes
                              19,3 beträgt, dasjenige eines Goldes vom vorgeschriebenen Korn = 17,15. Berechnet
                              man das spec. Gewicht einer Barre von 11 Theilen Gold und 1 Theil Kupfer, so ergibt
                              sich, daß das wirkliche Resultat (17,15) hinter dem berechneten (18,40) zurükbleibt;
                              denn wenn sich zwei Metalle verbinden, so dehnen sie sich dabei ein wenig aus. Der
                              zwölfte Theil, die Legirung, kann auch Silber oder eine Mischung von Silber und
                              Kupfer seyn. Dieß war auch in der Regel der Fall, bis vor Kurzem ein Verfahren
                              ausfindig gemacht wurde, das Silber mit Vortheil (durch concentrirte Schwefelsäure)
                              abzuscheiden; so daß jezt, wenn eine Goldbarre zur Münze oder Bank kommt, welche
                              sowohl Silber als Kupfer enthält, das Silber in Anschlag gebracht wird und deren
                              Werth erhöht, weil sie den Scheidern (refiners)
                              zugeschikt werden kann, die das Silber daraus gewinnen und Kupfer an dessen Stelle
                              sezen können, worauf die Barre an die Münze zurükgeht, wo sie noch immer als
                              normalhaltig passirt, weil alles Metall außer dem reinen Gold als Legirung
                              betrachtet wird. Ob nun der zwölfte Theil einer Barre aus Silber oder Kupfer
                              besteht, ist für die Münze gleichgültig, von großem Belange aber für den Eigenthümer
                              der Barre. Ein sehr wichtiger Umstand hinsichtlich der Legirung ist, daß die Münze
                              der Reibung (Abnuzung) bei der Circulation widerstehen muß. Aus Hatchett's und Cavendish's
                              Versuchen geht hervor, daß eine Legirung von Silber und Kupfer in dieser Hinsicht
                              sich am besten bewährt; wenn wir daher in einer Metallbarre mit 11 Theilen reinen
                              Goldes für das andere Zwölftel eine Legirung haben, welche halb aus Silber und halb
                              aus Kupfer besteht, so ist dieß zum Münzen vielleicht die geeignetste Masse. Eines
                              aber ist in allen diesen Fällen von größter Wichtigkeit, daß nämlich das zum Legiren
                              angewandte Kupfer absolut rein sey, denn wenn es nur die geringste Menge eines
                              andern Metalls enthält, so ist es dem Golde höchst nachtheilig; es macht die Barren
                              spröde und ungeschmeidig, so daß sie nicht gewalzt und bearbeitet werden können. Ich
                              brauche kaum daran zu erinnern, daß gegenwärtig Sovereigns (Souverainsd'or) von
                              zweierlei Farben circuliren und daß eine Art davon, die blassen, bald verschwindet;
                              es sind dieß die Silber enthaltenden; die dunklern sind ausschließlich mit Kupfer
                              legirt. Normalhaltiges Gold, d. i. solches, welchem 1/12 Legirung zugesezt wurde,
                              münzt sich besser, widersteht der Abnuzung besser, und ist leichter schmelzbar als
                              reines Gold; dieses hingegen ist so weich, daß es sich biegt, und so zähe, daß es am
                              Münzstempel hangen bleibt.
                           Ich muß auch bemerken, daß es in der Praxis sehr schwierig ist, eine Goldbarre in
                              ihrer Zusammensezung vollkommen gleichförmig zu erhalten, denn wenn die Mischung
                              während des Schmelzens nicht sehr sorgfältig und beständig umgerührt wird, kann
                              sogar beim Ausgießen noch eine Trennung der beiden Metalle stattfinden. Wenn der
                              Schmelzer das Geschmolzene vor dem Ausgießen nur eine kurze Zeit sich selbst
                              überläßt, sezt sich Gold nieder und der obere Theil des Schmelztiegels enthält daher
                              mehr Legirung als der untere; man begreift daher wie schwierig es ist, die
                              sogenannten Probeplatten (trial plates) darzustellen; es
                              sind dieß die normalhaltigen Platten, welche durchaus gleichförmig seyn und in der
                              Schazkammer oder sonst wo deponirt werden müssen, um sich ihrer in vorkommenden
                              besondern Fällen zur Ermittelung der Reinheit der Münzen bedienen zu können.
                           Gold und Kupfer verbinden sich wahrscheinlich nur in Atomenverhältnissen; nun ist das
                              Atomgewicht oder Aequivalent des Goldes 200, das des Kupfers 32. Wir haben Grund
                              anzunehmen, daß 200 Gold sich mit 32 oder mit 64 Kupfer chemisch verbinden, daß
                              aber, wenn diese Verhältnisse überschritten werden, der Schmelztiegel ein bloßes
                              Gemenge, oder doch ein Gemenge dieser bestimmten Verbindung mit einer Quantität Gold
                              enthält. Sey dem übrigens wie ihm wolle, so haben uns Hatchett's und Cavendish's Versuche gelehrt,
                              daß wenn bei der Darstellung von Zainen nicht das gehörige Verhältniß eingehalten
                              wird, ein großer Unterschied in der Zusammensezung der einzelnen Zaine
                              stattfindet.
                           Für die Einbringung des Silbers in die Münze gelten dieselben Vorschriften wie für
                              das Gold; nur ist das vorgeschriebene Korn des Silbers von dem des Goldes
                              verschieden, indem jenes eine Legirung ist von 1 Pfd. 11 Unzen 2 Dwts.
                              (Pennygewichten) reinen Silbers und 18 Dwts. Kupfer, welche folglich aus 11 2/20
                              Silber und 18/20 Kupfer besteht. Nun finden wir in der Regel hinsichtlich der
                              Legirung von Silber und Kupfer, daß das spec. Gewicht der Normallegirung 10 3/10,
                              also etwas geringer als das der Münze ist, weil Silber und Kupfer, zu einer
                              Legirung verbunden, eine kleine Ausdehnung oder Verminderung des spec. Gewichts
                              erleiden.
                           Wegendes enormen relativen Werths des Goldes müssen wir uns so streng als möglich an
                              das vorgeschriebene Korn halten; man erreicht dieß durch viele Vorsichtsmaaßregeln
                              und Proben. Das Gold ist unser Normalwerth und es wird für Arbeit und Auslagen beim
                              Münzen nichts daraufgeschlagen; so daß wenn Jemand Gold zur Münze bringt, er den
                              vollen Werth dafür in Münze erhält, die natürlich von größerm Werth ist als die
                              Barre, weil sie ein Gepräge trägt, welches ihre Circulation in der ganzen
                              civilisirten Welt sichert. Nachdem nun der Feingehalt und die Zusammensetzung der
                              Barren bestimmt ist, werden sie dem Schmelzer übergeben, mit den geeigneten
                              Weisungen, um sie in Normalzaine zu gießen. Der Schmelzer wird nun verantwortlicher
                              Aufbewahrer der Barren, welche von ihm unter strengem Verschluß gehalten werden mit
                              seinem eigenen Schlüssel und dem eines andern Münzbeamten, des sogenannten
                              Schmelzaufsehers (surveyor of the Meltings), welcher in
                              Gemeinschaft mit dem Schmelzer beim Schmelzen beständig zugegen und dessen Pflicht
                              es ist, daß die von dem Münzwardein in das Tiegelbuch gegebenen Weisungen streng
                              befolgt werden; auch ist es sein Geschäft, die Legirung oder das reine Gold nach der
                              Weisung auszuwägen; ferner obliegt ihm, wenn das Metall in Zaine ausgegossen ist,
                              Probestükchen (an beiden Enden und allenfalls auch in der Mitte) von jedem zu
                              nehmen, um sie durch den Scheider (Assay Master)
                              untersuchen zu lassen. Die Zaine dürfen nicht aus der Verwahrung des Schmelzers
                              kommen, bis der Scheider darüber berichtet hat. Findet dieser sie durchaus von
                              gleichförmiger Zusammensezung und genau vom vorgeschriebenen Korn, so gibt er eine
                              schriftliche Ordre und läßt sie zur weitern Bearbeitung passiren; findet er sie aber
                              nicht gleichförmig oder normalhaltig, dann ist er befugt, wie man es nennt, den
                              Tiegelsaz zu verweigern (stop the pot), d.h. zu
                              befehlen, daß er umgeschmolzen werde. Hat unter diesen Umständen an der
                              Fehlerhaftigkeit des Zains der Schmelzer Schuld, wenn er nämlich nachlässig war beim
                              Ausgießen oder beim Anfertigen der Mischung, so muß er auf seine eigene Kosten die
                              Schmelzung wiederholen und einen normalhaltigen Zain liefern; hat er aber, wie der
                              Fall eintreten kann, in Folge irriger Weisungen, die ihm von dem Wardein gegeben
                              waren, gefehlt, dann trägt die Münze die Kosten des Umschmelzens.
                           Nun wird das Gold in Graphit-Tiegeln geschmolzen, wovon jeder in einem
                              besondern Ofen steht und einen Centner Gold faßt. Die Zaine zu den Sovereigns werden
                              in eiserne Formen gegossen. Die Graphittiegel halten nicht nur einen hohen Hizegrad
                              aus, sondern können auch ohne Gefahr aus dem Feuer gehoben werden, was von
                              Wichtigkeit ist. Um diese Schmelztiegel in den Stand zu sezen, eine Anzahl Barren
                              aufzunehmen, bevor sie auf die obige Weise niedergeschmolzen sind, sezt man
                              dieselben in einen andern Schmelztiegel, muffin genannt,
                              dekt das Ganze zu und erhizt in einem gewöhnlichen Windofen, bis alles geschmolzen
                              ist; man rührt dann sorgfältig um, hebt sie mittelst einer eigenthümlichen, sehr
                              zwekmäßigen Vorrichtung aus dem Ofen und gießt in die Formen (Eingüsse) aus; es ist
                              zu dieser Operation sehr große Sorgfalt nöthig, damit das Gold nicht, wie man sagt,
                              abgetrieben werde; bei zu geringer Sorgfalt scheidet sich nämlich ein Theil der
                              Legirung (des Kupfers) vom Gold ab, wodurch es zu fein wird; der Schmelzer hat
                              sonach erstens darauf zu sehen, daß die Mischung im Tiegel gleichförmig sey, und
                              dann daß nicht ein Theil der Legirung zerstört wird; bekanntlich verändert sich das
                              reine Gold in der Hize nicht, das Kupfer aber oxydirt sich und wird als Schlake
                              abgeschieden.
                           Die Schmelztiegel für das Silber sind von Gußeisen und fassen 4 bis 5 Centner Metall.
                              Ehedem wurde das Silber wie das Gold in kleinen Tiegeln geschmolzen; wir verdanken
                              diese große Verbesserung im Schmelzen dem gegenwärtigen Münz-Commissär, Hrn.
                              Morrison, welcher, als er sein Amt antrat, den
                              Schmelz- und Gießproceß für Silber gänzlich umgestaltete. Die Tiegel werden
                              wie diejenigen für das Gold in Windöfen gestellt und mittelst einer Maschinerie in
                              die Formen ausgegossen; auch hier muß das Metall vor dem Ausgießen sorgfältig
                              umgerührt werden, um die Abtreibung desselben oder das Ausbrennen des Kupfers zu
                              verhüten. Bei der jezigen Einrichtung der Münze können täglich leicht 10,000 Pfd.
                              Silber geschmolzen werden. Die Silberzaine von normalhaltigem Metall bleiben beim
                              Schmelzer, bis der Scheider sie untersucht hat, zu welchem Behufe ihm Stüke zum
                              Probiren zugeschikt werden. Findet er sie alle richtig, so gibt er die schriftliche
                              Ermächtigung, mit ihnen behufs ihrer Ausmünzung weiter zu verfahren. Die
                              Fortschaffung der Zaine geschieht in der Münze gewöhnlich in kleinen Blokwägen, die
                              mit eisernen Rädern auf Schienenwegen laufen, welche alle Arbeitslocale mit einander
                              verbinden; auf diese Weise wandern sie von einem Local zum andern.
                           Nun empfangen die Münzer (Company of Moneyers) die Zaine
                              und werden für sie verantwortlich; unter ihrer Oberaufsicht wird die Münze
                              verfertigt und zulezt Gewicht für Gewicht durch das Münzamt an die Einbringer (importers) abgeliefert. Die Münzer sind eine sehr alte
                              Gesellschaft; wer die Details hierüber zu wissen wünscht, findet interessante Aufschlüsse
                              in den dem Hause der Gemeinen erstatteten Berichten, namentlich dem des Hrn. Jasper
                              Atkins.
                           Bei der Uebergabe der Goldzaine an die Münzer werden sie im Walzlocale in Empfang
                              genommen. Die erste Operation, welcher sie unterliegen, ist das Flachpressen (break down). Der Zain wird zwischen Walzen
                              hindurchgezwängt, welche ihn in ein etwa 8 Fuß langes, 8/10 Zoll breites und 1/4
                              Zoll dikes Band ausdehnen; dieses wird in beinahe 19 Zoll lange Stüke zerschnitten
                              und wieder durch Walzen gelassen, bis jedes 3 Zoll breit und 1/20 Zoll dik ist. Bei
                              diesem Walzen wird das Metall hart und muß daher von Zeit zu Zeit ausgeglüht werden;
                              d.h. man muß eine Quantität des Metalls bis zum Rothglühen erhizen und langsam
                              abkühlen lassen. Dabei tritt aber die Schwierigkeit ein, daß, wenn dieß an der Luft
                              geschieht, ein Theil des Kupfers sich oxydirt oder zu Verlust geht; deßhalb werden
                              die Stüke sorgfältig in einen kupfernen Cylinder gesezt und mit Ausschließung der
                              Luft ausgeglüht. Sie werden zum Rothglühen erhizt, wodurch das Metall wieder weich
                              wird. Das lezte Walzen bringt das Band nahe auf seine erforderliche Dike. Es wird
                              jezt ein Stük ausgeschnitten, gewogen, und wenn man es von richtigem Gewicht
                              befindet – d.h. ein wenig über dem, was ein Sovereign am Ende haben soll
                              – so wird das Band (ribbon oder fillet) einem weiteren Proceß der Münzfabrication
                              übergeben. Zuerst wird es durch bloßes Walzen auf einen bedeutenden Grad der Dünne
                              gebracht. Beim Walzen in der Münze ist die größte Genauigkeit erforderlich, um die
                              Ränder und alle Theile des Bandes zu der bestimmten Dike in Verhältniß zu bringen,
                              welche durch sehr genaue Lehren angegeben wird. Vor Allem darf keine Ungleichheit im
                              Druke stattfinden, so daß eine Seite der Schiene dünner würde als die andere; ferner
                              muß man dafür sorgen, daß das Band vollkommen gerade (true), nicht gebogen oder irgendwie gerollt sey und daß vorzüglich die
                              Ränder richtig ausgewalzt seyen. Alles dieß sind in der Praxis sehr schwierige
                              Dinge, die aber nöthig sind, um sehr viele Umständlichkeiten zu vermeiden, welche
                              ihre Vernachlässigung in der Folge veranlassen würde. Nun wird der Dike die lezte
                              Adjustirung gegeben mittelst einer von John Barton
                              erfundenen Zugmaschine. In dieser Maschine erhält die Dike des Metalls eine
                              außerordentliche und bewunderungswürdige Gleichmäßigkeit. Dann wird auf jeder Seite
                              der Bänder ein Sovereign ausgeschnitten (ausgestükelt), auf einer sehr genauen Waage
                              gewogen und soll vollkommen richtig von Gewicht seyn; wo nicht, so wird dem Band
                              noch etwas größere Vollendung gegeben oder man läßt es noch einmal durch ein Paar
                              sehr feine Walzen laufen. Ist das Band nun vollendet, so kommt es in die zur Verfertigung der
                              Schrötlinge (Platten) bestimmte Ausstükelungsmaschine (Durchschnitt, blank-cutting-maschine). Es ist dieß eine
                              Maschine mit zwölf im Kreise angeordneten Schneideinstrumenten; unten in der
                              Maschine wird das Band aufgelegt und eine Reihe von Stüken ausgeschnitten, die in
                              eine Schublade fallen. Diese Schneidinstrumente müssen so adjustirt seyn, daß sie
                              genau das gehörige Gewicht ausschneiden; ist eines derselben im Geringsten zu groß
                              oder zu klein, so ist dieß vielleicht durch Abwägen eines einzelnen Sovereign auf
                              einer sehr feinen Waage zu entdeken; wenn man aber ein Pfund davon auswiegt, dann
                              findet man sie in diesem Fall jedenfalls etwas zu leicht oder zu schwer. Auf der
                              Münze ist daher folgendes Verfahren eingeführt: ist das in Sovereigns auszustükelnde
                              Band genau normal, so geht es durch ein geeignetes Schneideinstrument, welches es
                              normalmäßig ausschneidet; angenommen aber, daß es, auf diese Weise probirt, im
                              Geringsten zu leicht befunden würde, so bringt man es in ein Schneidinstrument,
                              welches die Stüke um ein Minimum zu groß ausschneidet, oder vielmehr diese
                              Leichtheit compensirt. Nach dem Ausschneiden der Stüke werden die Bänder zerbrochen
                              (broken up), von den Münzern sehr genau gewogen und
                              dem Schmelzer zurükgegeben.
                           Die Schrötlinge werden nun in das Justirlocal gebracht, wo Leute sich damit
                              beschäftigen, jedes einzelne Stük zu wägen; sie werden dann noch ein zweites Mal
                              gewogen und überdieß läßt man jedes Stük auch klingen, damit keine gesprungenen oder
                              sogenannte „stumme Stüke“ in Circulation gesezt werden. Das
                              Normalgewicht eines Sovereigns ist 5 Dwts. 3 1/4 Grän; das Current-Gewicht,
                              oder das, unter welchem es circulirt, 5 Dwts. 2 1/2 Gran, so daß die äußerste
                              Differenz zwischen beiden, dem Normal- und Current-Sovereign, im Werth
                              3 Halbpence betragen mag, da 1 Grän normalhaltiges Gold etwa 2 Pence werth ist. Auf
                              8 leichte Sovereigns beträgt der Verlust daher 1 Shilling; auf 800 beträgt er 5 Pfd.
                              St.; und auf 10,000,000 Sovereigns würde er 62,000 Pfd. St. bei dieser höchst
                              unbedeutenden Differenz ausmachen.
                           Nun werden die Goldstüke, nachdem sie bezüglich des Gewichtes justirt sind, gerändert
                              (marked); sie gehen nämlich durch zwei stählerne
                              Baken hindurch und der Rand wird etwas erhöht. Die vom Ausschneiden herkommenden
                              sind am Rande rauher, die geränderten hingegen haben einen glatten Rand, welcher (an
                              den Seiten) etwas hervorsteht. Die Rändelmaschine arbeitet mit außerordentlicher
                              Schnelligkeit, sie macht 240 Stüke in der Minute fertig. Bei dem Rändern werden die
                              Schrötlinge so hart, daß sie vor dem Prägen noch einmal ausgeglüht werden müssen.
                              Dieß geschieht durch Einsezen derselben in eiserne Kästen; es kommen jedesmal etwa 2800 Stüke in
                              einen solchen Kasten, welcher dann sorgfältig verschmiert, in den Ofen gebracht und
                              erhizt wird. Man läßt sie dann langsam abkühlen, öffnet sie und wirft die Goldstüke
                              in sehr verdünnte Schwefelsäure, worin sie gereinigt werden (blanched); es wird hiedurch nämlich die schwache Kupferoxydhaut von ihrer
                              Oberfläche entfernt. Sie sind nun zum Prägen fertig.
                           Es befinden sich gegenwärtig in der Münze acht Prägmaschinen (coining-presses) von Bolton's Erfindung,
                              bei welchen der Stoß durch einen im luftleeren Raum fallenden Kolben bewirkt
                              wird.
                           Jede solche Maschine prägt täglich 30,000 bis 40,000 Stüke, in der Minute also
                              60–70 Stüke.
                           Der Verbrauch an Stempeln in der Münze kann im Durchschnitt zu einem Paar Stempel auf
                              je 50,000 bis 60,000 Stüke angenommen werden; daraus ist jedoch kein Schluß zu
                              ziehen auf das, was ein Paar Stempel leisten können. Es wurden z.B. bei einer
                              Gelegenheit 2,150,000 Stüke mit vier Stempelpaaren geschlagen, also 537,500 Stüke
                              mit jedem Paar; 5 Prägmaschinen schlugen einmal mit 3 Stempelpaaren 245,520 Stüke in
                              14 Stunden, was 49,124 Stüke für jedes Stempelpaar ausmacht.
                           In den Prägmaschinen muß ein einziger Stoß das Münzstük fertig machen und der Graveur
                              muß daher den Stempel so anfertigen, daß ein Basrelief mit einem einzigen Schlag der
                              Münzpresse zu Stande gebracht werden kann. Nichts kann schlechter seyn, als ein
                              hohes Relief bei einer Münze; es beschleunigt ihre Werthverminderung durch den
                              Gebrauch. In dieser Hinsicht ist daher der Münzgraveur den Forderungen der Maschine
                              oder Presse unterworfen; er wird oft wegen dessen getadelt, was ihm in der That zum
                              größten Verdienste gereicht. Es ist durchaus nicht schwierig, durch schnell
                              aufeinanderfolgende Stöße ein sehr hohes Relief zu erzeugen, wie z.B. bei Medaillen,
                              Schaustüken etc.; wenn aber ein Stoß von einer gewissen Kraft in der Minute 60 bis
                              70mal sich wiederholen und jedesmal eine gewisse Münze erzeugen muß, so wird das
                              Talent und die Geschiklichkeit des Graveurs sehr in Anspruch genommen.
                           Wenn die Münzen fertig sind, werden sie in sogenannten Journey-Weights, = 15 Pfund Gold oder 60 Pfund Silber, abgewogen.
                              Diese werden in Säken von den Münzern dem Münzamt zurükgeliefert. Ehe jedoch das
                              Geld endlich den Einführern (Lieferanten der edlen Metalle) abgeliefert wird,
                              unterwirft man es einer Reihe von Untersuchungen, die Controle (check) genannt, um sich vom richtigen Gewicht und
                              Feingehalt desselben zu überzeugen (it is pixed). Wenn
                              die Münzbeamten versammelt sind, um 100 solche 
                              Journey-Weights oder Säke zu controliren, so
                              leert der Münzer den Sak in eine Schale aus, dann nimmt der Wäger und Zähler eine
                              Anzahl Münzen heraus und bringt sie in eine Büchse, welche, wenn sie ein wenig
                              geschüttelt wird, 47 Stük faßt; er leert dann die Büchse in eine Schale aus und
                              übergibt selbe dem Scheider; dieser bringt sie auf eine Waagschale und wägt sie;
                              findet er das Gewicht richtig, so ruft er aus: Normalgewicht (Standard), was dann von einem der Buchhalter und von dem Secretär
                              bestätigt wird. Wiegen die Münzen etwas mehr oder weniger, so ruft er
                              „plus 1“ oder „minus 1“, was bedeutet
                              1 Grän mehr oder weniger als 1 Pfund Sovereigns; und so wird fortgefahren. Endlich
                              werden die Münzen dem Controleur übergeben, welcher aus jedem Sak eine beliebige
                              Anzahl, wenigstens aber zwei herausnimmt und sie besonders wiegt, um sich zu
                              überzeugen, daß das Pfund nicht bloß das richtige Gesammtgewicht einer Anzahl (lot) von Münzen war, sondern daß jede einzelne das
                              Normalgewicht hat. Dieß geschieht auf einer sehr feinen Waage. Nachdem man sich
                              überzeugt hat, daß das Gewicht richtig ist, wird eine der Münzen dem Scheider
                              eingehändigt, welcher ein kleines Stükchen herausschneidet und es probirt, um sich
                              zu überzeugen, daß die Münze von den Münzern rein zurükkam. Ehe sie zu den Münzern
                              kamen, probirte er die Barren; er probirt nun die Münze, wenn sie von den Münzern
                              kömmt. Das Uebrige wird unter Siegel gelegt, in eine Büchse, pix genannt, in welche 100 Journeys von Sovereigns, also 70,000 Pfd. St.
                              kommen; in der Regel werden wöchentlich drei Büchsen diesem Verfahren
                              unterworfen.
                           Ich komme nun auf das sogenannte „Remedium“; es ist dieß ein
                              Aushülfsmittel, welches im Korn wie im Schrot eine vermindernde oder erhöhende
                              Abweichung gestattet; 12 Grän Troygewicht vom Pfund werden im Schrot und 15 Grän im
                              Korn als Abweichung gestattet, damit das Geschäft nicht aufgehalten wird und durch
                              geringe Abweichungen keine Schwierigkeiten entstehen. Wenn ich aber sage, daß dieses
                              Remedium existirt, so muß ich auch ausdrüklich bemerken, daß man es in der Münze
                              niemals im Auge hat, sondern stets auf das vorgeschriebene Korn und Schrot hin
                              gearbeitet wird.
                           Schließlich habe ich noch eine Bemerkung zu machen. Hinsichtlich des Betriebs des
                              Münzgeschäfts hört man oft sagen: „Ihre Münze ist sehr gut, doch sollte
                                 das Relief höher seyn, mehr Arbeit und mehr Zeit darauf verwendet werden. Es ist
                                 sehr schön, täglich 40,000 Stüke in jeder Presse zum Ausmünzen zu bringen,
                                 hinsichtlich der Kunst aber ist es schlimm.“ Dieß ist aber sicherlich
                              nicht der Fall. Es ist von der höchsten Wichtigkeit, daß die Münze so schnell
                              erzeugt werde, als es
                              mit guter Arbeit nur immer vereinbar ist, und die Leistungen unserer Münze halten
                              den Vergleich mit allen ausländischen aus, so weit dieß vereinbar ist mit der
                              vollkommensten Richtigkeit des Schrots und Korns; denn die erwähnten Prüfungen
                              erheischen nothwendig viel Zeit. Ferner ist zu berüksichtigen, daß der Zinsenverlust
                              auf jede Barre, während sie den Lauf durch die Münze macht, ebenfalls von
                              Wichtigkeit ist. Dazu kommt noch, daß sich bisweilen bei Geldkrisen ein panischer
                              Schreken verbreitet, wie im Jahr 1825; damals wurden Barren am Sonnabend von der
                              Bank eingebracht und am darauffolgenden Dienstag 140,000 Stüke Sovereigs der Bank
                              zurükgeliefert und eben so viele alle Tage bis zum nächsten Sonnabend, worauf sich
                              das Vertrauen wieder herstellte; das Drängen der Bank nahm nun wieder ab und die
                              drohende Krisis war abgewendet. Die Goldbarren kamen Morgens um 9 Uhr von der Bank
                              und um 10 Uhr Nachts waren 47,000 Stüke fertig gemünzt.
                           In Betreff dessen, was die Münze zu leisten fähig ist, habe ich oben bemerkt, wie
                              viel Stüke die Prägmaschinen fertigen. Ich will zum Schlusse einige Beispiele
                              anführen, aus welchen man ersieht, was hierin geschah. In sieben Tagarbeiten betrug
                              im Jahr 1842 das Gewicht der in dieser Woche verarbeiteten Goldbarren 10 Ton.; die
                              verfertigten Münzstüke betrugen im Gewicht 12,085 Pfd.; der Zahl nach waren es
                              985,434 Stüke. Vom 1. Julius 1842 bis zum 1. Jul. 1844 wurden in der Münze an
                              Sovereigns und halben Sovereigns 15,920,411 Stüke ausgeprägt; Silbermünzen
                              20,976,000 Stüke; Kupfermünzen 19,621,956 Stüke; zusammen also 56,528,367 Stüke.
                              Seitdem, nämlich vom 1. Jul. 1844 an bis zum 31. Decbr. desselben Jahres wurden
                              außerdem 10,000,000 Sovereigns geprägt, so daß in diesem Zeitraum von 2 1/2 Jahren
                              die Münze 66,528,367 Stüke in Gold und Silber producirte, welche alle Prüfungen
                              durchmachten.
                           Die Untersuchung des Pix geschieht durch eine Jury von Goldschmieden. Diesen werden
                              von Zeit zu Zeit die Pixsäke übergeben und in Westminster mit großer Ceremonie
                              übernommen, wo der Lordkanzler eine Jury mit ihrer Prüfung beauftragt; diese Jury
                              berichtet über das Resultat der Probe und in Folge dieses Berichts ist der
                              Münzdirector von aller Verantwortlichkeit überhoben.
                           Zwei Documente geben über die Operationen in der Münze zu London nähere Aufschlüsse,
                              erstens ein Artikel in der Encyclopaedia Britannica über
                              das Maschinenwesen der Münze und zweitens der oben erwähnte Parlamentsbericht.Wir verweisen auf den Artikel „Münzkunst“ in Prechtl's technologischer Encyklopädie, Bd. X S.
                                    224. A. d. R.