| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. CXVI., S. 487 | 
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                        CXVI.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Arago, über elektrische Telegraphen.
                           Die Idee eines elektrischen Telegraphen ist nicht neu. Seitdem man weiß, daß die
                              Elektricitaͤt die Koͤrper mit ungeheurer Schnelligkeit
                              durchlaͤuft, hat schon Franklin daran gedacht,
                              dieselbe zur Ueberbringung von Depeschen zu benuzen. Dessenungeachtet ist dieser
                              große Physiker nicht derjenige, welcher diesen Plan einem anwendbaren System
                              angepaßt hat. Die erste ausfuͤhrbare Anlage eines elektrischen Telegraphen
                              findet man in einem, im Jahr 1774 veroͤffentlichten, nur sehr kurzen Bericht,
                              welcher von einem Gelehrten Namens Lesage, einem gebornen
                              Franzosen, herruͤhrt, der sich in Genf niedergelassen hatte.
                           Dieser Telegraph bestand aus vier Draͤhten, die einer vom andern getrennt und
                              isolirt waren. Jeder Draht stand mit einem eigenen Elektrometer in Verbindung.
                           Wenn man nun, je nach Bedarf, eine gewoͤhnliche Elektrisirmaschine durch einen
                              oder den andern dieser Draͤhte entlud, so wurde hiedurch am andern Ende die
                              Bewegung erzeugt, die diesen oder jenen Buchstaben des Alphabetes bezeichnete. Dieses System
                              wurde, wenn ich nicht irre, in der Umgegend von Madrid von Hrn. v. Betancourt, freilich nur in beschraͤnktem
                              Maaßstabe ausgefuͤhrt.
                           Die gewoͤhnliche Elektrisirmaschine, als eine intermittirende
                              Elektricitaͤts-Quelle, wird jezt mit Erfolg durch eine Volta'sche
                              Saͤule ersezt, die einen constanten Strom unterhaͤlt, welcher
                              faͤhig ist vermittelst Metalldraͤhten uͤbertragen zu werden. In
                              Frankreich war es Ampère, in Deutschland Soͤmmering, die schon daruͤber nachdachten,
                              diesen constanten Strom zur Ueberlieferung von Depeschen anzuwenden. Beider Systeme
                              hatten jedoch die Unbequemlichkeit, einer großen Menge isolirter Draͤhte zu
                              beduͤrfen. Der bei uns einzufuͤhrende Telegraph wird jedoch nur einen
                              Draht haben. Mit einem einzigen Drahte wird man alle zu
                              der vollstaͤndigen Uebertragung von Depeschen nothwendigen Signale
                              erzeugen.
                           Die elektrischen Telegraphen scheinen ausersehen zu seyn, alle jezt im Gebrauch
                              befindlichen Telegraphen vollstaͤndig zu ersezen, und dieß ist die einfache
                              Erklaͤrung, warum der Minister des Innern beschlossen hat, die Versuche auf
                              einen außerordentlichen Credit beginnen zu lassen.
                           Man mußte vor allen Dingen wissen, ob der elektrische Strom, welcher die Signale
                              hervorbringen soll, beim Durchlaufen großer Streken, wie unter anderm die Entfernung
                              zwischen Paris und Lyon, sich merklich schwaͤcht; es mußte entschieden
                              werden, ob die Errichtung von Zwischenstationen auf dieser Streke
                              unumgaͤnglich nothwendig sey. Weder die sinnreichen Experimente, welche in
                              England im Augenblik wo die Commission ihre Arbeiten begann, stattfanden, noch die
                              bereits gemachten, wie z.B. auf der Blackwall-Eisenbahn, hatten diese Frage
                              entschieden.
                           Wir betrachteten diese Angelegenheit aus folgendem Gesichtspunkt: Kann man zwischen
                              Paris und Havre den elektrischen Kreislauf dergestalt anwenden, daß ohne
                              Zwischenstationen, und ohne daß derselbe zu sehr geschwaͤcht wird, mit nur
                              einem Draht regelmaͤßige Communicationen bewerkstelligt werden
                              koͤnnen?
                           Die Erledigung dieser Frage ist das erste Geschaͤft, dem sich die durch den
                              Minister des Innern ernannte Commission unterzog.
                           Dieselbe hat laͤngs der Eisenbahn von Rouen uͤber hoͤlzerne
                              Pfosten, von 50 zu 50 Meter angebracht, einen Kupferdraht gezogen. Die angewandten
                              Isolirungsmittel erscheinen vielleicht als uͤberfluͤssige
                              Vorsichtsmaaßregeln, aber bei dem ersten Versuche durfte man nichts
                              vernachlaͤssigen.
                           Vergangenen Sonntag konnten wir zwischen Paris und Mantes, 57 Kilometer Entfernung,
                              operiren: der Erfolg war vollkommen.
                           Der elektrische Strom durchlief zuerst den einen frei in der Luft gespannten und
                              hiezu bestimmten Draht und kam hierauf durch einen andern aͤhnlichen, der
                              unmittelbar unter dem ersteren angebracht war, wieder zuruͤk. Die
                              Staͤrke des Stroms wurde vermittelst der Abweichung, welche derselbe auf eine
                              Magnetnadel ausuͤbte, bestimmt und gemessen. Die Abweichung war bedeutend.
                              Nachdem dieses abgemacht war, stellte die Commission Versuche an, mit welchem
                              Einfluß der durch den ersten Draht uͤbertragene Volta'sche Strom durch die
                              zwischen beiden Stationen aufgehaͤufte feuchte Erde
                              zuruͤkkaͤme. Dieselben Experimente wurden bereits schon fruͤher
                              in Bayern, Rußland, England und Italien auf weit geringere Entfernungen
                              ausgefuͤhrt.
                           Wir haben gefunden, daß der zu Paris erzeugte, und vermittelst des uͤber die
                              Stuͤzen gespannten Drahtes nach Mantes uͤbertragene Strom durch die
                              Erde viel besser zuruͤkgeleitet wurde, als durch den zweiten Draht, und daß
                              also die die Erde weit besser als Leitungsmittel diente, als der zweite
                              Metalldraht.
                           Die mit den beiden hin- und zuruͤkfuͤhrenden Draͤhten
                              bewirkte Abweichung der Nadel betrug 25°; als aber der zweite Draht durch die
                              zwischen Paris und Mantes befindliche Erdschichte ersezt wurde, belief sich die
                              Abweichung auf 50°.
                           Naͤchsten Sonntag werden wir ohne Zweifel den elektrischen Strom bis Rouen
                              uͤbertragen und zwar dahin laͤngs des metallischen Drahtes,
                              zuruͤk durch die Erde, wobei wir gewiß sind, daß uns die ganze Kraft
                              zufließen wird, welche zur Anwendung telegraphischer Zeichen erforderlich seyn
                              duͤrfte.
                           Man wuͤnscht vielleicht zu wissen, auf welche Weise es moͤglich ist,
                              mit einem einzigen Drahte eine so große Menge verschiedener Zeichen hervorzubringen.
                              Die Frage waͤre also: wie kann man mit dem elektrischen Strome eine intermittirende Kraft
                              erzeugen? Es ist klar, daß die auf dem Ankunftspunkte nothwendige Wiedererzeugung
                              eines auf der Abgangs-Station erzeugten Signals nur vermittelst einer Kraft
                              hervorgebracht werden kann.
                           Die Physiker haben gefunden daß, wenn man den elektrischen Strom durch einen
                              schnekenfoͤrmig um eine Stahlplatte gewundenen Draht gehen laͤßt, die
                              Stahlplatte auf bleibende Weise magnetisirt wird; statt der kuͤnstlichen
                              Magnete kann man sich also mir Vortheil des Volta'schen Stromes bedienen, um die
                              Compaß-Nadeln zu magnetisiren.
                           Ist das Stuͤk Metall, um welches die Elektricitaͤt circulirt, von
                              weichem Eisen, so ist die Magnetisirung nur momentan. Waͤhrenddem der Strom
                              circulirt ist das Eisen magnetisch; es hat Pole wie eine Compaß-Nadel. So wie
                              aber die Stroͤmung aufhoͤrt, kehrt auch das Eisen wieder in seinen
                              gewoͤhnlichen Zustand zuruͤk.
                           Wie Jedermann weiß, haben zwei Massen unmagnetisirtes Eisen, wenn solche mit einander
                              in Beruͤhrung gebracht werden, keine Einwirkung auf einander. Eben so ist es
                              aber auch bekannt, daß eine Masse magnetisirtes Eisen eine Masse neutrales Eisen
                              anzieht. Jedesmal also, wenn auf einer der Stationen der elektrische Strom in eine,
                              eine Masse weichen Eisens umgebende Spirale eintritt, wird diese Masse momentan zum
                              Magnet und kann eine mechanische Wirkung hervorbringen.
                           Durch dieses Verfahren, die magnetische Kraft in einer Masse Eisens hintereinander zu
                              erzeugen und wieder zu zerstoͤren, ist man im Stande auf bedeutende
                              Entfernung die auf der Abgangs-Station angegebenen Signale zu
                              uͤbertragen.
                           Dieses Princip fuͤhrt zu sehr verschiedenen Systemen, unter welchen die
                              Commission noch nicht gewaͤhlt hat. Ich will eines erwaͤhnen: das des
                              Hrn. Morse z.B.
                           Stellen wir uns vor, daß man auf der Station, welche die Signale empfangen soll,
                              einen langen Streifen Papier habe, welcher mit Huͤlfe irgend einer
                              mechanischen Kraft zwischen zwei Walzen fortbewegt werden kann. Das Stuͤk
                              Eisen, von dem ich vorhin gesprochen, und das dazu bestimmt ist, abwechselnd
                              hintereinander magnetisirt zu werden und neutral zu verharren, ist unmittelbar
                              uͤber dem Papiere angebracht und zieht bei seinen Bewegungen einen Pinsel mit
                              sich fort. Ist der Strom im Umlauf, so wird das in diesem Augenblik in magnetischem
                              Zustande befindliche Eisen durch eine andere stationaͤre Masse
                              gewoͤhnlichen Eisens angezogen, und fuͤhrt den Pinsel bis aufs Papier.
                              Hat der Strom nur einen Augenblik gewaͤhrt, so hinterlaͤßt der Pinsel
                              nur einen Punkt; hat er laͤngere Zeit angehalten, so wird der Pinsel, bevor
                              er sich zuruͤkzieht, auf dem beweglichen Papiere einen Zug oder Strich von
                              betraͤchtlicher Laͤnge ziehen. Man kann auf diese Weise in einer
                              Entfernung von 100 Meilen auf das Papier seines Correspondenten z.B. Punkt an Punkt,
                              Punkt an Strich, Punkt zwischen zwei Striche etc. etc. ziehen, und so die Art
                              Signale bilden, die nach Hrn. Joy, einem competenten
                              Sachverstaͤndigen, zu der complicirtesten telegraphischen Correspondenz
                              genuͤgen.
                           Will man sich eine allgemeine Idee von den Apparaten machen, die jezt in England im
                              Gebrauch sind, so muß man sich vorstellen, daß in dem Locale, in welchem die Signale
                              gegeben werden, ein in Grade abgetheilter drehbarer Kreis sich befindet, an welchem
                              jede Abtheilung einen Buchstaben des Alphabetes bezeichnet. So muß man z.B. im
                              Augenblik, in welchem der Kreis ruht, den oberen Buchstaben lesen, um die Depesche
                              zu haben; die Ruhemomente der Abgangs-Station muͤssen sich in
                              derselben Ordnung auf dem Kreis der Ankunfts-Station zeigen.
                           Wir wollen diese Sache naͤher erlaͤutern: der Kreis der
                              Ankunfts-Station ist mit einer Verzahnung verbunden, welche durch ein
                              Stuͤk weiches Eisen zuruͤkgehalten wird; dieses Stuͤk ist der
                              Abweichung unterworfen. So oft ein benachbartes Stuͤk Eisen, welches von
                              einer Spirale umwunden ist, durch den in derselben circulirenden elektrischen Strom
                              magnetisch wird, bewegt sich der Kreis um einen Zahn vorwaͤrts. So wie der
                              Strom unterbrochen wird, nimmt das besagte Stuͤk (der Sperrkegel) wieder
                              seinen fruͤheren Standpunkt ein. Auf diese Weise kann derjenige, der die
                              Depesche abfertigt, auf 100 Meilen Entfernung die Bewegung des Kreises, auf welchem
                              sein Correspondent sie lesen soll, reguliren.
                           
                           Diese beiden Beispiele werden hinreichen. – Als wir diese Versuche begannen,
                              war der einzige noch in Frage stehende Punkt, auf welche Entfernung die Zeichen mit
                              einem einzigen Drahte uͤbertragen werden koͤnnten. Vermittelst
                              mehrfacher Hin- und Herfuͤhrung des Drahtes, der jezt von unsern
                              Stuͤzen getragen wird, werden wir erfahren, ob die Entfernung von Paris nach
                              Lyon der Zwischen-Stationen bedarf oder nicht. Ohne Furcht mich zu
                              compromittiren, wage ich die Behauptung aufzustellen, daß die Resultate des
                              kommenden Sonntags (4. Mai) alle unsere Voraussezungen erfuͤllen werden. Wir
                              werden nicht nur physikalische Versuche gemacht, sondern die Commission wird die
                              Grundlagen eines vervollkommneten Telegraphen begruͤndet haben, der geeignet
                              ist, unserem Lande unabsehbare Dienste zu erzeigen. (Echo du
                                 monde savant 1845, No. 34.)
                           
                        
                           Wheatstone's Apparate zum
                              Messen der Geschwindigkeit der Kanonen- und Flintenkugeln, des Schalles, der
                              Dauer des Blizes etc.
                           Schon seit laͤngerer Zeit hat Wheatstone einen
                              Apparat zusammengestellt, wodurch er die Geschwindigkeit der Kugeln, die aus einer
                              Kanone oder einer Flinte geschossen werden, mit außerordentlicher Genauigkeit mißt.
                              Die Kanone befindet sich zu diesem Zwek in einem doppelten elektromagnetischen
                              Kreise. Ein Metallfaden, der die Verbindung und Schließung des Kreises bewirkt, geht
                              vor der Muͤndung der Kanone vorbei; ein zweiter befindet sich am Zielpunkt.
                              Im Moment des Austritts der Kugel aus dem Laufe wird der erste Metallfaden
                              zerrissen, und dadurch die Schließung des Kreises aufgehoben; sie wird wieder
                              hergestellt bei der Zerreißung des Metallfadens, der sich am Ziel befindet. Die
                              Leitung ist demnach unterbrochen waͤhrend der Zeit welche die Kanonenkugel
                              braucht, um von der Muͤndung der Kanone bis zu dem Ziel zu fliegen, und diese
                              kurze Zeit, die nur einen Bruchtheil einer Secunde darstellt, wird dadurch gemessen,
                              daß zwei Uhren mit dem elektrischen Apparat in Verbindung stehen, deren eine ein
                              wenig schneller geht als die andere. Beide sind gehemmt; die Zerreißung des ersten
                              Fadens hebt die Hemmung der einen Uhr auf; die Zerreißung des zweiten Fadens bringt
                              die andere Uhr in Bewegung, und aus der Differenz beider Uhren kann dann die von der
                              Kugel gebrauchte Zeit mit groͤßter Genauigkeit bestimmt werden. Die
                              mannichfachsten Veraͤnderungen dieser und aͤhnlicher Apparate zur
                              Messung des Falles der Koͤrper, der Geschwindigkeit des Schalles und
                              aͤhnlicher Erscheinungen sind schon von Hrn. Wheatstone theils ausgefuͤhrt, theils moͤglich gemacht. Ja
                              sogar die Dauer der elektrischen Funken und der Blize mißt er auf eine
                              aͤußerst sinnreiche Weise. Eine Scheibe, welche sich um ihre Achse dreht und
                              an einer Stelle einen hellen Radius hat, oder ein im Kreise geschleuderter Funken
                              erscheinen uns bekanntlich als helle Scheibe oder als gluͤhender Kreis,
                              sobald die Schnelligkeit der Umdrehung einen gewissen Grad erreicht, indem die
                              schnell auf einander folgenden Lichtempfindungen in eine anhaltende Empfindung
                              verschmelzen. Ein anderes ist es aber wenn die Scheiben nur momentan, durch einen
                              Funken oder einen Bliz erleuchtet werden. Dann entsteht nur eine momentane
                              Lichtempfindung, und der helle, auf der drehenden Scheibe verzeichnete Strich
                              erscheint in Ruhe als Strich; dauert das Licht etwas laͤnger, so wird die
                              Helligkeit auf der Drehscheibe einen gewissen Raum einnehmen, der um so
                              groͤßer seyn muß, je schneller sich die Scheibe dreht. Auf diesen
                              Grundsaͤzen beruht Wheatstone's Blizmesser. Mit
                              einem Uhrwerk sind leichte Papierscheiben in Verbindung gebracht, welche verschieden
                              schnell sich um ihre Achse drehen – 2mal, 20mal, 200mal in der Secunde. Auf
                              jeder Scheibe wird ein Heller Strich gezeichnet. Wurden nun die drehenden Scheiben
                              durch einen einfachen Funken erleuchtet, so erschienen uͤberall nur Striche;
                              dauerte der Bliz nur 1/2000 einer Secunde, so zeigte sich auf der Scheibe, die am
                              schnellsten drehte, ein Kreisausschnitt von 36 Graden; dauerte der Bliz 1/200 einer
                              Secunde, so erschien die erste Scheibe vollstaͤndig erleuchtet, indem sie
                              waͤhrend dieser Zeit sich einmal vollstaͤndig um ihre Achse drehen
                              konnte; die zweite zeigte einen Kreisausschnitt von 36 Graden; auf der dritten, die
                              sich am langsamsten drehte, erschien der helle Strich nur als Strich in Ruhe.
                           
                        
                           
                           Nachtrag zu der Vorschrift eines Dekgrundes für galvanische
                              Vergoldungen etc. etc.
                           Der von mir (im polytechn. Journal Bd. XCI S.
                                 381) mitgetheilte Dekgrund zur Anwendung fuͤr galvanische
                              Vergoldungen, Versilberungen etc. findet bei den Praktikern immer mehr und mehr
                              Eingang, und ist die Bemerkung gemacht worden daß, wenn derselbe bei sehr concentrirten Cyankalium-Goldloͤsungen
                              (ein Fall, der uͤbrigens in den meisten Faͤllen nicht vorkommt) und
                              bei Erwaͤrmung derselben angewendet wird, er nicht dicht genug halte; daß
                              jedoch dieser Umstand dadurch beseitigt werden koͤnne, wenn der mit
                              Terpenthinoͤhl bereiteten Aufloͤsung des Dekgrundes etwas
                              spirituoͤser Copallak beigesezt wird.
                           Dieses nicht ganz Dichthalten des oben angegebenen Laks tritt jedoch erst dann ein,
                              wenn eine Cyankaliumloͤsung angewendet wird, bei der das Verhaͤltniß
                              von Cyankalium gegen Wasser wie 1 : 10 sich herausstellt. Dr. Elsner. (Berliner Gewerbe-,
                              Industrie- u. Handelsblatt Bd. XV Nr. 10.)
                           
                        
                           Ueber die nicht gänzliche Fällbarkeit des Goldes aus dessen
                              Auflösung durch Eisenvitriol.
                           Es ist allgemein bekannt, daß die Aufloͤsung des Eisenvitriols gebraucht wird,
                              um das Gold aus seiner Aufloͤsung in Koͤnigswasser wieder regulinisch
                              niederzuschlagen; nicht so bekannt scheint es aber zu seyn, daß diese
                              Faͤllung keine vollstaͤndige ist, wie das Resultat nachstehenden
                              Versuchs ergab. Zu einer Goldloͤsung, welche jedoch kein freies
                              Koͤnigswasser, die aber gleichzeitig Zinnchlorid, salzsaures Zinnoxyd
                              enthielt, durch welche Verbindung bekanntlich das Gold nicht gefaͤllt wird,
                              wurde ein großer Ueberschuß einer waͤsserigen Aufloͤsung von frisch
                              bereitetem, voͤllig oxydfreiem Eisenvitriol hinzugesezt und so einige Tage
                              hingestellt, bis die obere Fluͤssigkeit ganz klar geworden war und das Gold
                              als brauner Niederschlag sich gaͤnzlich abgesezt hatte. Nach Abfiltration des
                              Goldes wurde durch die mit Salzsaͤure angesaͤuerte
                              Eisenloͤsung, Schwefelwasserstoffgas hindurchgeleitet, wobei ein hellbraͤunlicher Niederschlag entstand, welcher
                              eben eigentlich hellgelb haͤtte seyn
                              muͤssen, wenn derselbe reines Schwefelzinn gewesen
                              waͤre. Die braͤunliche Faͤrbung kam demnach von einem geringen Ruͤkhalt von Gold her, welcher selbst
                              durch den Ueberschuß von Eisenvitriol nicht niedergeschlagen worden war.
                           Zu einem andern Theil der von metallischem Golde abfiltrirten Eisenloͤsung
                              wurde eine Aufloͤsung von Zinnchloruͤr (salzsaures Zinnoxydul)
                              hinzugesezt, wodurch sogleich die fruͤher klare farblose Fluͤssigkeit
                              eine schoͤnrothe Farbe annahm, jedoch klar blieb,
                              ohne daß ein Niederschlag sich bildete. Diese Reaction zeigt eben so wie die mit
                              Schwefelwasserstoffgas, daß selbst durch den in Ueberschuß zugesezten Eisenvitriol
                              das in der Loͤsung enthalten gewesene Gold nicht
                              gaͤnzlich niedergeschlagen worden war. Da diese Beobachtungen fuͤr die
                              Quantitaͤten-Bestimmung des Goldes in Legirungen von großer Bedeutung
                              ist, so soll durch eine quantitative Analyse einer goldhaltigen Legirung ermittelt
                              werden, wie viel Gold wieder gewonnen wird und wie viel in der Eisenloͤsung
                              zuruͤkbleibt; die zu erhaltenden Resultate, wichtig fuͤr die
                              Wissenschaft sowohl als fuͤr die Technik, werde ich spaͤter
                              veroͤffentlichen. – Ich bemerke nur noch, daß aͤhnliche
                              Verluste an Gold bei der Faͤllung desselben durch Eisenvitriol auch schon von
                              Muͤnzprobirern beobachtet worden sind. Dr. Elsner. (Berliner Gewerbe- Industrie- und
                              Handelsblatt, Bd. XV Nr. 12.)
                           
                        
                           Graham, über Anwendung des zum Reinigen von
                              Steinkohlengas benuzten Kalks.
                           Aus einer Abhandlung, welche Prof. Graham uͤber
                              diesen Gegenstand in der Chemical Society zu London
                              vorlas, geht hervor, daß das trokene Kalkhydrat, welches zum Reinigen des
                              Steinkohlengases benuzt worden ist, wenn es nur einige Stunden, selbst in großer
                              Masse der Luft ausgesezt wurde, keinen Schwefelwasserstoff mehr enthaͤlt,
                              sondern bloß die sauren Oxyde des Schwefels und freien Schwefel; daß es 7 bis 8
                              Procent schweflige Saͤure enthaͤlt, nachdem es mehrere Monate der
                              Luft ausgesezt war und daher in hohem Grade desoxydirend wirken muß. Er empfiehlt
                              solches Kalkhydrat stark zu darren oder zu roͤsten, ehe man es als
                              Duͤnger in der Landwirthschaft anwendet. Dieser Kalk aus den
                              Reinigungsapparaten bietet auch ein Mittel dar, sich wohlfeil unterschwefligsaure
                              Salze zu verschaffen. (Chemical Gazette, Jun. 1845 Nr.
                              63.)
                           
                        
                           Blaßgelbe Metalllegirung, zur galvanischen Versilberung
                              bestimmt.
                           Erwaͤhnte Legirung wurde in Frankreich aus England eingefuͤhrt. Sie
                              dient vorzuͤglich zur Verfertigung von Tischbesteken, welche dann auf
                              galvanischem Wege versilbert werden. Eine sorgfaͤltige Analyse derselben
                              ergab, daß sie bloß aus Kupfer, Zink, Blei und Spuren von Eisen besteht, aber kein Nikel enthaͤlt
                              und zwar in folgendem Verhaͤltnisse:
                           
                              
                                 Kupfer
                                   68,2
                                 
                              
                                 Zink
                                   31,6
                                 
                              
                                 Blei
                                     0,2
                                 
                              
                                 Spuren von Eisen.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Diese Composition hat sonach die groͤßte Aehnlichkeit mit dem Messing der
                              Metalldreher. (Journal de Chimie médicale, Mai
                              1845, S. 237.)
                           
                        
                           Erkennungsmittel, ob Wollen- und Seidenstoffe Leinen
                              oder Baumwolle enthalten.
                           Von den vielen hiezu angegebenen Methoden sind die meisten schwierig
                              auszufuͤhren und erfordern Saͤuren oder andere chemische Agentien.
                              Folgendes sehr einfache Mittel kann, wenn auch nicht in allen, doch in sehr vielen
                              Faͤllen zur genauen Analyse eines Gewebes dienen. – Man schneidet von
                              dem Gewebe ein vierekiges, 1–1 1/2 Zoll großes Stuͤkchen ab,
                              faͤdelt es der Quere und Laͤnge (der Kette und dem Einschlag) nach aus
                              und verbrennt einen Faden nach dem andern am Kerzenlicht. Die Baumwoll-,
                              Hanf- oder Leinenfaͤden verbrennen mit lebhafter Flamme, hinterlassen
                              keinen Ruͤkstand und geben den aͤchten Geruch verbrannten Leinens; die
                              Wollen- und Seidenfaͤden hingegen brennen schlecht und bilden an der
                              Spize eine schwammige Kohle, welche ihre weitere Verbrennung aufhaͤlt; es
                              entwikelt sich dabei ein starker und unangenehmer Geruch, der zu charakteristisch
                              ist, um einen Augenblik einen Irrthum zuzulassen. Es lassen sich mithin die Anzahl
                              der Wollen- und Seidenfaͤden und die der Baumwolle leicht
                              zaͤhlen. Diese vollkommen genaue Analyse erheischt keine wissenschaftlichen
                              Kenntnisse und ist daher Jedermann zugaͤnglich. (Journal de Chimie médicale, Mai 1845, S. 280.) So sehr dieses
                              Mittel in der thierischen Abkunft der einen, und in der pflanzlichen Abkunft der
                              andern dieser Stoffe, folglich in ihrer chemischen Beschaffenheit begruͤndet
                              ist und daher dem Chemiker bekannt seyn muß, verdient es doch seiner Richtigkeit und
                              Brauchbarkeit wegen besondere Mittheilung und Verbreitung in groͤßern
                              Kreisen.
                           – x.
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des gekörnten Klebers in den Spitälern der
                              Seemannschaft und am Bord der Schiffe.
                           Des gekoͤrnten Klebers als eines vorzuͤglichen Nahrungsmittels haben
                              wir schon (S. 118 in diesem Bande des polyt. Journals) erwaͤhnt.
                              Vorzuͤglich eignet sich diese stikstoffreiche Substanz, welche in kleinem
                              Raume eine bedeutende Menge nahrhafter Stoffe einschließt, zur Staͤrkung des
                              Magens, der, noch so geschwaͤcht, sie leicht assimilirt. Der gekoͤrnte
                              Kleber ist daher den besten Sazmehlen vorzuziehen, wie dem Reis, der Tapioca, den
                              Nudelkoͤrnern, welche die stikstoffhaltigen Verbindungen oder den Kleber in
                              viel verduͤnnterm Zustand enthalten und daher in viel groͤßerer Menge
                              gegessen werden muͤssen, um eben so naͤhrend zu seyn, aber auch
                              deßwegen fuͤr Reconvalescenten schwerer zu verdauen sind oder ihnen
                              fruͤher zuwider werden. Ich empfehle deßwegen ihn sowohl zur fetten als magern Suppe
                              fuͤr die Kranken am Bord der Schiffe als Analepticum
                              (Staͤrkungsmittel) zu verwenden, wozu in der Regel 10 Gramme (1/3 Unze)
                              fuͤr die Portion erforderlich sind; in gewissen Faͤllen aber auch die
                              doppelte zu verordnen ist. Mit einem angenehmen Geschmak verbindet er ein
                              sammtartiges Gefuͤhl an den Schleimdruͤsen; im Magen wird er von den
                              Chylusgefaͤßen absorbirt und repraͤsentirt ungefaͤhr 2 Unzen
                              des besten Mehls. Fuͤr den Gebrauch auf Schiffen wird der Kleber in gut
                              zusammengefuͤgte, mit Schiebern verschlossene, 10 bis 15 Kilogr. fassende
                              Kisten verpakt. Lesson, Oberapotheker der Marine. (Echo du monde savant, 1845 No. 38.)
                           
                        
                           Gegen die übertriebenen Anpreisungen des Guano's als
                              Dünger.
                           Schon fruͤher enthielt der Moniteur industriel
                              einen Artikel gegen die uͤbertriebenen Lobpreisungen des Guano, und der
                              Gaͤrtner Paquet, Redacteur des Journal d'horticulture pratique, liefert einen zweiten
                              Artikel nach, der die Richtigkeit des großen Aufhebens darzulegen sucht, welches
                              gewinnsuͤchtige Charlatane einerseits und auf bloße Versuche im Laboratorium
                              sich stuͤzende Gelehrte andererseits von diesem Duͤnger machen. Die
                              Rolle, welche der Guano zu spielen verspricht, ist keine andere, als die aller
                              kuͤnstlichen Duͤngmittel, wie das Laine'sche, Jauffret'sche, sogenannte stikstoffreiche (perazoté), die Universalsubstanz (von
                              welcher die Bouteille zu 5 Frcs. verkauft wird) und viele andere solche
                              Wundermittel. Der Verfasser machte Versuche mit aͤchtem Guano an Melonen und
                              war, wenn er ihn zu 1/12 mit dem Erdreich vermengte, mit welchem bei dieser Pflanze
                              der Boden bedekt werden muß, mit dem Erfolg recht zufrieden; allein die Kosten sind
                              viel zu groß, und am Ende die Fruͤchte doch nicht viel groͤßer; nur
                              die Pflanze war kraͤftiger. Auf feuchtem Rasen that er ebenfalls sehr gute
                              Wirkung, aber nicht bei Anwendung von 300 Kilogr. und daruͤber auf die
                              Hektare, wie er gegenwaͤrtig angepriesen wird, sondern zu beinahe 1500
                              Kilogr., indem man 75 Kilogr. auf einem kleinen Rasenplaz von kaum 5 Acres
                              ausbreitete. Ich brachte, sagt er ferner, in einem Baumgarten einen Schubkarrenvoll
                              Stallmist an den Fuß je eines Obstbaums, und breitete denselben 1 1/2 Fuß weit
                              entfernt vom Stamm auf eine kreisrunde Oberflaͤche aus, die je nach der
                              Staͤrke des Baumes zwischen 1 1/2 und 3 Fuß differirte; die Erde wurde
                              ungefaͤhr 1/2 Fuß hoch ausgegraben, der Duͤnger ausgebreitet und dann
                              die Erde wieder drauf gelegt. Bei zwoͤlf andern Baͤumen, und zwar
                              Pfirsich-, Birn-, Pflaumen-, Kirschen-,
                              Aprikosen- und Aepfelbaͤumen, wurde der Versuch mit Guano angestellt,
                              man ließ dieselben mit obigen gewoͤhnlich geduͤngten Baͤumen
                              abwechseln; der Guano wurde hier mit der 1/2 Fuß tief abgehobenen Erde gut vermengt.
                              Man nahm 1 1/2 Kilogr. Guano fuͤr einen Baum, welche (100 Kil. = 50 Frcs.)
                              auf 75 Centimes zu stehen kamen, waͤhrend der andere Duͤnger nur 65
                              Centimes kostete. Lezterer entsprach den Erwartungen; beim Guano aber wurden alle
                              Wurzeln (mit Ausnahme jener der Pflaumenbaͤume) von einer Art Schimmel
                              bedekt. Bei den Pfirsich- und Aepfelbaͤumen hatten sich die
                              Blaͤtter zusammengerollt; einige wurden von einem Heer von
                              Blattlaͤusen befallen; die Birnbaͤume wurden von einer Art
                              Schwaͤmme (Oecidium cancellatum) heimgesucht,
                              welche sich als rothe Fleken auf dem Laube entwikelten und die Vegetation hemmten.
                              Beim Lauch und allen uͤbrigen Liliaceen und Alliaceen gab der Guano gute
                              Resultate, aber er kam auch zu theuer zu stehen. Aus allem diesem geht hervor, daß
                              es absurd ist behaupten zu wollen, daß ein Hektoliter Guano ebenso viel leistet, wie
                              50 Karren voll guten Duͤngers. Wenn man uns glauben machen will, im
                              Suͤden sey an einem recht heißen Maitag die Feuchtigkeitsanziehung
                              (Hygrophilie) des Guano so groß daß, wenn man die Hand in das Gras einer damit
                              geduͤngten Wiese stekt, sie davon so benezt wird, wie von Wasser,
                              waͤhrend gleich daneben, wo nicht mit Guano geduͤngt war, das Gras so
                              troken ist wie Heu, so ist das laͤcherlich. (Moniteur
                                 industriel, 1845, Nr. 918)