| Titel: | Praktische Bemerkungen zur Daguerreotypie; von E. Knorr. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. CXI., S. 448 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        CXI.
                        Praktische Bemerkungen zur Daguerreotypie; von
                           E.
                              Knorr.
                        Aus Poggendorff's Annalen, 1845, Nr. 5.
                        Knorr, praktische Bemerkungen zur Daguerreotypie.
                        
                     
                        
                           Im vergangenen Frühjahr beabsichtigte ich einige wissenschaftliche Versuche mit Hülfe
                              des Daguerreotyps anzustellen, es zeigte sich aber, daß meine sämmtlichen Apparate
                              zu den von mir beabsichtigten Versuchen nicht ganz geeignet waren, sondern
                              mehrfacher kleiner Veränderungen bedurften; auch fand ich es nöthig mich vorher im
                              Gebrauch der beschleunigenden Substanzen hinreichend zu üben, mit denen ich nur
                              einige wenige vorläufige Versuche angestellt hatte. Mit lezterer Arbeit ist jedoch
                              die Zeit vorübergegangen, welche ich diesem Gegenstand widmen konnte, und ich bin
                              daher zu nichts anderem als einigen praktischen Bemerkungen gelangt, die ich mir
                              erlaube hier mitzutheilen, obgleich sie zum Theil auch solchen Personen, welche sich
                              mehrfach mit diesem Gegenstand beschäftigt haben, nicht fremd seyn mögen, jedoch,
                              wie es scheint, nicht allgemein bekannt geworden sind.
                           Was meine jezigen Apparate anbetrifft, so sind dieselben von einer gewöhnlichen
                              Viertelplatte an bis zu jeder beliebigen Kleinheit der Platte brauchbar, und haben
                              vor anderen mir bekannten, namentlich den gewöhnlichen französischen und den Voigtländer'schen, folgende Vorzüge:
                           1) Die Camera obscura kann mit Leichtigkeit in jede beliebige Lage gebracht, in
                              derselben festgestellt und auf den Gegenstand eingestellt werden.
                           2) Das Einsezen der Platten in den Rahmen und in der Camera obscura ist leichter und
                              schneller als bei anderen mir bekannten Constructionen.
                           3) Die Operationen des Jodirens und Bromirens können außerhalb des Zimmers im Freien
                              vorgenommen werden, ohne daß man weder hiebei, noch bei dem Einsezen und
                              Herausnehmen der Platten aus der Camera einen Nachtheil durch secundären Einfluß des
                              Lichts zu fürchten hätte. Dieß zeigte sich besonders bei dem Gebrauch
                              beschleunigender Substanzen wichtig.
                           4) Während sich die Platte in der Camera obscura unter der Wirkung des Lichts
                              befindet, kann zu jeder beliebigen Zeit ein vom Rande der Platte beginnender
                              horizontaler oder verticaler Abschnitt derselben maskirt werden, was besonders bei
                              Landschaften wichtig ist, wenn der Himmel sich sehr erleuchtet zeigt.
                           
                           Als Objectiv habe ich mich vorzugsweise eines achromatischen Doppelobjectivs nach Petzwal's Construction von Soleil in Paris bedient; dasselbe ist ausgezeichnet schön, jedoch schien
                              mir, als wenn ein dergleichen Objectiv von Voigtländer
                              und Sohn in Wien das meinige an Lichtstärke und Reinheit der Bilder noch etwas
                              überträfe, ich habe aber nicht Gelegenheit gehabt beide Objective direct zu
                              vergleichen.
                           Bei Abbildung von Gegenständen, die sich auf einen gleichmäßig beleuchteten
                              Hintergrund projiciren, kann man die Schnelligkeit der Wirkung dadurch bedeutend
                              erhöhen, daß man sich einer Camera obscura bedient, deren Kasten hinreichend klein
                              ist im Verhältniß zum Felde des Objectivs, um diejenigen Strahlen, welche nicht zur
                              Erzeugung des Bildes benuzt werden sollen, als fortwirkende in Anwendung zu bringen.
                              Ich habe dieses Mittel nur mit einer Camera obscura versucht, deren Kasten vierekig
                              war, besser ist wohl unstreitig die cylindrische Form. Man kann hierdurch zugleich
                              theilweise einen Fehler corrigiren, der sich wenigstens bei meinem Objective oft
                              sehr stark bemerkbar machte, nämlich daß die mittleren Theile des Bildes bei etwas
                              scharfer Beleuchtung sich in derselben Zeit weit stärker entwikelten, als die mehr
                              nach dem Rand der Platte hin gelegenen. Ich fand hier ein gelbes, nicht geglättetes
                              Papier, welches die Eigenschaft hatte, daß es im schärfsten directen Sonnenlicht auf
                              einer jodirten und bromirten Platte, auf welche noch keine Lichtwirkung
                              stattgefunden hatte, keine Spur einer Wirkung zeigte, in einer Zeit, welche 60mal
                              größer war als diejenige, in welcher weißes Postpapier sich vollkommen abgebildet
                              hatte; mit diesem Papier legte ich das Innere der erwähnten kleinen Camera obscura
                              aus, um die angegebene Wirkung zu erhalten. Eine solche Camera obscura ist aber ohne
                              innere Diaphragmen nicht brauchbar für sehr ungleich beleuchtete Gegenstände, wie
                              z.B. für Landschaften, die stark von der Sonne beschienen sind. Für lezten Fall habe
                              ich ein Paar glükliche Versuche auf folgende Weise gemacht. Nachdem die bromirte
                              Platte eine kurze Zeit der Wirkung des Lichts in der Camera obscura ausgesezt worden
                              war, jedoch nicht hinreichend lange, um ein vollendetes Bild zu erhalten, drehte ich
                              die Camera obscura gegen einen Schirm von demselben gelben Papier, und ließ nun die
                              Platte noch einige Zeit unter der Wirkung der reflectirten gelben Strahlen. Diese
                              Versuche wurden zunächst nur beiläufig gemacht, um später darauf zurükzukommen, was
                              mir aber nicht möglich war; ich kann daher nicht behaupten, daß diese Methode
                              praktisch wirklich brauchbar sey; man sieht aber, daß sie im Wesentlichen auf
                              demselben Princip beruht, als der Gebrauch der farbigen Gläser.
                           
                        
                           
                           1) Schleifen neuer Platten.
                           Nach diesen vorläufigen Bemerkungen gehe ich zu den Operationen selbst über, deren
                              unangenehmste unstreitig das Schleifen der Platten ist. Bedient man sich nur des
                              Jods, ohne Anwendung beschleunigender Substanzen, so braucht das Schleifen der
                              Platten nicht so sorgfältig zu seyn als im lezten Fall; nach vielfachem Hin-
                              und Herprobiren bin ich aber für den lezten Fall bei einer Methode stehen geblieben,
                              wobei ich folgende Mittel gebrauche:
                           1) Ein aus Olivenöhl genommenes gesäuertes Fett.
                           2) Spiritus von beiläufig 67 Proc. Alkoholgehalt (dem Gewicht nach).
                           3) Feine Baumwolle.
                           4) Gereinigten Baumwollensammt Nr. 1.
                           5) Deßgleichen, oder besser Seidensammt Nr. 2.
                           6) Venetianischen Tripel, – englisch Roth oder gebrannte Knochen.
                           Nr. 1 wird auf folgende Weise bereitet: zu 5 Theilen Olivenöhl, dem Volum nach, gieße
                              man einen Theil Salpetersäure, wie solche gewöhnlich den Apparaten beigegeben wird,
                              und lasse beides unter öfterem Umschütteln 24 Stunden zusammen stehen. Hierauf gieße
                              man noch einen Theil weißer gewöhnlicher Schwefelsäure hinzu, und lasse alles
                              zusammen einige Tage im Lichte stehen, indem man es öfter umschüttelt; das Oehl
                              nimmt dann allmählich eine schwache Saffranfarbe an, und kann dann schon zum
                              Schleifen der Platten benuzt werden. Besser ist es aber das Oehl zum Erstarren zu
                              bringen, welches nach einigen Tagen bei einer Temperatur unter 16° R. leicht
                              geschieht; man macht dann mit einem Glasstab ein Loch in die erstarrte Masse und
                              läßt durch dasselbe alle Säure sorgfältig ablaufen. Dieß so gewonnene Fett bleibt
                              auch noch bei einer etwas höheren Temperatur als 16° R. fest, und ist etwas
                              hart, aber dennoch sehr gut zum Schleifen der Platten; man gebraucht es dazu mit
                              Tripel und Baumwolle.
                           Ist das Olivenöhl mit anderen fetten Oehlen verunreinigt, z.B. mit Mohnöhl, so dauert
                              die Reinigung desselben länger; das Oehl färbt sich im Sonnenlicht allmählich viel
                              dunkler, und zum Erstarren ist eine weit niedrigere Temperatur nöthig. Das gesäuerte
                              Fett, was aus solchem Oehl gewonnen wird, bleibt weicher als das aus reinem
                              Olivenöhl, und ist zum Schleifen der Platten daher etwas bequemer; ich ziehe aber
                              lezteres dennoch vor, weil sich die Platten durch Spiritus und Tripel leichter und
                              sicherer von diesem Fett reinigen lassen. Man braucht von diesem Fett nur sehr
                              wenig, deßhalb habe ich es immer nur in kleinen Quantitäten, von ungefähr 1/2 Unze,
                              bereitet.
                           Mit diesem Fett, Baumwolle und troknen Tripel schleift man nun die Platten in die
                              Runde, nimmt dann das Fett so viel als möglich mit Tripel und Baumwolle weg, und
                              schleift hierauf mit Baumwolle, Tripel und Spiritus, hauptsächlich um die lezte
                              dünne Schicht Fettigkeit wegzunehmen. Dann schleift man mit Baumwolle, Roth oder
                              Knochen und Spiritus, oder statt dessen sogleich mit Sammt Nr. 1, Roth oder Knochen
                              und Spiritus, in die Runde, um der Platte einen feineren Strich zu geben. Endlich
                              mit Roth oder Knochen, Spiritus und Sammt Nr. 2, um zu poliren, zulezt mit troknem
                              Sammt Nr. 2, oder Roth, um die Politur zu vollenden, den Strich in bestimmter
                              Richtung zu geben und alles noch anhaftende trokne Puzmittel zu entfernen; bei den
                              beiden lezten Operationen kann man etwas stark aufdrüken, auch muß man zum lezten
                              troknen Puzen stets ein neues Stük Sammt anwenden.
                           Der Sammt Nr. 1 wird auf folgende Weise vorbereitet: man nehme guten Baumwollensammt,
                              am besten von weißer, oder doch einer solchen Farbe, welche von Ammoniak zerstört
                              wird, thue denselben in einen neuen reinen irdenen Topf, gieße reines Regenwasser
                              darauf und seze eine kleine Quantität liq. ammon.
                                 caustic. dazu, wenigstens so viel als nöthig ist, um dem Wasser einen
                              schwachen Ammoniakgeruch zu ertheilen, lasse den Sammt wenigstens eine Stunde gut
                              durchweichen, koche ihn hierauf in demselben Wasser ebenfalls wenigstens eine
                              Stunde, gieße dann das Wasser ab, und drüke den Sammt mit Hülfe einer reinen
                              hölzernen Kelle aus, indem man ihn wiederholt mit reinem Wasser übergießt; zulezt
                              koche man ihn nochmals in reinem Regenwasser, spüle ihn aus, und lasse ihn dann im
                              Schatten troknen. Ueberhaupt hüte man sich sorgfältig, den Sammt an solchen Stellen
                              mit den Händen anzugreifen, welche zum Schleifen der Platten gebraucht werden
                              sollen.
                           Baumwollensammt Nr. 2 unterscheidet sich von Nr. 1 dadurch, daß derselbe noch in
                              Spiritus gereinigt wird, nachdem er schon der vorhergehenden Procedur unterworfen
                              worden war. Man läßt den Sammt einige Stunden in einem reinen Porzellangefäß in
                              Spiritus weichen, spült ihn dann nochmals in reinem Spiritus und zulezt in
                              destillirtem Wasser aus, und läßt ihn wieder im Schatten troknen; den Spiritus muß
                              man wenigstens von derselben Stärke anwenden, wie man ihn zum Schleifen der Platten
                              gebraucht. Der Sammt Nr. 2 ist entbehrlich, wenn Nr. 1 gehörig rein ausfiel, man
                              kann aber dessen nie so ganz sicher seyn; es wäre besser immer nur Nr. 2 anzuwenden, der Spiritus ist
                              aber hier ziemlich theuer, deßhalb benuzte ich lezteren Sammt nur, wo er
                              unumgänglich nöthig erschien.
                           Seidensammt Nr. 2 ist eben so gereinigt wie Baumwollensammt; er ist entbehrlich, wenn
                              man nicht die Mittel benuzt, um die Dike der empfindlichen Schicht zu erhöhen, von
                              denen in der Folge die Rede seyn wird.
                           Es ist gut Tripel, Roth oder Knochen von Zeit zu Zeit auszutroknen, wozu ich mich
                              immer eines flachen kupfernen Gefäßes und einer Berzelius'schen Lampe bediente, es ist aber dabei keineswegs nöthig die
                              Erhizung sehr weit zu treiben, z.B. bis zum Glühen des Tripels. Nach dem Erkalten
                              zerreibt man diese Substanzen wieder in einem Mörser von Gußeisen. Es ist keineswegs
                              ganz gleichgültig, ob man sich zum lezten Schleifen und Poliren des Roths oder der
                              Knochen bedient, denn diese Substanzen haben Einfluß auf den Ton des Bildes. Unter
                              sonst möglichst gleichen Umständen haben die Bilder auf Platten, die mit Knochen
                              geschliffen wurden, einen mehr weißlichen Ton, als auf solchen die mit Roth
                              behandelt wurden; ich ziehe das Roth vor, obgleich es mir mehrfach geschienen hat,
                              als wenn die mit Knochen behandelten Platten etwas empfindlicher wären.
                           Hat man schon einige Uebung im Schleifen und Poliren der Platten, so geht diese
                              Operation nach der hier angegebenen Weise ziemlich leicht und schnell vor sich, ich
                              muß aber doch bemerken, daß man ohne Lehrer sich hierin nur mit Mühe die gehörige
                              Sicherheit erwirbt. Wenn man aber schon noch so geübt ist und mit aller Sorgfalt zu
                              Werke geht, so mißlingen dennoch zuweilen die Versuche ununterbrochen gänzlich. Daß
                              dieß in einer krankhaften Ausdünstung der Hand liegen kann, wodurch bei dem lezten
                              Poliren der Platte ein secundärer nachtheiliger Einfluß auf dieselbe ausgeübt wird,
                              davon habe ich folgendes Beispiel. Nach einem heftigen Kolikanfall, den ich mir, wie
                              es schien, durch unvorsichtiges Einschluken von Bromdämpfen zugezogen hatte, konnte
                              ich mehrere Tage lang durchaus kein gutes Bild erhalten. Es arbeiteten zu dieser
                              Zeit zwei Personen mit mir, welche selbst eingestanden, daß sie weniger sorgfältig
                              als ich mit der Bereitung der Platten zu Werke gingen. Es wurden stets drei Versuche
                              unmittelbar hinter einander gemacht, so daß alles möglichst gleich war, und nur der
                              Unterschied stattfand, daß die Platten von verschiedenen Personen geschliffen und
                              polirt worden waren; auf allen von mir polirten Platten waren die Bilder stets
                              unrein und verschleiert, während auf den Platten meiner Mitarbeiter fast ohne
                              Ausnahme, stets gute Bilder erhalten wurden. Ich war zulezt gezwungen alle meine
                              Platten einem meiner Gehülfen zur Vollendung zu übergeben, und erst nach acht Tagen war dieß
                              nicht mehr nöthig. Ob die Platte gehörig gereinigt ist, prüft man leicht durch den
                              Hauch; es ist aber immer gut nach dem Verschwinden des Hauchs die Platte leicht mit
                              troknem Sammt Nr. 2 zu übergehen. Den Sammt schlägt man entweder um einen
                              Baumwollenballen, oder man verfertigt sich Cylinder von Filz oder Tuch, um deren
                              untere Fläche man einige Stüke Sammt bindet, um dieselbe weicher zu machen; das zum
                              Poliren bestimmte Stükchen Sammt legt man dann mit der weichen Seite lose auf die
                              Platte und sezt den Cylinder mit der weichen Fläche auf dasselbe.
                           
                        
                           2) Absieden der Platten.
                           Daguerre hat bekanntlich vorgeschlagen, die Platten nach
                              Vollendung der Politur noch mit destillirtem Wasser abzusieden; was man auch dagegen
                              gesagt haben mag, dieser Vorschlag ist wohl begründet. Nur auf solchen Platten ist
                              es mir gelungen zu dem Maximum der Empfindlichkeit zu kommen, und z.B. das Bild
                              eines Menschen im Gange zu erhalten, wie er eben den Fuß zum Schritt hat. Das von
                              Daguerre angegebene Verfahren ist aber praktisch
                              nicht brauchbar, denn es gelingt zu selten auf diese Weise, selbst mit Anwendung des
                              reinsten Wassers, eine reine Platte zu erhalten; man braucht eine solche Platte nach
                              dem Erkalten nur zu behauchen, um zu sehen, daß eine Menge Fleken zurükgeblieben
                              sind, welche dann der Reinheit des Bildes nachtheilig werden. Durch folgendes
                              praktisch leicht ausführbares Verfahren gelangt man ohne Nachtheil zu demselben
                              Ziel. Man nehme ein Gefäß von Messing oder Kupferblech mit ebenem Boden, welches nur
                              etwas weniges breiter als die abzusiedende Platte zu seyn braucht, jedoch wenigstens
                              1/2 Zoll länger als dieselbe, und 1/2 Zoll hoch seyn muß; dasselbe muß an der einen
                              langen Seite mit einem hölzernen Griff versehen seyn, oder doch wenigstens einen
                              Henkel haben, so daß man es mit einer Zange fassen und in horizontaler Richtung
                              hin- und herbewegen kann. In dieses Gefäß legt man die zuvor gehörig
                              geschliffene und polirte Platte, gießt reines destillirtes Wasser darüber, ungefähr
                              bis zu 2/3 der Höhe des Gefäßes, und bringt nun das Wasser über einer Berzelius'schen Lampe zum Sieden, indem man das Gefäß
                              langsam über der Lampe hin- und herbewegt. Selbst wenn man frisch
                              ausgekochtes Wasser anwendet, wird man doch sehen, daß sich eine Menge Luftblasen
                              von der Oberfläche der Platten entwikeln, welche man durch Hin- und
                              Herschütteln der Platte im Gefäß von derselben trennen muß; hat die Entwiklung der
                              Luftblasen aufgehört, so läßt man das Wasser noch einige Secunden fortsieden, gießt
                              dann dasselbe ab, nimmt
                              die Platte mit dem Gefäß und läßt sie erkalten. Zuweilen, jedoch selten, ist das
                              Entwikeln der Luftblasen so stark, daß es nöthig ist noch Wasser zuzugießen, um das
                              Sieden länger fortzusezen. Behaucht man eine solche Platte nach dem Erkalten, so
                              wird man in der Regel finden, daß sie ganz voller Fleken ist, man muß sie daher jezt
                              noch mit Roth, Spiritus und Sammt Nr. 2 leicht übergehen, um die Fleken wegzunehmen,
                              und dann noch mit Sammt Nr. 2, um alles Roth zu entfernen. Die lezten beiden
                              Operationen müssen mit sehr leichter Hand gemacht werden, denn die Politur der
                              Platte muß schon vor dem Sieden vollendet seyn, auch darf man die ganze Operation
                              nur kurz vor dem Jodiren der Platten vornehmen.
                           Der Sammt hat das Unangenehme daß er zuweilen Fasern auf der Platte zurükläßt; diese
                              lassen sich aber leicht durch lokere Baumwolle entfernen.
                           Die zulezt angegebene Methode des Siedens der Platten, verbunden mit den gehörigen
                              Vorsichten beim Bromiren, ist die einzige, welche ich bis jezt zu wissenschaftlichen
                              Versuchen brauchbar halte, wenn man Daguerre's Verfahren
                              anwenden will; denn nur mit Hülfe derselben habe ich Resultate erhalten, welche als
                              hinreichend constant betrachtet werden können. Für gewöhnliche Versuche aber, wenn
                              man nur die Absicht hat schöne Bilder zu erhalten, möchte ich dieses Verfahren nicht
                              empfehlen, obgleich es mehr Sicherheit gewährt als die übrigen, denn die Bilder
                              werden zwar äußerst fein und zart, erhalten aber so wenig Rundung, daß sie nicht
                              wohl befriedigen können.
                           
                        
                           3) Schleifen gebrauchter
                                 Platten.
                           Platten, die zwar den Queksilberdämpfen ausgesezt, aber nicht vergoldet wurden,
                              braucht man zwar nicht aufs neue mit gesäuertem Fett zu schleifen, sondern man kann
                              sogleich mit Spiritus beginnen; man thut aber immer besser sie wie neue Platten zu
                              behandeln, weil man sonst leichter Gefahr läuft nicht alles Queksilber zu entfernen,
                              was der Reinheit des neuen Bildes leicht Eintrag thut. Es zeigte sich immer besser,
                              wenn solche Platten durch unterschwefligsaures Natron von der empfindlichen Schicht
                              befreit worden waren, obgleich dieß nicht unumgänglich nöthig ist. Statt des Tripels
                              kann man zum gesäuerten Fett feines Roth nehmen, um die Platten nicht
                              unnöthigerweise zu stark anzugreifen.
                           Vergoldete Platten schleift man zunächst mit verdünntem Königswasser, aus einem Theil
                              Salpetersäure, einem Theil Salzsäure und 40–50 Theilen destillirtem Wasser, und mit Tripel
                              und Baumwolle, um die Goldschicht wegzunehmen und das Bild zu vernichten; hierauf
                              behandle man sie wie neue Platten. Das gesäuerte Fett kann entbehrt werden, doch
                              thut man auch hier besser es anzuwenden.
                           
                        
                           4) Jodiren.
                           Was das Jodiren der Platten betrifft, so bin ich zulezt wieder zu dem Apparat von Seguier zurükgekehrt, den ich bis jezt noch für den
                              besten und bequemsten gefunden habe; derselbe besteht bekanntlich aus einem
                              hölzernen Kasten, auf dessen Boden das trokne Jod gestreut wird; über dieses kommt
                              ein Kissen aus Baumwolle und dann eine Pappscheibe in einem Rahmen und die Joddämpfe
                              werden von der Pappe auf die Platte übergetragen. Hier scheint sich nun allerdings
                              das Jod zuweilen auf der Pappe zu zersezen (?), besonders wenn nicht mehr
                              hinreichendes Jod im Kasten ist; man kann aber diesen Uebelstand leicht dadurch
                              vermeiden, daß man öfter frisches Jod nachstreut, und von Zeit zu Zeit, z.B. alle
                              acht Tage, einige Tropfen einer concentrirten Auflösung von Jod in Schwefeläther auf
                              den Boden des Kastens gießt, ihn einige Minuten verschließt und dann denselben eine
                              halbe Stunde lang öffnet. Mit welchen besonderen Umständen aber zuweilen der
                              Photograph zu kämpfen hat, davon gewährte auch dieser Apparat ein besonderes
                              Beispiel. Im physikalischen Cabinet der Universität hat sich nämlich eine kleine Art
                              von Ameisen eingenistet, welche vor 10–12 Jahren mit Zuker hier eingeführt
                              worden seyn soll, und sich schnell über einen großen Theil der Stadt verbreitet hat;
                              vor 8 Jahren waren diese lästigen Gäste mir noch ganz unbekannt. Diese Thiere
                              scheinen fortwährend ihre Spione nach allen Richtungen hin auszusenden, denn sie
                              finden in wenig Minuten alles auf, was ihnen zur Nahrung dienen kann, und da sie
                              durch die feinsten Rizen dringen, so sind nur solche Dinge vor ihnen sicher, die in
                              luftdicht verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden; Bromwasser und Jod lieben sie
                              sehr, aber nur lezteres ist für sie tödtlich, Schwefeläther meiden sie. Es zeigte
                              sich nun mehrere Tage hindurch, daß alle Lichtbilder, die ich erhielt, mit einem
                              leichten eigenthümlichen, glänzenden Schleier überzogen waren, der durchaus keinem
                              Verfahren weichen wollte, und es ergab sich endlich, daß die Ursache dieser
                              Erscheinung nur im Jodirapparat liegen könne. Als ich diesen Apparat näher
                              untersuchte und das Baumwollenkissen herausnahm, fanden sich auf dem Boden des
                              Kastens eine Menge Ueberreste von Ameisen, jedoch nur Köpfe und die äußersten Enden
                              der Füße, alle übrigen Theile waren zerstört. Ich lüftete den Jodkasten einige
                              Stunden und gebrauchte nun zum erstenmal das Schwefelätherjod; seit dieser Zeit haben die
                              Ameisen den Jodkasten verschont, und derselbe hat immer gut gewirkt.
                           Bei dem Jodiren nehmen bekanntlich die Platten allmählich eine goldgelbe Farbe an,
                              dann folgt Orange, dann Roth u.s.w. Für die Platten, welche nach den vorhergehenden
                              Angaben behandelt worden waren, ist die starke Orangenfarbe die beste, wenn sie
                              nachher bromirt werden sollen; es gibt aber Platten, auf welchen man den angegebenen
                              Farbenwechsel nicht erhalten kann, sondern die im Anfang grau und dann schnell
                              grauroth werden; auf solchen Platten wird man selten brauchbare Bilder erhalten.
                              Worin diese Anomalie ihren Grund hat, habe ich nicht entdeken können, im
                              Jodirapparat liegt er nicht; manche solcher Platten lassen sich durch starkes
                              Abschleifen verbessern, bei anderen gelingt dieß aber durchaus nicht, und es bleibt
                              dann nichts übrig als sie wegzuwerfen.
                           
                        
                           5) Beschleunigende
                                 Substanzen.
                           Um so leichter und sicherer mir die Versuche mit dem Daguerreotyp gelungen sind ohne
                              Anwendung der beschleunigenden Substanzen, um so größer waren die Schwierigkeiten,
                              welche ich bei dem Gebrauch der lezteren gefunden habe; was mich aber im Anfang am
                              mehrsten frappirte, war, daß die ersten Versuche recht gut gelangen und sich die
                              Schwierigkeiten derselben erst allmählich herausstellten. Ich begann mit dem Brom,
                              wendete mich dann zum Chlor, und kehrte wieder zum Brom zurük; da lezteres
                              entschiedene Vorzüge hat, so übergehe ich hier das Chlor ganz. Die chlorige Säure,
                              welche vor einiger Zeit vorgeschlagen worden ist, habe ich ebenfalls versucht;
                              dieselbe ist allerdings als beschleunigende Substanz brauchbar, die an ihr gerühmten
                              Vorzüge habe ich aber nicht entdeken können, und da man es bei dem Gebrauch
                              derselben noch außerdem mit leicht oxydirenden Substanzen zu thun hat, so kann ich
                              dieses Mittel keineswegs empfehlen. Bei der Anwendung des Broms ist die sicherste
                              Methode unstreitig diejenige, welche von Fizeau angegeben
                              ist; die schönsten Resultate gewährt sie aber nicht, auch erfordert sie mehrfache
                              Vorsichten, wenn ihre Anwendung hinreichend sicher seyn soll; zu vollkommener
                              Sicherheit bin ich jedoch, ungeachtet aller Vorsicht, durch dieselbe nicht gelangt,
                              was aber seinen Grund eigentlich nicht in der Methode selbst hat.
                           Dieß Verfahren besteht bekanntlich darin, daß man sich zunächst eine gesättigte
                              Auflösung von Brom in destillirtem Wasser bereitet, sich dann mit Hülfe derselben
                              eine verdünnte Auflösung nach bestimmtem Maaße verfertigt, und die jodirte Platte
                              den Dünsten einer gewissen Quantität dieser Lösung während einer Zeit aussezt,
                              welche für jeden Apparat
                              durch Versuche gefunden werden muß. Ein Theil gesättigtes Bromwasser auf
                              40–60 Theile destillirten Wassers habe ich für das beste Verhältniß gefunden;
                              es hängt dieß Verhältniß aber von den Apparaten ab, denn man muß es so wählen, daß
                              man im Mittel bei einer gewissen Temperatur des Bromirapparats und Wassers, die man
                              constant zu erhalten sucht, die polirten Platten 1 Minute den Bromdämpfen aussezen
                              muß, um das Maximum der Empfindlichkeit zu erhalten.Um die ersten Versuche zu erleichtern, bemerke ich, daß die Zeitdauer der
                                    Bromirung beiläufig im umgekehrt quadratischen Verhältnisse der Stärke der
                                    Bromlösung steht, so daß bei einer doppelt so starken Lösung man nur 1/4 der
                                    früheren Zeit braucht. Dieß gilt für Platten, welche noch nicht vergoldet waren; bei einer
                              kleineren Zeit hat ein Fehler in der Zeit einen zu bedeutenden Einfluß auf die
                              Empfindlichkeit der Platten, und bei einer bedeutend größeren sezt man sich zu
                              leicht einem nachtheiligen Einfluß der Wasserdämpfe aus. Der beste Bromirapparat ist
                              ein vierekiges Porzellangefäß mit flachem Boden, welches für Viertelplatten
                              wenigstens 2 1/2 Zoll hoch und so breit seyn muß, daß die Platten auf allen Seiten
                              wenigstens einen Zoll von den Wänden des Gefäßes abstehen. In die Mitte dieses
                              Gefäßes stellt man eine flache runde Schale, wenigstens von 2 1/2 Zoll Durchmesser
                              und mit recht ebenem Boden, in diese wird das verdünnte Bromwasser gegossen; 1 Loth
                              Bromwasser ist hinreichend für eine Viertelplatte. Das größere Porzellangefäß stelle
                              man in ein Beken, in welchem sich Wasser befindet, was man beiläufig immer auf einer
                              gleichen Temperatur zu erhalten sucht; hat man einen Brunnen in der Nähe, aus
                              welchem man immer Wasser von constanter Temperatur haben kann, so ist dieß nicht
                              schwer; wo man diese Bequemlichkeit aber nicht hat, da muß man ein Thermometer zu
                              Hülfe nehmen, und sich die gehörige Erfahrung zu verschaffen suchen, um wie viel die
                              Zeit des Bromirens bei einer Temperaturveränderung geändert werden muß; das
                              Bromwasser selbst muß man auf gleiche Weise auf einer constanten Temperatur zu
                              erhalten suchen, auch bereite man das verdünnte Bromwasser nur immer in kleinen
                              Quantitäten zu wenigen Versuchen im voraus. Man kann zwar zwei oder drei Platten
                              unmittelbar hinter einander mit demselben Bromwasser bromiren, indem man für jede
                              Platte einige Minuten an Zeit zugibt, doch ist es besser das einmal gebrauchte
                              Bromwasser sofort wegzugießen; das große Gefäß lasse man stets offen stehen und
                              wasche es öfter aus, um alles Brom zu entfernen, welches sich an den Wänden
                              niedergeschlagen haben kann. Bedient man sich einer Camera obscura, bei welcher die
                              Platten auf einem Brett befestigt werden, das größer als die Platten ist, so reinige man
                              dasselbe vor jedem Versuch mit Spiritus, besser aber ist es noch, diejenigen Theile
                              des Bretts, welche nicht von der Platte bedekt werden, mit Staniol zu bedeken, den
                              man dann nur mit trokner Baumwolle zu reinigen braucht. Der Holzkasten mancher
                              Camera obscura hat die Eigenschaft, leicht Bromdämpfe einzusaugen, und dann eine
                              Rükwirkung auf die Platte auszuüben, wodurch das Bild verdorben wird; dieß war mit
                              einem Kasten aus Nußbaumholz der Fall, den ich aus Paris erhalten hatte. Im Anfang
                              gelangen die Versuche in diesem Kasten recht gut, allmählich gingen sie aber immer
                              schlechter, bis ich zulezt kaum nur noch Spuren eines Bildes erhielt; ein hier
                              verfertigter Kasten aus demselben Holz zeigte diese Untugend nicht. Ist man so
                              unglüklich einen Kasten erster Art erhalten zu haben, so ist das Beste, ihn ganz zu
                              verwerfen; kann man dieß aber nicht, so beobachte man folgende Regeln. Man lasse so
                              viel als möglich den Kasten geöffnet im Freien stehen, und bringe ihn nie in ein
                              Zimmer, wo Bromdämpfe seyn können. Sobald man eine Rükwirkung des Kastens auf die
                              Platten zu bemerken glaubt, stelle man die Versuche ein, gieße einige Tropfen liq. amm. caust. in den Kasten, verschließe denselben
                              und lasse ihn so wenigstens eine Stunde stehen; dann öffne man ihn und lasse ihn so
                              lange in freier Luft, bis sich aller Ammoniakgeruch verloren hat. Ob bei
                              Metallkästen mit der Zeit derselbe Uebelstand eintreten könne, weiß ich nicht; ein
                              kleiner Messingkasten, den ich häufig gebrauchte, zeigte ihn nicht, so lange im
                              Innern die rohe Metallfläche nicht geschwärzt war. Geschwärzte Metallrahmen für die
                              Platten zeigten aber eine sehr bemerkbare Rükwirkung, wenn sie nicht vor jedem
                              Versuch gereinigt wurden; es ist daher besser solche Rahmen ungeschwärzt zu lassen.
                              Fizeau hat bekanntlich schon angegeben daß, wenn man
                              schon Bromwasser nach dem Maaß verfertigt hat, man sich eine Menge Bromwasser
                              bereiten kann, indem man die Farbe des ersteren zum Vergleichungsmoment nimmt, und
                              er schlägt dieß als ein Auskunftsmittel vor, wenn man das Maaßgefäß zerbrechen
                              sollte. Diese Methode, welche anfangs roh erscheint, ist aber nur mit gehöriger
                              Modification die einzig sichere, denn das destillirte Wasser verhält sich nicht
                              immer gleich gegen das Brom. Es ist etwas anderes, ob man Wasser benuzt, welches aus
                              Glasgefäßen oder aus verzinnten Gefäßen destillirt wurde, und ob das Wasser frisch
                              bereitet ist, oder schon einige Zeit an der Luft gestanden hat. Fizeau's Methode ist aber deßhalb ohne Modification nicht
                              brauchbar, weil verdünntes Bromwasser, selbst wenn es in sorgfältig verschlossenen
                              Flaschen und im Dunkeln aufbewahrt wird, doch allmählich bleicht und zulezt alle
                              Farbe verliert; auf folgende Weise kann man aber der Unsicherheit bei der Bereitung des
                              Bromwassers entgehen, die aus einem Bleichen einer Normallösung entspringen würde.
                              Man nehme zwei vierekige geschliffene Fläschchen von recht klarem Glas, und von
                              möglichst gleicher Größe, Reinheit und Dike des Glases (die meinigen hatten 1 1/2
                              Zoll Länge und 1 Zoll Breite), nehme ein Stük feines weißes Postpapier, etwas
                              breiter als die schmale Fläche des Glases, lege es glatt auf leztere, und klebe die
                              überstehenden Ränder an den breiten Flächen des Glases fest; dieß Glas fülle man mit
                              einer Normallösung von verdünntem Bromwasser, das andere Glas aber fülle man mit
                              destillirtem Wasser. Durch eine Auflösung von gummi
                                 guttae suche man nun einem Blatt Papier von derselben Sorte als das vorige
                              eine Farbe zu geben, so daß das Papier mit der gefärbten Fläche an die schmale
                              Fläche des lezteren Glases gehalten und, durch das Wasser gesehen, möglichst gleiche
                              Färbung zeigt mit dem weißen Papier durch das Bromwasser gesehen. Ist man dahin
                              gelangt, so klebe man ein gleiches Stük gefärbten Papiers mit der gefärbten Fläche
                              auf das zweite Fläschchen, wie früher das weiße Papier auf das erste Fläschchen. Das
                              erste Fläschchen gebraucht man dann zur Verfertigung des verdünnten Bromwassers, und
                              das zweite gibt die Normalfarbe.
                           Nach dem gewöhnlichen Verfahren jodirt man erst die Platten, und sezt sie dann den
                              Bromdämpfen aus. Auf diesem Weg habe ich aber nicht das Maximum der Empfindlichkeit
                              erreichen können; dieß gelang auf abgesottenen Platten nur durch doppeltes Bromiren,
                              weil bei einfachem Bromiren die Jodschicht, wie es scheint, sich nicht in ihrer
                              ganzen Dike gleichförmig mit Brom durchzieht. Wenn für das einfache Bromiren man
                              nicht über 40–45 Secunden hinausgehen durfte, ohne einen Bromschleier zu
                              erhalten, so zeigte sich für das doppelte folgende Regel.
                           Die Summe der Zeit beider Bromirungen ist gleich 1 1/2 der Zeit der einfachen
                              Bromirung. Es zeigte sich dabei gleich, ob ich die abgekochten Platten 20 Secunden
                              vor dem Jodiren und 40 Secunden nachher, oder 30 Secunden vorher und 30 Secunden
                              nachher bromirte.
                           Die Beobachtung aller vorhergehenden Vorsichtsmaaßregeln gewährt aber nur größere
                              Sicherheit des Erfolgs für neue Platten, oder für solche, welche nicht vergoldet
                              waren; für Platten, welche mit Fizeau's Goldlösung
                              behandelt worden sind, helfen alle Vorsichten wenig, und bleibt ein glüklicher
                              Erfolg reiner Zufall. Die Silberschicht der Platten wird bis zu einer gewissen Tiefe
                              durch die Vergoldung
                              verändert, und diese Tiefe ist keineswegs constant; auch ist es unmöglich zu wissen,
                              in welchem Zustand sich gerade diejenige Schicht befindet, bis zu welcher man durch
                              das Schleifen einer vergoldeten Platte gekommen ist. Ein gut gelungenes Bild auf
                              einer früher vergoldeten Platte ist in der Regel schöner als ein gut gelungenes Bild
                              auf einer neuen Platte; allein deßhalb die Platte vorher vergolden wollen, scheint
                              nicht rathsam.
                           Daguerre gibt an, daß eine vergoldete Platte eben so
                              vielmal länger bromirt werden kann, als sie oft vergoldet wurde, ohne einen
                              Bromschleier zu geben; ich kann dieß nach meinen Versuchen nicht bestätigen. Im
                              Allgemeinen kann ich nur sagen, daß eine früher vergoldete Platte bei gleicher
                              Politur, Jodirung und Bromirung, unempfindlicher ist als eine neue, und daß sie
                              länger bromirt werden muß, um ihr einen gleichen Grad von Empfindlichkeit zu
                              ertheilen. Um wie viel aber die Bromirung verstärkt werden muß, darüber wird sich
                              schwerlich je ein allgemeines Gesez geben lassen.
                           Außer dem verdünnten Bromwasser habe ich mehrere andere Methoden der Anwendung des
                              Broms versucht, sie haben aber alle mehr oder weniger Uebelstände; nur die Anwendung
                              der troknen Verbindung des Broms mit dem Jod möchte ich empfehlen, denn mit Hülfe
                              derselben habe ich die schönsten Resultate erhalten. Diese Verbindung ist nur leider
                              nicht ganz beständig, denn das Brom verdunstet etwas schneller als das Jod, wodurch
                              das Verfahren unsicher wird, auch ist sie ohne einen etwas complicirten Apparat
                              nicht wohl anwendbar; jedoch kann der im Folgenden zu beschreibende Apparat auch für
                              das trokne Bromjod benuzt werden. Am besten ist mir die Anwendung dieser Substanz
                              auf folgende Weise gelungen. Man verfertige sich zunächst Bromjod, indem man fein
                              zertheiltes Jod in Brom schüttet, so lange bis alles Brom vom Jod gebunden ist; oder
                              umgekehrt, man tröpfle Brom allmählich auf Jod, so lange bis kein Brom vom Jod mehr
                              gebunden wird; hierauf nehme man mit einem kleinen Glaslöffel etwas Bromjod und löse
                              es in etwas Schwefeläther, so daß man eine gesättigte Lösung dieser Substanz erhält.
                              Man nehme nun ein Glas- oder Porzellangefäß, am besten von cylindrischer
                              Form, welches wenigstens 2 1/2 Zoll hoch seyn muß; der Boden desselben muß recht
                              eben und der obere Rand genau abgeschliffen seyn, so daß das Gefäß durch eine
                              geschliffene undurchsichtige Glasplatte gut geschlossen werden kann. Ist das Gefäß
                              von Glas, so muß man es mit schwarzem Papier überziehen, um alles Licht abzuhalten.
                              In dieses Gefäß lege man recht gleichmäßig dik lokere Baumwolle, welche aber
                              wenigstens 1 Zoll unter dem Rand des Gefäßes bleiben muß; ein höheres Gefäß und
                              größerer Abstand von der
                              Baumwolle verzögert zwar die Operation, gibt aber mehr Sicherheit in Hinsicht der
                              Gleichmäßigkeit der empfindlichen Schicht Man hebe die Baumwolle von der einen Seite
                              bis zur Mitte des Bodens etwas in die Höhe, gieße eine kleine Quantität
                              Bromjodlösung in das Gefäß, deke die Baumwolle schnell darüber und verschließe das
                              Gefäß mit der Glasplatte. So verschlossen lasse man das Gefäß eine halbe Stunde oder
                              länger stehen, damit sich die Baumwolle recht gleichmäßig mit den Bromjoddämpfen
                              durchziehe, dann öffne man es einige Minuten, damit sich die ersten starken Dämpfe
                              zerstreuen, wobei es gut ist durch Wehen einen Luftzug hervorzubringen. Befolgt man
                              diese leztere Vorsicht nicht, so wird man in der Regel im Anfang eine zu starke
                              vorherrschende Wirkung des Broms bemerken, und man kann dann den Apparat nicht wohl
                              ohne vorherige Jodirung der Platten gebrauchen. Dieß scheint daher zu kommen, daß
                              man, um nicht zu wenig Brom zu haben, gewöhnlich bei der Bereitung des troknen
                              Bromjodids etwas zu viel Brom nimmt, und dann beide Bromjod-Verbindungen, die
                              feste und die flüssige, vermengt bekommt; in lezterer ist aber das Brom
                              vorherrschend. Es hat mir geschienen, als könne man auf dem hier beschriebenen
                              Apparat auch die leztere flüssige Verbindung recht gut gebrauchen, wenn man neue
                              Platten bis zur goldgelben Farbe vergoldet, aber nur leicht gelb vorjodirt, und sie
                              dann bis zum Roth über dem Bromjod läßt; ich habe jedoch hiermit nur ein Paar
                              Versuche anstellen können, die zwar sehr gut gelangen, der Zahl nach aber nicht
                              hinreichend sind, um über diese Frage zu entscheiden. Für das trokne Bromjod ist das
                              vorherige Jodiren überflüssig, es würde dieß nur der Empfindlichkeit nachtheilig
                              seyn; man sezt die Platten unmittelbar den Dämpfen des troknen Bromjods aus bis zur
                              rothen Farbe. Bekommt bei dem ersten Versuch eine gute Platte schnell weiße Punkte,
                              so muß man den Apparat noch etwas lüften. Man braucht nun noch einen hölzernen
                              lakirten Rahmen, in welchen die Platten mit ihrer Fassung gelegt werden, und welcher
                              beim Bromiren an die Stelle der Glastafel kommt; dieser Rahmen muß auf dem Gefäß
                              leicht im Kreis gedreht werden können, damit sich die Platten recht gleichmäßig
                              bromiren, und nach jedem Bromiren wird derselbe wieder durch die Glastafel ersezt.
                              Mein so vorgerichteter Apparat wirkte drei Tage hinter einander ohne neues Zugießen
                              von Bromjodlösung sehr konstant, und ich habe damit gerade meine schönsten Bilder
                              erhalten; als er aber acht Tage lang ungebraucht gestanden hatte, schien das Brom
                              größtentheils verflüchtigt und hauptsächlich nur Jod zurükgeblieben zu seyn, man muß
                              dann frische Lösung zugießen. – Ich verfiel auf dieses Verfahren erst kurze
                              Zeit vorher, als ich
                              meine Versuche schließen mußte, und habe daher über dasselbe nicht so viele
                              Erfahrungen sammeln können, als z.B. über die Anwendung des Bromwassers; ich glaube
                              es jedoch mit Recht den Praktikern zur Vervollkommnung empfehlen zu dürfen.
                           Hier muß ich bemerken, daß bei einer Auflösung von Jod in Schwefeläther sich
                              allmählich Jodwasserstoffsäure, und bei einer Auflösung von Brom in Aether sich
                              allmählich Bromäther und Bromwasserstoffsäure bilden; es ist daher nicht
                              vorauszusehen, daß die Lösung von Bromjod in Aether sich lange constant halten
                              sollte, weßhalb man wohl thun wird, sie nur immer in kleinen Quantitäten zu bereiten
                              und möglichst frisch anzuwenden. Jedoch wirkte eine solche Lösung, die an einem
                              dunklen Ort aufbewahrt worden war, nach vier Wochen noch ganz gut.
                           Alle Lösungen von Brom und Jod, die ich versuchte, zeigten sich für die Photographie
                              nicht bequem, wenn eine schnelle Säurebildung in ihnen stattfand. Wenn auch eine
                              solche Lösung im Anfang, so lange die Säurebildung nicht bemerkbar war, gut
                              photographisch wirkte, so hörte sie doch auf brauchbar zu seyn, sobald sich eine
                              saure Reaction bemerkbar machte. Ich halte daher die Bildung der erwähnten Säuren in
                              den photographischen Substanzen, vor der Einwirkung des Lichts auf die Platte, als
                              nachtheilig für den photographischen Proceß, und für eine Ursache des Mißlingens der
                              Operationen. Deßhalb finde ich auch den Schwefeläther nicht für das beste
                              Auflösungsmittel für Jod und Brom zum Gebrauch in der Daguerreotypie, doch kenne ich
                              bis jezt noch kein anderes, welches den Vorzug verdiente, wenn man nicht wässerige
                              Lösungen anwenden will. Man hat mit demselben Uebel, der Bildung von
                              Bromwasserstoffsäure zu kämpfen, wenn man gesättigtes Bromwasser auf längere Zeit
                              vorbereitet, und die Lösung nicht hinreichend gegen die Einwirkung des Lichts
                              geschüzt wird, oder wenn fremdartige Körper in die Lösung fallen. So lange noch
                              flüssiges Brom unaufgelöst auf dem Boden des Fläschchens sich befindet, in welchem
                              man das gesättigte Bromwasser bereitet hat, ist die Bromwasserstoffsäure nicht sehr
                              zu fürchten, wenn man das verdünnte Bromwasser nach der Farbe bereitet; doch muß ich
                              meinen Versuchen nach dafür halten, daß sie auch in diesem Fall der Empfindlichkeit
                              der Platte und Reinheit des Bildes entgegenwirkt, und man wird daher immer wohlthun,
                              alles zu vermeiden was ihre Bildung begünstigen kann. Derselbe Umstand der leichten
                              Säurebildung hat mich verhindert die Anwendung der wässerigen Lösungen von Chlorjod
                              mit Brom weiter zu verfolgen; die verschiedenen Verbindungen, welche ich versuchte,
                              wirkten zwar
                              anfänglich alle recht gut, zeigten sich aber der leichten Säurebildung wegen sehr
                              unbeständig.
                           Zur Abmessung einer bestimmten Quantität Brom oder gesättigten Bromwassers bediene
                              man sich lieber einer kleinen graduirten Sprize, welche oben mit Kautschuk
                              zugebunden ist, statt der gewöhnlichen französischen mit Stempel.
                           Nach Gmelin's Handbuch der Chemie, vierte Ausgabe, gibt es
                              zwei Verbindungen von Brom und Jod, und zwar die feste, Bromjod im Minimum, von
                              welcher schon oben die Rede gewesen ist, und die flüssige oder
                              Fünffach-Bromjod; beide sind in der Photographie anwendbar. Die zweite
                              Verbindung erhält man bekanntlich dadurch, daß man nur wenig Jod zu Brom bringt, so
                              daß keine feste Verbindung entsteht und noch etwas Jod ungelöst zurükbleibt. Wie Löwig bemerkt hat, löst sich diese Verbindung reichlich
                              in Wasser, mit Abscheidung des etwa überschüssigen Broms oder Jods. Liegen des
                              vorherrschenden Broms ist es mir nicht gelungen, mit dieser Verbindung ohne
                              vorherige Jodirung gute Resultate zu erhalten. Für Personen, welche eine wässerige
                              Lösung von Bromjod anwenden wollen, dürfte folgende Bereitung derselben die
                              einfachste und zugleich diejenige seyn, bei welcher das wenigste Material unnüz
                              verwendet wird. Man gieße gesättigtes Bromwasser auf ein wenig Jod, und lasse es so
                              12–24 Stunden an einem dunkeln Ort stehen, um eine gesättigte Lösung von Jod
                              zu erhalten; dann gieße man die Lösung ab und seze etwas Brom zu, so daß auf dem
                              Boden der Flasche ungelöstes Brom zurükbleibt, wodurch man sich gegen den Verlust
                              von Brom aus der Lösung, und daher auch gegen eine Abnahme der Empfindlichkeit
                              derselben schüzt. Diese Lösung wendet man dann in einer beliebigen Verdünnung an. Am
                              besten scheint die citrongelbe Verdünnung; die Platten werden goldgelb jodirt und
                              dann bis zum Rothwerden über der Bromjodlösung gelassen; die Verdünnung verfertige
                              man erst dann, wenn man sie nöthig hat. Der Vorschriften zur Verfertigung von
                              Lösungen beschleunigender Substanzen sind so viele gegeben worden, daß es schwer ist
                              alle zu prüfen, doch habe ich deren noch mehrere versucht, die ich hier übergehe.
                              Nur einer Substanz will ich hier noch erwähnen, welche sich der Säurebildung weniger
                              unterworfen zeigte als die übrigen, dafür aber auch den Platten nur eine geringe
                              Empfindlichkeit ertheilte. Sezt man zu gesättigtem Bromwasser tropfenweis etwas
                              weniges einer gesättigten Jodlösung in Spiritus, so bildet sich ein Niederschlag,
                              der fast wie sehr fein zertheiltes Jod aussieht. Gießt man nun die Flüssigkeit von
                              dem Niederschlag möglichst rein ab, und schüttelt lezteren mit destillirtem Wasser,
                              bedeutend mehr als man Bromwasser genommen hatte, so bildet der frühere Niederschlag einen starken
                              schwarzgrauen Schaum, der langsam in Floken zu Boden fällt. Das Wasser färbt sich
                              dabei dunkler als gewöhnliches gesättigtes Jodwasser, wirkt langsam auf die Platten,
                              zeigt sich aber als Lösung einer beschleunigenden Substanz. Diese Lösung hielt sich
                              einige Wochen an einem dunklen Ort ganz unverändert; da ich aber durch dieselbe
                              keine so große Empfindlichkeit erlangen konnte als durch Bromwasser, so habe ich
                              mich mit derselben später nicht weiter beschäftigt.
                           Meine Ansicht über die hier vorzugsweise erwähnten beschleunigenden Substanzen ist in
                              kurzen Worten folgende:
                           Bromwasser mit gehöriger Vorsicht angewendet, ist das sicherste Mittel, um so viel
                              als möglich konstante Resultate zu erhalten.
                           Brom-Jod im Minimum, nach der Farbe angewendet, gibt die schönsten Bilder, ist
                              aber wenig empfindlich.
                           Fünffach-Brom-Jod-Lösung, nach der Farbe angewendet, ist
                              empfindlicher als das vorhergehende Mittel, gibt aber nicht ganz so schöne
                              Resultate.
                           
                        
                           Aussezen der Platten in der Camera obscura.
                           Ueber die Zeitdauer der Lichtwirkung, um ein gutes Bild zu erhalten, läßt sich leider
                              bis jezt leine Regel geben, die auch nur einigermaßen genügend wäre; nur eine große
                              praktische Erfahrung kann hier als Führerin dienen, die aber auch keineswegs sicher
                              ist, denn die Wirkung hängt nicht allein von der Erleuchtung, sondern auch von
                              atmosphärischen Einflüssen ab, die bis jezt noch ganz unerforscht sind. Ich finde
                              mich veranlaßt in dieser Beziehung eine Bemerkung mitzutheilen, die sich mir während
                              meiner Versuche aufgedrungen hat. Drei Wochen hindurch, während welcher Zeit ich
                              täglich mit dem Daguerreotyp arbeitete, herrschten hier häufige Gewitter, die sich
                              wie gewöhnlich erst spät in den Nachmittagsstunden erhoben. An solchen Tagen zeigte
                              nun das Daguerreotyp, ungeachtet sehr scharfer Beleuchtung der Gegenstände, eine
                              ungewöhnliche Unempfindlichkeit, obgleich die Platten ganz nach denen in
                              gewitterfreier Zeit gesammelten Erfahrungen behandelt worden waren. Zeigte sich an
                              einem folgenden Tag das Daguerreotyp wieder wie früher empfindlich, so folgte auch
                              kein Gewitter, so daß ich zulezt aus der Unempfindlichkeit der Platten auf ein
                              kommendes Gewitter schloß, und mich dabei noch nicht getäuscht habe. Ich würde nach
                              anderen Ursachen dieser Erscheinung gesucht haben, wenn nicht einer meiner
                              Bekannten, welcher ganz unabhängig von mir mit anderen Apparaten und an einem ganz anderen Ort der
                              Stadt, zu gleicher Zeit mit dem Daguerreotyp arbeitete, dieselbe Bemerkung wegen der
                              wechselnden Empfindlichkeit gemacht hätte, ohne an den Einfluß von Gewittern gedacht
                              zu haben; derselbe kam zunächst zu mir, um mir die Bemerkung mitzutheilen:
                              „man müsse an verschiedenen Tagen verschieden stark bromiren, um
                                 dieselbe Empfindlichkeit zu erhalten.“ Als die Gewitterzeit vorüber
                              war, habe ich einen so starken und häufigen Wechsel der Empfindlichkeit der Platten
                              nicht wieder beobachtet; in viel geringerem Grad machte er sich jedoch auch dann
                              noch zuweilen wahrnehmbar, so daß ich mir die Bemerkung erlaubte, das Daguerreotyp
                              könne mit der Zeit noch zu einem meteorologischen Instrument werden.
                           
                        
                           Queksilberapparat.
                           Reines flüssiges Queksilber ist jedenfalls dem Amalgam von Soleil vorzuziehen; gegen das Sprizen des Queksilbers schüzt man sich
                              einfach dadurch, daß man einen mit Gas überzogenen Holzrahmen in den Apparat legt
                              und hierauf lokere Baumwolle dekt. Das Queksilber muß man von Zeit zu Zeit mit einer
                              Feder von dem Queksilberhäutchen reinigen, welches sich auf seiner Oberfläche
                              bildet. Auch von Seiten des Queksilberapparats kann in Folge eingesogener Bromdämpfe
                              eine nachtheilige Rükwirkung auf die Platte eintreten, ich habe dieß aber nur einmal
                              bei einem meiner Apparate beobachtet; einige Tropfen flüssigen Ammoniaks und
                              Aussezen des Apparats in die freie Luft half auch hier, wie bei der Camera
                              obscura.
                           
                        
                           Waschen im unterschwefligsauren Natron.
                           Das Waschen der Platten im unterschwefligsauren Natron würde mir zu keiner besonderen
                              Bemerkung Veranlassung gegeben haben, wenn es sich nur um solche Bilder handelte,
                              welche nicht mit der Fizeau'schen Goldsolution vergoldet
                              werden sollen; will man aber dem Bilde diese lezte Vollendung geben, so kommt auch
                              auf die eben in Rede stehende Operation viel an. Um bei der Vergoldung ein reines
                              Bild zu erhalten, muß das Natron die empfindliche Schicht in ihrer ganzen Ausdehnung
                              möglichst zu gleicher Zeit und gleichmäßig angreifen; deßhalb rühre oder schüttle
                              man die Natronlösung vor dem Hineinlegen der Platten vorher durch einander, und
                              lasse so viel als möglich die Platten so in die Lösung fallen, daß sie von derselben
                              gleichzeitig ganz bedekt werden; dann schüttle man die Platten in der Lösung hin und
                              her, bis sie sich von der empfindlichen Schicht ganz befreit zeigen. Das Verfahren,
                              die Platten vorher in reines Wasser und dann feucht in das Natron zu legen, ist nicht zu verwerfen,
                              weil alsdann die Natronlösung leichter die empfindliche Schicht gleichmäßig
                              angreift; die Platten mit Spiritus zu benezen, halte ich aber weder für nöthig, noch
                              gerade für vortheilhaft, im Gegentheil habe ich einigemal gerade dadurch Fleken auf
                              die Platte bekommen. Reinigt sich die Platte ungleich, so daß sich auf derselben
                              Fleken zeigen, wo die empfindliche Schicht länger haftet als an anderen Stellen, so
                              ist schon wenig Wahrscheinlichkeit, durch die Vergoldung ein reines Bild zu
                              erhalten, denn jene Fleken treten beim Vergolden in der Regel wieder hervor. Es
                              gelingt zwar zuweilen diese Fleken, sobald sie beim Vergolden hervortreten, noch zu
                              vernichten, indem man die Lampe unter der Platte so führt, wie man einen Pinsel
                              führen würde, um Fleken zu verwaschen, jedoch hilft dieß Mittel nicht immer. Bedient
                              man sich statt des unterschwefligsauren Natrons einer Kochsalzlösung und zugleich
                              einer galvanischen Wirkung, indem man einen Zinkstab langsam auf dem Rand der Platte
                              herumführt und einzelne Stellen der Platte damit berührt, so unterlasse man das
                              Vergolden ganz, denn eben solche Wolkenlinien, wie die Begränzung der empfindlichen
                              Schicht bildet, indem sich dieselbe langsam vom Zinkstab zurükzieht, treten beim
                              Vergolden bleibend auf der Platte hervor, und außerdem wird das Bild noch gewöhnlich
                              grau. Vor dem Aufgießen der Vergoldungsflüssigkeit wasche man jede Platte sorgfältig
                              in destillirtem Wasser, um alles Natron zu entfernen.
                           
                        
                           Vergoldung.
                           Die von Fizeau angegebene Methode der Vergoldung gewährt
                              nicht nur den Vortheil das Bild zu fixiren, sondern sie erhöht auch die Schönheit
                              des Bildes bedeutend; es ist aber gerade diese Operation, bei welcher mir viele
                              schöne Bilder verunglükt sind. Die kalte Vergoldung hat die guten Eigenschaften der
                              Fizeau'schen nur im geringen Grade. Dagegen habe ich
                              aber die Nachtheile der lezteren an ihr nicht bemerkt, doch ist es mir vorgekommen,
                              daß Bilder, durch die kalte Vergoldung fixirt, nach längerer Zeit schwarz und flekig
                              geworden waren, obgleich sie anfangs ganz rein und schön erschienen. Die oben
                              erwähnten Fleken schienen zuweilen ihren Grund im Puzen, zuweilen im Jodiren der
                              Platte zu haben, denn sie wiederholten sich nicht immer auf derselben Platte;
                              dagegen gibt es aber Platten, wo die Ursache dieser Fleken in den Platten selbst
                              liegen muß, denn sie wiederholten sich an derselben Stelle mit ziemlich derselben
                              Form, was man auch immer mit der Platte beginnen mochte. Außer diesen Fleken, deren
                              Ursprung ich mit Sicherheit nicht auffinden konnte, zeigen sich zuweilen bei der
                              heißen Vergoldung auch andere von weißgrauer Farbe, deren Ursachen mir nicht zweifelhaft geblieben
                              sind. Diese lezteren Fleken können außer dadurch, daß beim Waschen im
                              unterschwefligsauren Natron die empfindliche Schicht nicht in allen Stellen
                              vollkommen entfernt wurde, noch entstehen:
                           1) auf einer neuen Platte, in Folge nicht gehörig reinen Puzens derselben;
                           2) auf einer Platte, welche den Queksilberdämpfen ausgesezt worden war, in Folge
                              davon, daß bei dem Schleifen die Platte nicht stark genug angegriffen und deßhalb
                              nicht alles Queksilber gehörig entfernt wurde;
                           3) in Folge, daß nach dem Waschen im unterschwefligsauren Natron die Platte nicht von
                              dem Natron gehörig gereinigt wurde;
                           4) in Folge einer Zersezung der Goldlösung.
                           Vielleicht gibt es noch andere Ursachen dieser Fleken, mir sind aber keine weiteren
                              vorgekommen. Was die unter 1 bis 3 angegebenen Ursachen der Fleken betrifft, so
                              folgt schon aus dem Vorhergehenden, wie sie vermieden werden können, es soll daher
                              hier nur noch von Nr. 4 die Rede seyn. Zur Verfertigung der Goldauflösung habe ich
                              mich immer französischer Materialien bedient und mich genau an Fizeau's Vorschrift gehalten. Die Goldlösung ist mir immer recht gut
                              gelungen, sie war in der Regel rein und wasserklar; allein sie zeigte sich als eine
                              ziemlich unbeständige Verbindung. Im Anfang wirkte die Lösung recht gut, gewöhnlich
                              zeigten sich aber bald weiße Floken in derselben, und dann entstanden auf den
                              Platten auch weiße Fleken, überhaupt wirkte sie dann schlechter als früher. Man kann
                              eine solche Lösung wieder ganz brauchbar machen, wenn man sie auf ein Filtrum
                              bringt, und dann mehr neue Goldlösung, von 1 Theil Chlorgold auf 500 Theile Wasser
                              zusezt. Wie viel Chlorgold man aber in solchen Fällen zusezen muß, kann ich nicht
                              sicher bestimmen; etwas zu viel Gold hat aber keinen erheblichen Nachtheil, die
                              Bilder erhalten höchstens einen schwachen Goldton, der keineswegs unangenehm ist.
                              Jedenfalls darf man aber nicht so viel Chlorgold zusezen, daß die Flüssigkeit eine
                              bemerkbare Färbung zeigt, wenn man den Goldton vermeiden will. Eine Quantität
                              Goldlösung habe ich auf solche Weise dreimal glüklich verbessert. Mißlingt die
                              Goldlösung bei der ersten Verfertigung, so daß sie sich etwas bräunlich färbt, so
                              kann man sie auf dieselbe Weise verbessern wie die flokig gewordene. Kleine Platten
                              braucht man nach der Vergoldung nicht mit siedendem Wasser zu waschen, sondern man
                              spüle sie nur mit kaltem Wasser rein ab, fasse sie an einer Eke mit einer Zange und
                              erhize sie an der anderen Eke mit einer Spirituslampe, indem man die Platte etwas
                              geneigt hält; sobald das Wasser anfängt sich zurükzuziehen, blase man stark auf die Platte
                              und folge dem Rand des Wassers mit der Lampe nach. Um dieß Verfahren anzuwenden, muß
                              man sich aber zuvor darin üben, sonst thut man besser die Platten mit kochendem
                              Wasser zu waschen.
                           
                        
                           Mittel die Dike der empfindlichen Schicht zu
                                 erhöhen.
                           Es ist hinreichend bekannt und schon mehrfach besprochen worden, daß alle Bilder,
                              welche man mit Benuzung der im Vorhergehenden erwähnten Mittel erhält, sehr wenig
                              Plastisches haben, und Daguerre schreibt dieß gewiß mit
                              Recht der äußerst geringen Dike der empfindlichen Schicht zu; denn wenn es gelingt
                              diese Dike zu erhöhen, so erhalten auch die Bilder weit mehr Rundung, und zuweilen
                              fast künstlerische Vollendung. Es ist vorgeschlagen worden, die Platten zu diesem
                              Zwek mit ätherischen Oehlen, z.B. Lavendelöhl, Steinöhl etc., zu behandeln, nachdem
                              sie schon gehörig polirt worden sind, und in der That kann man auf diesem Weg zu
                              Bildern gelangen, welche andere ohne dieses Mittel erhaltenen weit übertreffen. Ich
                              habe aber doch bei der Anwendung ätherischer Oehle größere Schwierigkeiten gefunden,
                              als ich erwartete; denn es gelingt nicht immer den Platten durch diese Substanzen
                              einen hinreichend gleichmäßigen Ueberzug zu geben, um ein reines Bild zu erhalten.
                              Am besten gelang mir dieß noch, wenn nach der Auftragung des Oehls und möglichster
                              Abgleichung desselben mit Baumwolle, ich die Platten noch leicht mit Roth, Sammt Nr.
                              2 und Spiritus, und dann noch mit troknem Sammt Nr. 2 überzog. Doch auch dann
                              verunglükten mir die Bilder mehrfach.
                           Eine andere Methode zur Erhöhung der Dike der empfindlichen Schicht ist die von Hrn.
                              Daguerre vorgeschlagene (welche im polyt. Journal
                              Bd. XCII S. 284 mitgetheilt worden ist).
                              Ob außerdem noch andere Vorschläge zu diesem Zwek gemacht worden sind, ist mir bis
                              jezt nicht bekannt geworden. Was nun diese Methode anbetrifft, so kann ich aus
                              eigener Erfahrung versichern, daß man durch dieselbe wirklich zu sehr schönen
                              Resultaten gelangen kann; allein obgleich ich dieselbe nur für Achtelplatten in
                              Anwendung gebracht habe, zeigte sich mir doch, daß dieselbe äußerst zeitraubend ist
                              und aus diesem Grund schon allein schwerlich viele Anwendung finden wird. Hierzu
                              kommt aber noch der Umstand, daß diese Methode mehrere Operationen erfordert, welche
                              nur einer sehr geübten Hand hinreichend gelingen können; überhaupt müssen aber bis
                              zur Jodirung acht Operationen mit der Platte vorgenommen werden, und man kann daher
                              fast nie sagen, worin ein mißlungener Versuch seinen Grund hatte. Daguerre sucht in seiner Methode alles zu vereinigen, was nach schon bekannten
                              Erfahrungen die Schönheit des Bildes erhöhen kann, daher
                           1) die vorläufige Vergoldung der Platte,
                           2) der Gebrauch des ätherischen Oehls,
                           3) der Gebrauch verschiedener Metallsolutionen, auf welche Hr. Daguerre selbst schon früher aufmerksam gemacht hatte.
                           Was Nr. 1 anbetrifft, so bleibt auch hier dasjenige gültig, was über vergoldete
                              Platten schon bei dem Bromiren bemerkt wurde, und in Betreff Nr. 2 müßte ich das
                              wiederholen, was schon oben gesagt ist; es bleibt daher noch Nr. 3 zu
                              betrachten.
                           Daguerre wendet zur Vorbereitung der Silberplatte noch
                              folgende Metalle an: Queksilber, Gold und Platin, und er bemerkt dabei, daß er sie
                              alle für ganz nothwendig zur Erlangung eines vollkommenen Resultats halte, daß aber
                              die Anwendung derselben abgeändert werden könne. Hiemit bin ich einverstanden;
                              allein ich kann bis jezt nicht die Ansicht theilen, welche Daguerre in einigen Worten anzudeuten scheint, in Betreff der Rolle,
                              welche diese Metalle im photographischen Processe spielen. Ich halte nämlich hier
                              das Gold für das wichtigste Metall nächst dem Silber; das Platin dient um die
                              secundären Färbungen zu vernichten, welche durch das Gold bedingt werden, das
                              Queksilber endlich aber zur Amalgamation. Queksilber vor der Jodirung an die Platten
                              gebracht, muß ich nach mehrfachen unter verschiedenen Umständen gemachten
                              Beobachtungen für den photographischen Prozeß eher nachtheilig als förderlich halten
                              und die Photographie würde vielleicht gewinnen, wenn man ein anderes Mittel fände,
                              welches das Queksilber ersezte. Es kann nun zunächst die vorläufige Vergoldung und
                              das ätherische Oehl bei der Behandlung der Platten wegfallen, und man kann sich zur
                              weiteren Behandlung der Platte der Chloride bedienen. Ich seze immer zuvörderst eine
                              Platte voraus, welche nach der im Eingang angegebenen Weise so behandelt worden ist,
                              daß sie zur Vollendung noch der Behandlung mit Sammt Nr. 2, Spiritus und Roth, und
                              dann noch mit Sammt Nr. 2 bedürfen würde. Ueberschleift man nun eine solche Platte
                              mit einem Gemisch verdünnter wässeriger Lösungen von Queksilberchlorid (Aezsublimat)
                              und Goldchlorid, so kann man den Bildern die verschiedensten Farbenspiele ertheilen,
                              je nachdem man mehr oder weniger Chlorgoldlösung zum Queksilber sezt, und man lernt
                              hiebei fast an die Homöopathie glauben. Auch erhielt ich eine solche Zusammensezung,
                              welche mich fast zu dem Irrthum verleitet hätte zu glauben, daß ich ein Mittel
                              gefunden habe, um die natürlichen Farben der Körper wiederzugeben. In der That
                              erhielt ich Bilder eines
                              Gebäudes, in denen der Himmel schwach blau, die Kuppel des Gebäudes graugrün, die
                              Säulen weiß, die Hinterwände gelb waren. Sämmtliche Farben entsprachen denen der
                              Natur, aber nur das Gelb war eben so stark und ganz der Farbe der Wände
                              entsprechend; das Bild erschien, als wenn es schwach illuminirt wäre. Ich überzeugte
                              mich aber bald, daß wenn auch wirklich die natürlichen Farben der Körper hiebei
                              nicht ganz ohne Einfluß waren, das Wesentliche doch eigentlich in der Stärke des
                              reflectirten Lichts liege, weil mit dieser auch die Farbentinten wechselten, so daß
                              z.B. stärker beschattete weiße Gegenstände sich schwach röthlich oder orange gefärbt
                              zeigten. Durch allmählichen Zusaz einer verdünnten Lösung von Platinchlorid kann man
                              nun diese erwähnten Färbungen tilgen, so daß man zulezt höchstens ein schwaches
                              Kirschroth behält, welches nur in sehr schräger Lage des Auges gegen die Platte
                              bemerkbar ist. Zu viel Platin macht die Bilder grau. Wie gesagt, hat man es hier
                              fast mit homöopathischen Wirkungen zu thun; deßhalb mag wohl auch die Beschaffenheit
                              der Materialien nicht ohne Einfluß seyn, doch habe ich darüber keine directen
                              Erfahrungen. Was meine Materialien anbetrifft, so habe ich bei Anwendung der
                              Chloride folgendes Gemisch für das beste gefunden; man löse
                           
                              
                                 1) 1 Theil Queksilberchlorid (Aezsublimat)
                                    in 1400    Theilen Wasser,2) 1 Theil
                                    Chlorgold in 500 Theilen Wasser,3) 1 Theil Platinchlorid in 4000
                                    Theilen Wasser
                                 
                                    
                                    
                                    demGewicht  
                                    nach.
                                 
                              
                           Dieß sind auch die von Hrn. Daguerre gebrauchten
                              Lösungen.
                           Dann nehme man
                           von Nr. 1 1 Th.; von Nr. 2 10 Th.; von Nr. 3 4 Th. dem Volumen
                              nach,
                           und verdünne diese 15 Th. noch mit eben so viel Wasser. Man
                              schüze dieses Gemisch vor starker Einwirkung des Tageslichts, denn es färbt sich
                              darin allmählich schwach violett und wirkt dann nicht mehr so gut. Ungeübte Personen
                              können noch eine stärkere Verdünnung, selbst bis zu 30 Th. Wasser nehmen, man muß
                              dann aber die Platte wenigstens dreimal überschleifen. Die zulezt angegebenen
                              Verhältnisse, welche für meine Materialien die besten waren, können sich mit der
                              Beschaffenheit der Substanzen wohl etwas ändern; es kann aber für jeden Operateur
                              nicht schwer seyn, dieselben mit Rüksicht auf das oben Gesagte für seine Materialien
                              zu modificiren. Das Gemisch muß überhaupt so weit verdünnt werden, daß es die
                              Silberplatten nur kaum bemerkbar angreift; sobald es noch bemerkbar äzt, hat man
                              noch Wasser zuzusezen. Eine Platte, die nun schon so weit geschliffen ist, wie oben
                              angegeben, überschleift man noch zwei- bis dreimal mit Roth, feiner Baumwolle und
                              dem oben erwähnten Gemisch, indem man besonders beim lezten Uebergehen der Platte
                              den Baumwollenballen nur ganz leicht über die Platte führt. Dann übergehe man die
                              Platte noch leicht mit Spiritus, Roth und Sammt Nr. 2, um abzugleichen, und endlich
                              mit troknem weichen Sammt Nr. 2, um alles Roth wegzunehmen, und jodire dann. Die so
                              behandelten Platten werden im Jod leicht blauroth, und dieß scheint auch für sie die
                              beste Farbe zu seyn; den Dämpfen des Bromwassers müssen sie etwas länger ausgesezt
                              werden als gewöhnliche Platten, schon der dikeren Jodschicht wegen. Die Behandlung
                              mit Chloriden macht die Platten sehr empfindlich, man erhält darauf hübsche
                              Ansichten und Porträts; auch kann ich mich über die Unsicherheit der Resultate eben
                              nicht sehr beklagen. Die wahre Vollendung erhalten die Bilder aber immer erst durch
                              die Fizeau'sche Vergoldung.
                           Noch weit schönere Bilder gewährt aber die folgende Methode. Man vollende die
                              Vorbereitung der Platte ganz wie sie im Eingang angegeben ist, dann bereite man sich
                              folgende Gemische:
                           1 Vol. gesättigter Lösung von Queksilbercyanid in destillirtem
                              Wasser,
                           2 Vol. Wasser;
                           ferner:
                           2 Vol. bis 2 1/2 Vol. von einer guten klaren Lösung von Chlorgold
                              und unterschwefligsaurem Natron, wie man sie nach Fizeau
                              zum Vergolden gebraucht;
                           hiezu seze man:
                           2 Vol. bis 2 1/2 Vol. von der oben erwähnten Lösung von
                              Platinchlorid in Wasser, unter starkem Umrühren.
                           Dieses leztere Gemisch seze man nun unter Umrühren zu dem verdünnten Cyanid. Hat man
                              die Proportionen richtig getroffen, so muß das Gemisch klar bleiben, und es muß
                              wenigstens einige Tage stehen können, ohne daß sich ein grauer Niederschlag bildet,
                              wenn es nicht zu stark dem Tageslicht ausgesezt wird. Ich habe mir dieses Gemisch
                              immer nur in kleinen Quantitäten bereitet, mit Hülfe eines Maaßröhrchens von 3
                              Millim. Durchmesser, in welches man die Flüssigkeit mit dem Munde einsaugt. Man
                              reinige aber ein solches Röhrchen jederzeit mit destillirtem Wasser, bevor man eine
                              andere Substanz damit abmißt. Man nehme jezt die fertig polirte Platte, übergehe sie
                              mit Roth, einem Bällchen feiner Baumwolle und der angegebenen Flüssigkeit recht
                              gleichmäßig, und bevor die Platte troken wird, nehme man mit einem zweiten Bällchen
                              das Roth weg, dann beginne man wieder aufs neue mit dem ersten Bällchen und ende mit dem
                              zweiten, endlich nochmals mit dem ersten und dann mit dem zweiten. Weiter gehe man
                              aber nicht; man kann schon mit zweimal aufhören, dann hat das Bild aber weniger
                              Relief. Die Baumwollbällchen bewahre man; gebrauchte sind besser als neue und man
                              kann sie lange benuzen. Man muß diese Operation mit recht leichter Hand machen, ohne
                              auf die Platte zu drüken, und sich bemühen die Flüssigkeit gleichmäßig an der Platte
                              anhaften zu machen. Die Oberfläche der lezteren bekommt ein mattes Ansehen und wird
                              sehr weich; sie muß nun noch abgeglichen werden. Hiezu bedient man sich wieder des
                              Roth, Spiritus und Sammt Nr. 2, und dann des troknen Sammts Nr. 2; hüte sich aber ja
                              auf die Platte zu drüken, um nicht Risse in die weiche Masse zu machen, die dann
                              erst bei der Vollendung des Bildes bemerkbar werden. Ich bin zwar immer recht gut
                              mit Baumwollensammt fertig geworden; solchen Personen aber, die keine leichte Hand
                              haben, möchte ich doch wohl lieber rathen, sehr weichen Seidensammt oder vielmehr
                              noch besser sorgfältig gereinigtes weißes Leder anzuwenden. Ohne Anwendung des Roth
                              gelingt die Amalgamation der Platte schwieriger, sonst wäre es besser diese Substanz
                              wegzulassen; vielleicht findet sich mit der Zeit statt dessen eine andere, welche
                              zugleich photographische Eigenschaften besizt, wodurch die Wirkung noch erhöht
                              werden kann.
                           Die amalgamirte Platte jodirt man roth; man braucht sie aber keineswegs zu verwerfen,
                              wenn sie schon einen blaurothen Schein bekommen hat. Bedient man sich der Lösung von
                              Bromjod in Schwefeläther, wodurch man die schönsten Bilder erhält, so bleibt
                              dasjenige gültig, was oben bei dem Bromiren bemerkt wurde, auch in Bezug auf früher
                              vergoldete Platten.
                           Die nach lezter Weise mit Cyanid behandelten Platten sind etwas weniger empfindlich,
                              als die mit Chloriden geschliffenen; doch habe ich bei geeigneter Bromirung, mit
                              Anwendung des troknen Bromjod, selbst an den trübsten Herbsttagen, in 15 Secunden
                              sehr schöne Bilder auf ihnen erhalten. Nach dem Aussehen der Bilder im
                              Queksilberkasten würde man wenig von ihnen erwarten; man lasse sich aber dadurch
                              nicht täuschen, das Bild liegt hier offenbar unterhalb der Oberfläche des Jod in der
                              Tiefe des Amalgams und erscheint daher verschleiert; erst durch das Waschen im
                              Natron wird das Bild klar. Aber auch dann noch wird es eben nicht scheinen, als
                              gewähre diese Methode einen erheblichen Vortheil, denn dieser zeigt sich erst bei
                              der Vergoldung; hier geht ein gelungenes Bild mit einer Schönheit hervor, wie ich es
                              auf keine andere Weise erhalten habe; denn es zeigt sich massenhaft, fast wie auf
                              klarer Dekfarbe aufgetragen. Mißlungen sind mir bis jezt nach diesem Verfahren Bilder nur dadurch,
                              daß ich sie zu lange in der Camera obscura ließ; dann scheint es als wenn das
                              Amalgam an den Stellen wo das Licht sehr stark wirkte, sich förmlich verflüchtigt
                              hätte. Ich habe versucht bei diesem Verfahren noch ätherisches Oehl in Anwendung zu
                              bringen, aber es glükten mir damit nur wenige Bilder, von denen ich nicht sagen
                              kann, daß sie sich vor den anderen besonders ausgezeichnet hätten. Meine schönsten
                              Bilder habe ich immer vorzugsweise bei bedektem Himmel erhalten. Auf größere als
                              Viertelplatten habe ich die beiden zulezt angegebenen Verfahren nicht
                              angewendet.
                           Die Photographen sind nicht einig darüber, ob die Feuchtigkeit der Luft nachtheilig
                              oder vortheilhaft für den photographischen Proceß sey; meinen Erfahrungen nach
                              glaube ich hierüber Folgendes sagen zu können:
                           
                              1) Eine möglichst trokene empfindliche Schicht auf der Platte
                                 gibt reinere und schönere Bilder als eine solche, die etwas Feuchtigkeit
                                 enthält.
                              2) Wasserdünste in der Luft, so lange sich dieselben nicht auf
                                 der Platte condensiren, bevor die gewünschte Lichtwirkung stattgefunden hat,
                                 sind dem photographischen Proceß im Allgemeinen nicht nachtheilig; ich würde
                                 mich sogar eher zu der Meinung neigen, eine feuchte Luft und kühle Witterung für
                                 vortheilhaft zu halten, als zu der entgegengesezten.
                              3) Selbst starke Condensation von Wasserdünsten aus der Luft auf
                                 die Platten, wenn dieselbe schon aus der Camera obscura genommen, aber noch
                                 nicht den Queksilberdämpfen ausgesezt waren, schadet wenigstens dem Bilde nicht
                                 bemerkbar. Einer meiner Bekannten erhielt unter solchen Umständen sogar einige
                                 Bilder, die sich ohne Vergoldung so stark fixirt zeigten, daß sie nur durch
                                 starkes Abschleifen mit Oehl vernichtet werden konnten; was hier der Zufall
                                 gethan hatte, ist mir künstlich nachzuahmen noch nicht gelungen.
                              
                           Zum Schluß bemerke ich noch, daß der Versuch, die Mondbahn zu daguerreotypiren, mir
                              mit der größten Leichtigkeit gelungen ist, sowohl mit Anwendung des Doppelobjectivs,
                              als auch mit gewöhnlichen einfachen Objectiven. Ich habe diesen Versuch sowohl bei
                              Vollmond, als in den Vierteln wiederholt, und stets Platten angewendet, die mit
                              Bromwasser behandelt waren. Die mit dem Doppelobjectiv erhaltenen Bilder hatten
                              genau die Breite des Mondbildes auf der Glastafel und scharf begränzte Ränder; in
                              den Vierteln hatte der Anfang und das Ende des Streifens eine den entsprechenden Mondrändern ganz
                              entsprechende Form, woraus folgt, daß das Mondlicht fast momentan auf die
                              photographische Schicht wirkte. Bei der Anwendung des Doppelobjectivs zeigt sich im
                              Bilde der Mondbahn jederzeit deutlich ein den Rändern paralleler dunkler Streifen,
                              welcher, so viel die Kleinheit des Bildes, was nur 2 Millimet. Breite hatte, eine
                              genaue Messung zuließ, der Mondzone zwischen 6° S. und 20° N. Breite
                              entsprach; diese Zone ist die am schwächsten photographisch wirkende der
                              Mondoberfläche. Es wäre interessant diese Versuche mit großen Objectiven zu
                              wiederholen, deren sphärische Aberration möglichst corrigirt ist. Mein größtes
                              einfaches Objectiv, welches ich zu diesen Versuchen benuzen konnte, gab zwar für die
                              Mondbahn einen Streifen von 5 Millimet. Breite, und der dunkle Streifen war hierin
                              unzweifelhaft zu erkennen; allein wegen der großen sphärischen Aberration des Glases
                              war das Bild zu unbestimmt begränzt, um eine genauere Messung als die oben
                              angegebene zuzulassen. Begünstigt von einem reinen Himmel, habe ich die totale
                              Mondfinsterniß am 20. Mai/1. Jun. 1844 daguerreotypirt von ihrem Anfang bis zum
                              Eintritt der totalen Verfinsterung; das Bild der Mondbahn gleicht hier einem wenig
                              gekrümmten Elephantenzahn; der dunkle Streifen ist auch hier sichtbar, und man sieht
                              nicht nur deutlich wie die Breite des Mondes allmählich abgenommen hat, sondern auf
                              dem ganzen Bilde macht sich auch eine allmähliche Schwächung der Lichtwirkung
                              deutlich bemerkbar, so daß endlich die sehr wenig stumpfe Spize nur noch schwer zu
                              erkennen ist. Der trübe Himmel verhinderte mich denselben Versuch bei der totalen
                              Mondfinsterniß am 13./25. November desselben Jahres zu wiederholen.
                           
                        
                           Nachtrag.
                           Nachdem der vorstehende Aufsaz schon abgeschlossen war, sind mir noch die Bemerkungen
                              von Valicourt und von Fortin
                              über Bromjodid und Bromjodür im polytechn. Journal 1stes Augustheft 1844 zu Gesicht
                              gekommen. Diese beiden Bemerkungen kommen im Ganzen auf dasselbe hinaus, was oben
                              von mir über die erwähnten Substanzen gesagt wurde. Aus allem geht hervor, daß, um
                              das Maximum der Empfindlichkeit zu erhalten, wenn man mit Brom und Jod operirt,
                              abgesehen von der Bedingung der Reinheit der Silberfläche, man folgende Bedingungen
                              zu erfüllen hat:
                           
                              1) daß auf der Platte mit einer bestimmten Quantität Jod eine
                                 bestimmte Menge Brom verbunden sey,
                              2) daß diese beiden Substanzen in der ganzen Dike der
                                 empfindlichen Schicht möglichst gleichmäßig verbunden seyen.
                              
                           Was die erste Bedingung anbetrifft, so kann man derselben durch alleinige Anwendung
                              einer der beiden chemischen Verbindungen des Jods und Broms nicht genügen, denn
                              Bromjod im Minimum enthält zu wenig Brom für den photographischen Proceß, und
                              Bromjod im Maximum zu viel. Den lezten Fehler kann man durch vorläufiges Jodiren
                              verbessern; den ersten aber durch Bromiren, wo dann das Aussezen der Platten den
                              Dämpfen des Bromjods die Stelle des Jodirens nach der Methode Fizeau's vertritt. Dem Bromschleier sezt man sich in beiden Fällen eben so
                              gut aus, als bei der Methode Fizeau's; deßhalb würde ich
                              bloßen Praktikern immer rathen, lieber von der Forderung einer großen Schnelligkeit
                              der Wirkung etwas nachzugeben, und sich des Bromjods im Minimum zu bedienen,
                              welches, wenn man erst im Gebrauch dieser Substanz gehörig geübt ist, die sichersten
                              und schönsten Resultate gibt; will man aber mit lezterer Substanz die größte
                              Empfindlichkeit erreichen, so ist es gut, die Platten erst bis zum starken Gelb den
                              Dämpfen des Bromjods und dann einige Secunden den Dämpfen des Bromwassers
                              auszusezen, hierauf aber dieselben wieder bis zum Roth über dem Bromjod zu lassen.
                              Beide Verbindungen des Broms und Jods haben meinen Erfahrungen nach die
                              Eigenthümlichkeit, daß das Brom aus ihnen verhältnißmäßig schneller verdunstet als
                              das Jod; Bromjod im Minimum ist beständiger als die andere Verbindung; bereitet man
                              aber die leztere auf die von mir angegebene Weise, so wird durch den Ueberschuß von
                              Brom im Fläschchen der Verlust compensirt.
                           Was die Bedingung Nr. 2 anbetrifft, so erfüllt sie sich bei einfacher Anwendung des
                              trokenen Bromjods von selbst, und mit dem Bromwasser erfüllt man sie durch die oben
                              angegebene doppelte Bromirung. Im Allgemeinen hat man, um diese Bedingung zu
                              erfüllen, abwechselnd die Platten dem Jod, oder dem dasselbe vertretenden Mittel und
                              der beschleunigenden Substanz auszusezen, und diesen Wechsel um so öfter eintreten
                              zu lassen, je diker die empfindliche Schicht werden soll; jedoch dürfte ein
                              zweimaliger Wechsel hinreichend seyn.
                           Kasan, im December 1844.